Das Dreisigst Capitel.
Wie ein Mönch von Sewiler das Kloster der Aptey daselbs sehr wolbevespert und bemettet, von der Feind mutwill, Raub unnd Plünderung errettet.

[296] Die Bittergallische Picrocholisten streiffeten, plünderten, raubten, also lang, biß sie gen Sewiler kamen, da übten sie sich erst recht, schlugen Mann und Weib nider, hielten mit mörden, würgen, erschiessen, also hauß, daß (wie dort geschriben steht) ein so weite Höll find man kaum, da all die Toden hetten raum: zogen alles nackend auß biß auff die Viehmagd, brachen alle Trög unnd Kisten auff, mauseten alle Heuser und Gemach auß, wann ihnen ein Nagel zu hoch steckt, warffen sie mit den Faustbüchslin oder Nußbengelin[296] darnach, also wee thats ihnen, wann sie es nit erreichen konten, durchgruben die Wänd, huben die Böden auff, stampfften unnd stiessen mit den Spiessen, zulaustern wo es hol wer: nichts war ihnen zu heiß noch zuschwer, was nicht gehn wolt, trugen sie: suchten die Profei auß, ob etwann ein Goldbergwerck und Schatz darinnen leg: schnitten die Leut auff, nit zusehen, wie Nero, wa sie im Mutterleib gelegen weren: sondern ob sie ein guldenen Eierstock inn den Hennen fünden. Wiewol die Pestilentz inn mehrtheil Heusern war, lieffen sie doch inn alle, und stalen alles was darinnen war, nit daß sich einer darab schaudert: welches wunderlich ist, weil Pfarrer, Caplän, Prediger, Artzet, Scherer und Apotecker, welche sonst die Krancken pflegten zubesuchen, zutrösten, zuheilen, zusalben unnd zuschmieren, alle waren von der Erbvergifftung gestorben oder gewichen, und dise Teuffelsmörder unnd Henckersbuben kam nit ein schauderlin an: wie kompt doch das? Ihrr Herren, ich bitt, gedenckt ihm nach: es ligt mir auch sehr, bricht mir manchen süssen Schlaff, als dem Prediger die frag, warumb das Zanweh im Scherhauß vergehe und inn der Kirchen recht angehe: warumb das Feber in der Kirchen sich mehrt, und im Wirtshauß eher auffhört: warumb die Flöh den Weibern in der Kirchen am auffsetzigsten sein, Die Pest belangend, lehrt ein Genffischer Apostel inn zwoen Questionen, es sey nichts bessers darfür, dann ein gut neu par Schuch, unnd dieselben von dannen gebraucht, biß sie brechen: Oho so käm ich mit Holtzschuhen zu spat. Nach dem nun die Statt also zugerüst unnd außgesacket war, lieffen sie mit hellem geschrey der Abtei zu, aber sie fanden sie wol verrigelt unnd verschlossen: derhalben zog das fürnembst Hör fürüber auff den Furt von Vede, außgenommen siben Fänlin Fußvolcks und zweyhundert Spiser, die da bliben und die Mauren des Klosters stürmeten, auff dz sie den Herbst gar verderbten. Die arme Teuffel, die Mönch, wußten inn solchem trüppel nicht zu welchem ihrer Heiligen sie sich solten geloben: gleichwol auff allen fall läuteten sie ad capitulum capitulantes. Darinn ward beschlossen, das sie ein stattliche Procession halten wolten, mit starcken Ora pro nobis und Litanien contra hostium insidias, und mit schönen Responsen pro pace gespickt und gefütert.[297]

Damals war inn der Aptei ein Mönch, genant Bruder Jan de Capado von Entommingen oder Entmannhausen, ein junger Hach, ein Waghertz, lustig, munter, wacker, hurtig, rund, tratzig, hatzig, wolgesetzt, von wolgelößter Gurgel, von wolbegnadeter freymutigkeit, von wolbevortheilter Nasen, ein geschwinder Horasfertiger, und Paternosterpostierer, ein herrlicher Meßabsatteler, mächtig geübt unnd fertig die Viglien außzubürsten: und es inn einer Summ zubegreiffen, ein rechter Mönch, so je einer gewesen ist, seit die Welt Mönchenzend Möncherei gemönchet und genonnet hat. Ja zum überfluß zu seim Ordus in der materi seins Breviari ein zimmlicher guter Latiner biß zu den Zänen: konnt dannoch Invenimus Messiam von der Meß außlegen, Molossos die Müllerhund für Maulesel, Presbyter, q. præ aliis bibens ter. Sant Dominicus, so viel als donans minus, unnd Dominus q. dormiens minus. Sant Hippolitus, hüpsch poliert. Sant Mattheus Manus Dei: Sant Mauritius ein Mor inn Demut: Sant Damianus, Domini manus. Lucas ein Liecht. Judas, Jubilum dans. Lenhart, legens inn Ara. Corbis, ein Korb, q. curvis virgis. Discus oder tella q. dans escas oder tollo: ciphus, Schaff, q. cibos fovens: cadaver q. caro data vermibus, Schelmenfleisch, fimus, Mist, q. fio mus, dann auß Mist werden Meuß, wers nicht weiß. Pubes. q. pudendorum nubes, scurra, scutellas radens, Schüsselschürer: duo passeres veneunt asse, zwen Platteisel kommen essen: ulcus, Geschwer, vom culdus, durch versetzung der buchstaben oder oli: Magister, ter magis: Solche subtiliteten wußt er all: aber Hebraisch war ihm palea, das Häu aß er nicht: Græcum est, sagt mein Accursius, non legitur: Dann der Prior lehrt ihn, es sey unbillich, Heyliger Geschrifft Maiestat und Raht, einschliessen inn die Regel vom Donat. Nun derselbig Bruder Jan Onkapaunt, da er das geschrey unnd getümmel der Feind in des Klosters Wingarten und Reben höret, lieff er herfür, zusehen was sie guts machten. Unnd als er sicht, daß sie also den Herbst, damit sich ein gantz Jar das Kloster zur ihrem Mettlichem und Vesperlichem durst behalff und erlabet, unbestellt und ungedingt einmachten, stieß ihn das eiferfieber blötzlich an, lieff inn das Chor, da die andere Brüder gantz erschrocken wie unglückhaffte Glockengiesser übereinander[298] sassen und halb grunnen unnd halb sungen Mi, i, i, se, e, e, re, re, re, vi, i, vin, vi, vin, o, o, o, rum, no, o, stro, stro, ro, rum: a, a, fu, u, fu, ro, ro, o, re, nor, no, nor, ma, man, no, nor, um, li, i, i, be, e, ra, ra, no, nos, do, o, do, mi, i, ne, ne, e: unnd rufft. Ja Mi, Mi, Ne, Ne, Botzsacker Ammion, was miet auß euch, was darff es des blehens? Ihr seit mächtig wol beschissen und besungen, Botzelement, was heult ihr lang. Es mühet mich, etwas anderst, ich schiß inn die Bütten, da rein kein Wein mehr kompt: Bei S. Sebastians Heiligen Armbrost, ich raß schier vor eyfer. Adi, adi, ihr lieben Fesser, der Herbst ist eingebracht, die Trauben seind abgelesen. Oder ich sey des Teuffels, wa sie nicht schon inn unserem Kloster sind, unnd so lustig zaun, Reben unnd Trauben abhauen unnd klauben, daß wir bei Sant Otmars warem schimmeligen Maltzenlegelin diß Jar nichts als Daubenseufftzen nach Traubenseufftzen und Hummelwassern werden: Ich aber Traubensaufftze jetzund vor unfallen: Botz Krisam was werden wir arme Teuffel sidher sauffen müssen. Nein, Nein, botz bettel, nein, es wirt sich also nicht thun: O lieber guldener S. Urban von Ensheim, serva mihi potum. Da fieng der Prior an. Ei Ei botz Morgenkrantz, was will der voll Gauch hie? das man mir ihn inn die Prisaun führt, soll er also das Divinum zerstören, Nein, Nein bei leib, sprach der Mönch, laß uns ihn alleweg verhüten, daß man die Win nicht zerstöre. Dann warlich, ihr Herr Prior, trinckt gern den besten, und daß thut jeder, frommer Biderman. Das Edel lebend geblüt, haßt nimmer das Edel Reben geblüt: das ist ein Monocalisch Apophtegma, diß habt von mir, also lautet mein Reimen, zwischen zwo Hopffenstangen. Aber diese Responsa, die ihr da singt, schicken sich bei dem sackerleiden jetzunder nicht. Warumb sind sonst unsere Hore zur Ernd unnd Herbstzeit kurtz, unnd umb den Advent im Winter lang? Machts ein ander mal dest lenger: jetzund ist abbrechens zeit. Weiland Ehrwürdiger gedechtnuß Bruder Matthes Kloppenstumpe, sonst genant Glockenstum, dessen Seel Gott tröst, bei dem heiligen Weihwadel, ein warer eyferer, oder ich sey des leibhafften Teuffels, inn unserer Religion, sagt mir einmol, ich erinner mich noch wol, wie gedachte kürtzung des gesängs seine wolbedenckliche ursach hab, nemlich daß man[299] zu solcher zeit den Wein einbring, auff daß man ihn im Winter einschling. Alles hat seine zeit, bauen hat seine zeit, sagt Salomon, brechen hat auch sein zeit: aber botz dufft, diese Hudler haben die Reben nicht gebauet, und brechen mir darzu die Trauben zur unzeit ab, daß sie die Feiffel bestand, solt ich diß leiden: ich schiß sie ehe voll Seutreck, so freß sie kein Jud. Aber hört mir zu, ihr Herren, percipe vocibus aurem meam: unnd vernembts wol alle ihr andere, die ihr den Wein bei dem Kreutz Gottes auch lieb habt, wann ihr mir folget: botz hinden und vornen, so soll noch mancher den Kopff daran zerlauffen, unnd ihnen wie den Juden die Wachteln bekommen. Dann oder das Glockenfeur schlag mir ins Loch, ich weiß, wan wir wolten den faulen Rucken darhinder thun, wa wir nicht unsere liebe Traubenselige unnd milter gedächtnuß Reben, wolten erhalten bei leben: Bocks marter es daurt mich das schön Kirchengut? wolten wir also unsere Stiffter ehren, das wir das jenig, was sie gestifftet, so liederlich wolten in Wind schlagen? Ha nein, nein, der Teuffel, S. Thomas auß Engelland ließ doch sein leben ob dem heiligen patrimonio, wann ichs auch darüber laß, komm ich so wol ins Marterbuch unnd inn den Calender als er? Hey ich will drumb nicht sterben, dann ich bin der ders andern thut: Wir sind Chrisamskinder: uns rhürt kein Schinder: Botz sackerdam, solt uns einer antasten, er solt bei S. Aßmus heiligen Därmen, den Chrisam auff seinen Kopff bekommen: Was? wir bestehen für all Tausent Teuffel, es hafft kein Schuß an uns, wie an Wollsäcken: wir sind ölig, glatt und hell wie die Ael, truckt mans, so wischts auß, schließt mans, so glitschs auß.

Auff solche red, warff er seine weite kleidung von ihm, erwischt die Sporbierenstang am Kreutz, welchs im Chor war, fein lang als ein Reyßspieß, rund in der Faust, und ein wenig mit Lilgen angemalt, die schier außgelescht waren. Also inn Hosen unnd Wammest mit eim Hartzkäpplin, wischt er hinauß, warff die Flockenstol über die Achsel, und mit der Kreutzstangen über die Rebenfeind, oder viel meher Freund, aber Rebenverherger, schmiß, schlug trescht darauff das die Jupp knapt, dieweil sie ohn einige ordnung, Fanen, Trometen unnd Trommen hin und wider inn des Klosters Reben zerstreyet[300] stackten, und die Trauben abzwackten unnd hackten. Dann die Fendrich hatten ihre Fenlin auff die Maur gesteckt, die Trommenschlager ihre Trommen obenzu abgelassen, und mit Trauben gefüllet, die Pfeiffer und Trommeter ihre Instrument an eim ohrt verstopfft, und die beste Malvasierbören darein gepfropfft oder außgetruckt: Er, solches ihnen zusegnen, überfule sie mit der Kreutzstangen, ohn einig Auffsehen oder Warda schreyend, so dobend und wütig, daß er sie niderschlachtet wie die Schwein: schirmet zur Lincken unnd zur Rechten, nach der Alten weiß zufechten, als ob es Mönch Illzam im Rosengarten wer. Dann die Armen Teuffel konten nit lauffen, so voll hatten sie die Hosen mit Trauben gesteckt, und konten sich nicht wehren, so voll hatten sie die Ermel gesteckt, und konten nit ruffen, so vol stacken ihnen beide Backen. Hieher ihr Herbststaren, sprach er, ich will euch weisen, das noch ärger Teuffel inn der Kappen stecken, als inn euwern zerfetzten Hosen. Etlichen spallt er den Scheitel, daß ihnen das Hirn vor die Füß oder ins Geseß ful, den andern zerrädert und stigmatisirt er händ und füß, etlichen verwirrt er den knickwirten und dz Kropffbein im halß, daß ihn der kopff wackelt wie eim Haß am Sattel, den andern zerschmiß er Weich unnd Lenden, wie einer schleckhafften Katzen, etlichen zermalmet er die Nieren unnd Hanenkäpplin, schmiß ihnen die Nasen unnd Ohren herab, stach ihnen die Augen auß, zerspilt ihnen die Apffelwangen unnd Kifel, schmettert ihnen die Botterzän inn halß, dantzt ihnen auff den Kniescheiben und Armspindeln, zerfoltert ihnen die Flachsadern, schlug ihnen den Puls, das der Hertzbendel kracht, distiliert ihnen das glidwasser, schneutzt ihnen den roten saft auß der Nasen, daß sie sich beseichten wie ein Galgen am Dieb, zerknirscht ihnen die Hauptschüssel, riß die Kopffpfannen auß den fügen und Angel, zerstieß ihnen das Halßzäpflin, beschor ihnen die Schwart, zerquetsch ihnen den Quatschsack, brach ihnen den Ruckgrat, zerplotzt ihnen das Schulterblatt, wan sich einer wolt in die dicke Dornsträuch verstecken, zermörselt er ihm die überige Rippen mit einander, daß er sich inn einander krüppelt wie ein getrettener Wurm, er entnieret unnd stutzt sie wie die Hund. Wann einer floh, firmt er ihm zur letz so ein tröstlichen streich[301] über der Lambdoidischen unnd Ypsiloidischen Commissur oder Näd der Hirnschalen her, das ihm der kopff zu stucken dort hinauß stibet, man hett ihn mit bäsen nit zusammen gefegt. Wann einer ein Baum hinauff klettert, spißt er ihn auff gut Türckisch zum hindern hinein, wie man die Fercklin ansteckt. Wann einer von alter kundschafft ihm zuschrey, Ha bruder Jan mein freund, Mesericordi, Mesericordi, A bruder Jan ich ergib mich. Du must wol, sprach er drauff, doch must dein Seel vor auch den Teuffelen ergeben: Was Messericordi? Messer unnd korden sind genug hie, euch wie die Hünlein zuwürgen. Unnd gleich drauff gab er ihm den segen, das er die Knie zum Maul zog.

Wa sich aber einer gemeid unnd so kün bedunckt, das er ihm under augen zur gegenwehr dorfft tretten, da zeigt er ihm die sterck seiner mäuß unnd fäust. Dan er schlug ihnen den Leib mitten bei der mediastine und dem hertzen entzwei, daß ihnen der Hafen im Magen gleich zerscherbet, und nidersuncken als hett man sie abgemäyet. Andern gab er so ein nasses auff den Nabel, oder tratt ihnen dermassen auff den Tribsack und Seelsack, daß ihnen Kutteln, Kröß und därm herauß, wie dem verräter Judas lappten, oder das biet hernach ging, oder der Arßdarm armes lang rot vor dem fidloch hing, und daß ihnen das zäpflin gar entful, Andern stach er zu den schwestercken hinein, und sucht ihnen die Seel im Arsdarm. Glaubt mir, es war das jämerlichst spectakul, das ie gesehen ward. Etlich rufften Sant Barbara im Thurn, etlich dem Ritter S. Jörg, S. Angstet im Elsaß, etlich S. Nytouche, S. Schonmein. Andere, unsere lieben Frauen von Laureto, de Meritis, von alten Oetingen, zun Einsidelen, zum Pfannenstil, von Heylpronn inn Nesseln, zur Eychen, von Neuenstat an der strasen. Etlich gelobten sich zu S. Jacob gen Compostel, etlich zu dem Heyligen Schweistuch gehn Cammerich, aber es verpran drei Monat hernach so sauber, das nicht ein Fädemlin davon überplib. Etlich zu S. Cadovin, zu Sanct Töngisbild gen Wesel, dem grosen Kreutz gen Stormberg, gen Dundenhausen. Andere zu dem Heyligthumb zu Andechs: Vil zu allen Heyligen, und eilff tausend Jungfrauen, zu den drei Königen gen Cöln, Agulach Magulach (dern einem kurtz zuvor die Perlingestickte Schuch[302] gestolen warn) zu Sanct Cukakille Mäusen, zu Sant Wentzel inn Behem, Sanct Stengel inn Polen, zur beschnitten Vorhaut gen Antorff, zu unser lieben Frauen Nähkörblin gen Hall, zun Heyligen Würffeln gehn Trier: Zu S. Josephs bruch gehn Aach, H. Eselsschwantz gen Genua, zun benedeiten händschuhen gehn Rulle, zu dem drey füsen des Palmesels gehn Birnbaum. (Dann der viert ist noch zusuchen) Unnd wa einer ein starcken Christoffel wußt.

Etlich starben ohngeredt, etlich redeten ohngestorben, etlich starben und redeten, etliche redeten unnd starben. Andere rufften von heller Stimm, Confessio, Confessio, Confiteor, Miserere, In manus. Es war ein solch geschrey von erschlagenen, daß der Prior mit allen seinen Mönchen hinauß gieng, unnd als sie die arme Leut also tod und verwund inn denn Reben ligen sahen, erbarmeten etlich sich über sie, höreten etlich Beicht. Aber under des die Priester beicht hörten, liefen die junge Mönchlin alle an dz ohrt, da bruder Jan sich prauchet, unnd fragten Fr. Iohannes, können wir dir helffen? da sagt er, macht den schelmen allen kragab. Flugs sie hin, werffen ihre Kappen oben auff den nechsten Rebenhalter, fangen an wetzen unnd schleiffen, wie der best Säumetziger, und stechen den Feinden, wie den Hünlin die Gurgel ab, unnd fertigen sie also inn ein par stunden hinweg: So bald lehrnt das Kalb von der Ku: So gern greiffen die nach dem messer, denen es verbotten ist. Wist ihr mit was eisen unnd messer sies thaten? Mit schönen guvetlin unnd stümpflin, welchs kleine halbe Messerlin sind, damit die kinder diser Land die Nuß schelen und ergrübelen, gestalt wie die Taschenmesser: darvon die Seckelabschneider ein muster genommen.

Mitler weil kam unser bruder Veit mit seinem Hoppenstock in der feind schantz. Etlich auß den Mönchlin namen flugs die Fänlin in ihre Cellen, Hosenbendel darauß zumachen. Aber da die, welche gebeicht hatten, über denselbigen Schantzwal wider davon wolten, gab unsere Weineifferiger Rebenschirmer dieser Rebenstürmern die Letz mit guten streichen, sprechend, dise haben gebeicht und gereuwet, unnd Ablaß bekommen, darumb werden sie also Par inns Paradiß fahren, wie ein Säns inn Sack, und ein Sau inns[303] Mäußloch, fein ebens Pfades wie der weg auff Dornstett. Ich will ihnen mit der kreutzstang den weg weisen, weil doch die crucifix auff den kreutzstrasen den Weg weisen müssen: O sie sterben jetz in ihren grösten ehrn, wie der Jud, welchen der Jungherr auß dem schiff zu tod daucht unnd taufft. Dann so das Himmelreich der Armen ist muß man sie arm behalten.

Also ward durch unsers Bruders manlichkeit das gantze Hör, welchs in das Kloster nidergestaret war, erlegt, auff die dreitzehen tausend, sechs hundert, zwen unnd zweintzig, ohn die weiber und kleine Kinder, dann solchs versteht sich allzeit. Der Waltpruder Maltgiß, von dem inn den geschichten der vier Sön Haimons (so auff eim Pferd Ritten) geschriben steht, hat sich sein lebenlang nie so dapper wie ein Wapner mit allem seim Pilgerstab wider die Zarrazenen gehalten, als hie unser Bruder Jan wider die Picroscholler mit seiner Kreutzstangen: Hei der solt Abt zu Fulda werden, der könt mit den Bischoflichen von Hildesheim auff dem Tag umb die session herumb huddeln: Ja er solt Bischoff zu Cölln werden, der köndt den Grafen von Bergen inn ein Eisenkorb setzen, und ihn zur Sommerzeit mit Honig beschmiren, daß ihn die Mucken zu tod stechen. Also muß man das Geistlich gut schützen: ein jeder stand sein gut, der Geistlich sein Geistlichs, der Weltlich sein weltlichs: die Fäust sind den Geistlichen nit umsonst gewachssen: ihr Recht gebiet nicht vergebens, man soll keinen weihen, er hab dann sein Glieder all, sey Glid gantz, sey gang hällig, geng unnd geb, am schrot unnd Korn unmangelhafft, hab Haar am Weihwadel. Wie meint ihr versammelte Herrn, wann diser brauch auffkäm, ob auch Kriegsleut widern Türcken würden mangeln? Dann noch vil solcher eyfferiger Kuch unnd Kirchgutschirmer vorhanden, denen, wann sie das guts Kropffstöpffig geniessen, der gallenkoderig eyffer auch also auffkoppet: die es nicht thun wolten, solt man als nicht Manns werd nicht Mansgliedgantz lassen, unnd recht Mönch auß ihnen machen, unnd ihnen die außgebrochene Zän zum Paternoster an Halß hencken, daß man sie an diesen Judenringlein vor andern Geist unnd Fleischwürdigen erkente. Was bemühet unnd bemüdet dann ihr ungeweihete Reuterkerles und hoppenbrüder lang[304] euwer Gäul, unnd versucht euwer heyl, zuschützen der geweiheten theyl: Die es erbettelt haben, die werdens auch wol schützen, ohn euwer Pulverpflützschen unnd Rorschützen: ein geweiheter Kreutzbruder, ein geweihet Kreutzstang, ein geweiheter Kreutzesel können vil thun, wan sie ein Fr: Capistranum haben, der tapffer wider ihr feind Bannodamnodemantisch das Kreutz Predigt.

Quelle:
Johann Fischart: Geschichtklitterung (Gargantua). Düsseldorf 1963, S. 296-305.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Diderot, Denis

Die Nonne. Sittenroman aus dem 18. Jahrhundert

Die Nonne. Sittenroman aus dem 18. Jahrhundert

Im Jahre 1758 kämpft die Nonne Marguerite Delamarre in einem aufsehenerregenden Prozeß um die Aufhebung ihres Gelübdes. Diderot und sein Freund Friedrich Melchior Grimm sind von dem Vorgang fasziniert und fingieren einen Brief der vermeintlich geflohenen Nonne an ihren gemeinsamen Freund, den Marquis de Croismare, in dem sie ihn um Hilfe bittet. Aus dem makaberen Scherz entsteht 1760 Diderots Roman "La religieuse", den er zu Lebzeiten allerdings nicht veröffentlicht. Erst nach einer 1792 anonym erschienenen Übersetzung ins Deutsche erscheint 1796 der Text im französischen Original, zwölf Jahre nach Diderots Tod. Die zeitgenössische Rezeption war erwartungsgemäß turbulent. Noch in Meyers Konversations-Lexikon von 1906 wird der "Naturalismus" des Romans als "empörend" empfunden. Die Aufführung der weitgehend werkgetreuen Verfilmung von 1966 wurde zunächst verboten.

106 Seiten, 6.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier. Neun Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier. Neun Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Dass das gelungen ist, zeigt Michael Holzingers Auswahl von neun Meistererzählungen aus der sogenannten Biedermeierzeit.

434 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon