Eilftes Kapitel

[134] Aber wie schlug sie sie auf! – ich dachte sie würde mit dem ersten Blicke mich tödten. – Jetzt sah sie auf den Hund; und stieß ein durchdringendes Geschrey aus.

Milly stürzte erschrocken herein; und blieb wie versteinert als sie ihre Gebieterin mich laut als einen Mörder anklagen hörte.

»Ein Mörder!« – rief sie – o Gott! wen hat er denn ermordet? –

Statt aller Antwort zeigte Amalia auf den Hund; und warf sich wimmernd neben ihn hin.

Ich wollte sie aufrichten, aber wüthend stieß sie mich von sich.[134]

»Aus meinen Augen!« – schrie sie – »und daß ich dich niemahls wieder erblicke!«

Ich bat, ich flehte, – vergebens! – auch Milly sah jetzt mit Abscheu auf mich.

»Milly« – rief ich – »bey Gott! ich bin unschuldig! – sie hat mich gereizt! hat mich auf das Aeußerste gereizt!

Diese Beschuldigung trieb Amaliens Wuth bis zur Raserey. –

Ich hatte ein Weib geliebt; aber das war kein Weib, das war kein menschliches Wesen mehr, was ich da vor mir sah. –

Meine Liebe entfloh; und das Gefühl wie tief ich gekränkt war, kehrte in seiner ganzen Stärke wieder zurück.

»Ruhig Madame! ruhig« – rief ich – »was Sie wünschen soll geschehen! auch ich verlange nicht Sie wieder zu sehen! – trösten Sie sich! Hannibal ist zu ersetzen! –[135]

In der That! ich ruhte nicht eher, bis ich einen eben so großen und noch schönern Hund aufgetrieben hatte. Diesen schickte ich der Gräfin, mit einem Zettel, den sie wahrscheinlich Niemand mitgetheilt haben wird; und kündigte Heinrichen an: daß ich entschlossen sey morgenden Tages Berlin zu verlassen.

Nichts von Allem was er mir einwandte, vermochte etwas über mich; und ich reiste mit dem festen Entschlusse ab: eine vollgenügende Rache an dem ganzen weiblichen Geschlechte zu nehmen.[136]

Quelle:
Karoline Auguste Ferdinandine Fischer: Gustavs Verirrungen. Leipzig 1801, S. 134-137.
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