Zweites Kapitel.

[126] Das neue Kammermädchen war kaum zwei Tage da, als Herr von D. bereits Jagd auf sie machte. Es war ein alter Libertin, der sein junges schönes Weibchen nicht zu schätzen wußte. Ich muß sie haben! sagte er bei sich selbst: und sollte mir's tausend Thaler kosten.

Von nun an schlich er Jeanetten auf allen Schritten nach; Bitten, Geschenke, Schmeicheleien, nichts wurde gespart. Dennoch schien Jeanette ein Felsenherz zu haben, und wies ihn oft mit vielem Nachdruck ab.

Ich habe keine Zeit! hieß es gewöhnlich, so schlüpfte sie in das Zimmer der gnädigen Frau. Wirklich war sie unaufhörlich bei dieser beschäftigt, und wußte sich mit jedem Tag in ihrer Gunst fester zu setzen.[126]

Herr von D. war ein Praktikus. Er hatte so manche Spröde erweicht, und verzweifelte auch dießmal nicht. Jeanette mochte ihm noch so verächtlich begegnen, sein Betragen blieb so zärtlich, als vorher. War es die Folge seiner Beständigkeit, oder die Allmacht seiner Dukaten – kurz, Jeanette schien endlich menschlicher zu werden, und fieng an, ihm Gehör zu geben.

Die erste Approche war gemacht; die andere kostete wenig. Drei Tage nachher waren sie im Reinen. Herr von D. zahlte fünfzig Dukaten, und Jeanette versprach, ihm eine Nacht zu schenken. Er sollte zu ihr kommen und ihre Kammerthüre offen finden.

Quelle:
Christian Althing: Dosenstücke, Rom; Paris; London [o.J.], S. 126-127.
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