Zwölftes Kapitel.

Halt! Halt!

[59] Aber theuerster Solting! sagte eine zärtliche Stimme: Sie sprechen nicht?

Hören Sie, Herr Oberster! sagte der Graf,[59] und stieß ihn an den Arm. Der Oberste antwortete nichts.

Nach allem, was ich für Sie gethan habe, fuhr die Stimme fort: nach diesen zärtlichen Beweisen meiner innigsten Liebe, soll ich keine Versicherung von Ihrer Treue erhalten?

Glauben Sie's nun, Herr Oberster? fieng der Graf abermals an: sie spricht von Beweisen!

Reden Sie, Theuerster! fuhr die weibliche Stimme fort: mein Gott! Quel accident! – Solting! liebster Solting! Hat Sie das Vergnügen stumm gemacht?

Alle Wetter! murmelte der Oberste: Laß mich kommen, ich will die Zunge schon lösen!

Man schien aufzustehen. – Um Gotteswillen! sagte die weibliche Stimme: was ist das? – Ich glaube, er hat die Sprache verloren! – Man schien fortzugehen.

Aber in dem Augenblick stürzte der Graf und der Oberste herzu. – Halt! Halt! schrieen beide, und wollten zugreifen. Doch die Mannsperson entsprang, und sie hatten nichts als die Dame.

Ah mon Dieu! Je me meurs! rief eine Stimme, die den Grafen entsetzte. Er zog seine Blendlaterne vor; es war seine Gemahlin.

Hahaha! Hahaha! rief der Oberste, und[60] wollte närrisch werden. – Um Gotteswillen, erhitzen Sie sich nicht! Halten Sie sich an den Liebhaber! Ich bitte, Herr Graf! – Sie armer Mann! – Nun, ich condolire von Herzen!

Der Graf schien vom Donner gerührt zu sein. – Comment Madame? – aber sie war in Ohnmacht gefallen.

Es wird kalt, sagte der Oberste spöttisch: ich recommandire mich, Herr Graf!

Quelle:
Christian Althing: Dosenstücke, Rom; Paris; London [o.J.], S. 59-61.
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