Eilftes Kapitel.

[57] Voyez vous!

Sein Plan war gemacht er verdoppelte seine Spione, und ließ den Baron auf allen Schritten bewachen. Die Oberstin wußte es, aber was wagt die Liebe nicht? Man wählte einen dritten Ort, um sich zu sehen, und der Graf erfuhr alles.

Die Nacht brach an; er hatte seine Spione postirt; es war der Garten des Prinzen. Man sieht einen Herrn, und gleich nachher auch eine Dame eingehen. Der Graf schleicht mit dem Obersten nach, und alle Thüren werden verschlossen.

Nun, lieber Oberste! sagte er triumphirend: jetzt werden Sie mir endlich glauben.

Wir wollen sehen! gab der Oberste unwillkürlich zur Antwort.

Der Graf: Nur eins muß ich Sie bitten: werden Sie nicht hitzig; vergreifen Sie sich nicht an Ihrer Frau! Lassen sie alles dem schändlichen Verführer entgelten!

Der Oberste: Wer der Henker mag sich in solchen Augenblicken besinnen! Aber sagen Sie mir, was würden Sie thun?

[58] Der Graf: Ich würde ihn niederstoßen!

Der Oberste: Und die Frau?

Der Graf: Ich würde sie ein Jahr lang einschließen lassen, und nachher ihren Eltern zurück schicken. – Machen Sie's eben so!

Der Oberste: Gut! gut! Aber ich denke, ich werde es nicht nöthig haben; es wird am Ende doch nur eine Comödie sein.

Der Graf: Glauben Sie's nicht, lieber Oberster! Sie werden mit Händen greifen können.

So sprachen sie heimlich zusammen, und giengen aus einer Allee in die andere. Noch hatten sie nichts gesehen, und der Oberste fieng an, den Grafen auszulachen, als sie hinter einem Bosquet ein kleines Zischeln hörten.

Voyez vous! sagte der Graf, und zog den Obersten bei der Hand. Sie giengen auf den Zehen, und näherten sich, ohne bemerkt zu werden.

Quelle:
Christian Althing: Dosenstücke, Rom; Paris; London [o.J.], S. 57-59.
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