Achtes Kapitel.

Gut! Gut! Gut!

[51] Ich meine, daß – Sie wissen doch die Fabel vom Wolf im Schafskleide? Wenn er sich in die Cabineter zu den Lämmchen schleicht. – Sehn Sie sich ja vor!

[51] Der Oberste: Sie scheinen das schon erfahren zu haben: aber Sie können sich Ihren Trost ersparen. Es war kein Wolf im Cabinete. Sie werden wohl wieder geträumt haben, wie neulich von dem Diebe.

Der Graf: Und ich versichere Ihnen: es hat mit dem Diebe und mit dem Wolfe seine vollkommene Richtigkeit.

Der Oberste: Aber Herr Graf: Das Cabinet ist doch nicht groß, und meine Augen sind, Gott sei Dank –

Der Graf: Das glaub' ich! Aber ich habe Ihnen ja gesagt: es ist ein Spitzbube, der alle Gestalten annehmen kann, und wenn Sie ihn selbst mit Ihrer Frau einschließen!

Der Oberste: Hahaha! Hahaha! Ist das der Dieb? Ist das der Dieb? – Nun der mag immer zu mir kommen! – Ja! Ja! Ja! – Der kann auch bei meiner Frau schlafen, ich erlaub' es ihm. – Aber im Ernst, Herr Graf! Wie können Sie sich solches Zeug einbilden? – Der Spitzbube ist ja ein charmantes Mädchen!

Der Graf: Ein Mädchen? (aus vollem Halse lachend) Seit wenn ist denn Baron Solting verwandelt worden?

Der Oberste: Baron Solting? – Ich glaube. Sie haben den Verstand verloren? –[52] Baron Solting bei meiner Frau? – Als ob ich den nicht kennte! – Baron Solting? – Gehen Sie weg, ich bin ein alter Praktikus, ich weiß ja wohl, wie ein Mädchen aussieht.

Der Graf: Und dennoch sage ich Ihnen: Baron Solting, war im Cabinete; Baron Solting war der Spitzbube, und Baron Solting ist der Loup-garou, der – Wie stets denn um Ihre Stirne, lieber Oberster?

Der Oberste: Was? Was? – Sie wollen meine Frau verläumden? – Ich sehe es schon, Sie sind jaloux; Sie wollen mein Rival bei dem Fräulein werden: aber es wird nichts. Auf meine Frau lasse ich nichts kommen! C'est ma confidente!

Der Graf: Et vous n'êtes pas son confident! Aber Sie wollen Beweise – Hier ist ein Billet von Ihrer Frau. – Mein Kammerdiener war bei Solting, und der Jokey hat ihn wahrscheinlich mit Jemand vom Hause verwechselt.

Wirklich war es dem Grafen auf diese Art in die Hände gefallen, da es einer seiner Spione dem Jokey selbst abgenommen hatte.

Der Oberste las es. – Gut! Gut! Gut! sagte er lachend: dergleichen Briefe mag sie immer kriegen! Jetzt sehe ich erst, daß sie mich lieb[53] hat. – Gutes Weib! Was sie für mein Vergnügen sorgt!

Der Graf sah ihn mit unbeschreiblicher Verachtung an, und beide trennten sich.

Quelle:
Christian Althing: Dosenstücke, Rom; Paris; London [o.J.], S. 51-54.
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