24. [Ich habe wohl einmal gezagt]

[169] Ich habe wohl einmal gezagt,

ich hab auch wohl einmal geklagt,

wie jeder zagt,

wie jeder klagt,

wenn Müdigkeit ihn überkam

und seine Zuversicht ihm nahm ...


Und doch: so viel auch in die Brüche ging,

worauf ich hoffte und woran ich hing,

ein stilles frohes Lachen in der Tiefe,

ganz fern aus Kinderzeiten her,

hat nichts und niemand noch mir nehmen können ...

ein stilles frohes Lachen, ich weiß selbst nicht wie:

ganz fern aus Kinderzeiten her

klingt seinen Klang es in mein Leben,[170]

voll heimlichen Glücks, bald fern, bald nah,

plötzlich verstummt und plötzlich wieder da ...


Ein Lachen, weißt du, wie's im Walde lacht,

wenn in Hochsommermitternächten,

der Herbststurm in seine Wipfel kracht,

ganz fein und fern wo in der Tiefe ...

wie wenn ein Sonnenelfchen riefe

und über die Riesen sich lustig mache,

die rings ihm drohn und nach ihm rennen

und nirgend doch es fassen können ...


Ein stilles frohes Lachen, das da weiß,

daß es mächtiger ist als Schnee und Eis,

und wenn es aufbricht aus der Tiefe

und in die Täler niederschwillt,

daß es dem rauhesten Sturm zu Trotz,

mit Sonnenmacht

über Nacht

die ganze Welt voll Rosen lacht.


Ich habe wohl einmal gezagt,

ich hab auch wohl einmal geklagt,

wie jeder zagt, wie jeder klagt,[171]

und doch dies stille frohe Lachen

ganz fern aus Kinderzeiten her ...

dies Lachen, weißt du, wie's im Walde lacht,

wenn in Hochsommermitternächten

der Herbststurm in seine Wipfel kracht,

dies Frühlingslachen, das da weiß,

daß es mächtiger doch als Schnee und Eis,

hat niemand noch

und nichts mir nehmen können.

Quelle:
Cäsar Flaischlen: Gesammelte Dichtungen. Band 2: Aus den Lehr- und Wanderjahren des Lebens. Stuttgart 1921, S. 169-172.
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