31. Als die Fürstl. Holsteinischen Gesandten nach erlittenem Schiffbruche auf Hoheland angekommen. 1635, den 9. November

[368] Chor der Sirenen.


O Himmel, dieser Dank ist dein,

daß du hast mitten in den Nöten,[368]

die Manchen nur mit Denken töten,

bei Unglück' heißen Glücke sein,

diß, obgleich ist das Schiff ertrunken,

doch Gut und Seelen nicht versunken!


Chor der Satyren.


Wer sind diese? Wer kömmt her

über das erzürnte Meer?

Und was hören wir für Stimmen

dort, wo Gut und Menschen schwimmen?


Chor der Sirenen.


Wir sinds, wir Schwestern auf der Flut.

Wir sind mit Recht erfreut auf heute

von wegen dieser großen Leute,

die noch behalten Geist und Gut.

Von Holstein her und ihnen kommet,

was euch und euren Nachbarn frommet.


Chor der Satyren.


Sie sinds, die auch diese Last

tragen wegen unsrer Rast.

Wir mit unsern Satyrissen

wollen gleichsfalls sie begrüßen.


Chor der Sirenen.


Ihr, die ihr unsre Schwestern seid

auf Kaspis ihren fremden Wellen,

laßt Alles sich zu Glücke stellen,

verbietet allen Sturm und Leid,

auf daß sie vom Bakuver strande

mit besserm Mute gehn zu Lande!


Chor der Satyren.


Wol sei ihnen! wol allein,

weil Pan unser Herr wird sein!

Weil wir in den Püschen leben,

soll sie Hochland hoch erheben!
[369]

Quelle:
Paul Fleming: Deutsche Gedichte, Band 1 und 2, Stuttgart 1865, S. 368-370.
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