31. An Elsabe

[427] Es ist umsonst das Klagen,

das du um mich

und ich um dich,

wir umeinander tragen!

Sie ist umsonst, die harte Pein,

mit der wir itzt umfangen sein!


Laß das Verhängnüß walten.

Was dich dort ziert

und mich hier führt,

das wird uns doch erhalten.

Diß, was uns itzt so sehr betrübt,

ists dennoch, das uns Freude giebt.


Sei unterdessen meine,

mein mehr als ich

und schau' auf mich,

daß ich bin ewig deine.

Vertraute Liebe weichet nicht,

hält allzeit, was sie einmal spricht.


Auf alle meine Treue

sag' ich dirs zu,

du bist es, du,

der ich mich einig freue.

Mein Herze, das sich itzt so quält,

hat dich und keine sonst erwält.


Bleib, wie ich dich verlassen,

daß ich dich einst,

die du itzt weinst,

mit Lachen mag umfassen.

Diß soll für diese kurze Pein

uns ewig unsre Freude sein.


Eilt, lauft, ihr trüben Tage,

eilt, lauft, vorbei.

Eilt, macht mich frei

von aller meiner Plage.

Eilt, kommt ihr hellen Stunden ihr,

die mich gewären aller Zier.
[427]

Quelle:
Paul Fleming: Deutsche Gedichte, Band 1 und 2, Stuttgart 1865, S. 427-428.
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