17. Auf eine Hochzeit

1635 April.
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Was tun doch wir, daß wir die süßen Jahre,

der Jugend Lenz, so lassen Fuß für Fuß

vorüber gehn? Soll uns denn der Verdruß,

die Einsamkeit noch bringen auf die Bahre?

Sie kehrt nicht umb, die Zeit, die teure Waare.

Bewegt uns nicht diß, was man lieben muß,

die Höfligkeit, der Mut, die Gunst, der Kuß,

die Brust, der Hals, die goldgeschmiedten Haare?


Nein, wir sind Fels und stählerner als Stahl,

bestürzt, verwirrt. Wir lieben unsre Qual,

sind lebend tot und wissen nicht, was frommet.

Diß Einige steht uns noch ganz und frei,

daß wir verstehn, was für ein gut Ding sei,

das uns stets fleucht und das ihr itzt bekommet.


Quelle:
Paul Fleming: Deutsche Gedichte, Band 1 und 2, Stuttgart 1865, S. 72-73,91,469-470.
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