Ja, das möcht' ich noch erleben

[53] Eigentlich ist mir alles gleich,

Der eine wird arm, der andre wird reich,

Aber mit Bismarck – was wird das noch geben?

Das mit Bismarck, das möcht' ich noch erleben.


Eigentlich ist alles soso,

Heute traurig, morgen froh,

Frühling, Sommer, Herbst und Winter,

Ach, es ist nicht viel dahinter.


Aber mein Enkel, so viel ist richtig,

Wird mit nächstem vorschulpflichtig,

Und in etwa vierzehn Tagen

Wird er eine Mappe tragen,

Löschblätter will ich ins Heft ihm kleben –

Ja, das möcht' ich noch erleben.


Eigentlich ist alles nichts,

Heute hält's, und morgen bricht's,[53]

Hin stirbt alles, ganz geringe

Wird der Wert der ird'schen Dinge;

Doch wie tief herabgestimmt

Auch das Wünschen Abschied nimmt,

Immer klingt es noch daneben:

Ja, das möcht' ich noch erleben.


Quelle:
Theodor Fontane: Sämtliche Werke. Bd. 1–25, Band 20, München 1959–1975, S. 53-54.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Gedichte (Ausgabe 1898)
Gedichte
Die schönsten Gedichte von Theodor Fontane
Werke, Schriften und Briefe, 20 Bde. in 4 Abt., Bd.5, Sämtliche Romane, Erzählungen, Gedichte, Nachgelassenes
Gedichte in einem Band
Herr von Ribbeck auf Ribbeck: Gedichte und Balladen (insel taschenbuch)