Zweites Buch

Ein Band nach dem andren hatte sich jetzt von Luisens Herzen gelöst. Die ausgestorbne Welt lag wie ein öder Kirchhof um sie her, in dessen kaltem Grabeshauch sie wie eine einsame Blume traurig hin und her schwankte. Ohne Liebe, ohne Hoffnung barg das Leben nichts mehr von allem, was allein Leben giebt. Jedes Geheimniß der innersten Seele schien ausgesprochen, jede Frage beantwortet, alles an seinem Ziel zu sein. Was sie that und was sie dachte, kehrte beziehungslos in sie selbst zurück, und drängte das Bild ihres verwaisten Daseins immer peinigender vor sie hin. Dazu verscheuchte der hereinbrechende Winter noch die letzten Spuren lebendiger Regsamkeit. Ueberall, überall war nichts als der Tod. Die einsamen Abende, die ewig langen Nächte, wanden sich drückend an der beklommnen Luise hin, die alles, bis auf die Träume, floh. Als lege sich der schwarze Saum der Nacht auf ihre Brust, so sah sie den Tag sinken und versank mit in die gestaltlose Dunkelheit.[59]

Aber wie auch Wünsche und Erwartungen welken, so daß sie wie dürre Halme höhnend auf den entschwundnen Frühling hinweisen, so regt sich dennoch tief an ihrer Wurzel die ewige Sehnsucht, die erst leise, dann immer mächtiger sich dehnend, das Innre plötzlich mit solcher Gewalt erfaßt, daß sich's, auf's neue aus sich herausgedrängt, mit schmerzlichem Verlangen in die bunte Welt stürzt und das ungekannte Gut an sich reißen möchte. Luise konnte sich tausendmal sagen, es ist vorbei, es ist alles vorbei! so ergriff sie dabei eine Angst und eine Ungeduld, die zerstörend mit der gänzlichen Trostlosigkeit und dem Druck ihrer Lage stritt. Unwillkührlich sann sie auf Rettung, maß und erwog, überflog augenblicklich die scharfgezognen Linien weiblicher Beschränktheit, träumte sich in ferne Länder, unter fremde Menschen, die ein helleres, freudigeres, Dasein an das ihre anknüpften und so eine neue Welt um sie her schufen. Nach Italien wandte sich am liebsten ihr Blick. Dort, dachte sie, wehen laue Lüfte, dort müssen die innren Schmerzen heilen und alle Sorgen vor dem ewig reinen Himmel fliehen. Aber auch hier schreckte sie Fernandos Bild wie eine Aegide zurück. Und dennoch säuselten die lauen Lüfte so schmeichelnd und lockten sie hinüber in wunderliche, verworrne Träume, in denen Wille und Verlangen seltsam kämpften.[60]

So in Widersprüchen verstrickt, fiel ihr Auge einst auf das elfenbeinerne Kästchen, welches Violas Bild und jene versiegelten Papiere enthielt. Luise öffnete es, als einzige Besitzerin von allem, was Julius zugehörte, und als Theilhaberin eines Geheimnisses, das hier nur näher bestätigt sein konnte. Wie sie die Haarflechte löste und die Blätter einzeln in ihre Hand fielen, zeigten ihr sogleich die ersten Worte, daß es Briefe der Markise an Viola waren, in welchen sie Fernandos nur zu oft gedachte. Mehrere durchlesend, fand sie einen, der sie mehr als alle andre ergriff, und folgendermaßen lautete:

»Wie dauerst Du mich, arme Viola! in Deinem strengen, farblosen Norden, wenn ich den reichen Schmuck und die Fülle und die Gluth unsrer blumigen Heimath betrachte! Kenne ich doch den lieben, beweglichen Sinn, der Dich wohl abwärts trieb, weil man ihn binden wollte, einst aber kosend, wie unsre erfrischende Seelüfte, über den bunten Schmelz des Lebens hinzog. Armes Herz! und Du sollst nun welken und vergehn unter den schweren Wolken eines fremden Himmels! Ich schreibe Dir aus meiner Villa, von dem wohlbekannten, niedren Balkon, nach der Wasserseite. Ach Viola! wie muß ich hier unsrer Jugend gedenken, und wie nun alles, alles so[61] anders kam, als wir damals träumten! Erinnerst Du Dich der stillen Nächte, wenn wir von hier, über den Golf hinaus, nach den fernen Küsten schauten, und Dein Gesang Dich, halb sehnsüchtig, halb in frohem Uebermuth, zu den ungekannten Ländern trug, und Du vermessen aus der Ferne Dein Liebesglück heraufbeschworst. Es nahete Dir, aber von einer andern Seite, als Dir es ahndete. Noch sehe ich, unter den Pinien dort, den schlanken, blondlockigen, Nordländer hervortreten, und sein Erscheinen sittig und schmeichelnd mit dem Zauber Deiner Töne entschuldigen, die ihn unwillkührlich angelockt. Lieber, unglücklicher Eduard! wo irrst Du jetzt umher, jene Nächte verwünschend, wie Du sie einst segnetest! Viola, das Myrtenreis ist nicht wieder gewachsen, was damals brach, als er sich zuerst zu dem Balkon aufschwang. Dein schöner Knabe tritt jetzt auf den halbtrocknen Stamm und arbeitet sich zu mir herauf, um mich zum Spielen zu zwingen. Er wendet sich unwillig ab, da er mich schreiben sieht, was er in den Tod haßt, geht nach dem Ufer, sich zu baden, und ich Thörin überwinde mich kaum, ihn gehn zu lassen. Du tadelst es, daß er uns alle beherrscht. Aber sieh nur den süßen Trotz in Aug' und Mienen, das schmeichelnde und gebietende Lächeln; Du[62] widerständest auch nicht. Und laß es doch! Wem die Natur das Herrscherstegel so aufgedrückt, der herrscht, wie man ihn auch demüthige. Vor so einem beugt sich die Welt, und wo ihm das Geschick entgegensteht, da zertritt oder überspringt er es, und wird dennoch nicht unglücklich. Du willst ihn also nicht sehn? Er soll nie Curen deutschen Boden betreten? Du selbst wagst Dich nicht in Dein Vaterland zurück? Und dies alles um eines Traumes willen? Wie bist Du so anders geworden. Wehet dieser Geist in Euren Wäldern? Du quälst und arbeitest Dich ab, eine Zukunft zu berechnen, die Dir so furchtbar in ihrer Dunkelheit ist. Liebe Viola, der Wurf ist gethan, Du setzest ihm kein Ziel. Stelle und sträube Dich, umbaue und verbirg Dich, thue was Du willst, das Unvermeidliche ereilt Dich dennoch! Und Zeit und Ordnung überfliegend, wagst Du, das tief verborgne Geheimniß zweier kindlichen Herzen auszusprechen? Im Saamen bestimmst Du die Frucht; vor der Entwicklung die Reife? Viola, erinnre Dich, daß das Glück solche flieht, die es mit Gewalt erfassen wollen. Weißst Du, ob, was Du bindest, sich nicht ewig meiden wird? Was soll Dein trübsehender, in Schmerz und Reue erzeugter Julius mit der reizenden kleinen Luise, die Dir, wie Du selbst sagst, so ähnlich ist, bei[63] deren heitrem Lächeln Du Dein eignes freudigeres Dasein noch einmal aufgehn siebst. Laß den armen Knaben Deine Schuld allein abbüßen und schicke mir das muntre Kind, damit ihr an Fernandos Seite ein blühenderes Loos werde. Aber ich tadle Dich und möchte eben jetzt dem Schicksal vorgreifen! Was kommen soll, wird geschehn! Niemand weiß, wie er endet! O könntest Du nur, wie ich, unsern holden Liebling sehn, wie er hier vor mir die schönen Glieder auf dem weißen Schnee der bläulichen Wellen wiegt, wie alles, Licht und Luft und die kleinen kreisenden Fluthen, mit ihm zu spielen scheint, und er dann von Zeit zu Zeit das Köpfchen hebt, die dunklen Locken schüttelt und unter den hohen Brauen zu mir hinsteht, als wolle er das ernstre Geschäft bannen und mich unwiderstehlich zu sich herabziehn. Armer Eduard! Arme Viola!«

O vermeßne, höchst vermeßne Viola! rief Luise, mit blutendem, gewaltsam bewegtem Herzen. Wie hast Du Dich an das Heiligste gewagt, und uns alle in Dein finstres Loos verstrickt! So nahe also, so ganz nahe lag mir mein Glück, und nun –! Ihr war, als hätten die Worte der Markise jene oft beweinten, immer noch lebendigen, Gefühle gerechtfertigt; ja sie sah sich als die frühere Verlobte Fernandos an, dem man sie absichtlich, widerrechtlich[64] entrissen habe. Von da an wich jede stillere Ergebung, alle Süßigkeit sanfter, auflösender Schmerzen aus ihrer Seele. Verzweifelnd sträubte sie sich gegen die Hand des Schicksals, die fremde Gewalten vernichtend auf sie gelegt. Jener einzige Blick in eine hellere Welt zog ihre Umgebungen so eng zusammen, daß sie oft schreiend aus der gepreßten Brust athmete. Einzig beruhigte es sie, sich augenblicklich in die von der Markise flüchtig angedeuteten Verhältnisse zu versetzen. Die bange Zeit zurückdrängend, ging sie, ein glückliches Kind, spielend an Fernandos Hand, dem weiten Meer entlang, das so lockend und sehnsüchtig aus der Ferne herübersah. Leicht bewimpelte Fahrzeuge segelten vorüber, auf ihnen, Männer in fremder Tracht, oder leicht verschleierte Frauen. Von der Landseite beugten sich hohe Orangen zu ihnen herüber; Fernando wand sich behend den schlanken Stamm hinan und ließ die glühenden Früchte in ihren Schoos fallen. Zwischen hin erschien die Markise, eine milde weibliche Gestalt, an deren Herzen beide ohne Schmerz und ohne Störung heranwuchsen und vereint die erweiterten Kreise einer geahndeten, unaussprechlich reizenden Welt betraten. Wie anders! rief sie dann, von der nackten, dürren Gegenwart aufgeschreckt, wie anders wär' es so gekommen! Und warum durft' es nicht so sein? – Sie konnte über[65] die Frage nicht hinaus, und verhärtete und erbitterte ihr Gemüth gegen alles, was das Leben ihr noch Trostreiches geben konnte.

So umgewandelt, schroff und herbe, sich gegen das unvermeidliche Verhängniß auflehnend, sank ihr Innres immer mehr zusammen, ohne daß ein lebendes Wesen, ein vertrauliches Wort es erfrischend berührte. Die leichtgeknüpften, frühern Verbindungen hatte Julius Tod meist gelöst, entferntere Bekannte schwiegen, verlegen, wie sie ihre Theilnahme äußern sollten, ohne der störenden Mißverhältnisse zu gedenken. Der alte Geistliche lag krank, schon seit Monaten mit eignen Leiden kämpfend. Luise hatte es immer verschoben, ihn zu besuchen, weil sie, wie so viele Unglückliche, von jedem Tage etwas Neues, Ungewöhnliches, erwartete und mit beruhigterm Gemüth an das stille Lager zu treten hoffte. Als aber alles blieb wie es war, und das Verlangen nach dem sanften Trost ihres alten Freundes sie einmal recht lebendig erfaßte, machte sie sich auf den Weg, und trat durch das sauber geschnitzte, von dunkler Vinca umrankte Gitter des Pfarrhofes, als folgende Worte einer weiblichen Stimme aus dem Hause herüberklangen:


Weiß auf weißem Grund gewoben,

Blumen, seid so bleich und fremd,[66]

Hab' zum Brautschmuck euch erhoben,

Webte ja kein Todtenhemd.


Ach, ihr blasset, bunte Seiden,

Von der kranken Hand berührt,

Die im Spiel die eignen Leiden

Mühsam so herauf geführt.


Thau'ge Perlen, senkt euch nieder

Auf das luftige Gewand;

Schlingt euch um die Blumen wieder

In ein helles Thränenband.


Luise war indeß hineingegangen, und öffnete, da die Stimme schwieg, die Thür der Wohnstube, in deren Grunde ein schönes, bleiches Mädchen an einem Stickrahmen saß, und, überrascht durch ihr Erscheinen, von der Arbeit aufsah. Luise erkannte auf den ersten Blick eine frühere Gespielin, des Predigers Nichte, die vor mehrern Jahren sein Haus verlassen hatte, und jetzt, Luisen unbewußt, darin zurückgekehrt war. Willkommen, liebes Minchen! rief sie, von allen lieben Erinnrungen der Kindheit durchbebt, wie finde ich Sie so unerwartet hier? Sie kennen mich also dennoch wieder? fragte jene wehmüthig lächelnd. Wie sollte ich nicht, fiel Luise schnell ein; mir ist in diesem Augenblick, als sei noch alles wie sonst! wenn ich so kam und Sie abholte, und wir die ersten Veilchen[67] auf dem Kirchhofe suchten. Ich werde das nie vergessen! Ich sehe noch die kleinen Kränze, die wir dann an die Linden über die Kirchmauer hingen, und uns freueten, wenn sie nach mehrern Tagen noch frisch und duftend im Winde spielten. Beide wandten sich unwillkührlich nach dem Fenster, der Mauer gegenüber. Die alte Linde streckte ihre nackten Zweige in den kalten Winter hinaus, weißer Reif überzog sie und hing in starken Tropfen herunter. Wie in einem Spiegel den trüben Wechsel ihres eignen Lebens erkennend, senkten Beide die Blicke zur Erde. Sie hatten eine Schwester, hub Luise endlich wieder an, ein schönes, frohes Kind. Sie ist recht freudig herangewachsen, entgegnete Wilhelmine, und feiert in Kurzem ihr Hochzeitfest. Ich sticke eben jetzt das Brautkleid. Also nicht das Ihre? fragte Luise. Ein leises nein, o nein! bebte auf Wilhelminens Lippen. Sie war zum Rahmen getreten, und rollte in großer Bewegung den feinen Mußelin auseinander, um Luisen die Arbeit zu zeigen. Die weißen, leicht hingeworfnen Blumen riefen dieser die trüben Worte des Liedes zurück. Es ist wohl recht mühsam? fragte sie, ihre Erschütterung zu verbergen. Gar nicht, erwiederte Minchen, wieder gefaßt und freundlich. Ich kann nur bei Tage so wenig dabei bleiben; ich muß dem Onkel fast immer[68] vorlesen, wenn er nicht schläft, wie jetzt, daher arbeite ich meist des Nachts. Des Nachts? fragte Luise, so feine Stickerei? Warum nicht, entgegnete jene, dann ist alles so still und heimlich, Lottchen steht wie ein freundlicher Geist vor mir, ich sehe ihre hellen Blicke, und denke wie schön sie in dem Kleide sein wird, und alles geht leicht und gut. Der Alte rief aus dem Nebenzimmer. Wilhelmine eilte schnell zu ihm, kehrte indeß sogleich zurück, um Luisen zu dem guten Onkel zu führen, der herzlich nach ihr verlangte.

Während das sorgsame Mädchen, theils um den Kranken, theils in häuslichen Verrichtungen, auswärts beschäftigt war, sagte Luise dem Prediger, wie es sie überrascht habe, die alte Jugendfreundin so unerwartet zu finden, und wie sie sich freue, die liebreiche Pflegerin bei ihm zu wissen. Das fromme Herz! rief jener gerührt. Sie ringt so still mit dem großen Leid, das an ihr nagt, und überfliegt es oft, indem sie sich unaufhörlich in die thätigste Wirksamkeit für Andre verliert. Sie drückt der Schmerz nicht; er hebt sie und zieht sie unwiderstehlich zu denen, die noch etwas vom Leben erwarten, und denen sie freudig ihr ganzes Dasein opfert, ja sie schilt sich, wenn ihr eigne Sorgen den Sinn verfinstern und sie nicht mit der ganzen, lebendigen Kraft ihre seelige Bestimmung verfolgt. Und das[69] ist alles so lieb und natürlich und so klar empfunden. Ich wüßte nicht, fuhr er nach einer Weile mit erheitertem Blicke fort, ich wüßte nicht was ich auf Erden noch wünschen könnte, als in den Armen dieses Engels zu sterben. Wilhelmine trat hier, mit einem Blumentopf im Arm, herein, und ihn auf ein Tischchen neben dem Bette des Kranken setzend, sagte sie: die Veilchen hat mir Gärtners Riekchen so mühsam gezogen, und nun ist sie noch früher als die kleinen Blumen verblüht. Also doch gestorben? fragte der Prediger; Du hofftest gestern noch. Ja, sagte sie, die Augen waren so klar und sie kannte mich auch; aber das war auch das letzte Aufblitzen des kleinen Lichtchens. Die beiden andern Kleinen bringen mir eben den Blumentopf, und bitten mich um ein Krönchen für die Schwester. Das liebe Kind! Sie starb so fromm, und wußte recht eigen um ihren Tod und dachte an mich und an Albert, von dem ich ihr gesagt, daß er im Himmel auf uns warte! Das liebe, liebe Kind! Große Tropfen fielen aus Wilhelminens Augen. Sie wandte sich ab und ging still zur Thür, als der Onkel sie fragte, wo sie hin wolle. Zu den Kleinen, erwiederte sie, die warten auf mich, sie wollen die Krone mitnehmen; ich muß sie nur winden, die arme Mutter verlangt es nach dem letzten Schmuck ihres Kindes.[70]

Wer ist Albert? fragte Luise, als Minchen sie verlassen hatte. Ein junger Arzt, erwiederte der Alte, dem das arme Mädchen verlobt war. Ihre stillen Gemüther schlossen sich während einer langen Krankheit, aus der der milde Freund Wilhelminens Mutter rettete, fest aneinander. Derselbe Zug durch die Bedürftigkeit und Sorgen des Lebens hin den einzelnen Freuden nachzugehen und die arme Menschenbrust augenblicklich von dem großen Druck eines beengten Daseins zu erretten, führte sie zusammen, und machte ihre Verbindung zu der innerlichsten und heiligsten, als der Tod ihn wenig Tage vor der Hochzeit aus ihren Armen riß. Sie trug das herbe Geschick mit großer Kraft, und ist seitdem nur noch fester und innerlicher geworden, da sie nun nichts mehr auf dieser Welt für sich hofft. Aber in dem Maaße, wie sie sich in sich selbst abschließt, giebt sie sich Andren hin. Sie ermüdet nicht, jedem die Hand zu reichen, um ihn schnell durch die dunklen Gewinde irdischer Mühseligkeit durchzuhelfen, den klaren Blick dabei auf ein höheres Ziel richtend, dem sie still entgegengeht, wie sehr sie auch Schmerz und Sehnsucht oft beengen.

Der Alte redete noch lange so fort und erfrischte sich an dem reinen Stral des milden Gestirns, das den Abend seines Lebens erhellte, als Luise durch den sinkenden Tag an ihre Rückkehr erinnert ward.[71] Wie sie zu Wilhelminen kam, fand sie diese mit dem Kranze beschäftigt. Die beiden Kinder standen vor ihr und spielten mit der kleinen Fahne von Zittergold, worauf eben Riekchens Nahme eingeschnitten war. Luise sah den blaßgrünen Roßmarin in einander flechten, und drüber hin in den spitzen Blättern flockige Purpurseide, wie den letzten Stral des sinkenden Abendroths spielen. Ach Minchen! rief sie bewegt, an ihre Brust sinkend, Todtenkronen und Brautkleider gehen durch Deine Hände, Du umwindest Dir selbst den Pfeil, den Du so immer tiefer in die wunde Brust drückst.

Dies also, dachte sie im Gehen, ist nun aller Lohn und aller Genuß des Lebens? Schmerzenslust! Wonne unter blutigen Thränen! Wer sieht euer doppeltes Antlitz und bebt nicht vor seinem eignen Loose zurück! Ein lautes Geräusch weckte sie indeß aus ihren Betrachtungen. Sie sah einen stattlichen Reisewagen an sich vorüber in ihren Hof fahren. Halb erfreut, halb verlegen, beflügelte sie die Schritte und trat fast zugleich mit zwei Damen in das Haus, in denen sie nicht ohne Erstaunen Augusten und Emilien erkannte Die Erstere ging ihr etwas feierlich entgegen, und sagte mit gehaltnem Ton, wie die kurze Bekanntschaft keinesweges ein so unerwartetes Erscheinen rechtfertige wohl aber die innigste Theilnahme, die ein Band sei, welches über Zeit[72] und Verhältnisse hinausreiche. Emilie hingegen sank ihr weinend in die Arme und versicherte ihr liebkosend, daß sie so oft an sie gedacht und sich so herzlich nach ihr gesehnt habe, daß sie dem Wunsche nicht widerstehen könne, sie bei ihrer Durchreise zu begrüßen. Die Herzlichkeit des anschmiegenden Mädchen that Luisen wohl, und milderte einigermaßen die Verwirrung, welche Augustens Gegenwart in ihr erregte. Diese hatte sich ihr vormals mehr abstoßend als liebreich gezeigt, und sie war daher um so mehr verlegen, sich jetzt in ihrer Nähe zu befinden. Allein Luisens veränderte Lage war es gerade, was sie in Augustens Augen hob, welche es für eine Art zu lösender Aufgabe ansah, der Gefallnen ihren Schutz angedeihen zu lassen und deshalb willig in Emiliens Vorschlag einging, hier einen Tag zu verweilen.

Sie haben den Frühling um sich her gezaubert, sagte Auguste, im Hereintreten Luisens reichen Blumenflor beachtend. Sie thaten sicher wohl, denn die kleinen Zungen reden oft wahrer zu uns, als die schwankenden Menschenworte. Ja wohl! rief Emilie, ich muß bei ihrem Anblick an Alles denken, was ich lieb habe. Luise seufzte, und ein welkes Blatt zerdrückend, sagte sie: der Tod spricht nur so unmittelbar aus ihnen, wie schnell zerstiebt die Farbenpracht zwischen unsern Fingern, und wir[73] sehen wehmuthig dem blassen Staube nach! Das höchste Entzücken, fiel Auguste ein, ist schmerzlich. Das liegt im Wechsel der Erscheinungen, den wir im flüchtigen Genuß vorempfinden, und über den hinaus wir das Ewige binden möchten. Aber dieser Wechsel, liebe Freundin, fuhr sie fast vertraulich fort, sollte dem wahrhaften Menschen eigentlich nichts anhaben. Wer die volle, gesammte Einheit in sich trägt, der könne, dünkt mich, dem Spiel der bunten Oberfläche ruhig zusehn. Er kennt die tief verborgne Bedeutung desselben und sieht in jedem Schmerz das Saamenkorn neuer Offenbarungen. Ich für mein Theil habe keinen Begriff von der Ewigkeit, der Trauer und jenem sehnsüchtigen Schmachten, das einen welken Schein über die ganze Schöpfung ausgießt, die Menschen in kränkliche Träume wiegt und sie in träger Hingebung mit Andacht und Frömmigkeit äfft, statt daß ein frischer Lebenshauch den Phönix aus der Asche erweckt.

Wie schön Du redest, sagte Emilie, die während dem beifällig mit dem Kopf genickt und Luisen wiederholt ihr Entzücken mitgetheilt hatte. Es wundert mich nicht, daß Du den kalten Sir Arthur gewannest. Du könntest Steine beleben. Aber Sie wissen wohl nicht, liebe Luise, fuhr sie fort, daß unsre Freundin mit dem jungen Engländer verlobt ist, den Sie bei meinen Eltern sahen.[74]

Luise wußte es nicht, und erinnerte sich kaum ein flüchtiges Zeichen der Zuneigung zwischen Beiden bemerkt zu haben.

Die arme Auguste, sagte Emilie weiter, hat sich jetzt auf mehrere Monate von dem Geliebten getrennt, der erst kommenden Herbst, und vielleicht noch später, aus seinem Vaterlande zurückkehrt. Ich begreife kaum, wie sie den Schmerz der Trennung so überwindet. Den Menschen, hub Auguste sinnend an, den wir einmal wahrhaft sahen, den sahen wir, den werden wir ewig sehen! Zeit und Raum sind in dieser Hinsicht höchst untergeordnete Begriffe, die dem Wesen tief empfundner Liebe entgegenstehn.

Emilie bewunderte auf's neue diese Stärke der Gesinnung, und sagte sehr naiv, daß sie den Geliebten entweder gar nicht aus ihren Armen gelassen, oder ihn gleich aufgegeben hätte, denn sie kenne sich und die Menschen, und wisse, daß über den ersten, entsetzlichen Schmerz der Trennung hinaus, die Welt gar zu lockend und lieblich auf die Herzen eindringe, die solch gegebnes Wort nur peinlich hin und her zerre. Von hier ging sie freudig zu den Verhältnissen zur Welt im Allgemeinen über, lobte das beweglichere Leben in den Städten, erzählte von ihrem nahen Aufenthalt in der Residenz, und schloß damit, Luisen dringend um ihre Begleitung[75] dorthin zu bitten. Wider alles Vermuthen stimmte Auguste mit in diese Einladung, und bot ihr sehr gastlich einen schicklichen Aufenthalt in ihrem Hause an. Hierdurch wurden nothwendig Luisens frühere Verhältnisse berührt. Theilnahme erweckt Vertrauen. Das weibliche Herz erschließt sich um so leichter, je dringender ihm in manchen Augenblicken Mittheilung wird. Emiliens liebreiches Entgegenkommen rührte Luisen, und wenn ihr auch die Denksprüche und geformelten Phrasen der belesenen Auguste fremd blieben, so klangen sie doch gewichtig, und zwangen sie mit einer Art von Achtung zu der Rednerin aufzusehn, deren Urtheil sie ihre Unerfahrenheit unterwarf, und daher ohne Rückhalt zu Beiden sprach.

So verging dieser Tag und ein folgender, ohne daß sich Luise gleichwohl über jenen gethanen Antrag bestimmte. Allein Emilie hörte nicht auf, sie mit Liebe und Bitten zu bestürmen, und sagte ihr endlich in einem Augenblick, in welchem sie Auguste verlassen hatte, daß sie ihrer Theilnahme in einer ziemlich mißlichen Lage bedürfe, daß Auguste ihr zu fern stehe, und nur ein Herz wie das ihre sie verstehn könne. Hierauf entdeckte sie ihr ohne Weiteres ihre Liebe für den jungen Maler, die seit ihrer frühesten Kindheit ihr Herz erfüllte. Zugleich aber auch, wie lange Trennungen dies Verhältniß[76] unterbrochen und ihre gegenseitige Zuneigung oftmals abwärts gelenkt hätten, weshalb auch ihre Mutter lange keinen Verdacht gehegt, neuerlich aber durch ein unvorsichtig verwahrtes Billet hinter die Wahrheit gekommen sei, und, ohne einen großen Zorn blicken zu lassen, nur erklärt habe, daß, da sie das Geschehene nicht ungeschehen machen könne, sie allein den Anstand für die Zukunft retten und so schnell als möglich eine schickliche Partie für sie suchen werde. Diese Partie, setzte Emilie hinzu, ist nun gefunden, und da wir Beide von der Unmöglichkeit einer gesetzlichen Verbindung nur zu sehr überzeugt sind, und die Gründe dagegen anerkennen müssen, so habe ich Steins Hand angenommen, der grade seine Bewerbung bei meiner Mutter erneuerte. Stein! rief Luise ganz entrüstet; Emilie, wo denken Sie hin, dies edle Gemüth wollen Sie hintergehn! Gott bewahre mich, erwiederte jene, ich will ihn gewiß recht glücklich machen. Mit diesem getheilten Herzen? fragte Luise. O das wird schon ruhiger schlagen lernen, entgegnete Emilie; und dann sagt Mutter, Pflicht und Gewohnheit ersetzten jede heftigere Neigung, und wenn ich sie selbst betrachte, so bin ich sehr geneigt, es zu glauben; sie lebte immer zufrieden an meines Vaters Seite, und ich bin gewiß, sie hat ihn nie geliebt. Aber Ihre Mutter selbst, unter brach sie Luise,[77] war früher so entschieden gegen eine Verbindung mit Stein. So lange nur, erwiederte Emilie, als sie fürchtete, seine Leidenschaft könne mich unnatürlich entzünden, und, wie sie sagt, unversehens in eine Welt zaubern, in der ich höchst unbehaglich zu mir selbst kommen würde. Jetzt aber, da ich ihn mit ruhigem Gemüth allein aus Vernunft heiraten will, sieht sie weiter keine Gefahr für mich, und ist sehr gewiß, daß ich immer die Verschiedenheit unsrer Wege anerkennen, und durch Nothwendigkeit gehalten, den meinen recht still fortgehn werde. Luise ward lebhaft von der Herabwürdigung der allerheiligsten Verbindung ergriffen, die man hier, wie so oft im Leben, augenblicklichen Zwecken unterordnete, und rief daher, ganz rücksichtslos auf die Baronin: liebe Emilie, man täuscht Sie! man täuscht Sie absichtlich! Sie wissen nicht, was es beißt, eine verfehlte Wahl; Sie ahnden den Kampf gutgearteter Naturen nicht, die vielleicht ein langes Leben hindurch mit Theilnahme und Mitleid und den eignen qualvollen Wünschen ringen müssen. Noch viel weniger fühlen Sie, was dadurch in Ihnen verloren geht. Das Unschuldigste wird Ihnen unter den Händen zur Schuld; Frevel und Sünde treten Ihnen unversehens immer näher und näher, und fassen und halten Sie, bis die Ruhe und das Glück Ihres Lebens auf ewig vergiftet[78] sind. Freilich, freilich! sagte Emilie, einigermaßen erschüttert; aber Mutter behauptet, einer Frau, die das Pflichtmäßige ihrer Verhältnisse nicht von selbst vor jeder Gefahr sichre, sei überhaupt nicht zu helfen. Kleine Abweichungen von der gewohnten Ordnung gehören der ungebundnen Jugend an. Wie wir aber in die wirkliche Welt treten, fasse uns der Ernst unsrer Bestimmung unwillkührlich an, und dränge uns unbewußt in den gemeßnen Gang häuslicher Thätigkeit; die Gewohnheit fände sich von selbst ein, und das ganze geträumte Wesen der Jugend liege plötzlich weit, weit hinter uns. O mein Gott! sagte Luise, so ist denn die Ehe nichts als ein bürgerlicher Verein, so wie noch tausend Andre, in denen Absichtlichkeit und Gesetz die Menschen zusammenhalten. Ihr reines Element wird ein trüber Sumpf, und die freieste Gabe des Herzens ein knechtisches Naturgebot! Aber wenn Sie sich auch finden lernen, fuhr sie gemäßigter fort, was soll aus dem Unglücklichen werden, dem sie so zuversichtlich die schwere Kette über den Nacken werfen? Wagen Sie es, auch für ihn gut zu sagen? Liebe Emilie, hoffen Sie nicht, ihn in den breiten Weg der Alltäglichkeit hineinzuziehn! In Steins Seele ist ein heller Tag aufgegangen; er macht andre Anforderungen an das Leben, als Sie es wünschen; ein volles, inniges Dasein will[79] er mit Ihnen theilen. O Emilie, wenn diese höchst einfachen Anforderungen Sie drücken, und Sie das treue, begehrliche Herz durch Unvermögen, es zu begreifen, zerreißen werden, hoffen Sie dann noch, Ihren Weg still und ungestört fortzugehn? Wahrhaftig, sagte die Kleine halb weinend, Sie machen mich ganz bange! Ich habe das immer dunkel gefühlt. Aber es ist ja auch noch nicht alles verloren. Verlassen Sie mich nur nicht, beste Luise, ich bitte Sie, versagen Sie uns Ihre Begleitung nicht. Auguste kam hier auch herzu, und sagte noch vieles und manches über das unsichre Schwanken unsers Willens, und wie unersprieslich es sei, einen Entschluß zu verschieben, zu dem uns die innre Neigung vielleicht längst aufgefordert habe, so daß sich Luise entschied, und der folgende Tag zu ihrer Aller Abreise bestimmt ward.

Das ganze Haus gerieth bei dieser Nachricht in freudige Bewegung. Mariane sah nach monatlicher Trauer mit Entzücken einer willkommnen Veränderung entgegen, und auch für Luisen hatte die kleine Reise und die Aussicht in ein beweglicheres Leben, etwas Erfreuliches, ohnerachtet eine innre Bangigkeit sie wohl zuweilen die Neuheit ungewohnter Verhältnisse vorempfinden ließ.

Als sie am folgenden Morgen früh im halben Dämmerlicht an des Predigers Wohnung vorüberfuhren,[80] öffnete Minchen schnell die Vorhänge und winkte Luisen noch ein herzliches Lebewohl zu. Diese ward innig dadurch gerührt. Der zitternde Tagesschein, der die Gegenstände mehr in einander schmolz, als bezeichnete, gab der Gestalt etwas schattenartiges, das Luisen unwillkührlich ergriff. Nur den tiefen Schmerz, den sie Minchen kannte, glaubte sie in ihren bleichen Zügen gesehen zu haben. Ihr war, als haben die weißen Arme, die sie grüßend bald hob und neigte, gestrebt, sie zurückzuhalten. Ihre Bewegung entging ihren Begleiterinnen nicht. Sie drangen in sie, und Luise sprach mit Wärme von Minchens Leiden und der stillen Ergebung, mit der sie sie trage, was Emilien häufige Thränen entlockte, Augusten aber in ein augenblickliches Nachdenken versenkte, aus welchem sehr bald folgende Worte hervorgingen. Mich dünkt doch, hub sie an, es sei keine rechte Einheit in diesem Gemüth! Entweder sie erwartet noch etwas vom Leben, oder sie begiebt sich aller Ansprüche daran. Ist das Erstere der Fall, warum dehnt sie die fruchtlose Trauer über das Grab des Geliebten hinaus? Warum? fragte Luise; lieber Himmel, kann sie denn anders? Darüber kann sie freilich nur selbst entscheiden, entgegnete Auguste, aber dann sollte sie auch nur konsequent sein, und sich gleich mit in das kühle Grab legen, das nun einmal das Ziel[81] ihrer Wünsche umfaßt. Was will sie in der Welt? Sie zerreißt sich muthwillig. Beschränkte Naturen thun am Besten, sich gleich zu ergeben, da es ihnen an Kraft gebricht, die Nothwendigkeit zur Freiheit zu erheben. Beschränkte Naturen! rief Luise verletzt. O fühlen Sie denn nicht wie eine Schranke nach der andern vor diesen Augen fiel, die, ein höheres Ziel erfassend, muthig den dornigen Weg überschauen, der ausgebreitet daliegt? Kann sie den zarten Gliedern gebieten, nicht zu bluten, wenn die Dornen sie wund ritzen? Und sehen Sie nicht, wie der Schmerz, als ihr irrdisch Erbtheil, immer mehr hinter ihr zusammensinkt, und sie sich auf mächtigen Schwingen über sich selbst erhebt? Ich halte von solchen Kämpfen nicht viel, sagte Auguste kalt. Stehn ihr die Schwingen wirklich zu Gebot, wie Sie glauben, was überfliegt sie nicht gleich den mühseligen Weg, und erreicht so früher das Ziel? Weil sie, erwiederte Luise, ihre Kraft erst im Schmerze prüfte; weil ein wahrhaftes Leid den Menschen erschüttert und ihm alle Tiefen der Seele eröffnet, in denen er sich und die Welt und seine Bestimmung verstehen lernt. Glauben Sie das nicht, fiel Auguste ein, wer das Rechte von Anfang will, der findet es auch, der will denn auch nur das Eine in jeder wechselnden Gestaltung der Dinge, das ist seines Daseins ewiges unwandelbares Gebot.[82]

Unter diesen und ähnlichen Gesprächen setzten sie ihre Reise fort. Luise fühlte sich sehr unbehaglich auf ihrem Platze. Emilie schlief, oder verlor sich doch mit geschloßnen Augen in lustige Träume; Auguste redete freilich, verletzte sie indeß unaufhörlich durch ihre dürre Sentenzen. Tausendmal ihren raschen Entschluß bereuend, sich der fremdartigen Gesellschaft angeschlossen zu haben, beugte sie den Kopf aus dem Wagenfenster, um, wo möglich, in den äußren Gegenständen eine erfreulichere Unterhaltung zu finden. Nicht lange, so bemerkte sie eine Chaise, die ihnen bald in geringer, bald in weiter Entfernung folgte, je nachdem der träge Gang der abgetriebnen Postpferde es gestattete. Unwillkührlich wendete sich Luise noch mehr zurück, um wo möglich zu entdecken, wer in dem Wagen sitze; allein er war dicht verschlossen, und sie mußte unbefriedigt von ihren wiederholten Versuchen abstehn. Zufällig traf es sich, daß jener Wagen, beim erneueten Wechseln der Pferde, jedesmal vor dem Posthause still hielt, wenn sie wieder abfuhren, wodurch auch die Neugier der beiden andren Damen erregt ward.

Da sie nun unterwegs übernachten mußten, und der Ort, den sie dazu bestimmten, wenig Ausbeute zur geselligen Unterhaltung gewähren konnte, so scherzten sie gegenseitig über die Möglichkeit, in ihrer[83] unbekannten Begleitung irgend eine interessante Bekanntschaft zu machen. Wirklich waren sie kaum in den Gasthof eingezogen, als ein Wagen vor die Thür rollte, den Luise, ohnerachtet der fast hereingebrochnen Dunkelheit, für den besagten erkannte. Ein junger Mann, in einen weiten Pelz gewickelt, sprang heraus, und die dienstfertig entgegenkommende Wirthin bei der Hand fassend, sagte er: es ist verteufelt kalt, schöne Frau! Mein Zimmer, geschwind mein Zimmer! In drei Sätzen war er die Treppe herauf; eine Thür neben ihnen ward aufgeschlossen und er trat singend und lachend in das anstoßende Gemach. Die Stimme klang weich und fremd, die Leichtigkeit, das Benehmen ließ auf äußre Gewandheit und Lebenserfahrung schließen. Ohnerachtet der hohen Ruhe, mit welcher Auguste das bunte Spiel der Oberfläche betrachtete, fühlte sie doch keine geringe Begier, die neue Erscheinung näher in Augenschein zu nehmen. Sie empfahl indeß ihren Gefährtinnen die höchste Aufmerksamkeit, um durch kein Geräusch dem neuen Ankömmling ihre Anwesenheit zu verrathen, wodurch sie sich einigermaßen vor sich selbst rechtfertigen wollte, und zugleich auch den Fremden besser zu beobachten hoffte.

Nicht lange darauf hörten sie die Wirthin auf's neue hineingehn. Tassen klapperten, ein wohlunterhaltenes[84] Feuer knisterte im Kamin; der Fremde ward sichtlich mit Aufmerksamkeit bedient, während sie noch an allem Mangel litten, worüber Auguste fast alle Haltung verlor. Ein lautes, wiederholtes Kichern zeigte, wie wohl sich die Wirthin in ihren Geschäften befand, und daß sie vor der Hand noch nicht an sie denken werde. So wohl versehen und schon ganz behaglich eingewohnt, hörten sie ihren Nachbar nach einer Weile eine Kiste öffnen, einige Griffe auf einer Guitarre thun, und sich zu folgenden Worten auf dem Instrument begleiten:


Zierliche Blondine

Ging heut früh' zu Walde,

Wollt' beimkehren balde,

Pflückte Blümchen hier.


Sonnenhelle Miene,

Mund voll frischer Rosen,

Süß des Auges Kosen,

Freud'ges Liederspiel!


Traurige Blondine

Kam heut' Abend wieder

Ohne lust'ge Lieder,

Seufzte tief und schwer.
[85]

»Was so trübe Miene?

Fandst Du keine Blumen?

Ach! ich brauch' nicht Blumen,

Brauch' kein Kränzlein mehr.«


Mein Gott, was ist Ihnen! rief hier Emilie, auf Luise zueilend, Sie sind bleich wie mein Tuch! Lassen Sie nur, sagte jene leise, es ist nichts, sicher nichts, eine vorübergehende Erschütterung. Die Worte, die dort herüberklangen; sie lehnte den Kopf an Emiliens Brust; ich hörte sie nur von Fernando, er selbst hat sie aus seiner Muttersprache in's Deutsche übertragen, aber das beweist nichts, gar nichts. Die beiden Andren wurden hierdurch ebenfalls überrascht. Wenn er's wäre, sagte Emilie, grade hier, mit uns auf einem Wege, es wäre doch fatal! Es ist unmöglich, unterbrach sie Luise schnell, ich sagte Ihnen ja, er sei in französische Kriegsdienste gegangen, was soll er hier wollen? Was sichert Sie denn, fiel Auguste ein, daß dies Vorhaben ausgeführt, ja daß es im Ernst gefaßt ward. Ich dächte, Sie wüßten, was von Aeußerungen aus diesem Munde zu halten sei. Hier trat endlich die Wirthin, von Marianen begleitet, und mit allem zu ihrer Bequemlichkeit Erforderlichen versehen, hinein. Kennen Sie den Fremden schon länger? fragte sie Auguste spöttisch, daß Sie[86] ihm so viel Vorzüge vor Ihren übrigen Gästen einräumen? Gott nein! erwiederte jene betreten, es ist ja ein Ausländer, aber der Herr sind so ungestüm, daß man nur eilen muß, ihn zu befriedigen. Ein Ausländer? wiederholte Emilie; wissen Sie nicht, von welcher Nation? Ein Franzose, glaube ich, erwiederte sie. I, mein Gott, daß ich recht sage, ein Italiener; ja, ja, ein Italiener, man kunfundirt sich so leicht, und denn die Uniform! Eine Uniform? fragten alle Drei. Ja, ich weiß selbst nicht, ob es eine ist, sagte sie, aber es sieht so aus. Wenn es Ihnen gefällig wäre, fuhr sie fort, so könnten Sie miteinander speisen, die gnädigen Damen würden gewiß Unterhaltung finden. Gott bewahre uns! scholl es aus einem Munde; wir bitten Sie sogar, setzte Auguste hinzu, unsrer auf keine Weise gegen den Herrn zu erwähnen. Nun, wie Sie befehlen, sagte die Wirthin, durch ihre Heftigkeit aufmerksam gemacht, und wenig geneigt, der letzten Aeußerung zu achten.

Je mehr ich nachdenke, sagte Luise, als sie allein waren, je unwahrscheinlicher ist's mir, daß Fernando ohne alles Gefolge, ohne allen äußren Glanz, in der Residenz erscheinen würde. Er fordert so viel vom Leben, er selbst thut so viel dafür; wie sollte er sich in dieser unbedeutenden Außenseite unter das bunte Gewühl einer Hauptstadt[87] mengen! Sie vergessen, sagte Auguste, daß er mehrere Rollen hat; kennen Sie seine jetzigen Zwecke? Luise fuhr indeß fort, Gründe aufzusuchen, sich und die Andren vom Gegentheil zu überführen und die bange Wahrscheinlichkeit wo möglich durch einige Zweifel anzugreifen. Der Abend verging auf diese Weise schnell genug. Bei ihren Nachbar war es indeß ganz still geworden. Er schlafe, so schien es den Damen, welche auch früher als gewohnlich Ruhe suchten. Luise warf sich indeß noch lange im Bette hin und her, als die leisen, gemeßnen Athemzüge ihrer Gefährtinnen von ihrem glücklichen Schlafe zeugten. Jetzt, da ihr Niemand widersprach, da sie keine neuen Gründe mehr aufzufinden wußte, jetzt kam es ihr ganz glaublich vor, daß Fernando nur durch eine dünne Wand von ihr geschieden, nahe bei ihr lebe und athme; ja es ward ihr mit jedem Augenblick gewisser. Von dieser Vorstellung geschreckt, von tausend quälenden Erinnrungen gemartert, warf sie die lästige Decke von sich, und schlich zum Fenster, um reine Luft zu schöpfen. Ohne innres, festes Denken, starrte sie zerstreut in die dunkle Nacht hinein, als ein leises Schluchzen, dicht neben ihr, sie erschreckte. Das Haus war für den Nutzen erbaut, kein Raum verloren, die Fenster daher nur durch sehr schmale Pfeiler getrennt. Luise erkannte leicht, daß jener Ton aus dem ebenfalls[88] geöffneten Fenster des Nebenzimmers komme. Aufs höchste gespannt, unterschied sie bald einzelne Worte in italienischer Sprache, die flüsternd durch die Dunkelheit hinschwirrten; plötzlich hörte sie deutlich wie in Unmuth sagen: Fernando, Fernando! wohin verirrst Du Dich! Was suchst Du? was kannst Du hoffen? bist Du denn auf ewig verloren! Kalter Nachtwind fuhr hier schneidend an den Häusern vorüber. Die Stimme schwieg; bald ward auch das Fenster geschlossen. Luise hörte nichts mehr; unbeweglich auf ihrem Platze, wiederholte sie sich jene Worte, die sie mit der peinlichsten Unruhe erfüllten. Unglücklich also, dachte sie. Sie erkannte ihn ganz in dieser schmerzlichen Heftigkeit, in diesem Unmuth über sich selbst. Was drückt ihn aber so sehr? Was suchte er jetzt? Wüßte er vielleicht –? Dies seltsame Zusammentreffen! Die gleiche Richtung ihres Weges! Wenn er unerkannt in ihrer Nähe lebte! Wenn er sie immer beobachtete! Wenn er dennoch treu ergeben – – Eine Bewegung der schlafenden Auguste zog sie unwillkührlich zu ihrem Bette zurück. Halb träumend sank sie in die Kissen. Bald darauf war ihr, als sei von dem allen nichts geschehen. Sie mußte sich besinnen, ob sie wirklich am Fenster gestanden habe. Dann fiel es ihr plötzlich ein, daß es gar nicht Fernandos Stimme war, die sie hörte, daß wohl[89] wohl alles ein Blendwerk sein könne; und dennoch drang Fernandos Name, den sie doch bestimmt vernommen, immer wieder in ihr herauf und neckte und quälte sie, bis sie verzweifelnd die Augen schloß und die bange Seele dem dumpfen Schlafe hingab.

Nach wenigen Stunden ward es wieder lebendig um sie. Auguste trieb zum frühen Aufbruch an, da sie gern vor Abends das Ziel ihrer Reise erreichen wollte. Sie reisten ab, ohne das mindeste von dem Fremden gehört zu haben, der, nach der Wirthin Aussage, wohl noch tief schlafe. Erst in dem Thore der Residenz trafen sie mit dem Wagen des Unbekannten wieder zusammen, der an ihnen vorüber, in eine Seitengasse hineinfuhr. Luisens Herz klopfte gewaltsam. Die neue Welt schloß sich ihr in einem Augenblick auf, wo alle alte, mühsam niedergekämpfte, Anforderungen an Fernando wieder in ihr erwachten. Jede ungewohnte Erscheinung fiel so gewichtiger in ihr aufgeregtes Innre. Die bunte Menschenmasse wogte in vielfachem Treiben durch die Straßen hin, und zog sie mit in ihr verworrenes Gewühl hinein. Hohe Häuser, geschmückte Läden, weite Plätze, erhabne Kunstwerke, aller Prunk, wie jeder erhöhete Wille des Lebens, redete zu ihr, und überglänzte die bleiche Dürftigkeit und den frostigen Hunger, der langsam neben ihr hinschlich.[90]

Auguste wohnte in der gesuchtesten Gegend der Stadt. Alles athmete hier verfeinerten Lebensgenuß. Die elegante Welt zog in tausendfachen Gestaltungen vor Luisens stets angeregten Blicken hin, und ließ sie zu keiner eigentlichen Anschauung oder innren Betrachtung kommen.

Nach wenigen Stunden erschien die Baronin, von Emiliens Ankunft benachrichtet, diese abzuholen. Luisens Unglück hatte sie versöhnt. Alles, was sie deshalb gesagt und nicht gesagt hatte, war eingetroffen; ihr tiefer Blick in die verworrnen Welthändel gerechtfertigt, und sie selbst als weise Menschenkennerin anerkannt. Ihres hohen Ansehns bei Luisen gewiß, empfing sie diese mit leutseliger Herablassung, und lud sie sogar zu einer Abendversammlung des kommenden Tages bei sich ein, welche sie, wie sie hinzusetzte, sogleich in die rechte Bahn bringen und mit dem Besten, was es in der Stadt gebe, bekannt machen würde. Nur Eins, Liebe, fuhr sie belehrend fort, muß ich Ihnen zuvor noch sagen, weil es einen entschiednen Einfluß auf Ihren Succeß in der Gesellschaft haben wird; versäumen Sie es ja nicht, den ältren Frauen mit der gesuchtesten Aufmerksamkeit entgegenzutreten, weil sie es sind, die den Ruf der Jüngern gründen und ihn allein bei den schwankenden, durch augenblickliche Eindrücke bedingten, Meinungen erhalten.[91] Die Männer werden unbewußt von diesen Orakelsprüchen beherrscht, die erst als vielfach bearbeitete allgemeine Stimme der Welt zu ihnen dringen und den die hellsehendern, jüngern Frauen nicht zu widersprechen wagen. Luise wußte nicht recht, ob sich ihre Beschützerin zu der Classe der Matronen zähle, und vermied daher, anders als durch eine dankende Verbeugung, zu antworten, da sie doch in sich sehr entschlossen war, die Achtung keines Menschen zu erschleichen, und alles dem günstigen oder ungünstigen Eindruck überlassen wollte, den ihr Erscheinen auf die Herzen machen werde.

Nicht ohne Verlegenheit trat sie indeß des andern Tages an der Baronin Hand in den glänzenden Kreis. Eine Menge unbekannter Namen überhörend, welche ihr die gastliche Wirthin nannte, bemerkte Luise nichts als dasselbe höfliche Lächeln, das von Mund zu Mund nach jedem Bewillkommungsgruße flog, und wie ein gebrochner Stral über alle Gesichter zuckte, ohne eine bleibende Spur zurückzulassen. Vergebens suchte Luise ein Auge, auf welchem das ihre ruhen könne. Dieselbe theilnahmlose Hingebung an die oft genoßnen, wiederkehrenden Freuden trieb die Blicke gleichsam hin und her, und goß einen Schein des Gleichartigen über alle Gestalten. Um sie bekümmerte man sich nach der ersten Begrüßung weiter nicht. Sie war[92] weder Ausländerin, noch unter der schützenden Aegide dieser Gesellschaft erzogen; ein deutscher, unbefreundeter Name verhallte wie er genannt war. Auguste und Emilie mußten alte Bekannte aufsuchen; die Baronin war vielfach beschäftigt. Zum erstenmal im Leben empfand Luise eine demüthigende Zurücksetzung. Im Kampf mit dem Streben, eine würdige Haltung zu behaupten, und dem Gefühl, daß diese in der wachsenden Verlegenheit immer mehr schwinde, trat Stein zu ihr. Ein herzliches Wort, das unmittelbar aus dieser offnen, reinen Seele in die ihre überging, rückte sie schnell über den Druck des Augenblicks hinaus. Sie sprach innig und frei, indeß das tonlose Rauschen der Menge sie umschwirrte.

Die Baronin hatte dennoch, ihrer Menschenkenntniß vertrauend, einiges über Luisens Schicksal fallen lassen, wodurch sie diese den Gemüthern ganz unvermerkt näher rückte, und ihre Aufmerksamkeit gewann! Die alten Damen sahen in ihr ein unglückliches Opfer heutiger Verderbniß, die jüngern fanden sie sehr interessant, den Zug stiller Schwermuth um den schön geschweiften Mund unwiderstehlich, und die Männer bemerkten, ein frühzerstörtes häusliches Glück sei eine Brücke, die über das weite Meer conventioneller Formen und lästiger Versuche, unmittelbar in die Gunst der[93] Frauen führe. Desto besser, sagte ein junger Offizier, dem eine Dame Luisens Geschichte schon ziemlich verstellt erzählte, desto besser,


La vertu est une isle escarpée et sans bord

On n'y peut plus rentrer, dès qu'on en est dehors.


Abscheulich! rief die Dame, konnte sich aber doch nicht enthalten, dem liebenswürdigen Freigeist einen schmeichelnden Blick zuzuwerfen.

Unvermerkt hatte sich indeß um Luisen ein kleiner Kreis von Frauen und Männer versammelt, die, im Gespräch mit Emilien, sich an sie und Stein anschlossen. Mit Bewundrung bemerkte Luise unter ihnen eine schöne weibliche Gestalt, deren edle Haltung und Züge ihr bekannt schienen, und sie dunkel in die Vergangenheit zurückführten. Eine große innere Bewegung arbeitete unverkennbar auf dem feinen Gesichtchen, und trieb ihre Blicke unwillkührlich zu einen zartgebildeten, schlanken Mann, dessen weiches abgespanntes Wesen seltsam gegen die Uniform abstach, die er auch nur des herkömmlichen Gebrauches wegen zu tragen schien. An einen Pfeiler geschmiegt, gleichsam um sich selbst tragen zu helfen, sagte er mit vorgebeugtem Kopfe und leiser Stimme zu Emilien: Sie sind so glücklich gewesen, einige Zeit in der[94] Einsamkeit auf dem Lande zuzubringen, während mich das Leben hier fast erdrückte.

Noch immer die alte Unzufriedenheit! rief Emilie lachend. Wie kann es anders sein, erwiederte jener, dies abgenutzte Treiben hier, das mich wie ein Ball hin und her wirft und alle Ruhe und allen Genuß raubt, preßt mir oft die Brust so zusammen, daß ich mein ganzes Verhältniß zerbrechen und in irgend einen Winkel der Erde fliehen möchte, wo ich wenigstens allein sein könnte, wenn ich will! Aber mein Gott, Sie ungalanter Mensch, was quält Sie denn bei uns? fragte Emilie. Alles! rief er; mein Stand, die ganze Welt, alles was Ansprüche an mich zu haben glaubt und mir meine Ruhe mißgönnt. Seine Blicke gleiteten während dem nachlässig an Luisen hin, und fielen wie von ohngefähr auf die schöne Frau, die, eine Thräne zerdrückend, angelegentlich mit Stein zu sprechen schien. Auf Ehre! Horst, rief jener freigesinnte, Offizier, schon mehreremal von Emilien als der hübsche Baron Roll erwähnt, der seiner höhern Taktik zu Folge Luisen näher gerückt war, auf Ehre, Sie werden ein Menschenfeind! Was haben Sie nun gegen unsere Stadt? Mich dünkt, Sie und ich hätten nicht über sie zu klagen; oder rechnen Sie den reichen Schatz von Erfahrungen, den wir gegen ein paar mißmüthige Stunden[95] eintauschten, für nichts? Auf Ehre, ich gebe ihn um meinen ganzen Credit nicht weg, der denn doch der eigentliche Point unsrer Existenz ist. Und, Luisen fixirend, ohne sich ihr gleichwohl vorstellen zu lassen, fuhr er, wie unter bekannter Voraussetzung fort: Sie, Frau Gräfin, werden mir gewiß in Kurzem Recht geben, wenn Sie unsre Welt mehr kennen lernen. Sie waren noch nicht im hiesigen Theater? – Sie sahen noch nicht Richter und die schöne Antonie spielen? Luise hatte kaum Zeit es zu verneinen, als er, sich zu Stein wendend, aufs neue anhub: A propos, man will uns ja den Shakespear nun auch goutiren lehren; ich denke man spricht von einer Vorstellung Heinrich des Vierten. Da werden wir Offiziere nur gleich Urlaub nehmen müssen, um den Schluß zu hören, denn solch Stück spielt seine 24 Stunden in einer Angst weg. Er lachte laut über den glücklichen Einfall, der den Andern schon bekannt war, und als vielfach bewundert, das Patent des Witzes erhalten hatte. Ich glaube selbst, entgegnete Stein, daß sich der Shakespear weder für unsre Bühne, noch unser Publikum paßt. Des Komischen wegen? fiel Auguste ein. Sein Sie versichert, wir verstehn die privilegirten wie die anderweitigen Spaßmacher zu würdigen. Roll verschmerzte den Stich, und wandte sich ausschließend an Luise, die er mit einem Heer unbedeutender Fragen bestürmte.[96] Horst schwankte indeß mit unsichren, schleichenden Schritten zu der Dame, welche Luisens Aufmerksamkeit früher erregte. So in Gedanken, Frau von Seckingen? fragte er lächelnd, was beschäftigt Sie so ausschließend? Der Wechsel der Dinge, entgegnete sie, nicht ohne Heftigkeit. Unbesonnene, flüsterte er, und wandte sich unwillig ab.

Eine kleine Bewegung in der Gesellschaft ließ hier auf die Ankunft eines neuen Mitgliedes derselben schließen. Luisens Herz klopfte unwillkührlich; sie dachte dunkel an den Unbekannten, an Fernando, als Frau von Seckingen ausrief: ach, mein Bruder! und die Baronin in dem Augenblick, von dem russischen Obristen begleitet, vor Luise trat, erfreut, ihr einen alten Bekannten zuzuführen. Ohne irgend eine schmerzliche Erinnrung zu berühren, begnügte sich der gewandte Mann, den gegenwärtigen Augenblick allein herauszuheben und eine Reihe froher Bilder einer glücklichen Zukunft daran anzuschließen, welche ihm Luisens Anwesenheit in der Residenz versprach; dann das Gespräch immer leichter und freier verschlingend, zog er bald die anmuthige Schwester mit hinein, deren Herz sich willig so freundlicher Berührung öffnete, seit sie nichts mehr unmittelbar störte, da Horst gleich nach des Obristen Ankunft verschwand. Luise fühlte sich in der kunstlosen, wie von selbst fortlaufenden, Unterhaltung[97] immer behaglicher, und trat zwischen den beiden edlen Gestalten fest und sicher auf die glatte Fläche der neuen Welt hin, die sie vor wenig Augenblicken noch erschreckte. Allein je mehr ihre Theilnahme für beide Geschwister wuchs, je mehr beunruhigte sie das Schicksal der bekümmerten Frau, welches ihr noch drückender schien, seit der Obrist sagte: Liebe Sophie, Dich erwarten Briefe von Deinem Mann. Er hat mir auch geschrieben, und sagt, daß seine Geschäfte ihn noch lange in Paris aufhalten könnten. Der Mann lebt noch? dachte Luise; also wieder eine mißrathene Ehe! und sicher ein edles Herz, das sich selbst täuscht! – Dieser Gedanke fiel störend in ihre Freude, und hätte fast die alte Wehmuth wieder angeregt, da sie in demselben Augenblick Stein an Emiliens Seite, mit allen Zeichen unbefriedigter Sehnsucht, wahrnahm, und hier auf beiden Gesichtern auf's neue das Aushängeschild einer verfehlten Wahl sehen mußte; allein des Obristen freundliches Bemühen hob sie bald über jene beunruhigende Betrachtungen hinaus. Diese hohe, klare Erscheinung, auf der ein vielfachgestaltetes Leben keine Spur zerreißender Leidenschaften oder verfehlten Strebens zurückgelassen hatte, schien, in ihrem milden Ernst, recht dazu geeignet, Luisens Achtung zu erzwingen, die sich auch bald eines kindischen,[98] durch zufällige Verirrungen angeregten, Unglaubens schämte, und sich voll Heiterkeit den beseligenden Einflüssen einer entstehenden Freundschaft hingab, ein Wechsel, der Augusten nicht entging, und ihr für diesen und viele folgende Tage Anlaß zu Neckereien und nicht immer ganz schmeichelhaften Anmerkungen gab. So nannte sie Sophie ziemlich unzart eine phantastische Thörin, die unaufhörlich die Liebe mit dem Gegenstande derselben verwechsle, und ihr daher bald Altäre, bald Gräber erbaue. Ich verstehe Sie nicht, sagte Luise empfindlich. Nun, entgegnete sie, alle Frische, Kraft und Göttlichkeit des Gefühls meint sie in dem geliebten Manne zu finden, und wenn denn nun nach und nach die mangelhafte Natur hervorsieht, und das Traumbild ein ordinärer Mensch wird, dann erhebt sie ein Geschrei und hüllt sich in Trauerschleier, und klagt über das trügerische Spiel der Liebe. Warum sieht sie im Sperling den Paradiesvogel? Ich begreife, fuhr sie fort, daß ein ungeprüfter, vielleicht überall stumpfer Blick sie verwirren kann; aber was quält sie sich denn noch nach erkannter Täuschung? und warum will sie diese mit Gewalt auf Kosten ihres eignen natürlichen Gefühls erhalten? Was ist es denn weiter? sie hat sich geirrt; lasse sie den Irrthum fahren und sehe sich nach Wahrheit um. Luise[99] hatte es sich längst des Streitens mit ihr begeben. Sie schwieg, und begnügte sich, wie herabsetzend auch jene Worte klangen, sich nur fester und vertrauender an Sophie anzuschließen, deren zarter Sinn und treue Anhänglichkeit für das einmal Erwählte sie, trotz des sichtlichen Mißgriffs ihrer Wahl, höchst liebenswürdig machte. Luise übersah oder schob auf die allgemeine Verwirrung menschlicher Gefühle und Verhältnisse, was sie nicht billigen konnte, und neigte sich ohne Rückhalt zu einem Herzen, das im Mißverstehn selbst noch so groß und tief empfand.

Mehrere Zeit hatte es Luise vermieden, in das Schauspiel zu gehn, aus geheimer Furcht, in dem Unbekannten Fernando wiederum anzutreffen. Endlich mußte sie indeß den wiederholten Bitten ihrer Bekannten nachgeben, und so ließ sie sich wirklich von Auguste in ihre Loge führen. Das erste Störende, was sie von hier aus erblickte, war Werner, der, sie erkennend, ohne Zeichen der mindesten Verlegenheit zu ihnen eilte, und sie ganz in seinem gewohnten Ton begrüßte. Diese Ruhe drückte die ganze Vergangenheit in die dunkelste Tiefe. Luisen war, als sei eine lange Reihe von Jahren verflossen, seit sie Werner sah, und die damals gehemmte Ordnung längst wieder im alten Geleis. Nicht lange darauf trat auch Baron Roll zu ihnen[100] in die Loge. Er that sehr vertraut mit Werner, der ihn mit komischer Freundlichkeit empfing, gleichsam als thue es ihm wohl, die geschärften Blicke eine Zeitlang auf jener flachen Unbedeutendheit ausruhen zu lassen. Das Stück hätte allenfalls Aufmerksamkeit verdient, allein Roll ließ es bei Keinem, außer bei Augusten, um die er sich niemals bekümmerte, zu einen gesunden Gedanken kommen. Sehn Sie um Gottes Willen! rief er ganz empört, hat die Reinhart nicht rothe Schuhe an! bei dem großen Fuß! Es ist, auf Ehre, unbegreiflich! Sein Mund verzog sich fast wehmüthig. Das allerliebste Mädchen! rief er, und so schimpfirt! Kaum gewann ein Lieblingsschauspieler so viel über ihn, daß er einige Augenblicke schwieg; dann aber beugte er sich zu Werner und sagte ihm vertrauend: wenn ich so glücklich sein könnte, den Richter nur einmal zu frisiren, er sollte wahrhaftig anders aussehn! Hm – entgegnete jener ganz kalt, das ließe sich vielleicht machen. Luise konnte sich trotz ihres Ingrimms des Lachens nicht erwehren, ein Muthwille, den Roll sehr bald, ohne es zu wissen, rächte, indem er zu Werner sagte: haben Sie schon gehört, daß unser hübscher Italiener wieder hier ist? Luise fuhr unwillkührlich zusammen. Werner bemerkte es, und sich gegen das Innre des Hauses vorbeugend, sagte er: in der[101] That, da sitzt er ja! Luise war seinen Blicken gefolgt, die sich nach dem Parterre richteten, und ohne zu wissen wen er meine, heftete sie ihre ganze Aufmerksamkeit auf einen jungen Mann, der, in nachlässiger Stellung, halbliegend saß, den Arm auf die Lehne des benachbarten Sitzes gestützt, und so, das abgewandte Gesicht in der aufwärts gerichteten Hand ruhend, angelegentlich mit einer hübschen Nachbarin sprach. Ich werde ihn morgen bei der Seckingen einführen, sagte hierauf Roll, er wird unsere Damen mit seinen kleinen Talenten amüsiren. Das thun Sie doch, erwiederte Werner, und verließ, da das Stück bald zu Ende war, gleich darauf mit Roll die Loge.

Vergebens hatte Luise bis dahin auf eine Wendung des ängstlich beobachteten Kopfes gewartet; jetzt, da alles aufstand und das Gedränge immer mehr zunahm, schwankten die Gestalten verworren und unsicher umher. Sie konnte nichts bestimmt unterscheiden; allein je mehr ihr die Mittel fehlten, sich zu überzeugen, je überzeugter ward sie in sich. Es war Fernandos Stellung, sein dunkel gelocktes Haar; sie durfte nicht zweifeln. Halb entschlossen, die morgende Gesellschaft nicht zu besuchen, gedachte sie mit Unruhe des Obristen, und erwog, wie seltsam, wenn es Fernando wirklich sei, man ihr Ausbleiben deuten, wie auffallend es erscheinen[102] müsse, daß sie früher von seiner Anwesenheit unterrichtet gewesen. Das Für und Wider abwechselnd annehmend, fuhr sie endlich des folgenden Abends sehr spät zu ihrer neuen Freundin. Es ward getanzt, und sie fand alles in fröhlicher Bewegung, als sie mit gesenktem Blick, flüchtig durch die Zimmer hin, in ein kleines Cabinet eilte, wo sie nur ältere Damen am Spieltisch wußte. Bleich und zerstreut setzte sie sich neben die Baronin, welche diese Auszeichnung als eine schuldige Aufmerksamkeit gütig aufnahm. Indem trat Emilie, erhitzt vom Tanzen, herein, und flüsterte ihr leise zu: wissen Sie, wer hier ist? Ich weiß, ich weiß, entgegnete sie in tödtlicher Angst. Sie wissen? woher denn? fragte Emilie. Gestern – erwiederte Luise; ich kann jetzt nicht. – Denken Sie sich, fuhr jene fort, die Wirthin hat uns dennoch verrathen; er sah den Abend, als wir aßen, durch die Thür, welche die Wirthin ein wenig auf ließ. Er hat mir's selbst gesagt; gleich auf den ersten Blick hat er mich erkannt – Sie? fragte Luise, Sie allein? Nun, er wird Sie auch erkennen, erwiederte Emilie; aber sehn Sie, da ist er. Luise hatte nicht das Herz, die Augen zu heben. Rolls Stimme zwang sie endlich, aufzublicken. Sie hörte einen unbekannten Namen, sah ein ganz fremdes Gesicht, eine zarte, fast unausgebildete Gestalt.[103] Kaum gewann sie so viel Fassung, ihr Befremden zu verbergen und einige wohlgewandte an sie gerichtete Worte des Fremden zu beantworten.

Wen aber, liebe Emilie, meinten Sie denn zuvor? fragte sie diese, noch ganz unsicher und verlegen, als die beiden Herren sie verließen. Wen? Nun mein Gott, erwiederte jene, den jungen Cesario, unsern Reisegefährten, den Unbekannten im Gasthofe; wen anders? Dieser also war es! – sagte Luise zerstreut. Gott ja, fiel Emilie ein, ich glaubte Sie wüßten – Freilich, freilich, erwiederte Luise, ohne zu wissen was sie sagte. Dieser also! wiederholte sie mehreremale vor sich. Es ist doch seltsam! – Sie erinnerte sich der Worte, die er gesprochen, und daß er bestimmt Fernandos Namen genannt hatte. Sein Freund also, dachte sie, und ein besorgter, zärtlicher Freund! Aber wie wagt er sich mit dieser Jugend und Unerfahrenheit so allein in die Welt und auf die unsichre Spur eines so beweglichen, ewig getriebnen Menschen!

Des Obristen Blicke, die sie schon längst gesucht, trafen sie hier. Er näherte sich schnell, und fragte fast bekümmert: warum kamen Sie doch so spät? Ich hatte mich so auf diesen Abend gefreut und nun ist alles voller Widersprüche! Sophie ist plötzlich unpäßlich geworden, und hat sich entfernt; auch Sie sehn bleich und angegriffen aus. Darf[104] Ihr Freund wissen, was Sie beunruhigt? Doch, setzte er lächelnd hinzu, wir sollten uns hüten, die Geheimnisse der Frauen an uns zu reißen, sie verletzen uns oft, ohne daß wir sie verstehn. Weil sie zu unwichtig oder zu bedeutend sind? fragte Luise. Gewiß das Letztre, erwiederte er. Ihr ganzes Innre ist ein unendlich zartes, geheimnißreiches Gewebe, dessen luftige Fädchen sich so wunderlich verschlingen, daß sie oft ein gewagter Blick zerreißt, und sie sich, wie die Blumen, vor so rauher Berührung verschließen; der eigentliche Schmuck, der Blüthenstaub ihres Innern, bleibt uns daher fast immer fremd. Ihren Blick, sagte Luise sinnend, wie aus voller Ueberzeugung, würde ich niemals scheuen. Gewiß? fragte er; auch dann nicht, wenn ich Sie bäte, mir zu sagen, was Sie gestern so ängstigend im Schauspiel beschäftigte, da Sie niemand, auch Ihre Freunde nicht, erkannten, und noch beim Herausgehn meinen Gruß unerwiedert ließen? Auch dann nicht, erwiederte Luise nach augenblicklichem Nachdenken, nur fragen Sie jetzt nicht weiter; morgen, oder wenn Sie wollen. Nein, meine gütige Freundin, erwiederte er bewegt, ich werde nicht weiter fragen. Glauben Sie mir, diesmal habe ich Sie verstanden. Unsre Organe werden feiner, wenn wir sie in das reine Element der Liebe tauchen. Luise erröthete; er selbst schwieg,[105] wie erschreckt, über das rasch entschlupfte Wort. Nach einer Weile fragte er sie, um sich selbst zu entgehn, ob sie nicht tanze. Nie wieder, sagte sie schnell, in der Erinnrung jenes Abends, da sie Fernando in wilder Heftigkeit von seiner Seite riß. Nie wieder? entgegnete er; auch hier, fuhr er fort, liegt Ihr reines Herz so offen da, daß ich Sie um keine Erklärung zu bitten habe. Mich beunruhigt Ihre Schwester, sagte Luise verlegen; wollten Sie mich wohl zu ihr begleiten? Sie nahm des Obristen Arm, und eilte in Sophiens Cabinet, wo sie die schöne Frau sehr zerstört, und in sichtlicher Anstrengung, sich wieder herzustellen, fanden. Der Obrist schloß sie gerührt in seine Arme und verließ schweigend das Zimmer; aber Sophiens Schmerz brach in unzähligen Thränen aus. Klagend sank sie an Luisens Herz. Sie sprach von Horst, ihrer Liebe, seinem jetzigen schneidenden Betragen, und zog zuletzt ein Billet hervor, das sie eben erst, nach vielen vergeblichen Bothschaften, als Entschuldigung seines Ausbleibens, von ihm erpreßt hatte. Luise las Folgendes:

»Je déteste les propos du monde, je n'aime pas à ètre cité, voilà la raison de ma conduite«

Wollen Sie mit Ihrem Blut dies welke Herz nähren? rief sie empört. O um Gottes Willen, achten Sie sich doch höher. Sehn Sie nur, wie[106] die conventionelle Sprache selbst den groben Sinn nicht verbergen konnte, der sicher nie in Ihr Innres drang! Ach sie sind Alle, Alle nicht anders! jammerte Sophie. Alle? fragte Luise; auch Ihr Bruder? – Dieser trat eben jetzt wieder herein. Wenn es Dir doch möglich wäre, sagte er, sich zwischen beide Freundinnen setzend, zur Gesellschaft zurückzukehren, man vermißt Dich überall. Du leidest, fuhr er fort; ich darf nicht fragen, was Dich quält. Liebe Sophie, sei weniger verschlossen! Sieh! hier habe ich noch eine Schwester, die meine Theilnahme nicht zurückstößt. Er hatte Luisen bei der Hand gefaßt und blickte gerührt auf sie hin.

Muß ich denn, sagte Sophie sanft, mein Innres nicht vor mir selbst verschließen? Und was gewönnest Du, in die Verwirrung hineinzusehn, wo eines das andre zerstört und keines das rechte ist? Ganz anders ist es mit Luisen; ein großer Schlag des Schlag des Schicksals hob sie über so peinigende Kämpfe hinaus. Für sie beginnt ganz eigentlich ein neues Dasein, dem sie mit jugendlicher Ungeduld eine sichre Richtung zu geben sucht. Ihr Gemüth ist frisch und wach, deshalb versteht sie Dich, und scheuet Deinen Blick so wenig, daß es ihr vielmehr wohl thut, ihm zu begegnen. Luise reichte sittig, vor den Obristen hingebeugt, ihre Hand der Freundin, die, bei eignem getrübten Denken,[107] die fremde Brust dennoch klar durchschaute. Mit tiefer, innrer, Bewegung fühlte der Obrist die schöne Gestalt seinem Herzen so nahe. Wie aus sich herausgedrängt, sagte er, die dargebotne Hand schnell erfassend: wenn es wahr wäre, liebe Luise, wenn Sie mich verstanden, wenn Sie mich auch jetzt verstehn –? Heiliges, fast demüthiges, Entzücken zitterte durch Luisens Seele. Sie hob ihre Augen zu den hellen Blicken, die sie so wahr in ihrem eignesten Wesen auffanden; nichts trübte, nichts vervielfachte auch jetzt ihr friedliches Licht; ein Bote des Himmels hatte zu ihr geredet. Einen Augenblick schwieg sie, durch so wundersame Fügungen ergriffen. Nein gewiß, sagte sie endlich, gewiß, ich kann Sie nicht mißverstehn! O Gott! rief der Obrist, beide geliebte Wesen sanft umschlingend, so laß mich sterben! Ihr armen, wunden Seelen, heilt Euch in meiner Liebe, deren stilles Feuer ewig so rein glühen wird.[108]

Quelle:
Caroline de la Motte Fouqué: Die Frau des Falkensteins. Bdchen. 1–2, Band 2, Berlin 1810, S. 57-109.
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Große Erzählungen der Frühromantik

Große Erzählungen der Frühromantik

1799 schreibt Novalis seinen Heinrich von Ofterdingen und schafft mit der blauen Blume, nach der der Jüngling sich sehnt, das Symbol einer der wirkungsmächtigsten Epochen unseres Kulturkreises. Ricarda Huch wird dazu viel später bemerken: »Die blaue Blume ist aber das, was jeder sucht, ohne es selbst zu wissen, nenne man es nun Gott, Ewigkeit oder Liebe.« Diese und fünf weitere große Erzählungen der Frühromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe ausgewählt.

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