Aria zu einer Abendmusick

[119] Befördert, ihr gelinden Saythen,

Den sanften Schlummer süßer Ruh!

Rhodante legt die müden Glieder,

Der Arm wird schwach, das Haupt sinckt nieder,

Und schlägt die holden Augen zu.

Da Capo.


Ihr angenehmen Nachtbetrieger,

Ihr süßen Träume, schleicht herein!

Und sucht wie Bienen jungen Rosen

Der schönsten Seele liebzukosen,

Und nehmt so Herz als Lager ein.

Da Capo.


Ergözt sie mit den schönsten Bildern,

Die Scherz und Lieb erdichten kan!

Entdeckt ihr mein getreu Gemüthe

Und steckt das zärtliche Geblüte

Mit starck- und frischem Zunder an.

Da Capo.


Der Himmel wacht mit tausend Augen,

Doch nicht so gut als meine Treu.

Die wacht und läst sich nichts ermüden,

Bis daß sich Leib und Geist geschieden,

Und trägt dein liebstes Conterfey.

Da Capo.


Schlaf, Engel, schlaf voraus und liege

Im Schooße der Zufriedenheit!

Denn eine Nacht voll Scherz und Küßen

Wird bald dein Bett erweitern müßen,

Und diese Nacht braucht Munterkeit.

Da Capo.
[120]

Schlaf, bis der Morgenröthe Flügel

Der Welt die Farben wieder bringt!

Die Eintracht mein- und deiner Flammen

Stimmt mit dem Glücke so zusammen,

Als jezt mein Abendopfer klingt.

Da Capo.

Quelle:
Johann Christian Günther: Sämtliche Werke. 6 Bände, Band 1, Leipzig 1930, S. 119-121.
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