9. Scene.


[89] Vorige. Loisl. Pauli.


LOISL schreit aus dem Hintergrunde. Da is der Pauli!

PAULI drängt sich durch die Umstehenden. Ja Deand'l, is denn wahr, was i g'hört hab'? Du und i – das is ja doch 's reinste Glücksspiel. A Freud' hab' i, daß i gleich damisch werd'n könnt'. Und z'schamen brauchst di g'wiß auch net mit mir. Denn wenn i auch 's Tanz'n schon lang nimmer 'trieb'n hab', verlernt, mein' i, hab' i's doch noch net!

LONI. Ich will dir aber sag'n, was du verlernt hast: die Rechtschaff'nheit von ei'm brav'n Bursch'n – du falscher, scheinheiliger Mensch, der sich net schämt, a brav's Deand'l um ihr'n ehrlich'n Namen z' bring'n durch dein' Schlechtigkeit und Hinterlist –

PAULI. Loni, das geht z'weit!

LONI. Jawohl z'weit – und d'rum sag' i dir jetzt, da wo i bin, hast du in Zukunft nix mehr z' such'n. Dein' Tanz aber – Zerreißt das Loos und wirft ihm die Fetzen vor die Füße. – da hast ihn, den kannst du halt'n mit wem du willst. Die Loni is von heut' an nimmer für di auf der Welt, das merkst dir! Und daß du's net vergißt und die Mad'ln alle, wie sie da 'rum steh'n, wiß'n, wie[90] man mit ei'm solch'n nixnutzig'n Bursch'n umgeht, so will i's ihnen zeig'n – du schlechter Mensch! Sie schlägt ihn in's Gesicht und wendet sich um Gehen.

MUCKL rasch und leise zu Pauli. Das laßt du dir g'fall'n vom Pechlerlehnl seiner Tochter!

PAULI will sich in der ersten Aufwallung auf Muckl stürzen, besinnt sich aber plötzlich, eilt der abgehenden Loni nach und hält sie zurück. Halt Loni – und net von der Stell', bis i dir g'sagt hab', wozu du mi 'rausg'fordert hast. Wie i jederzeit zu dir g'stand'n bin, wie mein Herz an dir g'hängt is das brauch' i dir nimmer z'sag'n; wohl aber, daß kein' mehr find'n wirst auf der Welt, der 's so ehrlich mit dir meint, wie i!

LONI. Ja glaubst denn du –

PAULI. Red' net! Was i dir jetzt z' sag'n hab is kein' Frag' und braucht auch kein' Antwort. I will auch den Grund net wiß'n, warum du mi g'schlag'n hast. Denn was man dir auch von mir eing'red't hat – Mit einem Blicke auf Muckl. und i weiß auch, wer dir's eing'red't hat –, so weit hätt'st mi kennen soll'n, daß wenn's 'was Schlecht's g'wes'n wär', daß es g'rad deßhalb a Lug hätt' sein müß'n. Uebrigens – brauch i mi net vor dir zu vertheidig'n – i wüßt' net wozu – aber[91] i sag' dir blos das einzige: Sei froh, daß du a Deand'l bist, das erspart dir wenigstens die Vergeltung für den Schlag. Die Fetz'n vom Loos hätt'st mir auch net vor d' Füß' z' werf'n brauch'n. Denn daß i noch mit dir tanz'n wollt', das wirst ja doch net glaub'n. Zwar – wann i wollt' – mußt net meinen, daß mi was abhalt'n könnt' – denn – da schau' dir's an, die zwei Arm', mit denen thät' i di dreh'n und lupfet di in d'Höh'. – Er faßt Loni bei beiden Armen, hebt sie empor und stellt sie auf der andern Seite energisch nieder. Hast es g'seh'n! Da stehst – und jetzt wenn sagst: zwisch'n uns is nix und zwisch'n uns wird nix, nachher kannst Recht hab'n! – B'hüt' di Gott! Ab.


Der Vorhang fällt.


Quelle:
Ludwig Ganghofer und Hans Neuert: Der Herrgottschnitzer von Ammergau. Augsburg 21880, S. 89-92.
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