In den Tagen des Konflikts

[222] 1865.


Das ist ein trostlos Silbenstechen,

Mißtrauen hier, Verstimmung dort;

Sie möchten wohl von Sühnung sprechen,

Doch keiner trifft das rechte Wort.[222]


So wächst die Kluft von Tag zu Tage,

Man reizt und höhnt, man trutzt und schmollt,

Ob draußen auch mit dumpfem Schlage

Vernehmlich schon das Wetter grollt.


Erhitzt bekämpfen sich die Reihen

Zur rechten und zur linken Hand,

Und überm Hader der Parteien

Denkt keiner mehr ans Vaterland.

Quelle:
Emanuel Geibel: Werke, Band 2, Leipzig und Wien 1918, S. 222-223.
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