Pfingsten

[135] Das Fest der Pfingsten kommt im Hall der Glocken,

Da jauchzt in Frühlingsschauern die Natur;

Auf jedem Strauch des Waldes und der Flur

Schwebt eine Ros' als Flamme mit Frohlocken.


O Geist, der einst in goldnen Feuerflocken

Aufs Haupt der Jünger brausend niederfuhr,

Von deinem Reichtum einen Funken nur,

Hernieder send' ihn auf des Sängers Locken!


Ich weiß es wohl, nicht würdig bin ich dein;

Doch hast du nie die Tugend ja gemessen,

Der Glaube zieht, die Sehnsucht dich allein.


Der Armen hast du nimmermehr vergessen,

Du kehrtest in der Fischer Hütten ein,

Und an der Sünder Tisch bist du gesessen.

Quelle:
Emanuel Geibel: Werke, Band 1, Leipzig und Wien 1918, S. 135-136.
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