Elysium

[27] Chor aus einer Komödie.


Heitre Nächte, heitre Tage

Feiert der Erwählten Schar

In Elysiums duft'gem Hage,

Wo Musik die Lüfte hauchen,

Und aus Wassern, spiegelklar,

Goldne Blumen tauchen.


O wie löst sich hier das Trauern!

O wie stirbt in Lebensschauern

Süß dahin des Siechtums Leid!

Ewig jugendliche Glieder

Sind hinfort der Seele Kleid,

Leicht wie Schwangefieder.[27]


Wer vom Lethe getrunken,

Ihm auf immer versunken

Sind die Träume des Scheins;

Doch zur Entfaltung genesen

Muß, was Blüte gewesen

Seines sterblichen Seins.

Selig so mit seligen Schatten

Wallt er über Asphodelosmatten

Hin im Dämmer des Lorbeerhains.

Quelle:
Emanuel Geibel: Werke, Band 2, Leipzig und Wien 1918, S. 27-28.
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