LXXX. Jor der Welt Narr

[70] DER .LXXX. JERIG.

Das kan ich gar kum sagen dir[70]

Wa ellend ist mir vor der thür

Mein altes hertz das thůt mich btriegen

Dar zů thůnd mir min si ouch liegen

Die mich manen and alten schwenck

So ich hinder vnd für mich gdenck

Was ich hab gtriben mein iungen tag

Do ich allzyt der bůlschafft pflag

Vnd was allzyt ain werder gast

So bin ich jetz ein vberlast

DER EINSIDEL.

Warlich du bist ain grosser gouch

Ich merck dir thůt noch wol der rouch

Wie wol du bist ain vnwerd gast

Vnd schindtmässer im arßloch hast.

DER ALT NARR.

Schindtmässer hin schindtmässer här

Hüpsche fröwlin sind mir nit vnmär

Wie wol ich zwifach inher gang

Vnd mir ouch ist der otem lang

Krachen mir dbein vnd trüfft mir dnaß

Mir gdenckt wol das es besser was

Můß erst am stecken leren gon

Das ist mir worlich vngewon

Im lyb bin ich ouch nit gesundt

I der kilchen bill ich wie ein hundt

Der tüfel hats alter erdacht

Das mich hat also ellend gmacht

Vnd mir vßgfallen ist min hor

Vor zyt trůg ich den kopff embor

Das selb ich jetzund faren lan

Ich gang sitz oder wo ich stan

Můß ich dannocht die fröwlin grüssen

O gott möcht ich min sünd so büssen

Für wor ich wurd ain sälig man

Was ich yn der iugendt triben han

Das selb noch yn mir regen thůt

Dar zů wer mir das hertz noch gůt[71]

Hät sunst der hagel nit drin gschlagen

Du magst gar wol ein andern fragen

DER EINSIDEL.

Frylich du bist ein alter thor

Vnd hast vff dir jetz achtzig jor

Vnd wilt erst sin der mätzen knecht

O gott wie ist din si als schlecht

Der dich hat also gar verk \rt

Paulus hat dichs worlich nit glert

Spricht schamhafft, mässig sond sie sin

Spürt man nit an den worten din

All thorecht red thůt er dir weren

Der iungen schwenck solt ouch nit bgeren

Die yn der iugend hast getriben

Du můst sunst dört groß pin drumb liden

Oder dir gschäch als den alten man

Die Susannam wolten btrogen han.

Darum ich rot kör dich zů gott

was seit vnß da der kinder spot


Quelle:
Pamphilus Gengenbach. Hannover 1856, S. 70-72.
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