ABEND DES FESTES

[28] Nimm auch von deinem haupt den kranz · Menechtenus!

Entfernen wir uns eh der flöten ton entschläft ·

Zwar reicht man ehrend uns noch frohe becher dar ·

Doch seh ich mitleid schon durch manchen trunknen blick.

Wir beide wurden von den priestern nicht erwählt

Zur schar die sühnend in dem tempel wirken darf.

Von allen zwölfen waren wir allein nicht schön

Und dennoch sagte uns die quelle deine stirn

Und meine schulter seien reinstes elfenbein.

Wir können mit den schäfern nicht mehr weiden gehn

Und mit den pflügern nicht mehr an der furche hin

Die wir das werk der himmlischen zu tun gelernt.

Gib deinen kranz! ich schleudr' ihn mit dem meinen weg ·

Ergreifen wir auf diesem leeren pfad die flucht ·

Verirren wir uns in des schwarzen schicksals wald.

Quelle:
Stefan George: Die Bücher der Hirten- und Preisgedichte, der Sagen und Sänge und der hängenden Gärten. Gesamt-Ausgabe der Werke, Band 3, Berlin 1930, S. 28-29.
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