DIE SCHMIEDE

[71] Horch! derselbe laut wie jahrelang

Mich quälte im morgendämmern:

Geglühten eisens zischender klang

Und wuchtiges hauen und hämmern.


Wie konnte mir jeder dröhnende hieb

Die morgenstunde verbittern!

Er höhnte dass unterm joch ich noch blieb

In zürnen bald bald in zittern.[72]


Und kläglich und schmerzlich rief es dann

So oft man da drüben geschmiedet:

Jezt hat einen neuen nagel man

In das zwangskleid der seele genietet!


Wie! hat mich von neuem ein widrig loos

In trüben gewässern geentert?

O nein derselbe ton ist es bloss

Doch zeit und ort sind verändert!


Weckt heut mich des eisens und amboss streit

So weiss ich dem schmiede verzeihung.

Er mahnt mich nicht mehr an die finstere zeit

Er schmiedet zum heil zur befreiung.

Quelle:
Stefan George: Die Fibel. Gesamt-Ausgabe der Werke, Band 1, Berlin 1927, S. 71-73.
Lizenz:
Kategorien: