[Wenn um der zinnen kupferglühe hauben]

[98] Wenn um der zinnen kupferglühe hauben

Um alle giebel erst die sonne wallt

Und kühlung noch in höfen von basalt

Dann warten auf den kaiser seine tauben.


Er trägt ein kleid aus blauer Serer-seide

Mit sardern und saffiren übersät

In silberhülsen säumend aufgenäht ·

Doch an den armen hat er kein geschmeide.[98]


Er lächelte · sein weisser finger schenkte

Die hirsekörner aus dem goldnen trog ·

Als leis ein Lyder aus den säulen bog

Und an des herren fuss die stirne senkte.


Die tauben flattern ängstig nach dem dache

»Ich sterbe gern weil mein gebieter schrak«

Ein breiter dolch ihm schon im busen stak ·

Mit grünem flure spielt die rote lache.


Der kaiser wich mit höhnender gebärde ..

Worauf er doch am selben tag befahl

Dass in den abendlichen weinpokal

Des knechtes name eingegraben werde.

Quelle:
Stefan George: Hymnen, Pilgerfahrten, Algabal. Gesamt-Ausgabe der Werke, Band 2, Berlin 1928, S. 98-99.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Hymnen, Pilgerfahrten, Algabal
Sämtliche Werke in 18 Bänden. Bd. 2: Hymnen. Pilgerfahrten. Algabal.
Hymnen: Pilgerfahrten ; Algabal (German Edition)