VON EINER BEGEGNUNG

[21] Nun rufen lange schatten mildre gluten

Und wallen nach den lippen kühler welle

Die glieder die im mittag müde ruhten –

Da kreuzest unter säulen Du die schwelle.


Die blicke mein so mich dem pfad entrafften

Auf weisser wange weisser schläfe sammt

Wie karg und scheu nur wagten sie zu haften –

Der antwort bar zur kehrung ja verdammt![22]


An süssem leib im gang den schlanken bogen

Sie zur umarmung zaubertoll erschauten ·

Dann sind sie feucht vor sehnen fortgezogen

Eh sie in deine sich zu tauchen trauten.


O dass die laune dich zurück mir brächte!

Dass neue nicht die fernen formen stören!

Wie ward es mir gebot für lange nächte

Treu zug um zug dein bildnis zu beschwören!


Umsonst · ein steter regen bittrer lauge

Benezt und bleicht was mühevoll ich male.

Es geht .. wie war dein haar und wie dein auge?

Es geht und stirbt in bebendem finale.

Quelle:
Stefan George: Hymnen, Pilgerfahrten, Algabal. Gesamt-Ausgabe der Werke, Band 2, Berlin 1928, S. 21-23.
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Sämtliche Werke in 18 Bänden. Bd. 2: Hymnen. Pilgerfahrten. Algabal.
Hymnen: Pilgerfahrten ; Algabal (German Edition)