[17] Feld bei Trapezunt · Menes hinter einem baum sich verbergend.
MENES
Hier muss sein weg ihn bald vorüberführen
Wie oft er auch mit klugheit sich verdeckt
Bald da bald dort in neuer maske auftrat
Er wird mir diesmal nicht entgehn.
Hier werd ich ihm erklären wer ich bin ·[17]
Und wenn ich weiche weil er grösser ist
Er glaube nicht dass ers um vieles mehr ist.
Ein herb geschick · des lebens besten plan
Auf einmal aufzugeben da er reifte
Und mit dem kargen amte eines dieners
In bestem falle helfers eines andren
Zufrieden sich zu geben · es muss sein.
Von grossen werken · vom geschick der völker
Kann ich mich nicht zurück mehr ziehn ins dunkel
Das lässt mein schwur mein reger geist nicht zu.
Wenn auch sein diener will mit eifersucht
Ich wachen über allen seinen taten ..
MANUEL
(in der tracht eines bürgers will vorübereilen)
MENES
Erkennst du mich?
MANUEL
Ich sah dich öfter meinen spuren folgen
Ich glaube dass ich dich erkenne.
MENES
Seit jener nacht da unter uns du tratest[18]
Mein herz wie das der andren wandeltest
Mit dem versprechen eines hilfebringers
Da hab ich unablässig nachgeforscht
Bis ich entdeckte:
Du bist der prinz von Trapezunt.
MANUEL
Was willst du von mir?
MENES
Dir sagen wer Ich bin. Menes ein bürger.
Du weisst im volke lag des aufruhrs same
Doch blieb es lange zeit nichts als ein same
Es fehlte jemand frei von jedem band
Der mit der kraft der sprache die verstreuten
Erprobte mahnte reizte und vereinte
Der für Ein ding sich ganz zum opfer brächte ..
In langen nächten hab ich nachgesonnen
Wie ich mich rächen könnte · mich und alle.
Als knabe fühlt ich schon die schlimme herrschaft
Sie trieben uns von haus und hof hinweg
Ich aber schlug den einen unsrer schergen
Und floh mit knapper not vor haft und tod ...
Und immer klarer ward es meinem sinn
Dass ich berufen wäre zum erretter.[19]
Was ich gelitten und gewirkt durch jahre
Kann ich nicht · kann kein mund so schnell erzählen
Doch am erfolge konntest du erkennen
Welch eine kraft das ringen aufgenommen.
MANUEL
Ich wusste · nichts geringes war geplant
Drum kam ich grosses unglück zu verhindern.
MENES
Da kamst du · ja · ich hatte dich vorher
Schon manchmal in der Unterstadt gesehn
Wo hilf und trost verbreitend du dich nahtest.
Es griff mich eine heilige bewundrung
Vor dir (wer du auch mochtest sein) ich dachte
Der müsste einer von den Unsren werden.
Oft bin ich deinen pfaden nachgegangen
Dich anzureden und dich zu gewinnen
Doch es gelang mir nie.
Als mit gezücktem schwert ich auf dich zulief
In der Verschwornen rat · erkannt ich dich
Und plötzlich fiel ein licht in meine seele:
Ich merkte dass ein grösserer als ich
Erstanden war im wechsel der geschicke.
Gebrochnen herzens leistet ich verzicht[20]
Und als die menge zögernd rings mich ansah
Da riet ich abzustehn von meiner tat
Und auf dein wort zu baun.
MANUEL
Damals hast du mit staunen mich erfüllt.
MENES
Nun komm ich als dein diener oder helfer
Mich anzubieten.
MANUEL
Menes sei mein freund!
Im schweren amte das mir auferlegt ist
– Das ich vom himmel hab – bedarf ich dein
Die zeit wird festre bande um uns schlingen ..
Du ältrer hast schon einmal überwunden
Indes ich in des kampfes anfang bin.
MENES
Mein freund!
MANUEL
Auf diesem weg triffst du mich oft.
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