IX

[15] Ist es die angst um einer witwe not

Wenn einzeln du verzehrest deinen leib?

Ach dich wird · wenn du ohne nachwuchs tot ·

Die welt beweinen wie ein ehlos weib.


Die welt ist deine witwe und sie weint

Dass nach dir keine form mehr auf dich weist ·

Wenn jeder einzlen witwe auch erscheint

Durch kinder-aug des gatten form im geist.


Sieh welche summ ein taugnichts auch verschwende –

Sie tauscht den platz nur: stets der welt gehört sie.

Doch hat der schönheit nutzung hier ein ende:

Der braucher der sie falsch gebraucht zerstört sie.


Dess brust nicht liebe für die andren nährt

Der mit sich selbst so mörderisch verfährt.[15]


Quelle:
George, Stefan: Shakespeare. Gesamt-Ausgabe der Werke, Band 12, Berlin 1931, S. 15-16.
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