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[67] Ich denke immer dein wie an die träume

Drin · eine ganze lange selige nacht ·

Ein niegesehen antlitz uns zu-lacht

So unaussprechlich lieb · dass bei dem dämmern


Des bleichen morgens noch die tränen strömen

Aus halbgeschlossnem aug · bis wir uns sacht

Und schweigsam heben · klagevoll bedacht

Dass schöne träume nimmer wiederkommen.


Denn alles liegt in ewigem schlaf befangen

In ewiger nacht auf die kein morgen tagt ·

Das ganze leben gleicht dem wunder-bangen


Schreckvollen traum den einst die nacht verjagt –

Doch in dem traum ein traum voll licht und sange:

Mein traum so süss begrüsst · so sanft beklagt.

Quelle:
George, Stefan: Zeitgenössische Dichter. Erster Teil, Gesamt-Ausgabe der Werke, Band 15, Berlin 1929, S. 67.
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