BITTE

[112] Geh nicht davon! kalt wird das heiligtum

Wenn Gott und altar fortgetragen wird –

Bleib · lass mein herz dich nicht beschuldigen!

Lass meine augen keine träne spielen!


So märchenhaft fliesst unser stilles leben ·

So gleichgestimmt ist unsrer herzen schlag

Als leuchte über unsren beiden stirnen

Derselbe als bestimmungs-stern.


Mir ist bei dir so still so zauberhaft

Als ob ich auf der harfe töne hörte.

Kein peinender gedanke fällt mich an ·

Gleich einer zarten leier ist mein herz.


Bleib! liebe! lass uns traumeskränze winden

In treuen ketten herzlichen umarmens –

Doch wenn du gehst zerschmettre erst die harfe ·

Dann wird es kalt · es stürzt des glückes haus.[113]


So auf ein prächtig schloss vom herrn verlassen

Streun angst und wehmut ihren totenblick

Und stolze pfeiler der gewölbe fallen

Und türmen auf ein trauernd träumer-mal.

Quelle:
George, Stefan: Zeitgenössische Dichter. Übertragungen, Zweiter Teil, Gesamt-Ausgabe der Werke, Band 16, Berlin 1929, S. 112-114.
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