IV

[101] Da unsere augen sich traurig machen mussten

Und unser herz wie ein regentag nebelig weinen ·

Der mund sich gewöhnte bedenkliche lieder zu singen

Und laut die unaufhaltsame trauer zu rühmen:


So ist kein ort wo sich unser fürstliches sinnen

Ergehen könnte als die entferntesten pfade

Wo unschuldig weisse lilien erblühn und die quellen

Mit ihrem schluchzen den schrei unsrer seele begleiten


Nicht ist es sünde zu weinen wenn rhythmischer finger

Die traurigen reime an klingende fäden kann reihen.

Nicht ist es sünde zu schluchzen wenn herz aus oboen

Ein unvergesslich bedauern zu tönen vermag.


So wie Narziss in den eigenen schmerz uns verliebend

Scheuchen wir nicht unsres lebens blasse gedanken

Und weinen! o weinen gleich den pelikanen –

An rosigen küsten der einsamen inselreiche.

Quelle:
George, Stefan: Zeitgenössische Dichter. Übertragungen, Zweiter Teil, Gesamt-Ausgabe der Werke, Band 16, Berlin 1929, S. 101-102.
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