1. An die Füße (Salve, mundi salutare)
Sei mir tausendmal gegrüßet

[59] 1.

Sei mir tausendmal gegrüßet,

Der mich je und je geliebt,

Jesu, der du selbst gebüßet

Das, womit ich dich betrübt.

Ach, wie ist mir doch so wohl,

Wenn ich knien und liegen soll

An dem Kreuze, da du stirbest

Und um meine Seele wirbest.


2.

Ich umfange, herz und küsse

Der gekränkten Wunden Zahl

Und die purpurroten Flüsse,

Deine Füß' und Nägelmal.

O, wer kann doch, schönster Fürst,

Den so hoch nach uns gedürst't,

Deinen Durst und Liebsverlangen

Völlig fassen und umfangen?
[59]

3.

Heile mich, o Heil der Seelen,

Wo ich krank und traurig bin;

Nimm die Schmerzen, die mich quälen,

Und den ganzen Schaden hin,

Den mir Adams Fall gebracht

Und ich selbsten mir gemacht.

Wird, o Arzt, dein Blut mich netzen,

Wird sich all mein Jammer setzen.


4.

Schreibe deine blutgen Wunden

Mir, Herr, in das Herz hinein,

Daß sie mögen alle Stunden

Bei mir unvergessen sein.

Du bist doch mein liebstes Gut,

Da mein ganzes Herze ruht.

Laß mich hie zu deinen Füßen

Deiner Lieb und Gunst genießen.


5.

Diese Füße will ich halten

Auf das best ich immer kann;

Schaue meiner Hände Falten

Und mich selbsten freundlich an

Von dem hohen Kreuzesbaum

Und gib meiner Bitte Raum,

Sprich: Laß all dein Trauern schwinden,

Ich, ich tilg all deine Sünden.

Quelle:
Paul Gerhardt: Dichtungen und Schriften, München 1957, S. 59-60.
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