Kriegslist des Amors

[51] »Du Amor bessre deinen Bogen!

Die Sehn ist wohl zu schlaff.

Drey Pfeile sind nun schon nach meiner Brust geflogen,

Und keiner, keiner traf. –«


Da hat mein Spott ihn weggetrieben!

Da flieht er schamroth hin!

Heil mir! mir Glücklichen! der ich von Amors Trieben

Nun ganz befreyet bin!


Doch muß ich ihn schon wieder sehen?

Er scheut nicht meinen Spott?

Seht doch den Knaben dort auf Chloens Auge stehen!

O der verschmitzte Gott!


Itzt möcht es wohl dem Frevler glücken:

Ach ja, da sink ich hin!

Denn welcher Mensch kann doch zugleich der Chloe Blicken

Und seinem Pfeil entfliehn?

Quelle:
Heinrich Wilhelm von Gerstenberg: Tändeleyen. Stuttgart 1966, S. 51-52.
Lizenz:
Kategorien: