11. Der Adler und die Lerche

[75] Ein Adler traf, auf seiner Bahn

Zur Sonn', einst eine Lerche an,

Und hörte sie

Die schönste Melodie

Dem stillen Himmel singen.
[75]

Die ausgebreiteten und eilgewohnten Schwingen

Verweilten sich, langsamer ward der Flug,

Und still die Luft, die ihren König trug.


Sitz' auf! spricht er zur Lerch', ich werde

Dich in den Himmel tragen.

Mein Fittig sei dein Wagen!

Nein, sagte sie, ich singe

Dem Schöpfer aller Dinge,

Hienieden an der Erde,

Nach einer höhern Sphäre

Flieg du, zu seiner Ehre!

Quelle:
Johann Wilhelm Ludwig Gleim: Ausgewählte Werke, Leipzig 1885, S. 75-76.
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