Dritte Begebenheit

von einem Weibsbild, welche nach zuvor ausgestandenen überaus schweren Zufällen mit dem Urin, Nadeln, Nägeln, Büschlein Haar, Nesteln und ein mit Faden umwickeltes Säcklein von sich gegeben, sammt Kur und beigefügten sonderbaren Mitteln.

[373] Im Januar Anno 1695 geschah es, daß ein[373] noch lediges Weibsbild, welche zuvor einen geschwollenen Bauch gehabt und sich über die heftigsten Schmerzen hin und wieder, die absonderlich im Kopf, den Gliedern und im Bauch sie quälten, sehr beklagte, zu welchem noch eine Leibesverstopfung volle 20 Tage lang kam, endlich mit dem Urin, wie der Medikus selbigen Orts vorgibt, folgende Sachen von sich gab, nämlich eine große Nadel, welcher noch andere drei folgten, darunter eine ein Knöpfchen von spanischem Wachs hatte, mit noch fünf andern, welche zur andern Zeit nachkamen; item drei Hufnägel, Büschlein Haare, kleine und große Nesteln, 12 Stücklein Glas von unterschiedlicher Form und Größe, zwei neue Schuhnittlein, noch ein anderer ganzer Pferdehufnagel und 2 dergleichen zerbrochene und endlich ein Kissen oder Säcklein, hin und wieder zerstochen und oben auf mit einem gesponnenen hänfenen Garnfaden umwickelt, welches von der Kranken aus der Mutter gezogen worden.

Von der Kur dieser Krankheit gibt man vor, daß absonderlich drei Stücke dazu erfordert werden und zwar 1) zauberische Mittel; 2) geistliche Mittel und 3) leibliche und natürliche Mittel. Die zauberischen Mittel sind dem wahren Christen verdächtig und verboten; die geistlichen bestehen im Gebet und geistlichen Vermahnungen und Tröstungen; die leiblichen und natürlichen, welche mit den geistlichen zu vereinbaren, werden hergenommen aus Gift-widerstehenden und Gift-austreibenden, Herz-stärkenden und andern dazu[374] gewidmeten Specificis, durch deren Kraft und Hilfe dergleichen Zustände bei vielen, wo nicht von Grund aus gehoben, doch also gelindert und gestillt werden, daß die Kranken einen großen Trost und Hoffnung davon erlangt haben. Solche Krankheiten aber werden nicht als in langer Zeit und nach und nach kurirt, obschon zumal eine Hoffnung völliger Genesung sich zeigt und es durch geschehenen Stillstand, als ob dieser Zustand völlig weggenommen und abgethan wäre, erscheint, so kommen sie doch nachmals ganz unvermuthet wieder und machen sowohl den Herrn Geistlichen als Medicis große Sorge, Mühe und Arbeit.

Wider dergleichen zauberische Krankheiten und hexerische Zufälle rühmen etliche Medici unter Anderem sehr und halten vor ein gewisses und sonderbares Hilfsmittel das Blut von einer schwarzen Katze oder Kätzin, entweder allein oder mit dem Blut eines schwarzen Hunds vermischt, und nachmals sowohl dem Patienten am ganzen Leib, als auch im ganzen Zimmer, an die Thürschwellen und Fensterangeln, wie auch deren hölzerne Kreuzstöcke angestrichen. Besiehe Ephemerid. Physico-Medic. German. Decur. III. Anno III. obs. 54.

Quelle:
Glorez, Andreas: Des Mährischen Albertus Magnus, Andreas Glorez, Klostergeistlicher und Naturkundiger. Regensburg und Stadtamhof: 1700 [Nachdruck Freiburg am Breisgau 1979], S. 373-375.
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