Beim Antritt einer Reise

[291] Wohlan! Wir sind zur Stadt hinaus,

Erschallt nun, ihr Gesänge!

Mit Rechte war uns unser Haus

Zu dunkel und zu enge;

Hier lockt uns die Schalmey heraus,

Und Vögelein die Menge.

Fort, Schwager! über Stock und Stein

Mit unserm leichten Wagen!

Mehr als Ap'thekerspezereyn

Wird uns das Ding behagen;

Erschüttern wird es Mark und Bein,

Und stärken unsern Magen.[292]

Brav, Schwager! Nein! ich lobe mir

Das Reisen auf dem Lande!

Was fragen nach den Winden wir

Und der Planeten Stande?

Wer fürchtet sich vor Klippen hier,

Und vor des Meeres Strande?

Halt, Schwager! halt! Hervor mit dir,

Du guter Flaschenkeller!

Du duftest, Wein! im Freien hier

So lieblich, blinkst auch heller;

Allein hinab, hinab mit dir,

Denn du verriechst auch schneller.

Nun aber, Schwager! blase du

Was Lung' und Horn vermögen!

Und nun, ihr Rappen, laufet zu,

Als wenn davon wir flögen!

O seht! wie kommen uns im Nu

Die Weidenbäum' entgegen![293]

Lauft nur, ihr Weiden, lauft nur hin,

Woher wir eben kommen,

Es wird, so wahr ich fröhlich bin,

Im Städtlein euch nicht frommen,

Denn Luft und Sonne wird darin

Den Menschen fast benommen.

Mag an des Städtleins Einerlei

Ein Faulthier sich gewöhnen.

Auf jedem Schritte aber neu

Sind hier der Landschaft Scenen.

Was kommt der Lust zu reisen bei?

Laßt uns ihr ewig fröhnen.

Quelle:
Leopold Friedrich Günther von Goeckingk: Gedichte. Teil 1–4, Teil 4, Frankfurt a.M. 1821, S. 291-294.
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