An Herrn Kr

[139] Die Welt ist mir kein Jammerthal.

Der böse Mensch darin,

Gönnt Guten nur nicht allemal

Den sorgenlosen Sinn.

Zur Welt mach' ich darum mein Haus:

Geh du zum Bösewicht' hinaus.

Kein deutscher Fürst ist ein Barbar!

Am Höfling' aber, Freund,

Ist selten nur ein gutes Haar,

So brav er immer scheint.

Zum Schlosse mach' ich drum mein Haus:

Geh du nach Königen hinaus.[140]

Der Reichthum ist ein edles Gut!

Nur daß der reiche Mann

Noch oft zu stolz auf Güter thut,

Die ich entbehren kann.

Kohlrüben ess' ich drum zu Haus:

Geh du nach Ananas hinaus!

Die Lieb' ist gar ein köstlich Ding!

Doch fodert die Natur

Ihr Recht, und dieses gibt der Ring

Am Traualtare nur.

Ein Weibchen führt' ich mir nach Haus:

Geh du nach Phrynen noch hinaus.

Gesundheit ist ein großer Schatz!

Doch Krankheit war mein Loos!

Der Eine macht dem Andern Platz:

Ist's Unglück denn so groß?

Machst du, o Tod! mir auf das Haus,

Froh geh' ich heute noch hinaus.

Quelle:
Leopold Friedrich Günther von Goeckingk: Gedichte. Teil 1–4, Teil 4, Frankfurt a.M. 1821, S. 139-141.
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