1. Die Führer.

[236] Es war in den ersten Tagen des Januar 1854 und die Wintersonne schien glänzend und heiter auf das prächtige Schauspiel, das sich an beiden Ufern der Donau bei Widdin, dem Viminacium der Römer, entwickelt hatte. Unterhalb der Stadt, die mit ihren 25 Minarets von alten Festungswerken umgeben sich dicht am Fluß dahinstreckt und auf der weiten bulgarischen Ebene, – nur rechts durch die Wradamnitza-Gebirge begränzt und links in weiter Ferne durch die dunklen Massen des Balkan, – einen freundlichen Ruhepunkt bildet für den Blick, führte eine Schiffbrücke zu der hochgelegenen Smurda-Insel, die jetzt von Batterieen starrte. Darüber hinaus, über den etwa 300 Schritt breiten, von einer leichten, aber nicht tragfähigen Eisdecke bedeckten linken Arm des mächtigen Stromes, verlängerte sich die Brücke bis zum hoch emporsteigenden Ufer von Kalafat, das gegenwärtig die stärkste Stellung der türkischen Armee bildete und den Russen den Weg nach Serbien sperrte.

Wir haben bereits erwähnt, daß die Russen einen großen strategischen Fehler begingen, als sie den Übergang der Türken bei Widdin und ihre Festsetzung in Kalafat so leichthin duldeten. Der Fehler rächte sich schwer; denn ihm hauptsächlich ist es zuzuschreiben, daß die russischen Streitkräfte während des ganzen Winters und Frühjahrs ihr Augenmerk auf die Sicherung der kleinen Walachei gerichtet halten mußten und so dem Gegner auf dem rechten Ufer Gelegenheit gaben, sich zu kräftigen und die Hilfe der Westmächte abzuwarten. Die Bewachung der Türken bei[236] Kalafat verhinderte fast acht Monate lang alle Operationen an der untern Donau.

Die Türken hatten den günstig gelegenen Ort mit einer Verschanzung von circa 6000 Schritt Länge umgeben, die an beiden Enden in einem Fort auslief. Die Verschanzung bildete nach den russischen Stellungen zu einen vorspringenden Winkel und war von 600 zu 600 Schritt durch eine mit schwerem Geschütz besetzte, mit Schanzkörben und Faschinen gegen das Feuer bekleidete Bastion oder Lünette befestigt. Eine innere Linie von vier Redouten zur Aufnahme der Reserven gab zugleich eine zweite Vertheidigungsfront. Auf einer Anhöhe zur Rechten bestrich außerdem eine sehr gut gelegene Redoute die Flanken und auf der Insel, deren Zugang durch einen Brückenkopf geschützt war, befanden sich vier Batterieen, jede von vier bis fünf Stück schwerem Geschütz, deren Feuer im Nothfall über die Verschanzungen hinweg trug.

Die türkischen Vorposten dehnten sich im Halbkreis um die Verschanzungen auf die Entfernung von zwei bis drei Wegstunden aus und begegneten hier denen der Russen in täglichen kleinen Scharmützeln.

Es war am Vormittag große Besichtigung der Truppen sowohl in Kalafat als in Widdin gewesen, und die verschiedenen Corps rückten eben wieder in ihre Quartiere, oder trieben sich dienstfrei bereits in Gruppen umher. Der Muschir selbst mit seinem ganzen Generalstabe war seit drei Tagen in Widdin anwesend und eben im Begriff, wieder abzureisen. Die Masse des Gefolges und die zahlreiche militarische Begleitung, welche die Straßen um das Konak Said-Pascha's, des Gouverneurs von Widdin, bei dem der Sirdar sein Quartier genommen, füllten, erhöhte das bewegte bunte Treiben. Eine Menge Pferde, prächtig gesattelt, wurden im Konak und vor dem Thor umher geführt, Araba's mit ihrem weißen Ochsengespann standen zur Seite und die Iastiks in ihrem Innern, wie die Vorhänge, die sänftenartig das Obertheil umgaben, zeigten, daß sie zur Aufnahme von Frauen bestimmt waren, während die Arabadschi's mit den Gepäckwagen bereits vorausgegangen.

In der That führte der Muschir während des ganzen Feldzugs an der Donau seine jüngste Gattin, eine Deutsche aus Siebenbürgen, und deren Schwester stets mit sich, indeß die Bujuk-Hamnu, die erste Frau, die noch der verstorbene Sultan ihm gegeben, und[237] deren Hand und Einfluß er hauptsächlich seine glänzende Laufbahn und seinen Reichthum verdankt, im Serail und den Harems von Constantinopel, wie wir bereits gesehen haben, seine Interessen wahrte.

Der Muschir ist in Bezug auf die Frauen ein arger »Gläubiger« geworden, wenn er auch nicht gerade die schrankenlose Eifersucht derselben theilt. Da der Leser hier zum ersten Male auf dem Felde unserer Erzählung dieser in den letzten Jahren so berühmt gewordenen Persönlichkeit begegnet, wird eine kurze Skizze über sie von Interesse sein.

Michael Lattas – dies ist der ursprüngliche christliche Name des Muschirs – ist zu Anfang dieses Jahrhunderts in Illyrien geboren. Er trat in seiner Jugend in den österreichischen Militairdienst und hatte das Glück, in eine der militairischen Erziehungsanstalten zu kommen, der allein er seine Ausbildung verdankt. Als Feldwebel war er in Zengg in das Bureau des Majors Knecicz kommandirt, der für ihn väterlich sorgte. Hier verwirrte er jedoch die Kassengeschäfte seines Wohlthäters auf die unverantwortlichste Weise, machte bei einem dem Major nahestehenden Kaufmann in Zara auf seinen Namen Schulden und entfloh mit dem erschwindelten Gelde nach Banjaluka und Sarajevo, wo er nach vielfachem Elend Hauslehrer bei dem Pascha wurde. Dort auch trat er zum Islam über und kam später mit dem Pascha nach Constantinopel, wo er auf dessen Empfehlung als Zeichner in einer türkischen Militairschule angestellt wurde, und im Auftrag des verstorbenen Sultans geometrische Wandtafeln für den jungen Prinzen Abdul-Medjid schrieb. Später wurde er dessen Schreiblehrer und machte, von dem guten Herzen des jetzigen Sultans mit Wohlthaten überhäuft, die glänzende und rasche Carriere, die ihn an die Spitze der Armee von Rumelien brachte. Den ersten Ruf gewann sich Omer-Bei 1842 in Syrien als Befehlshaber im Libanon und dabei trotz seiner grausamen aber nothwendigen Strenge eine solche Popularität, daß die Drusen und Maroniten sich ihn sogar von der Pforte als Häuptling erbaten. Hier scheint zuerst sein rastloser Ehrgeiz geweckt worden zu sein, und verschiedene Anecdoten beweisen, wie er schon damals den ganzen verschlagenen und dennoch heftigen Charakter des Orientalen sich angeeignet hatte. Wir wählen eine unter den vielen.

Omer befand sich zu Deir-el-Kamar, im berühmten Palast[238] des Emirs Bechir: Betteddin, als er von einem der trotzigsten und mächtigsten Scheiks des Libanons besucht wurde. Während der Unterredung erhält Omer ein Schreiben des Pascha's, das ihm befiehlt, eben diesen Scheik festzunehmen und nach Beiruth zu liefern. Der Bei verläßt nach einer Weile das Gemach, um ein Geschäft zu besorgen, und als er zurückkehrt, gewahrt er mit Erstaunen die veränderte und ängstliche Haltung seines Gastes. Ein Blick auf den Divan belehrt ihn, daß er den Befehl des Pascha's dort liegen gelassen und der Druse, da Zartgefühl eben nicht die schwache Seite der Orientalen ist, denselben gelesen hat. Der Bei ist schnell gefaßt. Indem er mit dem Gast ruhig die Unterhaltung fortspinnt, läßt er sich Schreibgeräth bringen, und entwirft auf seinen Knieen einen Brief an den Pascha, in dem er den Scheik als ganz ungefährlich und zu einem Freunde der Regierung bekehrt schildert, den er zu einem wichtigen Amte bestimmt habe. Das Schreiben wiederum geschickt zurücklassend, entfernt er sich nochmals unter einem Vorwand, und als er wiederkehrt, findet er seinen Gast aufgeheitert und vollkommen beruhigt. Der Drusenhäuptling, auf die Heiligkeit der orientalischen Gastfreundschaft bauend, entläßt unbesorgt seine starke Eskorte aus dem Konak, speist mit dem Bei und schläft unter seinem Dach. Am andern Morgen, als er fortreiten will und schon den Fuß im Steigbügel hat, wird er plötzlich von den Wachen, die Omer über Nacht genügend verstärkt hatte, festgenommen und nach Beiruth an den Pascha ausgeliefert, der ihm den Kopf abschlagen ließ.

Wegen seiner Haltung im Libanon zum Pascha ernannt, wurde Omer als solcher nach Albanien und später nach Kurdistan geschickt, um die ausgebrochenen Aufstände zu unterdrücken. Er that es mit eiserner und blutiger Strenge und galt von dieser Zeit an am Hofe von Stambul als einer der zuverlässigsten und geschicktesten Diener. Als im Jahre 1848 die Revolution in Bukarest ausbrach, Fürst Bibesco floh und Soliman-Pascha die Bewegung nicht zu unterdrücken vermochte, wurde im September der Groß-Referendar Fuad Effendi als Civil-Commissarius und Omer-Pascha als Befehlshaber des Heeres entsandt, das mit den Russen gemeinschaftlich die Fürstenthümer besetzte.

Omer-Pascha hatte damals die erste Gelegenheit, die russischen Truppen in der Nähe zu beobachten. Nur von seinem rastlosen Ehrgeiz gespornt, bot er, ganz gegen die geheime Politik seiner[239] Regierung, den Russen, als General Lüders in Transsylvanien einrückte, um die ungarische Revolution zu bekämpfen, seine Hilfe dabei an, und nur die eifrigen Bemühungen Fuad's vermochten ihm das Thörichte dieses Schrittes endlich klar zu machen. So fort sprang er zum andern Extrem über, und während er seine erste Gattin nach Constantinopel sandte, um allen Folgen seiner unüberlegten Politik vorzubeugen, begann er ganz offen seine Feindseligkeit gegen die Österreicher und selbst gegen die Russen an den Tag zu legen. Diese wurde noch mehr durch die Vernachlässigung erhöht, welche Österreich gegen ihn zeigte, indem es ihn bei den zahlreichen Ordensvertheilungen überging. Dafür rächte er sich durch die willigste, ja ehrenvolle Aufnahme der ungarischen Flüchtlinge, als deren Beschützer und Freund er sich von jetzt ab öffentlich zeigte. Ungarn, Deutsche und Polen strömten in Bukarest zusammen und schworen daselbst in dem von Omer bewohnten Palast öffentlich ihren Glauben ab. Jeder der Neubekehrten erhielt drei Dukaten in dem Augenblick, wo er den Fez aufsetzte. Aus den gewandtesten Offizieren bildete sich Omer eine Umgebung, auf die er sicher zählen konnte und die bald die Aufmerksamkeit Rußlands und Österreichs erregte. Wir haben in einem früheren Abschnitt unseres Buche gesehen, daß Österreich im Frühjahr 1853 aus der Flüchtlingsfrage die ersten Veranlassungen zu seinem Auftreten in Constantinopel nahm.

Dem Skandal in Bukarest, während dessen Fuad bereits als Gesandter nach Petersburg gegangen war, machten endlich die Vorstellungen des französischen General-Consuls ein Ende. Eine Menge Generale und höhere Offiziere aus den bekanntesten Adelsfamilien Ungarns und Polens hatten den Turban genommen. Omer selbst gab ihre Zahl auf 72 an – dazu 6000 Soldaten.

Die spätere Laufbahn Omer's ist bekannt. Zum Muschir (Titel aller Staatsminister, – Feldmarschall) von Rumelien und im April 1850 zum Militair-Gouverneur von Bosnien und der Herzegowina ernannt, unterdrückte er mit der furchtbarsten Strenge und einer Grausamkeit, die mit den älteren Zeiten der türkischen Herrschaft wetteifert, die nationalen Bestrebungen der muselmännischen Bosniaken und Bulgaren, wobei ihm seine Umgebung von dreißig früheren ungarischen und polnischen Offizieren an die Hand ging, nachdem Tahir-Pascha, der bisherige Civil-Gouverneur von Bosnien, durch Gift beseitigt worden. Iskender-Bey – der Pole[240] Ilinski – war dabei einer seiner thätigsten und glücklichsten Helfer. Nachdem die Rebellion der Bey's von Omer völlig unterdrückt worden, – die Details würden über den Raum dieser Blätter gehen, – erfolgte im Anfang des Jahres 1852 die Entwaffnung der bosnischen Christen, bei der die scheußlichsten Grausamkeiten verübt wurden. Nach Constantinopel zurückberufen, wurde der Muschir zwar für einige Zeit in Folge der gegen ihn erhobenen Anklagen außer Thätigkeit gesetzt, doch schon das Frühjahr 1853 führte ihn wieder mit vermehrter Macht auf den Schauplatz und gegen die Montenegriner, wo wir seinem Auftreten zuerst in unserem Buche begegnet sind.

Es ist unzweifelhaft, daß schon seit seinem ersten Zusammentreffen mit den Russen an der Donau im Jahre 1849 der Muschir für seinen Ehrgeiz auf einen großen Krieg mit diesem Erbfeinde seines neuen Vaterlandes rechnete. Von jener Zeit ab stand er im Divan fortwährend auf der Seite der Kriegspartei und war trotz seiner sonstigen sehr liberalen Anschauungen und Gewohnheiten auf das Engste mit der alttürkischen Fraction verbunden. Die bald nach Beginn des Krieges in Constantinopel verbreitete Geschichte von einem Vergiftungsversuch gegen Omer und die wiederholten Drohungen der Alttürken bei den Aufständen der Ulema's und Softa's, daß der Sirdar mit der Armee gegen Constantinopel rücken werde, wenn der Krieg nicht seinen Fortgang habe, gehören offenbar mit zu seinen Intriguen. –

Im Tschardak1 der Lokanda Alexo's des Slowaken standen zwei Männer, beide in türkischer Uniform, der Eine mit den Tressenabzeichen des Offiziers, der Andere in dem einfachen blauen Rock mit dem Feß, – ein Hekim-Baschi2 der Armee, Doctor Welland, den die Ordre seiner Vorgesetzten von Schumla aus nach Widdin geführt hatte, um in den schrecklichen Lazarethen von Widdin, in denen während des Winters an 10,000 Typhuskranke von den türkischen Truppen starben, Hilfe zu leisten.

Der Offizier war ein Jüs-Baschi (Hauptmann) vom 3. Bataillon des 4. rumelischen Ordu's3, ein Pale von Geburt, Makiewicz, der schon mit Bem übergetreten war und in der türkischen[241] Armee Dienste genommen. Welland hatte ihn durch seine aufmerksame Behandlung von einem der schrecklichen Wechselfieber befreit, die Tausende entnervten, und der Pole, der seinen Dienst noch nicht wieder angetreten, beobachtete mit dem Arzt das eigenthümliche militarische Schauspiel.

»Wissen Sie, Doctor,« sagte der Offizier, »daß der Muschir gestern den Ober-Ekmekschi4 und zwei seiner Gehilfen hat erschießen lassen? Die Canaillen verdienten eine zehnfach härtere Strafe, als die ehrliche Kugel; denn ihnen und diesen schurkischen Lieferanten ist es zuzuschreiben, daß ein Fünftel des Heeres in den Lazarethen liegt, aus denen nur für Diejenigen ein Weg in's Leben zurückführt, welche unter so freundliche und geschickte Hände gerathen, als die Ihren.«

»Ich habe davon gehört, und so sehr ich die Sache als Mensch beklage, fühle ich doch die Notwendigkeit eiserner Strenge und hoffe von der kurzen Anwesenheit des Muschirs vielfache Reformen und den besten Erfolg. Ich zweifle keinen Augenblick, daß die Armee bis auf die Baschi-Bozuks herab sich tapfer schlagen wird, aber die Unglücklichen verkommen an der gränzenlosen Unordnung und Nichtswürdigkeit, die in allen Theilen ihrer Verpflegung herrscht. Ich habe das Brot gesehen, das für die Truppen nach Kalafat alltäglich transportirt wird, und muß gestehen, daß unser Vieh von solcher Nahrung erkranken, würde. Das Mehl ist mit Rinde, Spänen, Erde und hundert andern eklen Materialien verfälscht; halb ausgebacken, im Innern ein reiner Brei, kommt es aus den Bäckereien, man wirst es in die mit schlammigem Wasser halb angefüllten Boote oder auf durchnäßte Karren und bringt es so in's Lager. Die Wenigsten der Soldaten haben während des ganzen Decembers ein warmes und trockenes Quartier gehabt, die Schuhe faulen an ihren Füßen. Alles, was sie erhalten, und es ist wenig genug, ist von der schlechtesten Qualität. Das Lazarethwesen ist in einem so scheußlichen Zustande, daß selbst das vielbesprochene Betrugssystem unserer Gegner schwerlich solche Schrecken hervorzubringen im Stande ist. Von Medikamenten ist fast keine Spur vorhanden, Calomel oft das Einzige, was zu haben ist. Und das ärztliche Personal – daß Gott erbarm'! Ich habe selbst einen Unterarzt und einen Apotheker, die mir beide gestanden[242] haben, daß sie der Eine ein Schneider, der Andere ein bankerotter Kaufmann in ihrer Heimath waren.«

Der Pole lachte.

»Sie werden noch ganz andere Dinge hier kennen lernen, Doctor. Der Unsinn mit den Ärzten kommt davon, weil in den Augen der Türken jeder Franke von Natur aus ein Hekim ist. Und dennoch, trotz der Wahrheit Ihrer Schilderungen, trotz der Thatsache, daß diese Menschen seit mehreren Monaten keinen Sold empfangen haben, mit dessen Hilfe sie bei der Geringfügigkeit ihrer körperlichen Bedürfnisse sich einige Erleichterung verschaffen könnten, ist ihre Aufopferung und ihre Geduld wahrhaft heroisch und erhaben. Sie ertragen alle diese Übelstände mit einer Ergebung, von der unsere europäischen Truppen keine Ahnung haben würden. Auf dem Schlachtfelde oder auf dem harten Lehmboden des Lazareths, wo auch der Tod zu ihrem Haupte tritt, sie erleiden ihn ruhig und muthig. Es ist ihr Kismet, für den Koran zu sterben, was kümmert es sie, ob es durch die Kugel oder die Krankheit geschieht!«

Der Arzt hatte die Erfahrung selbst an hundert Sterbelagern gemacht; – es ist erhaben und empörend, mit welcher Gleichgültigkeit der Orientale das schwere Geschäft des Sterbens betrachtet.

»Doch lassen Sie uns den Weg hinauf zur Festung gehen,« unterbrach Makiewicz ihre Betrachtungen. »Der Kriegsrath scheint beendigt und der Zug des Muschirs sich in Bewegung zu setzen. Sobald er über die Schanzen der Irregulairen hinaus ist, wird es hier voll genug werden.«

Die Beiden, denen sich noch einige andere Offiziere anschlossen, verließen den Tschardak und gingen durch die traurigen Gassen der Stadt, die bei schlechter Witterung einer großen Kloake gleichen und von mephitischen Dünsten erfüllt sind, nach der Festung, die durch einen Graben von der Stadt abgesondert ist und in der das Serai des Gouverneurs liegt. Hier auf einer Erhöhung postirte sich die Gesellschaft und sah den Zug herankommen.

Eine Abtheilung der türkischen Husaren eröffnete denselben, ihnen folgte der Muschir mit seiner zahlreichen Begleitung zu Pferde, der sich die Führer der Armee von Kalafat und Widdin angeschlossen. Omer-Pascha steht jetzt im Anfang der Fünfziger. Es ist von mittlerer, etwas gedrängter Gestalt, sein Gesicht ist nur[243] durch den scharfen unruhigen Ausdruck der Augen von Bedeutung. Seine Manieren sind leicht und sicher und seine Lebendigkeit durchbricht häufig die Schranken der orientalischen Ruhe, die er sich anzueignen gesucht. Im Ganzen läßt sein Äußeres den Mann von Bedeutung und Thatkraft nicht verkennen. Er spricht mit Geläufigkeit türkisch, italienisch und französisch und selbst ziemlich gut das Deutsche.

»Sie würden mich verbinden, Kamerad,« sagte einer der jungen Offiziere, ein Sardinier, der erst am Tage vorher von Constantinopel eingetroffen war, »wenn Sie mich etwas mit den Persönlichkeiten bekannt machen wollten.«

»Sehr gern, Kamerad. Da an der Spitze reitet der Muschir, den Sie bereits bei der Parade kennen gelemt. Ihm zur Seite, der Alte auf dem schönen Araber, ist Sami-Pascha, der Gouverneur dieses schmuzigen Nestes. Pferde und Oglans5 sind sein Luxus; er hat Geld genug dazu zusammengescharrt. Er ist ein Grieche von Morea und kam als Kind nach Stambul, wo ihn Mehemed Ali, der Vicekönig, zur glückseligen Würde seines Oglan erhob. Als der schlaue Fuchs, den sein Herr zu allerlei Ämtern verwandte, endlich merkte, daß es mit seinem Gebieter zu Ende ging, brachte er seinen Reichthum in Sicherheit und ging nach London, wo er lange den Stutzer gespielt hat. Auch in Paris hat er sich durch seine Avantüre mit einer schönen Jüdin bekannt gemacht, und als er nach einigen Jahren nach Stambul zurückkehrte, gewann er sich durch seinen Verrath an Mehemed das Paschalik von Trapezunt und später von Larissa. Vor vier Jahren wurde er endlich hier in Widdin der Nachfolger Hussein's, des Janitscharentödters, und chikanirt seitdem die Österreicher, hält auf seine alten Tage ein Harem, von dem man Wunderdinge erzählt, und ist der schlaueste alte Hund, den ich noch gekannt habe!«

»Sie schildern in scharfen Zügen,« lachte der junge Mulassim6. »Aber der General oder Pascha an der Rechten des Muschirs?«

»Das ist Achmet-Pascha, Ihr künftiger Oberbefehlshaber, denn der Sirdar hat seinen General-Stabs-Chef, Allah sei's geklagt, nun einmal dazu gemacht, obschon wir unter ihm Nichts als[244] Feiertage haben. Er machte seine Studien auf der Ingenieurschule zu Wien und ist ein ganz einsichtsvoller Türke, versteht aber vom Feldlager Nichts. Es wäre nicht auszuhalten, wenn Ismaël-Pascha ihn nicht manchmal in Bewegung setzte. Ich denke immer, der Muschir hat ihn deswegen an seine Seite gestellt. Sehen Sie den stolzen Mann da auf dein Rappen, dem einzigen in der ganzen Schaar, – sein Blick scheint Feuer zu sprühen, und das tscherkessische Blut in seinen Adern zeigt sich bei jeder Bewegung. Schaut er nicht aus wie ein König unter diesen schmuzigen Moslems?«

Der Doctor lachte.

»Aber Sie sind ja selbst ein solcher geworden, und die halbe Begleitung des Muschirs besteht aus Männern, die den Koran der Bibel vorgezogen haben!«

»Bah! Das ist auch der einzige erträgliche Theil der Gesellschaft. – Da, gleich hinter dem Muschir, sehen Sie den Ferik7 Mustapha-Pascha, die Livas8 Osman-Pascha und Mehemed-Pascha und Nefwik-Bey, Omer's Neffe, ein kecker Bursche mit seinen Jägern.«

»Und Graf Ilinski – ich wollte sagen Iskender-Bey, der berühmte Anführer der Irregulairen?«

»Da kommt er eben hinterdrein gejagt, als säße der Teufel hinter ihm im Sattel oder als gälte es, eine Bank von zwanzigtausend Piastern zu sprengen. Er reitet wie ein Kosak und ist am Ende auch einer, nach seiner tatarischen Physiognomie und seinen boshaften Augen zu urtheilen. Aber für das Gesindel, das er kommandirt, ist er unbezahlbar. Ich möchte wissen, wie wir mit dieser Sammlung von Spitzbuben, Meuchelmördern und Fanatikern fertig werden sollten, wenn wir Iskender-Bey nicht hätten, und seine beiden trefflichen Adjutanten, Hidaet-Aga und den Arnautenführer Jacoub-Aga.«

Er wies auf die Reiter.

»Sind sie geborene Türken?« fragte, der Sardinier.

»Den Teufel auch! Lassen Sie Beide die Beleidigung nicht hören, sonst müssen Sie vor die Klinge. Es sind Landsleute von mir, wenn ich auch nur den polnischen Namen des Einen kenne. Constantin von Jakoubowski aus dem Großherzogthum focht bei Grochow[245] und Ostrolenka, und lebte dann mit Mickiewicz in Paris. In Lemberg im Jahre Achtundvierzig gefangen und amnestirt, ging er nach Italien und half Rom vertheidigen. Vom den Franzosen von dort vertrieben, hatte er gerade noch Zeit, zu Bem zu stoßen, als der alte Held nach der Walachei zog und vor Halim-Pascha die Waffen streckte. Seitdem steht er in türkischem Dienst und machte mit Omer die Feldzüge in Bosnien und Montenegro mit. Sie sollen ein Mal sehen, wenn er seine Arnauten mit blanker Klinge in's Gefecht fuchtelt. Die Russen haben ihr Lebtag nicht so viel Schläge bekommen, und als kürzlich ein Mal bei einem Begegnen der Vorposten Jacoub'a9 den Kosaken zurief, sie sollten zu den Türken desertiren, bei uns hätten sie's besser und keine Schläge, lachten die Kerls ihn aus und riefen: Du lügst, wir haben selbst gesehen, wie Du prügeln kannst!«

Die Gesellschaft lachte über die Anecdote.

»Wer ist Hidaet-Aga?« fragte der Doctor weiter.

»O, diesen eben kenne ich nicht und weiß nur, daß er aus einer vornehmen polnischen Familie stammt. Er hat so viel von seinem Vermögen aus dem Schiffbruch der Revolution gerettet, daß er sich im Rosengarten Adrianopel einen ziemlichen Landstrich kaufen konnte und dort in Ruhe lebte. Nur die Freundschaft für Iskender-Bey hat ihn wieder unter unsere Fahnen gezogen und er dient ohne Sold als Freiwilliger, um, wie er sagt, an den Russen eine alte Scharte auszuwetzen.«

»Und der Reiter dort in der rothen Uniform mit dem geschlitzten blauen Dolman, der Bärenmütze und dem Halbmond daran?«

»Hei, das ist der Kolassi10 Wersbitzki, der Kommandant der türkischen Kosaken, des tollen Corps, das unsere Rechtgläubigen so sehr verabscheuen. Er reitet neben Depuis, dem Franzosen, und dem Juden Osman'a, dem Adjutanten des Muschirs, einem reichen Banquierssohn aus Temeswar, der gestern die Depesche aus Schumla brachte und den Weg von hundert Stunden in zwei Tagen zurückgelegt hat. Freilich jagte er zwei Pferde zu Tode und das dritte hat er die Nacht verspielt. Wersbitzki hat ihm ein Beutepferd auf Wechsel verkauft, da der alte Jude, sein Vater, noch immer richtig honorirt hat.«[246]

»Aber wer ist der Offizier dort in der fremden Uniform, der neben Lord Worsley und Capitain Bathurst reitet und mit Herbert Wilson spricht?«

»Ich kenne ihn nicht,« entgegnete der Pole.

»Da kann ich Auskunft geben, denn es ist ein Landsmann, Oberst Graf Pisani. Ich focht unter ihm bei Novara und seiner Empfehlung verdanke ich die Anstellung in Ihrer Armee.«

»Ist er mit dem Muschir gekommen?«

»Nein, er hält sich seit einigen Tagen bei Sami-Pascha auf, um wichtige Nachrichten abzuwarten, und wird, wie er mir bei meiner Ankunft sagte, noch einige Zeit hier bleiben.«

»Es scheint, der Muschir läßt ihn eben zu sich rufen, er reitet vorwärts. He, Hussein'a,« rief er einen jungen Genie-Offizier an, der eben in ihrer Nähe vorüberritt. »Wie steht's mit dem Kriegsrath, ist der Angriff gegen Krajowa endlich beschlossen?«

»Salem, Jüs-Baschi Mackiewicza,« gab der junge Muselmann zur Antwort; »ich glaube, wir werden selbst von den Moskows aus den Schanzen gejagt. Sie rücken vor und befestigen sich drei Stunden von unsern Vorposten.«

Die Nachricht erweckte allgemeines Interesse, das nur auf kurze Zeit unterbrochen wurde, als die Araba's11, von schwarzen Sclaven begleitet, mit den Frauen des Sirdars in einiger Entfernung dem Zuge folgten.

»Voilà Madame la Maréchale!« sagte lachend der Capitain, denn so ließ die jüngste Gattin des Muschirs sich nennen, als sie noch nach europäischer Sitte unverschleiert in den Gesellschaften erschien. Omer, der bis auf die Bujuk-Hanum, die Sultan Mahmud ihm gegeben, seine Frauen schon mehrmals gewechselt und weggejagt, oder durch den Tod verloren hatte, besaß 1849 in Bukarest ein Töchterchen, Emine, von 5 oder 6 Jahren, das er sehr liebte. Da er dem Kinde Musikunterricht geben lassen wollte, wurde ihm eine junge Sächsin aus Kronstadt empfohlen und bei ihm aufgenommen. Ohne schön oder interessant zu sein, verstand sie doch bald, den Muschir zu fesseln, und aus der Lehrerin wurde seine Frau: Zuerst trat sie wie, wie erwähnt ganz nach europäischer Sitte und mit großem Glanz auf, als sie jedoch während des gegenwärtigen[247] Krieges Omer wieder nach der Donau begleitete, hatte sie bereits völlig die türkischen Gebräuche angenommen und erschien nur tief verschleiert und von Eunuchen umgeben. –

Der Zug war vorüber und die kleine Gesellschaft kehrte daher nach dem Tschardak des Gasthauses zurück, wo sich gewöhnlich die europäischen und selbst viele türkische Offiziere zu versammeln pflegten, obschon Alexo, der Wirth, im dringenden Verdacht als Spion des österreichischen Consuls und der Russen selbst stand.

Eine bunte Versammlung hatte bereits das Haus und den Vorplatz eingenommen, und alle Augenblicke strömten neue Ankömmlinge herbei. Ehe Welland, der in der Lokanda selbst sein Quartier genommen, noch sein Zimmer betreten, sprengten zehn, zwanzig Reiter, von der Begleitung des Muschirs zurückkehrend, herbei und warfen sich vor der Veranda von ihren Pferden. Iskender-Bey war an ihrer Spitze und stürmte in das Haus.

»Der Teufel soll mich holen und der Prophet dazu!« schwor der wilde Reiteranführer, »wenn mir die Kehle nicht trocken ist wie ein ausgedörrter Schwamm. He, Alexo, Bursche, Wein her, Karten und Würfel, wir müssen nach der Anstrengung im Divan und den Begrüßungs- und Abschiedsreden eine bessere Erfrischung haben, als den Kaffee, den der schäbige Filz Sami uns vorgesetzt hat.«

Die Renegaten im Heere scheerten sich herzlich wenig um das Verbot des Korans gegen den Wein, und der edle Ungar, Bordeaux und Rum flossen in Strömen, wenn sie nur zu haben waren. In der Lokanda des Alexo fehlte es aber, trotz des bedeutenden Zuspruchs, nie an dem Rebensaft, da er durch die Vermittelung seines Gönners, des österreichischen Generalconsuls, regelmäßige Ladungen von Orsova erhielt. Dafür wanderte jede Kunde, die der Wein von den Lippen seiner Gäste gelöst, alsbald auch in's Haus des Agenten.

Mit der edlen Ungenirtheit des Orients und des Lagerlebens war alsbald – da alle anderen Räume des Hauses gefüllt waren, – das große Gemach, das Welland im oberen Stock bewohnte, von der wilden Gesellschaft in Beschlag genommen, und während der Wirth hin und her eilte, die Gäste mit Getränken zu bedienen, klapperten auf dem Tische bereits die Würfel und flogen nach rechts und links die Karten im Hazard.

Iskender-Bey war ein überaus eifriger und wagender Spieler,[248] und seine beiden Freunde und Adjutanten gaben ihm wenig nach. Die Moslems selbst sind keine Freunde des Spiels, sie sind zu geizig dazu.

Während die fremden Offiziere den Weinflaschen zusprachen, oder dem stärkeren Rum, hielten sich die geborenen Türken an den letztern, den sie wie den Slibowitza12 aus Kannen und Biergläsern durch die Kehle gießen. Der Prophet hat ja nur den Wein verboten, und auch dies Verbot wird jetzt selbst ziemlich öffentlich mißachtet, wie bei uns die Juden den Schinken verspeisen.

»Nun, Doctor,« sagte Jacoub-Aga, der die Bank hielt, »wollen Sie denn nicht ein Mal Ihr Glück versuchen? Zum Teufel mit der Kopfhängerei, leben Sie dem Vergnügen, Sie werden der traurigen Beschäftigung des Arm- und Bein-Abschneidens genug haben, ehe zwei Mal vierundzwanzig Stunden vergehen.«

»Ich hörte bereits davon, Kolassi,« fragte der Arzt. »Hat man nähere Nachrichten?«

»Die Russen kriechen endlich aus ihren Mauselöchern,« lachte der Bey. »Ihre Tirailleurs stehen bereits bei Ezetate und ich glaube, sie haben Lust, sich dort festzusetzen.«

»Werden wir angreifen?«

»Versteht sich! Morgen rücken wir aus – aber Sebal cie pies! der heutige Tag gehört noch uns. Nur Wersbitzki muß diese Nacht bereits fort, um zu recognosciren; das hat der Narr davon, daß er den Koran verachtet!«

»Vorsichtig,« mahnte Hidaet-Aga; »der slavonische Spitzbube macht sich fortwährend hier zu schaffen und lauscht auf jede Sylbe!«

»Thorheit!« höhnte der Bey; »Alexo weiß die Sache besser wie wir. – Drei Dukaten auf die Dame!«

Ein Reiter sprengte unten vor das Haus und stürmte die Treppe herauf.

»Osman-Aga? welcher Dämon führt Sie zurück?«

»Mashallah, Inshallah, Bismillah und alle Allah's daneben, denn ich bin ein gläubiger Moslem und kein Jude mehr,« lachte der Wildfang. »Der Muschir ist ein prächtiger Mann, er hat mich wieder zurückgeschickt, um ihm nach dem Angriff weitere Kunde nachzubringen. Hussah! Wein her! Wer hält die Bank? ich muß meine Uhr und meine Ringe von dieser Nacht zurückgewinnen!«[249]

»Ich gebe Revange,« sagte der Bey und nahm die Karten. »Ah, sieh da, Graf Pisani! willkommen, Herr Kamerad, bei unserer Unterhaltung. Ich fürchtete schon, Sie liebten weder Spiel noch Wein und belagerten nur das Haremlik des würdigen Sami's.«

»Ich überführe Sie von Ihrem Irrthum, Graf,« entgegnete der Oberst, der eben eingetreten war, und warf eine Börse mit Gold auf den Tisch. »Fünf Doublonen auf den Buben hier!«

»Wahrhaftig, der Bursche hat gewonnen. Was, ein Paroli? ich sehe, Sie verstehen die Sache.«

Das Spiel nahm seinen Fortgang. In allen Ecken des Zimmers lärmte eine Gruppe. Französisch – Türkisch – Italienisch – Polnisch – Ungarisch und alle slavonischen Sprachen flossen in der Unterhaltung bunt durcheinander. Welland hatte sich längst darin ergeben, für den Abend und die Nacht auf die Ruhe verzichten zu müssen, dergleichen kam so oft vor, und unterhielt sich auf der Gallerie vor den Fenstern mit Capitain Maxwell und Master Godkin, den beiden Berichterstattern der Daily news und des Morning Chronicle, ehe er seinen Abendbesuch im Lazareth machte.

Alexo, der Wirth, hatte neuen Bordeaux auf den Tisch der Spieler gepflanzt und dabei war ein bedeutsamer Blick des Sardiniers dein seinen begegnet. Der des Wirthes bejahte und deutete nach der Thür.

»Geben Sie mir jetzt die Bank,« erklärte Pisani und legte seine Uhr neben sich. »Ich bin Ihnen Revange schuldig und werde sie dreißig Minuten halten, aber keinen Augenblick länger, denn ich habe noch einige Geschäfte. Heran, meine Herren, faites vôtre jeu!«

Die Offiziere spielten eifrig weiter, denn der Sardinier war im Glück und hatte bereits einen Haufen von Gold und Kaïmels13 vor sich gehäuft. Osman'a, der Jude, sah mit leidenschaftlichen Blicken und vom Wein erhitztem Gesicht dem Spiele zu. Er hatte schon Alles bis auf das goldgestickte Sattelzeug seines Pferdes, selbst seinen mit den schweren Goldschnüren pikeschenartig gezierten Rock der türkischen Husaren, deren Corps er angehörte, verloren.

»Wollen Sie einen Wechsel auf hundert Dukaten von mir annehmen, Herr Graf?« fragte er endlich hastig. »Mein Vater[250] ist Banquier in Temeswar und wird ihn einlösen, wie meine Kameraden mir bezeugen können.«

Der Sardinier verneigte sich höflich.

»Ich zweifle keinen Augenblick daran, mein Herr, aber ich mache nie dergleichen Geschäfte.«

»Alexo! Schurke, hierher! Zum Henker, wo steckt der Spitzbube?«

Der Slavonier schoß herbei.

»Befehlen die Herren frisches Getränk?«

»Unsinn, Koth! Du sollst mir einen Wechsel discontiren; ich weiß, Du hast Geld, wenn Du nur willst.«

Der Slovake wand und krümmte sich wie ein Wurm. Er wußte sehr gut, daß der Adjutant ihm sicher war, aber er hatte ihm bereits, wenn auch zu den höchsten wucherischen Zinsen, am Tage vorher ein Darlehen gemacht.

»O, Aga,« sagte er, »ich bin ein armer Mann und habe bereits zwei Wechsel von Euch in Händen. Wo soll ich all' das Geld hernehmen?«

»Schäbiger Lump!« fluchte der Wüstling. »Wir Alle wissen, Du kannst halb Widdin auskaufen, so viel hast Du schon an uns verdient. Ich gebe Dir mein Wort, Du sollst Dein Geld wieder erhalten, noch ehe ich das Nest verlasse. Ich werde morgen zu den Juden gehen und Geld schaffen.«

»Könnt Ihr mir nicht lieber ein Unterpfand geben, Aga? ich bin ein armer Mann und muß mich sicher stellen. Seine Hoheit der Vali14 gönnt mir ohnehin kaum das Leben.«

»Bah! ich habe Nichts, meine Ringe sind fort, meine Uhr auch. Willst Du mein Patent?«

»Was thue ich mit Eurem Patent? das laßt Ihr im Stich, jeder Mann weiß, daß Ihr der Offizier Seiner Excellenz des Muschirs seid.«

»Nun, Schuft von einem Slavonier,« sagte der Leichtsinnige, in seiner Brieftasche kramend, »hier ist was Besseres, das ich höchstens auf einige Tage entbehren kann. Die Generalordre des Muschirs zum Durchlaß auf allen Posten und zur Lieferung von Pferden. Ohne dies Papier kann ich nicht von der Stelle; ist Dir das sicher genug?«[251]

Graf Pisani hatte, während die Übrigen, unbekümmert um die gewohnte Verhandlung, fortpointirten, mit halbem Ohr auf das Gespräch gelauscht. Sein rascher bedeutsamer Blick traf gedankenschnell den Slavonier und winkte ihm, zuzuschlagen.

»Bei den heiligen Märtyrern, an die Ihr nicht glaubt, Aga,« schwor der Wirth, »ich muß Euch anvertrautes Gold geben und thue es bloß auf Euer ehrliches Gesicht. Laßt das Papier da, Aga, und Ihr braucht Euch nicht zu eilen, ich verwahre es sicher und hoffe, Ihr werdet mich bei den Zinsen nicht vergessen!«

Der junge Tollkopf folgte dem schlauen Händler aus dem Gemach. Wenige Minuten nachher erschien er wieder am Spieltisch, die Taschen voll Gold, und von den Genossen jubelnd begrüßt.

Die Dukaten rollten. Mit beiden Händen auf den Tisch gestemmt, folgten Iskender-Bey und Osman-Aga den Chancen des Spiels. Die Augen funkelten – wilde Ausrufe und Verwünschungen – das triumphirende Lachen des Gewinns klang von ihren Lippen – nur der Sardinier spielte wie ein Gentleman.

Osman'a verlor – der kühne Führer der Baschi-Bozuks triumphirte im Gewinn.

»Fünfzig Dukaten!«

Der junge Verschwender schob den ganzen Rest auf das Coeur-Aß.

»Schwarz! Auf den Buben, Kamerad!« rief der Bey.

Die Karten fielen rechts und links – Roth hatte verloren, Schwarz gewonnen. Mit einem grimmigen Fluch hob der Adjutant die nächste Flasche an den Mund und trank sie bis zum Boden leer, Iskender-Bey aber zog das Gold zu seinem Gewinn.

»Wein, Alexo, Champagner! Noch eine Taille, Kamerad?«

Aber der Graf hatte sich bereits erhoben und hielt ihm die Uhr vor.

»Die Zeit ist um, Herr Graf, ich cedire dem Nächsten. – Viel Vergnügen, meine Herren, mich rufen noch Geschäfte; vielleicht find' ich Sie später noch hier und gebe dann weitere Revange.«

Er steckte den Goldhaufen, der vor ihm lag, in die Tasche und griff nach dem Kasket. Aber ein jammerndes Geschrei voll Schmerz und Angst fesselte seinen Fuß und er blieb ein unwillkürlicher Zuhörer der nachfolgenden Scene.

Die Thür des Gemachs wurde aufgerissen, ein bulgarisches Weib und ein Mädchen erschienen auf der Schwelle, weinend und[252] zagend, als sie die vielen Männer sahen. Aber Doctor Welland, der sie führte, zog sie, ihnen Muth einsprechend, herein und gerade auf Iskender-Bey zu. Nursah, der schwarze Sclave des Doctors, hatte das Mädchen an der Hand, dessen Gewand zerrissen war, dessen langes blondes Haar, häufig eine große Schönheit der bulgarischen Frauen, ihr wirr herab bis fast auf die Knie niederhing.

»Was Teufel, Doctor, bringen Sie uns da für Gäste? Haben Sie eine Otmitza15 gehalten und Braut und Schwiegermutter zugleich erobert? Herbei mit dem Popen!«

Die ganze Gesellschaft brach in ein tobendes Gelächter aus, Welland aber faßte eifrig des Bey's Arm.

»Helfen Sie den Ärmsten, die Schutz bei Ihnen suchen,« bat er; »sie sind geflüchtet aus ihrem Hause, wo Ihre Baschi-Bozuks Mord und Todschlag üben. Mein Neger fand die Weiber jammernd vor der Thür der Lokanda und führte sie zu mir.«

»Bah! was wird es sein? – eine Lappalie – das Volk hier ist an Prügel gewöhnt! Warum geh'n sie den wilden Teufeln nicht aus dem Wege? ich kann mich nicht mit der Beschwerde jedes Bauern oder jeder Dirne befassen.«

Die Baba16 war vor dem Bey niedergefallen und umfaßte seine Knie.

»Was giebt's, Weib?« herrschte er ihr auf Türkisch zu.

»O Hoheit, sie morden meinen Mann – sie haben meinen Neffen erschlagen und ermorden sich unter einander!«

Die Stirn des türkischen Guerillaführers verfinsterte sich.

»Wer bist Du, Frau? wo ist Dein Haus?«

»An der Dromoi17, Hoheit, die nach Belgradzik führt, dem Adlernest der Haiducken. Die Zelte Deiner Krieger liegen keine tausend Gänge davon und mein Mann hält ein Hane18

»Auf's Pferd, Jacoub'a,« befahl der Bey, »und sieh' zu, was es giebt. Meine Kopfabschneider sollen dem Volke wenigstens nicht an's Leben kommen, sie werden morgen bessere Gelegenheit finden, ihre Tollheit zu kühlen. Jage die Hunde in ihre Zelte und Du, Weib, störe mich nicht länger.«

Er wandte sich wieder zu dem Spiel, während Jacoub-Aga[253] den Säbel umschnallte und das Gemach verließ, indem er sich von dem Weibe noch weiter den Schauplatz des Excesses beschreiben ließ. Mehrere der jüngeren Offiziere umgaben die hübsche junge Bulgarin, die weinend und zitternd sich an den deutschen Arzt drängte, der sie hereingeführt.

Im Galopp flog ein Reiter vor das Haus, warf sich aus dem Sattel und man hörte ihn laut nach dem Bey fragen. Es war bereits dunkel geworden, der Retraiteschuß der Festung jedoch, der die Thore schloß, noch nicht gefallen.

Der Führer der Irregulairen beugte sich aus dem Fenster.

»Was giebt's? wer frägt nach mir?«

»Der Jüs-Baschi der Kosaken, Mahmud-Aga, läßt melden, daß eine große Anzahl der Irregulairen mit seinen Leuten handgemein geworden ist in einer bulgarischen Mehana19 an der Straße nach Nissa. Der Kolassi ist bereits in Kalafat und der Aga zu schwach, dem Kampfe zu steuern.«

»Tysiąc byci mać mordowalo!« fluchte der Bey in seiner Muttersprache, »das ist ein Anderes! Zu Pferde, meine Herren, wir müssen die Schufte auseinander treiben, sonst hauen sie sich gegenseitig in Stücke!« Er sprang die Stiege hinab und rief unter dem Tschardak nach seinem Roß. Mehrere der Offiziere folgten ihm – andere blieben ruhig sitzen, dergleichen Auftritte ereigneten sich zu häufig, um ihre Ruhe noch zu stören. Seine On-Baschi's20 voran, jagte der Bey davon. –

»Hierher, Excellenz!« flüsterte der slavonische Wirth, indem er die Hand des sardinischen Obersten berührte. »Folgen Sie mir.«

Es ist ein eigenthümliches Zeichen des militairischen Verhältnisses in der türkischen Armee, daß außer dem Dienst es weder Offizieren noch Gemeinen auch nur einfällt, den Vorgesetzten als solchen und anders, denn als gleichstehenden Kameraden zu behandeln.

Die beiden unteren Gemächer, die Küche und die Veranda der Lokanda lagen voll von Militairs jeder Gattung, zum größten Theil Renegaten; aber auch die Moslems kümmerten sich nicht um die Durchdrängenden. Zechend und spielend, von den Leuten des Kahvedschi bedient, war Alles nur mit dem eigenen Vergnügen beschäftigt.[254]

Der Sarde folgte dem Wirth durch den Flur und einen kurzen Gang in ein anstoßendes Hintergebäude und zu einem kleinen leeren Zimmer.

»Verzeihen, Excellenz,« bat der Slovake, »daß ich Sie hierher führe, aber nirgends im ganzen Hause ist ein Plätzchen, wo man sich ungestört besprechen kann.«

Der Oberst warf das Geld, das er gewonnen, auf den Tisch.

»Hier ist Etwas für den Brief der Gräfin, den Du mir gestern sandtest, und die hundert Dukaten, die Du für den Ferman des tollen Aga's ausgelegt. Der Überschuß ist Dein. Gieb mir das Papier.«

»Aber wenn der Aga es einlösen will?«

»Bah! – er denkt nicht daran; ich werde dafür sorgen, daß er Beschäftigung genug hat. In drei Tagen kannst Du es außerdem zurück erhalten. Wie steht's mit meinem Auftrag?«

»Excellenz Befehle sind erfüllt, aber wie ich die Verhältnisse kenne, wird mein Plan der einzig ausführbare sein. Ich habe sichere Kunde, daß eine Anzahl Dorobandschen die Gelegenheit zum Desertiren erlauert. Apollony ist bereit, auf das russische Gebiet zu gehen und die Leute zu führen; es wird ihnen dabei ein Leichtes sein, die Gräfin in ihrem Schloß an der Deszneizia aufzuheben und über die Donau zu bringen. Apollony bürgt mit seinem Kopf dafür, während auch die keckste Schaar der türkischen Truppen nicht die Hälfte des Weges zurücklegen würde.«

Der Graf schwieg, einige Augenblicke nachsinnend.

»Ist der Mann treu?«

»Wie Stahl und Gold, Excellenz, ich verschwöre mein Leben für ihn. Er führt die meisten Überläufer.«

»Du weißt,« sagte der Oberst, »daß, wenn die Entführung gelingt, Du 200 Dukaten erhältst und der Walache eben so viel. Betrügst Du mich, – denn ich weiß sehr wohl, daß Du den Russen eben so gut dienst, wie mir, – so werde ich dafür sorgen, daß Sami-Pascha Dich eines schönen Morgens an Deiner eigenen Hausthür aufhängen läßt. Führe den Mann zu mir.«

Der Wirth verschwand und kehrte bald nachher mit einem jungen Manne zurück, der, obschon in türkischer Offizieruniform, doch nur als Volontair in der Armee diente, und – ein geborener Walache – durch seine Bestrebungen, seine Landsleute aufzuwiegeln und auf die türkische Seite herüberzuziehen, sich ausgezeichnet hatte.[255]

»Alexo hat Ihnen von dem Unternehmen bereits gesprochen,« sagte der Graf. »Die eingetretenen Umstände erleichtern die Sache. Das Gut und Schloß der Gräfin Laszlo an der Straße nach Radovan liegt zwar zwei Meilen innerhalb der russischen Linien, doch wird die Gegend morgen von Truppen entblößt sein. Kennen Sie Schloß Badowitza?«

»Sehr gut, Aga!«

»Desto besser; also hören Sie! Die russischen Truppen haben eine Expedition gegen einen Ihnen gewiß bekannten Punkt, Czetate, etwa drei Meilen oberhalb Kalafat, unternommen, und werden sich dort festsetzen. Ich bin durch einen Brief gestern genau unterrichtet worden, daß auch die Detaschements, die in der Nähe von Tschoroy und der Deszneizia stehen, dahin kommandirt sind, das Gut der Gräfin Laszlo also ohne namhafte Vertheidigung in diesem Augenblicke ist. Alexo, der Wirth, sagt nur, daß Sie der Dorobandschen, die in jener Gegend stehen, sicher sind. Wir werden morgen die Russen bei Czetate angreifen. Sie müssen die Zeit benutzen, um die Gräfin ohne Aufsehen aufzuheben und nach der Donau zu bringen. Wie Sie über dieselbe gelangen, oder zum Lager von Kalafat, ist Ihre Sache. Die Dame, die so schonend wie möglich behandelt werden muß und gegen die ich jede Beleidigung auf das Strengste untersage, wird im Konak Sami-Pascha's hier in Widdin abgeliefert. Ist dies geschehen, so wird Alexo Ihnen sofort die versprochenen 200 Dukaten auszahlen. Sagen Sie mir nun, ob Sie sich das Unternehmen auszuführen getrauen?«

»Es ist ein Kinderspiel, wenn die Entfernung nicht wäre. Ich muß den Strom hinabgehen und an einer anderen Stelle übersetzen, was schwierig ist, da überall noch Eis liegt. Der Weg durch unsere Stellung von Kalafat würde mir einen Tag ersparen, doch sind die Moslems sehr mißtrauisch und ihre Linien stark besetzt.«

»Werden Sie durch die Vorposten der Russen nicht gefährdet sein?«

Der Walache lächelte spöttisch.

»Ich besitze genügende russische Papiere – für Gold ist da drüben Alles zu haben – und kenne überdies die Gegend genau.«

»So kann ich Ihnen die Mittel geben, zu jeder Zeit und wie Sie es für gut finden, bei den türkischen Posten während der nächsten drei Tage aus- und, einzupassiren, ja überall die nöthige[256] Hilfe sich zu sichern. Hier ist eine Ordre des Muschirs; der Zufall hat mich in ihren Besitz gebracht.«

Apollony untersuchte das Papier.

»Betrachten Sie die Sache als abgemacht, Herr. Spätestens übermorgen Abend ist die Dame im Haremlik des Gouverneurs, oder ich habe meinen Kopf verspielt. Aber ich muß etwas Geld im Voraus haben.«

»Alexo wird Ihnen fünfzig Dukaten geben. Noch Eins; – die Gräfin muß die Leute entweder für ein türkisches Streifcorps oder für Überläufer halten. Es kommt nur darauf an, daß ihrer Person Nichts widerfährt, und Gewalt wird sogar besser sein. Etwas Schrecken und Angst wird ihr nicht schaden, mit ihrer Umgebung machen Sie keine Umstände und betrachten sie als Feinde. Unter keiner Bedingung darf aber die Dame ahnen, daß ihre Entführung von hier aus eingeleitet ist, keine Sylbe von meiner Person, verstehen Sie wohl?«

»Ihre Befehle sollen erfüllt werden! Auf übermorgen also.«

Der Oberst nickte.

»Gutes Glück! Alexo, gieb ihm das Gold.«

1

Die offene Veranda vor den meisten türkischen Häusern.

2

Arzt.

3

Armeecorps.

4

Bäcker.

5

Knaben, Pagen, aber leider auch zu anderen empörenden Zwecken mißbraucht.

6

Lieutenant.

7

Divisions-General.

8

Brigade-Generale.

9

Jacoub-Aga; im Gespräch wird dies häufig apostrophirt.

10

Major.

11

Bulgarische Wagen, gewöhnlich mit Ochsengespann; Arabadschi, die Wagenlenker, Ochsentreiber.

12

Weißer Fusel aus Pflaumen etc.

13

Türkisches Papiergeld.

14

Gouverneur.

15

Mädchenentführung, unter den Haiducken sehr häufig.

16

Bulgarische Hausfrau.

17

Straße.

18

Gasthaus.

19

Schenkwirthschaft.

20

Unteroffiziere, Ordonnanzen.

Quelle:
Herrmann Goedsche (unter dem Pseudonym Sir John Retcliffe): Sebastopol. 4 Bände, Band 2, Berlin 1856, S. 236-257.
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