1775

[223] 2/275.


An Philipp Erasmus Reich

Hochedelgebohrner

insonders Hochzuehrender Herr

Es ist mir sehr angenehm gleich mit dem Anfange des Neueniahrs Gelegenheit zu finden Sie an Ihre alte Gewogenheit gegen mich zu erinnern. Lavater trägt mir auf Ihnen beigehenden Anfang des Phisiognomischen[223] Manuscripts zu übersenden mit dem es folgende Bewandniß hatt. Die Uebersezung der Einleitung habe ich zu besorgen, dahingegen Sie die Fragmente selbst von p. 7. an von Herrn Hubern übersezen laßen werden. p. 17. wo ein † mit Bleistifft gezeichnet stehet, wie auch p. 21. werden vielleicht noch einige Zusäze eingesandt werden, sollten diese aber außen bleiben, so ist an beiden Orten zur Nachricht dem Sezer schon angemerkt daß diese Zeichen auf weiter nichts Beziehung haben. Wollten Sie mir den Empfang dieser Papiere gefälligst berichten, und zugleich etwa sonst einiges zu Beförderung und Ausführung dieses Werks gehöriges mir zu wißen thun, so will ich alles mit dem besten Eifer besorgen, da ohnedem die Spedition des Manuscripts meistens durch meine Hände gehen wird, da ich denn öfters die Ehre haben werde Sie derienigen Hochachtung zu versichern mit der ich mich nenne

Frankfurt den 2. Jenner 1775.

Ew. Hochedelgeb. ganz ergebensten Diener

Goethe.


2/276.


An Sophie von La Roche

Hier liebe Mama die Briefe zurück die ich fürtrefflich finde. Den 29. wegen seines glücklichen Tons, womit er eine so ernsthaffte Materie vorträgt, den[224] 38. weil er dem ganzen Ihrer Briefe eine Rundung Wendung und Weisung giebt.

Meine Schwester hat ein Mädgen, sie bleiben in Emmedingen, wo Schlosser die Marckgrafschaft Hochberg dirigirt.

Indem ich die Briefe vergangnen Jahrs sortirte und aufhub sind doch mancherley altneue Ideen mir durch den Kopf gegangen. Wenn man so den moralischen Schneeballen seines Ich ein Jahr weiter gewälzt hat, er hat doch um ein gutes zugenommen. Gott verhüte Thauwetter.

Keine solche Gramatick kenn ich, hab also bey Eslingern Rambachs bestellt.

Von der lieben Max wissen Sie wohl was nähers als ich. Vielleicht seh ich sie heut im Conzertgen.

Adieu. Empfelen Sie mich Hrn. von Hohenfeld.

[Frankfurt] d. 3. Jan. 1775.

G.


2/277.


An Hans Buff

Hier, lieber Hans, ein Brief an Lotten. Von den Dames nehm er das Geld, von jeder 4 1/2 fl. und schick er mirs mit Gelegenheit.

Seine Briefe haben mich über Freud und Leid herzlich lachen gemacht. Fahr er fort mich lieb zu haben, und grüs er alles.

[Frankfurt] d. 9. Jan. 1775.

G.[225]


2/278.


An Carl Ludwig von Knebel

Frankfurt 13. Januar 1775.

Lieber Knebel! Ich bitte Sie gar sehr um ein Wort von Ihnen und um meine Sachen. Wo sind Sie? Bin ich in gutem Andenken unter Ihnen? Addio; ich habe einige sehr gute productive Tage gehabt.

G.[226]


2/280.


An Philipp Erasmus Reich

Frankfurt den 17. Jenner 1775.

Hier folget das V, VI, und VII Fragment, von welchem die Uebersetzung schon besorgt ist. Wegen des Irrthums mit Herrn Hubern hab ich Lavatern sogleich geschrieben und will seine Antwort Ew. Hochedelgeb. sogleich zu melden nicht ermangeln. Erhalten Sie mir Ihre Wohlgewogenheit.

Goethe.


2/281.


An Sophie von La Roche

Liebe Mama! Hier ein Billet von der Max: wir sind jezzo, besonders ich, des Lebens recht froh, es ist ein starckes Treiben. Denken Sie an uns. Wegen Ihrer Briefe hab ich an Merck geschrieben, hab aber noch keine Antwort. Friz hat Ihnen geschrieben. Adieu behalten Sie mich lieb.

Frankfurt d. 18. Jan. 75.

G.[227]


2/282.


An Johann Gottfried und Caroline Herder,geb. Flachsland

Der Moment in dem mich dein Brief traf lieber Bruder war höchst bedeutend. Ich hatte mich eben mit viel Lebhaftigkeit des Wesens und Unwesens unter uns erinnert, und siehe du trittst herein und reichst mir die Hand, da hast du meine und laß uns ein neu Leben beginnen mit einander. Denn im Grund hab ich doch bisher für Dich fortgelebt, Du für mich. Sey Du mir auch immerfort hold und gut liebe Schwester, mir wirds recht wohl daß ich an euerm Buben und Haushalt wieder Theil habe. Lebt wohl. Bald schick ich Dir wohl was von meinem Treiben.

[Frankfurt] d. 18. Januar 75.

Goethe.


2/283.


An Johann Heinrich Merck

[Frankfurt, Januar 1775.]

Wär ich nicht auch fleißig gewesen, ich wäre auf deine Zeichnungen neidisch worden. Recht sehr gut sind sie und Ihr Sinn erschließt sich mannigfaltig, sehr geehrtester Herr! Zu schicken hab ich dir nichts. Denn meine Arbeit hat bisher in Porträts im Großen und in kleinen Liebeslieder bestanden. Weißt du, der Dechant hat mir eine recht herzguten Brief geschrieben.[228] Ich hielt dich für den Christian Zachäus Telonarcha, so seh ich aber ists Hamann. Wieder eine herrliche Stärkung...


2/284.


An Philipp Erasmus Reich

Hier schick ich die Zugaben an den bemerckten Orten einzurücken, ich hoffe sie sollen zur rechten Zeit kommen, wo nicht so bitte mirs gleich zu melden.

Sie werden die Folge nun auch schon empfangen haben oder sogleich empfangen. Frankfurt d. 23. Jan. 1775.

Goethe.


2/285.


An Philipp Erasmus Reich

Frankfurt den 27ten Jenner 1775.

Hier folget der noch fehlende Schlußbogen, zu dem mit gestriger donnerstägigen fahrenden Post abgegangenen IX Fragmente. Ich hoffe Sie werden sie iezo alle neun beisammen haben; melden Sie mir doch das, mit erster Post, und auch wie weit Sie nunmehro mit dem Drucke gekommen sind.

WGoethe Dr.[229]


2/285a.


An Johann Georg Jacobi


Bey Göthe d. 28. Jenner 1775.

Freu dich, lieber guter George, noch in den 2. Band der Iris giebt uns Göthe ein Drama mit Sang, so schön, so herrlich daß du närrisch werden wirst wann du's ließt. Binnen 8 Tagen soll's fix und fertig seyn. Auch werden gleich eine oder zween der populairsten Arien in Musick gestochen und sollen beygefügt werden. Mit diesem Drama Ervin und Elmire soll das 3. Stück des II. Theils der Iris anfangen. Morgen schreib ich's an Rost. Schreib's ihm auch den Augenblick, damit er keine Streiche macht, denn er wird des Teufels darüber werden daß wir ihm so viel Raum wegnehmen. – Adieu, laß dir's wohl seyn; ich bin in Gott, selbst ein Gott, leb wohl, ich will dir gnädig seyn –

Frz


Weilen ich über allerley Eyern Brüte, worunter auch freylich Guckucke und Basilisken flick werden, welche für Ihre Menagerie nicht taugen, kann ich so viel nicht hergeben als ich wohl möchte. Wir haben herrliche Tage, deren Ihnen der gute Geist auch gewähre!

G.

turnez S. V. P.


[7]

Hier eine Arie zur Probe aus Ervin und Elvire:


Ihr verblühet süße Rosen,

meine Liebe trug euch nicht,

blühtet, auch, dem Hoffnungslosen,

dem der Gram die Seele bricht.


Jener Tage denk ich traurend,

als ich, Engel, an dir hing,

auf das erste Knöspchen laurend

früh zu meinem Garten gieng.


Alle Blüten, alle Früchte,

noch zu deinen Füßen trug,

und vor deinem Angesichte

hoffnungsvoll die Seele schlug. –

Ihr verblühet süße Rosen.


Das Veilchen, das Göthe einst Lottchen schickte, gehört auch in dies Drama. – Seltsam ist, daß das Ganze sich so vortrefflich in die Iris schickt; ich möchte sagen, dafür ausdrücklich componiert worden zu seyn [scheint]. Es ist gewissermaßen ein Stück zur Erziehung der Tochter.[8]


2/286.


An Auguste Gräfin zu Stolberg

[Frankfurt, etwa 18. – 30. Januar 1775.]

Meine Teure – ich will Ihnen keinen Nahmen geben, denn was sind die Nahmen Freundinn Schwester, Geliebte, Braut, Gattin, oder ein Wort das einen Complex von all denen Nahmen begriffe, gegen das unmittelbaare Gefühl, zu dem – ich kann nicht weiter schreiben, Ihr Brief hat mich in einer wunderlichen Stunde gepackt. Adieu, gleich den ersten Augenblick! –

Ich komme doch wieder – ich fühle Sie können ihn tragen diesen zerstückten, stammelnden Ausdruck wenn das Bild des Unendlichen in uns wühlt. Und was ist das als Liebe! – Mußte er Menschen machen nach seinem Bild, ein Geschlecht das ihm ähnlich sey, was müssen wir fühlen wenn wir Brüder finden, unser Gleichniß, uns selbst verdoppelt.

Und so solls weg, so sollen Sie's haben dieses Blat, obiges schrieb ich wohl vor acht Tagen, unmittelbaar auf den Empfang Ihres Briefs.

Haben Sie Geduld mit mir, bald sollen Sie Antwort haben. Hier indess meine Silhouette, ich bitte um die Ihrige, aber nicht in's kleine, den grosen von der Natur genommenen Riss bitt ich. Adieu ein herzlichstes Adieu. Frankfurt, den 26. Jan. 1775.

Goethe.[230]


Der Brief ist wieder liegen blieben o haben Sie Geduld mit mir. Schreiben Sie mir und in meinen Besten Stunden will ich an Sie dencken. Sie fragen ob ich glücklich bin? Ja meine beste ich bins, und wenn ich's nicht bin, so wohnt wenigstens all das tiefe Gefühl von Freud und Leid in mir. Nichts ausser mir stört, schiert, hindert mich. Aber ich bin wie ein klein Kind, weis Gott. Noch einmal Adieu.


2/287.


An Philipp Erasmus Reich

Hier, theuerster Herr Reich, einen Brief von Lavater, der sehr in Verlegenheit ist. Er wird sich helfen, daran zweifl ich nicht.

Indess schicken Sie nur immer zwey Exemplare Aushängebogen, die er verlangt, ich spedir sie ihm weiter.

Und was sonst vorfällt, sind Sie sogütig mir zu melden, da ich doch in der Mitte stehe.

[Frankfurt] d. 30. Jan. 1775.

G.


2/288.


An Betty Jacobi

Liebe Frau, Friz ist nun fort, und wie wohl es uns war, können Sie denken, weil es uns, besonders mir, auf die lezt etwas weh bey der Sache wurde, und ich Frizen bat zu gehn; auch ist mir's schon etwas[231] besser, ob er gleich nicht 24 Stunden fort ist. So geht's mit mir immer unterst das oberst. Behalten Sie mich lieb! Ich wünsche manchmal und manchmal hoff' ich, daß Sie und die Mädchen mich in die Mitte kriegen und herzlich warm halten. Hier ist was für die Iris. Bald mehr. Wäre Friz nicht fort würde nichts gethan. Es wird zu Tisch geschellt. Prost und dass ja die Bubens einen Grus von mir kriegen. Addio.

[Frankfurt] d. 6. Febr. 1775.

G.


2/289.


An Johanna Fahlmer

[Frankfurt, etwa 10. – 12. Februar 1775.]

Ich bin ein Esel iust gestern nicht etwas später gekommen zu seyn. hier das beygehende gespiegelte ist für Rosten. es enthält fünf Bogen Operette. Spediren Sies doch unverzüglich, wenn nicht mit andern Sachen – gleich allein – mit der reitenden. Hier sind auch einige Bogen Abschrifft. Wenn Sie ia kopiren wollen, kopiren Sie nicht mehr als die erste Scene für Georgen, etwa die zweite noch. Grüsen Sie ihn; Grüsen Sie Friz. Morgen kommt Jung! Franckfurt ist das neue Jerusalem wo alle Völcker aus und eingehn und die Gerechten wohnen.[232]


2/290.


An Auguste Gräfin zu Stolberg

Wenn Sie sich, meine liebe, einen Goethe vorstellen können, der im galonirten Rock, sonst von Kopf zu Fuse auch in leidlich konsistenter Galanterie, umleuchtet vom unbedeutenden Prachtglanze der Wandleuchter und Kronenleuchter, mitten unter allerley Leuten, von ein Paar schönen Augen am Spieltische gehalten wird, der in abwechselnder Zerstreuung aus der Gesellschafft, ins Conzert, und von da auf den Ball getrieben wird, und mit allem Interesse des Leichtsinns, einer niedlichen Blondine den Hof macht; so haben Sie den gegenwärtigen Fassnachts Goethe, der Ihnen neulich einige dumpfe tiefe Gefühle vorstolperte, der nicht an Sie schreiben mag, der Sie auch manchmal vergißt, weil er sich in Ihrer Gegenwart ganz unausstehlich fühlt.

Aber nun giebts noch einen, der im grauen Biber-Frack mit dem braunseidnen Halstuch und Stiefeln, der in der streichenden Februarluft schon den Frühling ahndet, dem nun bald seine liebe weite Welt wieder geöffnet wird, der immer in sich lebend, strebend und arbeitend, bald die unschuldigen Gefühle der Jugend in kleinen Gedichten, das kräfftige Gewürze des Lebens in mancherley Dramas, die Gestalten seiner Freunde und seiner Gegenden und seines geliebten Hausraths[233] mit Kreide auf grauem Papier, nach seiner Maase auszudrücken sucht, weder rechts noch links fragt: was von dem gehalten werde was er machte? weil er arbeitend immer gleich eine Stufe höher steigt, weil er nach keinem Ideale springen, sondern seine Gefühle sich zu Fähigkeiten, kämpfend und spielend, entwickeln lassen will. Das ist der, dem Sie nicht aus dem Sinne kommen, der auf einmal am frühen Morgen einen Beruf fühlt Ihnen zu schreiben, dessen größte Glückseligkeit ist mit den besten Menschen seiner Zeit zu leben.

Hier also meine beste sehr mancherley von meinem Zustande, nun thun Sie dessgleichen und unterhalten mich von dem Ihrigen, so werden wir näher rücken, einander zu schauen glauben – denn das sag ich Ihnen voraus daß ich Sie offt mit viel Kleinigkeit unterhalten werde, wie mirs in Sinn schießt.

Noch eins was mich glücklich macht, sind die vielen edlen Menschen, die von allerley Enden meines Vaterlands, zwar freylich unter viel unbedeutenden, unerträglichen, in meine Gegend, zu mir kommen, manchmal vorübergehn, manchmal verweilen. Man weiss erst daß man ist wenn man sich in andern wieder findet.

Ob mir übrigens verrathen worden: wer und wo Sie sind, thut nichts zur Sache, wenn ich an Sie denke fühl ich nichts als Gleichheit, Liebe, Nähe! Und so[234] bleiben Sie mir, wie ich gewiss auch durch alles Schweben und Schwirren durch unveränderlich bleibe. Recht wohl –! diese Kusshand – Leben Sie recht wohl.

Frankfurt. den 13 Febr. 1775.

Goethe.


2/291.


An Johanna Fahlmer

[Frankfurt, Mitte Februar 1775.]

Spediren Sie das doch gleich liebe Tante. Ich schreib an der Operette. So bald Sie können, schicken Sie mir – Oder vielmehr schicken Sie mir den zweiten Bogen den Sie haben, nur auf eine Stunde dass ich den kann ausschreiben lassen. Dann können Sie ihn behalten solang Sie wollen. Wünsch freundlichen Morgen. Warte sehr auf ein Wort von Merck und Fritz.

G.


2/292.


An Johann Heinrich Merck

[Frankfurt, Februar 1775.]

Du hast nun Frizzen gehabt, Schreib mir wann er ankam. Wie und was mit euch worden ist, dafür hast Du auch ein Liedlein. Weiter hab ich gegenwärtig nichts.

G.[235]


2/293.


An Philipp Erasmus Reich

Frankfurt den 14. Hornung 1775.

Ihr leztes geehrtes Schreiben habe durch Herrn Jonas richtig erhalten, wie auch gestern die Probebogen die ich sogleich weiter spediren werde. Wegen der Vignetten hab ich schon an Lavatern geschrieben. Der Judas nach Holbein ist nicht Vignette sondern große Platte, und ich glaube zuverläßig der Christus auch, ob ich ihn gleich noch nicht gestehen habe, doch das sollen Sie mit einander hören. Vielleicht hat Ihnen Herr Jonas geschrieben was wir auf Ihr leztes vor das erste vorgekehrt. Da das Bücher – Commissariat eine förmliche Anzeige verlangt, so wird solche der Herr Bruder in Büdingen verfertigen, worinne die Darlegung des vierten und fünften Theils Gellertischer Schrifften, den klarsten und einfachsten Beweis gebrochener Kayserl. allerhöchster Verfügung abgiebt. Da ich denn gerathen habe, dass man von der Commission ein Requisitionsschreiben an den Magistrat verlangen soll, wordurch derselbige in Obliegenheit gesezt wird wenigstens vorerst gegen den Schiller zu verfahren. Was die Niederlage der Sächsischen Bücher allhier betrifft, sehe ich die Sache zu wenig ein, als dass ich eine gegründete Meinung darüber fassen könnte, schweer würde es immer seyn einen Buchhändler dazu zu finden und zu engagiren. Was ich in dieser Sache[236] dienen kann werde ich mit viel Vergnügen thun. Belieben Sie mich nur mit gefälliger Nachricht und Weisung zu verstehen.

Mit der gestrigen Post sind abermals Zugaben zu dem neunten Phisiognomischen Fragmente an Sie abgegangen, wobei zugleich ein Einschluß an Hrn. Prof. Oeser ist den ich gütig abzugeben bitte.

Goethe Dr.


2/294.


An Gottfried August Bürger

Gott seegne dich lieber Bruder mit deinem Weibe, und wenn du an ihrem Herzen wohnst, denke mein und fühl dass ich dich liebe. Von meinen Verworrenheit ist schweer was zu sagen, fleisig war ich eben nicht zeither. Die Frühlingsluft, die so manchmal schon da über die Gärten herweht, arbeitet wieder an meinem Herzen, und ich hoffe es löst sich aus dem Gewürge wieder was ab. Habe lieb was von mit kommt. Du bist immer bey mir, auch schweigend wie zeither. Deine Europa und Raubgraf sind sehr unter uns. Ade.

Frankfurt, den 17. Febr. 1775.

Goethe.


2/295.


An Sophie von La Roche

Liebe Mama! Glück zur Max, und nun bald Glück zum Enkelgen, und grüßen Sie das kleine Müttergen. Sie wird Ihnen gesagt haben, die halbe Ursache warum[237] ich nicht schrieb, ich glaubte Sie hätten was gegen mich und das war mir unverträglich. Hernach bin ich auch so ein Fassnachts Goethe in Schwarm und Saus und noch was befangen, dass nichts mit mir anzufangen ist.

Friz der nun bald zurückkehrt soll Ihnen auch von mir erzählen, wir waren sehr lieb gut und kräftig zusammen, die Max wird hoff ich ein bisgen guts von mir sagen, bey dem bösen das sie von mir zu sagen hat, ich grüße sie herzlich auch mögt ich von meinem hochwürdigen Griechen etwas hören. Der Hr. G. H. Rath ist wohl in Wien, will bald wiederkommen und gedenckt auch mein. Ade Mama. Immer der Ihre

Frankfurt d. 17. Febr. 1775.

G.


2/296.


An Johanna Fahlmer

[Frankfurt, Anfang März 1775.]

Hier Tante ein Zweig aus Lenzens Goldnen herzen. Wie werth ist mir's Ihnen so einen guten Morgen bieten zu können.


2/297.


An Johanna Fahlmer

[Frankfurt, März 1775.]

Hier liebe Tante was von Friz, – Wie stehts Ihnen! – krieg ich Lenzens Liebes Worte wieder. Wieland ist und bleibt ein Sch – kerl vid. pag. 96.[238] Beygehenden Merkurii. Ewige Feindschafft sey zwischen meinem Saamen und ihrem Saamen.

Ich bin ganz unerträglich. Und darum fleisig an sinnlicher Arbeit. Ich kann nicht kommen. Geb Ihnen Gott was zu treiben. Mit mir nimmts kein gut Ende. Ade.

G.

Wann schicken Sie was an Friz er soll Pätus und Arria haben.


2/298.


An Johanna Fahlmer

[Frankfurt, 5. März 1775.]

Dancke herzlich liebe Tante für alles. Morgen oder übermorgen gewiss kommt Stella, und ich vorher oder nach. Ich ging gestern von Ihnen grad nach Haus – von da – Oho – Ich hoffe Sie in unsern Kreis zu ziehen, bey Gott Tante, ganz übel kanns Ihnen nicht drinne seyn – Lili ist gar lieb und hat Sie herzlich werth. Vielleicht thu ich Ihnen morgen meinen Vorschlag zur Promenade mit Mama und mir. Ade. Bleiben Sie mir gut.

G.


2/299.


An Johanna Fahlmer

[Frankfurt, 6. März 1775.]

Hier sind die ersten Bogen der Stella. Wenn Sie unterhält, so schreiben Sie sie ab, Frizzen[239] wird dies Stück von Ihrer Hand gewiss zehnmal lieber.

Zu promeniren ist heut nichts, doch komm ich ein wenig und lese die Folge. Gestern bin ich mit den Runckels ums Thor gangen, Lili ist uns mit ihrer Mutter in einer Kutsche begegnet, ich war sehr dumm und toll. Und habe mit der Loisgen und Ries von sechs bis acht L'hombre gespielt. Ade liebe Tante.

G.


2/300.


An Johann Heinrich Merck

[Frankfurt, 7. März 1775.]

Hier etwas gegen das überschickte. Ich hab seit drey Tagen an einer Zeichnung mit dem mir möglichst Fleisse gearbeitet und bin noch nicht fertig. Es ist gut dass man einmal alles thue was man thun kann, um die Ehre zu haben sich näher kennen zu lernen. Grüs Frau und Kinder. Schick mir die Studien zurück, und was neues dazu. Adieu. Lerne an den Romanzen. Und gehe so eben nach Offenbach wenn was dran liegt.

Dienst. d. morgens halb sieben.

G.


2/301.


An Auguste Gräfin zu Stolberg

[Offenbach, 7. – Frankfurt, 10. März 1775.]

Warum soll ich Ihnen nicht schreiben, warum wieder die Feder liegen lassen, nach der ich bisher so[240] offt reichte. Wie immer immer hab ich an Sie gedacht. Und iezzo! – Auf dem Lande bey sehr lieben Menschen – in Erwartung – liebe Auguste – Gott weis ich bin ein armer Junge – den 28. Februar haben wir getanzt die Fassnacht beschlossen – ich war mit von den ersten im Saale, ging auf und ab, dachte an Sie – und dann – viel freud und Lieb umgab mich – Morgends da ich nach Hause kam, wollt ich Ihnen schreiben, liess es aber und redete viel mit Ihnen – Was soll ich Ihnen sagen, da ich Ihnen meinen gegenwärtigen Zustand nicht ganz sagen kann, da Sie mich nicht kennen. Liebe! Liebe! Bleiben Sie hold – Ich wollt ich könnt auf Ihrer Hand ruhen, in Ihrem Aug rasten. Groser Gott was ist das Herz des Menschen! – Gute Nacht. Ich dachte mir solls unterm Schreiben besser werden – Umsonst mein Kopf ist überspannt, Ade. Heut ist der 6. März denck ich. Schreiben Sie doch auch immer die Daten in solcher Entfernung ist das viel Freud.

Guten Morgen liebe. Die Zimmerleute die da drüben einen Bau aufschlagen, haben mich aufgeweckt, und ich habe keine Rast im Bette. Ich will an meine Schwester schreiben, und dann mit Ihnen noch ein Wort.

Es ist Nacht, ich wollte noch in Garten, musste aber unter der Thüre stehen bleiben, es regnet sehr. Viel hab ich an Sie gedacht! Gedacht dass ich für Ihre Silhouette noch nicht gedankt habe! Wie offt[241] habe ich dafür gedanckt, wie ist mein und meines Bruders Lavaters Phisiognomische Glaube wieder bestätigt. Diese rein sinnende Stirn diese süsse Festigkeit der Nase, diese liebe Lippe dieses gewisse Kinn, der Adel des ganzen! Dancke meine Liebe dancke. – Heut war der Tag wunderbaar. Habe gezeichnet – eine Scene geschrieben. O wenn ich jetzt nicht Dramas schriebe ich ging zu Grund. Bald schick ich Ihnen eins geschrieben – Könnt ich gegen Ihnen über sizzen und es selbst in Ihr Herz würcken, – Liebe, nur daß es Ihnen nicht aus Händen kommt. Ich mag das nicht drucken lassen denn ich will, wenn Gott will, künftig meine Frauen und Kinder in ein Eckelgen begraben oder etabliren; ohne es dem Publico auf die Nase zu hängen. Ich bin das ausgraben und seziren meines armen Werthers so satt. Wo ich in eine Stube trete, find ich das Berliner ppp. Hundezeug, der eine schilt drauf, der andre lobts, der dritte sagt es geht doch an, und so hezt mich einer wie der andere.

– Nun denn Sie nehmen mir auch das nicht übel – Nimmt mirs doch nichts an meinem innern Ganzen, rührt und rückts mich doch nicht in meinen Arbeiten, die immer nur die aufbewahrten Freuden und Leiden meines Lebens sind – denn ob ich gleich finde dass es viel raisonnabler sey Hünerblut zu vergiessen als sein eig'nes – die Kinder tollen über mir, es ist mir besser ich geh hinauf als zu tief in Text zu gerathen.

[242] Ich hab das ältste Mädgen lassen anderthalb Seiten im Paradiesgärtlein herab buchstabiren, mir ist ganz wohl, und so gesegnete Mahlzeit. Ade! – Warum sag ich dir nicht alles – Beste – Geduld Geduld hab mit mir!

Den 10ten, wieder in der Stadt auf meiner Bergere; aufm Knie schreib ich Ihnen. Liebe der Brief soll heute fort, und nur sag ich Ihnen noch dass mein Kopf ziemlich heiter mein Herz leidlich frey ist – Was sag ich –! o beste wie wollen wir Ausdrücke finden für das was wir fühlen! Beste wie können wir einander was von unserm Zustande melden, da der von Stund zu Stund wechselt.

Ich hoffe auf einen Brief von Ihnen, und die Hoffnung lässt nicht zu schanden werden.

– – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –

Geseegnet der gute Trieb der mir eingab statt allen weitern Schreibens, Ihnen meine Stube, wie sie da vor mir steht, zu zeichnen. Adieu. Halten Sie einen armen iungen am Herzen. Geb Ihnen der gute Vater im Himmel viel muthige frohe Stunden wie ich deren offt hab, und dann lass die Dämmerung kommen tränenvoll und seelig – Amen.

Ade liebe Ade.

Goethe.[243]


2/302.


An Johanna Fahlmer

[Offenbach, März 1775.]

Liebe Tante, ich wusste was Stella Ihrem Herzen seyn würde. Ich bin müde über das Schicksaal unsres Geschlechts von Menschen zu klagen, aber ich will sie darstellen, sie sollen sich erkennen, wo möglich wie ich sie erkannt habe, und sollen wo nicht beruhigter, doch stärcker in der Unruhe seyn.

In mir ist viel wunderbaares neues, in drey stunden hoff ich Lili zu sehn. Liebe Tante auf den Sontag!!! – Nehmen Sie das Mädgen an Ihr Herz, es wird euch beyden wohlthun. Haben Sie das Verlangen zum fünften Ackt überwunden. Ich wollt Sie hätten einen dazugemacht. Adieu. Stella ist schon Ihre, wird durch das Schreiben immer Ihrer, was wird Friz eine Freude haben!


2/303.


An Philipp Erasmus Reich

Ganz richtig über Apoll ist die 21. Zugabe. A – I hab ich erhalten. Nach Fragment 16 hab ich eine Zugabe willentlich weggelassen wie Sie am ausgestrichnen Ende gedachten Fragments sehen werden. Dass dies nicht etwa auch Irrung mache. Es folgt gleich Fragment 17.

[Frankfurt] d. 14. Mrz 1775.

Goethe.[244]


2/304.


An Sophie von La Roche

Gott segne Sie liebe liebe Grosmama, und das kleine Mamagen und den Knaben. Ich hoffe die Dazwischenkunft des Mäusgens wird viel ändern ich kann wohl sagen ich erwarte sie recht sehnlich zurück. Jetzt geh ich zu Brentano ihm Glück zu wünschen. Grüsen Sie Hrn. v. Hohenfeld. Friz hat wie ich sehe meine lezte kleine Familie produzirt, er ist lieb. Ehstens kriegen Sie wieder was, das ich Ihrem Herzen empfele. Auf den Freytag binn ich hier, erwarte also! –

Adieu – der lieben kleinen Mutter Ade! – Wird denn eine Zeit kommen dass wir werden einen freundlichen Einfluss auf einander haben liebe Max? Ihre Briefe sollen Sie bald wieder haben.

Frankfurt d. 15. Merz 1775.

Goethe.


2/305.


An Sophie von La Roche

Liebe Mama, Brentano hat mir Ihre täglichen Briefe an Ihn gezeigt. Das Weibgen ist wohl und ich wünsche dass die Freundschafft und das zutrauen, das mir bisher der Mann bezeugt, ungeheuchelt seyn möge, ich glaubs wenigstens, und so hoff ich dass[245] ich der Kleinen künftig keinen Verdruss mehr, und vielleicht eine angenehme Stunde hie und da machen werde. Sagen Sie ihr das mit dem herzlichsten Grus.

Täglich streb ich und arbeit ich braver zu werden, hab auch Gott sey Danck wieder Relais Pferde für meine weitere Route getroffen. Adieu liebe Mama, und nun noch eine Bitte. Dem von Buri in Neuwied gab ich lezten Sommer einige Gedichte, die er mir vorenthält, das verdriesst mich, ich hab ihm geschrieben, er lies mir durch einen dritten sagen: er wolle mir sie durch Madame la Roche schicken. Bitte, bitte liebe Mama schaffen Sie mir sie. Was hab ich denn lezten Freytag empfangen sollen? Hrn. v. Hohenfeld viel Grüse. Ade liebe Mama. [Frankfurt] d. 21. Merz 1775.

G.


2/306.


An Friedrich Heinrich Jacobi

Dancke dir für alles Erwin, Geld pp. lieber Bruder daß du meine Stella so lieb hast thut mir sehr wohl, mein Herz und Sinn ist ietzt so ganz wo anders hingewandt, daß mein eigen Fleisch und Blut mir fast gleichgültig ist. Sagen kann ich dir nichts – denn was läßt sich sagen. Will auch nicht an morgen und übermorgen dencken drum Ade! Laß mir das inliegende durch Schenck wohl besorgen, es ist für den zweiten lieben Bruder. Bleib bey mir lieber[246] Friz – mir ist als wenn ich auf Schrittschuen zum erstenmal allein liese und dummelte auf dem Pfade des Lebens und sollte schon um die Wette laufen um das wohin all meine Seele strebt. – Bruder lieber Junge du wirst nun wohl abdrucke von den Arien haben und was von Lenz, ich erwarte Stella und dann kriegst gleich das andre Exemplar. an Cannabich ist Clavigo fort. [Frankfurt] d. 21. Merz 1775.

G.[247]


2/306a.


An Friedrich Heinrich Jacobi

[Frankfurt, März 1775.]

Ein liebes Weibgen sagte von den Freuden, nach allerley unter anderm, nein! Mit dem Hühnerblut das ist eckelhafft, und wenn die Vignette nicht wäre man könnte das ganze Buch nit brauchen; aber so liest man immer fort, und meynt es wär auch was so liebs im Buch drinne.


Stosgebet.

[353] Vor Werthers Leiden

Mehr noch vor seinen Freuden

Bewahr uns lieber Herre Gott.[354]


2/307.


An Philipp Erasmus Reich

Hier send ich das Verlangte, wünsche dass es zur rechten Zeit ankomme. Melden Sie mir doch mit dem nächsten Brief den Titel des XI. Fragments, der mir in der Reihe noch fehlt.

Sie haben doch alles iezzo. Ich habe weggesendet biss – XVII. Fragment. Phisiognomische Ubungen a-z. ist da.

[Frankfurt] den 24. Merz 1775.

G.


2/308.


An Auguste Gräfin zu Stolberg

[Frankfurt, 19. – 25. März 1775.]

Mir ist's wieder eine Zeit her für Wohl und Weh, dass ich nicht weis ob ich auf der Welt bin, und da ist mir's doch als wär ich im Himmel. Dies liebe[247] Schwester den 19. Merz Nachts um eilfe. Gute Nacht!

Den 23. Abends bald sieben. Ich komme von meiner Mutter herauf, noch einige Worte dir o du liebe. Heut nach Tisch kam dein Brief, eben da ich beym Braten gemurrt hatte, daß so lang keiner kam. Ich dancke dir tausendmal. um 2 Uhr musst ich zu einem verdrüslichen Geschäfft, da ging ich unter allerley Leuten herum und dacht an dich und schrieb mit Bleystifft beigehendes Zettelgen. So recht! Tritt und Schritt muss ich wissen von meinen lieben, denn ich bilde mir ein dass euch von mir das all auch so werth ist; also dancke dancke für die Schildrung dein und deines Lebens, wie wahr, wie voraus von mir gefühlt! – O könnt ich auch! – – Behalt mich lieb –

Jetzt bitt ich noch um die Silhouetten all deiner lieben, deines Ehlers der mir verzeihen soll dass ich ihm nicht schreibe, ich habe warrlich nimmer nichts zu sagen, nur ihr Mädgen kriegt mich doch wieder dran. Dann die Schattenrisse deiner Brüder von denen ich auch Briefe habe, meiner Brüder, und deiner innigen Freundinn. NB. alle wie sie auf der Wand gezeichnet worden ohnausgeschnitten.

Jezt gute Nacht und weg mit dem Fieber! – doch wenn du leidest, schreib mir – ich will alles theilen – o dann lass mich auch nicht stecken edle Seele zur Zeit der Trübsaal, die kommen könnte, wo ich dich flöhe und alle Lieben! Verfolge mich ich[248] bitte dich, verfolge mich mit deinen Briefe dann, und rette mich von mit selbst.

Auf beyliegendem Blättgen ist abgeschrieben das Bleystifft Zettelgen wovon ich vorhin sprach. Liebe! liebe! und so leb wohl. d. 25. Merz 1775.

Nicht doch du musst das Original haben! – Was wär' ein Kuss in Copia! –


2/309.


An Johann Gottfried Herder

Hier lieber Bruder von Lavatern ein herrlicher Füßli Brief. Was für eine Glut und Inngrimm in dem Menschen ist. Hamanns Prolegomena haben auch dem was implicite Krafft in mir ist sehr wohl gethan. Schick mir doch was, schreib mir doch was von dir, was es auch sey. Wär's eine abgerupfte Papilotte – und besonders eine Silhouette deines Buben. Es sieht aus als wenn die Zwirnsfädgen, an denen mein Schicksaal hängt, und die ich schon so lange in rotirender Oscillation auf und zutrille, sich endlich knüpfen wollten. Ubrigens machen mich allerley Umstände ziemlich zahm, ohne mir doch den guten iungen Muth zu nehmen. Caroline guten Morgen liebe Schwester.

[Frankfurt] d. 25. Merz 1775.

G.[249]


2/310.


An Philipp Erasmus Reich

Ich bitte Sie lieber Herr Reich mir unschweer zu melden, wie lange Zeit ich habe biss ich wieder etwas Manuscript zu schicken brauche – die Ursache ist die – Aus Lavaters Hand liegt nun alles fertig bey mir, aber ich möchte noch einige Zugaben machen, woran ich würcklich angefangen habe – Indessen kann alles wenns seyn muss stündlich an Sie abgehn. Leben Sie recht wohl. Franckfurt d. 28. Merz 1775.

G.


2/311.


An Sophie von La Roche

Hier liebe Mama ein Klijog der Ihnen Freude machen wird. Die Zeichnung von Hrn. v. Hohenfeld soll mir zehnfach werth seyn. Nur bitt ich bey allem was heilig ist dass wenn Sie mir sie schicken, sie aufs sorgfältigste verwahrt wird, denn so huy ich sonst bin, ein Fältgen in so was macht mich rasend.

Adieu Ihnen und der lieben Frau. Ich hab ihr bisher mein Wort gehalten und versprach ihr wenn ihr Herz sich zu ihrem Manne neigen würde, wollt ich wiederkehren, ich bin wieder da, und bleibe bis an mein Ende wenn sie Gattin und Hausfrau und Mutter bleibt. Amen. [Frankfurt] d. 28. Merz. 1775.[250]


2/312.


An Johanna Fahlmer

[Frankfurt, 30. März 1775.]

Hier Erwin.

Und Klopstock ist hier! –

Also werden Sie wohlthun, nach Tisch etwa um drey sich zu uns tragen zu lassen. Wo Sie ihn treffen werden.


2/313.


An Johanna Fahlmer

[Frankfurt, Ende März 1775.]

Ich bitte Sie um eine Portion Haar wachsen machende Pomade und um das Rezept.

G.


2/314.


An Philipp Erasmus Reich

A. B. C. D. sind die vier ersten Phisiognomischen Ubungen, die übrigen werden alle apart gedruckt und eingehefftet also gewiss auch die. dass Lavater verlangte ich solle den Abdruck der einen mitschicken, war dünckt mich nur dem Sezzer sinnlich zu zeigen dass Fragen und antworten gegen einander über auf zwey Seiten kämen, da denn die Tafel dazwischen würde gebunden werden. Doch schreib ich gleich deswegen[251] und besorge die andern Vignetten. Die Trenkm. Geschichte hat mich sehr frappirt. [Frankfurt] d. 31. Merz 75.

G.


2/315.


An Johann Gottfried Herder

Lieber Bruder schreib mir doch manchmal, grimm oder gut, über alles und nichts! – Sieh da die Welt so voll Scheiskerle ist, sollten wir doch miteinander tissiren und scheisen. Warum ist das alleweil schreibe? Da krieg ich nach Tisch ein Büchlein zur Hand, Hrn. Prof. Meiners Versuch – Egyptier – He! – sagt ich, und blättre, wo kommt da Bruder Herder vor? – denn ich denk das ist auf Anlas! mehr oder weniger. – finde Dich nun freylich nit, weder in guten noch bösen – das verfluchteste Sauzeug vom See Möris, und travestirten Leichenzeremonien der Egypter pp. pp. und so Orpheus!!! – pppppppppp. Und hinten nach ss. ß. Z. zz. i-y. auch deinen Nahmen, und um seidnen Mantel und Kräglein flink, dir eine schnäppische Verbeugung daß er doch auch pp. – Ade Bruder! Die Hess hat mir den Brief des Schweizer Bauern geschickt. – Klopstock war ehgestern bey mir, geht nach Hamburg. – Hab auch vor drey Tagen Merck in Langen gesehn. – Grüs dein Weib.

[Frankfurt] d. 1. April. 75.

G.[252]


2/316.


An Johanna Fahlmer

[Frankfurt, Anfang April 1775.]

Ich dancke liebe Tante für den Brief von Fritz er ist lieb und gut wie immer – nur hab ich ihm noch nicht geschrieben, werd auch keinem Menschen über die Sache was schreiben. Werde mir auch um den Autor keine Mühe geben, noch euch auf die Spur helfen. Das Publikum mag von mir dencken was es will – der Trumpf womit Wielands Brief schliest, thuts ihm gar nicht! über einen grosen Theil der Epistel hab ich gelacht, und über das Ende die Nase gerümpft. Gestern that mir's leid Sie nicht anzutreffen. Ade. Grüsen Sie Friz und bitten um fr. Liedgens.

G.


2/317.


An Philipp Erasmus Reich

[Frankfurt, Anfang April 1775.]

Die Vignette °°° werden Sie nun haben. Für die andern beyden nehmen Sie Gottes Nahmen, ein Paar unbedeutende.† Das Portrait des Markgrafen wird wohl auch kommen, ich höre es ist neu gravirt worden. Doch hab ich Lavatern darum geschrieben.

† NB. nur streichen sie den Schluss iederzeit weg wenn er sich auf die fehlende Vignette beziehen sollte.

G.

Ein Freund schreibt mir beykommendes, könnten Sie mir hierinne rathen? Oder das Buch selbst brauchen?[253]


2/318.


An Johanna Fahlmer

[Frankfurt, vor 9. April 1775.]

Ich sagts ia liebe Tante! Ist wahres Evangelium! – Vom Drucken reden wir mehr – Ja Tante sie war schön wie ein Engel, und ich hatte sie in 4 Tagen nicht gesehen. Und lieber Gott wie viel ist sie noch besser als schön.

G.


2/319.


An Johanna Fahlmer

[Frankfurt, etwa 10. April 1775.]

Ein gut Wort findt eine gute Stadt. Bin doch gleich nach Haus gangen, habe Claudinen aufgegraben. Das zur Nachricht, anbey die Ode. Wie gefall ich Ihnen auf dünen Prophetenstelzen, Fürsten und Herren ihre Pflicht einredend?

G.


2/320.


An Carl Ludwig von Knebel

[Frankfurt, 14. April 1775.]

Lieber Knebel! Ich weis nicht wohin ich ein Wörtgen an Sie senden soll. Item es mag laufen. Lieben Sie mich noch? und dencken Sie an mich? Ich! – falle aus einer Verworrenheit in die andre und stecke würcklich mit meinem armen Herzen wieder unvermuthet in allem Anteil des Menschen Geschicks,[254] aus dem ich mich erst kaum gerettet hatte. Klopstock fand mich in sonderbaarer Bewegung. Ich hab von dem Theuren nur geschlurpft. Ich habe allerley gethan, und doch wenig. Hab ein Schauspiel bald fertig, treiben die bürgerlichen Geschäffte so heimlich leise, als trieb ich Schleichhandel, bin sonst immer der, den Sie kennen. Und nun schreiben Sie mir viel von Ihnen. Vom theuern Herzog. erinnern Sie ihn meiner in Liebe. Adieu. Adieu.

d. 14. April 1775.

G.

Nicht ich, sondern Heinrich Leopold Wagner hat den Prometheus gemacht und drucken lassen, ohne mein Zuthun, ohne mein Wissen. Mir wards, wie meinen Freunden, und dem Publiko, ein Räzel, wer meine Manier in der ich manchmal Scherz zu treiben pflege, so nachahmen, und von gewissen Anekdoten unterrichtet seyn konnte, ehe sich mir der Verfasser vor wenig Tagen entdeckte. Ich glaube diese Erklärung denen schuldig zu seyn, die mich lieben und mir auf's Wort trauen. Uebrigens war mir's ganz recht, bey dieser Gelegenheit verschiedne Personen, aus ihrem Betragen gegen mich, in der Stille näher kennen zu lernen. Frankfurt, am 9. April 1775.

Goethe.

Ich vermuthe dass Sie was von der Sache wissen drum schick ich das mit. Weiter mag ich drüber nichts sagen.

G.[255]


2/321.


An Friedrich Gottlieb Klopstock

Hier, lieber Vater, ein Wörtchen ans Publicum, ich ging ungern dran, doch mußts seyn.

Ich bin noch ziemlich in dem Zustande, in dem Sie mich verlassen haben, nur daß es manchmal schlimmer wird, und dann von oben herab wieder ein Tautropfe des Universal Balsams fällt, der alles wieder gut macht. Ich beschäftige mich so viel ich kann, und das thut denn was. Indeß muß ieder seinen Kelch austrinken, spür' ich wohl, und so fiat voluntas. Gedenken Sie mein unter Ihren lieben. Ein Brief von Frau v. Winthem wird wieder zurück gelangt seyn. Schreiben Sie mir ein Paar Worte von Ihrer Reise. NB. Der Wagner, von dem das Blättchen sagt, ist eben die Personage, die Sie einen Augenblick auf meiner Stube des Morgens sahen, er ist lang, hager. Sie standen am Ofen. Adieu.

d. 15. Apr. 1775.

Goethe.


2/322.


An Johanna Fahlmer

[Frankfurt, April 1775.]

Sie sind recht lieb – ich hab meine Antwort an Fritz zurückgehalten denn sie war würklich mistisch. Doch thuts das klare und treffende auch nicht,[256] das ist Wasser und keine Taufe. Wer davon trinkt den wirds wieder dürfen – Also lassen Sies gut seyn. Wild könnt ich wohl über Fritzen werden bös nie. Ade.

Hier ist Prometheus – Noch gehts mit mir den Strom gefällig hinab – helfe auch wohl mit dem Ruder nach.

G.


2/323.


An Philipp Erasmus Reich

Ein Umstand nötigt mich zu verreisen, daher ich die Fragmente P.P. Q.Q. R.R. nicht ausarbeiten kann. Die Sie also aus beygehendem Verzeichniss auszulassen belieben. Dagegen ist hier Rameau P.P. und die letzte der phisiognomischen Übungen. [Frankfurt] 19. Apr. 1775.

G.[257]


[258] 2/326.


An Johanna Fahlmer

[Frankfurt, 23. April 1775.]

Ich verstehe kein Wort davon beste Tante – nicht ein Wort – Groser Gott es geht uns bunt sehr bunt – und doch ist mirs wie ein Lichtstrahl – dass Friz kommt – so ganz unerwartet – Was kann was soll ich sagen! – Sein lezt Billet erinner ich mich nicht – Wir müssen nun wohl harren. – Ich fühl was in Ihnen vorgeht – Ade. – Sollte[259] das nicht ein alter Brief seyn vom leztenmal – liegen bleiben zu Maynz?


2/327.


An Auguste Gräfin zu Stolberg

Hier Beste, ein Liedgen von mit, darauf ich hab eine Melodie von Gretri umbilden lassen! Ach Gott Ihre Brüder kommen, unsre Brüder. zu mir! – Liebe Schwester, das liebe Ding, das sie Gott heissen, oder wie's heisst, sorgt doch sehr für mich. Ich bin in wunderbaarer Spannung, und es wird mir so wohl thun sie zu haben.

Ihren Schattenriss kriegen Sie, ich muss aber einen neuen von Ihnen haben, gros.

Thun Sie doch einen Blick in den zweyten Band der Iris wenn Ihnen der aufstößt, es sind allerley von mir drinn.

Ich halte mich offt in Gedanken an Sie.

Wenn ich wieder munter werde sollen Sie auch Ihr Theil davon haben, lassen Sie nur meine Briefe sich nicht fatal werden, wie ich mir selbst bin da ich schreibe. Ich meyne alle Falten des Gesichts drückten sich drinn ab.

d. 15. Apr.

Ade! Ade! Beste.


Wie erwart ich unsre Brüder! Welch ein lieber Brief von Euch dreyen! Hier die Schattenrisse. Sie[260] sind nicht alle gleichgut, doch alle mitfühlender Hand geschnitten. Diesmal kein Wort weiter. Behalten Sie mich am Herzen!

[Frankfurt] D. 26. Apr. 1775.

G.[261]


2/327a.


An Friedrich Heinrich Jacobi

[Frankfurt, April 1775]


[Überliefert als Zitat in einem Brief von Jacobi vom 15. September 1779]


Friederice[326] Fritzel wie ist dir! O du Menschenfeind – steht nicht geschrieben: so ihr glaubet, hättet ihr das ewige Leben! Und du wähnest manchmahl, der Sinn dieser Worte sey deiner Seele aufgegangen. Seh's nun – geringer kann ichs nicht thun – deine Liebe wag ich dran – sonst wär ich der heiligen Thränen nicht werth, die du in Cölln an mein Herz weinest. – Lieber Fritz besinne dich – es ist nicht Stelle, nicht Prometheus – besinne dich, und noch einmahl: gieb mir Stella zurück! – Wenn du wüßtest wie ich sie liebe, und um deinetwillen liebe! – – – – und das muß ich dir all so ruhig schreiben um deines Unglaubens willen, der ich lieber mein Herz ergöße –[327]


2/328.


An Henriette von Knebel

Hier gnädge Fräulein ein Brief von Ihrem Hrn. Bruder, den ich so alleine nicht lauffen lassen kann. Er hat mir auch einen langen lieben Brief geschrieben, ob ich's gleich gar nicht um ihn verdient habe. Auch danck' ich Ihnen für den Ihrigen, spät aber herzlich. Ich habe die sehr angenehme Bekanntschafft der Fr. v. Altenstein und ihrer Frl. Töchter gemacht und hoffe sie bald wieder zu sehen. Ich lebe wie immer in Strudeley, und Unmäsigkeit des Vergnügens und Schmerzens. Dencken Sie manchmal im Guten an mich. Frankfurt den 3. May 1775.


Goethe.[261]


2/328a.


An Johann Georg Zimmermann

Hier schick ich l. Zimmerm. Briefe von Lav. über die höchst eckelhaffte Sache. Ich bitte Sie, helfen Sie mir ihn tag täglich unempfindlicher zu machen, gegen all das Nebel und Kröten Geschlecht, das gegen ihn aufsteigt, und weder ausgerottet noch gedemütigt werden mag. Der Magnet zieht die Feilspäne aus Staub und Spreu an sich, und so ist's doch am Ende mit dem Edlen auch, er wühlt unter der Menge mit liebendem Würcken, und zieht nur wenige zu sich,[6] die seiner Natur sind. Können Sie nun aber wieder der Menge verdencken, wenn sie sich gegen das Wühlen und Würcken auflehnt, das sie nur drängt und schiebt, ohne Einfluss auf sie zu haben. Antworten Sie doch Lavat. bald, und Leben recht wohl.

Franckf. d. 3 May 75.

Goethe.[7]


2/329.


An Johann Gottfried Herder

[Frankfurt, Mai 1775.]

Mir gehts wie dir lieber Bruder. meinen Ballenspiel ich wider die Wand, und Federball mit den Weibern. Dem Hasen häuflicher Glückseeligkeit und festem Fuse in wahrem Leid' und Freud der Erde wähnt ich vor kurzem näher zu kommen, bin aber[261] auf eine leidige Weise wieder hinaus in's weite Meer geworfen.

Herzlich Dank für deines Buben Schatten, das ist ganz Dein Gesicht! ganz! in unglaublicher Determination.

Ich fördre mit innigem Schändismus mit an Lavaters Phisiognomik.

Ich habe deine Bücher kriegt und mich dran erlabt. Gott weis dass das eine gefühlte Welt ist! Ein belebter Kehrigthaufen! Und so Dank! Dank! –

– – Ich müsst all die Blätter voll Striche machen um den Übergang zu bezeichnen und doch – – Wenn nur die ganze Lehre von Christo nicht so ein Scheisding wäre, das mich als Mensch, als eingeschränktes bedürftiges Ding rasend macht, so wär' mir auch das Objekt lieb. Wenn gleich Gott oder Teufel so behandelt mir lieb wird denn er ist mein Bruder.

– Und so fühl ich auch in all deinem Wesen nicht die Schaal und Hülle, daraus deine Castors oder Harlekins herausschlupfen, sondern den ewig gleichen Bruder, Mensch, Gott, Wurm und Narren. – –

Deine Art zu fegen – und nicht etwa aus dem Kehrigt Gold zu sieben, sondern den Kehrigt zur lebenden Pflanze umzupalingenesiren, legt mich immer auf die Knie meines Herzens. Adieu. Ich geh fort auf wenig Zeit zu meiner Schwester. Ade. Grus dein Weiblein. – Ich tanze auf dem Drate |: Fatum congenitum genannt :| mein Leben[262] so weg! Von meiner Fresko Mahlerey wirst ehstens sehen, wo du dich ärgern wirst gut gefühlte Natur neben scheuslichem Locus communis zu sehen.

Fiat voluntas!


2/330.


An Philipp Erasmus Reich

Die Bogen der Phisiognomik sind biss E.E. bey mir, ich erwarte die Exemplare, und so wär denn auch diese Ladung wieder ausgeschifft.

Wollten Sie selbst an Göbhard in Bamberg schreiben, sonst will ich es thun. Er hat nicht das geringste Recht an das Buch, wenn er das Buch nicht von Seiten Hrn. Pfeffels selbst hat angetragen kriegt.

Wollten Sie mir gelegentlich ein Wort Antwort melden. Franckfurt d. 11. May 75.

G.


2/331.


An Sophie von La Roche

Liebe Mama endlich hab ich's über's Herz bracht und ziehe von Franckfurt gehe zu meiner Schwester. Also über Manheim, Carlsruh und Strasburg. Dancke für Ihren lezten Brief und Erbieten. Rede nun selbst mit Lenz und von dorther vielleicht mehr. Ihre Briefe sind herrlich; Ade und der kleinen Frau alles herzliche! – Wenn ich wieder komme, treffe ich Sie doch?

[Frankfurt] d. 13. May 1775.

G.[263]


2/332.


An Johanna Fahlmer

[Mannheim, 16. Mai 1775.]

Ich bin liebe Tante in Manheim und mir ist's toll genug. Sie müssen mir schreiben, nach Strasburg an Aktuar Salzmann die Adresse. Und wenn Erwin aufgeführt wird bitt ich doch ia um eine Relation. Denn eine Farce giebts doch – Und ob Lili drinn war? Und sonst. Grüsen Sie Friz. Adieu. Dienstag.

G.


2/333.


An Johanna Fahlmer

[Straßburg, 24. und 26. Mai 1775.]

Liebe Tante! In freyer Lufft! einem Uralten Spaziergang hoher vielreih kreuzender Linden, Wiese dazwischen, das Münster dort! dort die Ill. Und Lenz lauft den Augenblick nach der Stadt. Ich hab schon ein Mittagessen bestellt hier nah bey u.s.w. er kommt wieder pp. Dancke für den Brief, hoffe weiter! – Hoffe von der Vorstellung Erwins –, kein Wort als Autor! – – – Sie sind gut liebe Tante und der Himmel auch! – Diese alte Gegend, iezt wieder so neu! – Das Vergangne und die Zukunft – Gut denn – Unterweegs nichts unerwartet, aber lieber, voller, ganzer als in der Hoffnung, die[264] guten und die schlechten Menschen in ihrer Art wahr. – Louise ist ein Engel, der blinckende Stern konnte mich nicht abhalten einige Blumen aufzuheben, die ihr vom Busen fielen und die ich in der Brieftasche bewahre. Der Herz.[og] von Weymar kam auch, und ist mir gut. – Von dem übrigen mündlich! – Alles ist besser als ich dachte. Vielleicht weil ich liebe sind ich alles lieb und gut.

So viel diesmal vom durchgebrochnen Bären, von der entlaufenen Kazze! – – Ich habe viel, viel gesehen. Ein herrlich Buch die Welt um gescheuter daraus zu werden, wems nur was hülfe. Grüsen Sie Friz tausendmal! Mama la Roche die wohl bey Ihnen seyn wird! Die Max! Meinen Vater und Mutter!

Mittwoch d. 24. May 1775 – eine Viertelstunde von Strasburg.

G.

Soll mich der Teufel holen ist Freytag der sechs und zwanzigste und bin noch in Strasburg. Morgen aber gehts nach Emmedingen. Ist mir toll und wunderlich überall wo ich bin. Ade. – beste Tante. Ihre Briefe find ich hoffentlich in Emmedingen.[265]


2/334.


An Carl Ludwig von Knebel

Hier schick ich lieber Knebel Claudinen; lesen Sie's unserm Herzog zur freyen Stunde, und dann bitte ich sie wieder zurück an meine Schwester[265] hierher mit dem Postwagen zu senden. Nicht abgeschrieben! Ich bitte gar schön. Dancke für Ihr Brieflein! Ist mir herzlich lieb dass Sie nicht abwendig von mir werden. Ihro Durchl. alles herzliche von mir. Addio. Morgen geh ich nach Schafhausen wenns Glück gut ist. Emmedingen d. 4. Jun. 1775.

G.


2/335.


An Johanna Fahlmer

[Emmedingen, 5. Juni 1775.]

Dancke herzlich liebe Tante für die Nachricht des herrlichen Tragierens, und für Ihren lezten mit den Sachen. Ich bin sehr in der Lufft. Schlafen Essen Trincken Baden Reiten Fahren, war so ein paar Tage her der seelige inhalt meines Lebens. Ihr Brief hat uns allen viel Freude gemacht, Sie habens sehr lebhafft gefühlt, und sehr dramatisch erzählt. Mir wars lieber als die Vorstellung selbst. Ich geh nach Schaffhausen den Rheinfall zu sehen, mich in die grose Idee einzuwickeln. Denn noch, fühl ich, ist der Hauptzweck meiner Reise verfehlt, und komm ich wieder, ists dem Bären schlimmer als vorher. Ich weis es wohl ich bin ein Thor, Allein drum bin ich's doch – und warum soll man auch das Lämpgen auslöschen, das einem so artig auf dem Weege des Lebens vorleuchtet und dämmert. Adieu Tante grüsen Sie Friz.[266] Pfingst Montag. Schreiben Sie mir nach Emmedingen, sagen Sie auch der Mama dass mir alles hierhergeschickt werde biss ich abschreibe.

G.

Grüsen Sie die Max recht viel von mir.


2/336.


An Johanna Fahlmer

Hier liebe Tante ein Paar Blicke in die freye Welt! Das schreib ich Schafhausen im Schwerdt. Gehe iezt aus den Rheinfall zu sehen. Morgen um diese Zeit bin ich bey Lavater. Mir ists recht wohl. – Könnt ich nur recht tief in die Welt. Vermuthe aber ich werde nächstens wieder bey euch seyn! [Schaffhausen] d. 7. Juni 1775.


G.


2/337.


An Sophie von La Roche

An Lavaters Pult. [Zürich] d. 12. Juni 1775.

Ich komme von Klijog, wo ich mit Lavater den Stolberg Haugwiz und andern guten Jungens war. Dass ich dort an Sie gedacht habe, hier ein Stück Brodt an seinem Tische geschnitten. »Man kann frisch zuschneiden1, wenn man sieht dass es vollauf ist.«[267] Sagte er, freylich in seinem Ton und Sprache. Ich ging ohne Ideen hin von ihm, und kehre reich und zufrieden zurück. Ich habe kein aus den Wolcken abgesencktes Ideal angetroffen2, Gott sey Danck, aber eins der herrlichsten Geschöpfe, wie sie diese Erde hervorbringt, aus der auch wir entsprossen sind. Ade! Ade! – Und Sie zu Frankfurt. Eben da ich fliehe! – Der Max viel Grus.

G.


1 für schneiden sagen sie hauen. »Ein stück Brodt abhauen

2 NB. keinen moralisch philisophischen Bauern.


2/338.


An Charlotte Kestner, geb. Buff

Tief in der Schweiz am Orte wo Tell seinem Knaben den Apfel vom Kopf schoss, warum iust von da ein paar Worte an Sie da ich so lang schwieg?

Gut liebe Lotte, einen Blick auf Sie und Ihre kleinen, und das liebe Männgen, aus all der herrlichen Natur heraus, mitten unter dem edlen Geschlecht das seiner Väter nicht ganz unwerth seyn darf, obs gleich auch Menschen sind hüben und drüben.

Ich kann nichts erzählen nichts beschreiben. Vielleicht erzähl ich mehr wenn mirs abwesend ist, wie mirs wohl eh mit lieben Sachen gangen ist.

Nicht wahr Sie haben mich noch ein bisgen lieb und so halten Sie's und küssen Ihren Mann auch von[268] mir und Ihre Kleinen. Adieu. grüssen Sie Meyers recht viel. Altdorf drey stunden vom Gotthard den ich morgen besteige. d. 19. Jun. 1775.[269]


2/347.


An Johann Kaspar Lavater

[Frankfurt, 24. Juli 1775.]


Wie ist's mit Zimmermann gegangen? Wo ist er iezzo? Wenn er zurückkommt, soll er bey mir wohnen! Vergiss nicht ihm das zu schreiben. Bitte Hrn. Schulz um einige Silhouetten von meiner Frazze und schick sie gelegentlich. Hast an die Phisiognomik gedacht und schickst du mir bald was. Hier über die Silhouetten der Fr. v. Stein und Marchesa Brankoni. Such sie gleich auf, und leg sie hierüber.[279]


Stein Brankoni

Festigkeitunternehmende Stärcke

Gefälliges unverändertes Scharf- nicht Tiefsinn.

Wohnen des

Gegenstands

Behagen in sich selbstReine Eitelkeit

Liebevolle Gefälligkeit Feine verlangende

Gefälligkeit

Naivetät und Güte,Wiz, ausgebildete Sprache

selbstfliesende Rede Wahl im Ausdruck

Nachgiebige Festigkeit,Widerstand

WohlwollenGefühl iherer selbst.

TreubleibendFassend und haltend.

Siegt mit NezzenSiegt mit Pfeilen.


Ich wollte du überließest mir sie und die Fr. v. Löv zum zweiten Theil, sie müssen so rein als möglich gestochen werden. Ich kommentirte sie und schickte dir sie zu Anmerckungen über und machte dann erst ein Ganzes draus. So sollt es überhaupt mit dem ganzen zweiten Theil geschehen. Aber du Schwancker! –

– Cassir doch, ich bitte dich, die Familien Tafel von uns, sie ist doch scheuslich. Du prostituirst dich und uns. Meinen Vater lass ausschneiden und brauch ihn als Vignette, der ist gut. Ich bitte dich recht inständig drum. Mit meinem Kopf mach auch was du wilt, nur meine Mutter soll nicht so da stehn. Hast du noch einige Abdrücke, schick mir sie mit denen,[280] um die ich auf beyliegendem Zettel bitte, es ist um den Vater heraus zu schneiden.

Finden sich die Zeichnungen von Füeßli, die du mir schencktest, so schick sie doch auch. Dancke für die Chodowiecki und die andern.

Hier Linien von Fettmilchs Kopf. Das kurz- und starrsinnige drückt sich auf dem schlechten Kupfer, wovons genommen ist noch stärcker, hat auch zugleich etwas thierisch -niedriges das der Umriss nicht hat.

Was hältst du von der Idee? Wär in Silhouetten herrlich auszuführen. Du kennst Hogarths Schönheitslinie von der Verzerrung bis zum Leblosen.

1775

Der reine Punkt der Schönheitslinie ist die Linie der Liebe Stärke und Schwäche stehn ihr zu beyden Seiten. Liebe ist der Punkt wo sie sich vereinigen. Gieb mir Beyträge dazu, und wir wollen ein herzigs Capitelgen machen. Vielleicht kein ganz unreiner Faden aus dem grosen Gewebe ausgezogen.[281]


2/339.


An Sophie von La Roche

Liebe Mama, ich bin wieder da seit einigen Tagen, habe Herder in Darmstadt angetroffen, und bin mit ihm und seinem Weibgen herüber. Sie kommen bald, und wenn Sie auch nicht kämen, müsst ich doch verspaaren biss auf mündlich, was unterweegs an Abentheuern bestanden worden. In Speyer fand ich Hrn. v. Hohenfeld nicht. Mir ist's wohl dass ich ein Land kenne wie die Schweiz ist, nun geh mir's wie's wolle, hab ich doch immer da einen Zufluchtsort. Die Max mit ihrem lieben Jungen hab ich gesehen, mit meiner Mutter hatte sie viel Verkehr in meiner Abwesenheit. Wies nun gehn wird, weis Gott. Brentano ist nicht eifersüchtig, sagt er. Hat sich Crespel als ein treuer Ritter bezeugt? Lassen Sie sich's nicht ausfallen noch zu uns zu kommen. d. 26.

Noch einen guten Morgen heute [Frankfurt] d. 27. Juli 1775.

G.[269]


2/340.


An Auguste Gräfin zu Stolberg

[Frankfurt] Den 25. Jul. 75.

Ich will Ihnen schreiben Gustgen liebe Schwester, ob ich gleich, wäre ich jezt bei Ihnen schwerlich reden würde. Ich muss anfangen! Wie weit ists nun von mit zu Ihnen. Gut denn, wir werden uns doch sehn.

Bin wieder in Frankfurt, habe mich von unsern Brüdern in Zürich getrennt, schweer ward's uns doch. – Das denck ich, wird Gustgen sagen. – Friz, meine Liebe, ist nun im Wolckenbade und der gute Geist der um uns alle schwebt, wird ihm gelinden Balsam in die Seele giessen. Ich litt mit ihm und durft nicht dergleichen thun. Ich bitte Sie – wenigstens lassen Sie mich iezt nichts davon sagen – und wer kann davon sagen – Ich war dabey wie die lezte Nachricht kam. Es war in Salsburg. Gute Nacht Schwester Engel. Einen herzlichen Grus der Gräfin Bernstorff.

Den 31. Jul. Wenn mirs so recht weh ist, kehr ich mich nach Norden, wo sie dahinten ist zweyhundert Meil von mir meine geliebte Schwester. Gestern Abend Engel hatt' ich so viel Sehnen zu Ihren Füssen zu liegen, Ihre Hände zu halten, und schlief drüber ein, und heute früh ist's wieder frisch mit dem Morgen. Beste theilnehmende Seele, immer den Himmel im[270] Herzen und nur unglücklich durch die Deinigen! – Aber wie du auch geliebt wirst!

Ich muss noch viel herumgetrieben werden, und dann einen Augenblick an Ihrem Herzen! – Das ist immer so mein Traum, meine Aussicht durch viel Leiden. – Ich habe mich so offt am Weiblichen Geschlecht betrogen – O Gustgen wenn ich nur einen Blick in Ihr Aug thun könnte! – Ich will schweigen – Hören Sie nicht auf, auch für mich zu seyn. Ade.

Hier Gustgen ein altes verlohrnes Zettelgen das ich wiederfinde.


2/341.


An Sophie von La Roche

Gestern Abend liebe Mama haben wir gesiedelt und gedudelt bey der guten Max. Ich dancke für Ihren Brief, auch für den ersten durch Fahlmer, ich hab ihn richtig erhalten. Ihre Briefe sind hier danckbar zurück. Es ist doch immer eine freundliche Zuflucht, das weise Papier, im Augenblick der Noth ein wahrer, theilnehmender Freund, der uns durch keine wiedrige Ecken des Charackters zurückstöst, wie man's wohl oft just in den Stunden erfährt, da man am wenigsten so berührt werden mögte.

Dass Sie meine Stella so lieb haben ist mir unendlich werth, lassen Sie sich sie von Friz geben. Es ist nicht ein Stück für jedermann. Wie stehn Sie mit Lenz? Ich weiss kein Wort von, er hat mir[271] Ihre Briefe nicht sehen lassen, mir scheint als wenn Sie mit dem Originälgen nicht gut zurechte kämen. Er wälzt sein Tönngen mit viel Innigkeit und Treue.

Adieu grüßen Sie Hrn. v. Hohenfeld! einen Empfel von Crespel, der Sie herzlich lieb und Schäzt.

Schreiben Sie mir bald. [Frankfurt] d. 1. Aug. 1775.

G.


2/342.


An Carl Ludwig von Knebel

Wie gehts Ihnen lieber Knebel, ich möchte gern ein Wort von Ihnen hören und von unserm Herzog. Ich bin wieder hier, habe die Liebe heilige Schweiz deutscher Nation durchwallfahrtet, und finde mich um ein guts besser, und ganz zufrieden mit dem Vergangnen, und hoffnungsvoll auf die Zukunft. Schicken Sie mir Claudinen zurück! und behalten mich lieb.

Franckfurt d. 1. Aug. 1775.

G.


2/343.


An Auguste Gräfin zu Stolberg

[Offenbach, 3. August 1775.]

Gustgen! Gustgen! Ein Wort dass mir das Herz frey werde, nur einen Händedruck. Ich kann Ihnen nichts sagen. Hier! – Wie soll ich Ihnen nennen das hier! Vor dem Stroheingelegten bunten Schreibzeug – da sollen feine Briefgen ausgeschrieben werden[272] und diese Trähnen und dieser Drang! Welche Verstimmung. O dass ich Alles sagen könnte. Hier in dem Zimmer des Mädgens das mich unglücklich macht, ohne ihre Schuld, mit der Seele eines Engels, dessen heitre Tage ich trübe, ich! Gustgen! Ich nehme vor einer Viertelstunde Ihren Brief aus der Tasche, ich les ihn! – Vom 2. Jun.! und Sie bitten, bitten, um Antwort, um ein Wort aus meinem Herzen. Und heut der 3. Aug. Gustgen und ich habe noch nicht geschrieben. – Ich habe geschrieben, der Brief liegt in der Stadt angefangen. O mein Herz – Soll ich's denn anzapfen, auch dir Gustgen, von dem Hefetrüben Wein schencken! – Und wie kann ich von Frizzen reden, vor dir, da ich in seinem Unglück, gar offt das meine beweint habe. Lass Gustgen. Ihm ist wohler wie mir. – Vergebens dass ich drey Monate, in freyer Lufft herumfuhr, tausend neue Gegenstände in alle Sinnen sog. Engel, und ich sizze wieder in Offenbach, so vereinfacht wie ein Kind, so beschränckt als ein Papagey auf der Stange, Gustgen und Sie so weit. Ich habe mich so offt nach Norden gewandt. Nachts auf der Terasse am Mayn, ich seh hinüber, und denck an dich! So weit! So weit! – Und dann du und Friz, und ich! und alles wirrt sich in einen Schlangenknoten! Und ich finde nicht Lufft zu schreiben. – Aber iezt will ich nicht aufhören biss iemand an die Thüre kommt und mich wegrufft. Und doch Engel manchmal wenn die Noth in meinem Herzen der grösst[!][273] ist, ruf ich aus, ruf ich dir zu: Getrost! Getrost! Ausgeduldet und es wird werden. Du wirst Freude an deinen Brüdern haben, und wir an uns selbst. Diese Leidenschafft ists die uns aufblasen wird zum Brand, in dieser Noth werden wir um uns greifen, und brav seyn, und handeln, und gut seyn, und getrieben werden, dahin wo Ruhe Sinn nicht reicht. – Leide nicht vor uns! – Duld uns! – Gieb uns eine Trähne, einen Händedruck, einen Augenblick an deinen Knieen. Wische mit deiner lieben Hand diese Stirn ab. Und ein Krafftwort, und wir sind auf unsern Füssen.

Hundertmal wechselt's mit mir den Tag! O wie war mir so wohl mit deinen Brüdern. Ich schien gelassen, mir war's weh für Frizzen der elender war als ich, und mein Leiden war leidlicher. Jetzt wieder allein. –

In ihnen hatte ich Sie bestes Gustgen, denn ihr seyd eins in Liebe und Wesen. Gustgen war bey uns und wir bey ihr! – Jetzt – nur ihre Briefe! – Ihre Briefe! – und Nur dazu – Und doch brennen sie mich in der Tasche – doch fassen sie mich wie die Gegenwart wenn ich sie in Glücklichem Augenblick aufschlage – aber manchmal – offt sind mir selbst die Züge der liebsten Freundschafft todte Buchstaben, wenn mein herz blind ist und taub – Engel es ist ein Schröcklicher Zustand die Sinnlosigkeit. In der Nacht tappen ist Himmel gegen Blindheit – Verzeihen[274] Sie mir denn diese Verworrenheit und das all – Wie wohl ist mir's dass ich so mit Ihnen reden kann, wie wohl bey dem Gedancken, Sie wird dies Blat in der Hand halten! Sie! Dies Blat! das ich berühre das iezt hier auf dieser Stäte noch weis ist. Goldnes Kind. Ich kann doch nie ganz unglücklich seyn. Jezt noch einige Worte – Lang halt ich's hier nicht aus ich muss wieder fort - Wohin! –

– – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –

Ich mache Ihnen Striche denn ich sas eine Viertelstunde in Gedancken und mein Geist flog auf dem ganzen bewohnten Erdboden herum. Unseeliges Schicksal das mir keinen Mittelzustand erlauben will. Entweder auf einem Punckt, fassend, festklammernd, oder schweifend gegen alle vier Winde! – Seelig seyd ihr verklärte Spaziergänger, die mit zufriedener Anständiger Vollendeung ieden Abend den Staub von ihren Schuhen schlagen, und ihres Tagwercks Göttergleich sich freuen – – – – –

Hier fliest der Mayn, grad drüben liegt Bergen auf einem Hügel hinter Kornfeld. Von der Schlacht bey Bergen haben Sie wohl gehört. Da lincks unten liegt das graue Franckfurt mit dem ungeschickten Turn, das iezt für mich so leer ist als mit Besemen gekehrt, da rechtsauf artige Dörfgen, der Garten da unten, die Terrasse auf den Mayn hinunter. – Und auf dem Tisch hier ein Schnupftuch, ein Pannier ein Halstuch drüber, dort hängendes lieben Mädgens Stiefel.[275] NB. heut reiten wir aus. Hier liegt ein Kleid, eine Uhr hangt da, viel Schachteln und Pappendeckel, zu Hauben und Hüten – Ich hör ihre Stimme – – Ich darf bleiben, sie will sich drinne anziehen. – Gut Gustgen ich hab Ihnen beschrieben wie's um mich herum aussieht, um die Geister durch den sinnlichen Blick zu vertreiben – – Lili war verwundert mich da zu finden, man hatte mich vermisst. Sie fragte an wen ich schriebe. Ich sagts ihr. Adieu Gustgen. Grüssen Sie die Gräfin Bernstorff. Schreiben Sie mir. Die Silhouette werden Ihnen die Brüder geschickt haben. Lavater hat die vier Heumans Kinder sehr glücklich stechen lassen.

Der unruhige.

Lassen Sie um Gottes Willen meine Briefe niemand sehen.


2/344.


An Johann Kaspar Lavater

[Offenbach, 3. und 4. August 1775.]

Louisens Portrait von Melling das ich für dich in Händen habe, sollst ehstens kriegen, ich hab ihr geschrieben. Das Gedicht an sie ist das beste was du je gemacht hast. Noch einige kalte Bäder und etwas roborantia und du bist ein unverbesserlicher Bruder.

Gott seegne deinen Buben dein Weib und alles.

Mein Vater macht ihr eine Galanterie in die Wochen, nehmts freundlich auf.

[276] Schick Stella gleich an Lenz. Oder lass Passavant dafür sorgen. Ehstens was für die Physiognomik. Schick mir doch auch. Ich sizze in Offenbach, wo freylich Lili ist. Ich hab sie von dir gegrüßt. Ich schicke dir ehstens ihre Silhouette weiblich. Mach ihr etwas in Versen, das sie im guten stärcke und erhalte. Du kannst guts thun und du willst.

d. 4. Aug.

Gestern waren wir ausgeritten. Lili, d'Orville und ich, Du solltest den Engel im Reitkleide zu Pferd sehn!

In Oberrad wartete die übrige Gesellschafft auf uns, und ein Gewitter trieb die alte Fürstin von Waldeck mit ihren Töchtern der Herz. von Curland und der Fürstin von Usingen in unser Haus und Saal. Da sie mich erkannten wurde gleich viel nach dir gefragt, und die alte Fürstin hat mit solcher Wahrheit und Wärme von dir geredt dass mir's wohl wurde. Sie sagte, wenn ihm heut die Ohren nicht klingeln, so halt ich nicht viel auf seine Ahndungskrafft, an uns liegt die Schuld nicht! Sie läßt dich herzlich grüßen.

Lili grüst dich auch! –

Und mir wird Gott gnädig seyn. NB. ich bin eine Zeit her wieder fromm, habe meine Lust an dem Herrn, und sing ihm Psalmen davon du ehstens eine Schwingung haben sollst. Ade. Ich bin seht aufgespannt fast zu sagen

[277] über

doch wollt ich du wärst mit mir denn da ist wohl seyn in meiner Nachbaarschafft.

Wie stehts mit dem Catalog der Predigten schickst du mir bald ein Duzzend Büchelgen mit Texten und Thematen bezeichnet.

Schreibe doch dir auf was du wolltest dass ich für dich sähe, wenn ich nach Italien ging.


2/345.


An Johann Heinrich Merck

[Frankfurt, etwa 8. August 1775.]

Jung ist nach Elberfeld zurück und läßt dich grüßen. Was treibst du? Was macht die Wöchnerinn, und wird der Congreß bald zu Stande kommen?

Ich bin wieder scheissig gestrandet, und möchte mir tausend Ohrfeigen geben, daß ich nicht zum Teufel gieng, da ich flott war. Ich passe wieder auf neue Gelegenheiten abzudrücken: nur möcht' ich wissen, ob du mir im Fall mit einigem Geld beistehen wolltest, nur zum ersten Stoß.

Allenfalls magst du meinem Vater beim künftigen Congreß klärlich beweisen, daß er mich aufs Frühjahr nach Italien schicken müsse; das heißt, zu Ende dieses Jahres muß ich fort. Daur' es kaum bis dahin, auf diesem Bassin herum zu gondoliren, und auf die Frösch- und Spinnenjagd mit großer Feyerlichkeit[278] auszuziehen. Hast du wegen meinen Manuscripten geschrieben? Ade. Zeichne und schick. Deine Sachen kriegst alle wieder. Amen.[279]


2/345a.


An Hans Buff

Lieber,

Ich bitte schreiben Sie mir wieder einmal wies Ihnen geht, und das nicht kurz. Ich bin in der Welt ein bissgen auf und abgefahren Zeither, und hoffe es wird Ihnen wohl seyn, im Studenten Stand, her sein gutes und böses hat, wie die übrige Erdenwirthschafft zusammen. Adieu. Was hören Sie von Lotten. Schreiben Sie doch dem Papa wem er die 4 Iris abzugeben hat, ich hab ihn ersucht in Ihrer Abwesenheit die Mühe zu übernehmen. d. 9. Aug. 1775 Franckfurt.

Goethe.[354]


2/346.


An Rachel d'Orville

[Frankfurt, August 1775.]

Da ist Käs liebe Frau und gleich in den Keller mit ihm. Der Kerl ist wie ich, solang er die Sonne nicht spürt und ich Lili nicht sehe, so sind wir feste, tapfre Kerls. Drum in den Keller mit ihm, wie ich auch gegenwärtig in Frankfurt sizze, vollkommen wie in einer Eisgrube. Hierauf folgt die gewöhnliche Litaney von Empfehlungen an den Kayser und das heilige R. Reich mit einem treugemeinten Amen.[279]


2/348.


An Anna Luise Karsch

[Offenbach, 17. – Frankfurt,

28. August 1775.]

Ich treibe mich auf dem Land herum, liebe Frau um das Leid und Freund was eben Gott iungen Herzen zu ihrem Theil geben hat, in freyer Luft zu genießen. Neulich lief ich einmal in die Stadt, und[281] Criesbach brachte mir Ihren Brief. Es machte mir herzliche Freude dass Sie Ihre Feder so an mich lauffen liesen, und nun für Ihre Grüse und Freundlichkeit meinen Danck. Ich wollte dass mir Ihre Tochter auch schrieb wie und wenns ihr einkömmt, denn kein Spiegel ist das der Eitelkeit, was ein Brief, der von wunderbaaren Verhältnissen gedrängten Seele, ist, wenn sie drinn gleiche Stimmung horcht, und müde des ewigen Solo, mit Freuden pausirt, und dem freundlichen Mitspieler neue Wonne ablauscht.

Schicken Sie mir doch auch manchmal was aus dem Stegreife, mir ist alles lieb und werth was treu und starck aus dem Herzen kommt, mag's übrigens aussehn wie ein Igel oder wie ein Amor. Geschrieben hab ich allerley gewissermaßen wenig und im Grunde nichts. Wir schöpfen den Schaum von dem grosen Strome der Menscheit mit unsern Kielen und bilden uns ein, wenigstens schwimmende Inseln gefangen zu haben. Von meiner Reise in die Schweiz hat die ganze Cirkulation meiner kleinen Individualität viel gewonnen. Vielleicht peitscht mich bald die unsichtbaare Geisel der Eumeniden wieder aus meinem Vaterland, wahrscheinlich nicht nordwärts, ob ich gleich gern Lot und seine Hausgenossen in euerm Sodom wohl einmal grüsen möchte. Addio. Offenbach am Mayn. d. 17. Aug.

Die Aufgabe von der Männer Schlappsinn unter gewissen Umständen, kann und darf ich heut[282] nicht erörtern. Die Ursachen liegen in dem Schreibtisch hier, dem Caffee Tisch dort, und der Figur dran im Neglichee, die mir den Rücken kehrt und ihr Frühstück schlürpft. – Heiliger Yorick, wolltest du aus deinen Himmeln herübersehen, und der guten Karschin die vernünftig herzliche Stimmung dieses Unsinns vorträumen denn du allein hättest Kopf und Herz dazu. – – – Nur eine klassische Stelle zur Erörterung: Les gens amoureux, sagt die superkluge Gemahlinn des unvergleichlichen Schah Bahams, ne dorment gueres, a moins qu'ils ne soi[en]t favorisés.

Biss den 28. Aug. ist dieses Brieflein liegen blieben. Nun noch einen guten Morgen und Adieu.

Franckurt.

G.


2/349.


An Philipp Erasmus Reich

Ich muß Sie mein lieber Hr. Reich mit einer kleinen Bitte beschweeren: wollten Sie mir hier unten benannte Vignetten der Phisiognomik einzeln abdrucken lassen und die Abdrücke rings an dem Platteneindruck beschnitten, mit der reitenden Post überschicken.

1) p.V. Margrafen Portrait.

2) 43 Knabe mit Zopf.

3) 56 drey Satyren.

4) 84 Judas Kuss.

[283] 5) 91 Heilandsgesicht

6) 95 Lachverzerrend Gesicht

7) 97 Brandwein Freund

8) 109 Zwey Doppelkopf

10) 111 Ayes trois choses.

Franckfurt d. 29. Aug. 1775.

Der Ihrige

Goethe.


2/350.


An Johanna Fahlmer

[Frankfurt, Ende August 1775.]

Lesen Sie das Tante, dann mit fort zu Friz. Es ist von Lenz. Ich Onckel krieche in den Winckeln all meiner Kräffte und Fähigkeiten herum, und bin auserwärts etwas rauch p. Leben Sie wohl. ich zeichne, künstle p. Und lebe ganz mit Rembrandt.

G.


2/351.


An Johanna Fahlmer

[Frankfurt, Ende August 1775.]

Hier Frizzens Arbeit ich möcht nicht gern daß es gedruckt würde, und doch sind so gute Sachen drinn.

Und ich –

Verworrenheiten des Diego und Juliens 1. Theil.

Spreche immer in tiefer Beklemmung mit mir und meinem Esel, weilst eine ganze kleine Welt sich nach mir beschäfftigt. Amen.

G.[284]


2/352.


An Rachel d' Orville

[Frankfurt, Ende August 1775.]

Ich bitte Sie liebe Frau schicken Sie mir die Iris, geben Sie beyliegend Zettelgen dem Raam aller Ehemänner, grüssen Sie die Leute die mich mögen, und so fort. Gestern führte mich ein böser Geist zu Lili in einer Stunde da sie mich so ganz entbehren konnte, da es denn meinem Herzen ward, als wenn's gemangt würde, und ich mich eilig fortmachte. Dem Pfaffen und den Kindern einen guten Tag. Behalten Sie mich lieb.

G.


2/353.


An Johanna Fahlmer

[Frankfurt, 11. September 1775.]

Liebste Tante ich komme von Offenbach! – kann Ihnen weder Blick noch Zug geben von der Wirthschaft. Mein Herz immer wie ein Strumpf, das äussere zu innerst, das innere zu äuserst gekehrt. Bitte! Bitte! – Sehen Sie sich in der Messe um, nach was – für Lili!!!! Galanterie Bijouterie, das neuste, eleganteste! – Sie fühlens allein und meine Liebe dazu! Aber heilig unter uns, der Mama nichts davon. Den Gerocks nichts. Ich bitte. Und schreiben Sie Was es kostet!!!! –[285]


2/354.


An Johann Kaspar Lavater

[Frankfurt, September 1775.]

Hier meinen Arm wieder auf eine Strecke. Aber ich verlange ausdrücklich dass du mich nicht wieder fallen lassest. Du sollst mir nun gleich melden welche Tafeln du von meinen vorgeschlagnen willst heraushaben, welche noch hinein (aus der oder iener Ursache). Dann arbeit ich dir gleich fort, denck auch an die Vignetten pp. Denn die Ordnung muss alsdenn unverrückt bleiben, Biss auf Kleinigkeiten. Beantwort alles Punckt für Punckt, und was du etwa für allgemeine Abhandlungen willst einschallten. Die Toleranz gegen die Menschen Gesichter! – schreib du das, ich mag nichts davon wissen. Gestern tief in dem Geschwirre der Messgeleits Zerimonien, fiel mir Ariostens Wort vom Pöbel ein: Werth des Tods vor der Geburt. Deinen Abraham erwart ich freundlich. Weis zwar nicht ein Wort wie ich ihn hätte dramatisiren dürfen doch will ich deiner Poesey förderlich und dienstlich seyn.

Über die Platten hab ich nur so was hingeworfen, dass vom Band einmal abgedruckt werde. Wenn du mich nur anbläsest! Denn ich sage dir, was du mir begehrst, dazu sieh bald.

Von dir verlang ich vor allen Dingen

1) Rüdgerodt.

[286] 2) Van Dyck.

28 ╮

3) No.

}

29 ╯

Dafür versprech ich nächstens

1) Hedlinger

2) Brutus

3) No. 17.

Nochmal bitt ich dich über Rüdgerodt. Worte! Blicke! es beschäfftigt mich sehr, und du sollst all meinigs haben.

Ich schwöre dir durch alle deine Versprechen von Remuneration, die mich auch freuen weil ich Mensch bin, und des Spielwercks mich ergözze, treibst du mich nicht so als wenn du meinen Ballen grad wieder rüber wirfst.

Hättest du Neuton geschickt der wäre gesät und geerndtet. Du musst mich kennen lernen wenn du mich brauchen willst, du bist zwar dadrinn sonst ein feiner Schelm aber ich will dichs noch weiter lehren.


Ich hab schon weiter geschrieben.


Pestaluz hat mir seine Ankunft melden lassen. Also bald den Sohn Deines Glaubens.

Deinen Abraham hab ich.

Deinet kommt mit mir zu sprechen.

Also Bäben ists als hätt ich sie vergessen.

Deinet will ich drucken. Quart! – Und ich will thun dran wie mirs um's Herzen ist, Bin ich doch iust[287] weder in Abrahams Fall noch Isaacks. Das Stück wird gute weite Würckung thun. Will auch einen Würzruch drein dampfen hier und da meines Fässleins, denck ich. Die Chiffern kann ich am Ende deines Briefs nicht lesen. Schick mir schnell den Schlüssel.

Pestaluz war sehr gut. Ich sagt ihm gleich ich wünschte, du kenntest deine Landsleute besser und sie dich besser. – – Er redete ganz für dich, ohne aber. Gott geb aus einem seinen Herzen.


2/355.


An Auguste Gräfin zu Stolberg

[Frankfurt und Offenbach,

14. – 19. September 1775.]

Ja lieb Gustgen gleich fang ich an d. 14. Sept. im Moment da ich Ihren Brief endige, sehen Sie wie hoch und klein, wie viel ich zu schreiben dencke. Heut bin ich ruhig, da liegt zwar meist eine Schlang im Grase. Hören Sie, ich hab immer eine Ahndung, Sie werden mich retten, aus tiefer Noth, kanns auch kein Weiblich Geschöpf als Sie. Dancke zuerst für Ihre lebendige Beschreibung alles was Sie umgiebt, hätt ich nur iezt noch einen Schattenriss von Ihrer ganzen Figur! Könnt ich kommen. Neulich reisst ich zu Ihnen! Durchzog in trauriger Gestalt Deutschland, sah mich weder rechts noch lincks um, nach Coppenhagen, und kam und trat in Ihr Zimmer, und fiel mit Trähnen zu Ihren Füssen, und rief Gustgen[288] bist dus! – Es war eine seelige Stunde, da mir das lebendig im Kopf und Herzen war. Was Sie von Lili sagen ist ganz wahr. Unglücklicher Weise macht der Abstand von mir das Band nur fester das mich an sie zaubert. Ich kann ich darf Ihnen nicht alles sagen. Es geht mir zu nah ich mag keine Erinnerungen. Engel! Ihr Brief hat mir wie der in die Ohren geklungen wie die Trompete dem eingeschlafnen Krieger. Wolte Gott Ihre Augen würden mir Ubalds Schild, und liessen mich tief mein unwürdiges Elend erkennen, und – Ja Gustgen wir wollen das lassen – über des Menschen Herz lässt sich nichts sagen, als mit dem Feuerblick des Moments. Nun soll ich zu Tische.


Nach Tische. Dein gut Wort würckte in mir, da sprachs auf einmal in mir, sollst nicht übermäsiger Stolz seyn zu verlangen, dass dich ganz das Mädgen erkennte und so erkennend liebte, erkenn ich sie vielleicht auch nicht, und da sie anders ist wie ich, ist sie nicht vielleicht besser. Gustgen! – Lass mein Schweigen dir sagen, was keine Worte sagen können.


Gute Nacht Gustgen! Heut einen guten Nachmittag, der selten ist – mit Grosen, das noch seltner ist – Ich konnte zwey Fürstinnen in Einem Zimmer lieb und werth haben. Gute Nacht. Will dir so ein Tagbuch schreiben, ist das beste. Thu mir's auch so[289] ich hasse die Briefe und die Erörterungen und die Meynungen. Gute Nacht! So! – ich sehe zurück, schon dreymal, ist's doch als wenn ich verliebt in dich wäre! und den Hut immer nähme und wieder niederlege. Wie wollt ich du könntest nur acht Tage mein Herz an deinem, meinen Blick in deinem fühlen. Bey Gott was hier vorgeht ist unaussprechlich fein und schnell und nur dir vernehmbar.

Gute Nacht.


d. 15. Guten Morgen. Ich hab eine gute Nacht gehabt. Und bin ietzt recht wie ein Mädgen. Sie rathen nicht was mich beschäfftigt, eine Maske, auf kommenden Dienstag, wo wir Ball haben.


Nach Tisch! – Ich komme geschwind gelaufen, dir zu sagen, was mir drüben in der andern Stube durch den Kopf fuhr: Es hat mich doch kein Weiblich Geschöpf so lieb wie Gustgen.


Und meine Masque wird eine altdeutsche Tracht, schwarz und Gelb, Pumphose, Wämslein, Mantel und Federstuzhut. Ach wie danck ich Gott daß er mir diese Puppe auf die paar Tage gegeben hat, wenns so lang währt.


halb viere. In Brunnen gefallen wie ichs ahndete. Meine Masque wird nicht gemacht. Lili kommt nicht auf den Bal. Aber dürft ich, könnt ich alles sagen! –[290] Ich thats sie zu ehren weil ich deklarirt für sie bin, und eines Mädgens Herz pp. – Also Gustgen! – Ich thats auch halb aus Truz, weil wir nicht sonderlich stehn die acht Tage her. Und nun! – Sieh Gustgen! so kanns allein werden wenn ich Dir so von Moment zu Moment schreibe. – – halb 5. ich wollt ich könnt mich Dir darstellen wie ich bin, du solltest doch dein Wunder sehn. Gott! so in dem ewigen Wechsel, immer eben derselbe.


d. 16ten. Heut Nacht necksten mich halb fatale Träume. Heut früh beym Erwachen klangen sie nach. Doch wie ich die Sonne sah sprang ich mit beyden Füssen aus dem Bette, lief in der Stube auf und ab, bat mein Herz so freundlich freundlich, und mir ward's leicht, und eine Zusicherung ward mir dass ich gerettet werden, dass noch was aus mir werden sollte. Gutes muths denn Gustgen. Wir wollen einander nicht aufs ewige Leben vertrösten! Hier noch müssen wir glücklich seyn, hier noch muss ich Gustgen sehn. Das einzige Mädgen deren Herz ganz in meinem Busen schlägt. – Nach Mittage halb vier. Offen und gut der Morgen, ich that was, Lili eine kleine Freude zu machen, hatte Fremde. Trieb mich nach Tische spasend närrisch unter Bekannten und Unbekannten herum. Gehe jetzt nach Offenbach, um Lili heute Abend nicht in der Comödie morgen nicht im Conzert zu sehen. Ich stecke das Blatt ein und schreibe draus fort.

[291] Offenbach! Abends sieben. In einem Kreise von Menschen die mich recht lieb haben, offt mit mir leiden! Es ist nun so! ich sizze wieder an dem Schreibtischgen von dem ich Ihnen schrieb eh' ich in die Schweiz ging. Lieb Gustgen – da ist ein junges Paar in der Stube das erst seit acht Tagen verheurathet ist! eine junge Frau liegt auf dem Bette die der angenehmsten Hoffnung eines lieben Kindes entgegen

schmerzet. Ade für heute. Es ist Nacht und der Mayn blinckt noch aus den dunklen Ufern.

Offenbach. Sonntag d. 17ten Nachts zehen. – Ist der Tag leidlich und stumpf herumgegangen, da ich aufstund war mirs gut, ich machte iene Scene an meinem Faust. Vergängelte ein paar Stunden. Verliebte ein paar mit einem Mädgen davon dir die Brüder erzählen mögen, das ein seltsames Geschöpf ist. Ass in einer Gesellschafft ein Duzzend guter Jungens, so grad wie sie Gott erschaffen hat. Fuhr auf dem Wasser selbst auf und nieder, ich hab die Grille selbst fahren zu lernen. Spielte ein Paar Stunden Pharao und verträumte ein Paar mit guten Menschen. Und nun sizz ich dir gute Nacht zu sagen. Mir wars in all dem wie einer Ratte die Gift gefressen hat, sie läuft in alle Löcher, schlurpft alle Feuchtigkeit, verschlingt alles Essbaare das ihr in Weeg kommt und ihr innerstes glüht von unauslöschlich verderblichem Feuer. Heut vor acht Tagen war Lili hier. Und in dieser Stunde war ich in der[292] grausamst feyerlichst süsesten Lage meines ganzen Lebens |: mögt ich sagen :|. O Gustgen warum kann ich nichts davon sagen! Warum! Wie ich durch die glühendsten Trähnen der Liebe, Mond und Welt schaute und mich alles seelenvoll umgab. Und in der Ferne die Waldhorn, und der Hochzeitgäste laute Freuden. Gustgen auch seit dem Wetter bin ich – nicht ruhig aber still – was bey mir still heisst und fürchte nur wieder ein Gewitter das sich immer in den harmlosesten Tagen zusammenzieht, und – Gute Nacht Engel. Einzigstes Eizigstes Mädgen – Und ich kenne ihrer Viele – – –


Montag d. 18. Mein Schiffgen steht bereit, ich werds gleich hinunter lencken. Ein herrlicher Morgen, der Nebel ist gefallen alles frisch und herrlich umher! – Und ich wieder in der Stadt, wieder ans Sieb der Danaiden! Ade! – Ich hab einen offnen frischen Morgen! O Gustgen! Wird mein Herz endlich einmal in ergreifendem wahren Genuss und Leiden, die Seeligkeit die Menschen gegönnt ward, empfinden, und nicht immer auf den Wogen der Einbildungskrafft und überspannten Sinnlichkeit, Himmel auf und Höllen ab getrieben werden. Beste ich bitte dich schreib mir auch so ein Tagbuch. Das ist das einzige was die ewige Ferne bezwingt.


Montag Nacht halb zwölf. Franckfurt an meinem Tisch. komme noch dir gute Nacht zu sagen. Hab[293] getrieben und geschwärmt biss iezt. Morgen gehts noch ärger. O Liebste. Was ist das Leben des Menschen. Und doch wieder die vielen Guten die sich zu mir sammeln! – das viele Liebe das mich umgiebt – – –

Lili heut nach Tisch gesehn – in der Comödie gesehn. Hab kein Wort mit ihr zu reden gehabt – auch nichts geredt! – Wär ich das los. O Gustgen – und doch zittr' ich vor dem Augenblick da sie mir gleichgültig, ich hofnungslos werden könnte. – Aber ich bleib meinem Herzen treu, und lass es gehn – Es wird –


Dienstag sieben Morgens. – Im Schwarm! Gustgen! ich lasse mich treiben, und halte nur das Steuer dass ich nicht strande. Doch bin ich gestrandet, ich kann von dem Mädgen nicht ab – heut früh regt sich wieder zu ihrem Vortheil in meinem Herzen. – Eine grose schwere Lecktion! – Ich geh doch auf den Ball einem süsen Geschöpf zu lieb, aber nur im leichten Domino, wenn ich noch einen kriege. Lili geht nicht.


Nach Tische halb vier. Geht das immer so fort, zwischen kleinen Geschäfften durch immer Müssiggang getrieben, nach Dominos und Lappenwaare. Hab ich doch mancherley noch zu sagen. Adieu. ich bin ein Armer verirrter verlohrner – – Nachts Achte, aus der Commödie und nun die Toilette zum Ball! O[294] Gustgen wenn ich das Blat zurücksehe! Welch ein Leben. Soll ich fortfahren? oder mit diesem auf ewig endigen. Und doch Liebste, wenn ich wieder so fühle dass mitten in all dem Nichts, sich doch wieder so viel Häute von meinem Herzen lösen, so die convulsiven Spannungen meiner kleinen närrischen Composition nachlassen, mein Blick heitrer über Welt, mein Umgang mit den Menschen sichrer, fester, weiter wird, und doch mein innerstes immer ewig allein der heiligen Liebe gewidmet bleibt, die nach und nach das Fremde durch den Geist der reinheit der sie selbst ist ausstöst und so endlich lauter werden wird wie gesponnen Gold. – Da lass ich's denn so gehn – Betrüge mich vielleicht selbst. – Und dancke Gott. Gute Nacht. Addio. – Amen. 1775.


2/356.


An Johanna Fahlmer

[Frankfurt, 24.? September 1775.]

Ich komme liebe liebe Tante! Diesen ganzen Morgen wollt ich an Sie schreiben. Ausgestanden hab ich die Woche schröcklich von allen Seiten, aber auch widerstanden! Weis Gott! – Jezt – o vielleicht ein Wort gegenwärtig davon. ich hab Sie immer in der Comödie gesucht. Ade!

G.[295]


2/357.


An Johann Kaspar Lavater

[Frankfurt, Ende September 1775.]

Zimmermann ist fort, und ich bin biss zehn im Bett liegen blieben um einen Catharr auszubrüten, mehr aber um die Empfindung häuslicher Innigkeit wieder in mir zu beleben, die das gottlose Geschwarmme[sic!] der Tage her ganz zerflittert hatte. Vater und Mutter sind vors Bett gekommen, es ward vertraulicher diskurirt, ich hab meinen Thee getrunken und so ists besser. Ich hab wieder ein Wohngefühl in meinen vier Wänden wie lange es währt.

Zimmermann und ich waren trefflich zusammen. Du stellst dir vor, und hätte vielerley zu sagen, wenn du nicht iedermann meine Briefe wiesest. Es kan wohl deine Art seyn, auch unterhaltend für andre, aber ich kann nicht leiden, dass meine Briefe einem Menschen das offenbaaren, dem ich den zehenten Theil davon nicht mündlich sagen würde.

Sein Betragen gegen dich, bleibt besser unentschuldigt, es ist besser dass einem so was unerklärlich bleibt. Ich hab ihn sehr drüber gepeinigt, ob er gleich mit einer sehr wizzigen Captatio benevolentiae die Geschichte anfing. – Seine Tochter ist so in sich, nicht verriegelt nur zurückgetreten ist sie, und hat die Thüre leis angelehnt. Eh würde sie ein leise lispelnder Liebhaber als ein pochender Vater öffnen. – Es that ihm[296] sehr weh dich so geängstet zu haben, und du guter es wird dir nicht das lezte mal so gegangen seyn.

C'est le sort d'un amour extreme

De faire toujours des ingrats.

Mir wird ie länger ie mehr das Treiben der Welt und der Herzen unbegreifflich. Einzelne Züge die sich überall gleichen, und doch nie dran zu dencken daß der größte menschliche Kopf ein Ganzes der Menschenwirtschafft übersehen werde.

Schliesse wegen der Phisiognomik II. Theil. Ich bitte! bitte! Es wird warlich sonst nichts. Neujahr ist gleich da! Besonders das erste Sokratische Capitel bald.

Gab gestern ein bissgen über die vier Wahnsinnigen und Brutus geklimpert. Bruder Bruder wie schweer ists das todte Kupfer zu beleben, wo der Charackter durch mißverstandne Striche nur durchschimmert und man immer schwanckt warum das was bedeutet und doch nichts bedeutet. Beym Leben wie anders! Schliese nur und schicke bald, denn es giebt der Zerstreuungen die Menge. Der Herzog von Weimar ist hier, wird nun bald Louisen davon tragen. Könntest mir nicht einen Storchschnabel schicken. Grüs Bäben, sie soll mir doch was über sich und dich schreiben! Ich bin schon seit 14 Tagen ganz im Schauen der grosen Welt! – – –

Ist die Tafel raphaelischer Köpfe numerirt wie die Hogarth'sche?[297]


2/358.


An Friedrich Leopold Graf zu Stolbergund Genossen

[Frankfurt, October 1775.]

Mir ists wie mir's seyn kann. Danck euch Ungeheuern für eure Briefe, und so das Meerweib nicht schreibt, so haut's, wenns aus dem Bade steigt, mit Nesseln. Ich hab euch drey dramatisirt. Gr.[af] Fr.[iederich] Leopold und Juncker Curt. Wo Ihr auf dem grosen Krönung-Saal zu Franckfurt in naturalibus hingestellt seyd. Wenn ich nach Weimar kan, so thu ichs wohl, Gewiss aber euch zu Liebe nicht! Und keinem Menschen zu Liebe, denn ich hab einen Pick auf die ganze Welt. Ich gönn euch eure Reise, die ist eurer Werth! Und darf sich kein Hund ihrer rühmen, und werdet begafft werden darob wie sich's ziemt. Zimmermann hat euch weiblich gepriesen. Da sind unendliche Briefe an's Meerweib. So lebt wohl lieben Brüder. Was ich treibe ist kei[nen Scheisdreck?] werth, geschweige einen Federstrich. Gustgen ist ein Engel. Hohls der Teufel, daß sie Reichsgräfin ist – – Uebrigens bin ich mit der vollkommensten

schreibt hierher wann ihr nach Weimar kommt.[298]


2/359.


An Johann Heinrich Merck

[Frankfurt, etwa 8. oder 11. October 1775.]

Ich erwarte den Herzog und Louisen, und gehe mit ihnen nach Weimar. Da wirds doch wieder allerley guts und ganzes und halbes geben, das uns Gott geseegne. Leb indess wohl, Alter, und behelf dich im Leben. Kannst du mir zehen Carolin schicken, so thus mit den nächsten Kärgern. Ich bedarf ihrer und so weiter. Ich hab das Hohelied Salomons übersezt, welches ist die herrlichste Sammlung liebes Lieder, die Gott erschaffen hat. Die La Roche ist in Contrition, daß du ihr nicht antwortest. Reit doch noch einmal herüber, eh ich gehe. Ich bin leidlich. Hab am Faust viel geschrieben. Zimmermann grüßt dich; er ist Nachts durch Darmstadt kommen. Grüß Frau und Kinder.


2/360.


An Sophie von La Roche

Liebe Mama! Ich geh nach Weimar! Freut Sie das! ich will sehn obs möglich ist mit Wieland auszukommen und seinen alten Tagen was Freundliches auch von meiner Seite zu bereiten. Ich erwarte das iunge Paar und dann gehts. Schreiben Sie mir doch hin. Sie können's an Wieland einschliesen.

[299] Die Max ist hold, wird in meiner Abwesenheit noch freyer mit meiner Mutter seyn, obgleich Brentano allen Anschein von Eifersuch verbirgt, oder auch vielleicht mich iezzo für harmlos hält.

Für Buri hab ich nichts thun können ich bin mit meinen Buchhändlern brouillirt, und ein neuer würde es als Gefallen thun und wieder ein Opfer von mir verlangen, doch will ich seinen Brief mitnehmen.

Wieland ist doch der alte auch in der Neuwiedischen Affaire, diese Weiber Ader wird mich fürcht ich von ihm abscheiden.

Hier Menalck und Mopsus!

Zimmermann ist gar brav! Ein gemachter Charackter! Schweizer frey gebohren, und am deutschen Hof modificirt. Er bezaubert alle Welt, sonderlich die Weiber. Merck ist häuslich, still und leidlich. Weis sonst wenig von ihm. Sie kennen den Nichtschreiber, Nichtantworter!

Ihr Friz! Liebe Mama! Daß das Schicksaal den Müttern solche Schwerdter nach dem Herzen zuckt, in den Momenten da sie all der kleinlichen Sorgen Lohn im Grosen einerndten sollten – Halten Sie Sich aufrecht! Wer vermags sonst und in müden Stunden lehnen Sie Sich an unsre Liebe, die gewiss ganz und ewig ist. [Frankfurt] d. 11. Oktbr. 1775.

G.[300]


2/361


An Carl Ludwig von Knebel

[Frankfurt, Mitte October 1775.]

Euer iunges herzogliches Paar verlangte ich sollte sie nach Weimar begleiten, ich richtete mich ein, packte, zog meine Reisekleider an, nahm Abschied und blieb sizzen. Durch welch Geschick weis ich nicht, Kalb kam nicht, an den man nicht verwies, aber ich wäre doch nachgefahren, wenn es nicht zu fatal wäre bey ieziger Witterung und Strase den Weeg allein zu machen. Indessen sind Briefe gewiss an mich bey Kalb und Wieland, und drunter die mein Herz nah angehn, drum macht sie zusammen bitt ich, und schickt sie mit der reitenden an meine gewöhnliche Addresse nach Franckfurt; sollten Packete da seyn, schickt sie mit der fahrenden, nur bald. Liebt mich und grüsst alles was sich mein erinnert, nach Stands und Herzens Gebühr und Würden.

Goethe.


2/362.


An Gottfried August Bürger

[Frankfurt, 18. October 1775.]

Wo ich in der Welt sizze kann dir gleich seyn! Du fühlst dass es ein Moment des umschränckten Bedürfnisses ist, der mir die Feder an dich in die Hand giebt, lieber Bürger! Hier von der rechten wärmt mich[301] ein hold Caminfeuer, auf einem niedern Sessel, am Kindertischgen, schreib ich dir, ich habe dir so viel zu sagen, werde dir nichts sagen und du wirst mich alles verstehen! – Die ersten Augenblicke Sammlung die mir durch einen tollen Zufall, durch eine lettre de cachet des Schicksaals übers Herz geworfen werden, die ersten, nach den zerstreutesten, verworrensten, ganzesten, vollsten, leersten, kräfftigsten und läppischten drey Vierteljahr die ich in meinem Leben gehabt habe. Was die menschliche Natur nur von Wiedersprüchen sammeln kann, hat mir die Fee Hold oder Unhold, wie soll ich sie nennen? zum Neujahrsgeschenck von 75 gereicht, zwar war die treffliche Anlage schon mit dem Pathengeschenck gemacht, und so geh alles seinen Gang. Wies von nun an mit mir werden wird weis Gott! Es wird noch unruhiger werden, noch verwickelter, und dann will ich mich mit Freuden des gegen wärtigen Augenblicks erinnern in dem ich schreibe. Glockenschlag sechs. Mittwoch den 18. Oktbr. 1775.

Wie wirthschafftest du mit deinem Weibe? Hast du Kinder? Ich höre so gar nichts von dir! Schreib nur wenn du mir willst nach Franckfurt, ich krieg die Briefe richtig. Ich hab allerley geschrieben das dir eine gute Stunde machen soll – Sind aber doch allzumal Sünder und mangeln des Ruhms den wir vor unsrer Mutter Natur haben sollten.[302]


2/363.


An Friedrich Leopold Graf zu Stolberg

[Frankfurt 1775] Oktober d. 26. Nachts.

Ich fühl einen Drang Bruder dir zu schreiben in diesem Augenblick, dass ich so weit so weit von dir und deinem Cristel entfernt binn; schwebend im herrlich unendlich heiligen Ocean unsers Vaters des unergreifflichen aber des berührlichen. O Bruder! Nennbaare aber unendliche Gefühle durchwühlen mich – und wie ich die liebe fühlst du da ich unter allen Lieben in dem Augenblick dein Gedencke.

Das Erbärmliche liegen am Staube Friz! und das winden der Würmer ich schwöre dir bey meinem Herzen! wenn das nicht Kindergelall und Gerassel ist der Werther und all das Gezeug! Gegen das innre Zeugniss meiner Seele!


2/364.


An Philipp Erasmus Reich

[Frankfurt, 2. November 1775.]

Für die lezte schnelle Besorgung der Vignetten dancke ergebenst. Dürft ich Sie bitten, Sich um nachfolgende Hamanische Schrifften zu bemühen, und solche, oder was Sie davon auftreiben an meine gewöhnliche Adresse nach Franckfurt mit dem Postwagen zu schicken, und meine Schuld zu notiren.[303]

1) Wolcken ein Nachspiel sokratischer Denckwürdigkeit.

2) Hirtenbrief über das Schuldrama.

3) Essai a la Mosaique

4) Schrifftsteller und Kunstrichter.

5) Schrifftsteller und Leser.

6) Des Ritters v. Rosenkreuz lezte Willensmeinung über den Ursprung der Sprache

7) Zwo Rezensionen Nebst einer Beylage.

8) Beylage zum Denckwürdigkeit des feel. Sokrates.

9) Brief der Hexe von Kadmonbor.

10) Lettre perdue d'un Sauvage du Nord a un Financier de Pe-Kim.

11) Lettre provinciale neologique d'un Humani ste au Torrent de Kerith.

Sie verbinden dadurch Ihren allzeit

ergebensten Dr. Goethe.


2/365.


An Auguste Gräfin zu Stolberg

[Frankfurt, 20. September –

Weimar 22. November 1775.]

Wieder angefangen Mittwoch den 20. ob zum Zerreissen oder wie! Genug ich fange an. Auf dem Ball bis sechs heut früh, nur zwei Menuets getanzt, Gesellschafft gehalten einem süsen Mädgen, die einen[304] Husten hatte – Wenn ich Dir mein gegenwärtig Verhältniss zu mehr recht lieben und edlen weiblichen Seelen sagen könnte! wenn ich Dir lebhafft! – nein wenn ichs könnte ich dürft's nicht, Du hieltest's nicht aus. Ich auch nicht, wenn alles auf einmal stürmte, und wenn Natur nicht in ihrer täglichen Einrichtung uns einige Körner Vergessenheit schlucken lies. Jetzt ist's bald achte Nachts. Hab geschlafen bis 1. gegessen, etwas besorgt, mich angezogen, den Prinzen von Meinungen mich dargestellt, ums Thor gegangen, in die Comödie. Lili sieben Worte gesagt. Und nun hier. Addio.

Donnerst. den 21. Ich habe mir in Kopf gesezt mich heut wohl anzuziehen. Ich erwarte einen neuen Rock vom Schneider den ich mir hab in Lion sticken lassen, grau mit blauer Bordüre, mit mehr Ungeduld als die Bekandtschafft eines Mannes von Geist der sich auf eben die Stunde bey mir melden lies. Schon ist was missglückt. Mein Perückenmacher hat eine Stunde an mir frisirt und wie er fort war riss ich's ein, und schickte nach einem andern, auf den ich auch passe. – – –

Samstag den 23. Es hat tolles Zeug gesezt. Ich hab nicht zum schreiben kommen können. Gestern lauter Altessen. Heut hab ich einen Husten. Ade.

Sonntag den 8. October Bisher eine grose Pause ich in wunderbaaren Kälten und Wärmen. Bald noch eine grössere Pause. Ich erwarte den Herzog[305] von Weimar der von Karlsruhe mit seiner herrlichen neuen Gemahlinn Louisen von Darmstadt kommt. Ich geh mit ihm nach Weimar. Deine Brüder kommen auch hin, und von da schreib ich gewiss liebste Schwester. Mein Herz ist übel dran. Es ist auch Herbstwetter drinn, nicht warm, nicht kalt. Wann kommst Du nach Hamburg?

Weimar den 22. Nov.

Ich erwarte deine Brüder, o Gustgen! was ist die Zeit alles mit mir vorgangen. Schon fast vierzehn Tage hier, im Treiben und Weben des Hofs. Adieu bald mehr. Vereint mit unsern Brüdern! Dies Blättel sollst indess haben.

G.


1775

3/366.


An Philipp Erasmus Reich

Weimar d. 8. November 1775.

Ich habe Sie neulich um einige Schriften Hamanns gebeten, wenn sie noch nicht weg sind, so schicken Sie sie mit dem Postwagen hierher und haben die Güte noch die Apologie des Buchstabens H hinzuzuthun.

Der Ihrige

Goethe.


3/367.


An Johanna Fahlmer

Lieb Täntgen! Wie eine Schlittenfahrt geht mein Leben, rasch weg und klingelnd und promenirend auf und ab. Gott weis wozu ich noch bestimmt bin, daß ich solche Schulen durchgeführt werde. Diese giebt meinem Leben neuen Schwung, und es wird alles gut werden. Ich kann nichts von meiner Wirthschaft sagen, sie ist zu verwickelt, aber alles geht erwünscht, wunderlich Aufsehn machts hier, wie natürlich. Schreiben Sie mir ein Wort. Wieland ist gar lieb, wir stecken immer zusammen, und gar zu gerne bin ich unter seinen Kindern. Sein Weib ist herzebrav, und gleicht der la Roche. Adieu. Bitten Sie die Mama[1] alle Briefe mit französchem Couvert aufzubrechen. Hier kommt einer zurück. Geben Sie ihn dem Papa, mit der Bitte das benötigte in meinem Namen zu besorgen, mit den Herren Diakres über die Sache handeln zu lassen und das Trumbachische Geld zu sich zu nehmen, hier ist ein Brief an sie, den er ihnen schicken mag. Adieu. Grüßen Sie die lieben Gerocks und die Max. Schreiben Sie mir etwas von den Schicksaalen dieser unglücklichen. Adieu. Es wird uns doch noch wohl zusammen auf dieser Erde – –

Lassen Sie nur obige Bestellung an Papa ich will ihm selbst schreiben. Fritz war krank hör ich die holde Seele. Wieland hat ihm viel geschrieben. Ich schreib ihm auch wohl noch heut.

[Weimar] d. 22. Nov. 75

Geben Sie den Brief an Mama zu lesen.

G.


3/368.


An Matthias Fuchs

Der Herr v. Trumbach meldet mir verschiedenes, hochgeehrteste Herren, über unsre gemeinschaftlichen Geschäffte, ich habe seinen Brief und Promemoria meinem Vater zugeschickt, mit welchem gefällige Absprache zu nehmen bitte. Vorzüglich wünscht nunmehro Herr v. Trumbach die Hälfte des Ladenzinses von Ao. 73. 74. 75 zu erhalten. Nicht weniger das der Fräulein v. Klettenberg seel. aufzuheben gegebene Frohnische Legat von 300 florin in 22 f. Fus welches[2] wir, wie auch der Kinder Spaarbüchse bei der Inventur in natura vorgefunden haben. Wollten Sie von der Güte seyn meinem Vater solche Gelder gegen Quittung einzuhändigen, oder sofern etwas einzuwenden vorkäme mir solches mit nächster Post melden. Der ich die Ehre habe zu verharren

Dero ergebenster Diener

Weimar d. 22. Nov. 75.

Goethe.


3/369.


An Carl Ludwig von Knebel

[Weimar, 26. November 1775?]

Wir kommen dir lieber Bruder morgen Montags den 27. mit hellem Heer auf den Hals. Es werden sieben Personen seyn die wunderlichste Societät, die ie an einem Tische gesessen. Mache ia keine Umstände sondern alles hübsch ordentlich. Ich freue mich dich wieder zu sehen.

G.


3/370.


An Carl Ludwig von Knebel

[Weimar, zwischen 27. November

und 3. December 1775.]

Frau von Stein bat jetzt schon Antwort von mir. Heut thun wir alle wohl in unsern Höhlen zu bleiben. – Es geht eins nach dem andern hin, singt die christliche Kirche. Unser Dichter von der Ostsee[3] ist zu diesen trüben und kurzen Tagen recht erwünscht gekommen. Lebe recht wohl.

G.


3/371.


An Carl Ludwig von Knebel

[Weimar, zwischen 27. November

und 3. December 1775.]

Ich höre von den Grafen dass sie heut Abend nicht von der Parthie sind. Ist das ein Versehn oder hats Ursachen. Mich dauern die Jungens, dass sie ihren Abend allein verhunzen sollen. Allenfalls bleib' ich mit ihnen. Ein Wort Antwort.

G.


3/372.


An Johann Gottfried Herder

Lieber Bruder der Herzog bedarf eines General Superintendenten, hättest du die Zeit deinen Plan auf Göttingen geändert, wäre hier wohl was zu thun. Schreib mir ein Wort. Allenfalls ist auf die Veränderlichkeit der Zukunft ein Blick hierher. Leb wohl. Grüs das Wibele. Mir ists wohl hier, in aller Art. Wieland ist eine brave Seele- und die Fürstenkinder edel lieb und hold. Weimar etwa d. 12. Dezember 1775.

G.[4]


3/373.


An Johann Kaspar Lavater

[Mit Nachschrift Wielands.]


Freytag d. 21. [22.] Dez. [1775.] Nach einem herrlichen Wintertag, den ich meist in freyer Luft Morgens mit dem Herzog, Nach Mittag mit Wielanden zugebracht habe, ziemlich müd und ausgelüfftet von der Eisfahrt siz ich bey Wieland und will sehn was ich an dich zusammenstopple.

Deine Phisiognomik liegt mir am Herzen. Die mir beschiednen Capitel will machen. Kurz genug und wills Gott bündig und treffend, das ist alles. Denn Ausspinnens ist iezt nicht Zeit, der ich in verbreiteter Wirthschafft, und Zerstreuung von Morgens zu Nacht umgetrieben werde. Ich seh auch fleisig die übrigen Kupfer an, rede mit allerley Leuten drüber, Wieland hat mir seine Gefühle gegeben und so wird alles gut werden. Ich geh auch wohl nach Leipzig, hast du nun da was so schreibs bey Zeiten und lass michs ausrichten.

Weiter braucht der Herzog einen General Superintendenten. Er fragte mich drum ich nannt ihm Herdern. Der wie du vielleicht weißt noch nicht ganz gewiss nach Göttingen geht. Der Herzog trug mir auf dich zu fragen wen du vorschlügst? sag mir also schnell ein Wort hierüber, und wen du sonst in Ermanglung Herders vorschlagen könntest.

[5] Ich bin hier wie unter den meinigen, und der Herzog wird mir täglich werther, und wir einander täglich verbundner.

Grüs mir alles! Von Passavant hab ich liebe Briefe. Auch von Zimmermann der mir deinen guten Muth und frischen Weeg über die Schurcken von Landsleuten meldet.

Morgen geh ich über Jena nach Waldeck, wilde Gegenden und einfache Menschen aufzusuchen. Addio. Mir geht alles nach Herzens Wunsch, so auch dir.

Weimar.

G.


Bäbe kann sich auch wieder einmal erheben mir zu schreiben. Grüs dein Weib. Sey mir nicht gar zu Lakonisch.

In dem mir zugeschickten Plan der Phisiognomik sind die hintersten Zahlen falsch, dass es nur in den Tafeln keine Unordnung giebt, du hast Nummern doppelt gesezt.


[Nachschrift von Wieland:]


Liebster Lavater, ich bin in schrecklichen Ängsten, mein lezter Brief mit dem gezeichneten Kopfe Sebastian Brands und einem Dutzend wehmüthiger Bitten möchte auf der Post mir ganz irregangen, oder gar verlohren seyn. Reissen Sie mich sobald als möglich aus der Ungewisheit.[6]


3/374.


An den Herzog Carl August

[Waldeck, 23. – 26. December 1775.]

Dass mir in diesem Winckel der Welt, Nachts, in dieser Jahrszeit, mein alt Zigeunerlied wieder einfällt, ist eben so natürlich lieber gnädiger Herr, als dass ich mich gleich hinsezze es Ihnen aufzuschreiben, und hinter drein einen Brief zu sudeln, denn ich vermisse Sie warrlich schon, ob wir gleich nicht zwölf Stunden aus einander sind.

Drunten sizzen sie noch, nach aufgehobnem Tische, und schmauchen, und schwazzen dass ich's durch den Boden höre, Einsiedels klingende Stimme voraus. Ich bin heraufgangen, es ist halb neune.

Wind und Wetter hat uns hergetrieben, auch Regen und was dran hängt. Die Klufft nach Jena hinein hat mich in glücklichem Abendsonnenblick mit all ihrer dürren Herrlichkeit angelächelt. Die Lage von Jena selbst mich gefreut, der Ort mich gedruckt, und zwischen da und hier war nicht viel Gaffens, es kam ein Regen aus Italien, wie uns ein Alter versicherte, der mit dem Schubekarrn an uns vorbeyfuhr: In Italien sey warm, da komme der warme Wind her, in den dreysig sey er da gewesen, erzählte er so ganz flüchtig weg. Hier liegen wir recht in den Fichten drein. Bey natürlich guten Menschen. Ich[7] hab Sie etliche mal auf dem Ritt gewünscht, auch hier, es würde Ihnen wohl seyn. Unterwegs haben wir in den Schencken den gedruckten Karl August gegrüst, und haben gefühlt, wie Lieb wir Sie haben, dass uns Ihr Nahme auch neben dem (L.S.) Freude machte. Einsiedel ist zu Bette. Sein Magen liegt schief, Kaffee und Brandwein wolltens nicht bessern. Ich will auch gehn. Gute, herzliche Nacht.

Noch ein Wort eh ich schlafen gehe. Wie ich so in der Nacht gegen das Fichtengebürg ritt; kam das Gefühl der Vergangenheit, meines Schicksaals, und meiner Liebe über mich, und sang so bey mir selber:


Holde Lili warst so lang

All mein Lust und all mein Sang

Bist ach nun all mein Schmerz und doch

All mein Sang bist du noch.


Nun aber und abermal gute Nacht.


Gehab dich wohl bey den hundert Lichtern

Die dich umglänzen

Und all den Gesichtern

Die dich umschwänzen

Und umkredenzen.

Findst doch nur wahre Freud und Ruh

Bey Seelen grad und treu wie du.


Sontags [24. December.] früh bey Tags Anbruch.

Fatales Tauwetter und so der ganze Ton des Tags verstimmt, wollen sehn wie wir ihn wieder aufbringen. Der herrliche Morgenstern den ich mir von nun an[8] zum Wapen nehme, steht hoch am Himmel. Einsiedel ist in Geilheit starck befangen, ich habe die ganze Nacht von Heerzügen geträumt die alle wohl abgelauffen sind, besonders von einer Reise aus der Schweiz nach Pohlen, die ich that den Marschall Saxe zu sehen und unter ihm zu dienen, der eben in meiner Traum Welt noch lebte. Die Kirche geht an, in die wir nicht gehen werden, aber den Pfarrer lass ich fragen ob er die Odyssee nicht hat, und hat er sie nicht schick ich nach Jena. Denn unmöglich ist die zu entbehren hier in der homerisch einfachen Welt. Besonders fielen mir einige Verse ein, und recht auf, da ich heut früh lang ausgeschlafen hatte und es nicht Tag werden wollte, was ohngefähr heisst: Und in ihre Felle gehüllt lagen sie am glimmenden Heerde, über ihnen wehte der nasse Sturm durch die unendliche Nacht und lagen und schliefen den erquicklichen Schlaf biss zum spätdämmernden Morgen.

Ich muss nach Bürgel zum Recktor schicken um den Homer, hab indess in der Bibel gelesen. Hier ein Stück Jesaias: Siehe, der Herr macht's Land leer und wüste; und wirft um was drinnen ist, und zerstreuet seine Einwohner – der Most verschwindet, die Rebe verschmachtet, und alle die Herzlich froh waren, ächzen. Der Paucken Jubel feyert, das festliche Jauchzen verstummt und der Harfen Gesang ist dahin Niemand singt mehr zum Weintrincken, das beste Getränck ist bitter dem Munde. Die leere Stadt ist[9] zerbrochen, die Häuser sind verschlossen, niemand geht aus und ein. Eitel Wüstung ist in der Stadt, und die Tohre stehen öde. Denn im Land und im Volck gehts eben, als wenn ein Öhlbaum abgepflückt ist, als wenn man nachlieset so die Wein Erndte aus ist.

Nun muss ich einen Boten fortschicken der das nach Weimar trägt. Lassen Sie lieber gnädger Herr den Brief nicht sehen als Wedeln. Alles was mich umgiebt, Einsiedel, Kalb, Bertuch das ganze Haus legt sich zu Füssen.

Der Pflicht vergessen

Wir Fische nie.

Waldeck d. 24. Dez. 1775.

Goethe.


Sontags früh eilfe. Unser Bote ist noch nicht da, der Schrittschuhe mitbringt, ihm sind tausend Flüche entgegen geschickt worden, wir sind in der Gegend herumgekrochen und geschlichen. Gleich hinter dem Hausgarten führt ein wilder Pfad nach einem Felsen, worauf ein altes Schloß der Grafen von Gleichen stund, mitten im Fichtenthal, Bertuch hat mit seinem Mägdlein Rasen und Moos Bänke und Hüttchen und Plätzchen angelegt, die sehr romantisch sind, die Felsen hinab sind wilde Blicke, und ein offener, freundlicher über die Fichtentiefen nach Bürgel hin. Die Morgensonne war lieb. Ich stieg mit Bertuch seitwärts eine Felsenstiege ab zu einem Brunnen und Fischkasten, die Eiszapfen die Felsen[10] herab! – Der Bote ist da, und nun aufs Eis. Seegen zum Morgen und Mahlzeit, lieber gnädiger Herr – – Die Schlittschue sind vergessen, ich habe gestrampft und geflucht, und eine Viertelstunde am Fenster gestanden und gemault, nun laben sie mich mit der Hoffnung es käm noch ein Bote nach. Muß also ohne geschritten zu Tische – Abends viere. Sind gekommen, habe gefahren und mir ists wohl.

Den ersten Feiertag [25. December.] früh achte. Hab ziemlich Lange geschlafen die Sonne steht schon am Himmel. Der Abend gestern ward mit Würfeln und Karten vervagabundet. Dienstag [26. December.] Abends sechs. So auch der ganze heutige Tag! Nach Bürgel geritten! Das Amthaus ist schön. Wäre wohl einmal ein Sommerritt für Ihro Durchlaucht. Und das Revier Waldeck ist recht schön. Die Waldungen in gutem Stand, daß es wohl Freude ist. Der Hofrath Hochhausen hat ein Porträt vom Herzog Ernst August. Es hat was starres, scheues, bezeichnet einen Mann, der eigentlich nicht nachdenkt, mehr durch den ersten gegenwärtigen Eindruck sich bestimmen läßt, trocken, schroff, aber gut, und ohne den einwägenden Zug von Güte, bey übrigen trefflichen Anlagen Tyrann – Auch hing da der letzte Herzog von Weisenfels, Einsiedel musste mir seinen Charackter machen und trafs, Gradheit, Güte, vorschwebende Schwäche, Untätigkeit, und alles was daran hängt. – Drauf nach Hause. Die Odyssee war endlich aufgetrieben.

[11] Nach Tisch rammelten sich Crugantino und Basko, nachdem wir vorher unsre Imagination spazieren geritten hatten wies seyn möchte wenn wir Spizbuben und Vagabunden wären, und um das natürlich vorzustellen, die Kleider gewechselt hatten. Kraus war auch gekommen und sah in Bertuchs weissen Treffen-Rocke und einer alten Perrucke des Wildmeisters wie ein verdorbener Landschreiber, Einsiedel in meinem Frack mit blauem Krägelchen wie ein verspielt Bürschgen, und ich in Kalbs blauem Rock mit gelben Knöpfen rothem Kragen und vertrotteltem Kreuz und Schnurrbart wie ein Kapital-Spitzbube aus. –


3/375.


An Johann Kaspar Lavater

Wie du missest soll dir wieder gemessen werden, sey wegen der Phisiognomik ausser Sorgen. Ich bin noch in Türingen, immer höchstens anderthalb Tagreisen von Leipzig. Will schon machen und leiten. Wieland erkennt dich. Ich bin dein. Thomasele mir nicht. Ich lerne täglich mehr steuern auf der Woge der Menschheit. Bin tief in der See. Erfurt d. lezten des Jahrs 75.

G.


3/376.


An Johann Gottfried Herder

Glaub und harre noch wenige Tage der Prüfung. d. lezten des Jahrs 75. Erfurt.

G.[12]


Quelle:
Goethes Werke. Weimarer Ausgabe, IV. Abteilung, Bd. 3, S. 1-13.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Brachvogel, Albert Emil

Narziß. Ein Trauerspiel in fünf Aufzügen

Narziß. Ein Trauerspiel in fünf Aufzügen

Albert Brachvogel zeichnet in seinem Trauerspiel den Weg des schönen Sohnes des Flussgottes nach, der von beiden Geschlechtern umworben und begehrt wird, doch in seiner Selbstliebe allein seinem Spiegelbild verfällt.

68 Seiten, 8.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Romantische Geschichten II. Zehn Erzählungen

Romantische Geschichten II. Zehn Erzählungen

Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Michael Holzinger hat für den zweiten Band eine weitere Sammlung von zehn romantischen Meistererzählungen zusammengestellt.

428 Seiten, 16.80 Euro

Ansehen bei Amazon