1791

[238] 9/2847.


An Christian Gottlob Voigt

[1. Januar.]

Es soll mir viel Freude seyn Sie zum neuen Jahren zu dem ich herzlich glückwünsche bey mir zu sehen. Ich bin den ganzen Tag zu Hause, und wir können uns über die nötigen Maasregeln besprechen.

G.


9/2848.


An Carl Ludwig von Knebel

Auf deinen lieben Brief antworte ich sogleich um einigermassen die Schuld meines langen Stillschweigens zu bezahlen. Wohl habe ich zur rechten Zeit das Schächtelchen erhalten und mich über dessen Inhalt gefreut, ich bin aber diese Zeit so entfernt von aller[238] Schreibelust daß noch mehr gute Briefe unbeantwortet mir stille Vorwürfe machen.

Seit meiner Rückkehr aus Schlesien habe ich mich nach einer unruhigen Zeit in diesem letzten Vierteljahr wieder zusammengenommen. Dresden hat mir große Freude gemacht und meine Lust an Kunst zu dencken wieder belebt. Es ist ein unglaublicher Schatz aller Art an diesem schönen Orte.

Kaum war ich wieder zu Hause, als ich mir vornahm den Versuch über die Gestalt der Thiere zu schreiben, wozu mich besonders eine Sammlung Thierscelete welche ich in Dresden fand aufmunterte, ich habe auch ohngefähr drey Wochen daran gedacht und dicktirt, zuletzt aber wollte es mit dieser mehr als abstrackten Materie nicht fort und ich mußte sie zurücklegen. Indessen bin ich doch sehr vorgerückt und habe mir für das nächstemal viel vorgearbeitet.

Die Büchlein Elegien und Epigramme habe ich auch so ziemlich gefaltet und gelegt. Auch war ich nicht abgeneigt die ersten herauszugeben. Herder widerrieth mirs und ich habe blindlings gefolgt.

Durch Aufmunterung der Herzoginn Mutter habe ich, in diesen letzten Tagen, Wilhelm Meister wieder vorgenommen, vielleicht ruckt in diesem neuen Jahre auch dieses alte Werck seiner Vollendung näher.

Wir haben jetzt Becks von Manheim hier. Sie singt sehr brav, Er ist ein intressanter Ackteur, der denckt und sich Mühe giebt.

[239] Ich habe mich diesen Winter in den untern Zimmern eingerichtet. Es hat mir auch einige Zeit gekostet und ich bin noch nicht in Ordnung.

Die Sammlung Steine von der du schreibst, ist gewiß sehr interessant, ich erwarte die Schwefel zu denen du Hoffnung machst, wolltest du sie wenn sie fertig sind an mich addressiren, so geschähe mir ein Gefalle. Doch kann man aus Kupfern und Zeichnungen wenig und selbst aus Schwefeln nicht alles sehn, ein kleiner Umstand verändert sehr viel und setzt einen unglaublich herauf oder herab. Wenn ich die Schwefel gesehen habe will ich meine Gedancken sagen. Könntest du die Kupferplatten zugleich abdrucken lassen? es gehen 4 auf ein Quartblat, so käme man schon etwas weiter.

Der grüne Feldspat den du mir geschickt hast ist mir sehr angenehm, ich halte seitdem den schönen grünen Theil des Verde di Corsica auch für Feldspat und glaube auch in einem Steinchen das wir aus der Saale gezogen dergleichen zu sehen.

Die Hoffnung dich und deine Frl. Schwester die ich herzlich grüße, aufs Frühjahr zu sehen macht mir viel Freude.

Möge es Euch in der Nähe wohl werden können. Was du arbeitest wird mich gewiß aufmuntern. Ich bin wohl und zufrieden. Schreibe mir ja manchmal und wecke mich wenn ich schlummre.

d. 1. Jan. 91.

G.[240]


9/2849.


An Joseph Friedrich von Racknitz

Für die übersendete schönen Stücke Feldspat vom Gotthart dancke ich aufs beste. Die kleinen Trümmer die ich von diesem Mineral in meiner Sammlung besaß sind Zwerglein dagegen. Ehstens schicke ich einige Beyträge zu Ihrer Sammlung, bester Freund, wenn es schon gefährlich ist zu soviel interessanten und glänzenden Stücken noch etwas gesellen zu wollen.

Nun noch einen Auftrag von meinem gnädigsten Herrn. Es haben Ihro Churfürstl. Durchl. auf des Herzogs Ersuchen dem Schauspiel Director Bellomo das Privilegium in Lauchstät zu spielen auf mehrere Jahre ertheilt. Bellomo verläßt den hiesigen Ort und es wird sich eine neue Truppe hier etabliren. Nun wünschen Durchl. der Herzog, daß das Bellomoische Privilegium auf die neue Weimarische Schauspieler übertragen werden möge. Man wird sich mit Bellomo wegen seines Lauchstädter Hauses abfinden und hofft überhaupt daß die künftige Gesellschaft besser als die bißherige sich exhibiren soll.

Da sich Durchl. der Herzog selbst mehr für die neue Truppe interessiren als bißher geschehen, so wünschen sie umsomehr ihr das Lauchstädter Privilegium[241] zu verschaffen, wollen aber nicht gerne unmittelbar des Churfürsten Durchl. angehen.

Wollten Sie wohl, bester Mann, sich um diese Sache erkundigen, sie nach Ihrem Einfluß betreiben und mir gütigst sobald als möglich einige Nachricht vom Erfolg geben, weil vor Bellomos Abreise noch alles in Richtigkeit gebracht werden muß.

Leben Sie recht wohl. Bald hören Sie mehr von mir. Alle Freunde bitte schönstens zu grüßen.

W. d. 10. Jan. 91.

Goethe.


9/2850.


An Christian Friedrich von Gutschmid

[Concept.]

P. P.

Es hat der Direktor der hiesigen Schauspieler Gesellschaft in den verflossenen Jahren die Erlaubniß erhalten auf die nächst folgenden 6 Jahre während der Badezeit zu Lauchstedt Schauspiel aufführen zu dürfen. Da nun derselbe gegenwärtig nach Grätz abgehet; so ist er geneigt gedachte Conzession an die hier zu errichtende Schauspieler Gesellschaft abzutreten, und mit derselben wegen seines erbauten Hauses zu conteniren. Ob nun gleich gegenwärtig der Name des Direktors der neuen Weimarischen Schauspieler Gesellschaft noch nicht angezeigt werden kann; so bin ich doch im Falle Ew. Hochwohlgeb. zu versichern[242] daß man die nöthige Vorsorge treffen wird, um zur gewöhnlichen Zeit das Lauchstedter Theater eröffnen zu können.

Wollten Ew. Hochwohlgeb. die Güte haben, das Bellomoische Privilegium auf die neue Weimarische Schauspieler Gesellschaft übertragen zu lassen so würden Dieselben Durchlaucht den Herzog mein gnädigsten Herrn besonders verbinden, als welche der neuen Einrichtung eine besondere Aufmerksamkeit schenken. Ich schätze mich glücklich, Ew. Hochwohlgeb. bey dieser Gelegenheit die Hochachtung bezeigen zu können pp.

W. d. 17. Jan. 1791.

G.


9/2851.


An Franz Kirms

Durchl. der Herzog können Sich nicht entschließen das Herrn Bellomo gethane Gebot in Sächsisch Courrant zu erhöhen, vielmehr glauben Sie daß derselbe für die gebotne Summe das Haus gar wohl überlassen könne, besonders da Sie überzeugt sind daß es ihm selbst angenehm seyn werde bey dieser Gelegenheit die billigsten Gesinnungen zeigen zu können.

W. d. 30. Jan. 91.

Goethe.[243]


9/2852.


An Carl Ludwig von Knebel

Ich habe gestern über die Steine, die ich hier wieder zurückschicke ein Blättchen dicktirt, worauf ich mich beziehe. Mündlich könnte noch manches gesagt werden. Weiter füge ich nichts hinzu als Danck für deine Bemühung. Dem Anscheine nach war ein guter Fang zu thun. Lebe wohl, liebe und besuche uns bald.

W. d. 31. Jan. 91.

G.


9/2853.


An Johann Gottlob Immanuel Breitkopf

Da ich die noch fehlenden Bachischen Sonaten, und auch eine weitere Nachricht von Ew. Hochedelgeb. nicht erhalten habe; so nehme ich mir die Freyheit die drey Stücke der Sammlung, die mir nun zu weiter nichts nütze sind zurück zu schicken, und selbige mit den besten Wünschen für Ihr Wohlergehen zu begleiten.

Weimar d. 4. Febr. 1791.

J. W. Goethe.


9/2854.


An den Grafen von Zech

[Concept.]

[Zwischen 4. und 10. Februar.]

P.P.

Es hat der Schauspiel Direktor Bellomo an den in hiesigen fürstl. Diensten stehenden Concertmeister[244] Kranz das Schauspielhaus zu Lauchstedt käuflich überlassen, und es hängt nach Angebung desselben die völlige Beendigung der Sache noch von Ausfertigung der von Churfürstl. Cammer zu Merseburg zu ertheilenden Erlaubniß ab. Da nun gedachtes Haus für die sich einigen Monaten allhier versammlende Schauspieler Gesellschaft eigentlich einzurichten ist, und man sehr zu wünschen Ursache hat, das angezeigte Kaufgeschäft vor der Abreise des Schauspieldirektor Bellomo, als welche nächstens erfolgen wird, völlig berichtiget werde, so nehme ich mir die Freyheit Ew. Hochgeborn hierdurch gehorsamst zu ersuchen, bei gedachtem Cammer Collegio sich in dieser Angelegenheit gefällig zu interponiren, und die Beendigung derselben zu bewürken.

Halten sich Hochdieselben meines lebhaftesten Dankes so wie der vollkommensten Hochachtung gewiß, womit ich die Ehre habe mich zu unterzeichnen.


9/2855.


An Christian Gottlob Voigt

Das neuste Fascikel Ackten ist mit einem approbatorischen Rescripte an mich gekommen, die drey älteren Bände

No. IV Conferenz Acten

XXIII Jun.-Dec. 87.

XXVIII Jul. 88 – Sept. 89.[245]

habe ich von Ihnen erhalten, nun fehlte mir noch der Band enthaltend die Monate Januar biß Juni 88, um welches ich Ew. Wohlgeb. ersuche.

d. 13. Febr. 91.

G.


9/2856.


An Johann Christian Kestner

Nehmet Danck, mein Bester, für das Zeichen Eures Lebens und freundschaftlichen Andenckens. Recht willkommen war mir der Anblick Amaliens der mich zugleich verjüngte und älter machte. Hier ist mein achter Band. Da ich ein so böser Correspondente bin ist mir wenigstens das ein Trost auf diese Weise mich mit entfernten Freunden zu unterhalten.

Daß ich meine botanischen Versuche nicht schicke, wie in der Folge alles aus diesen Fächern, verzeiht Ihr, es kann Euch nichts nützen. Wenn ich etwas lesbares drucken laße, soll es aufwarten. Lebet wohl, grüßt Lotten und die Kinder und gedenckt mein.

W. d. 10. März. 1791.

Goethe.


9/2857.


An Johann Friedrich Reichardt

Die mir überschickte Species facti ist nicht tröstlicher als der Aufsatz eines Arztes wodurch er beweißt daß nach allen Regeln der Natur und Kunst der[246] Kranke habe sterben müssen, ich sehe den Gang der Sache recht gut ein und kann mich doch nicht enthalten zu wünschen, daß es anders seyn möge und da dieser Wunsch nicht erfüllt werden kann so tritt unmittelbar ein anderer ein: daß auch diese Veränderung zu Ihrem Wohl gereichen möge. Schreiben Sie mir von Zeit zu Zeit wie es Ihnen ergeht und was Sie für Plane haben.

Um die Partitur des Te Deum, ingl. Claudine und Erwin und Jery wenn das letzte Stück komponirt ist, ersuche ich Sie und zugleich um Nachricht was ich Ihnen für die Abschriften schuldig werde. Schicken Sie mir so bald als möglich die vier Stücke. Leben Sie wohl.

W. d. 10. März 1791.

G.


9/2858.


An Johann Heinrich Meyer

Ich kann Ihnen nicht ausdrucken wie sehr es mich erfreut daß Sie Sich wieder hergestellt fühlen und daß ich hoffen kann Sie bey mir zu sehen. Mein Gedancke wäre dieser: Sie blieben den Sommer noch im Vaterlande, genößen der schönen Gegend und der guten Jahrszeit. Ich werde diesen Sommer wenig zu Hause seyn, Sie kämen etwa im September und vergnügten uns den Winter zusammen. Sie sollen völlige Freyheit haben zu arbeiten was Sie[247] wollen, ich freue mich recht darauf mit Ihnen so manches durchzusprechen was uns beyde gleich interessirt.

Auf einen Canon männlicher und weiblicher Proportion loszuarbeiten, die Abweichen zu suchen wodurch Characktere entstehen, das anatomische Gebäude näher zu studiren und die schönen Formen welche die äussere Vollendung sind zu suchen, zu so schweren Unternehmungen wünschte ich daß Sie das Ihrige beytrügen wie ich von meiner Seite manches vorgearbeitet habe.

In dem Stücke von Albr. Dürers Wercke das Sie mir anzeigen stehen wahrhaft goldne Sprüche, es wäre schön wenn man sie einmal zusammenrückte und in neuere Sprache übersetzte.

Hierbey schicke ich Ihnen 47 Stück Laubth. als den Betrag einer halbjährigen Pension. Ich habe weil der Termin Michael einmal falsch angegeben war für Weyhnachten und Ostern quittiren müssen, es fehlt Ihnen also noch das Joh. Quartal vorigen Jahrs ich will sehen wie ichs ins gleiche bringe.

Leben Sie recht wohl. Schreiben Sie mir den Empfang und zugleich daß Sie wohl und fleißig sind und mich lieben. W. d. 13. Merz 1791.

Goethe.


Hierbey liegen einige Worte über Ihre Arbeiten, da ich ein höchstfauler Schreiber bin habe ich sie dicktirt.

[248] Ich habe Ihnen schon in einem Briefe vorläufig angezeigt, daß ich Ihr Gemälde zur rechten Zeit erhalten habe, nunmehr ist auch die Zeichnung der Aurora angekommen, beide sind mir die angenehmsten Zeugnisse Ihres Nachdenkens und Fleißes gewesen.

Ich wünsche sehr, mich dereinst mit Ihnen mündlich auch über diese Arbeit unterhalten zu können, es ist schwer über eine so complizierte Sache als ein gutes Kunstwerck ist, sich schriftlich zu erklären.

Die Entzwecke welche Sie sich beym Oedipus vorgesetzt, und das Raisonnement das Sie in Ihrem Briefe vom 22. Dec. führen, muß ich vollkommen billigen, und ich kann wohl sagen: Sie haben nach meiner Einsicht Ihre Absichten sehr schön erreicht. Der erste Eindruck den das Bild macht, ist angenehm und reizend, die glückliche Wahl der Farben bringt diese Wirkung zu wege, Klarheit und Deutlichkeit des Ganzen hält sogleich die Aufmerksamkeit fest. Es ist so angenehm wenn wir bey Erblickung eines Bildes sogleich wahrnehmen der Künstler wolle uns nicht nur bestechen, oder wie ein Taschenspieler täuschen sondern es sey ihm Ernst wirklich etwas zu leisten, er wolle uns Rechenschaft geben von dem was er gethan hat und uns durch Klarheit und Genauigkeit in den Stand setzen ihn zu beurtheilen.

Die Haupt-Figur ist Ihnen sehr glücklich gerathen sowohl in Absicht auf den Gedanken und die Natürlichkeit der Stellung und des Ausdrucks als[249] auch der Ausführung der einzelnen Theile wovon ich besonders Kopf Brust und Leib mehr zu schätzen weiß als die Extremitäten von denen ich überhaupt einen entschiedenen und ganz klaren Begriff noch nicht habe. Was die Figur der Minerva betrifft; so scheinen Sie selbst mit derselben nicht ganz einig, doch ist immer hier zu bedenken daß sie als untergeordnet erscheint und eigentlich da ist den Helden durch ihre Gegenwart zu erheben. Die Gewänder und die Farben derselben sind mit vieler Kenntniß und Nachdenken angelegt. Was die Figur des Sphinx betrifft so hätte ich dabey wohl einiges zu erinnern: Zum Exempel, daß Kopf und Brust, deren wilden und frechen Charakter ich sehr wohl gedacht finde etwas kleiner seyn möchten damit das Ganze eine schlankere Gestalt erhielte und die Flügel proportionirlich größer werden könnten. Allein da hier von Bildung eines Ungeheures die Rede ist wo so mancherley Betrachtungen eintreten und Sie wohl mit Vorbedacht diese Gestalt überhaupt gröber und roher gehalten haben, um die menschlichen und göttlichen Gestalten desto zierlicher erscheinen zu machen; so mag das in der Folge wenn wir uns sprechen der Gegenstand einer kritischen Unterredung werden. Sie wissen wie sehr ich die Compositionen der Alten schätze, und da Sie auf einem Wege gehen der auch von mir für den rechten gehalten wird; so wird es uns künftig zu großer Zufriedenheit gereichen, wenn[250] wir uns wechselseitig darüber erklären und unsere Meynungen durch Beyspiele erläutern werden. Ich bin überzeugt, daß der Künstler, der diese Gesetze kennt und sich ihnen unterwirft eben so wenig beschränkt genannt werden kann als der Musikus der auch nicht aus den bestimmten Verhältnissen der Töne und der Tonarten herausgehen, sich aber innerhalb derselben ins Unendliche bewegen kann.

Was die Composition der Aurora betrifft so bin ich mit derselben vollkommen zufrieden, wenn Sie gleich bey der Verarbeitung dieser Idee ihr wohl noch eine größere Vollkommenheit geben können so kann ich doch nichts daran finden was ich verändert wünschte. Was die Erfindung betrifft so haben Sie dünkt mich die glückliche Linie getroffen worüber die Allegorie nicht hinaus gehen sollte. Es sind alles bedeutende Figuren, sie bedeuten aber nicht mehr als sie zeigen und ich darf wohl sagen nicht mehr als sie sind. Die Symmetrie und Manigfaltigkeit, geben der Composition eine gar schöne Wirkung, und der Reiz der sich sowohl in Formen als Farben über das Ganze verbreiten kann, ist wirklich ohne Gränzen. Die verschiedenen Figuren der Menschen und der Thiere, heben einander ohne einander zu contrastiren und es ist eben alles beysammen um ein glückliches Bild zu machen. Die Schwierigkeiten der Farben und des Helldunkels sind groß aber eben deswegen ist desto reizender sie[251] zu überwinden. Es muß Ihnen ganz überlassen bleiben wie Sie die Figur der Aurora mehr in die Höhe zu bringen denken, die Gruppe des ganzen würde dadurch freilich leichter und edler und Sie werden alsdenn die Zwischenräume die dadurch entstehen wieder zu benutzen wissen. Es wäre schön wenn Sie dieses Bild zu Ihrer Sommerarbeit machten.


9/2859.


An Friedrich Heinrich Jacobi

Die vierte Nachricht vom Fortgange des Ilmenauer Bergbaues giebt mir einen Anlas dir zu schreiben, lieber Freund, ich wollte daß dir der Gewerckentag Anlas geben könnte in unsre Gebirge zu kommen. Doch da dieß nicht wahrscheinlich ist so magst du wenigstens etwas bey dieser Gelegenheit von mir erfahren und ich von dir. Es ist mir fast als hätte ich dir das ganze vorige Jahr nicht geschrieben. Ich war wieder in Venedig und habe die Lombardey zum zweytenmal mit viel Nutzen gesehen, nachher reiste ich nach Schlesien und sah die großen Vorbereitungen zu einem Kriege, dann zog ich friedlich wieder nach Hause. Auf beyden Reisen, auch nach meiner Rückkunft habe ich viel Freude gehabt.

Du kannst leicht dencken daß ich inzwischen nicht versäumt habe in allen Dingen deren Liebe du an mir kennst theils meine Studien theils meine Arbeiten[252] fortzusetzen und ich darf mir schmeicheln in manchem vorwärts gerückt zu seyn. In der Art, auf dem Wege wie du mein botanisches Werckchen wirst gesehen haben setze ich meine Betrachtung über alle Reiche der Natur fort, und wende alle Kunstgriffe an, die meinem Geiste verliehen sind um die allgemeinen Gesetze wornach die lebendigen Wesen sich organisiren näher zu erforschen. Was ich leisten werde muß die Zeit lehren.

Den Versuch über die Gestalt der Thiere dachte ich Ostern herauszugeben er wird aber wohl noch ein Jahr reisen müssen. Man sieht bey diesen Arbeiten gar nicht was man macht, weil alle Bemühung einwärts geht und Simplification der Zweck ist.

Dagegen steht mir jetzt eine Beschäftigung vor die desto mehr nach aussen gerichtet ist und nur den Schein zur Absicht hat. Es ist die Oberdirecktion des Theaters das hier errichtet wird. Ich gehe sehr piano zu Wercke, vielleicht kommt doch fürs Publikum und für mich etwas heraus. Wenigstens wird mirs Pflicht diesen Theil näher zu studiren, alle Jahre ein Paar spielbare Stücke zu schrieben. Das Übrige mag sich finden.

Mein Leben im Ganzen ist vergnüglich und gut, ich habe alle Ursache mit meiner Lage zufrieden zu seyn und mir nur Dauer meines Zustandes zu wünschen. Möge es dir wie du lebst und was dich beschäftigt.

[253] Lips hat mein Portrait gezeichnet und ist beschäftigt es zu stechen, ich kann hoffen daß es sehr gut gerathen wird. Die Anzeige davon findest du in dem Mode Journal und der Litteratur Zeitung. Willst du einige so schreibe es mir daß ich sorge daß du gute Exemplare erhaltest. Lips wird sich mit den Abdrücken selbst Mähe geben und wahrscheinlich deßhalb nach Cassel reisen.

Lebe wohl. Grüße die deinigen. Behalte mich lieb und sag mir ein Wort. W. d. 20. März 1791.

G.


Das zweyte Exemplar sende doch der Fürstinn Gallizin, mit viel Empfehlungen.


9/2860.


An den Herzog Carl August

Zu dem erbaulichen Entschluß

Bey diesem Wetter hierzubleiben

Send' ich des Wissens Überfluß

Die Zeit dir edel zu vertreiben.

Gewiß du wirst die Verwandschaftsehen

Worinnen Geist und Fleisch und Stein

Und Erz und Öl und Wasser stehen.


Indeß macht draussen vor dem Thor,

Wo allerliebste Kätzchen blühen,

[254] Durch alle zwölf Categorien

Mir Amor seine Späße vor.

W. d. 24. März 1791.

G.


9/2861.


An Carl Ludwig von Knebel

Gegen dein zierliches Bändchen schicke ich dir Nachrichten von dem Ilmenauer Wercke und wünsche daß du sie freundlich aufnehmest. Im Juni ist Gewercken Tag, vielleicht wohnst du ihm bey und siehst das alte Ilmenau einmal wieder. Es ist zu wünschen daß die Gewerckschaft zu einem Haupt Entschluße Muth haben möge. Ich bin so zerstreut daß ich dir auf deinen lieben Brief wenig sagen kann. Mündlich wird es an Unterhaltung nicht fehlen. Ich bin fleisig und bringe nach und nach allerley zusammen. Lebe wohl und erfreue uns bald mit deiner Gegenwart.

W. d. 31. März 91.

G.


9/2862.


An Johann Gottfried Herder

[Anfang April.]

Beyliegendes erhalte ich durch Herrn von Franckenberg. Da die Sache so sehr betrieben wird ist es dünckt mich die höchste Zeit das Eisen zu schmieden.

Schicke mir doch deinen Aufsatz ich dächte ich kommunicirte[255] ihn privatim an Franckenberg und zündete so das Feuer an. Vale.

G.


9/2863.


An Friedrich Ludwig Schröder

Wäre die Empfehlung des Böttcherischen Ehpaars, welche Sie gefällig an mich gelangen lassen, nur wenige Zeit früher gekommen, so hätte ich von dem Anerbieten mit Freuden Gebrauch gemacht; da aber gegenwärtig dieses Fach auf unserm angehenden Theater schon besetzt ist, so bleibt mir nur die Aussicht in der Folge vielleicht so gute Subjeckte engagiren zu können. Danckbar für den Antheil, den Sie an unserm Theater bey seiner Entstehung haben nehmen wollen darf ich Sie wohl ersuchen es auch ferner nicht ausser Augen zu lassen. Wollten Sie mir die Gesetze und Regeln welche bey Ihrer Gesellschaft in Übung sind mittheilen, so würden Sie mich sehr verbinden. Es kann nicht anders als vortheilhaft seyn die Erfahrungen eines Mannes zu nutzen den sein Vaterland als Meister in seiner Kunst anerkennt.

Weimar d. 6. Apr. 1791.

Goethe.


9/2864.


An Johann Gottfried Herder

[Anfang Mai.]

Herr von Frankenberg, dem ich deinen Aufsatz über das Convictorium zu seiner großen Zufriedenheit[256] mitgetheilt habe, wünscht solchen an Herrn von Türkheim nach Meinigen zu communiciren und dazu deine Erlaubniß. Ich glaube nicht, daß einiges Bedenken sein könne. Ich lege die Communication bei, welche Gotha sogleich hat ergehen lassen.

G.


9/2865.


An Carl Ludwig von Knebel

Ich begrüße dich und deine Frl. Schwester aufs herzlichste, wäre ich nicht so angebunden, so ginge ich Euch entgegen. Der solide Bau des Schlosses und der leichte des Theatralischen Gerüstes beschäftigen mich jetzt. Lebe recht wohl und komme bald herüber.

W. d. 14. May 1791.

G.


9/2866.


An Friedrich von Schuckmann

Weimar, 14. Mai 1791.

Ich habe von einer Zeit zur andern meine Antwort aufgeschoben, weil ich eine Epoche nahe glaubte, wo meine Anträge bestimmter und dringender werden müßten. Es hat sich wider verzogen und unsere Constitution wird nun wohl wieder eine Weile so hingehen. Da dieses auch mit Ihren Wünschen zusammentrifft, so mag es seyn, und ich beantworte Ihre Fragen vorläufig um Sie mit unserer Lage bekannter zu machen.

Also zuförderst von dem allmächtigen Gelde. 2000 biß 2200 Thlr. sind ohngefähr das Höchste was unser[257] Dienst trägt. Man reicht damit, ich möchte sagen so weit wie in allen mittleren Städten Deutschlands, die Quartiere sind das theuerste, im Ganzen sind die Lebensmittel in mäßigen Preise. Das einzige was jene Summe wircklich hier größer macht ist, daß weder Hof und Stadt exigeant sind, daß jeder nach seiner Weise lebt und weder zu einem Aufwande von Kleidern, Equipage, Gastirungen pp. genöthigt ist, wenn er ihn nicht machen kann oder mag. Es ziehen deßwegen jährlich Fremde zu uns die ganz wohl ihre Rech nung dabey finden.

Natürlich würden Sie einige Zeit brauchen die Verhältnisse des kleinen Staates kennen zu lernen, doch ist er leicht zu übersehen, besonders für jemand der aus dem größern kommt. Es ist vieles bey uns ziemlich im klaren und jemand der mit Consequenz auf Ordnung und Klarheit arbeitet wird hier bald zu Hause seyn. Die Art wie sich der Herzog selbst der Geschäfte annimmt bringt viel Gutes hervor.

Das Verhältniß eines neu eintretenden fremden Geschäftsmannes hat immer einige Mißlichkeit, doch würde ich Ihnen im entstehenden Falle darüber ganz aufrichtig und klar sprechen. Es versteht sich daß alsdann ohnedem eine Veränderung in dem gegenwärtigen Personal vorginge.

Ihre Entlassung aus dortigen Diensten würde Durchl. der Herzog selbst zu bewircken sich angelegen seyn zu lassen.

[258] Uns so schmeichle ich mir mit der Hoffnung Sie einmal näher zu sehen und mit Ihnen manche Knoten zu lösen die die Menschen verwirren und unnöthiger ja ungeschickter Weise ihnen das Bißchen Glückseligkeit rauben, dessen sie noch fähig wären.

Leben Sie recht wohl, behalten Sie mich in einem freundlichen Andenken und erhalten es in dem Kreise der sich meiner erinnert.

Goethe.


9/2867.


An den Herzog Carl August

Es fängt in diesen Tagen an ziemlich konfus mit mir zu gehen, wenn Arens kommt wird es noch besser werden und der May wird verschwinden ohne daß man ihn gewahr geworden.

Das Schauspiel überwindet alle feindseligen Einflüsse, die Einnahme ist gut, die Menschen im Durchschnitte genügsam und wer ihnen den Spas verderben will behält immer Unrecht. Ich habe die besten Hoffnungen, in einem Jahre soll es anders aussehen.

Von Kirms Weigerung habe ich keine Ursache erfahren können als die Sie auch wußten. Sich nicht von der General Polizey zu entfernen mochte wohl die Hauptabsicht seyn.

Wegen Facius hätte ich ein Anliegen das ich Ihnen vortragen muß. Er schiebt von einer Zeit zur andern das Steinschneiden von sich ob er gleich die Maschine[259] hat. Ich kann es ihm nicht ganz verdencken. Aufs Graben und Stahlschneiden versteht er sich und hats in der Übung, verdient gleich etwas Geld und ist von der Fabricksucht angesteckt mit wenig Kunst und leichter Mechanick etwas erwerben zu wollen, darüber geht aber das bessere und eine solidere Zukunft zu Grunde. Es ist mir der Gedancke gekommen: da Sie Venten jetzt nach Schlesien schicken, wenn Sie Facius mit hinschickten daß er sich so lange in Warmbrunn aufhielte biß Vent aus Glaz zurückkäme. In Warmbrunn ist die Steinschneiderey ein Handwerck und das Mechanische was Faciusen jetzt sauer wird was er vielleicht in einem Jahre nicht ausstudirt dort etwas ganz gemeines, das er in kurzer Zeit faßt und übt. Es ist wenig was Sie auf diese Zeit an ihn wenden, vielleicht braucht er auch einen kürzeren Aufenthalt und es wären nur die Reisekosten, der Effeckt der dadurch hervorgebracht wird ist für ihn und für die Kunst unschätzbar. Bißher danckt er seine Bildung Ihren, Ihrer Frau Gemahlinn Wohlthaten und dem hiesigen Institute, wie sehr würde es mich freuen wenn Sie geneigt wären meinem Vorschlage Gehör zu geben. Er würde diesen Sommer den Mechanismus seines Metiers faßen, auf der Rückreise Dresden sehen und wenn auf den Herbst Mayer kommt, könnte ich auf den Winter schon was vorzügliches versprechen. Denn wenn alles geht wie ich dencke soll der Nahme PHAKIOS einmal mit dem Nahmen PICHLER wetteifern.

[260] Die Theorie der blauen Farbe habe ich auch in diesen Tagen geschrieben und werde sie in irgend ein Journal eindrucken lassen.

In der Hamburger Zeitung hat ein theilnehmender Mensch gut von meiner Metamorphose gesprochen, es ist mir lieb um der Wissenschaft willen mehr als um mein selbst willen. Ich lege das Blat bey. Ich hoffe nun auch mit meinen übrigen wissenschaftlichen Arbeiten Glück zu machen. So wird denn doch immer etwas gefördert.

Leben Sie recht wohl! ich wünsche das beste Wetter.

(Hendrich hat den Kupferstecher Müller zum Spritzenwesen citirt, ich habe den Actum wenigstens suspendirt. Unsern jungen Künstlern werden wir doch die Vortheile der Academischen zugestehen, wenn wir unsre Anstalt gleich nur beschreiben eine Schule nennen.)

Es ist abgethan.

Nochmals das beste Lebe wohl.

d. 17. May 1791.

G.


d. 18. May.

Noch kann ich mit lebhafter Freude melden, daß ich seit gestern die Phänomene der Farben wie sie das Prisma, der Regenbogen, die Vergrößerungsgläser pp zeigen auf das einfachste Principium reducirt habe. Vorzüglich bin ich durch einen Widerspruch Herders dazu animirt worden der diesen Funcken herausschlug.[261]


9/2868.


An Friedrich Ludwig Schröder

Recht sehr dancke ich Ihnen für das gütige Andencken und für die Mittheilung Ihrer Einrichtungen bey der Kasse.

Schon habe ich Gebrauch davon gemacht und werde die unserige darnach in der Folge noch besser beurtheilen können. Die sieben Repräsentationen die unsre neue Gesellschaft gegeben spielen so aus daß man für den Anfang zufrieden seyn und für die Zukunft Hoffnung fassen konnte. Einen Prolog den ich vorausschickte lege ich bey. Denn obgleich eine solche Gelegenheitsrede gewöhnlich nicht sehr interessant seyn kann, so habe ich doch den Vortheil nicht aus den Händen lassen wollen, dem Publico un den Ackteurs zu seiner Zeit ein Wort sagen zu können.

Wegen Mdlle Boudet habe ich schon vorläufig an Herrn Beck geschrieben. Ich bin gegenwärtig im Stande entschiedener zu sagen daß ein Engagement für dieses junge Frauenzimmer in dem gegenwärtigen Momente bey uns nicht stattfinden kann. Eben so sehr bin ich überzeugt daß sie unter Ihrer Leitung mehr als irgendwo ihr Talent auszubilden Gelegenheit finden wird und wünsche ihr Glück wenn Sie dieselbe unter Ihre Gesellschaft aufnehmen. Reisen Sie glücklich und erlauben mir in der Folge bey vorfallenden Umständen Ihren Rath zu erfragen.

W. d. 24. May 1791.

Goethe.[262]


9/2869.


An Johann Friedrich Reichardt

Sie haben sich also endlich nach einem gefährlichen Sturm auf ein ruhiges Plätzchen in Sicherheit gesetzt, wozu ich Ihnen von Herzen Glück wünsche. Ich dachte wirklich nicht, daß es noch so gut abgehen würde. Mögen Sie recht lange diese Ruhe genießen. Die Partitur von Erwin und Elmire ist in meinen Händen. Das Geld dafür, wie auch für das Te Deum, werde ich Ihnen nächstens überschicken. Die Aufführung jenes Stücks, so wie der Claudine, wird wohl bis auf künftigen Winter anstehen müssen. Wir haben an Gatto einen trefflichen Bassisten und lebhafter Akteur. Übrigens muß unsere Oper sich noch verbessern. Wissen Sie nicht irgendwo eine Sängerin mit der man Ehre einlegen könnte? Die arme Lebrun ist ihrem Manne bald nachgefolgt. Die beiden Leute habe ich sehr bedauert. Im Ganzen, macht mir unser Theater Vergnügen, es ist schon um Vieles besser, als das vorige, und es kommt nur darauf an, daß sie sich zusammen spielen, auf gewisse mechanische Vortheile aufmerksam werden und nach und nach aus dem abscheulichen Schlendrian in dem die mehrsten deutschen Schauspieler bequem hinleiern, nach und nach herausgebracht werden. Ich werde selbst einige Stücke schreiben, mich darinne einigermaßen dem Geschmack des Augenblicks nähern und sehen, ob man sie nach und nach an ein gebundenes, kunstreiches Spiel[263] gewöhnen kann. Moritz hat mir einige sehr vergnügte Tage gemacht. So krank er war, so munter und lebhaft war sein Geist. Er hat sich in den wenigen Jahren da ich ihn nicht gesehen habe, unglaublich ausgebildet und ist in allen denen Sachen die er unternommen hat, wo nicht am Ziel, doch wenigstens immer auf dem rechten Wege. Ich habe fast alles, was ich sowohl in der Kunst als Naturlehre und Naturbeschreibung vorhabe, mit ihm durchgesprochen und von seinen Bemerkungen manchen Vortheil gezogen. Seine Krankheit und die Kürze der Zeit hat ihn gehindert zu Ihnen zu kommen. Lassen Sie mich bald hören, wie Sie sich in Ihrer neuen Lage befinden. Unter den Arbeiten die mich jetzt am meisten interessiren, ist eine neue Theorie des Lichts, des Schattens und der Farben. Ich habe schon angefangen sie zu schreiben, ich hoffe sie zu Michaeli fertig zu haben. Wenn ich mich nicht betrüge, so muß sie mancherlei Revolutionen sowohl in der Naturlehre als in der Kunst hervorbringen. Beiliegendes Blättchen macht Sie auf einen Namen aufmerksam der Ihnen künftig gewiß sehr ehrwürdig seyn wird. Leben Sie wohl. Lips wird etwa in 14 Tagen mit meinem Bildniß fertig seyn. Da er aber nach Kassel gehen muß um es abdrucken zu lassen, so wird sich die Ausgabe desselben verziehen.

Weimar den 30. Mai 1791.

Goethe.[264]


9/2870.


An Samuel Thomas von Sömmerring

Sie haben mir durch Ihr Werk über den Bau des menschlichen Körpers ein sehr angenehmes Geschenk gemacht. Es kommt in dem Augenblick da ich sehr zerstreut und im Begriff bin auf einige zeit zu verreisen. Die erste ruhige Zeit die ich vor mir sehe, werde ich dazu verwenden Ihr Werk zu studiren und mich Ihrer Bemühungen zu erfreuen. Gewiß wird es mich aufmuntern verschiedene Abhandlungen, die ich vorigen Winter zu schreiben angefangen, fortzusetzen und vielleicht zu vollenden, und diese Arbeit wird mir auch in der Ferne eine angenehme Unterhaltung mit Ihnen sein. Wie oft, indem ich Ihre frühern Schriften las, denen ich so manche Belehrung schuldig bin, habe ich Sie glücklich gepriesen, daß Ihr Beruf Sie zur Untersuchung des thierischen Gebäudes führt, und daß es Ihre Pflicht ist, der Betrachtung desselben Ihr Leben zu widmen. So oft ich mich von andern Gegenständen losmache und diesen näher und genauer betrachte, so entsteht immer in mir der lebhafteste Wunsch, mich ausschließlich damit beschäftigen zu können. Ich bin überzeugt, daß diese Ihre letzte Arbeit, wie Ihre vorhergehenden, einen Mann bezeichnen, der über den Gegenstand denkt, welchen er behandelt, und der eben deswegen das Verworrene klar, und das Trockene angenehm vorzutragen im[265] Stande ist. Sie sind in einem Lande zu hause, das ich nur manchmal als Gastbesuche, und ich wünsche, daß meine Bemerkungen, die ich gleichsam nur erhasche, in der Folge für Sie von einigem Werth sein mögen. Ich wiederhole meinen Dank für das Überschickte und empfehle mich zu geneigtem Andenken.

Weimar am 31. Mai 1791.

Goethe.


9/2871.


An Christian Gottlob Voigt

[Mai.]

Wollten Ew. Wohlgeb. die Güte haben Sonntags Mittag mit mir zu essen? und etwa um zwölf Uhr zu kommen, weil ich über einiges zu sprechen wünschte. Mein geschwollner Backen hat sich noch nicht gesetzt. Arens empfiehlt sich nochmals, ich habe viel Freude an ihm gehabt und hoffe viel von ihm.

G.


9/2872.


An den Herzog Carl August

[Mai.]

Es wäre sehr gut wenn wir durch eine Mittelsperson mit Arens in Connexion kämen und blieben. Gegen den Sohn des Baukontroleurs hätte ich zu erinnern daß er sehr jung ist und im Zeichnen sobald nicht die Fertigkeit erreichen möchte die Arens wünscht.[266] Er verlangt jemanden der ihm beystehe, für ihn copire welches in dieser Kunst schon viel voraussetzt. Dann wünschte ich auch daß Sie schon in einigen Jahren den Genuß von einem solchen Menschen hätten für Ihr Bau und Gartenwesen. Und alsdann vielleicht einen andern in die Schule schickten. Ich bin auf den Schlesier gefallen der Ihnen doch gewissermassen zur Last liegt. sein äusserliches ist empfehlend, man müßte ihn in Mathematicis prüfen lassen, seine Risse ansehen und sich alsdann entschliessen. Ein solcher lernte in drey Jahren soviel daß Sie ihn zurückrufen könnten; er sähe Arens die großen Garten anlegen und käme bald mit neuen Ideen bereichert hierher. Auch hätte ein solcher mehr Einfluß auf Arens wenn man durch seine Vermittlung Arensen zu diesem oder jenem anfeuern wollte.


s . m.

Ich sitze mit dem höllischen Feuer einer spanischen Fliege im Nacken. Was thut man nicht um an sich die edle Menschen Gestalt wieder herzustellen.

Habe ich schon gemeldet daß ich in diesen einsamen und mit unter schlaflosen Stunden den ganzen Kreis der Farbenlehre glücklich durchlaufen bin, daß ich die Hauptfäden ziehen konnte und nun wie eine Spinne das Werck mit Fleiß zu vollbringen anfange.

Leben Sie recht wohl und gedencken mein.

G.[267]


9/2873.


An Caroline Herder

[Mai.]

Zur Nachricht daß ich zwar aus der Antichambre des Grabes, dem Bette meyn ich, wieder in's gemeine Leben wiedergekehrt; aber doch so schnell als iener würcklich begrabne und stinckend gefundne Fromme nicht aus den Windeln der zweyten Kindheit mich auswickeln können, deswegen herumwandre.

Der Mammon der hier beykommt hat wunderbaare Schicksaale gehabt. Er kommt von der Herzoginn Mutter und sollte mit der Ostergabe der Reg. Herzoginn vereint anlangen, blieb aber zurück, fand einen Weeg zu mir und blieb bey dem Liegenden liegen. Also einen guten Empfang dem hinckenden Plutus.

Der Herzog wünscht die Zerstreuten Blätter es wäre artig wenn Sie ihm ein Exemplar gleich schickten.

G.


9/2874.


An Friedrich Heinrich Jacobi

Die Anweisung auf Göschen habe ich erhalten, das andere Geld wird auch wohl zur rechten Zeit ankommen. Ich muß dir noch ein Wort sagen ehe ich von hier abgehe, da ich doch wohl vor 8 Wochen nicht wieder zurück komme.

[268] Deinem Sohn wünsche ich zur Reise Glück. Macht er diesen großen Weg allein, oder hat er Gesellschaft? und was vor eine Absicht hast du ihn dorthin zu senden? Wie hat sich der jüngere ausgebildet, und wie bist du mit ihm zufrieden? Ist Kläre zu meinem Schwager, und was ist aus dem Kinde geworden?

Ich wünschte wohl, daß du uns wieder auf einige Zeit besuchtest. Ein Aufenthalt zu Jena wo die neue Philosophie so feste Wurzeln geschlagen hat, würde dir bei deiner entschiedenen Neigung zu dieser Wissenschaft gewiß interessant seyn.

Ich habe Lust und Anlaß mancherley zu schreiben, und wenn nur nicht andere Hindernisse dazwischen kommen die mich stören und zerstreuen, so wirst du zwischen hier und Ostern manches erhalten. Ich habe fast in allen Theilen der Naturlehre und Naturbeschreibung kleine und größere Abhandlungen entworfen und es kommt nur darauf an, daß ich sie in der Folge hintereinander wegarbeite. In der Theorie der bildenden Künste habe ich auch vieles vorgearbeitet und habe gute Gelegenheit meine Gedanken zu prüfen indem ich mit mehrern denkenden Künstlern in Verbindung stehe denen ich mich mittheile und durch die ich die Anwendbarkeit und Fruchtbarkeit gewisser Grundsätze am besten entdecken kann. Eine neue Theorie des Lichts, des Schattens und der Farben, an der ich schreibe, und die ich in einem Viertel Jahre auszuarbeiten denke, wird dir Freude machen. Sie[269] wird lesbarer und allgemeiner faßlich seyn als meine botanischen Schriften und künftig meine anatomischen, nicht seyn können. Es setzen diese zuviel Terminologie und eine genaue Kenntniß der Gegenstände von denen die Rede ist, voraus. Indeß attachire ich mich täglich mehr an diese Wissenschaften, und ich merke wohl daß sie in der Folge mich vielleicht auschließlich beschäftigen werden. In dem deutschen Museum das zu Berlin herauskömmt, wirst du einige von meinen neusten Gedichten sehen können.

Cagliostro's Stammbaum und Nachrichten von seiner Familie die ich in Palermo kennen gelernt, werde ich wohl auch jetzt herausgeben, damit über diesen Nichtswürdigen gar kein Zweifel übrig bleibe. Ich weiß nicht ob du schon den Auszug von seinem Prozesse gelesen hast, den man in Rom hat drucken lassen. Er enthält fast nichts, was man nicht schon wußte, aber wie viele Menschen wollten es nicht wissen. Es ist erbärmlich anzusehen, wie die Menschen nach Wundern schnappen um nur in ihrem Unsinn und Albernheit beharren zu dürfen, und um sich gegen die Obermacht des Menschenverstandes und der Vernunft wehren zu können. Ich wünsche dir wohl dir wohl zu leben und bitte dich, mir manchmal Nachricht von deinem Befinden zu geben.

Lips ist sehr fleißig über meinem Portrait; es geräth ihm vortrefflich, ich fürchte aber daß er es unter einigen Monaten nicht ausgeben können,[270] besonders, da wir hier keinen tüchtigen Kupferdrucker haben, und er mit der Platte nach Kassel reisen muß, um sie dort abdrucken zu lassen.

Verzeih die fremde Hand des Briefs, du hättest sonst noch sobald nichts von mir erfahren.

Weimar d. 1. Juni 1791.

Goethe.


Will ich die Blumen des frühen, die Früchte des späteren Jahres,

Will ich was reizt und entzückt, will ich was sättigt und nährt,

Will ich den Himmel die Erde mit Einem Namen begreifen;

Nenn ich Sakontala dich und so ist alles gesagt.


9/2875.


An Johann Georg Lenz

Das Buch welches Sie mir überschickt, hat mir viel Vergnügen gemacht. Ich sehe daraus, daß Sie bei Ordnung des Ihnen anvertrauten Kabinets auch in der Wissenschaft viel Fleiß angewendet, welche durch eine solche Sammlung eigentlich befördert werden soll. Sie haben dadurch dem Publico gewiß einen Dienst geleistet, daß Sie die Wohldurchdachten Tabellen des Herrn Inspector Werners weiter ausgeführt und die Autoren die von den verschiedenen Mineralien handeln, fleißig angeführt haben. Ich hoffe Sie bald zu sehen und mich über den einen und andern Punkt[271] mit Ihnen zu besprechen. Innliegendes übergeben Sie Herrn Hofrath Büttner mit meinem Kompliment, und leben recht wohl.

Weimar den 2. Jun. 1791.

Goethe.


9/2876.


An Christian Gottfried Körner

Durch mancherley zusammentreffende Umstände wurde ich verhindert, Sie in Leipzig zu sehen und selbst diesen Brief adressire ich nicht mehr dahin. in wenig Tagen reise ich nach Ilmenau und werde mich einige Zeit auswärts aufhalten, ob ich gleich diesmal schwerlich aus Thüringen kommen werde. Es freut mich, daß Sie über die Gegenstände unserer Unterredung immer weiter nachgedacht haben; es würde desto angenehmere Unterhaltung geben, wenn wir uns wiedersehen.

In der deutschen Monatsschrift, welche zu Berlin herauskommt, werden Sie einiges von mir finden. Hier lege ich eine kleine Landschaft bei. Ich schicke bald mehr, und ich wünschte etwas besseres. Leben Sie recht wohl und empfehlen Sie mich Ihrer lieben Frau und Schwägerin, auch der schönen Freundin, wenn sie in der Nähe ist. Auch vergessen Sie nicht Herrn Graf Geßler und Herrn Hausmarschall von Racknitz vielmals von mir zu grüßen.

W. d. 4. Juni 1791.

Goethe.[272]


9/2876a.


An die Schloßbau-Commission

Da uns nichts angelegner seyn kann als Herrn Bau Meister Arens an das wichtige Schloßbau Geschäfte näher zu attachiren so habe ich den Gedancken[41] gehabt ob man ihm nicht einen Charackter geben und ihm dadurch was angenehmes erzeigen könnte.

Da Serenissimus geneigt waren ihm den Titel als Rath zu geben, so habe ich ihn darauf sondirt, da er sich denn Bedenckzeit ausgebeten und mir sodann heute eröffnet daß er diese Gesinnungen mit Danck verehrte und besonders sich geehrt finden würde wenn er den Charackter als Baurath erhielte. Woran denn wohl kein Anstoß seyn möchte, vielmehr der Titel einmal die Funcktion bezeichnet und unsre Berg, Legations und Commissions Räthe ohne Bedencken Titel ohne Funcktionen tragen.

Was seine Remuneration betrifft, so wünschte ich daß sie seiner Bemühung einigermassen gleichkäme da er nicht nur den ausgearbeiteten Plan der Haupt Etage geliefert und in mehreren andern Dingen beyräthig gewesen, sondern auch mit Serenissimo die ganzen Gartenanlagen durchgegangen, vieles schöne und nützliche angegeben und nun zu Hause auch noch manches nachzuarbeiten haben wird. Ich dächte daß man ihm ausser seiner Reise die man auf 125 rh. rechnen kann wenigstens noch 200 rh. wo nicht 100 Ducaten zu verehren hätte.

Denn wenn wir ihn bewegen können nur des Jahrs 3 Monate hier zu seyn so werden wir 100fachen Vortheil davon haben und was ihn an Hamburg hält ist der große Verdienst den er daselbst findet und der sich vermehrt wie das Zutrauen zu ihm wächst.


[42] Ich empfehle mich zugleich meinen hochgeehrtesten Herrn Mitkommissarien bestens und bitte die Sache zum Vortrag an Serenissimum zu befördern.

Ertheilten ihm Durchl. den Charackter, so wäre wohl das Decret von seiten unsrer Casse auszulösen und es ihm gratis zuzustellen.

W. d. 5. Jun. 1791.

Goethe.

s. m.[43]


9/2877.


An Friedrich von Schuckmann

Weimar, 12. Juni 1791.

Blieb mein voriger Brief lange aus und war am Ende doch nur dilatorisch, so wird der gegenwärtige der schnell folgt desto entschiedener seyn.

Durchl. der Herzog, durch einige eintretende Umstände bewogen, haben sich entschlossen Ihnen sogleich die Stelle eines Mitgliedes seines Geheimen Consilii anbieten zu lassen. Sie würden sogleich den Charackter als Geheimerath und 2000 Thlr. Besoldung, nämlich 1500 durchs Dekret und 500 aus Durchl. Händen jährlich empfangen. Zu Ihrer Veränderung habe ich den Auftrag Ihnen 600 Thlr. anzubieten. Sind Sie geneigt hierzu so wird der Herzog Ihre Entlassung bey Ihro Majestät auszuwircken suchen.

Ich setze heute nichts weiter hinzu: als den Wunsch daß Ihr Entschluß, er falle aus wie er wolle, zu Ihrer künftigen Zufriedenheit gereichen möge. Leben Sie recht wohl und behalten mir Ihre Freundschaft.

Goethe.


Wenn Sie den Antrag annehmen, so wünscht Durchl. der Herzog daß Sie Sich noch mit dem dortigen Finanz Wesen, das Ihnen ohne dies bekannt genug seyn muß, einige Zeit beschäftigen mögen, um eine vollständige Idee mitzubringen und die Anwendbarkeit auf hiesige Umstände zu beurtheilen.

[273] Schreiben Sie mir doch auch gefällig wie hoch man jetzt die Pfandscheine kauft? Nochmals ein herzliches Lebewohl.[274]


9/2877a.


An Johann Heinrich Voigt

[Concept.]

[Juni oder Juli 1791.]

Als ich in dem vierten Hefte des Journals der Physic, welches Herr Gren herausgiebt, Seite 145 die Meynungen eines französischen Naturforschers über die blauen Schatten und im März des Journal de Physique pag. 199 die Beschreibung des Blaumessers (Cyanomètre) von Herrn de Saussure las, erinnerte ich mich aller Beobachtungen, welche ich über die blaue Farbe zu machen Gelegenheit gehabt und überdachte aufs neue die Theorie, die ich mir darüber gebildet. Ich würde dieselbe noch länger zurückgehalten und weiter durchgedacht haben, um so mehr, da sie den Erklärungen gedachter Naturforscher wiederspricht, wenn mich nicht der Beyfall, den Ew. Wohlgeb. meinen Gedanken gegeben, aufmunterte sie zusammen zu fassen und sie Ihre schriftlich zu einem gefälligen Gebrauche mitzutheilen.[43]


9/2878.


An den Herzog Carl August

Von meinen Zuständen hätte ich längst einige Nachricht geben und mich Ihrem Andencken empfehlen sollen, hier ist also endlich eine bunte Depesche: Bittschrifften, Anschlage Zettel und besonders ein Versuch von Göttling mit der dephlogistisirten Salzsäure. Er hat gedrucktes Papier von dem ein Blat beyliegt wieder zu Brey gemacht, mit seinem Wasser alle Schwärze herausgezogen und wieder Papier daraus machen lassen wie es beyliegt, das fast weiser als das erste ist. Welch ein Trost für die lebende Welt der Autoren und welch ein drohendes Gericht für die abgegangen. Es ist eine sehr schöne Entdeckung und kann viel Einfluß haben. Bey dieser Gelegenheit hat sich eine alte Idee: hier eine gelehrte Gesellschaft zu errichten und zwar den Anfang ganz prätentionslos zu machen, in mir wieder erneuert. Wir könnten wircklich mit unsern eignen Kräften, verbunden mit Jena viel thun wenn nur manchmal ein Reunionspunckt wäre. Biß Sie wiederkommen soll das Projeckt reifer seyn. Ich habe diese Zeit nur im Lichte und in reinen Farben gelebt und habe wunderbare Versuche erdacht und kombinirt auch die[274] Regenbogen zu großer Voll kommenheit gebracht daß der alte Neubart ausrief: der Schöpfer selbst kann sie nicht schöner machen. Auf der Michaelis Messe gedencke ich das Tracktätchen herauszugeben.

Beym Schloßbau ist manches vorgekommen das uns beschäftigt hat, es war gut daß wir in dieser Zeit hier waren. In etwa acht Tagen will ich den Coadjutor besuchen, dann auf Gotha gehn, wohin ich gestern eine erneute Einladung erhalten habe, dann frage ich an ob es erlaubt ist Sie in den Wäldern und an den Heilsamen Quellen aufzusuchen.

Die hübschen Weiber sterben hier und zwar mit sonderbaren Umständen. Die Weidner ist an einer Indigestion und zwar einer Mahlzeit die sich nicht genossen hatte gestorben.

Einer andern stand eine Mannsperson bey der Geburt bey welche schwer war und lange dauerte, nach 3 Stunden erfährt die Wehemutter, daß es nicht der Mann rufen, das Kind kommt und die Frau stirbt.

In Lauchstädt geht es ganz leidlich. Es fügt und schickt sich alle. Kleine Inconvenienzen werden nicht gerechnet, sie machen nur Herrn Fischer zu schaffen.

Ihre Frau Mutter ist wohl und vergnügt sie bedient sich Tiefurths auf eine kluge Weise, fährt manchmal hinaus dort zu speisen und Thee zu geben[275] und kommt Abends wieder in die Stadt, so genießt sie es und vermeidet manches unangenehme.

Ich empfehle mich zu Gnaden, bitte mich der Frau Gemahlinn zu Füssen zu legen und meiner eingedenck zu seyn. Leben Sie gesund und froh.

W. d. 1. Jul. 1791.

G.


9/2879.


An Georg Joachim Göschen

Ich danke für die mir übersendeten Bücher und die mir in Ihrem Briefe gezeigten Gesinnungen und wünschte daß ich dagegen etwas gefälliges erzeigen könnte. Es that mir leid daß Sie den Kleinen Versuch der Metamorphose ausschlugen und ich war genötigt mich nach einem andern Verleger umzusehen und Verbindungen einzugehen die ich sogleich nicht lösen kann. Wahrscheinlich werd ich in der Folge ebensoviel in der Naturlehre als in der Dichtkunst arbeiten, ich habe von beyderlei Manuscripten manches vorräthig das aber erst ausgeführt und nur zur rechten Zeit ausgegeben seyn will. Auf Michael werde ich eine neue Theorie der Farben ins Publicum wagen. Ich kann Ihnen aufrichtig versichern daß ich sehr gewünscht hätte alles in Einer Hand zu sehen.

Ich habe einen größern Roman in der Arbeit und werde mehr Veranlassung finden für das Theater zu arbeiten als bisher.

[276] Von meinen italienischen Reisen ist auch noch alles zurück. ein Büchlein Elegien die ich in Rom schrieb, desgl. Epigramme die in Venedig entstanden, liegen auch noch da und warten auf den Zeitpunkt in dem sie erscheinen können.

Da, wie Sie selbst sagen, meinen Sachen nicht so current sind als andere an denen ein größer Publikum Geschmack findet, so muß ich denn freylich nach den Umständen zu Werke gehen und sehe leider voraus daß sich der Verlag meiner künftigen Schriften gänzlich zerstreuen wird.

Meine ersteren habe ich nicht ausser Augen gelassen und korrigire ein Exemplar wie es mir die Zeit erlaubt, um von meiner Seite bereit zu seyn wenn eine neue Ausgabe für nöthig oder räthlich gehalten würde.

Ich wünsche Ihnen recht wohl zu leben und empfehle mich Ihrem Andenken.

W. d. 4. Juli 1791.

Goethe.

Die sechs Laubthaler habe ich nicht in den Packeten gefunden.


9/2880.


An den Herzog Carl August

Ich habe mir durch das Optische Studium eine große Last aufgeladen oder vielmehr der Genius hats gethan, ich bin hineingegangen Schritt vor Schritt,[277] eh ich die Weite des Felds übersah. Die Resultate sind artig die ich aus den Erfahrungen ziehe. Da ich meine Abhandlung gerne Michael wollte drucken lassen und etwa dreysig Tafeln dazu gehören die ich auf einzelnen Kartenblättern liefern und also bey Sutorn muß arbeiten lassen, so habe ich diese Tage mit dem mechanischen der Fabrication den Patronen, Holzstücken pp. viel Plage gehabt. Eh alles im Gange ist kann ich nicht weggehen ich hoffe aber doch Montag oder Dienstag abzureisen. Allen denen ich die Theorie vorgetragen hat sie Freude gemacht, ich hoffe auf Sie dieselbige Wirckung.

Der Versuch den liquorem acidulum auf Papier zu brauchen wird nicht wohl angehen ich habe es gleich selbst versucht und Göttling darüber gesprochen, es bleibt ein gelber Flecken zurück. Da die Leinwand nachher noch gewachsen wird geht dieses gilbliche eher wieder heraus. Ich bringe ein Gläschen davon mit.

In Lauchstädt geht alles ganz artig. Die Anstalt reussirt gewiß.

Ich wünsche recht wohl zu leben und freue mich herzlich Ihnen wieder näher zu kommen.

Der neue Weg von den Ruinen hinunter wird sehr gut und eine überraschende Parthie.

W. d. 8. Juli. 91.

Goethe.[278]


9/2880a.


An Christian Ernst von Bentzel-Sternau?

Entschuldigen mich Ew. Wohlgeb. aufs beste bey des Herrn Coadjutors Erzbischöffl. Gnaden. Ein Brief Serenissimi heißt mich nach Eisenach eilen, auf meiner Rückreise verfehle ich nicht aufzuwarten. Es wird mir leid seyn Sie nicht mehr anzutreffen.

W. d. 10. Jul. 1791.

Goethe.[44]


9/2881.


An Friedrich Justin Bertuch

[Juli.]

Den Bogen meiner Schrift rechne ich vier Louisdor, mancherley faux frais dagegen, die mir die Anordnung der Karten und verwandte Arbeiten gemacht, um das Unternehmen nicht zu erschweren, zu den Experimenten meines optischen Kabinetes.

Goethe.


9/2882.


An Friedrich Constantin von Stein

Weimar, den 6. August 1791.

Ich hätte gewünscht, dich wieder einmal zu sprechen, und zu hören, wie es dir geht. Ich habe dir auch Manches zu erzählen, denn es ist mir Einiges geglückt, das dir auch Freude machen wird.

In Gotha habe ich mich des physikalischen Apparats mit großem Nutzen bedient, und ich bin recht weit vorwärts gekommen. Der dritte Akt meines Lustspiels ist auch geschrieben, und die Cärtchen werden nächstens Sutor's Fabrik in Bewegung setzen, so geht Eins mit dem Andern fort.

Lebe wohl, ich verlange recht zu hören, wie dir das akademische Leben anschlägt.

G.[279]


9/2883.


An Carl Ludwig von Knebel

Ich wünscht dich morgen frühe zu sprechen. Wolltest du wohl zu mir kommen. Die angefangne Cur des Eger Wasser leidet nicht daß ich morgens ausgehe. Vale.

W. d. 8. Aug. 91.

G.


9/2884.


An Christian Gottlob Voigt

[13. August.]

Auf Befehl Durchl. des Herzogs habe ich Ew. Wohlgeb. heute Abend noch sprechen sollen. Kämen Sie nicht gar zu spät zurück so bemühten Sie Sich wohl noch zu mir. Biß eilf Uhr will ich Sie erwarten. Auf alle Fälle haben Sie die Güte Morgen frühe um sechs Uhr zu mir zu kommen.

G.


9/2885.


An den Herzog Carl August

Möge der heutige Tag Ihnen alles Gute bestätigen zu dem sich Ihnen in dieser Zeit die angenehme Hoffnung zeigte und möge ich lange Gelegenheit haben Ihnen meine Danckbarkeit einigermassen zu beweisen.

d. 3. Sept. 91.

G.[280]


9/2886.


An Johann Gottfried Herder

[5. September.]

Hier schicke ich die zwey letzten Ackte des

Groß-Cophta.

So möchte ich das Stück heisen wenn du es billigst. Wenn dieser Titel nicht alles sagt, so sagt er doch das meiste und hat was neues und abenteuerliches.

Thue an diesen Heften die Liebe wie an den ersten die heut abgehen. Ich dancke dir herzlich für diesen Beystand. Ich bin gehindert worden dich zu besuchen und nach und nach deinem Befinden zu fragen.

Lebe wohl ich sehe dich bald.

G.


9/2887.


An Georg Joachim Göschen

Weimar, den 12. September 1791.

Die 6 Laubthaler habe ich erhalten und die von dem Herrn Geh. Rath Jacobi verlangte Abdrücke meines Portraits an denselben abgesendet. Ich schicke seine Anweisung an Herrn Lips quittirt, und danke Ihnen für die Bemühung.

Es thut mir leid...[281]


9/2888.


An Wilhelm Heinrich Sebastian Buchholz

[12. September.]

Wollten Sie die Güte haben und mir nur kürzlich den Prozess aufsetzen wie man verfahren muß um das Wasser durch das Kohlenpulver zu verbessern? man hat das Rezept von mir verlangt, und es freut mich, daß unsere neuliche Zusammenkunft so unmittelbar nützlich wirkt.

Goethe.


9/2889.


An Christian Gottfried Körner

In dieser letzten Zeit habe ich so vielerlei unternommen und habe selbst in diesem Augenblick noch manches zu thun, was keinen Aufschub leidet, und habe deswegen an meine auswärtigen Freunde wenig denken können.

Ich wünsche dagegen daß Ihnen ein Lustspiel: Der Gros Cophta, welches in der Michaelis Messe herausgekommen wird, und mein erster Beitrag zur Optik, den ich gleichfalls bald ins Publikum zu bringen gedencke, vergnüglich und nützlich seyn möge. Seyn Sie überzeugt, daß Sie mit zu dem Publico gehören, das ich vor Augen habe, wenn ich arbeite.

Die Veranlaßung zu meinem heutigen Biefe giebt mir ein junger Künstler den ich Ihnen empfehlen[282] möchte. Es kommen bei ihm ein vorzügliches Naturel, Fleiß und mechanische Geschicklichkeit zusammen. Er hat bisher in Stahl geschnitten und ist sich fast alles selbst schuldig. Ich siegele mit dem Kopf der Meduse den er kopirt hat.

Ich wünsche nun daß er im Steinschneiden, mit dem er auch schon einen Anfang gemacht hat, vorwärts kommen und in dem Mechanischen deßselben das ihn jetzt noch aufhält, sich beßer über möge. Sie haben einen geschickten Steinschneider in Dresden der wie ich höre, nicht neidisch seyn soll und allenfalls einen jungen Künstler bilden hilft. Wollten Sie die Güte haben mir über folgende Punckte Nachricht zu geben?

1) Wie der Steinschneider heiße, und ob er einem jungen Manne etwa ein paar Monate Unterricht gäbe?

2) Was er für diesen Unterricht verlangt?

3) Ob der junge Künstler seine Maschine mitbringen soll?

4) Ob Sie wohl die Güte hätten, mir wegen Quartier und Kost einen Überschlag zu machen, was es ohngefähr monatlich kosten könne? und ob Sie wohl die Güte haben wollten, sich selbst ein wenig des jungen Mannes?

Es wird Ihnen gewiß Freude machen, ihn kennen zu lernen, und Sie werden in der Folge die Zufriedenheit genießen, wenn sich dieses Talent ausbildet, seinem Anfang behülflich gewesen zu seyn.

[283] Leben Sie recht wohl und empfehlen Sie mich Ihrer lieben Frau und allen Freunden.

Weimar den 12. Sept. 1791.

Goethe.


9/2890.


An Carl Ludwig von Knebel

Wolltest du wohl die Güte haben und Prof. Batsch ersuchen daß er eine lateinische Übersetzung der Erklärung seiner microscopischen Muscheln fertige. Die deutsche ist fürs Ausland unbrauchbar.

Dann wünschte ich das Stück, ich weiß nicht welcher Monatsschrift in welcher die Microscopische Erscheinung beschrieben ist die er vor einigen Jahren bemerckte. Ich werde ihrer in meiner Abhandlung gedencken.

Lebe wohl und glücklich in dem Schooße wissenschaftlicher Demokratie und gedenke mein.

W. d. 26. S. 91.

Goethe.


9/2891.


An Franz Kirms

[8. oder 26. September.]

Wollten Sie in den Bendai'schen Contrakt nicht etwas von dem Aufkündigungs-Termin setzen? (Etwa Vierteljährig). Wie die andern auf Weynachten.

Dem Souffleur könnte mit jener Bedingung zugeschrieben werden. Nur fiele das Druckenlassen der Arienbücher weg, das nicht statuirt werden kann.[284]


9/2892.


An Franz Kirms

[September.]

Die Vorschrift für den Souffleur qua Noten Schreiber liegt hier bey, ich finde sie sehr zweckmäßig eingerichtet.

Die Verordnung wegen der Rudorf und Neumann unterzeichne ich wenn ich nur noch Durchl. der Herzogin letzte Befehle erhalten habe.

Hunnius wäre zu antworten, daß wohl vorerst von seinen Manuscripten kein Gebrauch gemacht werden könnte.

Der Faßbinder wäre ja wohl am schnellsten von Mannheim zu haben. Mit Bellomo möchten wir in der Entfernung schwerlich was ausrichten.

Genast sprach auch neulich auf der Straße nur vorübergehend ich erklärte mich gar nicht. Es will eben keiner fort. So acceptirt auch Herr Benda in beyliegendem was ich ihm nicht angeboten habe. Indessen da wir ihn behalten wollen, so mag es seyn.

Beyliegende Briefe möchten wohl abschläglich zu beantworten seyn.

G.


9/2893.


An Carl Ludwig von Knebel

Es thut mir herzlich leid, daß ich diese Tage nicht mit dir in Jena zubringen kann, eine[285] doppelte Beschäftigung hält mich hier zurück die Ausgabe des optischen Versuchs und die Einrichtung des Schauspiels, jenes macht mir mehr Freude als dieses, denn ich kann hoffen dort etwas reeles und bleibendes zu leisten, wenn die vorübergehende Theater Erscheinung nicht einmal ihre Wirckung in dem Augenblick äußert für den sie bestimmt ist. Vielleicht kann ich nächsten Sonntag abkommen, ich schreibe dir es Sonnabend.

Es verlangt mich recht sehr was du zu meinem ersten Stücke der optischen Beyträge sagen wirst? es ist sehr kurz und wird kaum drey gedruckte Bogen enthalten, das Publicum muß erst mit diesem Penso bekannt seyn eh ich weiter spreche. Indessen arbeite ich schon am zweyten Stücke weil ich doch einmal in der Materie bin, es wird auch dazu noch eine Sammlung Tafeln nöthig.

Lebe recht wohl und erfreue dich des scheidenden Jahrs in der schönen Gegend.

W. d. 5. Octbr. 91.

G.


9/2894.


An Carl Ludwig von Knebel

Das schlimme Wetter ists nicht allein was mich abhält Morgen zu kommen. Die Correcktur der kleinen Schrift und Theater Angelegenheiten lassen mir keine Freyheit. Ich werde kaum diesmal das Jenaische Thal an deiner Seite durchwandern können.

[286] An einem Jesuiten Grimaldi welcher ohngefähr zu eben der Zeit mit Neuton sich um das Licht und die Farben bekümmerte, habe ich sehr große Freude und Trost. Sein Buch de Lumine Coloribus et Iride ist fünf Jahre früher gedruckt als Neuton seine Optische Vorlesungen hielt und viel früher als er seine Optik herausgab. Grimaldi ist ein weit schärferer Beobachter als Neuton und ganz dünckt mich auf dem rechten Wege von dem uns dieser Kirchenvater abgebracht hat.

Lebe wohl. Gedencke mein.

W. d. 8. O. 91.

Goethe.


9/2895.


An Samuel Thomas von Sömmerring

Vor einem Jahre um diese Zeit hoffte ich, Ihnen bald von meinen anatomischen und physiologischen Bemühungen Rechenschaft geben zu können, indem ich fleißig arbeitete um meine Bemerkungen in Ordnung zu bringen. Wie weit ich von jenem Fache weggeführt worden, werden Sie aus der kleinen Schrift sehen die ich hiermit überschicke. Ich wünsche, daß Sie Zeit haben mögen ihr einige Aufmerksamkeit zu schenken.

Da diese Versuche ohne genaue Kenntniß des menschlichen Auges und ohne scharfe Prüfung der Sehkraft nicht weit fortgeführt werden können, so werde ich auch auf diesem Wege mich bald wieder[287] Ihrem Fache nähern, und ich bin überzeugt, daß ich Sie um Ihre Mitwirkung nicht vergebens ersuche. Ich wünsche, daß Sie sich wohl befinden und meiner gedenken mögen.

Weimar den 12. Octbr. 1791.

Goethe.


9/2896.


An Carl Ludwig von Knebel

Du erhältst endlich das erste Stück der Beyträge zur Optik das an Bogen nicht starck geworden, möge der Inhalt desto specifische schwerer seyn. ich bin neugierig wie man es anfassen wird denn freylich etwas räthselhaft sieht es aus, in dem zweyten Stücke denck ich doch eine etwas weitere Aussicht zu eröffnen. Einige sehr schöne Experiment habe ich wieder gefunden und die Erfahrungen scheinen sich immer mehr um Einen Punckt zu versammeln.

Die Theater Qual hält mich noch immer fest und ich sehe nicht wie ich abkommen will. Lebe recht wohl und genieße die guten letzten Tage und gedencke mein. W. d. 12. O. 91.

Goethe.


Ich schicke zugleich zwey Prismen welche Herrn Büttner gehören und die er mir vor weniger Zeit gesendet zurück damit es euch zu den Versuchen daran nicht fehlen möge.[288]


9/2897.


An Carl Ludwig von Knebel

[28. October]

Aus meinem Optischen Laboratorio frage ich bey dir an ob du wohl zu mir kommen und einige hübsche Experimente sehen wolltest. Zugleich wünsche ich du möchtest diesen Mittag mit mir vorlieb nehmen. Wir haben lange nicht geschwatzt.

G.


9/2898.


An Johann Friedrich Reichardt

Meine bekannte Schreibescheue hat diese Zeit her so mancherley Entschuldigungen gefunden daß meine Freunde wenig von mir gehört haben, ich ermanne mich heute um auf Ihren Brief zu antworten. Ich freue mich Sie hier zu sehen, und wenn ich Ihnen gleich kein Quartier anbieten kann (der Schweizer Meyer, dessen Sie Sich aus Venedig erinnern bewohnt meinen obern Stock) so sollen Sie doch übrigens auf das freundlichste empfangen seyn; ich hoffe Zeit genug zu finden die wichtigen Angelegenheiten der fünf Sinne mit Ihnen abzuhandeln.

Mein Optisches Wesen und Treiben empfehle ich Ihrer fortdauernden Aufmerksamkeit es freut mich wenn Sie die Art der Behandlung mehr als die Sache ergötzt hat. Sie werden in der Folge noch[289] wunderbare Dinge zu sehen kriegen, und wenn ich mich nicht sehr irre so wird die Neutonische Hypothese von diverser Refrangibilität der Lichtstrahlen, von ihrer Spaltung in sieben, oder Gott weiß wie viel, bunte einfache Strahlen wie eine alte Mauer zusammen fallen, wenn ich nur erst ihr Fundament werde untergraben haben. Denn einer so wohlvertheidigten Vestung ist blos durch miniren anzukommen. Ich werde Versuch an Versuch stellen und die Theorie nicht eher vortragen biß sie jeder aus den Versuchen selbst nehmen kann und muß.

Lassen Sie uns die Akustik gemeinsam angreifen! Diese großen Gegenstände müssen von mehreren aber zu gleicher Zeit bearbeitet werden wenn die Wissenschaft fortrücken soll. Ich kann mich nicht genug auf die Chymie und auf den chymischen Theil der Naturlehre berufen. Eine Wissenschaft kann nie das Besitzthum eines einzigen werden und wenn sie es eine Zeitlang wird, so schadet auch ein solcher außerordentlich Mensch indem er nutzt, oft beydes in gleichem Maaße. Ich muß nur langsam gehn aber ich freue mich schon sehr über die Theilnahme, die thätige nämlich, die ich von allen Seiten bemerke. Besonders hat das Alter unter vielen Nachtheilen den Vortheil daß es nun Jugend hinter sich sieht, die zum neuen Lust hat. Gewiß es war mit eine Absicht als ich die Kärtchen zum Vortrag wählte diese sinnlichen Eindrücke unter die Kinder zu verbreiten,[290] ich hoffe in einigen Jahren soll das alles anders aussehen. Lassen Sie uns conferiren und jeden von seiner Seite arbeiten, ich habe mich schon mit einem Mahler und Mathematiker innig associirt und hoffe bald für die übrigen Fächer auch nahe und reine Verbindungen. Leben Sie wohl und grüßen die Ihrigen. Schreiben Sie mir wenn Sie kommen.

W. d. 17. Nov. 1791.

G.


9/2899.


An Christian Gottlob Voigt

[Ende 1791.]

Seeger hat die Gewährung der 13 Kuxe bey mir erinnert, da nunmehr die dießjährige Rechnung geschlossen wird. Ew. Wohlgeb. sagten mir neulich etwas darüber das ich aber vergessen habe. Hier die Paar Bände forsterische Arbeiten.

G.


9/2900.


An Friedrich Justin Bertuch und Genossen

[Ende 1791.]

Es sind von mehreren Mitgliedern unsrer Gesellschaft

die Herren Böttiger Direktor,

Kestner Professor,

Hufland Hofmedikus,

vorgeschlagen worden. Ich lasse daher beigehenden[291] Votir-Zettel zirkuliren mir Bitte durch einen Strich in die Fächer der rechten der linken Seite Ihre Gesinnungen zu eröffnen.

Goethe.


9/2901.


An Christian Gottlob Voigt

[Ende 1791.]

Den Herrn Geh. Kirchenrath Grießbach wird Herr Hof Medikus Hufland heute Abend in die Societät bringen. Wollen Sie nicht etwa Herrn v. Zigesar einladen?

G.


Meinen Wiederhohlten Danck für den gestrigen guten Tag.


9/2902.


An Johann Gottfried Herder

[1791 oder 1792.]

Die Herzogin hat dir wegen dem Unterricht in der Lateinischen Sprache, den man nun dem Prinzen geben könnte, gesprochen. Ehe du es mit Schäfern einrichtest, versäume nicht mit Riedel deshalb zu sprechen. Es will doch jeder gern von dem, was in seinem Departement vorgeht, unterrichtet und bei einer Veränderung, wo nicht um Rath gefragt, doch begrüßt sein.

Mache dem Kleinen einen Besuch und leite die Sache ein. Verzeih daß ich dir dies angebe. Ich thue es, um Mißverständnissen vorzubeugen. Vale.

G.[292]


Quelle:
Goethes Werke. Weimarer Ausgabe, IV. Abteilung, Bd. 9, S. 279-293.
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Die Amtmannin von Hohenweiler

Die Amtmannin von Hohenweiler

Diese Blätter, welche ich unter den geheimen Papieren meiner Frau, Jukunde Haller, gefunden habe, lege ich der Welt vor Augen; nichts davon als die Ueberschriften der Kapitel ist mein Werk, das übrige alles ist aus der Feder meiner Schwiegermutter, der Himmel tröste sie, geflossen. – Wozu doch den Weibern die Kunst zu schreiben nutzen mag? Ihre Thorheiten und die Fehler ihrer Männer zu verewigen? – Ich bedaure meinen seligen Schwiegervater, er mag in guten Händen gewesen seyn! – Mir möchte meine Jukunde mit solchen Dingen kommen. Ein jeder nehme sich das Beste aus diesem Geschreibsel, so wie auch ich gethan habe.

270 Seiten, 13.80 Euro

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Geschichten aus dem Biedermeier. Neun Erzählungen

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Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Dass das gelungen ist, zeigt Michael Holzingers Auswahl von neun Meistererzählungen aus der sogenannten Biedermeierzeit.

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