1799

14/3965.


An Johann Friedrich Cotta

Ich übersende ein Blatt von Herrn Gädicke, zu dessen Fragen ich weiter nichts hinzu zu setzen weiß. Auf Ostern können wir sehen wie der Versuch gelungen ist. Ich danke Ihnen daß Sie sich so willig dazu finden lassen.

Die Piccolomini sind in meinen Händen, den 30. Jan. werden sie hier gegeben, Sie erhalten bald mehr Nachricht davon für die allgemeine Zeitung.

Mein Faust ist zwar im vorigen Jahre ziemlich vorgerückt, doch wüßt ich bey diesem Hexenproducte die Zeit der Reife nicht voraus zu sagen. Wenn die Hoffnung näher rückt sollen Sie davon hören.

Der ich recht wohl zu leben wünsche.

Weimar am 2. Jan. 1799.

G.


14/3966.


An Friedrich Schiller

Da es mit dem Hauptpuncte richtig ist und ich auch überzeugt bin daß Sie nicht früher schließen konnten, so muß sich das übrige alles geben.

[1] Die zärtlichen Scenen sind sehr gut gerathen und die Einleitung der Astrologie in denselben äußerst glücklich.

Bey allem andern will ich nichts sagen, weil mich die Stunde drängt und weil ich Sie bald zu sehen hoffe. Säumen Sie ja nicht lange, denn es giebt hundert Dinge zu besprechen. Ich hoffe Sie sollen in Ihrem Quartier alles leidlich eingerichtet finden. Grüßen Sie Ihre liebe Frau.

Weimar am 2. Januar 1799.

G.


14/3967.


An Friedrich Schiller

Mit vielem Vergnügen vernehm ich daß Sie angekommen sind und wünsche zu erfahren wie Sie Ihren heutigen Tag eingetheilt haben. Möchten Sie den Mittag mit mir essen so sollen Sie schönstens willkommen seyn.

Ich befinde mich nicht ganz wohl so daß ich nicht ausgehen mag, da wir diese Tage gute Gesundheit und Stimmung nöthig haben.

Grüßen Sie Ihre liebe Frau. Der ich mich sehr freue Sie bald wieder zu sehen.

Weimar am 5. Jan. 1799.

G.[2]


14/3968.


An Johann Georg Lenz

Ew. Wohlgeb.

kann ich vorläufig die Erlaubniß ertheilen Ihr Jahresfest in dem größern Saale des Herzogl. Schlosses halten zu dürfen, wobey der Schloßvoigt Trabitius, dem Sie gegenwärtiges vorzeigen werden, dienstliche Hand leisten wird. Das weitere nächstens. Der ich recht wohl zu leben wünsche.

Weimar am 5. Januar 1799.

Goethe.


14/3969.


An Johann Cornelius Rudolf Ridel

Könnte ich das Vergnügen haben Durchl. den Prinzen und Ew. Wohlgeb. morgen zu Mittag bey mir zu sehen wo Sie Herrn Hofrath Schiller und einige andere Freunde finden würden. Gegen Abend ist Leseprobe der drei ersten Acte Wallenstein. Vielleicht interessirt es Durchl. den Prinzen sie zu hören und zugleich zu sehen, wie es bey solchen Gelegenheiten zugeht.

Der ich mich bestens empfehle.

Weimar d. 7. Jan. 1799.

Goethe.[3]


14/3970.


An Johann Georg Lenz

Ew. Wohlgeb.

erhalten hierbey eine Copie des Extractus Protocolli wodurch Serenissimus der mineralogischen Societät die Erlaubniß ertheilen in dem größern Saale des Schlosses zusammen zu kommen und ihre Sammlung, jedoch separat, in dem Herzogl. Museo aufzustellen.

Wie wir nun wegen dem schicklichsten Platze auf welchem gedachte Sammlung aufgestellt werden kann, bey meiner nächsten Anwesenheit in Jena, Überlegung pflegen wollen, so wünsche ich recht wohl zu leben und sich eines lebhaften Antheils an den löblichen Bemühungen der Gesellschaft von meiner Seite versichert zu halten.

Weimar am 8. Jan. 1799.

J. W. v. Goethe.


14/3971.


An Justus Christian Loder

[Concept.]

Ew. Wohlgeb. habe die Ehre hiermit anzuzeigen daß Serenissimus der Mineralogischen Gesellschaft die Erlaubniß ertheilt haben in dem größern Saale des Schlosses zusammen zu kommen und ihre Sammlung in dem Herzogl. Museo jedoch separat, aufzustellen. Ew. Wohlgeb. werden gewiß mit mir über die Aufmunterung[4] eines so nützlichen Instituts ein Vergnügen empfinden. Was den Platz betrifft den man etwa der Sammlung anweist so besprechen wir uns ja wohl darüber bey meinem nächsten Besuch in Jena.

Der ich recht wohl zu leben wünsche.

Weimar am 8. Jan. 1799.


14/3972.


An Christian Gottlob Voigt

Gestern Abend habe ich umständlich mit unserm Vicepräsidenten gesprochen. Die Sache ist so klar daß in den Ansichten und Meynungen keine Differenz seyn konnte. Nun wünschte ich nochmals mit Ihnen zu konferiren. Vielleicht mögen Sie heut Abend die zwey letzten Akte hören? dazu würde ich Sie um halb fünfe erwarten.

Mereau hat an die Höfe vor einiger Zeit berichtet wie weit er mit seinen Katalogen gelangt. Dürft ich mir wohl gelegentlich die Akten ausbitten? Schnupfen und Pechpflaster haben sich nun bey mir eingefunden und es scheint als wenn meine Geduld in diesen Wintermonaten noch geprüft werden sollte. Das beste Befinden wünschend.

d. 10. Jan. 99.

G.


Vorstehendes Blatt war geschrieben als ich Ihre liebe wiederhohlte Einladung erhalte. Leider bin ich[5] zu keiner geselligen Unterhaltung geschickt und muß das Vergnügen Ihnen aufzuwarten entbehren. Auf die vorstehende Anfrage erbitte mir gefällige Antwort.

G.[6]


14/3972a.


An Christian Gottlob Voigt

[Weimar, 12. Januar 1799.]

Bey dem zurückkommenden Conzept wüßte nichts zu erinnern als das Wenige was ich mit Bleystift an den Rand gesetzt habe. Alles ist der Sache und den Umständen gemäß und ich wüßte weder dem Inhalt etwas beizufügen noch an einer Wendung etwas zu desideriren. Leben sie recht wohl. Ich befinde mich bey meinem wunden Rücken nicht in den besten Umständen.

Sonnabend Abend

G.[69]


14/3973.


An Carl Ludwig von Knebel

Heute nur weniges damit der Bote von hier nicht ganz leer weggehe.

Ich freue mich gar sehr daß dir Euphrosyne, in dieser schneebedeckten Jahrszeit, als eine freundliche Natur- und Kunstblume entgegengeleuchtet hat. Ein solcher Beyfall ist sehr belohnend, der öffentliche, wie du ganz richtig bemerkst, ist mehr für den Verleger als den Autor wünschenswerth.

Es ist mir lieb daß du das erste Buch deines Lucrez abschreiben lassest, um es Schlegeln zu communiciren. Die Theilnahme ist so selten in der Welt daß man sich mit einem Theil derselben oft schon begnügen muß.

Wenn du dieses schlechte Exemplar des Almanachs behalten willst, so stünd es zu Diensten.

Für heute lebe recht wohl, nächstens mehr.

Weimar am 14. Jan. 1799.

G.[6]


14/3974.


An Friedrich Schiller

Da ich ungewiß bin ob ich Sie heute zu Tische sehen werde und der Herzog mich aufs Zimmer einladen läßt, wohin ich, aus mehrern Ursachen, nicht versäumen mag zu gehen; so sage ich dort zu und erwarte Sie, werthester Freund, heute Abend um vier Uhr, da sich die Theatralische Welt wieder bey mir versammeln wird.

Das zweyte Stück der Propyläen ist angekommen und die Zufriedenheit die man etwa haben mag so etwas wieder hinter zu sehen, wird durch die böslichen Druckfehler gestört, die sich abermals in den letzten Bogen finden. Wir müssen nun aufs dritte hoffen und die Sache selbst bessern.

Übrigens kann ich auch dieses Stück nicht ansehen ohne zu wünschen bald etwas von Ihrer Arbeit in diesem Werke zu erblicken.

Worum ich Sie aber, in dem Augenblicke der völligsten Inproduction, inständig bitte ist mir das Appeçü über Piccolomini zu verschaffen womit ich mich in der neuen Zeitung bald möglichst produciren könne. Wir müssen um so mehr eilen weil die Berliner gewiß sobald das Stück gespielt ist, mit einer Sündfluth von Urtheilen werden angeschwollen kommen. Leben Sie recht wohl.

Weimar am 17. Jan. 99.

G.[7]


14/3975.


An Johann Heinrich Lips

[Concept.]

Für die schöne Arbeit, der beyden mir übersendeten osteologischen Platten, bin ich Ihnen sehr dankbar und werde vielleicht bald wieder einige Zeichnungen dieser Art zu gefälliger Bearbeitung zuschicken.

Der Buchhändler Herr Dietrich in Göttingen, der das Werk verlegt, wozu diese Kupfer gehören, wird den Betrag bezahlen; doch sollte, wie es manchmal zu geschehen pflegt, die Zahlung verzögert werden, so kann ich auch die Summe durch Herrn Cotta übermachen lassen.

Gegenwärtig ersuche ich Sie die beykommende Zeichnung sobald es Ihre übrigen Geschäfte erlauben, in Kupfer zu stechen und allen Fleiß anzuwenden daß es recht sauber und zierlich gerathe. Ich mache dabey nur folgende Bemerkungen.

1) Es wird alles was sich auf dieser Zeichnung befindet durch die Kupferstecherkunst ausgedruckt, indem die Blätter nicht illuminirt werden sollen.

2) So werden auch die ganz schwarzen Partien der Zeichnung durch Schraffirungen ausgedruckt.

3) Die Entfernung, wie die verschiedenen Theile dieser Risse gegen einander auf die Platte zu stehen kommen, ist genau auf dem beyliegenden Papier sub A bestimmt, nach welchem man sich zu richten bittet,[8] weil das Ganze nach einem Octavformat zusammen gebrochen werden muß und man wünscht daß der Bruch in keine Figur falle.

4) Die Unterschrift unter dem obern Durchschnitt fällt weg, die Buchstaben aber bleiben bey den Grundrissen.

5) Je mehr Abdrücke die Platte halten wird desto angenehmer kann es seyn, indem sie für ein Journal bestimmt ist wovon viele Exemplare ausgegeben werden.

6) Auch würden Sie mir eine besondere Gefälligkeit erzeigen, wenn Sie die Arbeit so viel als nur immer möglich ist fördern wollen.

Leben Sie recht wohl und erhalten mir ein geneigtes Andenken.

Weimar am 17. Jan. 1799.


14/3976.


An Carl Ludwig von Knebel

Das zweyte Stück der Propyläen begleite ich nur mit wenigen Worten.

Das erste Buch deines Lucrez habe ich erhalten und will es im Februar mit nach Jena nehmen. Indem ich es durchlas hat sich manches bey mir geregt, denn seit dem vorigen Sommer habe ich oft über die Möglichkeit eines Naturgedichtes in unsern Tagen gedacht, und seit der kleinen Probe über die Metamorphose[9] der Pflanzen bin ich verschiedentlich aufgemuntert worden. Um so interessanter wäre es auch für mich wenn dein Lucrez recht vollendet in unserer Sprache hervorgehen könnte, damit das Alte als die Base des Neuen dastünde. Auf den 30. geben wir Wallensteins ersten Theil wozu die Vorbereitungen gar mannigfach sind.

Lebe wohl und gedenke mein.

Weimar am 22. Jan. 1799.

G.


14/3977.


An August Wilhelm Schlegel

Nur Ein Wort zur Begleitung des zweyten Stücks der Propyläen und des ersten Buches des Lucrez.

Die Vorbereitungen zu den Piccolomini nehmen uns alle Zeit weg, wir haben nur noch acht Tage übrig, das Stück wird den 30ten Jänner und den 2ten Februar gegeben, Freytag den 1ten wird Redoute seyn, ich hoffe Sie werden diese Feyerlichkeiten nicht ganz verschmähen.

Den größten Theil des Februars hoffe ich in Jena zuzubringen.

Der ich recht wohl zu leben wünsche.

Weimar am 22. Januar 1799.

Goethe.[10]


14/3978.


An Christian Friedrich Carl von Wolfskeel

[Concept]

[22. Januar.]

Die Hochachtung die ich Ew. Hochwohlgeb. überhaupt und besonders auch als Vorsteher des Clubbs schuldig bin gebietet mir das Circular, statt es weiter zu befördern, wieder in Ihre Hände zu bringen, indem es sich weder für mich ziemt die Äußerungen der Herrn Präsentanten mit Stillschweigen zu übergehen, noch etwas dagegen zu versetzen, vielmehr kann ich die Beurtheilung dieses Tons und dieser Manieren Ew. Hochwohlgeb. eignem Gefühl am sichersten überlassen. So wie ich überzeugt bin daß der größere Theil der Clubbgesellschaft der doch auch aus Theaterfreunden besteht sich gern eine kleine Aufopferung wird gefallen lassen um die Bemühungen zu secundiren die man sich giebt bey einem Feste das uns allen so theuer ist eine anständige Repräsentation unter so mancherley Schwierigkeiten hervorzubringen. Der ich mich einem geneigten Andenken bestens empfehle.


14/3979.


An Friedrich Schiller

Sagen Sie mir doch mit einigen Worten, werthester Freund, wie Sie geschlafen haben und wie Sie sich befinden? Vielleicht können Sie noch nicht bestimmen[11] ob Sie in die Probe kommen werden; auf alle Fälle, wenn Sie eine Vermehrung des Übels befürchten, so halten Sie sich heute und morgen zu Hause ich will indessen, so gut es gehen will, Ihre Stelle vertreten und Ihnen morgen wie die Sache abgelaufen ist referiren.

Mad. Teller las gestern in so weit gut daß sie nichts falsch las, aber zu matt und Leseprobenmäßig.

Sie versichert: auf dem Theater würde das alles ganz anders werden. Da dieses eine fast allgemeine Schauspieler Marotte ist; so kann ich sie ihr nicht besonders zurechnen, obgleich diese Albernheit hauptsächlich Ursache ist daß keine bedeutende Rolle recht eingelernt wird und daß nachher so viel vom Zufall abhängt.

Ich wünsche von Ihnen das beste zu hören.

Am 25. Jan. 1799.

G.


14/3980.


An Johann Friedrich Cotta

Ihr werthes Schreiben ist mir nebst dem ersten Exemplar Propyläen wohl geworden.

Wir wollen nun hoffen daß Herr Gädicke das dritte Stück zur rechten Zeit liefern wird, an Manuscript soll es nicht fehlen.

Wir sind in diesen Tagen mit den Proben der Piccolomini beschäftigt, die den 30. gegeben werden sollen. Sie erhalten bald einen Aufsatz für die allgemeine Zeitung über dieses Stück.

[12] Eine Anzeige der Propyläen soll im Februar gemacht werden, sobald ich nach Jena komme, da ich dann vielleicht auch noch einiges andere bearbeiten kann.

Eine Übersicht über Kunst und Wissenschaft bin ich dieses Jahr nicht im Stande zu liefern; künftig kann es vielleicht eher geschehen.

Sonst werde ich von Zeit zu Zeit fortfahren etwas einzuschicken.

Ich lege meine Rechnung über die beyden Stücke der Propyläen bey, in Erwartung wie sie mit der Ihrigen zusammentrifft.

Können Sie mir deshalb eine Anweisung auf Leipzig geben so werde ich die Summe von dort her leicht beziehen können.

Was Sie wegen meiner kleinen Bemühungen für die allgemeine Zeitung zulegen werde ich mit Dank erkennen. So wie ich wünsche, zu allem was Sie unternehmen von meiner Seite, in so fern mein Kreis dahin reicht, etwas beyzutragen. Auf Ostern hoffe ich Sie zu sprechen und es läßt sich alsdann manches verabreden.

Die Stöcke zu dem Umschlag der Propyläen schicken Sie mir ja wohl gelegentlich zurück. Sonst weiß ich für diesmal weiter nichts zu sagen und füge nur noch den Wunsch hinzu daß Sie sich mit den Ihrigen recht wohl befinden mögen.

Weimar am 26. Januar 1799.

Goethe.[13]


14/3981.


An Friedrich Schiller

Wenn Sie den heutigen Tag nur einigermaßen leidlich zugebracht haben und etwas zu unserm nächsten Zweck ausdenken konnten so wünsche ich schon Glück und will morgen früh bey Zeiten melden was unsere Wöchner für das rathsamste halten. Man trifft nicht immer bey dem besten Willen mit der Vorstellungsart der Schauspieler zusammen und man erschwert es ihnen, wenn man es ihnen bequemer machen will. Ich habe den heutigen Tag nicht ganz unnütz zugebracht und das ist in meiner jetzigen Lage schon ein Lob für ihn.

Leben Sie recht wohl und ich hoffe, daß wir morgen um diese Zeit schon um ein gutes Theil weiter seyn werden.

Weimar d. 27. Jan. 1799.

G.


14/3982.


An Friedrich Schiller

Man wird heute früh um 10 Uhr Vorprobe von der Audienz und dem Banquet haben.

Nachmittag 5 Uhr kommen wir wieder zusammen und fangen das Schauspiel von vorne an. Wenn wir nur 3 Acte probiren so haben wir Zeit genug was nöthig seyn sollte zu wiederholen.

[14] Ich wünsche Sie heute Mittage zu Tische zu sehen damit man doch auch wieder wisse daß man einander so nahe ist. Sagen Sie mir ein Wort hierüber.

Am 28. Jan. 1799.

G.


14/3983.


An Friedrich Schiller

So ist denn endlich der große Tag angebrochen, auf dessen Abend ich neugierig und verlangend genug bin. Hier noch einige Bemerkungen:

1) Wollten Sie Vohs nicht in den ersten Scenen im Küras kommen lassen? in dem Kollet sieht er gar zu nüchtern aus.

2) Auch wäre das Barett für Wallenstein nicht zu vergessen, es muß so etwas wie Reiherfedern bey der Garderobe seyn.

3) Wollten Sie nicht auch Wallenstein noch einen rothen Mantel geben, er sieht von hinten den andern so sehr ähnlich.

Mittags hoffe ich Sie bey mir zu sehen.

Weimar am 30. Jan. 1799.

G.


14/3984.


An Johann Christoph Ferdinand Spilker

Ich höre von dem Registrator Vulpius daß man heute noch nicht an die Aussonderung der rohen[15] Doubletten gegangen ist, weil sich bey den catalogirten Landcharten etwas nachzuarbeiten findet. Ich werde dadurch veranlaßt Ew. Wohlgeb. hierdurch nochmals ausdrücklich aufzufordern morgen früh mit der Aussonderung der rohen Doubletten den Anfang zu machen und morgen Nachmittag damit fortzufahren. Es muß überhaupt zu Förderung der vorseyenden Arbeit des Tags auf ein Paar Stunden mehr nicht ankommen da das Geschäft keinen Aufschub leidet. Ich erwarte daß mir der Registrator morgen Mittag hierüber Rapport abstattet. Was die Landcharten betrifft, wenn der Secretair Schmidt mit dieser geringen Arbeit allein nicht fortkommen kann, so mag sie bis zuletzt liegen bleiben.

Weimar am 31. Jan. 1799.

Goethe.[16]


13/3984a.


An Christian Gottlob Voigt

[Weimar, 31. Januar 1799?]

Da sich voraussetzen läßt daß unser loyaler Mann weder gehen kann noch will, da der erwartete Brief wahrscheinlich mit zu den lustigen Waffen dieses ganzen Spiegelgeschlechts gehört, so hätte man freylich nicht nötig sich zu übereilen, besonders da mann, wie die Sache jetzt steht, sich mehr oder weniger bey jedem Schritt in Desavantage zu setzen in Gefahr ist.

Sollte ohne Serenissimus geneigt seyn pro redimenda vexa, gleich etwas zu thun, so wünsche ich daß man gleich fest bestimme was man thun wollte und es ihm als Ultimatum ganz laconisch hingäbe, um sich nicht aus dem Vortheile hinausschrauben zu lassen[69] und bey gewissem Geben das ungewisse Nehmen immer gesteigert zu sehen.

Der ich recht wohl zu leben wünsche.

G.[70]


14/3985.


An H. Toel

[Concept.]

[Ende Januar oder Anfang Februar.]

Das Vertrauen, das Dieselben mir, im Rahmen einer verehrungswürdigen Familie, bezeigen, glaube ich nicht besser erwiedern zu können als wenn ich, nach genauer Betrachtung aller Umstände, den Rath ertheile: daß man den jungen Herrn v. Lützow bald möglichst nach Hause berufen möge, wozu der bevorstehende Akademische Oster Termin eine erwünschte Gelegenheit darbietet. Dabey würde ich ferner rathen[16] ihm auf sein Gesuch keine entschieden abschlägliche Antwort zu geben, indem er dadurch nur verwirrt und zu hartnäckigem Widerstand aufgereizt werden könnte. Befindet er sich einmal wieder in der Mitte seiner Familie, so wird man ihn durch dienliche Vorstellungen schon von dem Wege überzeugen können der zu seinem wahren Glücke führt. Das Frauenzimmer hat, so viel mir bekannt ist, ihm nur in sofern einiges Gehör gegeben als die Einwilligung der Seinigen möglich scheinen konnte und wird sich immer so betragen haben um der Achtung ihres Freundes auf jeden Fall gewiß zu seyn.

Empfehlen Sie mich gefällig der verehrten von Lützowischen Familie und lassen mich gelegentlich von ihren fernern Entschließungen wissen. Vorerst glaube ich die Absicht welche man hegt am besten zu secundiren wenn ich aus dem an mich erlaßnen Briefe gegen jedermann ein Geheimniß mache. Nehmen Sie selbst, würdiger Mann, meinen aufrichtigen Dank für die gute Meynung die Sie von mir hegen, welche zu erhalten und besonders bey dieser Gelegenheit einigermassen zu verdienen mir eine theure Pflicht seyn wird. Der ich recht wohl zu leben wünsche.


14/3986.


An Friedrich Schiller

Es war mir sehr angenehm zu hören daß die gestrige Aufführung um vieles besser als die erste gegangen[17] ist, es läßt sich nun überlegen was man thut um nach einer Pause die dritte noch weiter zu treiben.

Erzeigen Sie mir heute das Vergnügen Sie Mittags zu Tische bey mir zu sehen, morgen sind Sie zu Durchl. dem Herzog aufs Zimmer eingeladen.

Der ich recht wohl zu leben wünsche.

Weimar am 3. Febr. 1799.

G.


14/3987.


An Christiane Vulpius

Nachdem unsere gestrige Fahrt so vergnügt und glücklich ablief entschloß ich mich heute früh abermals zu einer Schlittenfahrt mit Götzen. Die Kälte war aber so groß daß wir beyde zufrieden waren als wir uns wieder zu Hause befanden. Wir waren bis Burgau gefahren und die Gegend sieht bey ihrer Mannigfaltigkeit auch in dieser Jahrszeit noch ganz freundlich aus. Ich bin auch heute schon ganz fleißig gewesen und wünsche nur daß es so fortgeht.

In meinem hintern Vorzimmer neben dem Microscop liegen Bücher unter denen mir dein Bruder den Theophrastus de coloribus aussuchen mag, den du mir mit den Botenfrauen schicken kannst. Indessen lebe recht wohl und grüße mir den Kleinen schönstens er soll mir ja recht fleißig schreiben.

Jena den 8. Febr. 1799.

G.[18]


14/3988.


An Christiane Vulpius

Ich habe mich heute wieder verführen lassen eine Stunde Schlitten zu fahren. Die Kälte war viel erträglicher als neulich und ich finde mich von der Bewegung ganz heiter. Meine Arbeiten gehen bis jetzt recht gut von statten und ich werde in den nächsten drey Wochen schon etwas vor mich bringen. Es war aber auch endlich einmal nöthig daß etwas geschah.

Ich schicke dir hierbey etwas Wildpret, daran es mir hier nicht fehlt. Mit meinem Essen steht 'es überhaupt ganz gut, ich lasse mir von der Trabitius morgens wieder Wassersuppen kochen, denn es scheint doch daß die Chokolade mir nichts taugt. Wer weiß auch was sie bey der Fabrikation hineinmischen. Lebe recht wohl, grüße das Kind und gieb ihm inliegendes Briefchen.

Jena d. 12. Febr. 99.

G.

Das Buch ist mir richtig überbracht worden.


14/3989.


An Johann Heinrich Meyer

Ich bin völlig Ihrer Meynung daß das hellrothe Papier welches hier wieder zurückkommt das beste zu den Umschlägen ist. Wenn Herr Gädicke sich überhaupt so hält wie mit dieser Probe des Abdrucks, so wird er Lob verdienen. Der Stock und die Buchstaben[19] nehmen sich ganz anders aus als in der Überlieferung unserer schwäbischen Freunde.

Ihre akademische Abhandlung ist abgeschrieben, sie gefällt mir sehr wohl und mich verlangt nach dem Schluß. Ich bin die wenigen Tage schon sehr fleißig gewesen und habe theils aus eigner Stimmung, theils durch Schillers lebhafte Theilnehmung, das Farbenwesen um ein gutes vorwärts geschoben. Es wird täglich erfreulicher, indem man denn doch endlich die Möglichkeit sieht ein Ganzes auszuarbeiten.

Heute früh hatte ich wieder eine Session mit dem jungen Güldemeister, der die Farben so wunderlich sieht, und machte diesmal die Versuche mit drey Tassen, in welche Karmin, Gummigutt und Berlinerblau eingerieben waren. Die Resultate sind zwar immer dieselben, doch kamen, bey veränderten Umständen, einige neue Aussichten. Dieser außerordentliche Fall muß uns, durch seine innere Consequenz, über das Gewöhnliche noch schöne Aufschlüsse geben.

Sonnabends erhalten Sie das Manuscript zu den ersten Bogen der Propyläen. In kurzer Zeit soll das Ganze in Ordnung seyn. Die paar poetischen Zeilen an der Spitze werden nicht übel thun und überhaupt kann in jedem Stücke ein kleines bedeutendes Gedicht nicht schaden.

Leben Sie recht wohl und fleißig ich will meinen Aufenthalt möglichst zu nutzen suchen.

Jena am 12. Febr. 1799.

G.[20]


Haben Sie ja die Güte Herrn Gädicke beym Abdruck der Decken alle mögliche Sorgfalt zu empfehlen. Wenn sie durchaus so ausfallen wie die Proben, so ist nichts weiter zu wünschen. Sollte ja irgend was vorkommen so hilft Facius wohl gleich nach.

Ich wünsche daß mit dem dritten Stück das ganze Unternehmen von Außen und Innen einen neuen Schwung erhielte, um so mehr als wir die Ostermesse vor uns haben, die doch über manches entscheidet.


14/3990.


An Christiane Vulpius

Ich danke dir für deine Briefe die doch diesmal so gar kurz nicht sind.

Ich freue mich zu hören daß Albert von Thurneisen euch recht gerührt hat. Es ist bey diesem Stück darauf angelegt daß nicht leicht jemand mit trocknen Augen herausgehen soll.

Ich bin diese Tage fast jeden Morgen eine Stunde auf dem Schlitten gefahren und befinde mich ganz wohl davon.

Mit den Pferden ist es mein völliger Ernst, nur muß man sich voraussagen daß bey dem Vergnügen und Nutzen den man sich davon verspricht, auch manches sehr unangenehme vorkommt, worüber man sich denn hinwegsetzen muß. Da du diese Art von Besorgungen gern übernimmst, so wird es dir leicht[21] werden und du wirst für die Mühe und für den Verdruß auch manche gute Stunde haben.

Meine Arbeiten fördern so ziemlich, doch hoffe ich soll es täglich besser gehen.

Für heute lebe wohl und besorge die Innlagen sogleich aufs beste.

Jena am 15. Febr. 1799.

G.


14/3991.


An Christian Gottlob Voigt

Inliegendes war geschrieben, als Ihr schätzbares Schreiben ankommt, welches mir beweist wie freundschaftlich Sie an mich denken und für mich sorgen. Das Rathsprotokoll sende ich zu allenfallsigem Gebrauch wieder zurück. Wie Sie recht wohl bemerken steht das factum und das parere mit einander in Widerspruch. Wie stark die Erschütterung sey zu zeigen gehören feinere Experimente dazu. Man stelle z.B. wenn die verschiednen Stühle im Gange sind, in das Zimmer das Prof. Meyer bewohnt ein Gefäß mit Wasser auf den Fußboden und man wird die anhaltende Erschütterung der leicht beweglichen Oberfläche entdecken. Ich habe zwar den Versuch nicht gemacht, denn ich wollte nichts vornehmen was mir den Zustand noch hätte verdrießlicher machen können. Allein das weiß ich, daß wenn ich Abends im grünen Saale unter dem Gespräch, ohne an etwas zu denken,[22] wider einen Thürpfosten mich anlehnte, daß ich die Erschüttrung fühlte. So zeigt die Thüre aus Professor Meyers Zimmer in dessen Schlafkammer, wenn sie nur angelehnt ist, eine immerwährende Bewegung, das gleiche zeigte die Küchthüre, die über das ganze Treppengebäude entfernt ist, als zufällig der Riegel im Schlosse noch locker stand, welches jetzt geändert ist.

Doch wollte ich dieses nicht zu sehr urgiren, weil ja auch die Nachbarn, wo er allenfalls hinziehen könnte, dadurch aufmerksam gemacht würden. Ich bitte daher die Sache auch von dieser Seite ruhen zu lassen, da doch auf dem rechtlichen Weg nichts zu thun seyn möchte, und empfehle Ihrer gütigen Verwendung und Serenissimi gnädigster Theilnahme diese meine Angelegenheit wie so manche andere.

Können Sie, wenn Serenissimus zurückkommt, vermitteln daß ich vor Ende Monats nicht zurück berufen werde, so geschieht mir eine besondere Freundschaft. Ich bin die zwey Wintermonate in meinen litterarischen Arbeiten sehr zurückgekommen und die Ostermesse fällt zu früh. Wäre in Schloßbausachen ein Dubium, so besuchte mich Prof. Meyer auf einen halben Tag und man könnte alles abthun. Das übrige woraus ich einfließe läßt sich auch von hier aus recht gut besorgen.

Für die archivalische Nachricht danke zum schönsten. Ich sende auch diese Blätter zurück mit der Bitte die von mir besessenen Lehnbriefe, mit Einschaltung derer[23] welche mir fehlen und sich auf dem Archiv befinden, abschreiben zu lassen, ich will die Copialgebühren gern erstatten.

Nehmen Sie auch meinen Dank für die besseren Nachrichten von Rastadt für die Theilnehmung an unserm Theater und leben recht wohl.

Schiller grüßt bestens, er hat einigemal mit mir hüben im Schlosse gegessen und ich denke daß er nach und nach der Gesellschaft wieder gegeben werden soll.

Jena am 15. Febr. 1799.

G.


14/3992.


An Friedrich Schiller

Hier schicke ich die erste Lage, mit der Bitte die politische Möglichkeit, sich zum König von Böhmen zu machen, kürzlich auszuführen. Man kann dieses und was sonst noch einzuschalten nöthig wäre auf besondere Blätter schreiben und einlegen, ohne daß man nöthig hätte das Ganze nochmals abzuschreiben. Bis 1 Uhr hoffe ich ziemlich weit vorgerückt zu seyn und Sie alsdenn wieder bey mir zu sehen, wo es über Ifflands Brief manche Betrachtungen geben wird.

Jena am 17. Febr. 1799.

G.[24]


14/3993.


An Nicolaus Friedrich Thouret

Das Packet, werthester Herr Professor, das Sie an uns abgelassen haben, ist glücklich angekommen und ich danke Ihnen dafür hiermit nur im allgemeinen indem wegen Abwesenheit Durchl. des Herzogs über die verschiednen in Ihrem pro Memoria enthalten Anfragen vorerst keine Entschließung erfolgen kann die ich aber baldmöglichst beschleunigen will.

Dasjenige worum ich Sie nun ersuchen wollte sind die Profile zu dem zweyten Vorzimmer, indem der Quadrator mit dem Audienzzimmer fertig ist.

Herrn Isopi bitte ich für seine gefällige Zuschrift zu danken. Was das Audienzzimmer betrifft, so kann wohl darüber die Entschließung nicht eher gefaßt werden als bis die Arbeit zum runden Zimmer hier angelangt und aufgestellt ist.

Und was die Modelle zum runden Zimmer selbst belangt, so wünschte ich, daß solche nicht in gebrannter Erde gemacht würden, indem uns an einem ausgearbeiteten Modell in Gyps genügen kann und dadurch, wie Herr Isopi schreibt die Kosten um ein Ansehnliches vermindert würden welches ich um so mehr wünsche, damit sie nicht den Maßstab überschreiten, der bey unsern Verhältnissen gilt, und für die Zukunft nicht abschrecken.

[25] Ich habe auf beyliegendem Blatt was Herrn Isopi betrifft besonders geschrieben, damit Sie es vorweisen können. Ich wünschte gar sehr daß, indem wir die Modelle in gebrannter Erde weglassen die Kosten für das runde Zimmer vermindert würden, damit nicht gleich anfangs sowohl Durchl. dem Herzog, als meinen Herrn Mitcommissarien ein Unwille gegen diese Arbeit erregt werde. Wegen des Audienzzimmers hat es Zeit, bis wir Sie wieder bey uns sehen.

Zum Schluß noch eine Frage, welche ich bald möglichst beantwortet wünsche. Wann glauben Sie dieses Jahr zu uns kommen zu können? Es entsteht so mancher Zweifel welcher ohne Ihre Gegenwart schwer zu lösen ist. Herr Professor Meyer steht uns zwar mit seinen Einsichten eifrig bey, allein es kommt doch manches vor, wozu man Ihre Einstimmung wünschte. Man hat diesen Sommer vor, bey dem Baue lebhafte Schritte zu thun, wobey denn freylich Ihre Gegenwart zu schneller Ausführung nicht wenig beytragen würde.

Das übrige nächstens. Der ich indeß recht wohl zu leben wünsche und mich Herrn Rapp, Herrn Prof. Dannecker und Herrn Isopi bestens zu empfehlen bitte.

Jena am 18. Febr. 1799.

J. W. v. Goethe.[26]


14/3994.


An Franz Kirms

Da die Botenweiber zu Mittage schon gehen, sende ich nur eilig das Stück und die Austheilung nach Ihrem zweiten Vorschlag.

Freitag schicke ich den Aufsatz wegen Hiller.

Meine Arbeiten gehen gut, so daß ich noch 14 Tage zu bleiben wünschte. Auf alle Fälle wollte ich Montag den 4. März in Weimar seyn, da man denn »Palmyra« den neunten geben könnte.

Der ich mich bestens empfehle und recht wohl zu leben wünsche.

Jena am 19. Febr. 1799.


Goethe.


14/3995.


An Christiane Vulpius

Die Botenweiber wollen wieder um Mittage fort, deswegen sage ich dir nur mit wenigem daß ich mich wohl befinde und fleißig bin. Wenn sonst nichts vorfällt gedenke ich noch 14 Tage hier zu bleiben, da könntest du Sonnabend den zweyten März herüber kommen und Montag den vierten wieder mit hinüber gehen.

Doch darüber können wir noch Abrede nehmen.

Lebe wohl, grüße das Kind und sey vergnügt.

[27] Es wird ein Packet mit Geld ankommen, welches du wohl verwahren wirst.

Jena am 19. Febr. 1799.

G.


Schicke mir doch ein Stängelchen von des Doctors Pflaster, ich habe wieder einen kleinen Schweren auf den Rücken bekommen der zwar gar nichts bedeutet aber mich doch incommodirt.


14/3996.


An Christiane Vulpius

Da meine Arbeiten, auf die ich diesmal rechnen konnte, so ziemlich vollbracht sind, so könntest du allenfalls auch schon den nächsten Sonntag den 24. dieses herüber kommen. Ich schreibe dir dieses vorläufig, damit du deine Einrichtung machen kannst. Ich wünsche daß du den Freytag eine vergnügte Redoute haben mögest, Sonnabend wohl ausschläfft, eine hübsche Comödie sähest und Sonntag leidliches Wetter hast. Die Frau Postverwaltern wird dich mit Vergnügen aufnehmen. Lebe wohl, grüße das Kind, den Freytag schreibe ich mehr.

Jena am 20. Febr. 1799.


Mein Verlangen dich und das liebe Kind wiederzusehen ist gar zu groß, daß ich dich eher als ich wollte berufen muß. Lebe wohl und behalte mich recht lieb.

G.[28]


14/3997.


An Friedrich Schiller

Ihr Brief kam mir gestern sehr spät zu und ich antworte heute um diese Communication wieder zu Stande zu bringen.

Ich freue mich daß dieser Winter überhaupt Ihnen günstig war, da er sich so schlecht gegen mich betrug. Es ist keine Frage daß wir zusammen in manchem Sinne vorwärts gekommen sind, und ich hoffe die gute Jahrszeit wird uns die Stimmung geben um es auch praktisch zeigen zu können.

Körners Brief kommt mir wunderbar vor, wie überhaupt alles individuelle so wunderbar ist. Es weiß sich kein Mensch weder in sich selbst noch in andere zu finden und muß sich eben sein Spinnengewebe selbst machen aus dessen Mitte er wirkt. Das alles weist mich immer mehr auf meine poetische Natur zurück. Man befriedigt bey dichterischen Arbeiten sich selbst am meisten und hat noch dadurch den besten Zusammenhang mit andern.

Wegen Wallensteins Lager will ich eine strenge Untersuchung anstellen lassen. Ihre Vermuthung scheint mir nur allzugegründet. In diesen glorreichen Seiten, wo die Vernunft ihr erhabenes Regiment ausbreitet, hat man sich täglich, von den würdigsten Männern, eine Infamie oder Absurdität zu gewärtigen.

[29] Ich betreibe nun meine hiesigen Geschäfte und Angelegenheiten so daß ich mich dadurch auf die nächste Zeit frey mache. Übrigens bin ich vom schlimmsten Humor der sich auch wohl nicht verbessern wird bis irgend eine Arbeit von Bedeutung wieder gelungen seyn wird.

Leben Sie recht wohl, grüßen Sie Ihre liebe Frau und seyn Sie recht fleißig. Was mich betrifft so sehe ich schon voraus daß ich keine zufriedene Stunde haben werde, bis ich mich wieder in Ihrer Nähe befinde, um auf eine erwünschte Weise thätig seyn zu können. Auf den Sommer muß ich mir was erfinden, es sey was es will um mir eine gewisse Heiterkeit wieder zu geben, die ich in der schlimmen Jahrszeit ganz vermißte.

Weimar am 3. März 1799.

G.


14/3998.


An Franz Kirms

Herr Hofrath Schiller hat erfahren, daß eine Abschrift von Wallensteins Lager auswärts communicirt worden.

So wie es nun nicht unwahrscheinlich ist, daß dieses von Weimar aus geschehen und der Theatercommission alles daran gelegen seyn muß denjenigen zu entdecken, der eine solche Untreue begehen könnte, so wären vorerst nachstehende Personen[30]

die drey Wöchner,

der Copist Schumann,

der Soufleur Seysarth

an Eides Statt und zwar jeder besonders zu vernehmen:

1) Ob sie das Manuscript von Wallensteins Lager irgend jemanden geborgt

2) Ob irgend jemand gedachtes Manuscript bey ihnen zu borgen verlangt

3) Ob ihnen von irgend einer Abschrift außer der die für das Theater gemacht worden etwas bekannt sey.

Wovon mir sogleich Nachricht zu geben.

Weimar, am 4. März 1799.

Goethe.


14/3999.


An Friedrich Schiller

Ich muß mich nur, nach Ihrem Rath, als eine Zwiebel ansehen, die in der Erde unter dem Schnee liegt, und auf Blätter und Blüthen in den nächsten Wochen hoffen. Der Druck der Propyläen ist im Gange, und ich bringe nach meiner gewöhnlichen Art manches andere bey Seite um mir bald möglichst einige freye Wochen zu verschaffen die ich zum besten anzuwenden gedenke.

Es ist sehr sonderbar daß meine Lage, die im allgemeinen genommen nicht günstig er sein könnte, mit[31] meiner Natur so sehr im Widerstreite steht. Wir wollen sehen, wie weit wirs im Wollen bringen können.

Sie erhalten die Piccolomini und den Brief. Eben die Hand dieses allgegenwärtigen Freundes werden Sie in den Acten über die Veruntreuung von Wallensteins Lager antreffen. Seine ganze Existenz gründet sich auf Mäkelei und Sie werden wohl thun ihn von sich zu halten. Wer Pech knetet klebt seine eignen Hände zusammen. Es paralysirt nichts mehr als irgend ein Verhältniß zu solchen Schuften, die sich unterstehen können den Octavio einen Buben zu nennen.

In diesen Wintertagen die sich erneuern ist Palmira ein recht erwünschtes Geschenk. Ich kann kaum erwarten bis die Oper wieder aufgeführt wird, und es geht mehr Leuten so.

Leben Sie recht wohl und verzeihen Sie der abermaligen Unfruchtbarkeit dieses Briefes, der ich durch eine Portion Rüben nachzuhelfen suche.

Grüßen Sie Ihre liebe Frau und fahren Sie fort mir in guten und bösen Stunden durch die Kraft Ihres Geistes und Herzens beyzustehen.

Weimar am 6. März 99.

G.[32]


14/4000.


An A. E. Thiele

[Concept.]

Einige Freunde, welche eine Partie gebundner Bücher zu verkaufen wünschen, glauben daß solche in Leipzig vortheilhafter als anderswo verauctionirt werden könnten.

Wollten Ew. Hochedelgeb. deswegen die Gefälligkeit haben mich zu benachrichtigen: ob Sie vielleicht selbst eine solche Commission übernähmen? was für Abgaben und Kosten dabey in Betracht gezogen werden müßten? in welcher Zeit eine Auction an die man sich allenfalls anschließen könnte, wieder vorkäme? und was Sie sonst noch bey Ihrer Sachkenntniß zweckmäßiges rathen würden. Den geschriebenen Catalog würde man von hier aus gleich mitschicken.

Der ich in Erwartung einer gefälligen Antwort recht wohl zu leben wünsche.

Weimar am 7. März 1799.


14/4001.


An Friedrich Schiller

Die zwey Acte Wallensteins sind fürtrefflich und thaten beym ersten lesen auf mich ich eine so lebhafte Wirkung, daß sie gar keinen Zweifel zuließen.

[33] Wenn sich der Zuschauer bey den Piccolominis aus einem gewissen künstlichen, und hie und da willkürlich scheinenden Gewebe nicht gleich herausfinden mit sich und andern nicht völlig eins werden kann, gehen diese neuen Acte nun schon gleichsam als naturnothwendig vor sich hin. Die Welt ist gegeben in der das alles geschieht, die Gesetze sind aufgestellt nach denen man urtheilt, der Strom des Interesses der Leidenschaft, findet sein Bette schon gegraben in dem er hinabrollen kann. Ich bin nun auf das übrige sehr verlangend, das mir nach Ihrer neuen Anlage ganz neu seyn wird.

Nachdem ich heute früh Ihre beyden Acte mit wahrem Antheil und inniger Rührung gelesen, kommt mir das dritte Stück vom Athenäum zu, in das ich mich einlasse und worüber mir die Zeit verstreicht. Die Botenstunde schlägt und hier nur noch gute Nachricht: daß ich, durch Ihren Zuruf ermuntert, diese Tage meine Gedanken auf dem Trojanischen Felde festgehalten habe. Ein großer Theil des Gedichts, dem es noch an innerer Gestalt fehlte, hat sich bis in seine kleinsten Zweige organisirt, und weil nur das unendlich endliche mich interessieren kann, stelle ich mir vor daß ich mit dem Ganzen, wenn ich alle meine Kräfte drauf wende bis Ende Septembers fertig seyn kann. Ich will diesen Wahn so lange als möglich bey mir zu erhalten suchen.

Wallenstein schicke ich morgen wieder zurück.

[34] Grüßen Sie Ihre liebe Frau der ich eine bessere Gesundheit wünsche und rücken Sie dem Schlusse des Trauerspiels glücklich immer näher.

Weimar am 9. März 1799.

G.


14/4002.


An Friedrich Schiller

Nur mit ein Paar Worten und mit einem herzlichen Gruße von Meyern begleite ich diese Sendung. Es ist ihm wie mir gegangen, er konnte im lesen keine Pause machen. Von dem theatralischen Effect kann man gewiß seyn. Seit einigen Tagen halte ich mich mit aller Aufmerksamkeit auf der Ebene von Troja fest. Wenn meine Vorbereitung glücklich von Statten geht, so kann die schöne Jahrszeit mir viel bringen. Verzeihen Sie mir daher wenn ich mich einige Zeit stille halte, bis ich etwas aufweisen kann.

Leben Sie recht wohl und vollenden glücklich Ihr Werk.

Weimar am März 1799.

G.


14/4003.


An Becker, Genast und Schall

Es wird hiermit den bei dem hiesigen Theater angestellten Wöchnern ausdrücklich untersagt, irgend jemand es sei wer es wolle, ohne Vorwissen der Commission,[35] ein Manuscript zu leihen. Auch haben sie, indem sie Gegenwärtiges präsentiren, anzuzeigen, ob sie das Manuscript von Piccolomini irgend jemand und auf wie lange Zeit mitgetheilt.

Weimar, den 11. März 1799.

Goethe.


14/4004.


An Friedrich Schiller

Es wird sehr erfreulich seyn wenn, indem Sie Ihren Wallenstein endigen, ich den Muth in mir fühle ein neues Werk zu unternehmen. Ich wünsche daß der Montag mir die drey letzten Acte bringen möge. Ich habe die beyden ersten bisher in mir walten lassen und finde noch immer daß sie sich gut darstellen. Wenn man in Piccolomini beschaut und Antheil nimmt, so wird man hier unwiderstehlich fortgerissen.

Wenn ich es möglich machen kann so bringe ich die Feyertage bey Ihnen zu, besonders wenn das Wetter schön bleibt. Lassen Sie den Kasten mit Gries so lange bey sich stehen, bis ich ihn abhole, abholen lasse, oder Sie Gelegenheit finden.

Haben Sie die Güte mir die Quittung über die Medaillen für den Herzog zu schicken und ich will alsdann alles zusammen berichtigen.

Leben Sie recht wohl, ich sage weiter nichts, denn ich müßte von meinen Göttern und Helden reden und[36] ich mag nicht voreilig seyn. Grüßen Sie Ihre liebe Frau und sagen mir nur den Sonnabend ein Wort wie es mit der Arbeit steht.

Weimar am 13. März 1799.

G.


14/4005.


An Johann Friedrich Cotta

Das Packet mit 288 1/2 Lbthlr. ist richtig angekommen worüber ich hiermit dankbar quittire, so wie mich das Honorar für die Beyträge zur neuen Zeitung vollkommen befriedigt.

Den zweyten Theil der Nachrichten aus Italien habe gleichfalls richtig erhalten, wofür ich meinen Dank abstatte.

Die Anzeige der Piccolomini wird nun wohl schon gedruckt und zu uns auf dem Wege seyn.

Die Anzeige der drey ersten Propyläenstücke sende ich bald ab, sie soll noch zur rechten Zeit vor der Messe kommen.

Mögen Sie einen kleinen Aufsatz zur neuen Zeitung über die neuste Entdeckungen der Mineralogie. Unser Professor Lenz hat einen solchen gemacht und ich will ihn allenfalls zweckmäßig redigiren. Was den Druck der Propyläen betritt so geht bis jetzt alles zu meiner Zufriedenheit. Der ich recht wohl zu leben wünsche.

Weimar d. 13. März 1799.

G.[37]


14/4006.


An du Four

[Concept.]

[15. März.]

Mit Dank verehre ich das mir geschenkte Zutrauen mit Ew. Hochwohlgeb. mir den Quartus Lieber zu Buttstädt empfehlen. Ich werde diesen Mann, wenn er sich bey mir zeigt, gern anhören und die nähern Umstände seiner Lage vernehmen, mit seinen Vorgesetzten darüber sprechen und wenn etwas für ihn auszuwirken seyn sollte gern das meinige beytragen. Ich genieße das Glück dero Verwandten in Leipzig persönlich zu kennen und freue mich bey dieser Gelegenheit auch Ew. Hochwohlgeb. meiner besondern Hochachtung versichern zu können.


14/4007.


An Johann Jakob Hottinger

In der Beylage habe ich dasjenige was allenfalls für den Augenblick zweckmäßig seyn dürfte um so lieber zusammengestellt, als der Inhalt derselben der Wahrheit völlig gemäß seyn konnte. Die Stelle deren ich gedenke ist in Coppenhagen wirklich offen, und in einem Briefe, der vor kurzem dahin abgegangen, ist Ihrer gegenwärtigen Lage, verehrtester Mann vorläufig gedacht worden. Auf alle Fälle ersuche ich Sie mir von Zeit zu Zeit Nachricht[38] von Ihrem Zustande zu geben, so wie ich nicht verfehlen werde auf alle vorkommende Gelegenheiten die Ihnen nützlich seyn könnten aufmerksam zu bleiben. Der ich mich Ihrem Andenken und Zutrauen abermals bestens empfohlen haben will.

Weimar am 15. März 1799.

Goethe.


[Beilage.]

Schon dreymal besuchte ich die Schweiz. Von meinen beyden ersten Reisen behielt ich die angenehmsten Erinnerungen für den größten Theil meines Lebens, bey dem dritten Mal ist mirs nicht so wohl geworden, mein Antheil an den gegenwärtigen Schicksalen dieses Landes ist nur schmerzlicher, indem ich vor kurzem das Anschauen der Gegenden, die Bekanntschaft mit Menschen erneuerte, und dadurch die mancherley Übel und Leiden auf das nächste vergegenwärtigt vor mir stehen.

Möge die Alles heilende Zeit aus dieser traurigen Krise das beste hervorbringen, wir dürfen kaum hoffen von den Schmerzen die sie uns bringt geheilt zu werden.

Solche und andere Betrachtungen bewegen mich Ihnen, würdigster Mann, zu schreiben in der Überzeugung, daß Sie meine Gesinnungen nicht verkennen werden. Wer hätte sonst daran denken dürfen, einen Schweizer aus seinem Vaterlande zu rufen, aus einem Lande wohin sich so mancher anderer Europäer sehnte![39] Bey der gegenwärtigen Umwälzung kann es aber wohl nicht anders seyn, als daß Männer von Talenten die in friedlichen Zeiten unter jeder Regierungsform nach Verdienst geschätzt seyn würden, in solchen Augenblicken äußerst leiden müssen, wo dringende Nothwendigkeit alle andere Betrachtungen aufhebt.

Sie haben, würdigster Mann, von der Staatsveränderung Ihres Vaterlandes sehr gelitten; Sie stehen nicht allein, Sie haben Familie und müssen in der gegenwärtigen Lage Ihren Wirkungskreis äußerst verengt fühlen. Aber glücklicher Weise haben Sie Kenntnisse, Talente, deren Ausübung an keinen Boden gebunden ist, die überall willkommen überall zu Hause sind.

In unsern Gegenden sowohl als weiter nordwärts, man noch gegenwärthig einer glücklichen Ruhe genießt, hat man die Überzeugung wie nothwendig es sey alte Sprachen und Literatur fortzupflanzen. Bey dem schwankenden und losen Geschmack der Zeit kann man jene Norm nicht sorgfältig genug bewahren. So denkt man z.B. bey uns daran, ein schon bestehendes Gymnasium in lebhaftere Thätigkeit zu setzen auf der Akademie Jena solche Kenntnisse immer mehr zu verbreiten; besonders aber ist mir bekannt daß in einer großen Hauptstadt man ein philologisches Seminarium zu errichten gedenkt, zu welchem einige deutsche Gelehrte berufen waren, die man aber von ihren Stellen nicht entlassen konnte.

[40] Bey dieser Gelegenheit hat man erst bemerken können, wie klein die Anzahl der Männer sey welchen ein solches Amt übertragen werden könnte, und man wird an mehr als Einem Orte bey eröffneten ähnlichen Stellen, sich in nicht geringer Verlegenheit finden.

Sollten Sie daher, würdigster Mann wie ich zwar nicht wünsche vielleicht in dem Falle seyn oder darein kommen, in Ihrem Vaterlande theils als Hausvater theils als Lehrer allzusehr eingeengt zu werden und daher dasselbe zu verlassen sich gedrungen fühlen so bitte ich mir darüber einen Wink zu geben, weil ich nichts so sehr wünschte als Gelegenheit zu finden zugleich Ihnen und dem Lande wohin Sie berufen werden könnten einen soliden Dienst zu erzeigen.

Ich darf wegen meiner Zudringlichkeit nicht um Vergebung bitten. Das Unwahrscheinlichste wird in unsern Tagen möglich, und es bleibt jedem denkenden, entschloßnen Manne der sich einige Selbständigkeit fühlt, nichts übrig, als daß er den Muth und die Fähigkeit sich zu verpflanzen bey sich erhalte. In dem Augenblick da man überall beschäftigt ist, neue Vaterlande zu erschaffen, ist für den unbefangen denkenden, für Den der sich über seine Zeit erheben kann, das Vaterland nirgends und überall.

Der ich mich zu geneigtem Andenken bestens empfehle.

Weimar am 15. März 1799.

Goethe.[41]


14/4008.


An Carl Ludwig von Knebel

Ich wollte dir auf deine verschiedne lieben Briefe nicht antworten bis ich etwas mitschicken konnte. Hier sind nun vier Bogen des dritten Stücks der Propyläen, die ich mir jedoch bald wieder zurück zu schicken bitte, indessen wird das Ganze fertig und du erhältst dein Exemplar.

Du findest wieder ein Capitel Diderot. Man glaubt nicht wie leicht und lose ein übrigens so trefflicher Mann solche Gegenstände behandelt aber freylich niemand fühlt es leicht als wer beym eignen Hervorbringen Rath und Trost in solchen Schriften sucht; allen denen die nur beschauen ist eine theoretische Leerheit gewissermaßen recht willkommen.

Meyer grüßt und wünscht auch seiner Niobe eine freundliche Aufnahme, es ist uns beyden ein sehr angenehmes Gefühl, da wir keine großen Briefschreiber sind, uns mit Freunden in der Abwesenheit periodisch unterhalten zu können. Bis jetzt noch müssen wir das Abentheuer allein bestehen, das uns denn freylich genug zu thun giebt. Indessen liegt ein unendlicher Stoff parat und zur Form mag die Stimmung des Augenblicks helfen Denn in unsern Tagen geht alles so entsetzlich schnell, daß ich Aufsätze die vor einem Jahr geschrieben sind, ohne sie umzuarbeiten, nicht kann drucken lassen.

[42] Bey manchen äußerlichen Hindernissen des Lebens habe ich mir seit einiger Zeit innerlich eine gute Stimmung zu erhalten gesucht und sie angewendet eine sonderbare Arbeit anzufangen, die ich seit einiger Zeit mit mir herumtrage und wovon ich dir das Bekänntniß machen muß. Schon lange habe ich viel über das epische Gedicht nachgedacht, seit der Streitigkeit über das Alter der Homerischen Gesänge und der Ausführung von Herrmann und Dorothea sind mir diese Gegenstände fast nie aus den Gedanken gekommen, und ich habe bey mir einen Plan versucht wie man die Ilias fortsetzen oder vielmehr wie man ein Gedicht, das den Tod des Achills enthielte daran anschließen könnte. Da ich nur denken kann in so fern ich producire, so wird mir ein solches kühnes Unterfangen zur angenehmsten Beschäftigung und es mag daraus entstehen was da will so ist mein Genuß und meine Belehrung im Sichern; denn wer bey seinen Arbeiten nicht schon ganz seinen Lohn dahin hat, ehe das Werk öffentlich erscheint, der ist übel dran.

Ich denke mich diesen vom Sommer nicht weit vom Hause zu entfernen und wir kommen vielleicht einmal irgendwo auf halbem Wege zusammen, und wenn das Glück gut ist so bringe ich schon einige Gesänge mit.

Den ersten Gesang deines Lucrez erhältst du bald mit Anmerkungen von Schlegel zurück. Ich wünsche daß dir sein guter Wille förderlich seyn möge.

[43] Deine Quittungen schicke nur jederzeit ohne Bedenken, ich will gern die Besorgung übernehmen. Lebe recht wohl und gedenke meiner in Freundschaft.

Weimar am 15. März 1799.

G.


14/4009.


An Friedrich Schiller

Recht herzlich gratulire zum Tode des theatralischen Helden! Könnte ich doch meinem epischen vor eintretendem Herbste auch das Lebenslicht ausblasen. Mit Verlangen erwarte ich die montägige Sendung und richte mich ein, den grünen Donnerstag zu Ihnen zu kommen. Wenn wir alsdann auch nur acht Tage zusammen zubringen, so werden wir schon um ein gutes Theil weiter seyn. Den April müssen wir auf die Vorstellung von Wallenstein und auf die Gegenwart der Madame Unzelmann rechnen. Es wäre daher gut wenn wir den Wallenstein möglichst beschleunigten, um sowohl durch diese Tragödie als durch diese artige kleine Frau eine Folge von interessanten Vorstellungen zu geben und die Fremden fest zu halten die sich allenfalls einfinden könnten. Leben Sie recht wohl. Von der Achilleis sind schon fünf Gesänge motivirt und von dem ersten 180 Hexameter geschrieben. Durch eine ganz besondere Resolution und Diät habe ich es gezwungen und da es mit dem[44] Anfange gelungen ist, so kann man für die Fortsetzung nicht bange seyn. Wenn Sie uns nur bey den Propyläen beystehen so soll es dieses Jahr an mancherley gutem nicht fehlen.

Weimar am 16. März 1799.

G.


14/4010.


An Franz Kirms

An die Herren Beck und Becker wären ein Paar Verordnungen mutatis mutandis aufzusetzen worin sie zur Ruhe gewiesen und mit nachdrücklicher Strafe wenn etwas ähnliches vorkommen sollte bedroht werden.

Weimar am 16. März 1799.

G.


An den Soufleur Seyfarth müßte eine Verordnung ergehen, daß er bei Strafe niemandem, wer es auch sei, ohne Vorwissen der Commission ein Manuscript zu borgen habe.

Weimar, 16. März 1799.

G.


14/4011.


An Friedrich Schiller

[18. März.]

Zu dem vollendeten Werke wünsche ich von Herzen Glück, es hat mir ganz besonders genug gethan[45] ob ich es gleich an einem bösen zerstreuten Morgen nur gleichsam obenhin gekostet habe. Für den theatralischen Effect ist es hinreichend ausgestattet, die neuen Motive die ich noch nicht kannte sind sehr schön und zweckmäßig.

Können Sie künftig den Piccolominis etwas von der Masse abnehmen so sind beyde Stücke ein unschätzbares Geschenk für die deutsche Bühne, und man muß sie durch lange Jahre aufführen. Freylich hat das letzte Stück den großen Vorzug daß alles aufhört politisch zu seyn und blos menschlich wird ja das historische selbst ist nur ein leichter Schleyer wodurch das reinmenschliche durchblickt. Die Wirkung aufs Gemüth wird nicht gehindert noch gestört. Mit dem Monolog der Prinzessin würde ich auf alle Fälle den Act schließen. Wie sie fortkommt bleibt immer der Phantasie überlassen. Vielleicht wär es in der Folge gut wenn der Stallmeister schon im ersten Stücke eingeführt würde.

Der Schluß des ganzen durch die Adresse des Briefs erschreckt eigentlich, besonders in der weichen Stimmung in der man sich befindet. Der Fall ist auch wohl einzig daß man, nachdem alles was Furcht und Mitleiden zu erregen fähig ist erschöpft war, mit Schrecken schließen konnte.

Ich sage nichts weiter und freue mich nur auf den Zusammengenuß dieses Werks. Donnerstag hoffe[46] ich noch abzugehen. Mittwoch Abend erfahren Sie die Gewißheit, wir wollen alsdann das Stück zusammen lesen und ich will mich in gehöriger Fassung daran erfreuen.

Leben Sie recht wohl, ruhen Sie nun aus und lassen Sie uns auf die Feyertage beyderseits ein neues Leben beginnen. Grüßen Sie Ihre liebe Frau und gedenken mein.

Über die den Musen abgetrotzte Arbeit will ich noch nicht triumphiren, es ist noch die große Frage ob sie etwas taugt. Auf alle Fälle mag sie als Vorbereitung gelten.


G.


14/4012.


An Christian Friedrich von Gutschmid

[Concept.]

Hochwohlgeborner Herr,

hochzuverehrender Herr.

Die von Ew. Hochwohlgeb. geschehene geneigte Eröffnung von der, höchsten Orts, bey Denselben eingegangenen beyfälligen gnädigsten Resolution, die Verlängerung der Schauspielconcession und das Schauspielhaus zu Lauchstädt betreffend, verbindet mich zu dem angelegentlichsten Danke den ich hiermit schuldigstermaßen abstatte und die uns dadurch geschehene neue Vergünstigung, von Seiten hiesiger Theatercommission, annehme und erkenne, so wie ich[47] zugleich um die desfalls erforderlichen Ausfertigungen gehorsamst gebeten haben will.

Zu der weitern Verhandlung, dessen was das Schauspielhaus selbst betrifft, werden wir nicht verfehlen, sobald die schickliche Jahrszeit eintritt, jemanden abzuordnen, den ich so wie die ganze Angelegenheit Ew. Hochwohlgeb. bestens empfehle und zugleich nichts mehr wünsche als daß eine im allgemeinen bald hergestellte Ruhe ein solches Unternehmen begünstigen möge.

Der ich mich mit besonderer Hochachtung zu unterzeichnen die Ehre habe.

Weimar am 18. März

1799

Ew. Hochwohlgeb.


14/4013.


An den Grafen von Hohenthal

Hochgeborner Graf

Insonders hochzuverehrender Herr.

Ew. Excellenz statte den verbindlichsten Dank ab für die gefällige Eröffnung der, wegen der erneuten Schauspiel Concession und des Schauspielhauses zu Lauchstädt eingegangenen Churfürstlichen gnädigsten Entschließung.

Wie ich mich nun wegen der nöthigen Ausfertigung an die verehrliche Stiftsregierung schuldigermaßen gewendet habe, so werde nicht verfehlen von Seiten der Theatercommission, zur eintretenden schicklichen Jahreszeit,[48] jemanden den Auftrag zu geben, der sich bey denen mir benannten Personen melde und die weitere Verhandlung der Sache besorge, welche ich Ew. Excellenz fernerer Protection hierdurch angelegentlichst empfehle, und mich mit ausgezeichneter Hochachtung zu nennen die Ehre habe.

Ew. Excellenz

Weimar am 18. März

ganz gehorsamster Diener

1799.

J. W. v. Goethe.


14/4014.


An Friedrich Schiller

Wir haben uns diese Tage noch viel vom Wallenstein unterhalten, Professor Meyer hat ihn auch gelesen und sich sehr daran ergötzt.

Wenn Sie etwas neues vornehmen und zu einem selbst erfundenen Gegenstande Lust haben, so kann ich es nicht tadeln, vielmehr lehrt die Erfahrung daß Sie sich bey einer freyern Arbeit ungleich besser befinden werden. Mich verlangt sehr zu hören wohin gegenwärtig Ihre Neigung gerichtet ist.

Von dem Imhofischen Gedicht hat mir Meyer viel Gutes gesagt. Es soll mir recht lieb seyn wenn unsere Frauenzimmer die so ein hübsches Talent haben, auch wirklich avanciren.

Morgen früh gehe ich bey Zeiten ab und bin zu Mittag schon bey Ihnen und will alle meine diätetischen[49] Künste zusammen nehmen um diesmal etwas zu liefern. Können Sie sich nun auch zu einer neuen Arbeit entschließen, die ganz aus Ihnen heraus kommt und so auch Ihren Neigungen wie Ihrem Talent angemessen ist, so sind wir auf den Sommer geborgen.

Das Kästchen ist glücklich angelangt. Grüßen Sie Ihre liebe Frau. Es ist mir diesmal ganz eigens wohl daß ich mit Ihnen bald wieder auf die vorbeyfließende Mühllache hinaussehen soll.

Weimar am 20. März 1799.

G.


14/4015.


An Johann Heinrich Meyer

Noch bin ich nicht 24 Stunden hier und ich kann Ihnen schon allerley erfreuliches melden.

Schiller ist kaum von dem Wallenstein entbunden, so hat er sich schon wieder nach einem neuen tragischen Gegenstande umgesehen und, von dem obligaten historischen ermüdet, seine Fabel in dem Felde der freyen Erfindung gesucht. Der Stoff ist tragisch genug, die Anlage gut, und er will den Plan genau durcharbeiten ehe die Ausführung anfängt.

Auch hat er einen Vorsatz bey dem ihn alle gute Geister erhalten mögen. Er will nämlich statt seines lyrischen Almanachs das Gedicht unserer kleinen Freundin herausgeben. Dadurch wird von allen Seiten[50] gewonnen, für ihn, für mich und für unsere liebe Kleine dazu. Ich kann die beste Zeit der Achilleis geben und was das Frühjahr an kleinen Gedichten bringt gleich in die Propyläen setzen um diese ernsthaften Hallen mit einigen Kränzen zu schmücken.

Von Schillern ist auch eher was für unser Institut zu erwarten.

An der Achilleis ist heute gearbeitet worden. Wenn ich diesmal nur den ersten Gesang zu Stande bringe, will ich gern zufrieden seyn.

Die letzte Seite des dritten Stücks der Propyläen mag der Inhalt einnehmen, die vorletzte bestimme ich zu einem kleinen Gedicht, das übrige wird unsere Preisaufgabe wohl ausfüllen.

Leben Sie recht wohl und fleißig von Ihrer Seite, ich will es von der meinigen nicht fehlen lassen. Schiller grüßt schönstens

Jena am 22. März 1799.

G.


Schicken Sie mir doch eine Reisfeder um schwarze Kreide einzuspannen mit der ich mein Gedicht concipire. Die Englischen Bleistifte schreiben sich so sehr ab und da ich hier gute schwarze Kreide fand so bin ich auf diesen neuen Mechanismus gekommen.[51]


14/4016.


An Carl Ludwig von Knebel

Deinen Brief erhielt ich eben als ich von Weimar nach Jena gehen wollte. Wegen des Geldes habe ich die nöthigen Aufträge gegeben und ich hoffe du wirst es wenigstens zum Theil erhalten haben. Von hier aus will ich dir wenigstens ein Wort schreiben und dir von meinen Hoffnungen etwas sagen.

Die Achilleis ist eine alte Idee, die ich mit mir herumtrage und die besonders durch die letzten Händel über das Alter der Homerischen Gedichte und über die rhapsodische Zusammenstellung derselben neues Leben und Interesse erhalten hat. Ich fange mit dem Schluß der Ilias an, der Tod des Achills ist mein nächster Gegenstand, indessen werde ich wohl noch etwas weiter greifen. Diese Arbeit führt mich auf die wichtigsten Puncte der poetischen Kunst, indem ich über das epische nachzudenken alle Ursache habe. Schiller fördert indessen das Trauerspiel und so kommt man theoretisch und praktisch immer etwas weiter. Ich sehe recht zufrieden in den vorstehenden Sommer hinein und auf die nächsten Arbeiten, die sämmtlich von vergnüglicher und geisterhebender Art sind.

Jenes große Naturwerk habe ich auch noch nicht aufgegeben. Mir däucht ich könnte den Aufwand von Zeit und Kräften die ich an jene Studien gewendet[52] nicht besser nutzen als wenn ich meinen Vorrath zu einem Gedicht verarbeite. Du hast den kleinen Versuch über die Metamorphose der Pflanzen gut aufgenommen und Herder hat mir auch etwas besonders freundliches darüber gesagt, welches mich sehr ermuntert an das größere Werk zu denken. Freylich ist es im Ganzen ein fürchterlicher Anblick, doch muß man denken daß man nach und nach durch anhaltenden Fleiß vieles zu Stande bringt.

Lebe recht wohl halte dich auch am Fleiße sobald das dritte Stück der Propyläen geheftet ist erhältst du es. Du findest wohl noch einiges darinn was dir Freude macht. Lebe wohl und gedenke mein.

Jena am 22. März 1799.

G.


14/4017.


An Friedrich Schiller

Heute früh bin ich bis zur Rede der Minerva gelangt, und weil diese eigentlich den folgenden Abschnitt eröffnet so bin ich geneigt Ihnen meine bisherige Arbeit heute vorzulegen. Ich will um halb Ein Uhr kommen, noch Vor Tische lesen und Nach Tische der Botenexpedition wegen mich wieder empfehlen und frage an ob Ihnen diese Einrichtung angenehm sey.

Leben Sie recht wohl, auf Wiedersehn an dem Ufer des Hellesponts.

[Jena] Am 26. März 1799.

G.[53]


14/4018.


An August Wilhelm Schlegel

Für das übersendete dritte Stück des Athenäums habe ich meinen Dank nicht schriftlich abgestattet weil ich bald nach Jena zu kommen hoffte, wo ich mich denn auch befinde.

Wollten Sie die Güte haben mir die Bände des Walpole durch Überbringern zu überschicken, so wollte ich solche gelegentlich nach Weimar senden um die übrigen dagegen zu erhalten.

Der ich recht wohl zu leben wünsche und Sie bald zu sehen hoffe.

Jena am 26. März 1799.

Goethe.


14/4019.


An Franz Kirms

Ew. Wohlgeb. sende die Paar Rollen zurück so wie die zwei Akte von »Wallenstein«. Die Rolle von Wallenstein ist hier schon ausgeschrieben und ich lasse daran fortfahren. Lassen Sie also die übrigen Rollen ausschreiben, die folgenden Akte sollen bald nachkommen; übergeben Sie das Manuscript Schuhmannen selbst und sagen ihm, daß er Niemanden, es sey wer es auch sey, auch nur hineinsehen lasse. Er ist treu und verschwiegen und wird's auch halten.

Zu dem neuangebotnen Theatervolontair und seiner Baßstimme habe ich wenig Zutrauen. Ich werde[54] mich wenigstens nicht leicht entschließen, Jemanden, der nicht auf dem Theater war, hinauf zu nehmen. Bei männlichen Subjecten haben wir noch nichts sonderliches von solchen Versuchen erlebt. Ich verlange sehr etwas von Spitzeder zu hören; Hofrath Loder wird mir wohl die nächste Nachricht zurückbringen. Leben Sie recht wohl. Was hört man von Madame Unzelmann?

Jena am 26. März 1799.

G.


Ich bitte durch den rückkehrenden Boten um »Wallensteins Lager«.


14/4020.


An Franz Kirms

Für die Nachrichten, die diesmal sämmtlich nicht übel klingen, danke zum schönsten und erwiedere nur einiges dagegen.

Ich wünschte, daß Sie bei Serenissimo anfragten, wenn es sich gelegentlich schicken sollte, wie lange wir allenfalls das Glück noch haben, Durchlaucht zu besitzen damit wir uns mit dem »Wallenstein« darnach so richten können. Sobald die Rollen ausgeschrieben und wir wegen der Austheilung ganz gewiß sind, wollten wir die Hauptpersonen herüber kommen lassen etwa einen Sonntag Leseprobe halten sie zu Mittage traktiren und dann sie wieder zurück schicken. Sie können alsdann unter sich, durch Studiren und Probiren,[55] das Stück sehr weit bringen, ohne daß Hofrath Schiller die ganze Zeit drüben zu liegen braucht und ich meinen hiesigen Aufenthalt diesmal abkürzen darf. Nächstens mehr hievon.

Es ist mir sehr angenehm, daß der Magdeburger Tenorist zu uns kommt; vielleicht gewinnen wir auch dadurch für den Wallenstein gerade was uns fehlt.

Wie Sie mit Ihrem lakonischen Iffland, wegen der Madame Unzelmann, weiter hin handeln wollen und was Sie sonst zum Besten des Theaters, auch bei dieser Gelegenheit, thun mögen, will ich Ihnen ganz überlassen haben. Das Logis scheint freilich auch die Verköstigung zu involviren und dann könnte uns der Spaß doch hoch kommen. Ich dächte man bäte sich sechs Vorstellungen auf und gäbe diese in 14 Tagen auf unsere gewöhnlichen Spieltage.

Ist wegen der Zeit, wann sie kommt, nichts näher bestimmt? und wird es möglich seyn den »Wallenstein« noch vorher zu bringen? die Arbeit wird auf alle Fälle sehr groß, ein solches Stück einzuleiten. Denn wir denken Montags »Wallensteins Lager« zu geben; – Dienstag Probe von »Piccolomini« , Mittwoch Aufführung von diesem Stücke. Donnerstag und Freitag Probe und Sonnabends Aufführung von »Wallenstein«.

Von Kleidern wird nicht viel zu machen seyn, außer daß wir eine Masse Kürassier brauchen, die sich ohne große Kosten werden zusammen stellen lassen.

[56] Leben Sie recht wohl und erfreuen mich bald mit andern guten Nachrichten.

Ich habe Ursache mit meinem hiesigen Aufenthalte diesmal sehr zufrieden zu seyn, meine Arbeiten gehen gut und das Frühjahr scheint mich über meinen Winter trösten zu wollen.

Jena am 27. März 1799.

G.


14/4021.


An Johann Heinrich Meyer

Heute habe ich verschiednes zu sagen, welches ich in der Ordnung vornehmen will.

1. Den Aufsatz wegen der Preisaufgabe schicke ich mit wenigen Veränderungen zurück. Was dabey noch ferner, so wie überhaupt wegen des gegenwärtigen Propyläenstücks, noch zu erinnern ist, habe ich auf ein besonderes Blatt gefaßt und beygelegt, möge denn dieses Transportschiffchen gleichfalls glücklich auslaufen.

2. Was die Ausgabe der Schwestern von Lesbos betrifft, so scheint es damit völliger Ernst zu werden, nur läßt Schiller bey Ihnen anfragen: ob Sie sich noch getrauten 6 Kupfer dazu zu Stande zu bringen? Es dürften etwa nur ein Paar ausgeführte Gegenstände aus dem Gedicht selbst dabey seyn, vielleicht ein Paar Umrisse nach Gemmen die einigen Bezug hätten, vielleicht ein Paar Landschaften, die ja Horny radiren[57] könnte. Vielleicht fällt unserer Freundin selbst was ein. Diese Ausstattung hält Schiller für unumgänglich nöthig. Denken Sie doch daran, sagen Sie mir Ihre Gedanken, schreiten zur Ausführung. Ich habe das Gedicht bey mir um es besonders durchzugehen. Wenn wir nach Weimar kommen, soll mit der Verfasserin weitläufig darüber gehandelt werden. Ich habe die Idee zu einer Elegie, wenn mir die Ausführung gelingt, so können wir sie als poetische Vorrede und Einleitung vor das Gedicht setzen und dadurch eine gute Wirkung hervorbringen. Thun Sie nur von Ihrer Seite das mögliche wegen der Kupfer, wir geben Ihnen das ganze universum frey und in welcher Manier Sie etwas schaffen wollen und können; aber mit etwas sichtbar gebildetem müssen wir die Unternehmung ausstatten.

3. Sagen Sie mir doch ob Sie wegen der Leipziger Reise mit Gädicken gesprochen haben, es scheint mir diese Unternehmung noch immer sehr räthlich zu seyn. Da Gädicke Verwandte und Connexion hat, so kommen Sie vielleicht in einem Privathaus unter und, da wir nicht so eilig von Ihren Erfahrungen Gebrauch machen wollen, so können Sie eher mit Muße beobachten.

Leben Sie recht wohl. Die Achilleis ruckt vor, ich habe schon 350 Verse, welche schon die übrigen nach sich ziehen sollen.

Jena d. 27. März 99.

G.[58]


14/4022.


An Franz Kirms

Hier schicke ich nun endlich den ganzen Transport Wallenstein.

1. Graff's Rolle welche sogleich abzugeben bitte.

2. Die drei letzten Aufzüge die nun auszuschreiben und nach beigehender Austheilung den Schauspielern einzuhändigen sind.

Ich sollte denken, da die Gesellschaft durchs erste Stück schon ganz im Ton ist, so könnten sie recht gut ein Paar Leseproben für sich halten, bei der ersten die Rollen mit dem Original collationiren und bei der zweiten mehr auf den Sinn und Zusammenhang des Stücks sehen und alsdann eifrig lernen, da man sie denn mit allem andern Neuen verschonen müßte. Ich käme mit Herrn Hofrath Schiller Mittwoch den 10. April, Donnerstag und Freitag beschäftigen wir uns mit Vorproben und die Jubilatewoche würden die Stücke nach einander aufgeführt.

Jena den 29. März 1799.

G.


14/4023.


An Johann Heinrich Meyer

1) Sie erhalten, werthester Freund, Thouretische Zeichnungen, sie haben von der Feuchtigkeit gelitten. Haben Sie doch daher die Güte zu sorgen daß sie[59] gut aufgezogen werden, besprechen Sie ihre Ausführbarkeit mit dem Quadrator, zeigen solche dem Herrn Geh. Rath Voigt und wenn es Gelegenheit gäbe Durchl. dem Herzog.

2) Arbeit für den Bildhauer weiß ich auch gerade nicht. Die Zeichnung der Säulenfüße ins Audienzzimmer befindet sich mit auf den Blättern wo die Details dieses Zimmer angegeben sind, die noch entweder in Ihren Händen, oder wenigstens in unserm Hause sind. Wollten Sie solche einmal ansehen? Das übrige wird von Gips; es ist aber die Frage ob man nicht wohl thut diese Füße, wegen des zu befürchtenden Verstoßens, von Holz machen zu lassen. Wollten Sie diese Sache einmal mit dem Baumeister, dem Bildhauer und Quadrator besprechen, so würde sie dadurch der Entscheidung näher kommen.

3) Vielleicht könnten Sie in dieser Zwischenzeit dem Bildhauer das bewußte Rähmchen in Arbeit geben. Nur ist zu bemerken daß das Maß das ich Ihnen hinterließ das Bildchen im Lichten ist. Ich weiß nicht ob Sie sich erinnern daß es meine Intention war das Bildchen von vorn in den Rahm zu passen, damit man nichts von dem Feld verlöre, das ohnedem eng genug ist. Der Rahm müßte also nicht durchschnitten seyn, sondern eine Wand haben.

4) Schillers Absicht ist ernstlich das Gedicht der Freundin an unseres gewöhnlichen Almanachs Stelle herauszugeben, nur wünscht er einen Kosten Überschlag[60] wie hoch sich allenfalls die Kupfer belaufen könnten, um mit Cotta zu tractiren; denn bis jetzt weiß der Verleger noch nichts davon, wird sich es aber wohl gefallen lassen. Was Ihre Zeichnungen dazu betrifft, so möcht ich sagen: machen Sie was die Zeit erlaubt. Eine cyklische Reihe wäre wohl möglich und artig, und da die Kunstwerkchen zu dem Gedicht bestimmt sind, so kann man die Forderung der Selbstständigkeit nicht an sie machen. Man verlangt von solchen accessorischen Werken daß sie demjenigen gut motivirt erscheinen der die Fabel weiß oder sie erfährt. Auch sey es Ihnen ganz frey gestellt blos in mahlerischer Hinsicht günstige Gegenstände, aus den Episoden, zu wählen, wie sie es allenfalls mit unserer Freundin berathen und zum Entschluß bringen.

Sagen Sie ihr einstweilen voraus, daß ich mich mit denen vereinige welche besonders die beyden letzten Gesänge für allerliebst halten. Den vorhergehenden fehlt wenig, um jenen gleich zu werden.

Das Motiv: der schlafend scheinenden Schwester die geheimen Verhältnisse vorerzählen zu lassen, möchte nicht wohl passiren und ich fordre die Dichterin einstweilen vorläufig auf, ihre Erfindungskraft über diesen Punct noch einmal anzurufen.

Diese Woche will ich noch in vollem Fleiße hier ausleben, wahrscheinlich wird der erste Gesang fertig und, wenn es mir möglich ist, fange ich gleich den[61] zweyten an, damit ja kein Stillstand eintrete; denn die Arbeit fängt schon an eine ungeheure Breite zu zeigen wozu, ohne anhaltenden Fleiß das Leben wohl nicht hinreichen möchte. Da schon vier Gesänge ziemlich motivirt vor mir liegen so bedarf es nur der Geduld der einzelnen Ausführung, indem diese Arbeit ihre Stimmung selbst mit sich führt und erzeugt. Leben Sie wohl fleißig und vergnügt.

Mit der Leipziger Expedition sollen Sie nicht weiter gequält seyn.

Wahrscheinlich kommen wir Mittwochs den 10. April nach Weimar, wo ich mich freue Ihnen meine Helden und Götter vorzustellen.

Jena am 1. April 1799.

G.


Durch einen günstigen Zufall habe ich die Flaxmannischen Kupfer sämmtlich gesehen und begreife recht wie er der Abgott der Dilettanten seyn kann, da seine Verdienste durchaus faßlich sind und man, um seine Mängel einzusehen und zu beurtheilen, schon mehr Kenntniß besitzen muß. Ich hätte recht sehr gewünscht diese Sammlung mit Ihnen durchzugehen, indessen habe ich sie, so gut mir möglich seyn wollte, beleuchtet und mir geschwinde manches zur Erinnerung notirt.[62]


14/4024.


An Friedrich Schiller

Ich schicke hier den ersten Gesang indem ich eine kleine Pause machen will um mich der Motive die nun zunächst zu bearbeiten sind specieller zu versichern. Ich schicke das Manuscript, damit Sie es selbst lesen und ihm schärfen ins Auge sehen. Ich habe den besten Muth zu dieser Arbeit und ersuche Sie um fortdauernden Beystand.

Jena am 2. April 1799.

G.


Wallensteins Lager möchte ich heute gern nach Weimar schicken.


14/4025.


An Christiane Vulpius

Wenn ich dir diese Zeit über wenig geschrieben habe, so war es weil ich gar wenig zu sagen hatte. Meine Arbeit ging gut von statten, anfänglich beym schönen Wetter ging ich spazieren und jetzt bey der Kälte bleib ich zu Hause. Abends geh ich zu Schiller und so vergeht ein Tag nach dem andern. In diesen nächsten acht Tagen denke ich noch manches zu thun, sollte das Wetter einmal recht schön werden so entschließe ich mich vielleicht nach Roßla zu reiten und schicke dir einen Boten, damit du auch hinauskommst. Schickt sich das aber nicht so gehen wir einmal von Weimar zusammen hin.

[63] Es ist gut daß die Baumpflanzung zu Stande ist, denn es war freylich die höchste Zeit und man wird, wenn es ein dürrer Sommer giebt, dennoch gießen müssen.

Du hast ja wohl den Schlüssel zum Schreibepult der in Roßla steht?

Ich füge noch mit eigner Hand hinzu daß ich dich herzlich lieb habe und bald wieder mit dir zu seyn wünsche. Grüße das liebe Kind und sag ihm er soll mir schreiben. Lebe recht wohl und behalte mich lieb.

Jena d. 2. Apr. 99.

G.


14/4026.


An Franz Kirms

Unter Voraussetzung daß Serenissimus die Annahme des Herrn Destouches approbiren bin ich mit derselben unter vorstehenden Bedingungen recht wohl zufrieden.

Jena am 2. April 1799.

J. W. v. Goethe.


14/4027.


An Franz Kirms

Es ist recht schön, daß Sie die Abschrift und Leseprobe »Wallensteins« beschleunigen. Da das Stück nicht groß und die Schauspieler durch das erste schon im Gange sind, so denke ich es soll zur bestimmten Zeit zu Stande kommen.

[64] Das Manuscript geben Sie nun heraus, wo es nöthig ist, lassen sich es aber gleich wieder zustellen. Bei der gewissenlosen Tournüre die in Weimar überhand nehmen will, muß man Niemanden mehr trauen, und sollte eine Untreue einmal auf Jemanden erwiesen werden, so will ich gewiß ein Exempel statuiren.

Für die Mühe, die Sie sich gegeben, das Excerpt des Briefes zu machen, bin ich Ihnen sehr verbunden; mich giebt nur wunder, wie man unverschämt genug seyn kann, einen solchen Wisch vorzuzeigen, der so dumm und so grob zugleich ist. Dumm, indem man wahrscheinlich machen will, das Stück aus Stellen von Briefen ergänzt zu haben. Das müssen ja allerliebste Correspondenten seyn welche sich einzelne Stellen auswendig merken, um sie nach Coppenhagen zu schreiben, und der Zufall ist noch scharmanter, daß die Herren nicht gerade durch eben dieselben Stellen gerührt werden und sich Jeder eine andre merkt, damit es zuletzt mit dem, was gedruckt erschienen ist, ein Ganzes ausmacht. Grob ist der Brief in der Stelle, die sich auf uns bezieht. Freilich ist ein öffentlich gespieltes Stück kein Geheimniß, aber das Manuscript davon wird Jahre lang von honetten Menschen geheim gehalten. Freilich wird ein öffentlich gespieltes Stück von tausend Menschen gesehen, aber deswegen noch nicht nachgespielt. Wenn Madame Brun keine bessere Logik im Kopf hat, so ist von andern Personen nicht zu verlangen, daß sie die[65] Argumente bündig finden sollten aber das Volk ist in seinen Intriguen und Narrheiten so ersoffen, daß es überall nur Laffen und Werkzeuge zu sehen glaubt, gegen die und mit denen man sich Alles erlauben kann. Was ist das für eine absurde Chikane zwischen Salon und Privat-Theater! Und wer hat denn überhaupt von einer öffentlichen Aufführung gesprochen. Es ist völlig als wenn Mad. Brun bei den Jenaischen Theaterfreunden in die Schule gegangen wäre.

Die Sache mag ruhen, da sie ohnehin nicht zu redressiren ist; will man aber mit dem Briefe auftreten und noch groß darauf thun, so werde ich meine Meinung derb und derber drüber äußern denn ich bin fest entschlossen in dieser und ähnlichen Sachen nicht den gefälligen Hahnrei zu spielen der freundlich drein sieht, wenn man ihm Hörner aufsetzt. Damit mag denn das auch vorbei seyn.

Leißring's Rolle im Vorspiel müssen wir Cordemann geben. Die Reime sind nicht schwer zu lernen und er wird ja wohl diese Rolle noch zu der andern liefern. Ich schicke das Vorspiel in dem Einiges verändert ist, vielleicht heute noch mit.

Haben Sie die Güte Alles vorzubereiten, vom 10ten an soll alsdann Alles rasch hinter einander abgehen.

Zu Destouches Annahme wünsche ich Glück, unter die Punktation habe ich meinen Beifall geschrieben.

[66] Wir müssen nun ja sehen, daß wir bald wichtige Opern zusammen schaffen um ihn zu beschäftigen als »Iphigenia«, »Axur« u.s.w. Unser künftiger Winter muß brillanter anfangen als der vergangene.

Da meine Arbeiten hier gut gegangen sind und ich in den nächsten acht Tagen noch etwas vor mich bringen kann, so werde ich mit Vergnügen wieder in Weimar seyn und an den dortigen Geschäften und Beschäftigungen wieder Theil nehmen, wo ich Sie denn recht wohl und vergnügt anzutreffen hoffe.

Jena am 2. April 1799.

G.


14/4028.


An Franz Kirms

Es ist recht hübsch, daß die alte »Zauberflöte« durch neue Besetzung wieder interessant werden kann. Ich wünsche daß Herrn Haltenhof so gut singt als er aussieht. Wegen des »Wallensteinschen Lagers« mag es in Suspenso bleiben bis wir kommen. Wahrscheinlich müssen wir es weglassen, indem wir Montag den 15ten wohl nicht spielen dürfen; die beiden Repräsentationen für Mittwoch und Sonnabend werden uns schon genug zu schaffen machen.

Der ich recht wohl zu leben wünsche.

Jena am 6. April 1799.

Goethe.[67]


14/4029.


An Johann Friedrich Cotta

Die abgedruckte Anzeige der Piccolomini ist endlich auch zu uns gekommen. Da noch niemand über das Stück öffentlich etwas geäußert hat, so sind wir noch immer die ersten und der Verzug zu dem Sie sich genöthigt fanden, hat weiter nicht geschadet.

Hier folgt denn nun auch die Anzeige der Propyläen. Das dritte Stück haben wir so gut es möglich war ausgestattet. Jedem Stück wird es künftig an einem kleinen Gedicht nicht fehlen. Der Quasiroman der fürs vierte Stück versprochen ist, wird das Interesse in ein breiteres Publikum spielen.

Was den ausgesetzten Preis betrifft, so wünschte ich daß Sie Ihre Stuttgarter Künstler zur Concurrenz aufmunterten. Die Sache sieht jetzt klein aus, doch kann sie, wenn der Anfang gelingt, und ein Paar Dutzend Zeichnungen eingesendet werden, künftig für Kunst und Künstler bedeutend werden. Wie ich mündlich bald das mehrere mitzutheilen hoffe.

Von den 30 Ducaten liegt der größere Theil schon, schön gerändert, parat doch kann ich hoffen daß Sie auch einen Beytrag thun werden. Da Sie nicht allein das Gute gern mit befördern helfen sondern auch die weitere Verbreitung der Propyläen, welche durch dieses Mittel bewirkt werden muß gewiß erwünscht finden.

[68] Wallenstein wird den 20. in Weimar aufgeführt und wir hoffen Sie nun bald daselbst oder in Jena zu sehen, wo es mancherley abzureden geben wird. Der ich recht wohl zu leben wünsche.

Jena am 10. April 1799.

Goethe.


Gegenüberstehende bedeutende und überraschende Neuigkeit können Sie in die allgemeine Zeitung einrücken lassen.


14/4030.


An Friedrich Wilhelm Eugen Döll

Ew. Wohlgeb.

übersende hierbey eine Zeichnung so wie die Beschreibung eines Monuments, das wir unserer verstorbenen Schauspielerinn Becker zu errichten gedenken. Mit der Anfrage ob Sie die Ausführung desselben wohl übernehmen wollten?

Den untern Sockel, so wie den Würfel mit der Inschrift würde man hier aushauen und sogleich setzen lassen und Sie würden also nur den obern Schaft besorgen. Sollte man denselben wohl aus Einem Stücke hauen können? so daß nur noch die Urne einzeln aufgesetzt zu werden brauchte. Das ganze wird aus Seeberger Stein.

Wollten Sie mir wohl anzeigen wie viel Sie für diese Arbeit verlangten, den Transport bis Weimar[69] eingeschlossen, wobey es denn wünschenswerth wäre daß Sie selbst beym Aufstellen gegenwärtig wären.

Der ich recht wohl zu leben wünsche und mich geneigtem Andenken empfehle.

Weimar am 18. April 1799.

Goethe.


Ich überlasse Ew. Wohlgeb. ob Sie etwa ein Modell oder eine Zeichnung der vier Jahreszeiten im Großen voraus entwerfen wollten damit man sich näher darüber besprechen könne. Besonders aber wünschte ich zu vernehmen wann Sie etwa glaubten das Monument aufsetzen zu können.


14/4031.


An Gottlieb Hufeland

Ew. Wohlgeb.

haben die Gefälligkeit beykommendes in den Anzeiger der Litteraturzeitung einrücken zu lassen und mir gelegentlich was ich schuldig geworden anzuzeigen.

Bald hoffe ich einige schöne Frühlingstage in Ihrer Gesellschaft zuzubringen. Der ich recht wohl zu leben wünsche.

Weimar am 26. April 1799.

Goethe.[70]


14/4032.


An Friedrich Schiller

Ich bin gegenwärtig nur beschäftigt mich frey zu machen damit ich Mittwoch abreisen kann.

Am nächsten Propyläenstück fängt man schon an zu drucken und ich schicke die erste Hälfte des Sammlers schon unter die Presse indem sich die zweyte noch im limbo patrum befindet. Ich hoffe auch diese, wenn wir nur einmal wieder zusammen sind, bald ans Tageslicht zu fördern. Ich habe eine Tournüre ausgedacht durch die wir am leichtesten und sichersten aus dem Handel kommen. Ich freue mich über das Zutrauen das Sie zu Maria Stuart haben. Nur im Ganzen angesehen so scheint dieser Stoff viel zu enthalten was von tragischer Wirkung seyn kann. Die Bücher folgen hierbey, ich bin neugierig die nähere Entwicklung von Ihnen zu vernehmen.

Leben Sie recht wohl und grüßen Sie Ihre liebe Frau, ich freue mich auf unser nächstes Zusammenseyn, in einer Zeit wo es mit Macht doch endlich Frühling werden muß.

Weimar am 27. April 1799.

G.


14/4033.


An Franz Kirms

Des Herrn Döll Forderung ist ein wenig scharf und wenn ich nicht irre haben wir nur 175 Thlr. in[71] Kasse überdies würde Durchlaucht der Herzog das Ausschlagen des Grundes und das Fußgestell bezahlen. Glauben Sie etwa daß man noch von irgend einigen Theaterfreunden einen kleinen Zuschuß erhalten? Wenn Herr Döll überhaupt mit 200 Thlr. zufrieden wäre, so könnte man ein Baugespann hinüberschicken und die Steine abholen lassen welches für uns ohne große Kosten sein würde. Sagen Sie mir Ihre Gedanken darüber. Ich könnte Herrn Döll allenfalls auch nur dilatorisch antworten.

28. April 99.

G.


14/4034.


An Franz Kirms

Es wird wohl das Schicklichste seyn, wenn man Herrn Kotzebue bei seiner Ankunft durch den Wöchner das Kompliment machen läßt und ihm die freie Entree ohne Bestimmung des Platzes anbietet.

Madame Unzelmann müssen wir wohl abwarten. Was mich persönlich betrifft, so kommt sie mir so spät nicht gelegen, denn ich kann mich den Mai nicht viel von Jena entfernen.

Wenn wir »Titus« noch aus dem Stegreife geben wollen so brauchen wir keine neue Dekoration. Da auf dem Forum ein Thron zu stehen kommt, den man in die Mitte setzen kann, so kann man den Horizont nehmen, und einen anständigen Thron davor[72] aufbauen, den man künftig auch zu »Palmyra« und bei andern Gelegenheiten brauchen wird. Auf den Horizont kann man etwas weniges auf Papier gemalt aufstecken, das Theater ist überhaupt in diesem Augenblick voll Menschen. Zum Kapitol nehmen Sie nur die Thouretische Dekoration.

Am 28. April 1799.

G.


14/4035.


An Christian Gottlob Voigt

Indem ich, einige Kleinigkeiten den Schloßbau und die Bibliothek betreffend übersende erbitte ich mir zugleich die Erlaubnis heute Abend um 5 Uhr aufzuwarten und Abschied zu nehmen.

Am 30. April 1799.

G.[73]


14/4035a.


An Johann Justinus Zapff

[Concept.]

Laut beyliegenden Postscheines habe ich Ihnen, werthester Herr Zapf, 40 rh. zugesendet. Nach Ihrem abschriftlich beyliegendem Brief, vom 4. September, bleibe ich Ihnen für die überschickte Ohme Wein nur 34 rh. schuldig. Auch habe ich für den zuletzt überschickten Eimer 3 rh. Fracht bezahlt. Es scheint also wohl in Ihrem Briefe vom 3. April nur ein Irrthum zu seyn, wenn Sie bey mir noch zwanzig Thaler gut zu haben glauben; denn eigentlich steht unsere Rechnung folgendermaßen:

Erhalten

1 Ohm Wein a.40 rh.

1/2 – – – 20 –

60.


Gezahlt

am 25. März40rh.

Fracht auf die Ohm

ausgelegt 6. –

Fracht von dem

Eimer 3. –

folgt hierbey baar11.-

60


Hiedurch wäre also für das Vergangne unsere Rechnung berichtigt. Sobald Sie wieder rothen Würzburger[70] Wein erhalten, so bitte ich mir davon eine Ohme zuzusenden und wünsche übrigens recht wohl zu leben.

Weimar am 30. April 1799.[71]


14/4036.


An Christiane Vulpius

Der Herr Professor wird dir schon erzählt haben daß wir mit den Pferden ohne Anstoß herüber gekommen sind, ich bin schon zweimal spazieren gefahren und es geht recht gut damit. Ich lasse ihnen den Tag 3 Metzen geben da können sie sich schon ausfüttern; ich werde sie aber auch dafür nicht schonen sobald das Wetter nur ein wenig freundlicher ist will ich nach Dornburg fahren und vielleicht sonst noch einige Touren machen.

[73] Wie es mit dem Haidlosischen Packet gegangen ist kann ich nicht begreifen. Es ist hier nicht zu finden und Geist will so gut als für gewiß behaupten es müsse schon im Februar nach Weimar gekommen seyn. Nach meinem Calender habe ich dir am 15. Februar ein großes Packet geschickt, das in grünem Wachstuch eingepackt war, es steht freylich nicht angemerkt daß das Haidlosische Packet sich dabey befand, es war aber zur damaligen Zeit schon angekommen und ich finde weiter keine Spur. Besinne dich doch und frage etwa die Leute ob sich niemand etwas erinnert, der Fall ist mir gar unangenehm und mir gar noch nicht passirt.

Von meiner Arbeit kann ich noch nichts loben, doch das wird ja wohl auch kommen. Heute nichts weiter, grüße das gute Kind und lebe recht wohl.

Jena am 3. May 1799.

G.


14/4037.


An Johann Heinrich Meyer

Sie haben Sich heute so bald entfernt daß ich Ihnen den goldnen Segen Cottas nicht mit auf den Weg geben konnte, den ich nun verwahren will biß wir uns wiedersehen. Doch lassen Sie mich von jener Sache reden die Sie neulich zur Sprache brachten.

Sie können empfinden wie nöthig, nützlich angenehm und erfreulich mir Ihre Gegenwart sey, da wir ein so nah verwandtes Intresse haben und ich[74] fast von aller Welt abgesondert lebe. Ich wünschte daher daß Sie nicht an eine Veränderung dächten, als biß eine Nothwendigkeit von Ihrer Seite eintritt, daß sich entweder eine anständige Versorgung für Sie findet, oder Sie aus sonst einer Ursache Sich besonders zu etabliren geneigt seyn könnten.

Biß dahin will ich gern und mit Danck um Sie jeder Art von Bedencklichkeit zu überheben, einen Zuschuß zur Haushaltung von Ihnen künftig annehmen, da Sie eine leibliche Einnahme haben und es Ihnen kein Geheimniß ist daß ich nicht reich bin, sondern nur durch Ordnung und Thätigkeit meine freylich etwas breite Existenz souteniren kann.

Wenn Sie mir jährlich 150 rh. geben, so ist es, bey meinem völlig eingerichteten Haushalt, für mich ein hinreichend Equivalent, da Sie hingegen einzeln und abgesondert viel theurer leben würden.

Lassen Sie mich noch einen Vorschlag thun! Versehen Sie Sich nach und nach mit Möbels daß Sie, wenn der Fall kommen sollte und Sie für Sich zögen, schon damit versehen wären. Nach und nach können Sie das recht wohlfeil machen. Unsre kleine Hausfreundinn wird Ihnen mit Rath und That gerne beystehen.

Wollte ich Eisert und August ins Haus nehmen, so könnte das entweder geschehen daß ich das Nachbarhäußchen kaufte oder die Seite des Musäums einrichten ließe, indem ich eine Treppe von drüben herauf[75] brächte. Ihre Zimmer blieben dabey immer unberührt. Also endig ich wie ich angefangen habe: Lassen Sie uns ja beisammen bleiben biß irgend eine Nothwendigkeit von Ihrer Seite eintritt, erhalten Sie mir Freundschaft und Liebe und bleiben der meinigen gewiß.

Jena d. 3. May 1799.

G.


14/4038.


An Johann Heinrich Meyer

Erst, bey ruhigerm Aufmerken, finde ich daß der Druck unserer Propyläen besondere Eigenheiten hat, die wir künftig vermeiden müssen. Wie es scheint raisonniren Setzer und Corrector zu viel, das wir Ihnen fürs künftige abgewöhnen müssen.

1) Ist das Gedicht zu Anfang, welches durchgängig aus Hexametern besteht, als Hexameter und Pentameter gedruckt welches wahrscheinlich daher kommt weil sich der Setzer nach Phöbus und Hermes gerichtet hat. Es bleibt daher nichts übrig als daß wir dieses Blatt umdrucken, welches bequem auf den letzten Bogen geschehen kann.

2) Bemerke ich erst bey diesem dritten Bogen daß man den Text durch unendliche Commata unnöthig, durchschnitten hat. Ich bitte daher beyliegenden Aufsatz Herrn Gädicke zu communiciren und mit ihm über die Sache zu sprechen, wir wollen künftig nur verlangen daß man sich genau ans Manuscript halte.

[76] Diesem kann ich die möglichste Sorgfalt widmen, nicht aber der Correctur des gedruckten.

Leben Sie recht wohl, von allem andern nächstens mehr.

Jena am 4. Mai 1799.

G.


14/4039.


An Johann Christian Gädicke

Bey dem Bogen, der hier zurück kehrt fanden sich sehr viele Commata, die nicht im Manuscript stehen und die ich, nach meiner Überzeugung, wieder wegstreichen mußte. So waren auch noch einige umgekehrte Buchstaben stehen geblieben. Wir wollen daher wegen der Correctur folgende Einrichtung machen:

Setzer und Corrector halten sich genau an's Manuscript.

Sollte der Corrector irgend einen Anstand finden, so hat er die Gefälligkeit es auf einem besondern Blättchen zu bemerken.

Der gedruckte Bogen, wenn ich ihn zur Revision erhalte, müßte von allen Druckfehlern rein seyn.

Vielleicht wäre es gut, wenn er vorher nochmals durch eine dritte Hand ginge. Herr Registrator Vulpius übernähme vielleicht eine Revision? Ich würde alsdann zuletzt Interpunktion und was mir sonst auffiele revidiren.


[77] Von dem gegenwärtigen Bogen wünschte ich noch einen Abdruck zur abermaligen Revision zu erhalten.

Jena am 4. Mai 1799.

Goethe.


14/4040.


An Friedrich Wilhelm Eugen Döll

Aus Ew. Wohlgeb. Brief vom 24. April habe ich mit Vergnügen ersehen daß Sie das Monument für Madame Becker zu übernehmen geneigt sind. Haben Sie die Güte bald möglichst dazu Anstalten zu machen. Auch sollte mir angenehm seyn von den Modellen etwas zu sehen. Wie Sie damit vorrücken bitte ich mir einige Nachricht aus und wünsche indessen recht wohl zu leben.

Jena am 4. Mai 99.

Goethe.


14/4041.


An Christiane Vulpius

Versprochenermaßen werde ich dir die Pferde zu den Feyertagen schicken, etwa Freytag sollen sie von hier abgehen. Sie sind mir jetzt ein wahres Bedürfniß, denn mit meinen Fußpromenaden will es gar nicht recht fort.

Ich wünsche daß du in der Feyertagswoche nach Roßla gehst und dich dort umsiehst, wenn du mir die Pferde Freytag den 17. wieder schickst, so bin ich zufrieden.

[78] Wegen des Haidlosischen Packetes ist mir eingefallen ob es nicht gar ein Irrtum von seiner Seite ist? Da sich Marie erinnert daß sie ihm etwas ins Comödienhaus gebracht hat, so frag ihn doch: ob er in der Hälfte Februars ein Packet erhalten hat? denn es wäre möglich daß er von einem neuern Packet spräche, das noch nicht angekommen ist.

Ich fahre in meiner Arbeit immer fort und will sehen wie lange es mir diesmal gelingt dran zu bleiben.

Wenn du im Hause alles in der Ordnung, hast so wünsche ich dir vergnügte Feyertage.

Jena d. 7. Mai 99.

G.


Sey doch so gut und schicke mir meine guten schwarzen Strümpfe mit den Botenweibern herüber.


14/4042.


An Franz Kirms

Mit denen Stücken welche Sie geben wollen, so wie mit allen übrigen Einrichtungen, bin ich recht wohl zufrieden. Sonnabend den 25sten könnte man »Wallensteins Lager« geben und in der Woche drauf die beiden übrigen Stücke. Es wäre hübsch wenn Vohs den ersten Jäger nähme, es würde eine angenehme Abwechselung seyn. Spitzeder übernimmt die Rolle des Tiefenbachers. Sonst ist, so viel ich weiß nichts zu[79] besetzen »Wallensteins Lager«, mit einem schicklichen Stück, könnte man allenfalls um den niedrigen Preis geben, bei den zwei letzten Stücken bliebe der erhöhte.

Schreiben Sie mir doch, ob Sie die »Jesuiten« zuletzt geben oder einschieben wollen?

Madame Unzelmann wird wohl diesmal nicht zu uns kommen sie tat Prag vorgezogen, das ich ihr gar nicht übel nehme.

Ich hoffe daß das neue Arrangement »Theatralischen Abentheuer«, wie ich es mit Vulpius abgeredet, nunmehr im Werden ist. Vielleicht könnte man es gleich das nächste Mal so geben.

Weiß man schon, wann Serenissimus zurück kom men?

Ich befinde mich hier ganz wohl und wünsche gleichfalls recht wohl zu leben.

Jena am 7. Mai 1799.

Goethe.


14/4043.


An Johann Heinrich Meyer

Könnten Sie Böttigern veranlassen daß er ein kleines Promemoria schriftlich gäbe wegen der Kupfer, in so fern sie uns übertragen werden sollen, damit man doch irgend etwas gewisses in der Hand hätte. Cotta wünscht sehr daß in der allgemeinen Zeitung der Preisausgabe nochmals gedacht werde, man könnte dabey auch des Wolfischen Homers gedenken. Doch[80] könnte man es freylich ohne nähere Bestimmung im allgemeinen thun.

Die Viewegischen Exemplare von Hermann und Dorothea schicken Sie mir doch hierher, damit ich sie beschaue ehe ich sie an Freunde austheile.

Vergessen Sie Oeser nicht; meine Sammlers Briefe formiren sich nach und nach. Denken Sie doch noch auf etwas fürs nächste Stück wenn es ja Roth thäte.

Schiller verspricht das beste, ich kann aber wenig hoffen.

Indessen haben wir das Schema zum Dilettantismus ausgesetzt. Das ist schon ein großer Gewinn! Ich will es nun zunächst weiter ausführen und dann mittheilen. Ich habe großes Vertrauen auf diesen Aufsatz. Denken Sie nur manchmal an die Kunstgeschichte dieses Jahrhunderts! Durch solche Aufsätze allein können wir den Gesichtskreis der Leser erweitern.

Was sagen Sie zu dem tragischen Ende des Rastadter Congresses? es ist als Factum und als Symbol schrecklich.

Leben Sie recht wohl und vergnügt. Ich wünsche mir nichts als daß dieser Monat im stillen Fleiß hingehen könne.

Jena den 7. Mai 1799.

G.[81]


14/4044.


An Johann Heinrich Meyer

»Der Stuckator Hofmann kommt, wie ich höre, bald an und es würde vor allen Dingen nötig seyn ihm ein Zimmer zu seinen Arbeiten anzuweisen, ich sollte denken daß Audienzzimmer wäre das schicklichste dazu indem es nahe am runden Zimmer liegt daß zuerst decorirt wird. Nur müßten die Fensterpfeiler von unten heraus mit Bretern verschlagen werden damit die schon fertige Quadratorarbeit nicht abgestoßen werde. Er wird sich ferner mit unserm Gips bekannt machen müssen und man wird von ihm am besten hören was er zu seiner Einrichtung braucht, welches denn mit ihm zu bereden wäre.

Jena am 9. Mai 1799.«


Vorstehendes habe ich an Herrn Geheimde Rath Voigt geschrieben und wiederhole es hier damit Sie die Gefälligkeit haben sich der Sache ein wenig anzunehmen. Haben Sie die Güte sich mit dem Manne bekannt zu machen, zu sehen wo er hinaus will, die mitgebrachten Modelle zu beurtheilen, seine Einrichtung zu beschleunigen und mir von dem was geschieht einige Nachricht zu geben.

Die Revision des dritten Bogens kommt auch zurück. Der Registrator Vulpius wäre besonders auf die Puncte die ich neulich überschrieb zu instruiren.

[82] Vielleicht erhalte ich noch eine Revision auf die Feyertage In acht Tagen hoffe ich wieder Manuscript abgeben zu können.

Wenn Ihnen einige von den Späßen einfallen mit welchen der Unterinspector der Dresdner Gallerie die Fremden ergötzt so schreiben Sie mir sie doch, ich brauche etwas ähnliches bey meiner Darstellung.

Die vier Exemplare Herrmann und Dorothea sind glücklich angekommen.

Der Rastadter Casus ist einer der tollsten welche die Weltgeschichte aufzuweisen hat.

Leben Sie recht wohl indeß ich hier im stillen meine Arbeiten so gut als möglich zu befördern suche.

Geist fährt morgen früh nach Weimar und kehrt Abends hierher zurück. Wenn Sie etwas bereit haben so kann er es mitnehmen.

Jena am 9. Mai 1799.

G.


14/4045.


An Christiane Vulpius

Da ich Gelegenheit habe so schreibe ich dir heute und melde dir die Pferde an, welche Morgen kommen sollen und wünsche daß sie sich so gut bey dir als bey mir halten mögen. Mit dem Kutscher bin ich auch ganz wohl zufrieden. Mit der Fourage geht hier alles ganz ordentlich.

[83] Geist fährt morgen mit hinüber, er soll mir verschiedenes holen, das ich nicht so genau in einem Briefe bezeichnen kann. Er geht zu Fuß zurück.

Wegen der Bornfege will ich dir es nicht gewiß versprechen. Es kommt darauf an wie weit ich mit meinen Arbeiten bin, und ob ich einige Tage pausiren kann. Du erfährst es zur rechten Zeit. Ich will mich indessen erkundigen wie und wann dieses Fest gefeyert wird. Lebe recht wohl behalte mich und grüße das liebe Kind.

Jena d. 9. May 99.

G.


Wenn der Kutscher hinüberkommt so laß ja gleich einen eisernen Hemmschuh machen der gut an unsere Räder paßt. Mit der bloßen Hemmkette werden die Räder zu sehr verdorben.


14/4046.


An Franz Kirms

Herr Hofrath Schiller wünscht bei der neuen Aufführung des Wallensteinischen Lagers eine Veränderung mit den Rollen, wie Sie aus beiliegendem Zettel sehen; sie würde auf alle Weise vortheilhaft seyn und daß Stück alte und neue Zuschauer wieder anziehen. Auf einem beiliegenden Blatte, das denen Wöchnern in die Hände gegeben werden kann, tractire ich die Sache als eine Gefälligkeit gegen den Verfasser und[84] ich wünschte, daß Sie es auf diesem Wege durchsetzen. Zwar hat sich eigentlich Niemand als Becker darüber zu beklagen dem man aber ein gutes Wort darüber geben kann, und er ist wirklich in der wilden Rolle des zweiten Jägers nicht an seinem Platz. Der ich recht wohl zu leben wünsche.

Jena am 9. Mai 1799.

G.


14/4047.


An Franz Kirms

Da ich heute ohne Schreiber bin, nur punktweis auf Ew. Wohlgeboren Brief das Nöthigste.

1. Die Austheilung liegt unterzeichnet bei.

2. Daß »Titus« suspendu zu dem Beckerischen Monument verwendet werden solle wäre vielleicht dem Publikum zu seiner Zeit bekannt zu machen.

3. Sie werden wohl die Betrübniß erleben, diesmal das Angesicht der Madame Unzelmann nicht zu sehen. Wahrscheinlich ist sie schon wieder in Berlin.

4. Da ich sobald noch nicht hinüber komme, so erbitte mir kurz und punktweise die deliberanda.

5. Da mein Schreiber abwesend ist, so signire ich nur das Concept. Es ist ja hinreichend, wenn Herr von Luck es mit Ihnen unterschreibt.

6. Wegen der Procent-Zulage an die Wöchner stimme ich in das ein, was Sie mit Herrn v. Luck beschließen.

[85] 7. So lassen wir die »Jesuiten« weg!

8. »Wallenstein« kann mit hohem Preis, die beiden andern Stücke um den gewöhnlichen gegeben werden.

Der ich recht wohl zu leben wünsche.

Jena d. 10. Mai 1799.

Goethe.


14/4048.


An Johann Heinrich Meyer

Ich habe einen Brief an Wolf aufgesetzt, den ich in diesen Tagen wegschicken will.

Ich nehme nun alle meine Gedanken zusammen um unser viertes Stück nicht unwürdig zu füllen und dann will ich gleich, weil ich doch einmal dran bin ans fünfte denken.

Von Schillern hoffe ich lieber gar nichts. Er ist herrlich, in so fern von Erfindung und Durcharbeitung des Plans, von Aussichten nach allen Richtungen die Rede ist, und ich habe schon wieder diesmal, mit seiner Beyhülfe, zwey bis drey wichtige Grundlagen gelegt; aber Beystand zu einem bestimmten Zwecke muß man von ihm nicht erwarten und in dem gegenwärtigen Fall ist mirs gar nicht bang, alles steht von innen und von außen so, daß wir, nach dem Ausdruck unseres Freundes Cotta gar wohl hoffen können die Anstalt zu gründen.

Die neue Coalition ist wirklich lustig. Der gute alte Herr scheints will sein Kohlenfeuer lange conserviren, da er es so gewaltig mit Asche zudeckt.

[86] Ich habe die Arbeit unserer Freundin auch schon wacker vorgenommen. Ich corrigire mit Bleystift hin ein, um zuletzt wo ich mir selbst genug thun werde, die rothe Dinte anzuwenden. Ersuchen Sie das gute Kind ja alles mögliche zu thun und mir bald wieder einen Theil zu schicken; denn wenn wir nicht eifrig vorarbeiten, so giebt es zuletzt das seh ich schon voraus ein leidiges Zusammenstoßen.

Recht sonderbar ist es was die Frauenzimmer durchaus in der Kunst Undulistinnen sind. Die Dichterinn der Schwestern von Lesbos ist es keineswegs in der Zeichnung und Anordnung; aber äußerst in der Behandlung. Dadurch entsteht, bey den ohnehin sehr zarten Verhältnissen welche darzustellen sind, eine gewisse Undeutlichkeit, die man erst merkt wenn man das von dem Gedicht fordert was man sonst geneigt ist zu demselben hinzu zu bringen.

Was ich hier meyne werden Sie deutlicher verstehen wenn das Exemplar mit meinen Bemerkungen zurückkommt.

Sagen Sie mir doch was ist die gewöhnliche Suite von Gemählden wenn die Geschichte heiligen Josephs Pflegevaters vorgestellt wird.

Schicken Sie mir doch von den einzelnen Schwefeln etwa ein Duzend in Baumwolle wohl eingepackt von guter Kunst damit ich nur etwas vor mir habe das mir das Anschauen erfrischt. Leben Sie recht wohl.

[Jena] d. 10. May 99.

G.[87]


14/4049.


An Friedrich Schiller

Ich gratulire zu dem schönen Tag nach dem feuchten Auszug und werde meine Glückwünsche zu dem Sommeraufenthalt heute Abend mündlich wiederholen.

Den sechsten Brief der hier beyliegt sende ich wie er hat werden können. Er mag als Skizze so hingehen! um ihn würdig auszuführen gehört mehr dazu als ich jetzt im Stande bin zu leisten. Betrachten Sie ihn daher von der Seite: ob er nichts enthält was dem Zweck zuwider ist, da er den Zweck nicht ganz erfüllen kann.

[Jena] Am 11. Mai 1799.

G.


14/4050.


An Friedrich Schiller

Herr Leißring hat die Rolle des ersten Jägers mitgenommen, wollten Sie mir doch das Manuscript schicken damit ich sie wieder suppliren kann.

Das heutige Fest ist nicht ganz ohne geistigen Einfluß auf mich gewesen, der achte Brief ist geschrieben und diese Sorge hätten wir hinter uns.

Sagen Sie mir wie es mit Ihnen und Ihrer lieben Frau heute steht und wo ich Sie heute Abend treffe?

[Jena] Am 12. Mai 1799.

G.[88]


14/4051.


An Franz Kirms

Auch mit der veränderten Austheilung bin ich recht wohl zufrieden; wegen der Rolle der »Catinka« schreibe ich etwas auf einem besondern Blatt damit Sie davon beliebig Gebrauch machen können.

Die Rolle des Bürgers ist die, welche Blos gehabt; sagen Sie Beckern, daß er sich etwas ausdenkt um den ehrsamen Bürger zwischen dem leichtfertigen Soldatenwesen recht heraus zu heben. Das Stück wird ohnedies in der Folge noch erweitert und es ist daher gut, daß die Rollen aus den Händen der Statisten kommen. Der ich recht wohl zu leben und den theatralischen Abschluß glücklich zu überstehen wünsche.

Jena am 12. Mai 1799.

G.


In »Wallensteins Lager« ist noch einiges verändert, lassen Sie deshalb die Rollen nachtragen.


Wegen der Rolle der »Catinka« entsteht ein Zweifel ob man sie im »Frieden am Pruth« der Mad. Vohs oder Mad. Teller giebt ich will darüber nicht entscheiden. Madame Vohs hat die Rolle der »Catinka« im ersten Stück gehabt, allein freilich ist sie dort ein naives, zärtliches aufkeimendes Mädchen im letzten Stück ist sie gemachte Frau Kaiserin, Heldin; der Charakter geht in ein ganz ander Fach[89] über; ich wünsche, daß man in solchen zweifelhaften Fällen die Schauspieler selbst fragte, was sie sich zu leisten getrauten und was sie mit Muth spielen oder allenfalls mit Zufriedenheit abgeben würden.

Jena am 12. Mai 1799.

Goethe.


14/4052.


An Christiane Vulpius

Da die famose Brunnenfege erst Montag den 20ten seyn wird so geht es recht gut an daß du mich besuchest, denn ich habe diese Woche Zeit das Nöthige zu vollenden.

Du kommst also Sonnabend d. 18. Abends gegen sechs Uhr hier an. Geist soll dir entgegen gehen daß du gleich am Garten anfahren kannst, wo es dir gewiß recht wohl gefallen wird.

Bringe aber einiges mit, als:

Sechs Flaschen rothen Wein,

Ein Paar Fläschchen Bischoffessenz,

Etwa Salvelatwurst und

Für den ersten Abend etwas kaltes zu Essen.

Auch einige Stückchen Wachslicht.

Sonst sollst du alles artig eingerichtet finden, und wir können uns einige Tage gar wohl zusammen vergnügen und ausschwätzen.

Bringe auch noch etwas gutes Öl mit und wenn du sonst noch etwas zu so einer ländlichen Wirthschaft[90] nöthig glaubst, denn es soll mir ganz lieb seyn wenn du einige Zeit da bleiben willst da ich im Schloß ganz ungestört arbeiten kann.

Ich schicke dir von Herrmann und Dorothea zwey Exemplare, eins für die Mutter und eins für dich, lasse aber deins nicht durch viele Hände gehen indem ich dir wenns beschmutzt ist keins so leicht wieder schaffen kann und lebe indessen recht wohl.

Jena am 12. Mai 1799.

G.


14/4053.


An Johann Heinrich Meyer

Heute, als dem heiligen Pfingstfeste, habe ich endlich den Sammler vollendet bis auf weniges das nunmehr leicht nachzuholen ist. Dieser Spaß erforderte am Ende, da doch alles zusammen treffen und das Rätzel wenigstens hypothetisch gelöst werden sollte, noch manche Überlegung. Ich hätte gewünscht über einiges mit Ihnen noch zu conferiren, doch man muß abschließen können und am Ende kam es nur darauf an die wichtigsten Puncte anzuspielen auf die man denn doch wieder zurückkommen muß.

Die drey letzten Briefe geben ohngefähr noch drey Bogen, der Rest des Manuscripts der Fach noch in Weimar befindet wird etwa einen halben geben, viere habe ich in der Correctur gehabt, wir brauchten also noch ohngefähr drey und einen halben Bogen. Dazu[91] will ich Ihrem Aufsatz über die Akademien nehmen, welcher accurat zwey macht, will den Rheinfall von Schafhausen bringen, der etwa einen beträgt, und kommen Sie mit Ihrem Oeser nicht zu Rande so setze ich den Retif von Humboldt zum Schluß.

Ich will nun mit Schiller die Abende die Abhandlung über den Dilettantism vorwärts jagen und auch die Einleitung in die Farbenlehre nicht liegen lassen damit wir für die folgenden Stück nicht verlegen sind.

Ihre Aufsätze über Masaccio und die Zeichenschulen geben schon zunächst vier Bogen.

Die Homerische Angelegenheit will ich noch durchdenken und vorläufig an Wolfen schreiben. Ich lege Ihnen nächstens über die Angelegenheit sowohl artistische als andere Fragen vor.

Leben Sie recht wohl und vergnügt und lassen uns in Freundschaft und Liebe zusammenhalten.

Jena am 12. Mai 99.

G.


14/4054.


An Johann Heinrich Meyer

Da es aus andern Ursachen von denen ich nachher sprechen werde sehr wünschenswerth ist, daß Sie in diesen Tagen herüber kommen, so ergreifen Sie vielleicht die Gelegenheit Donnerstag mit Frau von Wolzogen hierher zu gehen, wir können wenigstens[92] einiges vorbereiten und ich bin nicht abgeneigt künftige Woche nach Weimar zu gehen nur wünschte ich vorher mit dem vierten Propyläenstück ganz in der Ordnung zu seyn.

Hier kommt der Schluß des Sammlers, möge er Ihnen wie der Anfang Vergnügen machen.

Sie haben ganz recht daß der Nachtrag zur Niobe in diesem Stücke gebracht werden muß, er soll gleich in die Ordnung kommen und auf den Sammler folgen und so werden wir nicht viel Platz mehr übrig behalten.

Sie sprechen ja wohl Herrn Geheimde Rath Voigt ehe Sie herüber gehen, in wie fern derselbe noch etwas zu erinnern hätte.


Frau von Wolzogen wird Ihnen erzählt haben wie übel unser poetischer Congreß abgelaufen ist, Schiller schreibt Ihnen wahrscheinlich heute selbst, ich verspare alles auf Unterredung. Das Verhältniß ist zart und komplicirt, daß ein so ungedultiger Briefsteller als ich bin, es wohl schwerlich rein und genugthuend ausdrücken würde. Ich wünsche daß die Sache heilbar sey und hoffe Ihre Gegenwart soll das Beste beytragen.

Leben Sie wohl lieber Freund, und lassen Sie uns, auch bey dieser Gelegenheit, fühlen wie nothwendig es ist fest und fester zusammen zu[93] halten. Ich will diese Tage noch so fleißig seyn als möglich, damit eine Arbeit nach der andern gefördert werde.

Jena d. 14. May 99.[94]


14/4054a.


An Georg Christoph Steffany

Der Bildhauer Schmidt hat einen kleinen Rahmen für mich verfertigt, den ich noch nicht bezahlt habe. Sie hätten ja wohl die Gefälligkeit, werthester Herr Bauinspector, diese Kleinigkeit zu berichtigen, welche sonst in Vergessenheit gerathen könnte. Der ich recht wohl zu leben wünsche.

Jena am 20. Mai 1799.

Goethe.[80]


14/4054b.


An Nicolaus Friedrich Thouret

Die Leute, welche Sie mir angemeldet, sind sämmtlich glücklich angekommen und wir hoffen daß sie gut und brauchbar seyn werden. Wir sind überzeugt, daß Sie sowohl wegen des Reisegeldes, als wegen des accordirten Gehaltes und Lohnes, das möglichste gethan haben und lassen es also dabey bewenden, so wie wir Ihnen diese abermaligen Bemühungen und Förderung dankbar sind.

Sobald der Wagen angekommen ist, die Formen ausgepackt seyn werden und man sowohl das mitbrachte, als die Arbeit der Ankömmlinge beurtheilen kann, schreibe Ihnen mehr.

Gegenwärtig ersuche ich Sie nur auf's dringendste uns bald wieder mit Zeichnungen zu versehen, entweder zur Decke des großen Saals, oder zu den Wohnzimmern Durchl. der Herzogin; damit die Leute, die wir nun beysammen haben, in gehöriger Folge beschäftigt werden können.

Ihr durchlauchtigster Herzog hat dem unsrigen, in einer Rückantwort auf ein Schreiben, worin um[71] Ihre führende Anhersendung nachgesucht worden, zugesagt, daß Sie nach geendigter dortiger Arbeit sich hierher zu verfügen Urlaub erhalten würden. Ich wünsche daß es bald geschehen möge. Der ich recht wohl zu leben wünsche.

Jena am 20. Mai 1799.

Goethe.[72]


14/4055.


An Johann Heinrich Meyer

Meinen hiesigen Aufenthalt habe ich noch zu nutzen gesucht um beyliegende reinliche Abschriften zu vollenden, es ist noch Manuscript zu drey Bogen, und was allenfalls noch fehlt, dazu wird auch Rath werden.

Ihr Oeser ist recht gut und zweckmäßig angelegt, ich will ihn nun nach meiner Art ein wenig durchnehmen.

Das Schema über das Dilettantenwesen kommt wahrscheinlich noch zu Stande, in seiner ersten Anlage nämlich. Die Sache ist aber doch so weit aussehend daß ich den Aufsatz zum nächsten Stücke mich nicht zu liefern getraue.

Haben Sie doch die Güte wenn Sie ein wenig Zeit finden an die Zeichnung der Tritonen zu denken, ohngefähr in der Größe auf ein Octavblatt, wenn es auch in der Quere eingeheftet würde. Die kleine Abhandlung dazu läßt sich gleich schreiben.

Für diesmal leben Sie wohl und vergnügt! auf den Montag zu Mittag sehen wir einander wieder.

Jena am 24. Mai 1799.

G.[94]


14/4056.


An Wilhelm von Humboldt

[Concept.]

Ihr lehrreicher Brief, den ich vor einiger Zeit erhalten, forderte mich anhaltend zu einer Antwort auf. Ein anderer an Schillern erinnert mich meiner Schuld und ich eile Ihnen zu schreiben, ehe Sie sich noch weiter von uns entfernen.

Ich lobe sehr Ihren Entschluß nach Spanien zu gehen; denn wer einmal fremde Litteraturen genießen, sich von der bewohnten Welt einen Begriff machen, über Nationen, ihren Ursprung und ihre Verhältnisse denken will, der thut wohl, manche Länder zu bereisen, um sich ein Anschauen zu verschaffen, das durch keine Lectur erregt werden kann.

Ich weiß es sehr gut an mir selbst mit welcher unterschiednen Einsicht ich einen Italiänischen Schriftsteller oder einen Englischen lese. Der erste spricht zu mir gleichsam durch alle Sinne und giebt mir ein mehr oder weniger vollständiges Bild; der letzte bleibt immer der Gewalt der Einbildungskraft mehr ausgesetzt und ich bin nie ganz gewiß, ob ich das Gehörige dabey denke und empfinde. So hat mir auch mein Aufenthalt zu Neapel, und meine Reise durch Sicilien, eine gewisse nähere Anmuthung zu dem ganzen griechischen Wesen verschafft, sowie mein Aufenthalt in Rom zu dem lateinischen. Wenigstens[95] kommt mir vor daß ich seit der Zeit die Alten besser einsehe.

Von Frankreich sowohl als von Spanien hoffe ich durch Sie dereinst die großen Lücken, die sich in meiner Kenntniß dieser Länder befinden ausgefüllt zu sehen. Denn was man durch einen gleichgesinnten Freund erfährt ist nahe zu als wenn man es selbst erfahren hätte.

Diesen Winter habe ich zwar nicht leidend jedoch nicht zum besten zugebracht. Indessen haben wir Schillers Wallensteinischen Cyklus auf die Bühne eingeführt und haben manche Mühe und manchen Genuß gehabt. Doch hat daß eigentliche Unangenehme und Unbequeme der Vorbereitung Schiller selbst mir abgenommen. Er hat sich in Absicht auf Gesundheit und Stimmung bey dieser Thätigkeit sehr wacker gehalten und durch diesen neuen und von allen Seiten schweren Versuch gar viel gewonnen.

Man hat auch bey diesem Unternehmen gesehen, daß man eigentlich alles wagen kann, sobald man mit Genie, Geist und Überlegung wirkt. Das erste Stück, Wallensteins Lager hat die Menschen nicht allein sogleich mit dem Reim ausgesöhnt, sondern sogar dessen Bedürfniß erweckt und durch seine Lebhaftigkeit eine gute Sensation gemacht. Das zweyte die Piccolomini, hat den Beyfall aller erhalten, welche es ganz hören konnten, oder mochten; diejenigen aber, denen es entweder an dem Grade der[96] nöthigen Aufmerksamkeit gebrach, oder die durch äußere Umstände theilweise zerstreut und gehindert waren, oder wer sonst etwa nicht den besten Willen hatte, beschwerte sich über die Länge und den Mangel an Handlung; alle aber mußten der einzelnen Ausführung und dem reichen Gehalte des Stücks Gerechtigkeit wiederfahren lassen. Wallenstein zuletzt hat alle Stimmen vereinigt, indem er aus den vorbereitenden Kelchblättern, wie eine Wunderblume unversehens hervorstieg und alle Erwartungen übertraf. Ich freue mich in Ihre Seele zum voraus auf die Stunden, in denen auch Sie dieses Genusses theilhaftig werden.

Ihre Arbeit über meinen Herrmann und Dorothea, für die ich Ihnen nochmals danke, habe ich nun in schönem Drucke vor mir und nehme die einzelnen Capitel nach und nach wieder vor. In wie fern ich davon profitire und in meinen Arbeiten vorschreite, sollen Sie selbst beurtheilen, wenn Sie dereinst zurückkommen und eine größere epische Arbeit, wo nicht vollendet, doch im Gange finden, von der ich gegenwärtig nicht einmal den Stoff anzuzeigen wage, damit nicht Ihre freundschaftliche Sorge rege werde ob ich mir nicht etwa gar Ikarische Flügel zubereite.

Gar erfreulich ist es mir daß wir uns bisher auch durch die Propyläen mit Ihnen unterhalten konnten.

Es ist freylich gewissermaßen eine traurige Arbeit, da wir sonst Hoffnung hatten diese Stoffe, von denen meist die Rede ist, in Gegenwart der Kunstwerke selbst[97] auszuführen und dadurch der Behandlung noch mehr Leben, Wahrheit und innern Zusammenhang zu geben. Doch was uns am Object abgehen mag, gewinnen wir reichlich durch Schillers Mitarbeit. Wir drey haben uns nun so zusammen und in einander gesprochen, daß bey den verschiedensten Richtungen unserer Naturen keine Discrepanz mehr möglich ist, sondern eine gemeinschaftliche Arbeit nur um desto mannigfaltiger werden kann. Wir haben seit einiger Zeit angefangen Plane und Entwürfe zusammen zu machen welches den großen Vortheil gewährt, daß nicht etwa, bey einem vollendeten Werk, Erinnerungen vorkommen, die man entweder nur mit beschwerlichen Abänderungen nutzen kann, oder die man wohl gar wider seinen Willen ungenutzt liegen lassen muß. Wenn das vierte Stück der Propyläen Sie noch in Paris antrifft, so wird eine Art von kleinem Roman in Briefen, unter dem Titel der Sammler und die Seinigen, der auf diese Weise entstanden ist, Ihnen gewiß einiges Vergnügen machen, um so mehr, da Sie die Individuen kennen, von denen sich dieses wunderliche Werkchen herschreibt.

Es ist nun auch eine Abhandlung auf dem Wege, über den Dilettantismus in allen Künsten, versteht sich den praktischen. Es soll darinn dargestellt werden sein Nutzen und Schaden fürs Subject sowohl als für die Kunst und für das Allgemeine der Gesellschaft. Die Geschichte desselben, sowohl in Deutschland[98] als im Ausland, wollen wir nicht übergehen. Sie sehen wohl, daß dieses auch nur eine Skizze werden kann, die Sie dereinst mit auszuführen eingeladen sind. Haben Sie doch die Güte, mir etwas von dem praktischen Dilettantism in Spanien von welcher Kunst es auch sey zu melden. Vielleicht schreiben Sie mir bald etwas über die Franzosen und wohin sich bey diesen die Neigung und Thätigkeit der Liebhaber richtet.

Überhaupt war ich schon in Versuchung von einigen Stellen Ihrer Briefe in den Propyläen Gebrauch zu machen, sowohl derer an mich als an Schillern indem so manche Übersicht und Schilderung sich darinn befindet, die man dem größern Cirkel mittheilen möchte.

Ihre Nachricht von Retif tat mir ganz besonderes, so wie auch unserm engern Kreise, Vergnügen gemacht.

Vielleicht haben Sie künftig die Güte die Stellen, von denen es Ihnen nicht unangenehm wäre wenn man sie abdrucken ließe vorn herunter mit einem Strich zu bezeichnen.

Haben Sie wohl schon von einer Ausgabe vernommen, die von Wolfs Homer veranstaltet wird? La Garde in Berlin ist Verleger. Der Text soll in Kupfer gestochen werden dazu will man bildliche Vorstellungen, sowohl in großen Platten als in einzelnen Vignetten hinzufügen. Das Unternehmen ist sehr groß und wir werden wahrscheinlich einigen Einfluß darauf haben, indem Prof. Meyern schon deshalb ein[99] Antrag geschehen ist, und ich, auf eine bestimmtere Anfrage einen Brief von Prof. Wolf erwarte.

Bey dieser Gelegenheit wird die Lehre von den zu behandelnden Gegenständen wieder stark zur Sprache kommen, wobey man, wie Sie recht wohl bemerken, von dem strengen Grundsatz des Selbstaussprechens zwar ausgehen, aber nicht streng dabey verharren darf. Es würden wenig ganz reine und vollkommene Darstellungen möglich seyn, auch wird man nicht einmal einen vollständigen Cyklus schließen können, sondern man wird, in mancherley Rücksichten, sich hin und her bewegen müssen. Dabey wird die Regel, die Sie in Ihrem Briefe festsetzen sehr leitend und dirigirend seyn daß nämlich wenigstens die physische Handlung vollkommen klar werde und diese auch schon sinnlich und moralisch bedeutend, nicht weniger angenehm sey; daß man aber den eigentlichen Beweggrund und die nähere Bestimmung aus dem Gedicht zu erfahren habe.

Ich mache daher einen dreyfachen Unterschied von zulässigen Bildern in diesem Falle 1) ganz selbstständige Bilder, 2) Bilder, die Theile eines selbstständigen Cyclus ausmachen (von diesen beyden könnte man sagen: sie werden aus dem Gedicht genommen), 3) Bilder zu dem Gedicht. Diese haben das Recht nur in so fern selbstständig zu seyn daß sie gut aussehen, die Neugierde reizen und, sobald man von dem Gegenstand unterrichtet ist, vollkommen befriedigen.

[100] Wir werden uns freylich in Acht nehmen uns in so ein schwieriges und von mancher Seite beschwerliches und gefährliches Unternehmen einzulassen, ohne über den Sinn und Plan sowohl mit Prof. Wolf als mit dem Verleger vollkommen einig zu seyn. Ist Ihnen, oder Ihrer lieben Frauen, etwas erinnerlich von Vorstellungen aus dem Homer die Sie irgendwo gesehen, und die eine gute Wirkung gethan, so lassen Sie mich doch etwas davon erfahren.

Primaticcio hat in Fontainebleau die Odyssee gemahlt; wahrscheinlich sind diese Bilder gestochen worden. Könnten Sie ein Exemplar davon irgend finden, so würden Sie mir ein besonderes Vergnügen machen, wenn Sie mir es bald zuschickten.

Und nun noch eine Anfrage. Wüßten Sie wohl einen Weg wie man dem Maler David und einem andern, der, wenn ich nicht irre, Renaud heißt, beykommen könnte? um in der Folge, wenn die Sache im Gange ist, etwa auch eine Zeichnung von jedem zu erhalten. Sind die Preise sehr hoch die sie auf ihre Arbeiten setzen? und könnten Sie mir etwa, werther Freund, jemanden in Paris verschaffen, der zu so einer Connexion und Negotiation geneigt und geschickt wäre.

Nun habe ich noch zweyerley Gesuch für die Zukunft:

Wenn Sie Frankreich durchreisen, bemerken Sie doch: ob Sie von den geplünderten Schätzen aus[101] Italien irgend etwas auf Ihrem Wege antreffen, es sey von welcher Art Kunstwerke es wolle und notiren Sie das einzelne. Weil es immer sehr interessant ist wenigstens einem Theil des Verlorenen wieder auf die Spur zu kommen.

Dann wünschte ich, Sie oder Ihre liebe Frau machten sich zum Geschäft alles was Sie in Spanien antreffen recht genau zu bemerken es seyen nun alte oder moderne Arbeiten, damit wir erführen was sich daselbst zusammen befindet und welche Gestalt der Spanische Kunstkörper eigentlich habe. Es würde ein schöner Beytrag für die Propyläen seyn.

Wenn Sie mir künftig schreiben, so haben Sie doch immer die Güte mir etwas von Ihrem Herrn Bruder zu melden, dem ich die glücklichste Reise wünsche und dem ich mich gelegentlich bestens zu empfehlen bitte. Bey seinem Genie, seinem Talent seiner Thätigkeit, ist der Vortheil seiner Reise für die Wissenschaften ganz incalculabel, ja man kann behaupten daß er über die Schätze deren Gewinnst ihm bevorsteht, künftig dereinst selbst erstaunen wird. Wäre es möglich von Zeit zu Zeit etwas von seinen Entdeckungen zu erfahren, so würde es uns sehr erfreuen und fördern und unsere Hoffnung nähren, seine Rückkunst dereinst zu erleben.

Finden Sie in Spanien etwa eine kleine Smaragdstufe die dort so gar selten nicht sind (es ist schöner[102] weißer Kalkspath auf welchem die kleinern oder größern sechsseitigen Säulenkrystalle aufsitzen); so würden Sie mir eine Gefälligkeit erzeigen, wenn Sie mir eine mitbrächten. Ein paar Louisd'or möchte ich wohl allenfalls dafür anwenden. Weder die Stufe noch die Krystalle brauchen groß zu seyn wenn sie nur deutlich und besonders an ihren Zuspitzungsflächen wohl erhalten sind.

Da Sie, bey Gelegenheit des Kotzebuischen Stücks, etwas über das Drama äußern; so fällt mir ein was wir neulich bey Durchlesung der Euripidischen Stücke zu bemerken glaubten: daß sich nämlich zu der Zeit dieses Autors der Geschmack schon offenbar nach dem was wir Drama nennen hinneigte. Die Alceste ist auffallend von dieser Art so wie der Ton die Helena und mehrere. Nur wird dort durch ein Wunder das Unauflösliche gleichsam bey Seite gebracht; bey uns muß die Rührung statt des Wunders eintreten. Wenn Euripides das Sujet von Menschenhaß und Reue behandelt hätte; so wäre zuletzt Minerva hervorgetreten und hätte dem alten Hahnrey auf eine vernünftige Weise zugesprochen und so hätte er sich denn wahrscheinlich in sein Schicksal ergeben.

Für die Mittheilung des Stücks vom Agamemnon danke ich recht sehr, es ist sehr, löblich daß Sie in der großen Zerstreuung eines auswärtigen Lebens nur daran fest halten, wo doch der Grundpfeiler aller ästhetischen Bemühungen steht.

[103] Für heute muß ich schließen, damit der Brief fortkomme denn ich gehe morgen früh nach Weimar ab, und wenn ich ihn mitnehme, so bin ich nicht sicher, daß er nicht noch eine Woche liegen bleibt. Leben Sie recht wohl und reisen Sie glücklich. Schiller ist auch im Begriff an Sie zu schreiben.

Lassen Sie sich doch, ich wiederhole es, auf Ihrer Reise nichts entgehen, was auf Kunst Bezug hat, schreiben Sie mir es bald und geben mir die Erlaubniß in den Propyläen davon Gebrauch zu machen.

Grüßen Sie Ihre liebe Frau und ehe Sie Frankreich verlassen so schreiben Sie mir nur ein Wort, damit wir Sie im Geiste aufsuchen können.

Jena am 26. Mai 1799.[104]


14/4056a.


An Conrad Horny

Eintausend Thaler, in Laubthalern zu 1 rh. 14 gr. von H. Conrad Horny dahier, als ein Anlehn erhalten[134] zu haben bescheinige hiermit, und verbinde mich zugleich gedachte Summe, zu vier per Cent, von Johannis dieses Jahres an, zu verinteressiren, so wie dieselbe, nach vorhergegangener, beyden Theilen freystehender, einvierteljähriger Aufkündigung, zurückzuzahlen.

Weimar d. 27 May 1799.

J. W. v. Goethe.[135]


14/4057.


An Friedrich Schiller

Bey unserer Trennung die auch mir immer sehr empfindlich fällt finde ich Ursache Sie zu beneiden, indem Sie in Ihrem Kreise und auf Ihrem Wege bleiben und also sichrer vorwärts gehen, da das Vorschreiten in meiner Lage eine sehr problematische Sache ist. Abends weiß ich wohl daß etwas geschehen ist das aber auch wohl ohne mich und vielleicht ganz und gar anders hätte geschehen können.

Ich will nur suchen hier aufs beste meine Pflicht im allgemeinen zu thun und sorgen daß mein[104] Aufenthalt auch für unsere besondern Zwecke nicht unnütz verstreiche.

Den ersten Gesang des Gedichtes habe ich von unserer Freundin erhalten, gegen den aber leider alle Gravamina die ich Ihnen schon vorerzählt gewaltig gelten. Es fehlt alle epische Retardation, dadurch drängt sich alles auf und über einander, und dem Gedicht fehlt wenn man es liest durchaus Ruhe und Klarheit. In dem ganzen Gesange ist kein einziger Abschnitt angegeben und wirklich sind die Abschnitte schwer zu bezeichnen. Die sehr langen Perioden verwickeln die Sache mehr als daß sie durch eine gewisse Vollendung dem Vortrag eine Anmuth geben. Es entstehen viel dunkle Parenthesen und Beziehungen, die Worte sind oft ohne epischen Zweck umgestellt und der Gebrauch der Participien nicht immer glücklich. Ich will sehen das mögliche zu thun um so mehr als ich meine hiesigen Stunden nicht hoch anrechne.

Überhaupt aber werden unsere Arbeiten über den Dilettantismus uns, wie ich voraussehe in eine eigne Lage versetzen denn es ist nicht möglich die Unarten desselben deutlich einzusehen ohne ungeduldig und unfreundlich zu werden. Ob ich das Schema sehr gefördert schicken oder bringen werde ist noch eine sehr große Frage.

Was ich von Christian Thomasius kennen lernte hat mich stets interessiert. Sein heiteres und geistreiches[105] Wesen ist sehr ansprechend. Ich will mich nach den Aufsätzen erkundigen nach denen Sie fragen.

Leben Sie recht wohl und grüßen Sie Ihre liebe Frau.

Von Meyern liegt etwas bey.

Weimar am 29. Mai 1799.

G.


14/4058.


An Franz Destouches

[Concept.]

Der Musikdirector Herr Destouches erhält hierbey das Singstück Der Gefangene, zugleich mit der Partitur.

Man ist gesonnen den Text unverändert beyzubehalten und es ist deshalb sogleich die Partitur durchzusehen und wenn dieselbe corrigirt worden das Ausschreiben der Stimmen zu besorgen.

Sollte sich wegen des Textes ja irgend ein Zweifel finden, so ist Herr Registrator Vulpius darüber zu Rathe zu ziehen.

Ist das Geschäft vollendet, so wird es bey fürstl. Theatercommission sogleich angezeigt.

Weimar am 31. Mai 1799.[106]


14/4059.


An Friedrich Schiller

Mit dem Gedicht geht es schon besser seitdem ich mich ernsthaft an den ersten Gesang gemacht und im einzelnen, wie der Sache zu helfen sey durchgedacht habe. Auch ist gestern Abend eine Conferenz darüber bey Frau von Wolzogen gewesen und unsere Freundinnen schienen sich vor meinen rigoristischen Forderungen nicht zu entsetzen, so daß ich Hoffnung haben kann es werde sich die Sache nach unserm Wunsche doch noch geben.

Gestern ist der Herzog für Eisenach und Kassel verreist, und ich bin so ziemlich auf meine stille Wohnung reducirt. Ich erwarte was mir die nächsten Tage bescheren werden. Wenn mir auch nur einige Vorarbeiten gelingen, so bin ich schon zufrieden. Möge Ihnen aus den tieferen Quellen der Production etwas zufließen.

Sie erhalten hierbey die drey Wallensteine. Von mir kann ich weiter nichts sagen als daß ich eben ordnen, nachholen, anstellen und ausgleichen muß. Übrigens geht alles doch so ganz leidlich und, wenn man es nicht sehr genau nimmt, auch zweckmäßig.

Leben Sie recht wohl, grüßen Sie Ihre liebe Frau.

Weimar am 1. Juni 1799.

G.[107]


14/4060.


An Friedrich Schiller

Ich gratulire zum Anfang der Ausarbeitung des neuen Stück. So wohl es gethan ist seinen Plan im Ganzen gehörig zu überlegen, so hat doch die Ausführung, wenn sie mit der Erfindung gleichzeitig ist, so große Vortheile die nicht zu versäumen sind.

Körner hat sich die Sache freylich sehr leicht gemacht. Er hat statt einer Relation einen Actenextract geschickt. Vielleicht denken Sie ein wenig darüber und nach der vierten Vorstellung des Wallensteins läßt man den Aufsatz abgehen.

Es ist andem daß der König und die Königin den Wallenstein in Berlin nicht gesehen haben und wirklich, wie es scheint, um dem Herzog ein Compliment zu machen, der sie wegen der Wahl der Stücke befragte und wegen dieses Trauerspiels ihre Zustimmung erhielt.

Was mich betrifft, so habe ich mich blos durch gänzliche Resignation vom Unmuth erretten können, da an eine zusammenhängende Arbeit nicht zu denken ist. Indessen da es manches zu thun giebt, so vergeht die Zeit und ich sehe doch auf den Juli wieder bessern Stunden entgegen.

Die Schwestern von Lesbos werden indessen leidlich gefördert. Es freut mich sehr daß die erste Conferenz[108] sich mit Zufriedenheit beyder Theile geendigt hat, es war nicht allein vortheilhaft für diesen Fall, sondern auch für die nächsten Fälle.

Frau von la Roche ist noch nicht angekommen, verschiebt auch, so viel man vernimmt, ihre Reise. Vielleicht verzieht sich das Gewitter ohne daß wir nöthig haben zu den Lobedaischen Ableitern unsere Zuflucht zu nehmen.

Mit welcher unglaublichen Verblendung der alte Wieland in den allzufrühen metakritischen Triumph einstimmt, werden Sie aus dem neusten Stücke des Merkurs mit Verwunderung, und nicht ohne Unwillen, ersehen. Die Christen behaupteten doch: in der Nacht da Christus geboren worden, seyen alle Orakel auf einmal verstummt, und so versichern nun auch die Apostel und Jünger des neuen philosophischen Evangelii daß in der Geburtsstunde der Metakritik der Alte zu Königsberg, auf seinem Dreyfuß, nicht allein paralysirt worden, sondern sogar wie Dagon herunter und auf die Nase gefallen sey. Kein einziges der ihm zu Ehren errichteten Götzenbilder stehe mehr auf seinen Füßen, und es fehlt nicht viel daß man nicht für nöthig und natürlich finde sämmtliche Kantsgenossen gleich jenen widerspenstigen Baalspfaffen zu schlachten.

Für die Sache selbst ist mir es kein gutes Anzeigen daß man glaubt solcher heftigen und doch keineswegs auslangenden Empfehlungen zu bedürfen.

[109] Der Humboldtische Brief kommt auch hier wieder zurück.

Mögen Sie dem Gesuch des Herrn von Fritsch, das er in beyliegendem Blättchen anbringt, wohl deferiren?

Hier schicke ich den gedruckten Catalogus. Ihre Bücher sind zwischen den zwey rothen Strichen eingeschlossen.

Das Packet an Hufeland bitte besorgen zu lassen.

Heute Abend wünschte ich daß Sie die Aufführung der Theatralischen Abentheuer sehen könnten, sie wird gewiß vorzüglich gut werden weil sie als Hauptprobe dienen soll, um die Aufführung vor dem König vorzubereiten. Ich habe gestern und vorgestern die Vorproben mit Vergnügen besucht und auch dabey wieder die Bemerkung gemacht: wie sehr man mit einer Kunst in Verhältniß, Übung und Gewohnheit bleiben muß wenn man ihre Productionen einigermaßen genießen und etwa gar beurtheilen will. Ich habe schon öfters bemerkt daß ich nach einer langen Pause mich erst wieder an Musik und bildende Kunst gewöhnen muß, um ihnen im Augenblick was abgewinnen zu können.

Leben Sie recht wohl und bereiten mir durch Ihren Fleiß einen schönen Empfang.

W. d. 5. Jun. 99.

G.[110]


14/4061.


An Gottlieb Hufeland

[Concept.]

Ew. Wohlgeb.

übersende hierbey die Nachricht wegen der bewußten Preisausgabe mit der Bitte Ihr gefälliges Anerbieten zu realisiren und den Aufsatz in den Anzeiger der allgemeinen Litteraturzeitung einrücken zu lassen.

Der ich recht wohl zu leben wünsche und zu Anfang künftiges Monats Sie wieder in Jena zu besuchen hoffe.

Weimar am 5. Juni 1799.


14/4062.


An Johann Friedrich Cotta

[Concept.]

Vorstehendes bitte recht bald in die allgemeine Zeitung einrücken zu lassen. Der ich recht wohl zu leben wünsche und mich zu geneigtem Andenken empfehle.

Weimar am 5. Juni 1799.


14/4063.


An Franz Kirms

Die gestrige Aufführung des Stücks, ob man sie gleich nicht schelten könnte, blieb doch sehr weit hinter den Forderungen zurück, die man an eine Vorstellung macht, mit der man vor Fremden Ehre einlegen will.

[111] Ich thue daher den Vorschlag, Alles was zur Oper gehört, Sonnabend den 29. Juni, von Naumburg abgehen zu lassen damit sie den Abend ankommen und man den ganzen Sonntag zu Proben und Vorbereitungen anwenden kann. Auch müßte Herr Genast welcher diese Oper besorgt zugleich gegenwärtig seyn. Ich gebe dieses vorläufig zur Überlegung anheim da mit einer Morgenprobe am 1. Juli keineswegs auszulangen ist.

Weimar am 6. Juni 1799.

G.


14/4064.


An Gottlieb Maurer

[Concept.]

Der Fall, welchen Ew. Hochedelgeb. mir vorlegen kann bey einem wohleingerichteten Theater nicht vorkommen, so wie dessen rechtliche Entscheidung manchem Bedenken unterworfen seyn würde; vielmehr qualificirt er sich auf alle Weise zu einem Vergleich, wie schon die Nachgiebigkeit der übrigen Glieder jener Gesellschaft bezeugt. Wenn die Directrice Hayn den Gebrüdern Wieser etwa noch eine dreywöchentliche Gage abreicht, das heißt von der Aufkündigung an neun Wochen so können beyde Theile sich allenfalls zufrieden geben. Welches ich hiermit als Vorschlag zur Beendigung dieser Sache hinlegen will. Der ich Ew. Hochedelgeb. recht wohl zu leben wünsche.

W. d. 8. Jun. 99.[112]


14/4065.


An Friedrich Schiller

Ihren zweyten lieben Brief erhalte ich abermals in Rosla wo ich mich verschiedner Geschäfte wegen noch einige Tage aufhalten muß. Diese will ich lieber zugeben, da ich einmal in der Sache bin und hernach eine ganze Weile nicht wieder daran zu dencken brauche. Es ist mir angenehm über die Dorf und Feld Verhältnisse mehr ins Klare zu kommen und mich des Alten zu erinnern indem das Neue mich selbst angeht.

Mich verlangt Sie bald zu sehen. Mittwoch hoff ich von Weimar aus zu schreiben. Ich habe manches zu referiren was mir durch den Kopf indessen gegangen ist.

Wäre nicht mein Spiritus mit abschreiben von Inventarien beschäftigt so dicktirte ich geschwind etwas, für meine Feder aber ist es zu weitläufig auch nur anzufangen, denn ich muß weit ausholen. Auch sind unschreibbare Dinge drunter. Leben Sie recht wohl in Ihrer halb Einsamkeit. Rücken sachte in der Arbeit vor und grüßen Ihre liebe Frau.

Rosla d. 15. Jun. 99.

G.


Wir haben heute eingeheizt![113]


14/4066.


An den Herzog Carl August

[Concept.]

[Roßla Mitte Juni.]

Indem Ew. Durchl. mir eine Hoffnung entziehen so muß ich vor den verlängerten Urlaub danken der mir in dem kleinen ländlichen Kreise den ich so selten besuche meine wenigen Geschäfte abzuthun verstattet. Die Landwirtschaft, der Feldbau ist so ein eigner Kreis, über dessen innere Mannigfaltigkeit man sich nicht genug verwundern kann, wenn man so wie ich zum Besuche herein kommt. Die kleine Besitzung nöthigt mich, davon wenigstens einige Kenntniß zu nehmen, indeß ich mich aller praktischen Theilnahme sorgfältig enthalte. Der ich mich zu Gnaden empfehle.


14/4067.


An Friedrich Schiller

Mir wird ich gestehe es gern, jeder Zeitverlust immer bedenklicher und ich gehe mit wunderlichen Projecten um, wenigstens noch einige Monate dieses Jahres für die Poesie zu retten, woraus denn aber wohl schwerlich was werden könnte. Verhältnisse nach außen machen unsere Existenz und rauben sie zugleich und doch muß man sehen wie man so durchkommt, denn sich, wie Wieland gethan hat, gänzlich zu isoliren ist auch nicht rathsam.

[114] Ich wünsche daß Sie an Ihrer Arbeit möglichst fortfahren. Die erste Zeit da uns selbst die Idee noch neu ist, geht immer alles frischer und besser.

Ob ich vor Ende dieses Monats kommen kann? weiß ich nicht zu sagen. Der Prinz ist zu mir ins Haus gezogen und außerhalb sieht es auch ziemlich unruhig aus, da wir hier auf alles eher als auf den Empfang eines Königs eingerichtet sind.

Um nicht ganz müßig zu seyn habe ich meine dunkle Kammer aufgeräumt und will einige Versuche machen und andere wiederholen und besonders sehen, ob ich der sogenannten Inflexion etwas abgewinnen kann. Eine artige Entdeckung habe ich gestern, in Gesellschaft mit Meyern gemacht. Sie wissen vielleicht daß man erzählt daß gewisse Blumen im Sommer bey Abendzeit gleichsam blitzen, oder augenblicklich Licht ausströmen. Dieses Phänomen hatte ich noch niemals gesehen; gestern Abend bemerkten wir es sehr deutlich, an dem orientalischen Mohn, der vor allen andern Blumen eine gelbrothe Farbe hat. Bey genauer Untersuchung zeigte sich aber daß es ein physiologisches Phänomen ist, und der scheinbare Blitz das Bild der Blume mit der geforderten sehr hellgrünen Farbe ist. Keine Blume die man gerad ansieht bringt diese Erscheinung hervor, wenn man aber aus dem Augenwinkel hinschielt, so entsteht diese momentane Doppelerscheinung. Es muß dämmrig seyn, so daß das Auge völlig ausgeruht und empfänglich ist, doch[115] nicht mehr als daß die rothe Farbe ihre völlige Energie behält. Ich glaube man wird den Versuch mit farbigem Papier recht gut nachmachen können, ich will die Bedingungen genau merken, übrigens ist das Phänomen wirklich sehr täuschend.

Ich lege den Sammler bey und wünsche daß der Spaß indem er nun beysammen ist, Sie wieder unterhalten möge. Gedenken Sie dabey der guten Stunden in denen wir ihn erfanden.

Es ist wahr barg Vohs Miene macht wegzugehen, ich berufe mich aber auf den Contract, der noch zwey Jahre dauert.

Leben Sie wohl und nutzen die 14 Tage bis wir uns wieder sehen so gut als möglich. Ich will zufrieden seyn wenn ich nur etwas davon bringe. Indessen habe ich angefangen Pyrmonter zu trinken. Grüßen Sie Ihre liebe Frau und empfehlen ihr meine Julie.

Weimar am 19. Juni 1799.

G.


14/4068.


An Friedrich Schiller

Ich freue mich daß Sie so viel Gutes von dem Sammler sagen mögen. Wie viel Antheil Sie an dem Inhalt und an der Gestalt desselben haben wissen Sie selbst, nur hatte ich zur Ausführung nicht die gehörige Zeit und Behaglichkeit so daß ich fürchtete[116] das Ganze möchte ein nicht genug gefälliges haben. Auch hätte man bey mehrerer Muße die scharfen Ingredientien etwas mehr Syrup einwirken können. Indessen thut vielleicht dem Ganzen diese skizzirte Manier nur um so viel besser. Wir selbst haben dabey viel gewonnen, wir haben uns unterrichtet, wir haben uns amusirt wir machen Lärm und das gegenwärtige Propyläenstück wird gewiß doppelt so viel gelesen als die vorigen. Der wahre Nutzen aber für uns steht noch eigentlich bevor. Das Fundament ist gut und ich bitte noch recht streng darüber zu denken. Meyer hat die Idee mit Neigung aufgefaßt und es sind sehr wichtige Resultate zu erwarten. Ich sage davon vorläufig nur so viel.

Alle neuern Künstler gehören in die Klasse des Unvollkommenen und fallen also mehr oder weniger in die getrennten Rubriken. So hat Meyer erst gestern, zu seiner größten Zufriedenheit entdeckt daß Julius Roman zu den Skizzisten gehört.

Meyer konnte mit dem Charakter dieses Künstlers bey großen Studien über denselben nicht fertig werden nunmehr glaubt er aber daß durch diese Enunciation das ganze Räthsel gelöst sey. Wenn man nun den Michel Angelo zum Phantasmisten den Correggio zum Undulisten den Raphael zum Charakteristiker macht; so erhalten diese Rubriken eine ungeheure Tiefe indem man diese außerordentlichen Menschen in ihrer Beschränktheit betrachtet und[117] sie doch als Könige, oder hohe Repräsentanten ganzer Gattungen, aufstellet. Nachahmer werden wohl die Deutschen bleiben und Nebulisten giebt es in der ältern Kunst gar keinen; Oeser hingegen wird als ein solcher wohl aufgeführt werden. Wer hindert uns, wenn wir diese Materie noch recht durchgedacht haben eine Fortsetzung des Sammlers auszuarbeiten. Diese Production wird uns immer reizen, da sie das Kunsterforderniß von Ernst und Spiel selbst so redlich vereinigt.

Was aber auch dieß seyn und wirken mag so wird doch die Arbeit über den Dilettantismus eine weit größere Breite einnehmen. Sie ist von der größten Wichtigkeit und es wird von Umständen und vom Zufall abhängen auf welche Weise sie zuletzt producirt wird. Ich möchte ihr gar zu gern auch eine poetische Form geben, theils um sie allgemeiner, theils um sie gefälliger wirken zu machen. Denn wie Künstler, Unternehmer Verkäufer und Käufer und Liebhaber jeder Kunst im Dilettantism ersoffen sind, das sehe ich erst jetzt mit Schrecken, da wir die Sache so sehr durchgedacht und dem Kinde einen Nahmen gegeben haben. Wir wollen mit der größten Sorgfalt unsere Schemata nochmals durcharbeiten, damit wir uns des ganzen Gehaltes versichern, und dann abwarten, ob uns das gute Glück eine Form zuweist in der wir ihn aufstellen. Wenn wir dereinst unsere Schleußen ziehen, so wird es die grimmigsten[118] Händel setzen denn wir überschwemmen geradezu das ganze liebe Thal, worin sich die Pfuscherey so glücklich angesiedelt hat. Da nun der Hauptcharakter des Pfuschers die Incorrigibilität ist und besonders die von unserer Zeit mit einem ganz bestialischen Dünkel behaftet sind, so werden sie schreyen, daß man ihnen ihre Anlagen verdirbt, und wenn das Wasser vorüber ist wie Ameisen nach dem Platzregen alles wieder in alten Stand setzten. Doch das kann nichts helfen, das Gericht muß über sie ergehen. Wir wollen unsere Teiche nur recht anschwellen lassen und dann die Dämme auf einmal durchstechen. Es soll eine gewaltige Sündfluth werden.

Gestern sahen wir die neuen Blätter der chalkographischen Gesellschaft. Es ist unglaublich was auch diese zu pfuschen anfängt, und der Dünkel der Unternehmer ist dem Unbegriff gleich. Die Wahl des Kunstwerks das sie in Kupfer bringen, ist schon unglücklich die Art wie es nun übersetzt werden so soll falsch gewählt. Das wissen sie freylich beydes nicht, aber, wo sie sichs nicht verbergen können helfen sie sich dadurch daß sie sich ihrer Sparsamkeit erfreuen, weil die schlechten Originale nichts kosten.

So habe ich auch neulich einen poetischen Dilettanten bei mir gesehen, der mich zur Verzweiflung gebracht hatte, wäre ich nicht in der Stimmung gewesen ihn naturhistorisch zu betrachten, um mir einmal[119] von dem Gezücht einen recht anschaulichen Begriff zu machen.

Damit sey es für heute genug. Es bleibt uns nun einmal nichts übrig als auf dem einmal eingeschlagnen Wege fortzugehen, dabey soll es aber auch treulich verbleiben. Ich nutze meine Tage so gut ich kann und setzte wenigstens immer einige Steine im Brete vorwärts. Thun Sie das Gleiche, bis zu unserm erfreulichen Wiedersehn. Grüßen Sie Ihre liebe Frau und danken ihr für den Antheil den sie an der letzten Arbeit nimmt. Ich gehe nun dem Schicksal des übrigen Tages entgegen.

Weimar am 22. Juni 1799.

G.


14/4069.


An Carl Ludwig von Knebel

Da ich ein mehr mühsames als arbeitsames Vierteljahr durchlebt habe und wenig davon zu sagen weiß, als daß es vorbey ist so wollte ich nicht eher schreiben, als bis ich dir das neuste Propyläenstück mitschicken könnte, in welchem doch wenigstens einige Spuren meines Daseyns zurückgeblieben sind. Wie oft habe ich Ursache deine Einsamkeit zu beneiden.

Deine Elegie hat mir viel Freude gemacht. Die Verbindung des Allgemeinen und Individuellen des Poetischen und menschlich Wahren thut eine sehr gute[120] Wirkung und eine ernste doch angenehme Stimmung theilt sich mit.

Gernings Besuch hat dir gewiß Freude gemacht, er ist von seiner Reise sehr vergnügt zurückgekommen, er hat mir deinen Zustand geschildert wie ich dich gern sehen mag.

Ich wünsche dir eine guten Nachsommer und einen leidlichern Winter als den vorigen ob er gleich auf dem Walde noch lang und streng genug bleibt.

Von mancherley Dingen die ich vorhabe mag ich nichts sagen, ja ich mag nicht gern daran denken wie viel ich vorhabe! Es sind alles Dinge die nur durch die reinste Stimmung hervorgebracht werden können, und die weltlichen Dinge sind nicht geeignet sie uns zu geben oder zu erhalten.

Die nahe Ankunft des Königs bringt uns auch aus unserm Geschicke. Da wir zweymal hinter einander Schauspiel geben, so bin ich bey dieser Erscheinung auch nicht frey von allen Beschwerden.

Ich packe diesen Brief zu dem Gelde, das ich hinlege bis sich Gelegenheit giebt. Ich habe 16 gr. für die Boten davon abgezogen. Durch Gerning wirst du die 50 rthlr. von Eisenach erhalten haben, das übrige habe ich diesmal ganz erhalten. Wahrscheinlich bist du von den Verhältnissen schon unterrichtet.

Lebe recht wohl und behalte mich lieb.

Weimar am 25. Juni 1799.

G.[121]


14/4070.


An Friedrich Schiller

Ich habe heute keinen Brief von Ihnen erhalten und mich deswegen kaum überzeugen können daß es Mittwoch sey. Möge das Hinderniß aus keiner unangenehmen Ursache entsprungen seyn! Was mich betrifft so rege ich mich wenigstens da ich mich nicht bewegen kann.

Ich lasse meine kleinen Gedichte zusammen schreiben, woraus ein wunderlicher Codex entstehen wird.

Ich habe bey dieser Gelegenheit Ihren Taucher wieder gelesen, der mir wieder außerordentlich wohl und, wie mich sogar dünkt, besser als jemals gefallen hat.

Die Phänomene der sogenannten Inflexion waren auch heute wieder bey dem schönen Sonnenschein, an der Tagesordnung.

Es ist bald gesagt man solle genau beobachten! ich verdenke es keinem Menschen wenn er geschwind mit einer hypothetischen Enunciation die Erscheinungen bey Seite schafft. Ich will in gegenwärtigem Falle alles was nur an mir ist zusammennehmen und brauchen, es ist aber auch nöthig. Dagegen sehe ich wohl daß es vielleicht der letzte Knoten ist der mich noch bindet, durch dessen Auflösung wahrscheinlich die schönste Freyheit über das Ganze zu erringen ist.

Leben Sie recht wohl und fleißig.

W. am 26. Juni 1799.

G.[122]


14/4071.


An Friedrich Schiller

Da ich die Hoffnung habe Sie morgen zu sehen so mag Ihnen dieses Blatt auch nur einen Gruß zurückbringen. Sollten Sie sich entschließen bey uns zu bleiben, so könnte ein Bett bald aufgestellt werden, wenn Sie bey mir einkehren und die beyden Tage der Königlichen Gegenwart mit uns überstehen wollten. Ich wünsche daß der Juli unsere Wünsche und Zwecke besser befriedigen möge als der abscheidende Monat und verlange gar sehr Sie über verschiednes zu sprechen.

Leben Sie beyderseits recht wohl.

Weimar am 29. Juni 1799.

G.


14/4072.


An Johann Friedrich Cotta

Herr Cotta wird hiermit ergebenst ersucht nachstehende Zahlungen in Stuttgard zu leisten:

An Herrn Isopi BildhauerFl. 473.-

An den Hofbildhauer Berrein " 271.-

An den Vergolder Golla " 150.-

Fl. 894.-

Macht 81 Karolin und 3 Gulden

hiervon ab 60 " Honorar des vierten Propy-

läen Stücks

21 Karolin und 3 Gulden[123]

welche Herr Cotta sich auf nebenstehende Anweisung von Herrn Rapp kann wieder erstatten lassen.

Weimar am 30. Juni 1799.

J. W. v. Goethe.


14/4073.


An Johann Friedrich Cotta

Die beyliegende Anweisung war schon vor einigen Tagen geschrieben und zwar in Augenblicken guter Laune und Zuversicht. Denn indem ich, nach Verlauf eines Jahrs unser Unternehmen gut gegründet glaubte, hoffte ich durch das vierte Stück die alten Leser der Propyläen zu unterhalten und zu ergötzen, ja vielleicht neue der Schrift zu gewinnen; so wie durch die Aufopferung des ausgesetzten Preises das Werk mehr zu verbreiten und ihm Ansehn zu verschaffen. Aus diesen Träumen weckt mich Ihr letzter Brief und ich muß mich erst wachend wieder zusammen nehmen.

Übrigens bedarf diese Eröffnung keiner Entschuldigung da die Nothwendigkeit sie Ihnen abdringt, und mir ist dabey das erfreuliche daß ich bey diesem unangenehmen Fall in Ihnen den Mann gleichfalls sehe der mir eine so vorzügliche Hochachtung abgewonnen hat.

Wenn man im Kriege einen echec erleidet; so sucht man die nächste gute Position zu gewinnen, um entweder, wenns glückt, wieder vorwärts zu gehen, oder,[124] wenn es seyn muß, sich auf eine leidliche Weise zu retiriren. Lassen Sie uns daher bedenken was zu nächst zu thun ist, lassen Sie uns einander unsre Überlegungen mittheilen.

Das vierte Stück wird nächstens ausgegeben. Hier einsweilen eine kurze Anzeige. Eine ausführlichere soll auch bald folgen.

Leben Sie recht wohl und erhalten mir ein geneigtes Andenken. Weimar d. 5. Juli 1799.

Goethe.


14/4074.


An Friedrich Schiller

Zwar kann ich heute noch nicht sagen wann ich kommen werde, doch habe ich mich schon so ziemlich los gemacht und hoffe nicht lange mehr zu verweilen.

Die kurzen Augenblicke unsers letzten Zusammenseyns wollte ich mit der Geschichte nicht verderben, die Ihnen nun auch einen unangenehmen Eindruck gemacht hat. Unterdessen geht die Sache so natürlich zu daß man sich darüber gar nicht verwundern soll. Denn man sollte ja doch das Ganze, das man nicht so kennt, aus den vielen integrirenden Theilen schätzen die man kennt. Wenn wir zusammen kommen wird sich näher überlegen lassen was zu thun ist.

Die Bücher und die Liste sollen besorgt werden. Wollten Sie doch bald möglichst Wallensteins Lager und die Piccolomini an Kirms schicken. Den Wallenstein[125] habe ich von dem Prinzen zurück erhalten. Wir wollten die Stücke gern einigemal in Lauchstädt geben.

Der Souffleur hat sich ad protocollum mit seinem sämmtlichen Vermögen verbürgt daß er für die Stücke stehen wolle.

Bey dieser warmen Jahrszeit ist freylich Ihr Gartenhaus den Sonnenstrahlen und der heißen Luft zu sehr ausgesetzt, ich wünsche bald Regen und angenehme Kühlung. Nichts aber so sehr als bald wieder in Ihrer Nähe zu seyn. Leben Sie recht wohl und grüßen Ihre liebe Frau.

Weimar am 6. Juli 1799.

G.


14/4075.


An Friedrich Schiller

Leider muß ich durch dieses Blatt anzeigen daß ich noch nicht kommen kann. Durchl. der Herzog glauben daß meine Gegenwart beym Schloßbau nützlich seyn könne, und ich habe diesen Glauben, auch ohne eigne Überzeugung zu verehren. Darneben giebt es denn freylich so mancherley zu thun und zu besorgen daß die Zeit, wo nicht angewendet doch wenigstens verwendet werden kann. Ich trinke meine Portion Pyromonter Brunnen und thue übrigens was so vorkommt. Möge Ihnen die Muse günstiger seyn, damit ich, wenn ich früher oder später komme, Ihre Arbeit brav vorgerückt finde. Lassen Sie mich bald[126] von sich hören, damit ich angefrischt werde mich wenigstens schriftlich mit Ihnen zu unterhalten wozu ich heute weder Stoff noch Stimmung finde. Leben Sie recht wohl und grüßen Sie Ihre liebe Frau.

Weimar am 9. Juli 1799.

G.


14/4076.


An Friedrich Schiller

Sie haben sehr wohl gethan bey der Gelegenheit die sich zeigte einige Bedingungen zu machen, welche der sonst so ökonomische Freund sowohl als ich mit Vergnügen erfüllen wird. Man ist so gewohnt die Geschenke der Musen als Himmelsgaben anzusehen daß man glaubt der Dichter müsse sich gegen das Publikum verhalten wie die Götter gegen ihn. Übrigens habe ich Ursache zu glauben daß Sie bey dieser Gelegenheit von einer andern Seite noch was angenehmes erfahren werden.

Wegen der Propyläen bin ich völlig Ihrer Meynung Verfasser Herausgeber und Verleger scheinen mir sämmtlich interessiert daß die Schrift nicht abreiße. Verminderung der Auflage, Nachlaß am Honorar, Zaudern mit den nächsten Stücken, scheint das erste zu seyn wozu man sich zu entschließen hätte. Alsdann läßt sich das weitere überlegen und ausführen. Es ist der Fall von dem verlornen Pfeil, dem man[127] einen andern nachschießt, nur freylich kann man dem Verleger nicht zumuthen ihn allein zu riskiren.

Ich wünsche nun gar sehr, bald wieder bey Ihnen zu seyn so wie ich unserer Gegend Regen wünsche damit mein inneres wie das äußere gedeihe.

Leben Sie indessen recht wohl und grüßen Ihre liebe Frau.

Weimar am 10. Juli 1799.

Goethe.


14/4077.


An den Herzog Carl August

[Concept.]

Durchlauchtigster Herzog,

Gnädigster Fürst und Herr.

Das von mir sub hasta erstandne vormals Cramerische Lehngut zu Oberroßla hat die Eigenschaft eines Sohn- und Tochterlehns in welchem Söhnen und Töchtern die Succession zugleich zustehet.

Da nach dieser Lehns Eigenschaft die freye Disposition des Besitzers einigermaßen beschränkt ist, so würde ich es für eine besondere Gnade anerkennen, wenn Ew. Herzogl. Durchl. wie ich hiermit unterthänigst bitte, geruhen wollte, diesem Lehngute die Qualität eines freyen Erblehns mit der Befugniß darüber unter den Lebendigen und auf den Todesfall disponiren zu können, beyzulegen.

Die Beweggründe daß dieses Gut von keiner Beträchtlichkeit sey, daß eine ähnliche Verwandlung in[128] wichtigen Fällen statt gefunden, wage ich kaum hinzuzusetzen indem Ew. Durchl. Gnade und Vorsorge bey so manchen Ereignissen meine Wünsche und Erwartungen übertroffen daß ich allerdings hoffen darf Höchstdieselben werden auch gegenwärtige Bitte mit gnädigster Rücksicht zu gewähren geruhen.

Ich werde diese fürstliche Huld mit ehrerbietigstem Danke erkennen und in tiefster Devotion verbleiben.

Weimar den 10. Juli 1799.

Ew.


14/4078.


An den Herzog Georg

[Concept.]

Ew. Durchl. übersende sogleich befohlnermaßen Partitur und Stimmen von dem Sonntagskinde in so fern sie sich gegenwärtig hier beysammen finden. Denn leider kann ich nicht mit allen Singstimmen aufwarten indem mehrere Sänger die ihrige noch bey sich haben und gegenwärtig sich in Lauchstädt aufhalten. Ich wünsche daß dieser Umstand Ew. Durchl. nicht hindern möge den ländlichen geselligen Zeitvertreib zu veranstalten.

Der ich mich zu fortdauernden Gnaden empfehle.

Weimar am 10. Juli 1799.[129]


14/4079.


An J. Dalton

[Concept.]

Für die gute Meynung die Sie gegen mich und meine Arbeiten hegen, bezeige ich Ihnen meine aufrichtige Dankbarkeit. Es ist eine sehr angenehme Empfindung zu erfahren daß man unter einer verehrten Nation, die durch Meer und Sprache so sehr von uns getrennt ist, Freunde gefunden hat die an dem was wir thun und vorhaben Theil nehmen.

Ich lege meine letzte Arbeit bey welche durch einen Ihrer Landsleute, der sich in unserer Nachbarschaft aufhält, übersetzt worden ist.

Sollte ich in dieser oder in einer ähnlichen Art wieder etwa publiciren; so werde ich es mit Vergnügen mittheilen, indem ich es, so wie gegenwärtiges Packet postfrey bis London zu bringen hoffe.

Der ich recht wohl zu leben wünsche.

Weimar am 10. Juli 1799.


14/4080.


An Friedrich Schiller

Heute nur ein Wort! da es überhaupt in diesen Tagen wieder nur auf Zerstreuung angelegt ist. Durchl. das neue Verhältniß in das wir gekommen sind, wird es nöthig den Schloßbau zu betreiben. Um den ersten[130] Anstoß zu geben und alles nach der neuen etwas eiligern Mensur einzuleiten, werde ich doch noch immer 8 bis 14 Tage nöthig haben und Sie also wohl vor Anfangs August nicht sehen. Auch heute sage ich nur ein flüchtiges Lebewohl um das Packet fortzubringen.

Weimar am 13. Juli 1799

G.


14/4081.


An Friedrich Schiller

In dem Falle, in welchem ich mich gegenwärtig befinde, ist die Überzeugung das beste, daß das, was gegenwärtig geschehen muß durch meine Gegenwart gefördert wird, und wäre es auch nur Täuschung daß ich hier nöthig bin, so ist auch schon mit dieser genug gewonnen. An alles Übrige, es sey poetisch oder litterarisch, naturhistorisch oder philosophisch wird nicht gedacht, meine Hoffnung steht auf den Anfang des Augusts, wo ich Sie wieder zu sehen gedenke. Bis dahin wird auch wohl meine Roßlaer Gutssache in Ordnung seyn, denn ich habe noch die Lehn zu empfangen und was dergleichen Dinge mehr sind.

Madame la Roche ist wirklich in Osmanstädt angekommen und da ich mich gegenwärtig im Stande der Erniedrigung befinde, so brauche ich den Beystand der Unglücksburgermeisterin nicht um diesem Besuch gehörig zu begegnen.

[131] Übrigens ist, wie schon gesagt, nichts neues, erfreuliches und seelenerquickliches vorgekommen und ich bin genöthigt diesen Brief abermals zu schließen, ehe er noch was enthält.

Leben Sie recht wohl, halten Sie sich an Ihr Geschäft und bereiten mir dadurch einen schönen Empfang. Ihrer lieben Frau viele Grüße.

Weimar am 17. Juli 1799.

G.


14/4082.


An Friedrich Schiller

Ich danke Ihnen daß Sie mir von der wunderlichen Schlegelischen Production einen nähern Begriff geben, ich hörte schon viel darüber reden. Jedermann liests, jedermann schilt darauf und man erfährt nicht was eigentlich damit sey. Wenn mirs einmal in die Hände kommt will ichs auch ansehen.

Die Greuel des Dilettantismus haben wir in diesen Tagen auch wieder erlebt, die um so schrecklicher sind als die Leute mitunter recht artig pfuschen, sobald man einmal zugiebt daß gepfuscht werden soll. Unglaublich ists aber, wie durch diesen einzigen Versuch schon die ganze gesellschaftliche Unterhaltung an der zwar überhaupt nichts zu verderben ist, eine hohle, flache und egoistische Tournüre nimmt, wie aller eigentliche Antheil am Kunstwerk durch diese leichtsinnige Reproduction aufgehoben wird.

[132] Übrigens hat mir diese Erfahrung, so wie noch andere in andern Fächern, die Überzeugung erneuert: daß wir andern nichts thun sollten als in uns selbst zu verweilen um irgend ein leidliches Werk nach dem andern hervor zu bringen. Das übrige ist alles vom Übel.

Deswegen gratulire ich zum ersten Act, wünsche mich bald wieder zu Ihnen und kann die Hoffnung nicht fahren lassen, daß dieser Nachsommer auch für mich noch fruchtbar seyn werde. Leben Sie recht wohl. August hat sich sehr gefreut Carl und auch Ernsten wieder zu sehen, von dem er viel erzählt hat.

Weimar am 20. Juli 1799.

G.


14/4083.


An Johann Christian Gädicke

Herr Commissionsrath Gädicke erhält hierbey abgeredtermaßen eine Partie Kupferstiche nebst Verzeichniß um vorerst sich nach den Preisen zu erkundigen, um welche man sie allenfalls losschlagen könnte. Die mit Bleistift dazu geschriebenen Preise sind nur aus dem Gedächtniß nach dem Maßstabe früherer Zeit angegeben. Ich wünschte sodann, ehe diese Blätter zum Kauf ausgeboten werden, den Herrn Commissionsrath nochmals zu sprechen.

Weimar am 21. Juli 1799.

Goethe.[133]


14/4084.


An Friedrich Bury

[Concept.]

[21. Juli.]

Wenn ich Ihnen, mein werther Bury, Glück wünschen muß daß Sie auf Ihrem Rückzuge so manchen Genuß gehabt haben und sich nun in Ihrem Vaterlande ruhig befinden indessen das gute Italien noch immer von Freunden und Feinden unsäglich leidet; so muß ich Sie im Grunde doch herzlich bedauern daß Sie, nach einem so langen Aufenthalte in Rom dieses wahre Element des Künstlers verlassen und sich in das liebe kunstlose deutsche Vaterland zurück ziehen mußten. Ich wünsche daß die neue Wendung der Dinge es Ihnen bald möglich machen möge in jenes gelobte Land zurück zu kehren.

Gedenken Sie etwa in der Zwischenzeit eine Reise nach Dresden zu machen, um die dortigen Kunstschätze zu nutzen so soll es mich freuen Sie auf Ihrem Wege bey uns zu sehen aber fürwahr eigends einladen darf ich Sie nicht. Auch in dem nördlichen Deutschland würden Sie Sich an nichts weniger als am Kunstgeschmack erbauen. Die bekannte Richtung des deutschen Publikums geht ihren Weg, und indem man eine Menge Geld für den Schein hinwirft, so benimmt man sich die Mittel etwas ächtes zu besitzen.

Das schöne Blatt von der Traumauslegung Josephs liegt noch bey mir, ohne daß ich eine Aussicht sehe es irgend wo unter zu bringen.

[134] Leben Sie recht wohl und bringen diese Zeit, die Sie in Ihrem Vaterlande verweilen müssen, so vergnügt und heiter zu als möglich.


14/4085.


An Friedrich Schiller

Ich kann nun hoffen daß ich bald zu Ihnen kommen werde, Sonnabend oder Sonntag wird es möglich seyn von hier abzukommen. Frau von la Roche ich zweymal, erst in Tiefurt dann in Osmanstädt gesehen und sie eben gerade wie vor zwanzig Jahren gefunden. Sie gehört zu den nivellirenden Naturen, sie hebt das Gemeine heraus und zieht das Vorzügliche herunter und richtet das Ganze alsdenn mit ihrer Sauce, zu beliebigem Genuß an. Übrigens möchte man sagen daß ihre Unterhaltung interessante Stellen hat.

Tieck hat mit Hardenberg und Schlegel bey mir gegessen für den ersten Anblick ist es eine recht leidliche Natur. Er sprach wenig aber gut und hat überhaupt hier ganz wohl gefallen.

Morgen habe ich ein großes Gastmahl und dann will ich mich zur Abfahrt bereiten.

Gädicke soll die zwey ersten Gesänge ehe ich weggehe erhalten. Ich gehe sie nochmals durch; es ist und bleibt aber eine böse Aufgabe. Das Werk ist wie eine bronzene Statue, artig gedacht und gut[135] modellirt, wobey aber der Guß versagt hätte. Je weiter man in der Ausführung kommt, je mehr giebts zu thun. Freylich hilfts nun nichts weiter, man muß machen daß man durchkommt. Leben Sie recht wohl, ich hoffe nun nicht mehr zu schreiben und freue mich von Herzen Sie und Ihre liebe Frau wieder zu sehen.

Weimar am 24. Juli 1799.

G.


14/4086.


An Friedrich Schiller

Ich habe heute keinen Brief von Ihnen erhalten, wahrscheinlich weil Sie glauben daß ich kommen werde; ich muß aber meine alte Litaney wieder anstimmen und melden daß ich hier noch nicht loskomme. Die Geschäfte sind polypenartig wenn man sie in hundert Stücke zerschneidet, so wird jedes einzelne wieder lebendig. Ich habe mich indessen drein ergeben und suche meine übrige Zeit so gut zu nutzen als es gehen will. Aber jede Betrachtung bestärkt mich in jenem Entschluß blos auf Werke, sie seyen von welcher Art sie wollen, und deren Hervorbringung meinen Geist zu richten und aller theoretischen Mittheilung zu entsagen. Die neusten Erfahrungen haben mich aufs neue überzeugt: daß die Menschen statt jeder Art von ächter theoretischer Einsicht nur Redensarten haben wollen, wodurch das Wesen was sie[136] treiben zu etwas werden kann. Fremde die unsere Sammlung besuchten, die Gegenwart unserer alten Freundin, und über alles das sich neu constituirende Liebhabertheater haben mir davon schreckliche Beyspiele gegeben und die Mauer, die ich schon um meine Existenz gezogen habe, soll nun noch ein Paar Schuhe höher aufgeführt werden.

Im Innern sieht es dagegen gar nicht schlimm aus. Ich bin in allen Zweigen meiner Studien und Vorsätze um etwas weniges vorgerückt, wodurch sich denn wenigstens das innere fortwirckende Leben manifestisrt, und Sie werden mich in gutem Humor und zur Thätigkeit gestimmt wieder sehen.

Ich dachte Sie auf einen Tag zu besuchen, dadurch ist uns aber nicht geholfen, denn wir bedürfen nun schon einiger Zeit, um uns wechselseitig zu erklären und etwas zu Stande zu bringen.

Heute drohet Ihnen, wie ich höre, ein Besuch der Larochischen Nachkommenschaft. Ich bin neugierig wie es damit abläuft. Was mich betrifft bin ich diese Tage so ziemlich in meiner Fassung geblieben; erlustigen aber wird Sie das unendliche Unglück in welches Meyer bey dieser Gelegenheit gerathen ist, indem diese seltsamen und, man darf wohl sagen, unnatürlichen Erscheinungen ganz neu und frisch an seinen reinen Sinn wirkten.

Damit ich aber diesmal nicht ganz leer erscheine, lege ich ein Paar sonderbare Producte bey davon[137] Sie das eine wahrscheinlich mehr als das andere unterhalten wird.

Leben Sie recht wohl gedenken mein und geben mir Nachricht von Ihrem Befinden und Thun.

Weimar am 27. Juli 1799.

G.


14/4087.


An Friedrich Schiller

Es ist recht hübsch daß ich Ihnen, in dem Augenblick da ich die Productionen ausschließlich preise und anempfehle auf eine doppelte Weise dazu Glück wünschen kann. Möge in beyden Fällen alles glücklich von Statten gehen!

Ich konnte voraussehen daß Parny Ihnen Vergnügen machen würde. Er hat aus dem Sujet eine Menge sehr artiger und geistreicher Motive gezogen, und stellt auch recht lebhaft und hübsch dar. Nur ist er, dünkt mich in Disposition und Gradation der Motive nicht glücklich, daher dem Ganzen die Einheit fehlt. Auch scheint mir der äußere Entzweck die christkatholische Religion in den Koth zu treten, offenbarer als es sich für einen Poeten schicken will. Es kam mir vor als wenn dieses Büchlein expreß von den Theophilanthropen bestellt seyn könnte.

Allerdings passen diese und ähnliche Gegenstände besser zu komischen als zu ernsthaften Epopeen. Das verlorne Paradies, das ich diese Tage zufällig in die[138] Hand nahm, hat mir zu wunderbaren Betrachtungen Anlaß gegeben. Auch bey diesem Gedichte, wie bey allen modernen Kunstwerken ist es eigentlich das Individuum das sich dadurch manifestiert welches das Interesse hervorbringt. Der Gegenstand ist abscheulich, äußerlich und innerlich wurmstichig und hohl. Außer den wenigen natürlichen und energischen Motiven ist eine ganze Partie lahme und falsche die einem wehe machen. Aber freylich ist es ein interessanter Mann der spricht man kann ihm Charakter, Gefühl, Verstand Kenntnisse, dichterische und rednerische Anlagen und sonst noch mancherley Gutes nicht absprechen. Ja der seltsame einzige Fall daß er sich, als verunglückter Revolutionair, besser in die Rolle des Teufels als des Engels zu schicken weiß, hat einen großen Einfluß auf die Zeichnung und Zusammensetzung des Gedichts so wie der Umstand daß der Verfasser blind ist auf die Haltung und das Colorit desselben. Das Werk wird daher immer einzig bleiben und, wie gesagt, so viel ihm auch an Kunst abgehen mag, so sehr wird die Natur dabey triumphiren.

Unter andern Betrachtungen bey diesem Werke war ich auch genöthigt über den freyen Willen, über den ich mir sonst nicht leicht den Kopf zerbreche zu denken; er spielt in dem Gedicht, so wie in der christlichen Religion überhaupt, eine schlechte Rolle. Denn sobald man den Menschen von Haus aus für gut[139] annimmt, so ist der freye Wille das alberne Vermögen aus Wahl vom Guten abzuweichen und sich dadurch schuldig zu machen. Nimmt man aber den Menschen natürlich als bös an, oder, eigentlicher zu sprechen, in dem thierischen Falle unbedingt von seinen Neigungen hingezogen zu werden; so ist alsdann der freye Wille freylich eine vornehme Person die sich anmaßt aus Natur gegen die Natur zu handeln. Man sieht daher auch wie Kant nothwendig auf ein radikales Böse kommen mußte und woher die Philosophen, die den Menschen von Natur so charmant finden, in Absicht auf die Freyheit desselben so schlecht zurechte kommen und warum sie sich so sehr wehren wenn man ihnen das Gute aus Neigung nicht hoch anrechnen will. Doch mag das bis zur mündlichen Unterredung aufgehoben seyn, so wie die Reinholdischen Erklärungen über den Fichtischen Atheismus.

Den Brief an Lavatern hierüber habe ich angefangen zu lesen. Reinholds Ausführung scheint mir überhaupt psychologisch sehr unterrichtend und läuft wie mir scheint am Ende auf das alte Dictum hinaus: daß sich jeder seine eigne Art von Gott macht und daß man niemand den seinigen weder nehmen kann und soll.

Um meiner von allen Seiten geräuschvollen Nachbarschaft zu entgehen, habe ich mich entschlossen in den Garten zu ziehen, um dort die Ankunft des Herzogs und Geh. Rath Voigts zu erwarten, welche mich[140] hoffentlich von meinem gegenwärtigen Posten ablösen wird.

Ob die Einsamkeit des Ilmthals zu dem Einzigen was Noth ist viel helfen wird, muß die Zeit lehren. Leben Sie recht wohl und grüßen Ihre liebe Frau. Unsere nächste Zusammenkunst wird desto erfreulicher werden, je mehr sie bisher gehindert worden ist, denn wir haben indeß jeder für sich doch wieder manches erfahren dessen Mittheilung interessant genug seyn wird.

sWeimar am 31. Juli 1799.

G.


14/4088.


An Franz Maria und . . .Allesina-Schweitzer

[Concept.]

[1. August]

Hochedelgeb. Hochgeehrteste Herren.

Was der Herr Hofadvokat Hesse, zu Aufklärung der Angelegenheit, wovon Sie mir Eröffnung gethan, an mich gelangen lassen, solches werden Sie aus beyliegendem Blatt gefällig ersehen und hiernach der Sache eine solche Wendung geben, wodurch sie, Ihren gemäß, weiter fortgeführt werden dürfte. Sollte ich zu Beförderung derselben sonst noch etwas beytragen können, so würde es mir ein besonderes Vergnügen machen, ob man gleich in Rechtsangelegenheiten von dem herkömmlichen Wege nicht abweichen kann. Der ich die Ehre habe mich mit besondrer Hochachtung zu unterzeichnen.[141]


14/4089.


An Friedrich Schiller

Meine Einsamkeit im Garten wende ich vor allen Dingen dazu an, daß ich meine kleinen Gedichte, die Unger nunmehr zum siebenten Band verlangt hat, noch näher zusammenstelle und abschreiben lasse. Zu einer solchen Redaction gehört Fassung und eine gewisse allgemeine Stimmung. Wenn ich noch ein paar Dutzend neue Gedichte dazu thun könnte, um gewisse Lücken auszufüllen und gewisse Rubriken die sehr mager ausfallen, zu bereichern, so könnte es ein recht interessantes Ganze geben. Doch wenn ich nicht Zeit finde das Publikum zu bedenken, so will ich wenigstens so redlich gegen mich selbst handeln daß ich mich wenigstens von dem überzeuge was ich thun sollte, wenn ich es auch gerade jetzt nicht thun kann. Es giebt für die Zukunft leitende Fingerzeige.

Miltons verlornes Paradies, das ich Nachmittags lese, giebt mir zu vielen Betrachtungen Stoff, die ich Ihnen bald mitzutheilen wünsche. Der Hauptfehler den er begangen hat, nachdem er den Stoff einmal gewählt hatte, ist daß er seine Personen, Götter, Engel, Teufel, Menschen sämmtlich, gewissermaßen unbedingt einführt und sie nachher, um sie handeln zu lassen von Zeit zu Zeit, in einzelnen Fällen bedingen muß, wobey er sich denn, zwar auf eine geschickte doch meistens auf eine witzige Weise zu entschuldigen sucht.

[142] Übrigens bleibts dabey daß der Dichter ein fürtrefflicher und in jedem Sinne interessanter Mann ist, dessen Geist des Erhabenen fähig ist, und man kann bemerken daß der abgeschmackte Gegenstand ihn bey dieser Richtung oft mehr fördert als hindert, ja dem Gedicht bey Lesern, die nun einmal den Stoff gläubig verschlucken zum großen Vortheil gereichen muß.

Übrigens hat es noch manches gegeben wovon ich schweige, weil der Brief in die Stadt soll. Wann ich kommen kann, darüber will ich lieber nichts sagen, weil ich es noch nicht genau bestimmen kann. Lassen Sie sich daher von Ihrer kleinen Reise nicht abhalten. Leben Sie recht wohl und grüßen Ihre liebe Frau.

Weimar am 3. August 1799.

G.


14/4090.


An Johann Friedrich Unger

Auf Ihren ersten gefälligen Brief, werthester Herr Unger, habe ich mit einer Antwort gezaudert, weil ich mit mir selbst nicht einig war was ich Ihnen allenfalls zu einem siebenten Bande meiner Schriften, den Sie zu verlegen wünschen, anbieten könnte. Durch Ihren zweyten Brief erleichtern Sie den Entschluß indem Sie mir melden daß Sie eine Sammlung meiner kleinen Gedichte darin aufzunehmen geneigt seyen. Sie liegt schon so ziemlich vollständig vor mir[143] und es kommt nur darauf an daß sie völlig ajustirt und abgeschrieben werde. Ich hoffe sie durch Verbesserung, Zusammenstellung und einiges Neue so viel mir möglich interessant zu machen und ich wünsche daß Sie mit dem kleinen Ganzen zufrieden seyn mögen, das, nach einem ohngefähren Überschlag eben einen Octavband ausmachen wird.

Haben Sie die Güte mir zu melden wann Sie das Manuscript zu erhalten wünschen. Die erste Hälfte könnte ich bald abschicken, auf die andere möchte ich noch einige Sorgfalt wenden.

Ihren Aufsatz über die Holzschneidekunst erwarte ich mit vielem Verlangen und hoffe dadurch einige Puncte aufgeklärt zu sehen, über die ich noch nicht ganz mit mir einig werden konnte.

Mit Herrn Vieweg hatte ich bisher alle Ursache zufrieden zu seyn indem er seine Obliegenheiten gegen mich pünctlich erfüllt hat; aber das kann ich nicht toben, daß er Herrmann und Dorothea als den ersten Band einer neuen Sammlung verkauft, worüber zwischen uns keine Abrede getroffen worden.

Empfehlen Sie mich Gönnern und Freunden, besonders Herrn Zelter aufs beste. Es würde gewiß der kleinen Liedersammlung, die ohnehin diesmal ein wenig mager ausfällt zum großen Vortheil gereichen, wenn dieser fürtreffliche Künstler einige neue Melodien dazu stiften wollte, und es wäre vielleicht räthlich die schon bekannten zugleich mit abdrucken zu lassen,[144] um so mehr da Ihr neuer Notendruck als eine wahre typographische Zierde angesehen werden kann.

Leben Sie recht wohl und erhalten mir ein geneigtes Andenken.

Weimar am 5. August 1799.

Goethe.


14/4091.


An Friedrich Schiller

In meiner Garteneinsamkeit fahre ich an meiner Arbeit recht eifrig fort und die reinliche Abschrift fördert gleichfalls. Noch kann ich selbst nicht sagen wie es mit der Sammlung werden wird, eins fordert das andere. Mein gegenwärtiger Aufenthalt erinnert mich an einfachere und dunklere Zeiten, die Gedichte selbst an mannigfaltige Zustände und Stimmungen. Ich will nur sachte hin immer das nächste thun und eins aus dem andern folgen lassen.

Die Epigramme sind, was das Sylbenmaß betrifft, am liederlichsten gearbeitet und lassen sich glücklicherweise am leichtesten verbessern, wobey oft Ausdruck und Sinn mit gewinnt. Aus den Römischen Elegien habe ich manchen prosodischen Fehler und ich hoffe mit Glück weggelöscht. Bey passionirten Arbeiten wie z.B. Alexis und Dora ist es schon schwerer, doch muß man sehen wie weit mans bringen kann und am Ende sollen Sie, mein Freund, die Entscheidung haben. Wenn man solche Verbesserungen[145] auch nur theilweise zu Stande bringt, so zeigt man doch immer seine Perfectibilität, so wie auch Respect für die Fortschritte in der Prosodie welche man Voßen und seiner Schule nicht absprechen kann.

Überhaupt müßte diese Sammlung in manchem Sinne wenn es mir gelingt als ein Vorschritt erscheinen.

Meyer will ein halb Dutzend Zeichnungen dazu liefern, etwa nur ein Paar unmittelbaren Bezugs, oder wie man sagen möchte historischen Inhalts, z.B. die Katastrophe der Braut von Corinth. Andere müßten einen entfernteren symbolischen Bezug haben.

Indem ich nun dergestalt aus dem Alten nach dem Neuen zu arbeite, ist mir die Hoffnung gar erfreulich daß mich bey Ihnen etwas ganz Neues erwarte, wovon ich so gut als gar keine Idee habe. Seyn Sie fleißig, wenn es die Umstände erlauben wollen, und vollbringen glücklich Ihre Rudolfstädter Fahrt. Lassen Sie August manchmal bey sich gut aufgenommen seyn; da ich nicht nach Jena entweichen konnte, so mußten die Meinigen weichen, denn dabey bleibt es nun einmal: daß ich ohne absolute Einsamkeit nicht das mindeste hervorbringen kann. Die Stille des Gartens ist mir auch daher vorzüglich schätzbar.

Nochmals ein Lebewohl und einen Gruß an Ihre liebe Frau.

Weimar am 7. August 1799.

G.[146]


14/4092.


An Friedrich Schiller

Nachdem ich diese Woche ziemlich in der Einsamkeit meines Gartens zugebracht habe ich mich wieder auf einen Tag in die Stadt begeben und zuerst das Schloß besucht wo es sehr lebhaft zugeht. Es sind 160 Arbeiter angestellt und ich wünschte daß Sie einmal die mannigfaltigen Handwerker in so einem kleinen Raume beysammen arbeiten sähen. Wenn man mit einiger Reflexion zusieht, so wird es sehr interessant die verschiendensten Kunstfertigkeiten, von der gröbsten bis zur feinsten, wirken zu sehen. Jeder thut nach Grundsätzen und aus Übung das seinige. Wäre nur immer die Vorschrift wornach gearbeitet wird, die beste, denn leider kann auf diesem Wege ein geschmackvolles Werk so gut als eine barbarische Grille zu Stande kommen.

An den Gedichten wird immer ein wenig weiter gearbeitet und abgeschrieben.

Durch das Steinische Spiegelteleskop habe ich einen Besuch im Monde gemacht. Die Klarheit mit welcher man die Theile sieht ist unglaublich; man muß ihn im wachsen und abnehmen beobachten, wodurch das Relief sehr deutlich wird. Sonst habe ich noch mancherley gelesen und getrieben Denn in einer so absoluten Einsamkeit wo man durch gar nichts zerstreut und auf sich selbst gestellt ist, fühlt[147] man erst recht und lernt begreifen wie lang ein Tag sey. Es ist keine Frage daß Sie unendlich gewinnen würden wenn Sie eine Zeit lang in der Nähe eines Theaters seyn könnten. In der Einsamkeit steckt man diese Zwecke immer zu weit hinaus. Wir wollen gerne das unsrige dazu beytragen um das Vorhaben zu erleichtern. Die größte Schwierigkeit ist wegen eines Quartiers. Da Thouret wahrscheinlich erst zu Ende des Septembers kommt, so wird man ihn wohl den Winter über fest halten. Das wegen Gespenstern berüchtigte Gräfl. Wertherische Haus, das für jemanden, der das Schauspiel fleißig besuchen will bequem genug liegt, ist so viel ich weiß zu vermiethen, es wäre wohl der Mühe werth das Gebäude zu entzaubern.

Lassen Sie uns der Sache weiter nachdenken. Leben Sie indessen recht wohl und grüßen Ihre liebe Frau.

Weimar am 10. August 1799.

G.


14/4093.


An Friedrich Schiller

Der erste Bogen des Almanachs ist nun unter der Presse der Druck nimmt sich ganz artig aus. Der dritte Gesang ist nunmehr in meinen Händen und ich will auch noch mein mögliches daran thun.

[148] Freylich da ich selbst gegenwärtig an einer strengen Revision meiner eignen Arbeiten bin, so erscheinen mir die Frauenzimmerlichkeiten unserer lieben kleinen Freundin noch etwas loser und lockerer als vorher, und mir wollen sehen wie wir uns eben durchhelfen. Das Ganze soll überschlagen werden, und es wird sich zeigen daß wir auf alle Fälle noch etwas dazu geben müssen. Lassen Sie sich allenfalls die Glocke nicht reuen, ich will auch mein mögliches thun einen Beytrag zu schaffen ob ich gleich bis jetzt weder wüßte was noch wie.

Da die obwaltenden Umstände Ihren Winteraufenthalt in Weimar diesmal sehr zweifelhaft machen, wenigstens in der ersten Zeit nicht daran zu denken ist; so läßt man freylich am besten die Sache vorerst noch auf sich beruhen. Denn wäre es möglich gleich mit dem October hier einzutreffen so sollte es an Moyens Ihren hiesigen Aufenthalt zu erleichtern von keiner Seite fehlen.

Der Aufenthalt im Garten wird von mir auf allerley Weise so zweckmäßig als möglich benutzt und ich habe das Vergnügen in manchem Sinne vorwärts zu kommen wovon mich künftig die Mittheilung herzlich freuen soll.

Lassen Sie es ja an Concentration auf Ihre angefangene Arbeit nicht fehlen. Es ist doch im Grunde nichts wünschenswerther als eine große Masse zu organisiren.

[149] Da ich so eben in das Schloß gehen muß und nicht weiß ob ich zur rechten Zeit wieder komme, so will ich für diesmal meinen Brief schließen und Ihnen beiderseits recht wohl zu leben wünschen.

Weimar am 14. August 1799.

G.


14/4094.


An Carl Wigand Maximilian Jacobi

[Concept.]

Ich muß Ihnen, mein lieber Jacobi, um so geschwinder antworten, je länger unsere Communication bisher unterbrochen blieb. Ihr Brief, ein Zeugniß Ihrer fortdauernden Liebe, hat mir große Freude gemacht.

So veränderlich auch mitunter die menschlichen Dinge sind, so bleiben doch manche Zustände lange Zeit immer dieselben. Ihr Brief traf mich bey Tische in der bekannten grünen Vorderstunde, Herr Prof. Meyer und die meinigen, die sich sämmtlich über Ihr Andenken freuten, waren gegenwärtig und ein kleines Gericht frischen eingemachten Waizens wurde aufgetragen, so daß Sie, wenn Sie selbst gekommen wären, alles auf dem alten Fuß gefunden hätten.

Ich wünsche daß Sie indessen dem neuen erwarteten Gast sein Willkomm schon mögen zugerufen haben und hoffe daß Sie mir gelegentlich schreiben wie er sich befinde. Grüßen Sie die Mutter und denken mein zu guten Stunden.

[150] Seyn Sie in Ihrem kleinen Kreise thätig und geduldig, bis er sich nach und nach erweitert. Es ist keine Frage daß der Arzt sich den größten zu wünschen hat. Blos bey einer Menge von Erfahrungen hat das Urtheil Gelegenheit sich zu bilden und wir werden dadurch allein genöthigt die Einseitigkeit zu verlassen, an der uns Theorie, Tradition und eigne Natur gern so lange fest halten.

Wenn Sie die drey ersten Stücke der Propyläen gesehen haben, so wissen Sie womit ich mich vorzüglich das letzte Jahr beschäftigte. Wenn man sich eine große Zeit seines Lebens mit gewissen Gegenständen abgegeben hat, so wünscht man sich und andern doch auch zuletzt Rechenschaft abzulegen, sich die Resultate klar zu machen und sie mitzutheilen.

Leider ist es nicht das dankbarste Geschäft; denn selten hält Jemand ein Resultat für richtig das er nicht selbst aus eignen Erfahrungen gezogen hat und selbst derjenige, der aufrichtig nach dem Ziele strebt, glaubt nicht gern dem der von dort her schon zurückkommt und allenfalls wohl etwas von seinen Abentheuern mittheilte.

Indessen muß man das seinige thun und denken daß alles was mit Ernst und Liebe vorgetragen wird nicht ohne Nutzen bleibt.

Ich freue mich wenn Sie aus diesem Werk etwas für sich nehmen können. Ich hoffe das 4te Stück soll Sie unterhalten. Es giebt auf eine heitere Weise[151] eine Übersicht über mehrere Fächer, in welche sich die Kunst gewöhnlich zu trennen pflegt.

Mit Gedichten ist es schon eine andere Sache. Diese müssen ihrer Natur nach weiter und allgemeiner wirken. Es freut mich daß Sie Euphrosynen auszeichnen. Ich bin sowohl wegen des Stoffs als wegen den Umständen, welche die Behandlung und Ausführung begleiteten, diesem kleinen Gedicht sehr mit Freundschaft zugethan. Ich erhielt in der Schweiz die Nachricht von dem Tode dieser geliebten Person. Überhaupt traf bey diesem Gedicht glücklicherweise zusammen daß das Poetische durchaus auf dem Wirklichen ruht, und dieses doch nichts für sich selbst gilt, sondern erst dadurch etwas wird daß es als Folie durch den poetischen Körper durchscheint.

Auch wird die Naturbetrachtung, auf dem Wege den Sie kennen, immer fortgetrieben. Ich habe mich seither besonders in die Metamorphose der Insecten hinein zu arbeiten gesucht. Man muß auch hier, wenn man sich in diesem Labyrinthe nicht verwirren will den einfachen stetigen Gang der organisirenden Natur, auf so viel Puncten als möglich, durch den Gedanken anhalten und das Untheilbare theilen. Die Beobachtung ist so schwer nicht, ob sie gleich viel Aufmerksamkeit erfordert; aber die Vorstellungsarten diese Naturwirkungen zu fassen liegen vielleicht außerhalb den Gränzen des gemeinen Menschenverstandes und die Philosophen sind von ihrer Seite noch nicht[152] genug heran gekommen, um uns andern, die wir keine Philosophen sind, doch solche Werkzeuge darzureichen mit denen wir bey unsern Untersuchungen weiter ausgreifen könnten.

Es bleibt daher wohl nichts weiter übrig als zu thun was unsere Vorfahren gethan haben nicht zu handeln und zu beobachten ohne zu denken, und nicht zu denken ohne zu handeln und zu beobachten; ja, uns so zu gewöhnen daß unsere ganze Natur, mit allen ihren Fähigkeiten zusammen und einzeln, so gut es nur gehen mag, wirken könne.

Natürlich fallen mir bey dieser Gelegenheit die neuen philosophischen Händel ein, von denen doch auch etwas zu Ihnen über den Rhein wird verlautet haben. Ihr Vater hat dabey die Satisfaktion daß seiner Bemühungen in allen Ehren gedacht wird. Ich freue mich daß er es erlebt. Denn gewöhnlich wenn die Einsicht eines vorzüglichen Mannes von der Vorstellungsart seiner Zeit zu sehr abweicht so ist die Ehre anerkannt zu werden nur den Manen aufbehalten.

Es sollte mich sehr freuen wenn ich Sie irgend einmal wieder sehen und sprechen könnte. Ich erinnere mich mit Vergnügen der Zeit da Sie in unserer Nähe waren und würde mich derselben mit noch mehr Zufriedenheit erinnern, wenn ich überzeugt wäre daß ich Ihnen mehr genützt hätte. Es gehört zu einem wechselseitigen Einfluß eine gewisse passende[153] Disposition, die sich oft gerade in dem Augenblick nicht findet da man zusammen lebt, und in Absicht auf geistige Bildung geht man selten mit einander, just wenn man sich körperlich neben einander befindet.

Für mich habe ich gegenwärtig den großen Vortheil daß ich an Schiller und Meyer zwey Freunde gefunden habe, mit denen mich ein ähnliches ja ich kann wohl sagen, ein gleiches Interesse verbindet. Jeder von uns mag gern in seinem Fache fortschreiten und bey der Verwandtschaft der Fächer ist der Fortschritt des einen auch Gewinn für den andern.

Ich wünsche, wenn Ihnen auch gegenwärtig ein solches Verhältniß abgehen sollte, dasselbe künftig. Vielleicht aber hat ein Arzt mehr Schwierigkeiten als wir andern um es zu etablieren, und wenn es doch recht nützlich und erfreulich seyn soll so muß es unter Kunstverwandten seyn weil verschiedne Beschäftigung gleich gar zu weit aus einander trennt. Leider trennt aber verwandte Beschäftigung die Menschen noch öfter, indem wahrer Nach und Mit Eifer so selten, Neid und Mißgunst desto gemeiner sind.

Geben Sie mir nun auch, wie Sie versprechen, einige Nachricht von ihren Studien sie mögen sich nun unmittelbar auf die Arzneykunst beziehen oder mit dem was eigentlich Ihr Beruf ist nur eine ferne Verwandtschaft haben. Lassen Sie mich alsdann und wenn es auch nur alle Jahre wäre, etwas von sich[154] wissen, oder wenn irgend eine bedeutende Veränderung mit Ihnen vorgehen sollte. Grüßen Sie Ihre liebe Schwester und sagen ihr auch etwas von mir.

Die Meinigen, welche sich wohl und vergnügt befinden grüßen schönstens und wünschen Ihnen mit mir alles Gute. Ich schließe mit einem nochmaligen Lebewohl.

Weimar am 16. Aug. 1799.


14/4095.


An Friedrich Schiller

Wenn ich Ihnen künftig etwas ausführlichere Briefe schreiben will, so muß ich im voraus schreiben, denn wenn ich wie heute abermals früh in die Stadt muß, so kann ich nicht wieder leicht zur Besinnung kommen.

Ich muß Sie ersuchen den Almanach ja etwas mehr von sich auszustatten, ich will das meinige thun, welches ich so gewiß verspreche als man dergleichen versprechen kann. Auch von Steigentesch Matthisson bringen Sie ja das mögliche bey damit der Almanach sich der alten Form nähere. Das Gedicht je mehr man es betrachtet läßt fürchten daß es nicht in die Breite wirken werde, so angenehm es für Personen ist die einen gewissen Grad von Cultur haben. Die barbarische Sitte als Gegenstand, die zarten Gesinnungen als Stoff und das undulistische Wesen als Behandlung[155] betrachtet, geben dem ganzen einen eignen Charakter und besondern Reiz zu dem man gemacht seyn oder sich erst machen muß. Das allerschlimmste ißt: daß ich wegen der Kupfer fürchte. Der Mann ist ein bloßer Punctirer und aus einem Aggreat von Puncten entsteht keine Form. Nächstens sollen Sie hören wie viel das Ganze betragen wird, die zwey ersten Gesänge machen drey Bogen.

Wegen des Schlegelischen Streifzugs bin ich ganz Ihrer Meinung die Elegie hätte er in mehrere trennen sollen, um die Theilnahme und die Übersicht zu erleichtern.

Die übrigen Späße werden Leser genug herbey locken und an Effect wird es auch nicht fehlen. Leider mangelt es beyden Brüdern an einem gewissen innern Halt der sie zusammenhalte und festhalte. Ein Jugendfehler ist nicht liebenswürdig als in so fern er hoffen laßt daß er nicht Fehler des Alters seyn werde. Es ist wirklich Schade daß das Freund Böttigern zugedachte Blatt nicht heiterer ist. Einige Einfälle in den andern Rubriken sind wirklich sehr gut. Übrigens läßt sich auch im persönlichen Verhältniß keineswegs hoffen daß man gelegentlich ungerupft von ihnen wegkommen werde. Doch will ich es ihnen lieber verzeihen, wenn sie etwas versetzen sollten als die infame Manier der Meister in der Journalistik. Böttinger hat die Canaillerie begangen der Propyläen zweymal auf dem blauen Umschlag des Merkurs zu gedenken, dafür es[156] ihm denn wohl bekommen mag daß ihm die Gebrüder die Haut über die Ohren ziehen und es scheint als wenn sie Lust hätten von vorn anzufangen wenn sie ihm wieder wachsen sollte.

Die Impietät gegen Wieland hätten sie unterlassen sollen. Doch was will man darüber sagen, hat man sie unter seiner Firma doch auch schlecht tractirt.

Leben Sie wohl, ich bin zerstreut und ohne Stimmung. Grüßen Sie Ihre liebe Frau. Ich wünsche uns auf irgend eine Weise bald ein längeres Zusammenseyn und Ihnen zur Arbeit allen Segen, um mich mit Madame la Roche auszudrucken.

Weimar am 17. Aug. 1799.

G.


14/4096.


An Franz Kirms

Herr Vohs war wie sich leicht denken läßt sehr zufrieden; ich überlasse Ew. Wohlgeb. nunmehr die weitere Besorgung der Sache. Ich bin überzeugt daß wir durch diesen Schritt uns unzählige Unannehmlichkeiten ersparen, nur müssen mir fest halten wenn andere sich etwa darauf berufen sollten.

Am 18. Aug. 1799.

G.[157]


14/4096a.


An Franz Kirms

Ich habe nicht das geringste dabey zu erinnern

[Weimar, den 19. August 1799.]

G.[72]


14/4097.


An Franz Christian Lerse

[Concept.]

[20. August.]

Durch Herrn v. Kotzebue der Ihre thätige Gewogenheit nicht genug rühmen konnte, habe ich die Nachricht von Ihrem Wohlbefinden, mit besonderm Vergnügen, erhalten und finde mich gegenwärtig auf verschiedne Weise veranlaßt Ihnen, werther alter Freund, auch wieder einmal zu schreiben und Sie um verschiedne Gefälligkeiten zu bitten, deren ich theils für mich selbst theils für die Geschäfte bedarf denen ich vorgesetzt bin.

Wollten Sie mir wohl einmal wieder Nachricht geben wie es mit dem jungen Jagemann steht? was er für ein Leben führt, in welcher Gesellschaft er sich befindet, was er jetzt in Absicht auf Kunst vor hat und wie Sie überhaupt mit ihm zufrieden sind? Es ist so manchmal von diesem jungen Mann die Rede und ich wünschte doch auch aus guter Quelle über ihn unterrichtet zu seyn.

Sodann wollte ich Sie ersuchen mir die Adresse zu verschaffen woher man das beste geschlagne Gold aus der ersten Hand zieht, da man in Wien solches für trefflich zu bereiten versteht. Sie könnten mir ja wohl zugleich einen Preiscourrant verschaffen damit wir uns bey unsern Bestellungen darnach richten können.

[158] Hierauf folgt eine Anfrage. Man tat mir eine Sammlung Handzeichnungen angetragen, die ich mir in früherer Zeit da ich auf solche Dinge Geld zu verwenden mehr im Falle war, wohl selbst angeschafft hätte und von der Sie beyliegend eine nähere Notiz erhalten. Hätten vielleicht Sie oder der Herr Graf einige Neigung dazu? Der Preis ist gering gegen die Preise wie sie bey Kunsthändlern und in Auctionen vorkommen. Allenfalls wäre man nicht abgeneigt sie Ihnen zur Einsicht zuzusenden, welches sehr leicht geschehen könnte, wenn Sie mir nur anzeigten wem man sie in Leipzig zu übergeben hätte. Dieses soll ganz von Ihrer Neigung und Entscheidung abhängen.

Hat sich Ihre Münzsammlung indessen recht vermehrt? und sind Sie wohl im Falle gelegentlich einige Doubletten gegen billigen Preis abzulassen. Ich muß zwar selbst einer solchen Sammlung entsagen, habe aber einige Freunde, denen ich wohl etwas dergleichen zuwenden und zuweisen möchte.

Die Freundin, an welche beyliegender Brief addressirt ist, befindet sich wahrscheinlich schon in Wien. Sie ist so viel ich weiß Ihnen schon persönlich bekannt und ich zweifle nicht daß eine nähere Bekanntschaft für beyde Theile Gewinn seyn würde, und ich darf wohl kaum die Bitte hinzufügen daß Sie ihr diesen Brief selbst übergeben mögen.

Lassen Sie mich, werther Freund, auf diese meine Ansuchen und Anfragen die Antwort nicht lange vermissen.[159] Schreiben Sie mir aber auch wie es mit Ihren Haus- und Garteneinrichtungen steht und ob Ihr eigner Herd bald aufgerichtet ist.

Empfehlen Sie mich dem Herrn Grafen bestens, dessen schönes mineralogisches Geschenk noch erst vor kurzem zur besondern Freude einem reisenden mineralogischen Liebhaber vorgezeigt wurde.

Erhalten Sie mir Ihr Andencken, so wie ich die Hoffnung nicht fahren lasse Sie noch einmal in Wien zu besuchen.


14/4098.


An Friedrich Schiller

Mein stilles Leben im Garten trägt immerfort wo nicht viele doch gute Früchte.

Ich habe diese Zeit fleißig Winckelmanns Leben und Schriften studirt. Ich muß mir das Verdienst und die Einwirkung dieses wackern Mannes im Einzelnen deutlich zu machen suchen.

An meinen kleinen Gedichten habe ich fortgefahren zusammen zu stellen und zu corrigiren. Man sieht auch hier daß alles auf das Princip ankommt woraus man etwas thut. Jetzt da ich den Grundsatz eines strengeren Sylbenmaßes anerkenne, so bin ich dadurch eher gefördert als gehindert. Es bleiben freylich manche Puncte, über welche man ins Klare kommen muß. Voß hatte uns schon vor 10 Jahren einen[160] großen Dienst gethan wenn er, in seiner Einleitung zu den Georgiken über diesen Punct etwas weniger mystisch geschrieben hätte.

Diese Woche bin ich wider meine Gewohnheit meist bis Mitternacht aufgeblieben, um den Mond zu erwarten den ich durch das Auchische Teleskop mit vielem Interesse betrachte. Es ist eine sehr angenehme Empfindung einen so bedeutenden Gegenstand, von dem man vor kurzer Zeit so gut als gar nichts gewußt, um so viel näher und genauer kennen zu lernen. Das schöne Schröterische Werk, die Selenotopographie, ist freylich eine Anleitung durch welche der Weg sehr verkürzt wird. Die große nächtliche Stille hier außen im Garten hat auch viel Reiz besonders da man Morgens durch kein Geräusch geweckt wird und es dürfte einige Gewohnheit dazu kommen, so könnte ich verdienen in die Gesellschaft der würdigen Lucifugen aufgenommen zu werden.

So eben wird mir Ihr Brief gebracht. Der neue tragische Gegenstand, den Sie angeben, tat auf den ersten Anblick viel Gutes und ich will weiter darüber nachdenken. Es ist gar keine Frage daß wenn die Geschichte das simple Factum, den nackten Gegenstand und der Dichter Stoff und Behandlung, so ist man besser und bequemer dran als wenn man sich des Ausführlichern und Umständlichern der Geschichte bedienen soll; denn da wird man immer genöthigt das besondere des Zustands mit aufzunehmen,[161] man entfernt sich vom rein Menschlichen und die Poesie kommt ins Gedränge.

Von Preiszeichnunen ist erst Eine eingegangen, welche in Betrachtung kommt und Seiten hat, einige andere sind unter aller Kritik und es fällt einem der durch jenes Räthsel aufgeregte deutsche Pöbel ein.

Wegen des Almanachs müssen mir nun einen Tag nach dem andern hinleben und das mögliche thun. Der dritte Gesang, den ich mit den Frauenzimmern durchgegangen, ist nun in der Druckerey und wir wollen nun dem vierten nachzuhelfen suchen. Es ist immer keine Frage daß das Gedicht viel Anlage und viel Gutes hat, nur bleibt es in der Ausführung zu weit hinter dem zurück was es seyn sollte obgleich inzwischen daß Sie es nicht gesehen haben viel daran geschehen ist.

Frau von Kalb läßt wirklich ihre Sachen wegschaffen und das Quartier wird also leer. Freylich wird es nur an jemand gegeben werden können, der es aufs ganze Jahr miethet. Indessen müßte man einen Entschluß fassen und wir hätten von Seiten des Theaters alle Ursache Ihnen diese Expedition zu erleichtern.

Der Bergrath Scherer, der sich zu verheirathen denkt, macht, höre ich, Speculation darauf; geschähe diese Veränderung, so würde bey Wolzogen die obere Etage leer, wo Ihre Familie wohnen könnte. Ihnen[162] gäben wir das Thouretische und würden, wenn Sie mit diesem hier zusammenträfen, für diesen schon ein ander Quartier zu finden wissen. Das muß man denn alles hin und her bedenken und bereden bis man zur Entschließung genöthigt wird. Und hiermit leben Sie für heute wohl und grüßen Sie Ihre liebe Frau.

Weimar am 21. August 1799.

G.


14/4099.


An Franz Kirms

Herr Haide hat bei seiner Durchreise seine Angelegenheit empfohlen Ich glaube, daß man ihm, wenn er mit seiner bisherigen Sage zufrieden seyn will, einen Kontrakt von Ostern aus zwei Jahre geben kann. Er ist überhaupt brauchbar und bei den Schiller 'schen Stücken nicht zu entbehren.

Da nun die Lauchstädter Repräsentationen geschlossen sind, so wünschte ich, daß man Herrn Hofrath Schiller dasjenige bald schickte, was ihm zukommt. Wollten Sie mir noch etwa sagen, was es beträgt?

Nach diesen Paar, das Theater betreffenden Puncten füge ich noch hinzu, daß man beim Schloßbau die große, kupferne Pfanne, welche bei der Brauerei steht und gegenwärtig nicht gebraucht wird, zum Behuf der Feuer-Anstalt, die man einzurichten im Begriff steht, zu haben wünscht. Sollte künftighin eine[163] solche Pfanne sich bei der Brauerei nöthig machen so würde man von Seiten des Schloßbaues dafür zu sorgen haben.

Der ich recht wohl zu leben wünsche.

Am 21. August 1799.

G.


14/4100.


An Christiane Vulpius

Ich danke dir mein liebes Kind daß du mir zweymal geschrieben und Nachricht von deinem Wohlbefinden und deiner Zufriedenheit gegeben hast, ich wünsche nichts mehr als daß alles sich dergestalt schicke und füge, damit deine Reise auch sich als eine Lustreise endige. Mir ist es diese Zeit ganz gut gegangen und ob ich gleich nicht so viel gethan habe als ich wünschte, so ist doch meine Zeit nicht unnütz verstrichen. Ich habe mehr Besuch und es kommen verschiedne Personen die der Garten anlockt die ich lange nicht gesehen habe.

Den August habe ich gestern mit nach Tiefurt genommen, wo er sich bey der Frau Grotin gar gut aufgeführt hat, indeß ich bey der Herzogin war. Ein Paar Stück Kirschkuchen, die ich ihm hinbrachte, haben ihm sehr gut geschmeckt. Heute Abend habe ich eine Gesellschaft guter Freundinnen bey mir und hoffe daß die Köchin ihre Sache leidlich machen wird.

Lebe recht wohl und vergnüge dich aufs beste.

Weimar am 23. Aug. 1799.

G.[164]


14/4101.


An Friedrich Schiller

Da es uns mit dem Sommerplane nicht nach Wunsch gegangen ist, so müssen wir hoffen daß uns der Winter das bessere bringen wird. Sobald Sie wegen Ihres Quartiers einig sind wollen wir für Holz sorgen, ein Artikel an den man in Zeiten denken muß.

Es vergeht mir kein Tag ohne einen gewissen Vortheil wenn er auch klein ist und so kommt denn doch immer eins zum andern und es am Ende etwas aus, da man sich doch immer nur mit würdigen Dingen beschäftigt.

Lassen Sie uns noch acht Tage zusehen alsdann wird sich entscheiden, ob ich kommen kann und wie bald.

Leider sind von Ihren Büchern, die Sie in die Auction gegeben haben, viele zurückgeblieben. Sie war im Ganzen nicht ergiebig, ob gleich einzelne Werke theuer genug verkauft wurden. Die Auszüge werden nunmehr gemacht und das Geld eincassirt.

Von Zeit zu Zeit werden Conferenzen wegen der Schwestern von Lesbos gehalten die denn, wie es in solchen Fällen zu gehen pflegt, die Hoffnung bald vermindern bald beleben.

Ich freue mich auf Ihre Arbeit und auf einige ruhige Wochen in Ihrer Nähe. Heute sage ich aber[165] nichts mehr, denn ein Morgenbesuch im Schloß hat mich zerstreut und ich fühle mich nicht fähig mich auf irgend einen Gegenstand zu concentriren.

Leben Sie recht wohl und grüßen Sie Ihre liebe Frau.

Weimar am 24. Aug. 1799.

G.


14/4102.


An Carl Friedrich Zelter

Mit aufrichtigem Dank erwiedere ich Ihren freundlichen Brief, durch den Sie mir in Worten sagen mochten wovon mich Ihre Compositionen schon längst überzeugt hatten daß Sie an meinen Arbeiten lebhaften Antheil nehmen und sich manches mit wahrer Neigung zugeeignet haben. Es ist das Schöne einer thätigen Teilnahme daß sie wieder hervorbringend ist; denn wenn meine Lieder Sie zu Melodien veranlaßten, so kann ich wohl sagen daß Ihre Melodien mich zu manchem Liede aufgeweckt haben und ich würde gewiß wenn wir näher zusammen lebten öfter als jetzt mich zur lyrischen Stimmung erhoben fühlen. Sie werden mir durch Mittheilung jeder Art ein wahres Vergnügen verschaffen.

Ich lege eine Production bey die ein etwas seltsames Ansehen hat. Sie ist durch den Gedanken entstanden ob man nicht die dramatischen Balladen so ausbilden könnte daß sie zu einem größern Singstück[166] dem Componisten Stoff gäben. Leider tat die gegenwärtige nicht Würde genug um einen so großen Aufwand zu verdienen.

Ich wünsche recht wohl zu leben und bitte den Herrn Ungar vielmals zu grüßen.

Weimar am 26. Aug. 1799.

Goethe.


14/4103.


An Friedrich Schiller

Nach Überlegung und Berechnung aller Umstände fühle ich mich gedrungen Ihnen zu melden daß ich in den nächsten Tagen nicht kommen kann, um so mehr aber wünschte ich Sie hier zu sehen besonders wegen des Quartiers.

Es verhält sich damit folgendermaßen Frau von Kalb scheint mit Bergrath Scherer abgeschlossen zu haben, daß er in ihre Miethe treten solle wenigstens lassen es die Umstände vermuthen. Der Hausherr aber, Perückenmacher Müller braucht sich, wenn er nicht will, diese Sublocation nicht gefallen zu lassen und will auf mein Zureden Ihnen das Quartier geben, jedoch wünscht er daß Sie es auf ein Paar Jahr nähmen, welches man gar wohl thun kann, weil man immer wieder jemanden hier findet der es wieder abnimmt. Die Hauptsache wäre nun daß Sie das Quartier sähen daß man sich bespräche und entschlösse. Sie brächten Ihr Stück mit und ich[167] hätte von meiner Seite wohl auch etwas mitzutheilen.

Ich wohne noch im Garten und Sie könnten nur gerade bey mir anfahren Meyer wird schon für Ihr Unterkommen sorgen. Es ist das nöthige deshalb bestellt, das übrige würde sich finden.

Ich schicke diesen Brief mit der Post und sage heute nichts mehr. Leben Sie recht wohl.

Weimar am 27. Aug. 1799.

G.


14/4104.


An Friedrich Schiller

Mein gestriger Brief hat Sie hoffe ich determinirt auf einige Tage herüber zu kommen, und ich dictire daher diese Zeilen nur um Sie darinn zu bestärken.

Sie sollen mancherley erfahren von den Wallensteinischen Aufführungen und was dem anhängig ist.

Sie sollen auch die Preisstücke sehen und sich über die Helena in mancher Gestalt verwundern. Es sind ihrer doch nun 9 zusammengekommen.

Wegen dem Almanach und manchen andern Dingen alsdann auch mündlich das mehrere. Leben Sie recht wohl und grüßen Ihre liebe Frau die Sie doch auch wohl mitbringen.

Weimar am 28. Aug. 1799.

G.[168]


14/4105.


An Johann Georg Schlosser

Du hast sehr wohl gethan, mein lieber Bruder, daß du mir eine umständlichere Beischreibung deines Gartens zusendetest. Sie sieht freylich ganz anders aus, als deine erste, allzu bescheidene Ankündigung. Du hast einen großen Raum der noch erst anzulegen ist, dabey kannst du also viel brauchen und ich werde dir mit Vergnügen von unserer Seite was ich kann beytragen.

Du erhältst hiermit zuerst den Katalog der Jenaischen neuen Anlage. Da er 1797 gedruckt ist, so haben wir freylich gegenwärtig viel mehr. Vielleicht kann ich dir bald einen Nachtrag schicken. Hiervon wähle du aus was dir fehlet, und es soll entweder im Herbst oder Frühjahr wie du es verlangst, und wie es sich schicken will aufwarten.

Ferner haben wir des Herzogs Anlagen; ich weiß aber nicht ob ein vollständiger Katalog, der darinn befindlichen und vorräthigen Pflanzen, gemacht ißt. Sodann einen Hofgärtner Reichardt der mit Sämereyen und Pflanzen handelt, dessen Katalog du in kurzem auch erhalten sollst.

Von beyden ersten kann ich dir die Exemplare unentgeltlich und von dem letzten, in meinem Verhältniß, um billige Preise schaffen. Laß uns die[169] Sache von Anfang etwas eifrig betreiben! Ich will dir in kurzem hinter einander was ich von diesen Verzeichnissen habhaft werden kann, übersenden.

Schreibe mir was du brauchst und wünschest, und an der Besorgung soll es nicht fehlen.

Sind wir alsdann so weit so wünschte ich daß ich auch über die Wissenschaft selbst zwischen uns eine kleine Communication eröffnete. Da es, wie man zu sagen pflegt viele Wege ins Holz giebt, so habe ich den Weg der Metamorphose sehr vortheilhaft gefunden die Ansicht ist geistig genug und da man die Idee immer durch die Erfahrung sogleich ausfüllen und bewähren kann so hat mir diese Vorstellungsart immer viel Zufriedenheit gegeben. Ich weiß nicht, ob du meinen kleinen Aufsatz über die Metamorphose der Pflanzen gesehen hast? Ich besitze selbst kein Exemplar mehr, kannst du aber keins in deiner Nahe finden, so will ich es allenfalls schaffen. Es kommt alsdann darauf an ob du dieser Art die Sache zu nehmen ein Interesse abgewinnst da ich denn gar gern zu jenen kurzen Sätzen einen fortlaufenden Commentar aus meinen bisherigen Erfahrungen, mittheilen könnte. Ich habe viel zu diesem Zwecke gesammelt und es sollte mich freuen, wenn ich, ohne es zu erwarten oder zu ahnden, etwas für dich vorgearbeitet hätte, und ein solcher Anlaß würde für mich selbst eine Wohlthat seyn. So viel hiervon für heute.

[170] Ich wünsche daß die gute Laroche gesund und ohne physischen Unfall nach Hause kommen möge! alsdann ist es für ihr Alter wirklich eine schöne Expedition die sie zurückgelegt hat. Ihr Verhältniß zu Wieland ist einzig und sich nach so viel Jahren bey noch ziemlich bestehenden Geistes- und Leibeskräften wieder zu sehen ist ein sonderbarer und angenehmer Fall. So wie man sagen kann daß es auch zwey einzige Naturen sind. Ich glaube nicht ob daß es, unter bedeutenden Menschen ein schuldloseres Paar geben kann.

Ich wünsche dir Glück daß du deinem Knaben noch einen guten Gesellen so nahe gefunden hast. Suche nur, wenn es möglich ist sie viel unter ihres Gleichen zu bringen. Da setzt sich das was man thun kann, will darf und soll am besten ins Gleichgewicht. Wie sehr du in dem großen Frankfurt allein seyn magst, kann ich mir recht gut vorstellen unser kleiner Kreis, wenn ich besonders Jena mit dazu nehme, ist dagegen ein wahres Feenmärchen. Die Masse von interessanten Menschen die hier einander so nahe sind, und von denen ich dir nur einmal die Silhouetten zeichnen möchte, ist, wie du dir leicht denken kannst, in einer immerwährenden Gährung und in einem Conflict dem man gerne zusieht und worin man allenfalls, entweder vernünftig oder leidenschaftlich, gern auch einmal mitspielt.

[171] An Gerning will ich deinen Austrag ausrichten. Er macht alle Anstalten berühmt zu werden. Ich wünsche daß es gut ablaufe.

Du bist bey uns unvergessen und jeder wird sich freuen dessen du gedenkst.

Was Fichten betrifft, so thut mirs immer leid, daß wir ihn verlieren mußten, und daß seine thörige Anmaßung ihn aus einer Existenz hinauswarf, die er auf dem weiten Erdenrund so sonderbar auch diese Hyperbel klingen mag, nicht wieder finden wird. Je älter man wird je mehr schätzt man Naturgaben, weil sie durch nichts können angeschafft werden. Er ist gewiß einer der vorzüglichsten Köpfe aber wie ich selbst fürchte für sich und die Welt verloren. Seine jetzige Lage muß ihm zu seinen übrigen Fratzen noch Bitterkeit zufügen. Übrigens ist es so klein die Sache scheint, ein Glück daß die Höfe in einer Angelegenheit, wo eine unverschämte Präoccupation, wie du weißt, so weit ging, einen Schritt thun konnten, der, wenn er von der einen Seite gebilligt wird, von der andern nicht getadelt werden kann. Und ich für meine Person gestehe gern, daß ich gegen meinen eignen Sohn votiren würde, wenn er sich gegen ein Gouvernement eine solche Sprache erlaubte.

Lebe wohl und laß uns wie ich schon sagte, in dieser ersten Zeit unsere Correspondenz etwas lebhaft treiben, damit wir gleichsam in den Erholungsstunden, wo du von deinen Geschälten ausruhst zusammen seyn. Ist[172] alles einmal eingeleitet, dann mögen denn auch unsere Briefe einen gemächlichern Gang gehen der wie ich hoffe bis ans Ende unseres Lebens gemüthlich bleiben soll.

Weimar am 30. Aug. 1799.

G.[173]


14/4105a.


An Franz Kirms

Ew. Wohlgeb.

haben die Güte nach den Wünschen der Gesellschaft das nöthige zu verfügen

[Weimar] Am 30. Aug. 1799.

Goethe.[72]


14/4106.


An Friedrich Schiller

Da eben eine Theaterdepesche nach Rudolfstadt geht so will ich den Boten nicht ohne ein Paar Worte an Sie abfertigen.

Wegen des Hauses habe ich mit Müllern abgeschlossen, Charlotte will einiges darin lassen woran sie ganz freundlich handelt.

Kommen Sie glücklich hierher! Der Weg nach Rudolfstadt ist den Weimaranern diesmal nicht günstig gewesen.

Über Ihre Marie wird es mir eine Freude seyn mit Ihnen zu verhandeln. Was die Situation betrifft so gehört sie, wenn ich nicht irre, unter die romantischen. Da wir modernen nun diesem Genius nicht entgehen können, so werden wir sie wohl passiren lassen, wenn die Wahrscheinlichkeit nur einigermaßen gerettet ist. Gewiß aber haben Sie noch mehr gethan. Ich bin äußerst neugierig auf die Behandlung.

Unsere Preiszeichnungen sind nun ausgestellt, der Saal ist noch nicht eröffnet und es haben sie wenige gesehen; allein es scheint mir daß der Kreis von Urtheilen schon ziemlich durchlaufen ist.

[173] Über das Absurde schreit jedermann auf und freut sich etwas so tief unter sich zu sehen. Über das Mittelmäßige erhebt man sich mit Behaglichkeit. Den Schein lobt man, ohne Rückhalt und ohne Bedingung; denn der Schein ist eigentlich in der Empirie das allgemein Geltende. Das Gute das aber nicht vollkommen ist, übergeht man mit Stillschweigen; denn das Ächte, was man am Guten bemerkt, nothigt Achtung ab, das unvollkommene das man daran fühlt erregt Zweifel, und wer den Zweifel nicht selbst heben kann mag sich in diesem Falle nicht compromittiren, und thut auch ganz wohl daran. Das Vollkommene, wo es anzutreffen ist, giebt eine gründliche Befriedigung, wie der Schein eine oberflächliche und so bringen beyde eine ähnliche Wirkung hervor.

Wir wollen sehen ob das Publikum sich noch mannigfaltiger beweist. Geben Sie doch auch auf Ihrer gegenwärtigen Excursion Acht, ob Sie das Schema nicht completiren können. Es wäre doch hübsch wenn man es dahin brächte daß man wüßte was die Leute urtheilen müssen.

Leben Sie wohl und vergnügt, grüßen Ihre liebe Frau und kommen glücklich zu uns; es verlangt mich so sehr Sie wieder zu sehen als ich in meiner jetzigen Lage wünschen muß wieder eine Epoche zu erleben, da meine Zustände ein wenig zu stagniren anfangen.

Weimar am 4. Sept. 1799.

G.[174]


14/4107.


An Jean George d' Orville

[Concept.]

[13. September.]

Lieber würdiger Freund.

Ihre Hand und Ihren Nahmen wieder zu sehen hat mir, in einem stillen Gartenaufenthalt wo ich mich jetzo befinde, eine außerordentliche Freude gemacht. Glauben Sie mir daß ich in Erinnerung früherer Zeiten und Anhänglichkeit an alte Freunde, Ihnen nicht nachstehe. So wenig man sich wieder Brüder und Schwestern schaffen kann, wenn Vater und Mutter todt sind, so wenig kann man sich Freunde erwerben wie die sind, die ein früheres, völlig verschwundnes Jugendverhältniß uns verschaffte. Wir haben im Alter noch Überzeugung und Wahl aber die süße Nothwendigkeit der Jugend erscheint uns nicht wieder.

Haben Sie also herzlichen Dank für Ihren Brief, um so mehr als ich Ihre Empfehlung, nach meinen Verhältnissen, aufs beste honoriren kann.

Lassen Sie, damit ich gleich mit gutem Rathe anfange, Herrn Harland nicht zu spät im Oktober bey uns eintreffen. Geben Sie ihm ein Zeugniß mit daß er so lange bey Ihnen, als ein wackrer und unbescholtner Mann gelebt und gedient. Wollen Sie es von einer dortigen Gerichtsstelle bekräftigen lassen; so wird es nicht überflüssig seyn. Sie können bey dieser Gelegenheit zu seinen Gunsten das Beste sagen,[175] solches gereicht auch zu weiterer Empfehlung in andern Fällen.

Was die Universität Jena betrifft so denkt man sie im Wissenschaftlichen zu erhalten und wo möglich zu heben, und im Sittlichen immer zu sichten und zu bessern deswegen wird wie Sie vielleicht schon aus den Zeitungen gesehen haben, Niemand künftig ohne Zeugniß aufgenommen werden.

Herrn Harland will ich vorläufig an würdige Glieder der medicinischen Facultät empfehlen. Da er ohnehin über Weimar geht, so haben Sie die Güte ihn an mich zu addressiren damit ich ihm mündlich das nöthige sage.

Außer den Wissenschaftlichen Addressen will ich ihm auch noch andere geben damit er sich wegen der ersten Bedürfnisse des Lebens berathen könne.

Auf seine übrige Bildung und Kenntnisse, wie auf zufällige Umstände wird es ankommen in wie fern er etwa, unter guter Anleitung, sich durch Nebenarbeiten den Aufenthalt in Jena zu erleichtern im Stande ist.

Auf jede Weise soll mirs eine Freude seyn wenn ich einen Mann, der bey Ihnen, lieber Freund, so lange gelebt hat, geschwind bey uns einführen und so ein richten kann daß er die Avantagen die sich im Wissenschaftlichen bey uns finden, gehörig benutze. Ich wünsche daher ihn näher kennen zu lernen und von seinen Zwecken unterrichtet zu seyn.

[176] Wir haben diese Tage die immer gleiche La Roche bey uns gesehen. Überhaupt sollte man denken der Mensch verändere sich nicht, nach innen nämlich, denn nach außen ist es freylich mit den grauen Haaren nun so eine Sache.

Sollte der Krieg ein Ende finden; so sehe ich Sie auch einmal wieder. Indessen muß es meine Pflicht und meine Freude seyn in den engen Thälern wo die Ilm und Saale hinfließt zu leben und zu wirken.

Genießen Sie an dem heitern Mayn fröhliche Tage und gedencken eines alten Freundes mit fortdaurender Herzlichkeit.

W. d. [13.] Sept. 99.


14/4108.


An Wilhelm von Humboldt

[Concept.]

[16. September.]

Auf Ihren langen und interessanten Brief, für den ich recht lebhaft danke, will ich nur in der Geschwindigkeit einiges erwiedern.

Haben Sie die Güte die Nachricht von den Atheniensischen Basreliefs zu beschleunigen, es ist dieses ein Gegenstand, der mich immer sehr interessirt hat und von dem ich gar gern näher unterrichtet zu seyn wünschte. Sollte es aber möglich seyn, einen Abguß von einem einzigen Reuter und einer einzigen bekleideten Figur zu erhalten, so würden Sie mich[177] äußerst glücklich machen. Man ist in Paris leider überhaupt mit den Kunstwerken nicht sehr sorgfältig, man erlaubt Gemählde durchzuzeichnen u.s.w. Da nun diese Stücke restaurirt werden und also Gips bey der Hand ist beschädigte Dinge vielleicht gar selbst wieder geformt werden, so käme es darauf an, ob man nicht irgend etwas erhaschen könnte. Ja das geringste Fragment würde mir eine außerordentliche Freude machen.

Schreiben Sie nur ja recht viel, ich will es schon zu dechiffriren suchen. Sollte es Ihnen gleich seyn, so wäre Ihre lateinische Hand freylich um einen guten Theil lesbarer.

Ihre Anmerkungen über die französische tragische Bühne geben mir eine sehr lehrreiche Unterhaltung indem ich sie dictire, um in den Propyläen davon Gebrauch zu machen.

Dank sey Ihnen und Ihrer lieben Gattin gesagt für die Beschreibung der beyden Gemählde. Die Franzosen sind doch wunderliche Naturen! Über die gewählten Gegenstände und über die Motive der Ausführung lassen sich sonderbare Bemerkungen machen. Fast keine Spur vom Naiven ist mehr übrig, alles zu einer gewissen sonderbaren gedachten Sentimentalität hinaufgeschraubt. Der Belisar, wie er am Abgrunde steht, ist das Symbol der Kunstweise, die sich auch vom rechten Weg an den Abgrund verloren ha. Schade daß man mit so viel Talent so irren kann.

[178] Haben Sie ja die Güte wenn Ihnen etwas merkwürdiges der Art vorkommt und gönnen mir eine Beschreibung davon.

Den Brief den Sie einem Reisenden mitgaben, habe ich noch nicht erhalten. Vielleicht kommt er bald.

Schiller ist eben hier und legt vielleicht etwas bey. Er hat ein Quartier gemiethet und wird einen heil des Winters hier zubringen. Ich hoffe davon Gutes für ihn, für das Theater und für die Societät.

Daß Fichte von Jena abgegangen ist werden Sie schon wissen. Erst machten sie im philosophischen Journal einen albernen Streich, indem sie einen Aufsatz der nach dem hergebrachten Sprachgebrauch atheistisch genug war, einrückten. Da Fichte nun unrecht hatte wurde er zuletzt auch noch grob gegen das Gouvernement und so erhielt er seinen Abschied. Er hält sich jetzo in Berlin auf.

Übrigens scheint mir aus dieser Schule, wenigstens für die Gegenwart wenig Freude und Nutzen zu hoffen. Diese Herrn kauen sämmtlich ihren eignen Narren beständig wieder, ruminiren ihr Ich. Das mag denn freylich ihnen und nicht andern genießbar seyn.

Kant hat sich nun auch gegen Fichte erklärt und versichert daß die Lehre unhaltbar sey. Darüber ist denn diese Schule auf den alten Herrn äußerst übel zu sprechen.

[179] Herder hat sich in einer Metakritik auch gegen Kanten ausgemacht, wodurch denn, wie billig allerley Händel entstehen.

Viel anderes habe ich nicht zu sagen und Sie sehen wohl daß die Deutschen verdammt sind wie vor alters in den cimmerischen Nächten der Speculation zu wohnen. Wenigstens fällt mir nicht leicht ein Kunstwerk von Bedeutung ein, das in dieser Zeit erschienen wäre. Ich beneide Sie um Ihre Abende im französischen Theater und um den Anblick so manches guten alten und neuen Kunstwerks.

Zu uns verirrt sich allenfalls einmal ein guter geschnittner Stein, an dem Finger eines Reisenden übrigens müssen wir uns mit dem Litterarischen und Historischen begnügen. Ich studire gegenwärtig die Zeit, in welche Winkelmann und Mengs kamen, und die Epoche die sie machten.

Meyer grüßt schönstens, er war diesen Sommer productiver als ich. Unser Schloß, das sich nunmehr dem Ausbau nähert, wird ihm Gelegenheit zu einigen größern Arbeiten geben. Er tat indeß manche artige Zeichnung ausgeführt, zu Begleitung eines und des andern Buches.

Was Sie bey Gelegenheit eines erhöhteren Kunstausdrucks von Voßen und seiner Rhythmik sagen, davon bin ich mehr als jemals überzeugt, nur schade daß ich kaum erleben kann daß die Sache ins Gleiche[180] kommt. Wäre ich 20 Jahre jünger so sollte es an mir nicht fehlen lebhaft mitzuwirken, denn es kommt ja nur darauf an, daß man die Maximen annimmt, sich davon penetrirt sein Studium darauf richtet und in der Ausführung daran fest hält.

Ich habe jetzt mit dem besten Willen die Georgiken wieder angesehen. Wenn man die deutschen Verse liest ohne einen Sinn von ihnen zu verlangen so haben sie unstreitig vieles Verdienst, was man seinen eignen Arbeiten wünschen muß sucht man aber darin den geistigen Abdruck des himmelreinen und schönen Virgils so schaudert man an vielen Stellen mit Entsetzen zurück, ob sich gleich in so fern das Ganze wohl verstanden und manches einzelne auch geglückt ist ein tüchtiger Mann und Meister zeigt.

Auch die Abhandlung über das Versmaß in der Vorrede hat etwas mystisches und ich verstehe sie jetzt noch nicht ganz. Vor 10 Jahren, da das Buch heraus kam, suchte ich mich daraus zu unterrichten und es wollte noch weniger gehen als jetzt.

Wenn wir einmal wieder zusammen kommen, so wollen wir diese Materie recht durcharbeiten und wenn uns die Muse beysteht auch noch etwas zu diesem Entzwecke wirken.

Da ich jetzt meine kleinen Gedichte, zusammen gedruckt, herausgebe, so habe ich Gelegenheit, etwas an den Elegien und Epigrammen zu thun. Es ist mir dabey wirklich angenehm zu sehen, daß ich weiter[181] gekommen bin, wofür ich Ihnen vorzüglich dankbar seyn muß.

Amelie Imhoff hat ein kleines episches Gedicht, die Schwestern von Lesbos, geschrieben, der Gegenstand ist artig die einzelnen Motive meist sehr glücklich das Ganze hat ein blühendes jugendliches Wesen; nur können Sie leicht denken daß die Ausführung etwas locker ist und der rhythmische Theil ist wie natürlich nicht der preiswürdigste.

Indessen steht das Ganze immer auf einer respectablen Stufe, und es will was heißen, daß unsere Weiber sich so ausbilden. Es wird einen Theil des Schillerischen Almanachs ausmachen. Wenn Sie noch länger in Paris bleiben, so schreiben Sie mir doch wie ich es Ihnen ohne daß es zu viel Porto macht, zuschicken kann.


14/4109.


An Christiane Vulpius

Hier schicke ich eine Schachtel mit Obst woran sich Mutter und Sohn erquiken mögen, es soll von Zeit zu Zeit ein solcher Transport ankommen. Sey nur so gut mir folgende Puncte zu besorgen.

1. Versäume nicht wegen des Fouquetischen Brunnens mit dem Röhrenmeister zu sprechen.

2. In dem Fache unter dem Schreibtisch, in der Deckenstube wird eine Pappe liegen, blau überzogen[182] mit runden Vertiefungen worinn Münzen gelegt werden können. Wenn du sie da oder sonst wo findest so schicke mir sie.

3. Frage deinen Bruder ob er mit der Schwester des Herrn von Haren gesprochen.

4. Dein Bruder möchte mir Voßens Georgica schicken, sie befinden sich mit unter den Büchern, die aus dem Garten herauf gekommen sind und hinten in meiner grünen Stube auf dem großen Schreibtische stehen.

5. Schicke zu Facius und laß dir die Meisel ausbitten womit wir die Löcher zu den Münzen ausschlagen.

Nun lebe wohl grüße den Herrn Professor.

In den wenigen Stunden die ich hier bin habe ich schon ziemlich wo nicht gearbeitet doch wenigstens manches bey Seite gebracht. Grüße das Kind.

Jena am 17. Sept. 1799.

G.


Die Schachtel schicke jederzeit wieder zurück damit ich sie wieder kann aufs neue füllen lassen. Wenn du etwa noch Schachteln von der Trabitius hast so sende sie doch auch mit, denn sie sind hier rar und theuer.[183]


14/4110.


An Carl Ludwig von Knebel

Ich habe dir lange mein lieber Freund nicht geschrieben und thue es gleich, da ich mich wieder in meinem und deinem alten Zimmer in Jena befinde. Gewisse Orte behalten sich immer das Recht vor, uns gewisse Eindrücke zu geben, hier bin ich fleißiger und gesammelter als in Weimar ob es mir gleich auch dort an Einsamkeit nicht fehlt.

Ich habe sechs Wochen in meinem alten Garten zugebracht, der jetzt bey einer Veränderung die mit dem sogenannten Stern vorgenommen worden, viel gewonnen hat und angenehm zu bewohnen ist. Ich muß nur erst das nächste Frühjahr die Wildniß ein wenig bändigen, denn die Bäume und Sträuche, die vor 20 Jahren gesetzt worden, haben dem Boden und dem Hause Licht und Luft fast weggenommen. So kommt es wohl manchmal daß uns unsere eigne Wünsche über den Kops wachsen.

In der ziemlichen Abgesondertheit, in der ich daselbst lebte nahm ich meine kleinern Gedichte vor, die etwa seit 10 Jahren das Licht der Welt erblickten. Ich stellte sie zusammen und suchte ihnen sowohl an Gehalt als Form was fehlen mochte zu geben und ich werde noch eine Zeit lang zu arbeiten haben wenn ich mir genug thun will. Es ist indessen eine angenehme Beschäftigung. Der Rückblick auf so[184] mancherley Situationen, die man durchlebte, die Erinnerung an so viel Stimmungen in die man sich versetzt fühlte, macht uns gleichsam wieder jung und wenn man fühlt daß man mit den Jahren vielleicht an Übersicht und Geschmack gewonnen hat, so glaubt man einigen Ersatz zu sehen wenn sich Energie und Fülle nach und nach verlieren will.

Außerdem habe ich jetzt mit Meyern die Kunstgedichte des gegenwärthigen Jahrhunderts vor. Erst bis auf Mengs und Winkelmann, dann die Epoche die sie machten, und welche Wendung nach ihnen die Sachen genommen haben. Bey der beynah fast ganz falschen Richtung unserer Zeit sind vielleicht historische Darstellungen, in welchen man den Geist und die Triebe der Nationen in den verschiednen Epochen übersieht, das Nützlichste. Es hält freylich schwer nicht einseitig zu seyn und wer möchte gern gestehen daß das was er vermag das Unrechte sey besonders wenn es noch sogar vor der Welt gilt.

Die Preiszeichnungen sind auch eingekommen, acht an der Zahl und ob sie gleich keineswegs sind wie sie seyn sollten so ist doch manches Verdienstliche darunter, und da wir sie genau betrachten und beurtheilen müssen; so öffnen sie uns einen Blick über den Zustand der Künste, in den verschiedensten Gegenden Deutschlands, und über deutsche Art und Natur selbst. Auch das liebe Publikum manifestirt sich bey dieser Gelegenheit auf seine Weise. Da wir allein[185] die Nahmen und die nähern Verhältnisse kennen so machen wir uns im Stillen über das hin und wieder. Rathen und Tappen lustig; denn wer der Künstler sey und wo er sich aufhalte interessirt die Menschen mehr als was er gemacht hat.

Vom sonstigen Beben und Treiben könnte ich noch manches erzählen doch will ich schließen wenn ich dir vorher für die geist- und leibliche Speise gedankt habe die du mir zugesendet hast.

Deine Elegien sind recht brav. Du hast dich in diese Art wacker einstudirt. Der kräftige Ton der zweyten ziemt auch wohl der Elegie die sich allen Regionen also auch der höhern Satyre in gewissem Sinne nähern darf. Doch hätte ich gewünscht daß du die guten Deutschen mehr bedauert als gescholten hättest. Vielleicht hätte es dir einige schöne und eigentlich elegische Stellen gegeben. Doch es muß jeder machen und thun was ihm das beste dünkt.

Vielleicht sage ich dir gelegentlich etwas über einzelne Stellen.

Die köstlichen Käse, die du mir überschickt hast verdienen auf alle Weise einen Platz in einer theokritischen Idylle, sie können nicht besser gewünscht wer den.

Mein August wächst und hat zu gewissen Dingen viel Geschick zum Schreiben zu Sprachen zu allem was angeschaut werden muß so wie er auch ein sehr gutes Gedächtniß hat. Meine einzige Sorge ist blos[186] das zu cultiviren was wirklich in ihm liegt und alles was er lernt ihn gründlich erlernen zu lassen. Unsere gewöhnliche Erziehung jagt die Kinder ohne Noth nach so viel Seiten hin und ist Schuld an so viel falschen Richtungen die wir an Erwachsnen bemerken. Übrigens will ich ihn nicht von mir lassen und wenn er noch einige Jahre hin hat allenfalls auf eine Reise mitnehmen. Er ist mit in Frankfurt gewesen und ich schicke ihn in der Gegend auch Gegend herum.

Ich wünsche deinen Knaben wohl auch einmal zu sehen, möge er dir viel Vergnügen machen.

So lebe nun wohl und laß mich bald wieder etwas von dir vernehmen. Jena am 17. Sept. 1799.

G.


14/4111.


An Johann Gottfried Steinhäuser

[Concept.]

Da mich die magnetischen Erscheinungen seit einiger Zeit besonders interessiren, so wünsche ich mit einem Manne in Verhältniß zu kommen, der in diesem Fache vorzügliche Kenntnisse besitzt. Dieselben sind mir als ein solcher bekannt geworden, ich nehme mir daher die Freyheit einige Anfragen zu thun.

Wo könnte man ein magnetisches Magazin wie Sie besitzen davon in dem Schererischen Journal Erwähnung geschieht, verfertigen lassen, und wie theuer würde es zu stehen kommen?[187] Wie ist die Art und Einrichtung desselben?

Was für eine Kraft übt es auf magnetisches und unmagnetisches Eisen aus?

Was ist bey dessen Verwahrung etwa zu beobachten, daß es an Kraft nicht verliere und was könnte sonst überhaupt dabey zu bemerken seyn?

Würden Sie die Gefälligkeit haben wenn man Ihnen stählerne Nadeln von verschiedenen Formen zuschickte, die man zu gewissem Behufe zu gebrauchen denkt, solchen die magnetische Kraft mitzutheilen?

Worin besteht überhaupt gegenwärtig ein vollkommner magnetischer Apparat, bey dem nichts überflüssiges, und nichts was einer Spielerey ähnlich sieht befindlich ist?

Ich besitze manches, doch wünschte ich den Apparat zu completiren.

Haben Sie etwa Arbeiter in der Nähe, bey denen man etwas dergleichen bestellen könnte?

Ich bitte um gefällige Antwort und um die Erlaubniß alsdann über die Sache selbst einen Briefwechsel fortzusetzen.

Der ich recht wohl zu leben wünsche.

Jena am 17. Sept. 1799.


14/4112.


An Johann Friedrich Cotta

Für Ihren Brief vom 29. Jul. muß ich Ihnen, werthester Herr Cotta, vielen Danck sagen, indem er[188] meinen Entschluß in unserer Angelegenheit bestimmte. Ich trete völlig Ihrer Meynung bey. Wir wollen uns noch auf zwey Stücke einrichten und zwar das erste etwa auf Weynachten das zweyte wann es sich schicken will, herausgeben, und durch diese Zögerung einen Abschnitt vorbereiten. Es versteht sich daß der Schade, der dabey eintritt, nicht ganz auf Ihre Seite fallen kann; wir werden uns jede billige Verminderung des Honorars gerne gefallen lassen.

Was meine übrigen Verhältnisse als Autor betrifft davon kann ich Ihnen vertrauliche Eröffnung thun. Herr Unger wird als 7ten Band meine kleinen zerstreuten Gedichte zusammendrucken zu dem achten findet sich vielleicht was ähnliches. Weiter habe ich keine Verbindungen. Daß Herr Vieweg Hermann und Dorothea auch als ersten Band neuster Schriften ausgiebt daran thut er nicht wohl indem hierüber zwischen uns nichts verabredet worden.

Was also diejenigen größeren Arbeiten betrifft, sowohl epischer als dramatischer Form die mich gegen wärtig, beschäftigen, so habe ich über dieselben völlig freye Hand, und, ob man gleich für die Zukunft wegen so mancher eintretenden Zufälligkeiten nichts versprechen soll, so glaube ich doch in mehreren Rücksichten die Zusage schuldig zu seyn daß ich Ihnen wie etwas zur Reife gedeiht, davon Nachricht, geben Ihre Gedanken vernehmen und, unter gleichen Bedingungen, Ihnen den Vorzug gern zugestehen werde.

[189] Dieses war bey mir schon früher ein stiller Vorsaz den mir Ihr Charakter und Ihre Handelsweise abnöthigten eh mir die letzten Ereignisse noch mehr Verbindlichkeit gegen Sie auferlegten.

Zur Wiedergenesung Ihrer lieben Frauen, der ich mich bestens empfehle, wünsche von Herzen Glück. Ich hoffe daß indeß ihre Gesundheit sich recht wird bestätigt haben.

Für den Damen Calender dancke ich schönstens und bitte beykommendes in die allgemeine Zeitung setzen zu lassen. An einen Plaz und auf eine Weise daß es hübsch in die Augen fällt.

Der ich recht wohl zu leben wünsche.

Jena d. 22. Sept. 99.

Goethe.


14/4113.


An Gottlob Heinrich Rapp

[Concept.]

Ob wir gleich bey unserer wohlgemeynten Preisaufgabe, die Ihnen aus den Propyläen bekannt seyn wird nur Einen Stuttgarder Künstler als Concurrenten gehabt haben, so ist es mir nur desto angenehmer daß derselbe, zwar weder den ersten noch den zweyten doch die Hälfte des ganzen Preises davon trägt.

Wollen Sie die Güte haben Herrn Ferdinand Hartmann 15 recht hübsche vollwichtige Ducaten,[190] mit dem beyligenden Briefe in meinem Nahmen zu übergeben und mir gelegentlich anzuzeigen wie viel ich in Gulden rheinisch dafür, durch den bekannten Weg, zu erstatten habe.

Meine Reise durch Schwaben, die interessanten Bekanntschaften die ich in diesem Lande gemacht habe, verursachen mir bey den jetzigen Zeiten immer neue freundschaftliche Sorgen. Lassen Sie mich doch gelegentlich wissen wie Sie sich mit den lieben Ihrigen befinden. Schelten Sie mir den werthen Dannecker ein wenig aus, daß er nicht auch einen Umriß oder ein klein Basrelief unsere Aufforderung zu honoriren, eingesandt tat. Ich weiß recht gut daß das Numeräre des Preises keinen Künstler reizen kann; aber wenn mich meine Hoffnungen nicht trügen, so soll in einigen Jahren doch ein gewisser Sinn und ein Nutzen für diejenigen denen es Ernst ist aus dieser kleinen Einleitung erscheinen.

Den Zweck wünschen wir alle und wenn wir die rechten Mittel ergreifen, so kann uns der Zweck nicht fehlen.

Leben Sie recht wohl und erhalten mir ein freundschaftliches Andenken.

Jena am [22.] Sept. 1799.[191]


14/4114.


An Johann Christian Gädicke

[Concept.]

Wollten Sie wohl die Gefälligkeit haben, werthester Herr Commissionsrath an Herrn Heinrich Kolbe in Düsseldorf den Betrag von 15 Ducaten auszahlen und ihm beyliegenden Brief zugleich einhändigen zu lassen. Ich werde nach rückkehrender Quittung die dadurch entstandene Schuld dankbarlich abtragen. Der ich recht wohl zu leben wünsche.

Jena am [22.] Sept. 1799.


14/4115.


An Ferdinand August Hartmannund Heinrich Kolbe

»Künstler und Kunstfreude benachrichtigt man hiemit vorläufig daß unter den verschiedenen Kunstwerken welche, zur Concurrenz um den, im dritten Stück der Propyläen, ausgesetzten Preis, eingegangen sind, die Arbeiten des Herrn Ferdinand Hartmanns aus Stuttgard und des Herrn Heinrich Kolbe aus Düsseldorf am verdienstlichsten befunden und deswegen jedem die Hälfte der ganzen als Preis ausgesetzten Summe von dreyßig Ducaten zugesprochen worden. Alle eingegangenen Zeichnungen und Gemählde sollen nun baldigst an die Eigenthümer wieder zurückgesendet[192] werden und im nächstfolgenden fünften Stück der Propyläen eine ausführliche Beurtheilung derselben erscheinen. Als Belege werden versprochenermaßen in Kupfer gestochene Umrisse von den beyden gekrönten Zeichnungen beygefügt seyn.«


Vorstehendes werden Sie werthester Herr Hartmann/Kolbe, nächstens in den Zeitungen abgedruckt finden, Sie empfangen mit Gegenwärtigem 15 Ducaten als die Hälfte des ganzen ausgesetzten Preises. Die Verfasser sowie der Herausgeber der Propyläen ersuchen Sie diese geringe Summe in so fern zu schätzen als sie das Zeichen eines ganz unparteyischen Beyfalls zur Eröffnung eines nähern Verhältnisses wird, in das wir uns mit Ihnen zu setzen wünschen.

Das nächste Stück der Propyläen soll dasjenige enthalten was man sich öffentlich zu sagen für berechtigt hält; Sie werden uns erlauben privatim alsdann so viel nachzubringen, als man einem Talente schuldig zu seyn glaubt, das man in seinen gegenwärtigen Arbeiten schätzt dem man nun aber schwerere Pflichten, zu weiteren Vorschritten aufzulegen gedenkt.

Der ich mich geneigtem Andenken empfehle und recht wohl zu leben wünsche.

Jena am 22. Sept. 1799.

J. W. v. Goethe.[193]


14/4116.


An Christian Gottlob Voigt

In beyliegendem Briefe welchen ich Serenissimo gefällig zu übergeben bitte habe ich um eine Verlängerung meines Urlaubs bis auf den 13. huius nachgesucht. Ich hoffe bis dahin eine dramatische Arbeit zu vollenden die Serenissimus selbst bey mir bestellt haben und die ich mit dem besten Willlen bisher nicht zwingen konnte.

Schiller empfiehlt sich bestens und freut sich diesen Winter auch auf das Glück, Sie öfters zu sehen. Ich habe einige kleine gesellschaftliche Plane, die ich mit Ihnen bey meiner Rückkunst besprechen will.

Götze hat die Angelegenheit zwischen Löbstädt und Kunitz besichtigt und mir Rapport erstattet. Ich werde das Lokal bey hübscher Witterung selbst besuchen und meine Gedanken darüber mittheilen. Einige Anstalten beym Wasserfrau sind recht gut gerathen, andere weniger. Das Schlimmste ist, daß die Privati gar zu nachlässig sind und wenn man im Ganzen und Großen geholfen tat, wie es an einigen Orten geschehen ist, im Einzelnen, Kleinen und Zufälligen auch nicht die mindeste Sorge tragen.

Der Commandeur Aranjo hat mir sehr wohl gefallen. Er hat etwas sanftes und natürliches und[194] dabey doch ein gehaltnes und würdiges Betragen wie man es selten beysammen findet. Er ist sehr unterrichtet und ausgebildet.

Daß Sie Sutorn geholfen und eine solche reelle Verbesserung nicht Haben wieder zerstören lassen, dafür sey Ihnen doppelt Dank gesagt.

Der Spaß mit Gaspari ist in so vielfachem Sinne ungeschickt daß er kaum lustig erscheint. Der Geograph mag sich immer als Reisenden ansehen da er so viel Geld bey sich führt. Ich bin doch auf die näheren Umstände neugierig.

Im Schlosse wird ja wohl alles seinen raschen Gang fortgehen. Sollte irgend etwas vorkommen, so bitte ich mich nicht zu schonen, denn ich habe Stunden genug, wo ich einem Geschäft gern nachgehe und nachdenke.

Übrigens scheint es ja in Weimar von Fremden nicht leer zu werden.

Leben Sie recht wohl und erhalten mir ein freundschaftliches Andenken.

Jena am 1. Octobr. 1799.

G.


14/4117.


An Christiane Vulpius

Da ich so lange von dir wegbleibe, so muß ich auch ein Blat von meiner eignen Hand schicken und dir sagen daß ich dich von Herzen liebe und immer[195] an dich und an das gute Kind dencke. Die ersten vierzehn Tage habe ich fleißig zugebracht aber es waren nur einzelne Sachen die nicht viel auf sich hatten. Zuletzt machte ich mich an eine Arbeit die mir zu gelingen anfing. Du hast mich wohl sagen hören daß Durchl. der Herzog ein französches Trauerspiel übersetzt wünsche ich konnte immer damit nicht zurecht kommen. Endlich habe ich dem Stück die rechte Seite abgewonnen und die Arbeit geht von Statten. Wenn ich mein mögliches thue, so bin ich bis den 12ten fertig und will den 13ten abgehen. Biß ich das Stück ins reine bringe und es spielen lasse hab ich doch in den trüben Wintertagen etwas interessantes vor mir und dann wollen mir uns zusammen setzen und es ansehen.

Daneben hab ich noch manchen Vortheil und Genuß durch Schillers Umgang und andrer, so daß ich meine Zeit gut anwende und für die Folge manchen Nutzen sehe. Das wird dich freuen zu hören weil es gut ist und mir für die nächst Zeit gutes verspricht.

Ich bin übrigens recht wohl und lebe sehr einfach. Auch bin ich viel spazieren gegangen, diese acht Tage in denen ich das Pferd mußte stehen lassen. Es ist wieder ganz geheilt. Der Stallmeister hat seine Kur recht gut gemacht. Ich werde ihm dafür ein halb Duzzend Bouteillen Wein verehren.

[196] Die Trabitius bleicht schon an deiner Baumwolle im Hofe, und hat sie doppelt mit roth unterbunden, weil sie seiner ist als die übrigen Stränge, um sie ja nicht zu verwechseln.

In wenig Zeit bin ich wieder bey dir und dann wollen wir manche gute Stunde zusammen zu bringen.

Was die Menschen überhaupt betrifft so thu ihnen nur soviel Gefälligkeiten als du kannst, ohne Danck von ihnen zu erwarten. Im einzelnen hat man alsdann manchen Verdruß, im Ganzen bleibt immer ein gutes Verhältniß.

Lebe recht wohl. Behalte mich lieb, wie mein Herz immer an dir und an dem Kinde hängt. Wenn man mit sich selbst einig ist und mit seinen nächsten das ist auf der Welt das beste.

Jena d. 3. Octbr. 99.

G.


14/4118.


An Franz Kirms

Es soll mich freuen, wenn bei' m Theater, unter Ihrer Leitung, Alles auf guten Weg gelangt. Ich habe mich die letzte Zeit hier recht gerührt und auch zu theatralischen Zwecken gearbeitet. Den 13ten komme ich zurück und bringe nichts geringeres als eine Tragödie mit. Bis dahin haben ja wohl die Geschäfte Zeit, zu denen meine Mitwirkung nöthig[197] ist. Wahrscheinlich bringen Sie den zweiten Theil des »Rings« die nächste Woche, so daß »Die beiden Klingsberge« nach dem 13ten fallen die ich zu sehen wünsche.

Leben Sie recht wohl und gedenken mein.

Jena am 4. Oktbr. 1799.

Goethe.


14/4119.


An Franz Kirms

Um die Spitzedersche Sache völlig zu arrangiren, werden wir uns wohl mündlich besprechen müssen.

Helfen Sie ihm für den Augenblick aus, ich bin ja in kurzer Zeit in Weimar.

»Die beiden Klingsberge« kommen zurück. Dem. Götz mag sich in der Rolle die ganz für sie paßt einmal zeigen; ich möchte doch auch wissen was sie vermag und was man von ihr hoffen kann.

Leben Sie recht wohl. Mit Vulpius will ich überlegen, was wegen der Leipziger Reise zu thun ist.

Jena, den 8. Oktober 1799.

G.


14/4120.


An Christiane Vulpius

Heute früh war ich mit Götzen ins Mühlthal gefahren und begegnete Gusteln der sich freute mich da[198] zu finden. Ich hatte auch große Freude ihn wieder zu sehen. Er sagt mir du seyst nicht recht wohl, auch dein Bruder erzählte es. Sprich doch ja gleich mit dem Hofmedicus daß du dich nicht ohne Noth plagst, denn du bist ja sonst gesund und frisch und so schaffe dir sobald als möglich die zufälligen Übel vom Halse Die Docktoren haben doch manchmal einen guten Einfall.

Ich freue mich daß du das Haus auf den Winter gut versorgst es thut freylich noth; dagegen bin ich auch recht fleißig und bringe mit was uns Vergnügen machen und Vortheil bringen soll. In kurzer Zeit bin ich bey dir um dir zu sagen daß ich dich Herzlich liebe. Lebe wohl. Gedencke mein.

15 Jena d. 8. Octbr. 1799.

G.


14/4121.


An Christiane Vulpius

Ich wünsche, mein liebes Kind umsomehr bald bey dir zu seyn als du nicht wohl bist und meine Gegenwart dir wieder Freude machen kann. Doch muß ich diese paar Tage noch hier verweilen damit ich mit meiner Arbeit weiter komme und einiges andere bey Seite bringe.

Der August ist gar artig und brav und macht mir viel Freude. Wir sprechen oft von der lieben Mutter.

[199] Herzlich lieb habe ich dich und freue mich dir es bald zu sagen.

Montag zu Mittag bin ich bey dir. Lebe recht wohl und schone dich daß ich dich gesund und vergnügt antreffe.

Jena d. 11. Octbr. 99.

G.


14/4122.


An August Wilhelm Schlegel

Indem ich das Buch über die Religion mit Dank wieder zurückschicke, lege ich auch den Lucrez wieder bey. Wenn Sie für dieses Werk etwas thun können was es auch sey, so werden Sie mir eine Gefälligkeit erzeigen. Sowohl ich als der Verfasser würden es dankbar erkennen wenn Sie auch nur im allgemeinen einige Bemerkungen machen wollten. Ich wünsche recht wohl zu leben und hoffe Sie bald wieder zu sehen.

Jena am 14. Octobr. 1799.

Goethe.


14/4123.


An Friedrich Schiller

Ich freue mich herzlich daß die Wöchnerinn und das Kleine sich nach den Umständen wohl befinden.

Möge es zunehmend so fortgehen.

Ich bin wieder in die Zerstreuung meines weimarischen Lebens gerathen so daß auch keine Spur von[200] einem Jamben in meinem Kopfe übrig geblieben ist. Ich wollte die erste Scene gestern ein wenig durchsehen, ich konnte sie aber nicht einmal lesen. Haben Sie ja die Güte mir bald etwas über das Stück zu sagen und mir meine Übersetzung zuzuschicken Damit ich wenigstens drüber denken könne um sobald als möglich das Ganze zusammen zu arbeiten wozu ich mir aber wohl einen jenaischen Aufenthalt wieder wählen muß.

Hiebey schicke ich der liebwerthen Frau Wöchnerinn ein Glas Eau de Cologne zur Erquickung um welches ich die Bogen des Musenalmanachs die Ihnen fehlen, geschlagen habe.

Leben Sie recht wohl mit den nächsten Boten werden die Almanache folgen und es mag sich dann für diesen Winter eins aus dem andern entwickeln.

Weimar am 16. Octobr. 1799.

G.


14/4124.


An Christian Gottlob Voigt

Hierbey folgt verschiedenes:

1) Eine Dammastrechnung deren Bezahlung der Jude wahrscheinlich bald betreiben wird.

2) Eine Feuerspritzenrechnung worüber man sich wohl noch erst besprechen wird.

3) Der Admissionsschein für Herrn von Kotzebue.

[201] Darf ich hoffen auf den Sonntag Mittag Sie bey mir zu Tische zu sehen?

Ich wünsche bey diesem schönen Wetter gutes Befinden.

Weimar am 18. Octobr. 1799.

G.


14/4125.


An Friedrich Schiller

Für Ihre Bemerkungen zu meiner Übersetzung danke schönstes Ich werde sie bey meinem Studium des Stücks das ich mir nun zur Pflicht mache, immer vor Augen haben. Der Gedanke den Ammon dreymal auftreten zu lassen ist sehr gut, und ich will sehen daß ich eine etwas bedeutende Maske für ihn finde Übrigens, da die Sache so weit ist, so wird es nicht schwer seyn das Interesse daran bis zum Ende zu erhalten.

Diese acht Tage gehen mir noch in mancherley Geschäften hin, dann aber werde ich mich wohl entschließen müssen Sie noch einmal zu besuchen.

Der Herzog tat mir die Geschichte des Martinuzzi zugeschickt ich lege sein Billet bey woraus Sie sehen werden daß er von der Idee selbst abgeht und bald ein Schema Ihrer Maltheser zu sehen wünscht. Möchten Sie es doch gelegentlich ausfertigen können.

Ich lege den Votzischen Almanach bey, wenn Sie ihn noch nicht gesehen haben sollten Meyer sagt: er[202] sähe aus als wenn niemals Poesie in der Welt gewesen wäre.

Zugleich folgen auch 8 gute und 6 geringe Exemplare des Almanachs.

Leben Sie recht wohl, grüßen Ihre liebe Frau. Ich freue mich daß ich, auf eine oder die andere Weise, bald Hoffnung habe Sie wieder zu sehen.

Weimar am 19. Octobr. 1799.

G.


14/4126.


An Friedrich Schiller

Ich wünsche Glück zu den fortdauernden guten Aspecten, die über die Wochenstube scheinen, vielleicht mache ich darin selbst noch einen Besuch. Mein hiesiges Wesen ist gegenwärtig so prosaisch wie der Voßische Almanach, und ich sehe auch keine Möglichkeit in meinen hiesigen Verhältnissen eine Arbeit zu fördern, die doch eigentlich eine zarte Stimmung erfordert. Gerade das was jetzt am Mahomet zu thun ist, darf am wenigsten mit dem bloßen Verstand abgethan werden.

Seitdem mir Humboldts Brief und die Bearbeitung Mahomets ein neues Licht über die französische Bühne aufgestellt haben, seitdem mag ich lieber ihre Stücke lesen und habe mich jetzt an den Crebillon begeben. Dieser ist auf eine sonderbare Weise merkwürdig. Er behandelt die Leidenschaften wie Chartenbilder[203] die man durch einander mischen, ausspielen, wieder mischen und wieder ausspielen kann, ohne daß sie sich im geringsten verändern. Es ist keine Spur von der zarten chemischen Verwandtschaft, wodurch sie sich anziehen und abstoßen vereinigen, neutralisiren sich wieder scheiden und herstellen. Freylich gewinnt er auf seinem Weg Situationen, die auf jedem andern unmöglich wären. Uns würde überhaupt diese Manier unerträglich seyn; allein ich habe gedacht ob man sie nicht zu subalternen Compositionen, Opern, Ritter- und Zauberstücken mit Glück brauchen könnte und sollte. Was ich darüber gedacht wird uns zu einem Gespräch und zur Überlegung geben.

Es soll mich sehr freuen wenn Sie den Plan zu den Malthesern mitbringen. Wenn ich es möglich machen kann, besonders aber wenn ich keinen Weg sehe den Mahomet hier fertig zu machen, so komme ich den ersten November hinüber, bis dahin wird alles hier was sich auf mich bezieht wieder ziemlich für eine Zeit eingeleitet seyn.

Von Frankfurt erhalte ich die Nachricht daß Schlosser gestorben ist. Die Franzosen und sein Garten sind die nächsten Ursachen seines Todes. Er befand sich in demselben als jene sich Frankfurt näherten, er verspätete sich und fand das nächste Thor schon verschlossen, er mußte bis zu dem folgenden eilen das weit entfernt ist kam in eine sehr[204] warme Stube, wurde von da aufs Rathaus gerufen, worauf er in ein Fieber verfiel das tödlich wurde und ihn in kurzer Zeit hinraffte. Unsere botanische Correspondenz hat sich also leider zu früh geschlossen.

Leben Sie recht wohl und lassen Sie uns die Tage gebrauchen die uns noch gegeben sind.

Weimar am 23. Oct. 1799.

G.


14/4127.


An Carl Ludwig von Knebel

Du hast mir diesmal, mein werthester Freund, zweyerlei zu verzeihen. Erstlich daß ich ohne Anfrage deine Elegie in den Almanach abdrucken lassen, zweytens daß ich in derselben einige Veränderungen gemacht. Ich wünsche daß dir beydes nicht unangenehm seyn möge. Schiller grüßt bestens, überschickt hier ein Exemplar und lässt dich ersuchen deine übrigen Arbeiten uns für das nächste Jahr auszusparen; denn man muß bey so einem Institut, wie in einer Garküche, indem die Gäste sich zu Tische setzen schon an die nächste Mahlzeit denken.

Von deinem Lucrez sollst du auch nächstens hören.

Für heute sage ich dir weiter nichts, damit nur der Almanach fortkommt. Erhalte dir den Lebensmuth und sey fleißig.

Weimar am 23. Oct. 1799.

G.[205]


14/4128.


An N.N.

Da ich auf Weynachten 600 rh. nöthig habe, so wollte ich bey Ihnen anfragen ob Sie etwa ein solches Capital mir zu verschaffen wüßten? Vielleicht findet sich ein solches bey Herrn Steuer Rath Ludekus.

Verzeihen Sie diese neue Beschwerde. Da ich nächsten Johanni wahrscheinlich im Fall bin dieselbe Summe wieder abzutragen so entsteht die Frage ob man sie nicht etwa gleich nur auf ein halbes Jahr bespräche.

Einen schönen guten Morgen.

W. d. 23. Octbr. 99.

G.[206]


14/4128a.


An Georg Christoph Steffany

Herr Bauinspector Steffani wird ersucht 83 Gulden rheinisch an Herrn Adolph Ludwig Albrecht in Zeitz für Rechnung Herrn Philip Heinrich Rapps in Stuttgart auszahlen zu lassen und deren Ersatz von mir zu gewärtigen.

Weimar am 25. Oct. 1799

Goethe.[19]


14/4129.


An Friedrich Schiller

Ihr Brief, werthester Freund, hat mich auf das unangenehmste überrascht. Unsere Zustände sind so innig verwebt daß ich das, was Ihnen begegnet, an mir selbst fühle. Möge das Übel sich bald ins bessere wenden und wir wollen die unvermeidlichen Folgen zu übertragen suchen.

Ich würde Sie gleich besuchen, wenn ich nicht gegenwärtig von so vielerley Seiten gedrängt wäre. Ohne Ihnen hülfreich seyn zu können würde ich in Jena mich nur unruhig fühlen, indem hier so manches Geschäft an meine Mitwirkung Anspruch macht.

[206] Ich wünsche nichts sehnlicher, als bald etwas tröstliches von Ihnen zu hören. Möge nur nicht auch Ihre Gesundheit bey diesen Umständen leiden. Schreiben Sie mir doch auch zwischen den Botentagen, wenn Sie Gelegenheit finden.

Weimar am 26. Oct. 1799.

G.


14/4130.


An Wilhelm von Humboldt

[Concept.]

Das Packetchen, welches Sie Herrn von Buch mitgegeben haben darin der Brief vom 28. August datirt ist, habe ich vor ohngefähr 14 Tagen in Jena erhalten und finde nun erst einen ruhigen Augenblick um Ihnen dafür danken zu können. Wie soll ich, werthester Freund, Ihre Thätigteit und Pünctlichkeit genugsam rühmen? Sie widmen von Ihren kostbaren Stunden mehrere meinen Angelegenheiten und geben mir so völlige Auskunft als ich nur wünschen kann.

Es ist mir sehr angenehm daß ich, durch Ihre Anfrage, mit den Herrn David und Regnauld in ein solches Verhältniß komme, daß ich allenfalls in der Folge mich direct an einen oder den andern wenden könnte.

Was die gegenwärtige Unternehmung betrifft so ist sie freylich noch nicht so weit vorwärts gerückt als ich wünschte. Man arbeitet zwar, so viel ich weiß an dem Stich des ersten Gesanges, allein wie[207] es scheint nur zur Probe, und unsere Anstalten zu künftigen Kupfern haben auch nur bisher in Anfragen und Vorbereitungen bestanden.

Daneben ist man denn freylich in Deutschland die Zeichnungen so hoch zu bezahlen nicht gewohnt. Den Geschmack unsere: Publikums kennen Sie, der mit einem gewissen Schein bald zu befriedigen ist. Und übrigens bezahlt das Publikum auch wohl ohne zufrieden zu seyn. Ich fürchte daher daß die hohen Preise der Pariser Künstler den Verleger abschrecken werden um so mehr da die Ausführung nicht einmal von derselbigen Hand seyn soll. Indessen kommt alles auf eine mündliche Unterredung mit dem Buchhändler an, die vielleicht auf der Ostermesse stattfindet, da sich denn manches wird näher bestimmen lassen.

Haben Sie Dank für so manche interessante einzelne Nachrichten, die in Ihrem Briefe entfalten sind.

Danken Sie auch Herrn Catel für das Überschickte. Er zeigt in seinen Arbeiten ein schönes Talent, nur sieht man daran, möcht ich sagen daß er in der Zerstreuung der Welt lebt.

Der einzelne Künstler kann sich freylich nicht isoliren, und doch gehört Einsamkeit dazu um in die Tiefe der Kunst zu bringen und die tiefe Kunst in seinem eignen Herzen aufzuschließen. Freylich keine absolute Einsamkeit sondern Einsamkeit in einem lebendigen reichen Kunstkreise.

[208] Die Welt trägt sich mit lauter falschen Maximen, weil sie blos vom Effect reden kann, des Künstlers Maximen müssen die Ursachen enthalten, und es sind tausend Umstände die ihn hindern ihrer habhaft zu werden.

Doch ich verliere mich ins allgemeine, da ich Ihnen noch für Ihre besondere und schöne Belehrung über das französische tragische Theater zu danken habe. Ich kann es jetzt so wie in meinem vorigen Briefe, nur unvollkommen thun, ob ich gleich diese Zeit her mich lange mit Ihrer Arbeit beschäftigt habe, indem ich sie abdictire, um sie in dem fünften Stück der Propyläen drucken zu lassen.

Dieser Aufsatz welcher sehr zur rechten Zeit kam, hat auf mich und Schillern einen besondern Einfluß gehabt und unser Anschauen des französischen Theaters völlig ins Klare gebracht. Durch eine sonderbare Veranlassung übersetze ich den Mohamet des Voltaire ins Deutsche. Ohne Ihren Brief wäre mir dieses Experiment nicht gelungen, ja ich hätte es nicht unternehmen mögen. Da ich das Stück nicht allein ins Deutsche, sondern, wo möglich, für die Deutschen übersetzen möchte; so war mir Ihre Charakteristik beyder Nationen über diesen Punct ein äußerst glücklicher Leitstern und ist es noch jetzt bey der Ausarbeitung.

So wird auch die Wirkung des Stücks auf dem Theater Ihre Bemerkungen, wie ich voraussehe, völlig bekräftigen.

[209] Meinen Brief vom 16. Sept. werden Sie erhalten haben. Ich bin neugierig ob es möglich seyn wird meinen dort geäußerten Wunsch, Abgüsse von ein Paar Stücken des atheniensischen Frieses zu erhalten, wirklich erfüllt zu sehen.

Haben Sie die Güte mir manchmal, wenn es auch nur kurze Briefe sind zu schreiben und mir Nachrichten von Künstlern und Kunstsachen zu geben. Ihre Frau Gemahlin und sonst ein Freund legt ja auch wohl irgend ein Blättchen bey.

Das fünfte Stück der Propyläen dankt Ihnen seine vornehmste Zierde.

Unsere Schillern ist mit einer jungen Tochter niedergekommen, sie befindet sich aber in diesem Wochenbett nicht zum besten.

Leben Sie wohl und gedenken Sie meiner, wo Sie auch die Reise hinführt und lassen Sie mich an dem Reichtum Ihrer Bemerkungen immer einigen Theil nehmen.

Weimar am 28. Oct. 1799.


14/4131.


An Friedrich Schiller

Sie haben mir durch die Nachricht daß es mit Ihrer lieben Frauen wo nicht besser doch hoffnungsvoller stehe, eine besondere Beruhigung gegeben, so daß ich diese paar Tage der Kirchweihe in Niederroßla[210] mit einiger Zufriedenheit beywohnen konnte. Heute will ich nach Buttstädt fahren, wo Pferdemarkt ist und komme Abends wieder nach Hause wo ich in Ihrem Briefe von gestern gute Nachrichten zu finden hoffe.

Sobald es die Umstände einigermaßen erlauben besuche ich Sie, denn ich habe mancherley mit Ihnen abzureden und wenn Mahomet fertig werden soll so muß ich wieder einige Zeit in Jena zubringen. Ich wünsche daß die Sachen so stehen daß Sie der Kranken meinen Gruß wieder bringen können. Möchte diese Sorge keinen Eindruck auf Ihre eigne Gesundheit machen.

Niederroßla am 31. Octobr. 1799.

G.


14/4132.


An Friedrich Schiller

Indem mich Ihr Brief von einer Seite beruhigt da er mir die Nachricht von der Besserung Ihrer lieben Frauen giebt entstehen von der andern Seite freylich wieder neue Sorgen wegen der Dauer des Übels.

Ich will suchen mich die nächste Woche los zu machen um einige Zeit mit Ihnen zuzubringen, obgleich mancherley Umstände wie ich befürchte mir entgegenstehen werden.

Diese Tage habe ich mehr zweckmäßig als zum Vergnügen auf dem Lande zugebracht, in der Stadt[211] komme ich über lauter Kleinigkeiten gar nicht zur Besinnung. Büry ein alter römischer Freund ist hier, der, nachdem er 17 Jahre in Rom zugebracht, sich auch wieder nach Norden zurückziehen müssen.

Für heute sage ich nichts mehr als ein Lebe wohl.

Weimar am 2. Nov. 1799.

G.


14/4133.


An Johann Friedrich Unger

Ich schicke hier mein werthester Herr Unger die ersten Hefte meiner kleinen Gedichte. Es ist beym Druck nur das zu beobachten daß jedes Gedicht, das hier auf einem besondern Blatt, oder wenn es größer ist auf abgesonderten Blättern steht auf einer neuen Seite anfange. So muß dagegen was hier zusammengeschrieben ist, auch zusammen gedruckt werden.

Auch bleibt die Ordnung der Gedichte unverändert wie im Manuscript.

Zugleich schicke ich eine Zeichnung mit, welche ich zu diesem Bande von Herrn Bolt gestochen (jedoch mit Strichen, nicht punctirt) wünschte. Er wird sie leicht ins Kleine bringen und nach seiner bekannten Geschicklichkeit ausführen.

[212] Nur muß ich bitten die Zeichnung sehr wohl in Acht zu nehmen. Der Künstler nimmt sie zurück und für die Communication wird nur ein weniges bezahlt.

Ferner wünschte ich, daß Sie sich entschlössen eine Vignette auf den Titel zu schneiden.

Wollten Sie deshalb mir nur schreiben ob Sie die Zeichnung auf den Stock selbst oder auf ein feines Papier verlangen und im ersten Falle den Stock über schicken.

Der Künstler, der Orpheus und Euridice gezeichnet hat, wird auch diese kleine Arbeit übernehmen und, bey Ihrem besondern Talent, wovon das kleine Wappen abermals zeigt, müßte gewiß etwas vorzügliches geleistet werden.

Druckfehler bitte möglichst verhüten zu lassen.

An eine größere Arbeit darf ich vorerst nicht denken und möchte nicht eher ein Werk zusagen als bis es auch wirklich fertig wäre.

Ich erinnere mich kaum welches Bildniß von mir ich Ihnen versprochen haben kann. Es müßte vormals das Lipsische gewesen seyn, das ich doch gegenwärtig, als ein Gleichniß von mir, einem Freunde nicht überschicken möchte.

Danken Sie Herrn Zelter vielmals für die mir überschickten Lieder. Ich hoffe daß er mir gelegentlich auch das übrige schicken möge wozu er mir Hoffnung gemacht hat.

[213] Ich wünschte über einige theoretische Puncte der Musik durch ihn Ausschlüsse zu erhalten wenn ich nur erst meine Fragen recht zu stellen wüßte.

Leben Sie indessen recht wohl und lassen mich von Zeit zu Zeit etwas von sich hören.

Weimar, am 4. Nov. 1799.

Goethe.


14/4134.


An Aloys Hirt

[Concept.]

Ew. Wohlgeb.

haben mir durch die Übersendung Ihrer schätzbaren Abhandlungen eine wahre Freude gemacht. Sie werden nicht geringen Nutzen stiften wenn Sie das nach und nach dem Publikum mittheilen was Sie mit so vielem Nachdenken und Fleiß ausgearbeitet haben.

Mich verlangt sehr Ihr Werk über die Construction, als Grundlage dessen, was in der Baukunst zuletzt blos Zierrath geworden ist, vollendet zu seyen. Wie sich die organische Natur zur bildenden Kunst verhält, so verhält sich der Begriff der Construction zur Architektur, und es ist nothwendig und löblich beyde Fundamente recht fest zu gründen, wenn das darauf gebaute nicht schwanken soll.

Ich wünsche daß Sie immer ein günstiger Leser unserer Propyläen bleiben mögen, in welchen wir[214] nicht aufhören werden auf solide Kunst zu dringen. Es giebt wirklich unter unsern Zeitgenossen sehr schöne Talente, denen nichts fehlt als daß sie in ihrer frühern Zeit nicht sind veranlaßt worden die Sache ernsthafter zu tractiren.

Was das theoretische betrifft, so möchte wohl jedem die Art, wie er die Dinge ansieht, angeboren seyn, und wir können uns meistens nur von dem, wie andere die Sache nehmen, historisch unterrichten, wir können andere auf ihrem Felde besuchen; aber wir kehren geschwind auf unsern eignen Standpunct zurück. Doch giebt es auch, wie Sie ganz richtig bemerken, Mißverständnisse zwischen denen, welche sehr nahe beysammen stehen, und die muß man so viel als möglich zu heben bemüht seyn.

Fast möchte ich Sie um Ihre Reise nach Niederdeutschland beneiden. Schon lange habe ich mir gewünscht die daselbst aufbewahrten Kunstwerke auch einmal zu sehen.

Herr Büry ist gegenwärtig bey uns und erinnert mich an die guten leider in mehr als Einem Sinne, verschwundenen römischen Zeiten.

Der ich recht wohl zu leben wünsche und mich geneigtem Andencken empfehle.

W. d. 4. Nov. 99.[215]


14/4135.


An A. E. Thiele

[Concept.]

Ew. Hochedelgeb.

erprobte Gefälligkeit gegen Ihre Correspondenten läßt mich hoffen daß Sie nachfolgenden Auftrag nicht ungern übernehmen werden.

In dem Keckischen Katalog, den ich so eben erhalte, findet sich Pag. 267 No 6403

Gautier demonstratio errorum in optica Is. Neutonis Lond. 750.

Ich würde auf dieses Buch allenfalls bis auf einen Ducaten Commission geben, ob es gleich nicht wahrscheinlich ist daß sich viele Concurrenten dazu finden werden.

Da ich aber das Buch gerne gleich entweder besitzen oder doch wenigstens sehen möchte so frage ich an ob es nicht vielleicht möglich sey mir solches sogleich zu verschaffen.

Wären die Umstände von der Art daß man es nicht vor der Aucktion ablassen wollte, so wünschte ich es nur auf 14 Tage zur Einsicht nach deren Verlauf ich es denn wohlbehalten zurückschicken und bey meiner obgedachten Commission noch immer verharren woll te.

Ich lege deshalb einen Ducaten in Specie bey, wenn sich vielleicht ein Einsatz dafür nöthig machte.

[216] Da ich eben gegenwärtig über einer Arbeit bin, wozu ich dieses Werks bedürfte, so geschähe mir durch dessen baldige Mittheilung eine besondre Gefälligkeit.

Der ich recht wohl zu leben wünsche und um baldige gefällige Antwort bitte.

Weimar am 4. Nov. 1799.


14/4136.


An Carl Ludwig von Knebel

Nachstehendes ist ein Auszug aus einem Schlegelischen Brief den ich vor einigen Tagen erhielt.

Da ich gegenwärtig keine ruhige Zeit voraussehe, in welcher ich mich einigermaßen in den Lucrez eindenken und dir etwas Bedeutendes über deine Übersetzung sagen könnte so schicke ich das Erste Buch mit den Schlegelischen Bemerkungen gleich. Hast du davon Gebrauch gemacht, so sendest du mir beydes wohl einmal wieder zurück damit ich auch, auf eine oder die andere Weise, an dieser deiner schönen Arbeit Theil nehme.

Ich habe den Mahomet von Voltaire übersetzt und denke ihn bald aufführen du lassen. Ich weiß nicht was dieser sonderbare Versuch für eine Wirkung haben kann.

In dem nächsten Propyläenstück findest du einen sehr bedeutenden Aufsatz über das gegenwärtige französische tragische Theater.

[217] Überhaupt hoffe ich, soll dir dieses Stuck durch seinen Inhalt und Mannigfaltigkeit Vergnügen machen.

Lebe recht wohl, grüße Herrn Gerning der wohl noch in deiner Nachbarschaft sich befindet und gedenke mein.

Weimar am 7. Nov. 1799.

G.


14/4137.


An Franz Kirms

Das Monument ist angekommen und wird einstweilen in dem Schloßhofe niedergesetzt werden. Herr Professor Döll wird heute Mittag bei mir essen. Es sollte mir angenehm sein, Ew. Wohlgeb. gleichfalls bei Tische zu sehen. Wenn ich nicht irre, so sind die ersten Papiere, dieses Geschäft betreffend in Ihren Händen. Da er morgen wieder weggehen wird, so kann man heute die Sache noch berichtigen.

Heute Abend in der Komödie wünschte ich, daß man ihn in eine Loge brächte, da man ihm doch eine Ehre erzeigen will und sich auch das Theater von oben besser ausnimmt, wie ich wünsche, daß er es sehen möge.

Um 10 Uhr werde ich im Schloß sein und spreche Sie vielleicht.

Am 8. November 99.

G.[218]


14/4138.


An Friedrich Schiller

Mein Wunsch Sie zu sehen wird hoffe ich morgen erfüllt werden und wenn meine Gegenwart gleich keine Hülse bringen kann, so ist die Ableitung der Gedanken bey einem dauernden Übel, doch immer schon etwas.

Carl befindet sich in seinem neuen Zustand ganz leidlich, nur beym Eintritt der Nacht tritt auch, wie es bey Kindern immer geschieht die Sehnsucht nach dem gewohnten Zustande ein.

Ich wünsche daß Sie sich wie bisher erhalten mögen.

Ich habe vieles, worüber ich Ihre Gedanken zu vernehmen wünsche.

Weimar am 8. Nov. 1799.

G.


14/4139.


An Wilhelm von Wolzogen

Soviel ich in dem Augenblicke übersehen kann ist die von Ew. Hochwohlgeb. mir mitgetheilte Wachordnung sehr zweckmäßig deren weitere Anordnung Sie mir gefällig besorgen werden sowie ich auch die Feuer-Anstalt Ihrer weiteren Leitung empfehle. Wie sehr wünsche ich daß ich bey meiner Rückkehr von[219] Jena gute Nachrichten von unsern Freunden mitbringen könne.

Der ich indessen recht wohl zu leben wünsche.

Weimar am 10. Nov. 1799.

Goethe.


14/4140.


An Franz Kirms

Ich bin mit den Austheilungen des »Titus« sowohl als des »Tarare« welche ich beide zurückschicke, recht wohl zufrieden, wenn nur eins der beiden Stücke bald möglichst in den Gang kommt. Sollte »Titus« voran gehen so wird Herr Professor Meyer wegen der Kleider gern seinen Rath ertheilen. Übrigens sey alles Ihrer thätigen Sorgfalt überlassen. Der ich recht wohl zu leben wünsche.

Jena am 15. Nov. 1799.

Goethe.


14/4141.


An Friedrich Schiller

Da ich heute Abend zu Loders eingeladen bin und wenn ich früher käme Sie in Ihrer Arbeit zu stören fürchte, so will ich mich schriftlich nach dem Befinden unsere lieben Kranken erkundigen.

Morgen kommt Geheimde Rath Voigt. Wenn es Ihnen nicht unangenehm wäre Egloffstein und Milkau in der Gesellschaft zu finden, so sollten Sie uns bey[220] Tische sehr willkommen seyn. Wenigstens soll ein Couvert für Sie bereit stehen.

Loder läßt anfragen ob Sie, mit dem Anerbieten der Magdeburger zufrieden, Ihre Stücke dorthin geben wollten? oder ob man den dortigen Theaterfreunden etwas mehr abfordern sollte? Leben Sie recht wohl und schicken mir den zweyten Theil der Prinzeß Conti wenn Sie ihn gelesen haben.

[Jena] Am 19. Nov. 1799.

G.


14/4142.


An Christiane Vulpius

Ich dancke dir, mein liebes Herz daß du mir von deinem Übel nichts gesagt hast biß es vorbey war, du weißt welchen herzlichen Antheil ich an dir nehme. Es ist mir tröstlich das gute Kind bey dir zu wissen.

Mein Fleis fängt jetzt erst recht an, wie es immer geht wenn ich einmal 14 Tage hier bin, das gute Wetter führt uns sanft gegen des Jahres Ende und ich kann einen viel bessern Winter als den vorigen hoffen. Wenn du mir nur gesund bleibst.

Ich küsse dich und das Kind in Gedancken und meine Abwesenheit wird mir dadurch leidlich daß ich für euch arbeite Lebet wohl und liebt mich.

Jena d. 24. Nov. 99.

G.[221]


14/4143.


An Gottlieb Schufft

[Concept.]

Es präsentirte sich gestern vor mir ein junger Mann, welcher in sehr bedrängten Umständen zu seyn schien und als Mitglied unsers Theaters aufgenommen zu werden verlangte, er entdeckte mir, zum Theil, seine Lage und ich erwiederte sein Vertrauen, indem ich ihm alle Gründe umständlich auseinander setzte die mich verhinderten ihn aufzunehmen und die ihn abhalten sollten sich zu engagiren.

Um mir zu beweisen daß nur ein jugendlicher Leichtsinn und keine schlechte Handlung ihn zu seiner Entfernung von Berlin gedrungen, zeigte er mir einige Briefe, aus denen ich einen wohlwollenden und einsichtsvollen Freund erkannte und zugleich erfuhr daß dem Flüchtlinge die Rückkehr nach Hause offen stehe und sowohl ihn als seine Gesellschaft eine gemäßigte Aufnahme erwarte.

Ich versäumte daher nicht ihn zur Rückreise nach Berlin zu bestimmen, indem ich ihm zu diesem Zweck die Mittel anbot. Es ward ein Wagen mit zwey Pferden für 32 rh. hießig Courrant den Laubthlr. zu 1 rh. 15 gr. gemiethet, ich reichte Herrn Patzke 6 Laubthaler Reisegeld und zahlte seine Zeche im hiesigen Wirthshaus mit 6 rh. 12 gr. Die Erstattung dieser Ausladen von 16 rh. 17 gr. erbitte ich mir durch den rückkehrenden Kutscher.

[222] Indem ich Ihnen also, werthgeschätzter Herr, einen jungen Mann zurückschicke als dessen thätigen Freund Sie sich in dieser Angelegenheit bewiesen haben; so darf ich Ihnen denselben wohl nicht weiter zu schonender Aufnahme empfehlen.

An seine würdigen Eltern bitte meine besten Grüße mit dem Wunsche, zu überbringen daß der Flüchtling, durch diese Erfahrung gewitzigt, künftig sein Glück und seine Befriedigung nur in dem wohlwollenden Schutze der Seinen und einem zweckmäßigen Lebensgange finden möge.

Jena am 24. Nov. 1799.


14/4144.


An Johann Heinrich Meyer

Die capitolinische Venus ist sehr gut gerathen, so schön gesehen und gedacht als geschrieben. Sie soll gleich den nächsten Bogen einnehmen.

Haben Sie doch ja die Güte nun an die nächste Preisaufgabe zu denken.

An John und Kohl dächt' ich schrieben Sie unmittelbar, bald möglichst und erwarteten erst ihre Antwort. Man kann hernach allenfalls noch die Vermittlung von Lerse suchen.

Können Sie die Beydruckung der Nachricht wegen des Damenkalenders, deren Ton so wenig zu den Propyläen paßt, bey Gädicke verhindern, ohne daß ich[223] mich ausdrücklich darüber zu erklären brauche, so ist es gut wo nicht, so muß ich freylich mit einem förmlichen Interdict vorschreiten. Wenn man sie besonders drucken und beylegen will so habe ich nichts dagegen, wünsche aber daß man ein ander Format und lateinische Lettern nehme. Schreiben Sie mir was Sie deshalb ausrichten.

Die chromatischen Arbeiten gehen gut vom Flecke. Es kommt freylich jetzt darauf an über den mannigfaltigen Stoff Herr zu werden den Ideen die das Ganze beleben sollen eine vollkommne Herrschaft zu verschaffen. Leider werde ich aber auch dießmal wieder abbrechen müssen.

Leben Sie recht wohl und Bedenken mein.

Jena am 24. Nov. 1799.

G.


14/4145.


An Franz Kirms

Haben Ew. Wohlgeb. die Gefälligkeit der Schreiberin des beykommenden Briefes eine abschlägliche Antwort zukommen zu lassen! Eine Schauspielerin, die schon seit sehr geraumer Zeit aus dem Fach der Liebhaberinnen herausgetreten ist möchte uns durch ihren Rücktritt in dasselbe nicht sehr erbauen.

Herr Hofrath Schiller wird seine am Körper zwar leidlich gesunde, doch am Gemüth noch kranke Gattin bald nach Weimar schicken, ich denke ihm bey seinem[224] Demenagement noch beyzustehn und ihn alsdann nach Weimar zu begleiten und ich kann also auf das hoffen, Sie bald wieder zu sehen.

Der ich indessen recht wohl zu leben wünsche.

Jena am 26. Nov. 1799.

G.


14/4146.


An Johann Heinrich Meyer

Da ich mit beyliegendem Manuscripte fertig werde, so mache ich ein Packet zurecht, wenn etwa Gelegenheit hinüber ginge.

Den Tadel der Gmelinischen Staffage habe ich dadurch zu mildern gesucht, daß ich ihn in eine andere Nummer versetzte und überhaupt mehr ins allgemeine spielte.

Pag. 1. b. über Gmelin fehlt ein Wort das ich nicht ersetzten kann.

Sobald ich die Preisaufgabe erhalte sollen die Paar Scenen aus Mahomet folgen die den Schluß machen.

Die Anzeige der Übersetzung des Vitruvs von Rode möchte ich doch sehen. Wir müssen den Verleger und Drucker angewöhnen nichts ohne unsere Einstimmung zu thun.

Das gegenwärtige Stück sieht lustig und bunt genug aus.

Das Farbenwesen ist noch immer unverruckt fortgegangen.

[225] Etwa den Dienstag wird die arme Schillerin hinüberkommen und bey Frau von Stein wohnen, wir werden alsdann auch nicht lange säumen Leben Sie indessen recht wohl.

Jena am 28. Nov. 1799.

G.


14/4147.


An Johann Gottfried Steinhäuser

Indem ich für die mir mitgetheilten Nachrichten in Beziehung auf einen magnetischen Apparat Ew. Hochedelgeb. meinen besten Dank abstatte, so thue ich zugleich noch eine Anfrage um deren gefällige Beantwortung ich hiermit gebeten haben will.

Indem der Magnet sich mit dem entgegengesetzten Pol eines andern Magneten zu verbinden strebt, so scheint daraus zu folgen: daß die beyden Pole Eines Magnets dieselbe Neigung haben sich mit einander zu vereinigen. Die Ordnung in welcher sich die um den Magnetstein, auf einer Glastafel gestreuten Feilspähne legen, bringt ein solches Streben der beyden Pole zu einander zum Anschauen und es scheint keinem Zweifel unterworfen, daß, wenn ein magnetisches Hufeisen in der Mitte elastisch wäre, sich die beyden Pole mit einander vereinigen würden.

Ja ein Hufeisen überhaupt, so wie ein armirter Magnet, kann als ein, durch das quer vorgelegte Eisen, in sich selbst abgeschloßner und daher mit[226] allen seinen Kräften wirkender Magnet angesehen werden.

Es fragt sich deshalb ob man eine Magnetnadel verfertigen könnte, welche an statt sich nach den Weltpolen zu kehren, wenn man sie aufhinge, in sich selbst zurückkehrte so daß ihre beyden Enden sich ergriffen und fest hielten.


Ich denke mir die Construction etwa so: a b wäre eine Stahlfeder, c d zwey Pfeilspitzen von stärkerem Stahl an jene angeschweißt, e ein messingner Ring an welchem die Nadel aufgehängt würde, f ein dergleichen woran das Gewicht, g hinge, damit der Ring welcher entstünde, wenn c und d zusammenschlügen, in einer horizontalen Richtung bleibe.

Es versteht sich übrigens daß das Ganze so gearbeitet werden müßte wie es gezeichnet ist, nämlich daß die Flächen der Nadel vertical hängen, wie sie sonst bey andern Nadeln horizontal liegen.

Unter welchen Bedingungen ein solches Instrument möglich sey werden Sie am besten beurtheilen.

Man müßte um eine solche Magnetnadel aufzubewahren, sie ausgestreckt in einem engen Futteral erhalten und zum Versuche sie alsdann heraus und in die Höhe ziehen.

Ich bitte mir darüber eine gefällige Antwort aus, so wie ich mir auch den Preis zu bestimmen bitte,[227] um welchen Sie glaubten eine solche Nadel liefern zu können. Der ich recht wohl zu leben wünsche und mich zu geneigtem Andenken empfehle.

Weimar am 29. Nov. 1799.

W. v. Goethe.


14/4148.


An Johann Bartholomäus Tromsdorf

[Concept.]

Wohlgeborner hochgeehrtester Herr.

Obgleich von einer Wiederbesetzung der Stelle des Bergrath Scherers noch nicht die Rede war; so danke ich doch Ew. Wohlgeb. für die Eröffnung, daß Dieselben, im entstehenden Falle sich nach Weimar zu versetzen nicht abgeneigt wären.

Dieser Ort der so manches Gute versammelt, würde durch die Gegenwart eines Mannes von Ew. Wohlgeb. bekanntem Verdienste und Charakter, nur gewinnen können.

Ich werde nicht verfehlen wenn die Sache zur Sprache kommen sollte, Ew. Wohlgeb. Wünsche und Anerbieten sowohl Serenissimo als denen Personen, welche auf den Entschluß einwirken können schuldigermaßen vorzutragen.

Der ich mich mit besonderer Hochachtung unterzeichne.

Jena am 29. Nov. 1799.[228]


14/4149.


An Christiane Vulpius

Für dießmal wirfst du nur deine alten Freunde mich und August wieder beherbergen. Wegen Schillers Kindern wird es bey unserm guten Willen bewenden. Er gedenckt sie gleich zu sich zu nehmen und mit ihnen fertig zu werden. Du erwartest also nur mich und das Kind. Wir sind hier recht vergnügt zusammen, er ist gar artig und wenn er mich mitunter hindert, so macht er mir auch vielen Spas.

Laß an den Fuhrmann den Rudolph bringen wird, den Koffer mit den Büchern, der unten im Hause steht abgeben und schicke mir einen von den größern Koffern leer, denn ich habe allerley hier was ich endlich hinüber nehmen muß.

Meine Arbeiten gehen gut von Statten und ich dencke mit allem nöthigen fertig zu werden daß ich den Rest des Jahrs frey habe und die bösen Tage ruhig abwarten kann.

Lebe recht wohl und liebe mich wie ich dich herzlich lieb habe. Mit den Boten schreibe ich näheres. Grüße den Herrn Professor Das Kind grüßt.

Jena d. 1. Dec. 99.

Goethe.[229]


14/4150.


An Gottlieb Hufeland

Darf ich wohl ohne unbescheiden zu seyn, Ew. Wohlgeb. um die wiederholte Gefälligkeit ersuchen die Publicität beyder Aufsätze zu befördern.

Für die mitgetheilten Bücher danke ich zum schönsten. Der blaue Autor nimmt das Leben freylich etwas ernsthafter als der gelbe.

Sie sehen aus dieser Farbvergleichung daß mir diese Phänomene einmal wieder sehr nahe liegen. Ich habe, in den drey Wochen meines Hierseyns endlich einmal das Schema über das Ganze zusammengestellt. Sie wissen aus eigner Erfahrung was dadurch schon gewonnen ist.

Sollte ich vor meiner nahe bevorstehenden Abreise nicht das Vergnügen haben Sie wieder zu sehen, so wünsche ich recht wohl zu leben und empfehle mich zu geneigtem Andenken.

Jena am 2. December 1799.

Goethe.


14/4151.


An Johann Friedrich Cotta

Hiebey übersende die Inhaltsanzeige des neusten Propyläenstückes, nebst der Preisausgabe fürs nächste Jahr. Mit der Bitte beydes in die allgemeine Zeitung[230] einzurücken. Und durch andere Wege so viel als möglich zu verbreiten.

Die Aufmerksamkeit der Engländer auf die Propyläen zeigt sich durch die Übersetzung des Ersten Aufsatzes. Lassen Sie uns nicht versäumen daß Exemplare sowohl nach London als nach Paris regelmäßig gelangen. So beklagt man sich in einem Briefe aus Wien vom 20. October daß das vierte Stück daselbst noch nicht zu haben sey.

Wenn ich nach Weimar komme will ich mit Herrn Gädicke sprechen woran es liegen mag? Das gegenwärtige Stück das, außer dem Soliden was wir uns schuldig sind, manches enthält, was die Neu- und Wißbegierde des Publikum reizen kann, wünschte ich freylich so weit und rasch als möglich verbreitet. Leben Sie recht wohl mit den Ihrigen und gedenken mein.

Jena am 2. Dec. 1799.


Goethe.


Eine ausführliche Anzeige von dem vierten und fünften Stück der Propyläen für die allgemeine Zeitung soll bald folgen.

Und hoffentlich macht auch eine Vorstellung von Wallenstein auf dem Weimarischen Theater eine Ankündigung desselben flott die schon lange bey mir auf dem Stapel steht.[231]


14/4151a.


An Johann Christian Gädicke

Das Manuscript zum Schluß des fünften Stückes, welches ich hiermit überschicke, wird vielleicht mehr als nöthig ist, enthalten. In diesen Falle kann man diese beyden letzten Artikel mit kleinerer Schrift drucken und dergestalt zusammenrücken, daß sie nebst der Inhaltsanzeige auf den 11 ten Bogen gehen, welches ich Ihrer Beurtheilung überlasse. Vielleicht können Sie mir durch den rückkehrenden Boten eine Revision zuschicken, welche Freytag Abend mit den Botenweibern oder vielleicht früher mit Gelegenheit zurück kehren könnte.

Der ich recht wohl zu leben wünsche

Goethe.

Jena am 4ten Dec. 1799.[135]


14/4152.


An Friedrich Schiller

Die Paar Tage nach Ihrer Abreise habe ich in der beliebten, beynah absoluten Einsamkeit zugebracht. Ein Besuch bey Mellish ein Abend bey Loders und eine Vorlesung der Genoveva von Tieck auf meinem Zimmer haben einige Diversion gemacht.

Dem alten englischen Theater bin ich um vieles näher. Malones Abhandlung über die wahrscheinliche Folge in welcher Shakespaer seine Stücke gedichtet, ein Trauer- und ein Lustspiel von Ben Johnson, zwey apokryphische Stücke von Shakespear und was dran hängt, haben mir manche gute Ein- und Aussichten gegeben.

Wie Eschenburg sich hat entgehen lassen seiner neuen Ausgabe diesen kritischen Werth zu geben wäre nicht zu begreifen, wenn man nicht die Menschenbegriffe. Mit sehr kurzen Einleitungen in jedes Stück theils historischen theils kritischen wozu der Stoff schon in der letzten englischen Ausgabe von Malone bereit liegt, und die man mit einigen wenigen Apperçüs hätte aufstutzen können, war der Sache ein großer Dienst geleistet und mit dieser Art Aufklärung hätte jedermann denken müssen neue Stücke zu lesen. Wahrscheinlich wird er das, und vielleicht umständlicher als nöthig ist, wie schon vormals geschehen, in einem eignen Bande nachbringen. Aber wie viele Menschen suchens und lesens dahinten.

[232] Sie sehen daß ich noch der reinen Jenaischen Ruhe genieße indem die Weimarische Societätswoge wahrscheinlich schon bis an Sie heranspült. Sonntag Nachmittag lasse ich anfragen wo ich Sie treffe.

Leben Sie recht wohl und grüßen die Ihrigen.

Jena am 6. Dec. 1799.

G.


14/4153.


An Friedrich Schiller

Als ich heute frühe ausging hoffte ich bey Ihnen einzusprechen, es war mir aber nicht möglich. Mittags bin ich bey Hofe und bitte Sie mir zu sagen wie Sie es diesen Abend halten damit ich mich einrichten kann Sie zu sehen.

Weimar am 9. Dec. 1799.

G.


14/4154.


An Friedrich Schiller

Ich danke für das was Sie mir über das Stück sagen wollen. Ich bin völlig damit einverstanden. Je weiter man kommt, je weniger gefällts.

Ich bin heute bey der Herzogin Mutter zur Tafel, nachher laß ich bey Ihnen anfangen ob Sie zu Hause sind.

Weimar am 11. Dec. 1799.

G.[233]


14/4155.


An August Friedrich Ferdinand Kotzebue

Der Verfasser der Octavia verzeihe wenn das Stück etwas länger zurückgehalten wurde. Es mußte die Frage entstehen: ob, bey einer Vorstellung, die poetischen und besonders rednerischen Verdienste dieses Trauerspiel so wie die angenehme Sprache durch welche überall ein gebildeter Geist durchblickt den Mangel dramatischer Eigenschaften übertragen könnten, welchen man darin zu sehen glaubte. Ich wollte nicht allein entscheiden und daher ist die Rücksendung verzögert worden.

Weimar am 12. Dec. 1799

J. W. v. Goethe.


14/4156.


An Friedrich Schiller

Da ich Sie gestern nicht in der Comödie gesehen so wünschte ich zu wissen, wie es heute mit Ihnen steht und ob Sie etwa Abends ein wenig zu mir kommen möchten.

Weimar am 15. Dec. 1799.

Goethe.[234]


14/4157.


An Friedrich Schiller

Der Herzog und die Herzogin werden heute den Thee bey mir nehmen und der Vorlesung des Mahomets ein, wie ich hoffe günstiges Ohr leihen. Mögen Sie dieser Function beywohnen so sind Sie schönstens eingeladen.

Weimar am 17. Dec. 1799.

G.


14/4158.


An Friedrich Schiller

Wenn Sie mich heute Abend um 6 Uhr besuchen und zu Tische bey mir bleiben mögen, so wird es mir sehr erfreulich seyn.

Am 20. Dec. 1799.

G.


14/4159.


An Johann Christian Gädicke

Der zurückkommende Bogen wird 100 mal abgedruckt.

Bey 50 Exemplaren bleibt er ganz zusammen und wird abgeredetermaßen geheftet.

Bey den andern 50 Exemplaren wird der Viertelsbogen mit der Inhaltsanzeige und der Preisaufgabe abgeschnitten und die Scenen aus Mahomet besonders geheftet.

[235] Der Viertelbogen aber nur ordentlich gesalzt und beschnitten.

Die Zahlen über der Pagina werden weggelassen und die langen Striche grad gerückt.

Weimar am 23. Dec. 1799.

G.


14/4160.


An Friedrich Schiller

Gestern hoffte ich Sie gegen Abend zu sehen, welches mir aber nicht gelang. Heute kann ich nicht wohl ausgehen und diesen Abend wird Sie das prophetische Übermaß wohl von unsern Zirkeln abhalten. Schicken Sie und indessen Ihre liebe Frau und schreiben mir ob die Musen günstig sind. Ich befinde mich in einem ganz zerstückelten Leben.

Am 23. Dec. 99.

G.


14/4161.


An Friedrich Schiller

Ich dächte Sie entschlössen sich auf alle Fälle um halb neun Uhr zu mir zu kommen. Sie finden geheizte und erleuchtete Zimmer, wahrscheinlich einige zurückgebliebene Freunde etwas Kaltes und ein Glas Punsch. Alles Dinge, die in diesen langen Winternächten nicht zu verachten sind.

Am 23. Dec. 1799.

G.[236]


14/4162.


An Friedrich Schiller

Sie lassen sich also heute um 2 Uhr nach Hof tragen wo wir in dem Zimmer des Herzogs zusammen treffen werden. Den Abend heute bringen Sie wohl bey mir zu.

Am 27. Dec. 1799.

G.


14/4163.


An Friedrich Schiller

Ich frage an ob Sie mich heute ein wenig besuchen wollen? Sie können sich ins Haus bis an die große Treppe tragen lassen, damit Sie von der Kälte weniger leiden. Ein Gläschen Punsch soll der warmen Stube zu Hülfe kommen, ein frugales Abendessen steht nachher zu Befehl.

Am 29. Dec. 1799.

G.


14/4164.


An Franz Kirms

Mit dem armen Schall der in sehr traurigen Umständen zu seyn scheint, wird man ja wohl einige Zeit Geduld haben müssen.

Weimar am 30. Dec. 1799.

G.[237]


14/4165.


An Gottlieb Hufeland

Indem ich Ew. Wohlgeb. das fünfte Stück der Propyläen übersende und zu geneigter Theilnahme bestens empfehle, so lege ich auch einige besonders gedruckte Anzeigen bey.

Wenn Sie, in dem weiten Kreise Ihres Einflusses, etwas dazu beytragen mögen daß Mahomet aufs Theater kommt und daß mehrere Künstler um den abermals ausgesetzten Preis concurriren, so werden Sie in beyden Fäden etwas thun das für die Künste nicht ohne Wirkung bleibt.

Denn wenn gleich die Aufführung des Mahomets so wie die Preisaufgabe, beyde an und für sich, nicht von der größten Bedeutung seyn möchten, so kann doch das was dadurch aufgeregt wird bedeutend werden. Und müssen wir nicht meist das beste was wir thun in dieser Hoffnung thun.

Leben Sie recht wohl und erhalten mir ein freundschaftliches Andenken.

Weimar am 30. Dec. 1799.


Goethe.


14/4166.


An Samuel Thomas von Sömmerring

Der Dank für das schöne Werk, das Sie mir überschickten, will ich nicht länger verzögern, es ist[238] wieder eine meisterhafte Production, die Ihrer ganz würdig ist. Wie oft habe ich gewünscht nur einige Stunden wieder Ihre Arbeiten über die Sinneswerkzeuge ansehen und mich mit Ihnen darüber unterhalten zu können.

Gar sehr wünschte ich, daß Sie mir sagen möchten, was Sie gegenwärtig beschäftigt und was Sie vor haben.

Bei mir geht es immer im Alten fort. Sie sehen ja wohl manchmal die Propyläen die Sie wenigstens theilweise interessieren müßten.

An der Farbenlehre habe ich immer fortgearbeitet. Den Stoff habe ich im Engen und Klaren, über die Form des Vortags bin ich auch mit mir völlig einig, es kommt nun jetzt auf die Ausführung an, die dann freilich von Muße, Stimmung und Glück abhängt.

Schenken Sie beiliegenden Blättern einige Aufmerksamkeit und erhalten mir ein freundschaftliches Andenken.

Wie sieht es denn mit der Abhandlung über die Bärte aus? Lassen Sie mich auch davon gelegentlich etwas hören.

Weimar am 30. Decbr. 1799.

Goethe.[239]


14/4167.


An Friedrich Schiller

Hier schicke ich ein Exemplar der Propyläen mit der Anfrage ob Sie wohl heute Abend mich mit Ihrer Gegenwart erfreuen wollen Ich bin seit gestern nicht recht wohl und fast befürchte ich daß der kürzeste Tag noch Luft hat mir hinterdrein Händel zu machen

Am 31. Dec. 1799.

G.

Quelle:
Goethes Werke. Weimarer Ausgabe, IV. Abteilung, Bd. 15.
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