Freibeuter

[520] Mein Haus hat kein Tür,

Mein Tür hat ke Haus:

Und immer mit Schätzel

Hinein und heraus.


Mei Küch hat ke Herd,

Mei Herd hat ke Küch;

Da bratet's und siedet's

Für sich und für mich.


Mei Bett hat ke Gstell,

Mei Gstell hat ke Bett.

Doch wüßt ich nit enen,

Der's lustiger hett.


Mei Keller is hoch,

Mei Scheuer is tief,

Zuoberst zuunterst –

Da lag ich und schlief.


Und bin ich erwachen,

Da geht es so fort;

Mei Ort hat ke Bleibens,

Mein Bleibens ken Ort.[520]

Quelle:
Johann Wolfgang von Goethe: Berliner Ausgabe. Poetische Werke [Band 1–16], Band 1, Berlin 1960 ff, S. 520-521.
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