Januar.

[51] 1. Früh die Gemälde des H. Otto besehen, welcher schöne Dietrich von allerlei Manier hat, auch sonst manche gute Sachen.

Zu Tische bey Chevalier la Motte, wo nur Männer waren. Unterhaltung mit Moritz Bethmann. Abends im Conzert. Alte Bekannte angetroffen. Sodann zur Gesellschaft und Nachtessen bey Frege.

2. Früh 1/2 9 von Leipzig ab mit dem Schlitten, sehr schlechte Bahn, kamen nach 7 Uhr nach Dessau; als wir in Delitsch fütterten, kam der Erbprinz.

3. Früh das neue Kupferstecher Institut im kleinen Schlosse, sodann zu Biegler der am rasenden Herkules nach Dominichin arbeitete. Einige Visiten. Bei Prinz Hans Georg zur Tafel. Visiten. Comödie die Hagestolzen. Mad. Sehring ist leidlich im Fache der komischen Mütter aber ohne Energie; ihr Mann ein guter Schauspieler an das Chevalierfach grenzend. Eine gute Figur, kein unangenehmes Organ und ein leichtes Betragen. Mademoiselle Neefe ist eine sehr leidliche[51] Actrice. Zwar nicht gebildet aber von gutem Naturell, sie spielte die Rolle der Margrethe recht artig und man sah wohl, daß sie die Dem. Koch gesehen hatte. Soupe bei Hofe.

4. früh zu Herrn von Loen und zu den Hofdames, Graf Waldersee und Berisch. Die neue Brücke besehen. Mittags Tafel bey Hof. Abends Ball bey Prinz Hans Georg.

5. Früh mit Graf Waldersee ins Luisium das Bild der Angelika zu sehen. Mittags bey Hof, nach Tafel bey Fr. Gräfin Waldersee. Abends Comödie die Müllerin.

6. Früh um 9 Uhr von Dessau, Abends um 5 Uhr in Leipzig. Auf den Ball wo 216 Personen gegenwärtig waren und ich viele Bekanntschaften machte und erneuerte.

7. Früh auf der Sternwarte mit Doctor Fischer, sodann im Beygangischen Museum. Beym Prinzen von Darmstadt zu Tische. Abends bey Bethmanns zu Tische. Diskussion mit dem Abbe Sabbatier über die Nothwendigkeit die Vorurtheile zu unterhalten.

Schriften des Abbe Sabbatier:

Tableau philosophique de l' esprit de Mr. de Voltaire;

Trois siecles de la Litterature Francaise

8. Früh bey Baudirector Dauthe sein Gartenhaus zu sehen. Hernach bey Professor Hedwig, der mir[52] schöne Präparate und Zeichnungen wies; beym Prinzen von Darmstadt zu Tische. Diskussion mit Plattner über die verschiedenen Arten der Wohlthätigkeit. Abends im Conzert von Herrn Schlick, nachher noch eine Stunde beym Prinz von Darmstadt.

Das Schema zum Schluß des epischen Gedichtes ward in diesen Tagen fertig.

9. Früh bei Pensa die römischen Zeichnungen zu sehen, dann zu Buchhändler Fleischer den Globus zu bestellen. Ferner eine Vorlesung ins Geheim angehört; beym Prinzen von Darmstadt zu Tafel, einige Visiten, bey Crayen zum Thee. Abends zu Hause.

10. Früh gegen 9 Uhr von Leipzig. Abends um 11 Uhr in Weimar.

11. Den ganzen Tag zu Hause mit verschiednen Anordnungen beschäftigt.

12. gleichfalls.

13. Früh 1/2 8 Uhr nach Jena. Zu Schiller. Mittags mit Knebel und Jacobi im Schloß gegessen, nach Tische den Wasserbau besehen, dann zu Humboldts, wo ich den jüngern Bruder, Doctor Scherer und Fischer fand. Dann zu Loder; hernach zu Schiller, wo sich auch meine Gesellschaft und die Humboldtische befand. Nachts 1/2 12 Uhr kamen wir wieder nach Weimar.

14. Früh Hermann de Metris. Böttiger wegen des[53] epischen Gedichts. Probe eines Stücks der Mozartischen Messe. Die Gemmen wurden abgegossen. Abends gegen 4 zu Fräulein von Göchhausen.

16. Die anonyme Schrift über die Kriegskunst. An Cellini corrigirt.

17. Eine Abtheilung Cellini corrigirt. Brief an Meyer. Mittags bey Hofe, Abends Vaillants Reisen, mit Jacobi über sein Gedicht.

18. Correctur des Cellini, verschiedene Geschäfte auf dem Theater. Bey Knebel im Garten über deutsche Prosodie gesprochen. Mit Seren. auf dem Zimmer gespeist. Abends zu Geh. R. Voigt.

19. Mittag bey Hofe. über die Volterranischen Gewölbe.

20. Bey der reg. Herzog. Fortsetzung der Demonstration über die Metamorphose der Inseckten. Abends Redoute.

21. Mittag bey Hofe Abends cosi fan tutte.

22. Optic. Zu Hause. Nachmittag Jagemann. Abends Böttcher.

23. Optic. Mittag die Fürstlichen Kinder Abends die reg Herzoginn zum Thee.

24. Optic. Mittag Hof. war die Landgr. v. Homburg. Stille Wasser. Mad Blumenfeld.

25. Mittag bey Hofe.

26. Früh Dem. Jagemann. Optic. Mittag mit dem H. auf dem Zimmer Abends Thee und Ball bey mir.[54]

27. Früh bey der Herzoginn, Demonstr. Mittags auf dem Zimmer gespeist. war H. von Zach gekommen. Abends Ball.

28. Früh. Contrackt mit Mlle Jagemann. Mit Böttcher abgeschlossen wegen dem Almanach. Mittag zu Hause. Ab. Heimliche Heyrath.

29. Früh Probe des Hausfriedens. Zu Hause.

30. Vorstellung des Hausfriedens.


Quelle:
Goethes Werke. Weimarer Ausgabe, III. Abteilung, Bd. 2, S. 51-55.
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