Juni.

[53] 1. Nebenstehendes abgesendet durch Expressen: Verordnungen an Güldenapfel, Vulpius und Weller, Beschleunigung der Bibliotheksgeschäfte betreffend. Überlegt an indischer Dichtkunst. Im untern Garten. Zu Tische mit Ulriken. Nach Berka, woselbst Feyerlichkeit war des Flurzuges. Bald zurück. Des Nachts für mich. Friedrichs 11. Unterricht an seine Generale.

2. Nebenstehender Brief. Herrn Grafen Brühl, wegen Aufführung des Fausts, nach Berlin. Della Valle abgeschlossen. Abschrift gefördert. Um 11 Uhr gebadet. Zwey Griechen von Leipzig kommend. Mittag Prof. Renner.

3. Nach Tisch Frau Prof. Riemer und Kind. Um vier Uhr die Prinzessinnen, der Prinz, auch der Erbgroßherzog. Mit Ulriken spazieren gefahren, über Belvedere. Abends Hofrath Meyer, später Canzler von Müller.

4. Untenstehende Briefe abgeschlossen: Herrn Geheimerath Wolf nach Berlin. Geheime Hofrath Blumenbach nach Göttingen. Beyden den Dawe angemeldet und die Festgedichte gesendet. Hofrath Sartorius. Brief an Dawe. – Manuscript sämmtliche Reisebeschreibungen[53] betreffend an Prof. Riemer. Um 12 Uhr gebadet. Mittags zu zwey. Abends spazieren gefahren. Später Hofrath Meyer, über das nächste Stück Kunst und Alterthum. Später Canzler von Müller, Entdeckung der geheimen Gesellschaft zu Gießen.

5. Meyerische Recensionen abgeschrieben. Was zum Druck nächstens zu befördern überdacht. Gebadet. Mittag zu zwey, drohendes Gewitter. Abends nach Jena. – An Herrn Dr. Seebeck nach Berlin.

6. Rath Vulpius wegen Bibliotheksangelegenheiten. Prof. Renner. Hofrath Fuchs. Beyde wegen Homburg und Schröter. Dr. Weller in Bibliotheksangelegenheiten und was zunächst zu thun sey, die Doppelrepositorien nämlich in den Hauptsaal zu bringen. Rath Vulpius, den neugefertigten Catalog der Buderischen Manuscripte vorzeigend. Einiges Entoptische. Mittag mit Hofrath Meyer zu den Prinzessinnen, sodann nach Hause. Gegen Fünf nach Weimar. Abends mit Ulriken. Allgemeine Zeitung. Betrachtung über die herannahenden Resultate des bayerischen Landtags.

7. Kunst und Alterthum 2. Bandes 2. Stück zu schematisiren angefangen, so wie die Fortsetzung von der Morphologie und Naturwissenschaft gleichfalls durchgesehen. Mittag zu zwey. Kam Hofrath[54] Meyer. Mit demselben die nächsten Arbeiten durchgesprochen. Abends Canzler von Müller. Landtagsverhandlungen 1. Stück gedruckt.

8. Kleine Sprüche und Sentenzen ausgesucht und dictirt. Nachher sowohl Morphologie als Naturwissenschaft, auch Kunst und Alterthum vorgenommen, um zu sehen, wie die Ausarbeitungen nunmehro stehen. Mit John den Aufsatz wegen dem vrai libral. Mittag Riemers und Hofrath Meyer. Pietro della Valle und anderes durchgesprochen. Osteologischer Typus von 1795 umgeschrieben. Abends allein. Osteologica durchgedacht.

9. Osteologischer Typus, weiter redigirt und einiges mundirt. Nebenstehendes besorgt: An Herrn Frommann ferneres Manuscript, östliche Reisende betreffend, mit dem Boten. An Dr. Weller die drey Tagebücher mit der Post. – Mittags mit Ulriken. Nach Tische: Fortsetzung der bezeichneten Arbeiten. Hofrath Meyer. Landtagsverhandlungen in Schloß Dornburg 1. Heft. Verabredungen mit Meyer wegen Kunst und Alterthum. Canzler von Müller etwas spät.

10. Nebenstehende Expeditionen. Brief an: Herrn Oldendorp nach Schulpforta; Herrn Prof. Weise nach Halle; Herrn Prof. Tieck nach Berlin. (Laut Concepten.) – Aufsatz über comparirte Osteologie weiter durchgearbeitet und durch John in's Reine geschrieben. Die älteren Convolute[55] deßhalb durchgesehen. Mittags zu zwey. Weimarische Landtagsverhandlungen. Einige briefliche Expeditionen. Spazieren gefahren. Hofrath Meyer, der von Jena kam, angetroffen; mit ihm weiter gefahren; er blieb zu Tische. Erzählung der Jenaische Abenteuer in Betreff des schwarzen Beckers.

11. Einige Briefe mundirt. Spazieren gefahren. Briefe nach Dresden. Morphologie. Mittag zu zwey. Nach Tisch Canzler von Müller, Lenzens Pandämonium bringend. Maler Raabe von Breslau. Mit Hofrath Meyer spazieren gefahren nach Neu-Wallendorf. Steinbrüche daselbst. Unterhaltung über einen Brief des Staatsrath Schnitz und Beschluß deßhalb.

12. Einige kleine Expeditionen. Namens-Verzeichniß derjenigen, an welche Exemplare meiner Werke geschickt habe. Von Frommann den 27. Revisionsbogen erhalten und zurückgesendet. Brief an Rochlitz. Am osteologischen Typus mundirt. Hauptmann Raabe und Herr von Kleist. Prof. Renner zu Tisch. Mit demselben im untern Garten gefahren. Wieder zurück. Die Bibel von Raphael besehen. Hofrath Meyer; über Raabens von Berlin mitgebrachte Papiere. Abends allein mit Ulriken.

13. Nebenstehende Expeditionen: Zwey Paquete, meine Werke enthaltend, eines an Zelter, eines an[56] Rochlitz. Brief an Major von Verlohren, eingeschlossen Brief an meinen Sohn. – Major von Knebel und Dr. Weller. Schema der Osteologie revidirt. Mittags Fräulein von Milkau, als Braut, Regierungsrath von Mandelsloh, als Bräutigam; Major von Knebel, unverhoffter Gast; Frau Prof. Riemer; Canzler von Müller; Major von Kleist; Ulrike von Pogwisch; Cammerherr Oberforstmeister von Fritsch; Oberbaudirector Coudray; Hofrath Meyer; Hauptmann Raabe; Prof. Riemer und Dr. Weller. Nach Tische und Abends für mich allein. Den 15. Band des Peintre-Graveur von Bartsch durchgesehen.

14. Alte Papiere naturhistorischen Inhalts verzeichnet. Schauspieler Haide und Unzelmann, wegen der Aufführung von Götz von Berlichingen. Sie übersendeten mir die Tragödien von Raupach, wovon ich die mittlere las, ingleichen zwey Acte von Müllners Albaneserin, die ich näher beleuchtete. Mittags mit Ulriken. Kam die ägyptische Inschrift, gesendet von Herrn von Schlichtegroll. Fuhr mit Ulriken in den untern Garten, über Oberweimar, gegen das Erfurter Thor und überblickten die Krautländer. Schreiben an Staatsrath Schultz concipirt. Oberbaudirector Coudray. Brückenauer Badegeschichten. Bärenschädel aus der Muggendorfer Höhle von Herrn von Wrede. Hofrath Meyer, später Canzler von Müller.[57]

15. Den Schultzischen Brief mundirt. Genast. Acten geheftet. Spazieren gefahren, John Briefconcepte dictirt. Mit Ulriken zu Tische. Nachher Raphaels Zeitgenossen nach Bartsch. Hofrath Meyer. Blieb zu Tische. Die Raabische Sendung besprochen.

16. Nebenstehende Expeditionen: Brief an Staatrath Schultz nach Berlin (laut Concept). Paquet an Güldenapfel nach Jena (ein Rieß Papier zum Catalog). – Genast und Sohn, auch Schauspieler; sang der junge Genast einige Arien und Lieder. Zu Ihrer Hoheit der Großherzogin, wo die Prinzessinnen waren, auch Staatsminister von Fritsch. In's Palais zu Conditor Stenger, die ausgestopften Vögel zu sehen. Zu Hause Abschiedsbesuch von Geheimderath von Einsiedel. Empfehlungsschreiben für Schiller und Unzelmanns ajustirt. Kam das Blücherische Modell von Rauch aus Berlin durch Herrn von Stein. Mittag mit Ulriken. Nach Tische Bartsch und Kupfer. Hofrath Meyer. Über das Modell. Abends von Schiller, von Stein, der Canzler und Frau von Pogwisch.

17. Spät aufgestanden. Jones Verdienste und Ironie. Einige Briefe. Kaufmann restaurirte das Blüchersche Modell. Mittags zu zwey. Nach Tische Bartsch und Kupfer. Abends bis Umpferstedt gefahren. Mit Ulriken allein.[58]

18. Briefe mundirt. Um 11 Uhr Herr von Stein, über das Blücherische Modell gesprochen. Mittag zu zwey. Nach Tische Lombardische Schule. General- Superintendent Krause. Zum Abend Frau von Stein, Fräulein von Staff, Stiftsdame; Herr von Stein und Tochter; Herr und Frau Prof. Riemer, Coudray und Meyer. – An Herrn Frommann das Manuscript zum Nachtrag des Divans. Herrn Dr. Boisserée nach Stuttgardt, neue Anregung zur Correspondenz. Herrn Präsident von Weiden, Dank für einen überschickten Bärenschädel.

19. Nebenstehendes besorgt: Erstes Manuscript der Osteologie nebst Brief an Frommann nach Jena. Paquet und Brief mit meinen Werken an Schlosser in Frankfurt. – Carlsbader Mineralien-Sammlung für Petersburg. Ordnung in den vorderen Zimmern. Mittags mit Ulriken. Nach Tische Verdienste der Künstlerfamilie Ghisi in Mantua. Mit Herrn Hofrath Meyer spazieren gefahren um's Webicht. Ulrike aus Salomo's Urtheil. Dr. Weller war von Jena gekommen.

20. Ging Dr. Weller nach Jena zurück mit verschiedenen Expeditionen. Verordnung an Rentamtmann Müller wegen des Fruchtdeputats für die Allgemeine Litteratur-Zeitung. Prof. Renner wegen der Prosectorstelle. Mittag mit Ulriken.[59] Die Kiste nach St. Petersburg gepackt, Briefe deßhalb concipirt. Kam eine Kiste Mineralien vom Herrn Ritter von Giesecke. Dieselbe ausgepackt geordnet und betrachtet. Herr von Stein. Über schlesische und andere preußische Verhältnisse. Vor Tische hatte Canzler von Müller Abschied genommen, der nach Neustadt ging. Aufsatz des Herrn von Lindenau im Oppositionsblatt wegen des Contingentes. Berliner Zeitung. Aufruf einer Jury aus Norddeutschland. Abends Hofrath Meyer, über diese und andere Gegenstände.

21. Verzeichniß der Mineralien von Giesecke. Urlaubsgesuch meines Sohnes an den Minister von Gersdorff; gewährende Antwort. Zum Druck das Neuste vorbereitet. Einige Briefe concipirt, andere mundirt. Mit Ulriken zu Tische. Nach Berka gefahren. Um 7 Uhr zurückgekommen. Hofrath Meyer, blieb zu Tische. Recapitulation der nächsten Zustände.

22. Aufsatz über botanische Metamorphose für den 9. Bogen des 2. morphologischen Heftes. Verschiedene Briefe concipirt. Sendung der Gieseckischen Mineralien einrangirt. Mittags zu zwey. Nach Tische einige Zeichnungs-Miscellaneen durchgesehen. Metamorphosen des Ovids. Brief an meinen Sohn nach Dresden. Kam Professor Zelter an, mit demselben den Abend zugebracht.[60]

23. Nebenstehende Briefe zur Post: Prof. Renner nach Jena. Dr. Gries nach Jena. Herrn Cammerrath von Goethe nach Dresden. – 26. und 27. Aushängebogen zum Divan. Professor Zelter spazieren gefahren an den untern Garten und in's Webicht. Zurück und mancherlei verhandelt über Musik und andere Kunstgegenstände. Mittag zu drey. Nach Tische Raphaels Bibel. Spazieren gefahren nach Belvedere. Abends Hofrath Meyer. Einige Lieder vorgetragen und sonst.

24. Nebenstehende Briefe mundirt und abgeschlossen: Herrn Rath Schlosser, Ankunft des Schnitzwerks, nach Frankfurt a. M. Bergrath Cramer nach Dillenburg. Präsident Nees von Esenbeck nach Bonn. – War das Schnitzwerk Adam und Eva wohl angekommen. Etwas zur Morphologie. Mit Zelter manches verhandelt. Die Kupfer nach Raphael angesehen. Mittag zu drey. Nach Tisch einige Musik. Kam Prof. Riemer. Kam Hofrath Meyer. Blieben Abends beysammen.

25. Ging Zelter fort. Morphologische Botanik. Schauspieler Wolff von Berlin. Mit demselben Theatralia, besonders auf Faust bezüglich, durchgesprochen. Mittags derselbe und Prof. Riemer. Blieben lange zusammen. 28. Revisionsbogen von Jena. Abends allein. Las Clytämnestra, ein Trauerspiel, Probestückchen junger Berliner Dichter.[61]

26. Zur Abreise nach Jena vorbereitet. Um 9 Uhr abgefahren, nach 11 Uhr in Jena. Entoptische Versuche bey völlig heiterem Himmel wiederholt; Übereinstimmung mit denen vor zwey Jahren. Mittag allein. Rentamtmann Müller wegen verschiedener Zettel. Kam Professor Zelter. Mit Dr. Weller spazieren gefahren. Nachts mit Zelter auf Winzerla; auf dem Wege die Johannisfeuer betrachtet.

27. Die nächsten Geschäfte geordnet und überdacht, Promemoria an Serenissimum wegen der Bibliotheksangelegenheit. Einiges zu Faust für Fürst Radziwill. 29. Revisionsbogen. Prof. Zelter. Zu den Prinzessinnen zur Tafel. Nach Hause. Sodann mit Zelter gegen Dornburg spazieren gefahren. Zu Major von Knebel, wo Obrist von Lynkers waren. Mit Zelter zu Frommanns, Unterhaltung über Mara, Catalani und mehrere Sängerinnen.

28. Johann aus der Druckerei, den 29. Bogen ihm zugestellt; neues Manuscript zur Morphologie. Professor Güldenapfel wegen seiner eigenen Angelegenheiten. Professor Werneburg wegen den Maschienen zur angewandten Mathematik. Inspector Bischoff wegen seines Quartiers. 10 Uhr auf die Bibliothek, daselbst alles betrachtet und überlegt, auch einiges angeordnet. Nach Hause. Einiges den Druck betreffend nachgearbeitet. Zu[62] Major von Knebel zu Tische. Um 4 Uhr nach Hause. Prof. Renner Nachricht bringend, daß die Kinder in Weimar angekommen. Herr Frommann kam zum Versuch. Mit Major von Knebel spazieren gefahren nach Lobeda. Nachts zu Hause den 30. Revisionsbogen durchgesehen. NB. Die Prachtausgabe der Lusiaden von der Bibliothek durchgegangen.

29. Vorbereitung auf den heutigen Botentag. Kam Hofrath Meyer. Auf die Bibliothek. Tischlermeister Werner wegen ferner aufzuschlagenden Repositorien. Zu Obrist von Lynker. Zu Hause gegessen. Der 30. Revisionsbogen in die Druckerei. Mit Dr. Weller nebenstehende Expeditionen: 1) Geh. Cammerrath Stichling wegen der Baulichkeit im Collegien-Gebäude. 2) Rath Vulpius wegen der Zettel. 3) Cammerjunker von Goethe. – Erhielt einen Brief von August; beantwortete denselben durch die Boten. Mit Major von Knebel nach Drackendorf und, da niemand zu Hause war, wieder zurück. Abends für mich. Die Bibliotheksgeschäfte durchgedacht und schematisirt.

30. Die Prinzessinnen geben Nachricht, daß die Herzogin Bernhard mit einem Sohne niedergekommen. Etwas zur botanischen Morphologie. In das Schloß. Anmeldung bey den Herzogen. In der Bibliothek. Zu Herrn von Ziegesar, der[63] Session hatte. Mittag für mich. Johann aus der Druckerey, Verabredung mit ihm. Manuscript zum 9. Bogen der Morphologie durchgesehen. Manuscript in die Druckerey bis Diez incl. Besuche von Stein, von Staff und Obrist von Lynker. Professor Kosegarten. Seine Vorlesungen über die Psalmen besprochen; ferner über Eichhorns Propheten, arabische Rhythmik u.s.w. Mit Major von Knebel nach Zwätzen. Sendung von Weimar mit vielfachen Depeschen aller Orten her.


Quelle:
Goethes Werke. Weimarer Ausgabe, III. Abteilung, Bd. 7, S. 53-64.
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