März

[171] 1. Vorbereitungen von Briefen und Expeditionen: Assignation auf siebenhundert Thaler Sächs. an Elkan, nebst Avisbrief an Herrn Cammerrath[171] Frege nach Leipzig. – Aufenthalt in Münster. Mit Fräulein Ulrike spazieren gefahren. Dr. Körner brachte den entoptischen Apparat. Mittag zu dreyen. Mein Sohn war nach Hetschburg gegangen. Im Garten; sehr schönes Wetter. Abends Professor Riemer.

2. Kam eine neue Sendung Steindrücke von Boisserée's an. Nebenstehende Expeditionen: Herrn Dr. Weller, die Transactionen der neuen Yorkgesellschaft, nach Jena. An Färber, Archiv der Urwelt, Bestellung einer Abzeichnung unseres Urstiers, deßgleichen. Herrn Dr. Bran, Gascoigne's Gedichte auf Kenilworth. Wesselhöfts Druckerey, Manuscript Feldzug von Fol. 193 bis 214 incl. – Schema zu weiterer Fortsetzung der Nachhausereise. Mittag zu vieren. Nach Tische brachte Fräulein Adele den bronzenen Bacchus von Staffs. Abends Hofrath Meyer die Boisseréeschen Steindrücke durchgesehen. Rückzug der Franzosen über die Beresina.

3. Schemas des Rückwegs von Münster, auch des Studiums der Gallizinischen Gemmensammlung. Dr. Weller verschiedenes bringend und anfragend. Um's Webicht gefahren und in den untern Garten, wohin mein Sohn kam. Mittags zu vieren. Nach Tische die politischen Begebenheiten von den Jahren 1789-1814 von Patje. Abends Brief von Boisserée. Übrigens allein.[172]

4. Früh Kohlen- und Pflanzenabdruck. Sendung von Ilmenau von Mahr. Winter von 92 auf 93; die Expedition auf den Hundsrück, Reinigung des Terrains von Feinden; Einschließung von Maynz vollendet. Mit Ottilien nach Belvedere spazieren gefahren; Frau und Fräulein von Lyncker getroffen; ferner gegen Erfurt zu. Mittag zu vieren. Bey sehr schönem Wetter bis Sonnenuntergang im Garten. Die ersten Krokus waren hervorgekommen. Nachts Herr Canzler von Müller. – An Rentamtmann Mahr nach Ilmenau, Empfangs- und Danksagungsschreiben.

5. Brief an Dumont nach Frankfurt a. M. von Zeltern. Winter von 92 auf 93. Mit den Frauenzimmern spazieren gefahren um's Webicht. Befand mich nicht zum Besten. Abends Hofmedicus Rehbein. Leidige Nacht.

6. Brachte Maler Kolbe ein historisch Gemälde, Helena und Paris, ferner d' Altons Porträt. Wegen Katarrhs las ich verschiedenes, um die Zeit hinzubringen. Mittag zu vieren. Wie früh morgens gelesen, besonders die neusten Stücke von Bran. Gegen Abend kam Sendung aus England von Hüttner.

7. Mancherley Expeditionen: An Herrn Hüttner nach London, Dank dagegen. Den Aufenthalt bey Fürstin Gallizin ausschließlich durchgesehen.[173] Howards Climate of London, 2 Bände. Mittag zu vieren. Nach Tische mein Sohn, welcher bis zu Abend blieb, da denn Äußeres und Inneres, Gegenwärtiges und Künftiges ausführlich durchgesprochen wurde. Nachts Vorbereitung zur morgendlichen Sendung.

8. Einiges zur Rückkehr nach Hause im Jahr 92. Mehrere Briefe dictirt, mundirt und für's Nächste vorbereitet. Mittag zu vieren. Gegen Abend Hofrath Meyer. Polidors Manna frisch aufgezogen, Aufsatz über Pietro Cavallini. Portefeuille der Kupferstiche Raphaelischer Zeit.

9. Concepte und Munda mehrerer Briefe. Der Irrthum als seyen die Erotica von Augustin Carracci von der Bibliothek verloren löste sich auf. Briefe dictirt, mundirt, mancherley vorbereitet. Mittag zu vieren. Abends Professor Riemer, die Revisionsbogen und Manuscripten durchgegangen. – Herrn Dr. Nöhden in London Kunst und Alterthum III, 3. An Herrn Hüttner, eingeschlagen Rath Haage übergeben.

10. Augenübel vermehrte sich in der Nacht. Mittel dagegen. Überlegung des Nächstauszuführenden. Mittag zu dreyen. Mein Sohn hatte Hofdienst. Abends Fräulein Adele. Den Petersburger Maskenzug. Sodann Aufenthalt des Engländers im Reiche der Burmanen. – Verordnung an Hofrath Meyer und Vulpius wegen der[174] Almosen. An Wesselhöft Revisionsbogen 20, neues Manuscript von 215 bis 230 incl. nach Jena.

11. Schema zur Rückkehr von Münster; ingleichen den Weimarischen Winteraufenthalt. Das Augenübel minderte sich. Pferdesendung von Bürde in Berlin. Sendung von Carus in Dresden. Die rectificirte Zeichnung der Wirbelknochen. Mittag zu vieren. Nach Tische die Umschläge fortgesetzt. Abends Hofrath Meyer.

12. Winteraufenthalt in Weimar von 1792-93. Mittag zu dreyn. Mein Sohn hatte Dienst. Nach Tische Herr Dr. Fischer, Augenarzt von Erfurt. Herr Canzler von Müller Abschied nehmend nach Jena. Betrachtung des Nächstzuunternehmenden. Abends mein Sohn. Oberbaudirector Coudray. Die von den Reutern zurückkehrenden Frauenzimmer. NB. Früh war die Zeichnung von Carus an Ermer übergeben worden.

13. Nebenstehende Expeditionen: Wesselhöfts Druckerey Revisionsbogen 21 zurück, ingleichen neues Manuscript von 31 bis 38 incl. nach Jena. An die Gebrüder Will zu Schweinfurt. Herrn Professor Zelter nach Berlin. – Oberbaudirector Coudray von Serenissimo gesandt, wegen der am Regierungshofe her zu führenden Mauer. Winteraufenthalt zu Weimar. Papiere für den Staatskalender. Voyage de[175] Polyclète, 3 Vol., durch Gräfin Henkel. Mittag zu dreyen. Nach Tische Fräulein Adele. Umrisse der italiänischen Reise besehen. Später las Ottilie in den Miscellen die Geschichte der Marine Englands. Später mein Sohn; Publica et Privata.

14. Nebenstehende Expeditionen: Herrn Dr. Schlosser nach Frankfurt a. M., eingeschlossen an Dumont. Wesselhöfts Druckerey, den 22. Revisionsbogen, Jena. – An dem Winteraufenthalt zu Weimar. Geh. Secretär Müller wegen des Staatskalenders. Mittag zu dreyen. Vor- und nachher im Garten. Abends las Ottilie die Berliner Zeitung. Hofrath Meyer war nach Tische eine gute Zeit da gewesen.

15. Winteraufenthalt in Weimar. Einige Oberaufsichts-Expeditionen präparirt. Abschrift der Recension Gallizinischer Gemmen. Mittag zu dreyen. Im Garten bis Abends. Professor Riemer, welcher zu Tische blieb.

16. Winteraufenthalt in Weimar abgeschlossen und an Hofrath Meyer gesendet. Mittag zu dreyen. Abends Fräulein Adele; las des Schiffers ...... Biographie. – An Dr. Weller, mit 2 Thlr. 21 Gr. von meinem Sohn, nach Jena.

17. An der Maynzer Belagerung revidirt. Mittag zu dreyen. Fräulein Ulrike war nicht wohl. Nach Tische Betrachtung der Gallizinischen Steine. Abends Hofrath Meyer, Verhandlung wegen des[176] Winteraufenthalts von 92. Canzler von Müller, das Porträt durch Kolbe bevorwortend.

18. Circulare wegen des Secretariats bey der Academie zu Erfurt expedirt. Kam der 23. Revisionsbogen. Vorwort zum deutschen Gil Blas. Befand mich nicht wohl und legte mich zu Bette.

19. Blieb liegen. Besuchten mich Geh. Hofrath Huschke und Hofmedicus Rehbein. Ging um vieles besser. Blieb jedoch im Bette und bedachte alles Nächstbevorstehende. Abends Hofrath Meyer, Canzler von Müller.

20. Bericht von Vulpius wegen des Münzcabinets. Verschiedenes was zunächst notwendig schien vorgenommen. Mittag zu vieren. Nach Tische Professor Riemer, wurden Graeca gesprochen. Abends Canzler von Müller. Hofmedicus Rehbein. – An Wesselhöft der 23. Bogen Revision nach Jena.

21. Blieb im Bette. Brachte mein Sohn mehrere Concepte. Die Urwirbel des Carus von Ermer in Holz geschnitten. Nebenstehende Expeditionen: Verordnung an Cammercalculator Wölffel jun., die Almosenbeyträge betreffend. Deßgleichen an die Ar mendeputation in dieser Hinsicht. Herrn Steuerrath Göring eben deßwegen. Herrn Cammerrath von Goethe, Verordnung wegen Abnahme und Übergabe der OberaufsichtsHauptkasse.[177] Deßgleichen an Wölffel in dieser Sache. Deßgleichen an Sehrwald, nach Concept. – Mittag zu vieren. Nach Tische mit meinem Sohn. Abends Fräulein Adele, die Biographie Nettelbecks fortsetzend.

22. Nebenstehende Expeditionen nach Frankfurt a. M.: Herrn Rath Schlosser nach Frankfurt a. M., enthaltend drey eigenhändige Briefe von G., Assignation auf 50 fl. Rhein., Avisbrief deßhalb an Herrn von Cotta. – Antwort an von Henning durchgedacht; ingleichen das Vorwort zum deutschen Gil Blas. Mittag zu vieren. Gegen Abend Professor Riemer. Griechisch und Lateinisch, Etymologie und Styl durchgesprochen. Das Pensum auf morgen vollendet.

23. Vorbereitung zu mancherley Expeditionen und Ausführungen. Nebenstehende Briefe und Sendungen: Herrn Wesselhöfts Druckerey, Weimarischer Winteraufenthalt von Fol. 239 bis 258 incl. nach Jena. Herrn von Henning nach Berlin. Herrn Professor Dr. Carus nach Dresden. – Mundum des Vorworts zum deutschen Gil Blas. Mittag zu vieren. Zum erstenmal wieder vornen gegessen. Nach Tische mit Ulriken über Berlin. Besah und bedachte die Kupfer nach Polidor. Abends Hofrath Meyer; er las den Anfang der Campagne vor.

[178] 24. Vorwort zum deutschen Gil Blas fortgesetzt. Ingleichen Correctur des Tagebuchs von Maynz. Mittag zu vieren. Nach Tische Tagebuch. Abends Oberbaudirector Coudray. Zeitig zu Bette.

25. Fortgesetztes Tagebuch der Belagerung bis zum 22. July. Mundum des Vorworts des deutschen Gil Blas vollendet. Hofrath Meyer die Notizen bringend. Mittag zu vieren. Nach Tische Professor Riemer. Steindrücke und Kupfer besehen. Blieb bis gegen Abend, wo Rehbein kam. Späterhin Fräulein Ulrike verschiedene Tagsereignisse und Gespräche erzählend.

26. Mehreres expedirt und vorbereitet: Serenissimo Promemoria in verschiedenem. Staatsminister von Fritsch, wegen der Almosenabgaben. – Kam der 24. Revisionsbogen an, wurde derselbe an Riemer gesendet. Mittag zu vieren. Nach Tische Kupferstiche betrachtet und die Einnahme von Maynz durchgesehen. Abends Hofmedicus Rehbein.

27. Früh einige Vorbereitungen in den vordern Zimmern. Besuch der Frau Großherzogin Königl. Hoheit. Gmelins Kupferstiche vorgezeigt. Einnahme von Maynz. Mittag zu vieren. Nach Tische einige Portefeuilles durchgesehen und geordnet. Abends Hofrath Meyer, der Herr Canzler und Gräfin Julie. – Den 24. Revisionsbogen an Wesselhöft.

[179] 28. Einnahme von Maynz. Kugelporphyr gesandt von Herrn von Stein aus Breslau. Vorwort zum deutschen Gil Blas. Mittag zu vieren. Nachmittags Venetianische Schule, besonders die von Zelter gesendeten Kupfer betrachtet und einrangirt. Abends Hofrath Meyer, Kunstgeschichte und Campagne. – Herrn Major von Staff nach Erfurt.

29. Vorwort zum deutschen Gil Blas. Tizianisches Bild ausgelegt. Die Edelsteinsammlung und ihre Ordnung abgeschlossen. Serenissimus sendeten einen Kasten mit Mineralien für Jena. Mittag zu vieren. Nach Tische Venetianisches Portefeuille. Ferner Cephalus und Prokris nach Julius Roman, diese Fabel in den Metamorphosen des Ovids gelesen. Professor Riemer. Oberbaudirector Coudray. Nachts Montaigne's Reise nach Deutschland und Italien.

30. Mundum des Vorworts. Nebenstehende Expeditionen: Wesselhöfts Druckerey neues Manuscript von Fol. 1 bis 26 incl., Revisionsbogen 25. Herrn Baron von Stein, Breslau. – Herr Obrist von Eschwege besuchte mich und erzählte von seiner Reise. Kupferstich nach Tizian für Zelter. Mittag zu dreyen. Ottilie blieb bey dem Kinde wegen des Scharlachfriesels. Nach Tische Kupfer einrangirt. Montaigne's Reise. Abends mit meinem Sohn.[180]

31. Etwas an der Campagne revidirt. Ingleichen den Aufsatz über das Tizianische Blatt an Zelter. Herr Rath Helbig übernahm das Großherzogliche Edelstein-Cabinet. Professor Güldenapfel und Dr. Weller wegen Jenaischer Bibliotheksgeschäfte. Mittag zu dreyen. Fräulein Ulrike war zu Münchhausens gezogen. Nach Tische brasilianische Stufen von Serenissimo. Abschrift des Aufsatzes über die Tizianische Landschaft. Abends Hofrath Meyer. Sodann Oberbaudirector Coudray, die Maynzer Risse und Aussichten angesehen. – Herrn Professor Zelter nach Berlin.


Quelle:
Goethes Werke. Weimarer Ausgabe, III. Abteilung, Bd. 8, S. 171-181.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Holz, Arno

Papa Hamlet

Papa Hamlet

1889 erscheint unter dem Pseudonym Bjarne F. Holmsen diese erste gemeinsame Arbeit der beiden Freunde Arno Holz und Johannes Schlaf, die 1888 gemeinsame Wohnung bezogen hatten. Der Titelerzählung sind die kürzeren Texte »Der erste Schultag«, der den Schrecken eines Schulanfängers vor seinem gewalttätigen Lehrer beschreibt, und »Ein Tod«, der die letze Nacht eines Duellanten schildert, vorangestellt. »Papa Hamlet«, die mit Abstand wirkungsmächtigste Erzählung, beschreibt das Schiksal eines tobsüchtigen Schmierenschauspielers, der sein Kind tötet während er volltrunken in Hamletzitaten seine Jämmerlichkeit beklagt. Die Erzählung gilt als bahnbrechendes Paradebeispiel naturalistischer Dichtung.

90 Seiten, 5.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Sturm und Drang. Sechs Erzählungen

Geschichten aus dem Sturm und Drang. Sechs Erzählungen

Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Michael Holzinger hat sechs eindrucksvolle Erzählungen von wütenden, jungen Männern des 18. Jahrhunderts ausgewählt.

468 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon