Mai.

[187] 1. Ungünstige Nacht, doch aber bey Zeiten aufgestanden und einiges Geschäft begonnen. Mittag für mich allein. Virgils Aeneis fortgelesen. Abends Herr Canzler von Müller und Oberbaudirector Coudray.

2. Zeichnung von Fräulein Poppenheim aus Straßburg. Virgil weiter gelesen. Die Didonischen Abenteuer beendigt. Einiges der spätern Anordnung meiner Werke vorgesucht. Mittag für mich im Stillen. Die Reihe meiner Werke möglichst übersehen. Abends Professor Riemer. Einiges auf Helena bezüglich.

3. Kam der 20. Band von Göttling. Übrigens bey nicht vortheilhaftem Befinden den Tag in der Stille zugebracht. Herr von Cotta sendet den Abdruck der Anzeige. Ich überlegte solche und entwarf Emendationen. – Den 21. Band an Herrn Professor Göttling. An die Kirchenräthin Paulus nach Heidelberg.

4. Kam ein Schreiben des Herrn Minister Grafen[187] von Bernstorff. Fuhr in gestrigen Überlegungen fort. Gegen Abend Canzler von Müller, welcher das Büchlein meines Jubiläums überreichte. Auch Professor Riemer, mit welchem die Anzeige der Werke durchging.

5. Gebadet. Einige Briefe dictirt. Aus der Bibliothek waren die höchsten Herrschaften mit dem König von Württemberg gewesen. Überlegte mir einen freundlichen Brief von Zschokke als ein wichtiges Beyspiel der im Grund und Ausübung unendlich verschiedenen Denkkräfte und Denkweisen der Menschen. – Herrn Rath Grüner nach Eger.

6. An den nothwendigsten Speditionen fortgearbeitet. Leidliches Befinden. Mittag für mich. Nachher Fräulein Ulrike, erzählend die Abenteuer des Falles und die Begebenheit mit den Handwerksburschen. Fräulein Adele erzählte sinnig gar manche gesellige und freundschaftliche Verhältnisse. Von Trier kam das römische Monument zu Igel, behandelt von Hawich und Neurohr; eine willkommene Erscheinung; ich ging sowohl Text als Abbildung durch. Sonst hatte ich noch einige Briefconcepte dictirt. – Frau Geh. Kirchenräthin Paulus nach Heidelberg, mit zwey Bronze-Medaillen. Herrn Obermedicinalrath von Froriep, wegen dem Leipziger Bücherinspector.

[188] 7. Nebenstehendes ausgefertigt: Herrn von Cotta nach Stuttgart. Herrn Heinrich Zschokke nach Aarau. – Die Schillerschen Briefe wieder vorgenommen. Ingleichen bedacht, was an einige Freunde zu erlassen seyn möchte. Unterhaltung mit Ulriken. Ingleichen mit meinem Sohn. Las von Stephan Schütze: Heitere Stunden, den 1. Band. Oberbaudirector Coudray wegen des Jenaischen Gebäudes und der dabey vorkommenden Irrung. Betrachtung des Monuments von Igel.

8. Nebenstehende Briefe: Herrn Frommann nach Jena. Herrn Meyer nach Minden. – An Stephan Schütz kleinen Geschichten fortgelesen. Manzoni's Werke neuste Ausgabe. Einiges dictirt über mein Verhältnis zu fremden Litteratoren und Litteraturen. Schreiben an Herrn von Willemer. Ihro Königliche Hoheit der Großherzog. Mittag im Stillen für mich. Gegen Abend der Engländer, Cromie, der mir die Geschichte seiner Dresdner Reise erzählte. Herr Canzler von Müller, über die Neigung seines Sohnes etwas Näheres und praktisches zu erfahren. Herr Soret, den ich mit einigen Auszügen aus dem Globe, nicht weniger der von Zachischen Correspondenz unterhielt. Las die heitern Stunden von Stephan Schütze durch.

9. Nebenstehendes. Sonstige Concepte an Schuchardt[189] dictirt. Chirurgus Kladzig producirte das Siebenjährige Bauernmädchen, das in ein Arzneyglas gefallen war und sich quer durch's Gesicht geschnitten hatte, glücklich nach erster Intention geheilt. Manzoni über die Longobarden. Niethammer über die bayerischen Generalsynoden. Mittag still für mich. Gegen Abend Professor Riemer. Briefconcepte durchgegangen, dann über die Chöre von Helena gesprochen.

10. Mehrere Briefe eingekommen. Munda durch Schuchardt. Herr Genast über die letzten Tage des Geh. Hofrath Kirms sprechend. Ferner von dem Zustand seiner Kinder in Leipzig und deren vorseyenden Reise. John mundirte an der Helena. Mittag still für mich. Die Krönungsblätter König Georgs des Dritten. Abends Fräulein Ulrike. Staatskalender wegen fürstlicher Heyrathen. Briefe von Graf Reinhard, Vargas Bedemar und Blumenbach.

11. Reisen in Griechenland von Bröndstedt erhalten. Zwey Hefte Porträte von Gérard. Briefe dictirt. Mittag für mich. An der Reise nach Griechenland gelesen. Herr Oberbaudirector Coudray, ingleichen Canzler von Müller. Wurden die gegenwärtigen Verhandlungen über die Chausséen und sonstige Wege durchgesprochen. Späterhin suchte ich die Helena abzuschließen.

12. Nebenstehendes: Herrn Grafen Reinhard nach[190] Frankfurt am Main. Helena bedacht. Vorläufige Briefmunda besorgt. Fortgefahren in allem Begonnenen und Vorliegenden. Mittag für mich. Gegen Abend Professor Riemer. Einige Concepte, sodann Helena durchgesprochen.

13. Durchaus fortgefahren. Besonders die Lücken an Helena bearbeitet. Erhielt von den Buchbindern die aufgezogenen Bildchen. Ingleichen das Medaillen- Futteral für Bremen. Unterhaltung mit Bergrath Wahl, wegen des Starkischen Beyraths.

14. Das gewünschte Manuscript von Hofrath Meyer durch Schuchardt. Betrachtung desselben. Einiges daran gebessert und eingeschaltet. Nicht angenommene Besuche von Präsident Schwendler und General von Egloffstein. Angenommen Herrn von Froriep. Einiges über den Landtag. Ingleichen Dr. Gräbner. Sodann das Manuscript zu Kunst und Alterthum durchgesehen und überdacht. Mittag für mich. Die Porträts von Gérard ferner durchgedacht. Abends Canzler von Müller, einiges von Graf Reinhard wie auch von dem Lithographen Müller anzeigend. Oberbaudirector Coudray, Risse zu dem neuen Hause der Erholung. Dr. Eckermann, den ich den Anfang der Helena lesen ließ und mit ihm sprach.

15. Die Porträts von Gérard neben einander gelegt und übersehen. Kaiserlich Königl. Bildergallerie zu Wien die Hefte des dritten Bandes durchgesehen[191] und beachtet. Fräulein Adele, den Besuch von Geheime Räthin Loder und Fräulein Blumenbach vorbereitend. Vor dem Schauspiel Badeinspector Schütz. Nachher Hofrath Voigt. Jener von den Berkaischen Zuständen, dieser von Jena und den dortigen Richtungen der Aufmerksamkeit und der Studien erzählend. Schottische Gespenstergeschichten, aber höchst unerfreulich, aus dem gemeinsten niederträchtigsten Realismus, aus Furcht, fast ohne Einbildungskraft entsprungen. – Schreiben an den wirklichen Herrn Geh. Rath Schmidt von Phiseldeck nach Braunschweig.

16. Beschreibung der Gérardischen Portäts, sechs Bilder. Der junge Preller von Antwerpen kommend. Einiges Vor- und Nachwort zu den Gerardischen Porträts. Abends Professor Riemer. Einiges an Helena durchgegangen.

17. Dictirt an den Gérardischen Gemälden. Sulpiz Boisserée meldete sich. Wir brachten einen Theil des Morgens zusammen zu. Er speiste mit uns. Nach Tische Canzler von Müller. Ich blieb sodann für mich. Durchsprach den Abend mit Boisserée. Späterhin Unterhaltung mit meinem Sohn.

18. Die Gérardischen Bilder zu Ende dictirt. Einiges über die Ringe des Nicolaus Meyer. Von 10 Uhr an Unterhaltung mit Boisserée, über Graf Reinhard,[192] Carové, Eckstein und sonstige allgemeine und besondere Verhältnisse. Der junge Kestner, Enkel, zu Göttingen studirend. Mittag für mich. Vorn am Tische waren Dr. Boisserée, Canzler von Müller, von Froriep, Oberbaudirector Coudray und Professor Riemer. Ich sah noch ein paar junge Leute von Hannover, einen älteren Kestner und Herrn von Schrader. Blieb für mich, die Verhältnisse mit Boisserée durchdenkend. Dr. Eckermann, über die neusten Theaterstücke. Sein Verfahren mit den jungen Engländern und ihrem Führer. Mit dem letztern liest er die Pandora und behauptet mit ihm durchzukommen. Mit den jungen Leuten liest er die Eschenburgische Übersetzung des Shakespeare, damit sie nur einen allgemeinen Begriff von dem Dichter gewinnen. Nachher Dr. Boisserée; viele litterarische, Hof- und politische Verhältnisse durchgesprochen, besonders viel Pariser Persönlichkeiten.

19. Überdacht' ich das Vorliegende. Besprach sodann mit Dr. Boisserée das Nächste was auf die Ausgabe meiner Werke Bezug hat. Ein paar Göttinger Studirende. Aßen Mittags zusammen. Ich blieb gegen Abend allein, legte mich zeitig zu Bette.

20. Verschiedene Briefe an Schuchardt dictirt. Herr Boisserée beschaute die Porträte von Gérard. Bemerkung über diesen Künstler, über die vorliegenden[193] Nachbildungen, auch über dessen sorgsamen, zwischen den Partheyen sich hinhaltenden Charakter. Frau Geh. Räthin Loder, Fräulein Frommann, Herr Frommann. Dr. Sulpiz stellte sich denenselben gleichfalls vor. Angekommen war eine Sendung von Sauerländer. Las die Gründung von Maryland von Zschokke. Bergrath Wahl. Einige Unterhaltung über die vorwaltenden körperlichen Übel, ohne zu einem Entschluß wegen der Cur zu kommen. Hofrath Voigt und Frau, Fräulein Blumenbach, wozu Prinz von Hessen-Barchfeld. Mittag für mich. Abends Unterhaltung mit Professor Riemer, welcher den Besuch von einem Griechen gehabt hatte. Einiges über Helena.

21. Nebenstehendes: Herrn Professor Zelter, Berlin. John mundirte an Helena. Herzog Bernhards Tagebuch aus Boston zu lesen angefangen. Herr Bergrath Wahl einiges Ärztliche besprochen. Kam darauf Herr Geh. Hofrath Stark. Sprach von entschiedener anzugreifender Cur. Herr Canzler von Müller über die letzte landschaftliche Erklärung, einiges aus Straßburg und sonst referirend. Mittag für mich allein. Das Vorseyende überdacht, vorbereitet und entworfen. Einige Unterhaltung mit Herrn Boisserée.

22. Fuhr John fort an Helena zu mundiren. Ich beschäftigte mich mit dem Abschluß, dictirte einige[194] Briefconcepte an Schuchardt. Mittag speiste Herr Boisserée mit mir auf dem Zimmer. Vorläufige Botschaft wie es mit der theuren Gothaischen Erbschaft gehalten werde. Gegen Abend Bergrath Wahl. Ich hatte den zweyten Theil der Großherzoglichen Jubiläumsfeyer gelesen.

23. Einiges mit Boisserée. Um halb 11 Uhr Ihro Königliche Hoheit die Frau Großherzogin, welcher Dr. Boisserée die älteren und neueren Steindrücke vorwies und sowohl über die Kunstgeschichte als über die Technik der Lithographie manches bemerkte. Herr Canzler von Müller den Herrn Staatsrath Kunth, einen Freund des von Humboldtischen Hauses, einführend. Brachte den Aufsatz über Buchstabenschrift von Herrn von Humboldt mit. Mittag für mich. Dr. Boisserée speiste bey Schopenhauers. Abends mit Professor Riemer, das Verhältnis der Namen Charon und Charos.

24. Nebenstehendes: Herrn Geh. Hofrath von Cotta nach Stuttgart. Herrn Professor Le Bret nach Augsburg. – Sonst einiges zu Kunst und Alterthum dictirt. Nach 1 Uhr Serenissimus zur gnädigen Unterhaltung. Mittag Sulpiz Boisserée und die Familie. Die illuminirte Raphaelische Verlöbniß. Auch die Zeichnung von Julius Roman angesehen. Nach dem dritten Act von Tell Dr. Boisserée, welcher bis 10 Uhr[195] blieb. Den neuangekommenen Abdruck der Anzeige besprochen.

25. Einiges mundirt und vorbereitet. Den mundirten Theil der Helena durchgesehen. Dr. Sulpiz Boisserée. Über einen Aufsatz im Globe. Auch fand sich in No. 64 der zweyte Artikel der Recension der Übersetzung meiner Theaterstücke. Mittag für mich. Boisserée und mein Sohn speisten bey Coudray. Anfrage des Präsident Weyland wegen Paris. Canzler von Müller die Probedrücke der Berliner Medaille vorzeigend. Dr. Boisserée. Vielfache Gespräche über nähere und fernere Gegenstände.

26. Nähere Beachtung des Manuscripts zu Kunst und Alterthum. Die Recension meiner Schauspiele im Globe No. 55 und 64. Unterhaltung mit Dr. Sulpiz Boisserée. Mittag für mich. Die jungen Leute speisten bey Froriep. Dr. Wolff, von Dresden, Berlin und Hamburg erzählend. Abends Professor Riemer. Einiges Neugriechische. Porträte von Gérard. – Billet mit einer Bronzmedaille von Bovy an Herrn Präsident von Weyland.

27. Einiges vorbereitet zum neuen Hefte von Kunst und Alterthum. Unterhaltung mit Dr. Sulpiz Boisserée. Einiges mundirt, anderes concipirt. Frau von Wolzogen besuchte mich. Ging wegen des Papiervorraths eine Verordnung an Vulpius[196] ab. Mittag mit der Gesellschaft. Nach Tische Dr. Boisserée die Mantegna's gezeigt. Auch die Bolognesische Schule. Mein Sohn fuhr mit ihm nach Tiefurt. Ich las Herrn von Gagerns Antheil an der Politik 2. Band. Dr. Boisserée kam zurück. Wir sprachen noch manches Litterarische und politische durch. – Herrn Frommann nach Jena. Herrn Dr. Weller dahin, wegen des Gärtners Wohnung.

28. Von Gagerns Werke fortgesetzt. Die Exemplare der ersten Hefte von Kunst und Alterthum waren von Leipzig angekommen. Einiges geordnet. Herr Staatsminister von Fritsch. Über die Absendung des Manessischen Manuscripts nach Berlin sprechend. Manches andere, besonders bey Gelegenheit des von Gagerischen Werkes, über den Wiener Congreß und sonst. Mittag mit Herrn Dr. Boisserée und Ulriken. Abends Dr. Eckermann, der Helena weiter las. Herr Dr. Boisserée las die Übersetzung aus den Bacchä des Euripides. Manches über Paris. – Herrn Geh. Hofrath von Cotta nach Stuttgart.

29. John numerierte an den Schillerschen Briefen fort. Ich arrangirte einiges darin und las. Dr. Boisserée die Recension der Übersetzung meiner dramatischen Werke im Globe. Besuchten mich Serenissimus. Die entoptischen Farbenversuche mit Herrn Dr. Boisserée durchgegangen. Mittag[197] Sulpiz Boisserée und Ulrike. Nach Tische über Malerey, ältere, neuere, auch über die Freskomalerey der Corneliusischen Schule zu Bonn und Coblenz, auch anderwärts. Wiederholung und Vermannigfaltigung der entoptischen Versuche.

30. Kunst und Alterthum gesondert, was mir und was Hofrath Meyern zugehört. Dr. Boisserée war nach Jena gefahren. Dr. Eckermann brachte die Conversation zur Sprache. Das Manuscript von Kunst und Alterthum V. Bandes 3. Heft bereitet. Eisfeld von Langensalza, ehmals in meinen Diensten, präsentirt sich und gibt Nachricht von dem Gedeihen seines wirthschaftlichen Unternehmens in seiner Vaterstadt Langensalza. Mittag Dr. Eckermann; über die Herausgabe der intendirten Unterhaltungen. Gegen Abend Professor Riemer. Wir besprachen die Gérardischen Porträte.

31. Nebenstehendes arrangirt: Herrn Frommann, Manuscript zu Kunst und Alterthum bis Ende des Aufsatzes: Kupferstiche, fol. ..... Aus dem Globe einen Theil der Recension meiner dramatischen Werke übersetzt. Kam Herr Boisserée aus dem römischen Hause, wo er einer Conferenz über die Jubiläumsmedaille beygewohnt hatte. Wir beschauten das Portefeuille Deutsche Kupferstiche und sonstiges. Er war nach Hof eingeladen. Zu Mittag mit Fräulein Ulriken allein. Verschiedene Concepte durchgesehen. Abends Herr Canzler[198] von Müller, Nachricht gebend von der Zeitschrift Le Catholique. Herr Dr. Sulpiz. Blieb bis spät.


Quelle:
Goethes Werke. Weimarer Ausgabe, III. Abteilung, Bd. 10, S. 187-199.
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