Mai.

[235] 1. Porträt der Frau von Humboldt durch Wach. Ledebour, russische Flora, der Bibliothek verehrt durch die Frau Großherzogin, ein merkwürdiges, meist neue Species darstellendes Werk. Oberaufsichtsgeschäfte beseitigt. Um 12 Uhr Frau von Wolzogen. Um halb 1 Uhr spazieren gefahren; vorher die neuen Einrichtungen in der untern Etage des Jägerhauses besehen. Mittag Hofrath Vogel. Nachher in den untern Garten.

2. Oberaufsichtliche Geschäfte abgeschlossen, wie nebensteht expedirt: Herrn Professor Göttling, mit den Tagebüchern, Jena. Herrn Hofrath Voigt, Jena. Rentamtmann Steiner, Verordnung in duplo. Rentamtmann Lange, Verordnung. An Großherzogliche Oberbaubehörde hier, Communicat. – Demoiselle Seidler und zwey Reisende von Cronach. Geh. Secretär Müller. Herr Staatsminister von Fritsch, Hofrath Soret und Prinz Carl, der junge Narischkin. Ein Elsasser zeigte das Modell einer Dampfmaschine vor; ein sehr complicirtes und schwer zu begreifendes Maschinenwerk. Mittags Ottilie. War ein Brief von meinem Sohn von Carlsruhe angekommen. In den untern Garten gefahren.[235]

3. Kam eine Sendung von Herrn Regierungsrath Meyer in Minden an. Röhrs kritische Prediger-Bibliothek, 11. Band 1. Heft, meinen Aufsatz über Krummachers Predigten enthaltend. Einiges Pompejanische. Ein morphologisches Heft von Dr. Schmidt, praktischer Arzt in Paderborn. Zu Tische Ottilie und Herr Soret. Sie waren glücklich über neue musikalische Einleitungen. Von Varnhagens Graf Zinzendorf, mit Neigung, gründlich, mit Mäßigung vorgetragen. Zu bedeutendem Nachdenken auffordernd. Mir besonders willkommen, da es mir die Träume und Legenden meiner Jugend wieder vorführt und auffrischt. Ihro Königliche Hoheit der Großherzog, wegen einiger Anstalten in Cromsdorf sprechend und Sonstiges verhandlend.

4. Varnhagens Zinzendorf fortgefahren. Kam eine Sendung von der Oberbaubehörde, Kirchners Angelegenheit betreffend. Einiges zu Pompeji. Das Leben Zinzendorfs hinausgelesen. Betrachtungen darüber aus dem höheren sittlichen und weltlichen Standpuncte. Ich speiste unten. Nach Tische botanische Betrachtungen in Bezug auf die Spiraltendenz. Abends Professor Riemer; gingen den Aufsatz über Pompeji durch. Rescript wegen des Locals der Gewerkschule. – Kaiserlicher Hoheit Frau Großherzogin, Verzeichniß eingegangener Bücher vom April. Geh.[236] Rath von Müller, das Schreiben des Herrn von Gagern zurück. Professor Riemer den eingeschlossenen Brief vom Regierungsrath Meyer.

5. Vorbereitungen den Tag im unteren Garten zuzubringen. Einiges beseitigt. Dr. Meyers und Sohn Ansuchen überlegt. Zeitig in den Garten. Die Collectanea über die Spiraltendenz der Pflanzen separirt und einigermaßen geordnet. Das neue Gartenplätzchen ward eingeleitet. Compter von Jena sprach zu und fragte nach. Die Frau Badeinspector Schütz. Sodann Herr Soret und der Prinz. Speiste für mich. Verfolgte die heute früh angestellten Betrachtungen. Ließ in der kleinen Anlage fortfahren. Kehrte spät nach Hause zurück und ging zeitig zu Bette. – Der Frau Großherzogin die monatliche Bücheranzeige. Herrn Geh. Rath von Müller, Brief von Gagern zurück. Herrn Hofrath Voigt das Briefchen von Dr. Meyer.

6. Oberaufsichtliche Geschäfte. Vorliegende Geschäfte durchgedacht, auch beseitigt. Einiges Poetische für Wendt ausgesucht; an Professor Riemer zu geben. Kirchnern eine Vergleichung der pompejanischen Area mit einem Theil von Wien aufgetragen. Anderes beseitigt. Frau Großherzogin hatte ihren heutigen Besuch ausgesetzt, wegen eines Frühstücks in Berka. Mittag für mich. Blieb in den oberen Regionen und hielt mich hauptsächlich[237] an botanische Betrachtungen. Das Wachsthum von Knoten zu Knoten. Sendung von Professor Weiß. Oberbaudirector Coudray. Zeigte ihm verschiedenes Neuangekommene vor. Von Holtei's schlesische Gedichte. Herr Advokat Haumann, empfohlen von Herrn Quetelet aus Brüssel. – Communicat an Großherzogliche Oberbaubehörde in duplo.

7. Brief von Zeltern von 1808, in die Correspondenz eine Abschrift eingefügt. Kleine Gedichte für Wendt, heute Abend an Professor Riemer zu geben. Fortgesetzte botanische Betrachtungen. Im Garten und Gartensälchen verweilend. Kolster hatte das Münzschränkchen gebracht; dessen Platz und Stellung mußte eingerichtet werden. Auch die Meduse ward aufgehängt. Speiste für mich. Herr Canzler von Müller. Das Gespräch kam auf die Streitigkeiten Cuviers mit St. Hilaire und überhaupt auf den Unterschied der stationären und progressiven Naturbetrachtung. Herr Professor Riemer. Den Abschluß des Aufsatzes für Wien durchgegangen. Demselben einiges für den Leipziger Musenalmanach mitgetheilt.

8. Dem Ritter Lawrence sein französisches Manuscript zurückgeschickt. John fing an den Aufsatz über Pompeji abzuschreiben. Ich beschäftigte mich mit Fortsetzungen und Vorbereitungen. Kirchner brachte die vergleichende Messung von Pompeji[238] mit einem Wiener Local. Um 12 Uhr die Frau Großherzogin. Zu Mittag Hofrath Vogel. Mit demselben von einem wunderlichen Jenaischen Duellfall und der Behandlung des Verwundeten gesprochen. Wegen Beobachtung des Barometers in Bezug auf Krankheits-Exacerbationen und sonst einige Abrede genommen. Der Pole Kozmian. Unterhaltung von französischer neuster Litteratur. Der Brüsseler Advokat Haumann, zur Benthamischen Lehre geneigt. Zinzendorfs Biographie wieder durchdacht. Schema des morgen Bevorstehenden. John fuhr fort, den Aufsatz für Wien abzuschreiben. Ich übersah die Berechnungen Kirchners nochmals.

9. Abschrift jenes Aufsatzes abgeschlossen. Dieselbe an Hofrath Meyer gesendet. Ein Brief von meinem Sohn aus Basel kam an. Verschiedene Briefconcepte vorgearbeitet. Die Singstunde war dießmal bey Ottilien. Die bißherigen Blätter vom Globe und Temps waren bis Ende April rangirt und zum Einheften vorbereitet. Einiges Botanische fortbewegt. Seltsamer Contrast eines niedern Barometerstandes, bedeckten Himmels und Ostwinds, zur Verzweiflung dessen, der die Regel befolgt sehen möchte. Mittags Ottilie. Einige Portefeuilles durchgesehen. Gegen Abend Herr Canzler. Herr Des Voeux von der englischen Gesandtschaft aus London war angekommen.[239]Herrn Hofrath Meyer, pompejanischer Aufsatz.

10. Einiges zu dem pompejanischen Aufsatze. Herr Geh. Hofrath von Otto, im Namen der Frau Großfürstin, Concept eines Schreibens verlangt. Ausfertigung desselben. Herr Deveux, nach Constantinopel reisend. Herr Hofrath Meyer speiste mit mir. Ich besprach mit ihm jenen pompejanischen Aufsatz, ingleichen eine Geschichte der Kupferstecherkunst. Nachher sah ich vor mich das Portefeuille der Kupfer des 16. Jahrhunderts. – Herrn Cammerherrn von Goethe nach Mayland. Herrn Oberbaudirector Coudray, Einladung auf morgen.

11. Nebenstehendes abgeschlossen und ausgefertigt: Herrn Collegienrath von Otto, mit einem Concept für Ihro Kaiserliche Hoheit die Frau Großherzogin. – Nachtrag zu dem Pompejanischen. Sonstiges beseitigt. Fuhr in den untern Garten. Verweilte daselbst bis gegen 2 Uhr. Mittag für mich. Später kam Wölfchen, der mit der Mutter und Herrn Deveux in Berka gewesen war. Herr Canzler von Müller. Sodann Professor Riemer; da wir denn, was an der Zahnischen Recension noch zu erinnern war, noch beseitigten. Besprachen die an Herrn Wendt zu sendenden kleinen Gedichte.

12. Nebenstehendes: Wegebauinspector Goetze, wegen der Saalkiesel. Geh. Rath von Müller,[240] wegen der Wichmannischen Angelegenheit. Varnhagen von Ense, seinen Zinzendorf betreffend. Herrn Professor Riemer, das vollkommen ajustirte Manuscript wegen Zahn. – Dr. Stickel, Orientalist, von Paris kommend, Schüler von Sylvestre de Sacy. Manches Angenehme und Unterrichtende von dort bringend. Herr Geh. Hofrath Helbig, die Angelegenheiten Prellers, welcher mit Gräfin Egloffstein nach Neapel zu gehen wünscht. Ferner die rothblühende Vicia Faba versprechend. Brief von meinem Sohn aus Lausanne. Das Tagebuch vom 1. May bis 4. ej., von Basel bis Lausanne enthaltend. Mittags Herr Oberbaudirector Coudray, Hofrath Soret, und Ottilie. Nach Tische allein. Ordnung der Kupferstiche und Zeichnungen befördernd.

13. Briefe concipirt. Kräuter trug die neueingegangenen Werke in den Catalog. Cammerconsulent Schnauß, das Umständlichere von dem Tod des jungen Mylius zu Triest erzählend. Um 12 Uhr Frau Großherzogin. Mittags mit Ottilien. Allerley gesellige Verhältnisse auf Bezüge mit Fremden besprochen. Demoiselle Seidler, wegen Eröffnung des Ateliers. Später Ihro Hoheit der Großherzog. Fortgesetzte Betrachtung von Kupferstichen, besonders: Desnoyers.

14. Nebenstehendes: Herrn Heinrich Mylius nach[241] Mayland, Einschluß: Herrn Cammerherrn von Goethe. – Anderes eingeleitet und beseitigt. Gegen Mittag mit Oberbaudirector Coudray nach dem untern Garten gefahren. Daselbst wegen der Mosaik am Eingang verhandelt. Er speiste daselbst mit mir. Wir besprachen manches die vorseyenden Geschäfte betreffend. Fuhren zurück um 5 Uhr. NB. Hatten vorher die Blumenausstellung im Schießhaus gesehen. Abends Professor Riemer. Die Recension von Zahns Heften abgeschlossen.

15. Eingetragen, vorgeschoben und manches bedacht. An Oberbaudirector Coudray die Doubletten der französischen Profile, auch den porphyrnen Diskus. Heinrich Müller zeigte einige Porträte vor, seinen Abgang nach Eisenach anmeldend. John fing an einige Zeichnungen zu stempeln. Mittag Frau Gräfin, Frau von Pogwisch, Fräulein Ulrike und Hofrath Vogel. Wurden die französischen Medaillons nach Tische vorgezeigt. Vor Tische war ich ausgefahren auf Oberweimar und ging von da die Straße her nach meinem Garten zu. Herr Canzler von Müller, Descrizione del Cimitero di Bologna, ingleichen Descrizione delle Pitture del Campo Santo di Pisa mittheilend. Sodann kam die Berliner Berichtigung im Namen des Herrn Niethammers zur Sprache, worüber viel hin und wieder gesprochen[242] wurde in Gegenwart Hofrath Meyers, welcher dazu kam. Später für mich. Obige italiänische Büchlein durchsehend.

16. Nebenstehendes: An Herrn Buchhändler Wilmans, Vorrede zu Schillers Leben von Carlyle, Frankfurt a. M. An Herrn von Deinhardstein, Anzeige von Zahns pompejanischen Heften, nach Wien. Herrn von Deinhardstein, Brief dahin. Herrn Geh. Legationsrath Varnhagen von Ense, mit Einlage von der Frau Großherzogin, Berlin. – Einiges in oberaufsichtlichen Geschäften beseitigt. Mit Rinaldo Vulpius die vorliegenden Häuslichkeiten besprochen. John fuhr fort Zeichnungen und Kupferstiche zu stempeln. Mittag mit Ottilien. Nachher die botanischen Angelegenheiten vorgenommen. Besuch von Herrn von Quandt. James Tod, Annals of Rajast'han.

17. Damit fortgefahren. Nebenstehendes expedirt: Communicat an das Hofmarschallamt. Deßgleichen an die Oberbaubehörde. Billet an Helbig, wegen Kaisers Personalien. – John fuhr fort zu stempeln. Hirts Kunstbemerkungen über Dresden und Prag. Rousseau's botanische Fragmente. Hernani zu lesen angefangen. Ein Wiener Handelsmann Namens Neustädter. Zu Mittag Herr von Quandt, von Müller, Meyer, Coudray, Vogel und Riemer. Blieben bis gegen[243] Abend. Riemer zuletzt. Einiges in den Kupferstichen eingeordnet.

18. Rousseau's botanische Briefe. Nebenstehendes: An Hoffmann, Verordnung wegen der Rentamtmannswittwe Müller. – Die Kiste mit Kaisers Bild war gepackt. Ich fuhr in untern Garten, speiste daselbst. Las den kleinen Nachtrag zur Schilderung von Paris. Bedachte mir anderes. Um 5 Uhr in die Stadt. Professor Riemer. Wir gingen No. 1 des Nachtrags zur Metamorphose durch. Beriethen einiges.

19. Rousseau's botanische Bemühungen. John mundirte. Einiges mit Schuchardt. Buchbinder Bauer brachte einiges Gearbeitete. Herr von Reutern nach Livland gehend. Wir besprachen seine farbigen Zeichnungen. Speiste mit Ottilien. Nach Tische kam Herr Soret, mit welchem ich den Anfang seiner Übersetzung der Metamorphose durchging. Hofrath Meyer. Notirte seine Beurtheilungen indessen über die neusten Kupferstiche.

20. Fortsetzung der ersten Nummer des Anhangs. Entwurfschreiben an Herrn Canzler für München. Ihro Königliche Hoheit die Frau Großherzogin. Zeigte derselben die von Reuterischen Zeichnungen vor. Kamen drey Kisten an, von Boisserée, Quandt und Beuth. Mittag mit Ottilien. Nach Tische die Kisten eröffnet. Den Telephus leider[244] beschädigt gefunden. Herr Canzler von Müller. Über das Dresdner Heft. Herrn von Quandts Gegenwart. Gräfin Julie Aufenthalt in Rom. Münchner Anforderung wegen der Berliner Berichtigung.

21. Nebenstehendes: Ihro Kaiserlichen Hoheit das letzte Journal Kirchners. An Herrn Hofrath Soret sieben Exemplare des Dresdner Heftes. An Herrn Canzler von Müller, Vorschlag zu einer Antwort nach München. – Demoiselle Seidler brachte ihr großes Bild für die Dresdner Ausstellung bestimmt. Schuchardt fuhr fort Ordnung in den Zeichnungen zu machen. Die rothblühende Vicia Faba war angekommen und wurde gleich der Erde vertraut. Mitgesendete schon fast einen Fuß lange Pflanzen zeigten bestrittene Behauptung ganz deutlich und wurden wieder in die Erde gesetzt. Mittag Felix Mendelssohn und Fräulein Ulrike. Spielte derselbe nachher auf dem Flügel, die Musik wurde bey der Theegesellschaft fortgeführt.

22. Einiges Oberaufsichtliche. Schulrath ...... von Königsberg. Nähere Betrachtungen über Rousseau's botanische Studien fortgesetzt. Um 12 Uhr kurze Spazierfahrt. Um 1 Uhr Großherzog Königliche Hoheit. Sodann Herr von Reutern; mit demselben über sein schönes Talent gesprochen. Reichthum und schickliche Bedeutsamkeit der Vordergründe[245] empfohlen. Mittags die Herren Vogel, Gille, Felix und Fräulein Ulrike. Nach Tische Hofrath Meyer. Die von Reuterischen Zeichnungen vorgewiesen und besprochen. Später Geh. Rath von Müller.

23. Rousseau's Botanik. Nebenstehendes: Billet an Schmeller, wegen Felix Mendelssohn. Deßgleichen an Herrn Professor Riemer, wegen Rousseau's Botanik. – Ordnung unter den Kupferstichen weiter fortgesetzt. Mittags Fräulein Ulrike, Felix Mendelssohn und die Kinder. Herr von Conta, einiges Freundliche von Cassel bringend. Abends im Garten.

24. Nebenstehendes: Herrn Hofrath Hirt in Berlin. Herrn Hofrath Quetelet, Brüssel. – Fortgesetzte Botanica. Herr Geh. Hofrath Helbig Abschied nehmend und wegen Prellers Aufenthalt in Italien einiges besprechend. Ich hatte gebadet. Felix Mendelssohn gab einige musikalische historische Exhibitionen auf dem Piano. Mittags Felix Mendelssohn. Nach Tische allein. Abends Gesellschaft, wobey Felix auf dem Piano spielte.

25. An Schuchardt dictirt. John reparirte die von Berlin angekommenen Gipsbilder. Herr Geh. Hofrath Helbig. Dann einiges dictirt. Ein Brief von meinem Sohn aus Mayland kam an. Ingleichen mehrere Sendungen, aus England[246] und sonst her. Auch ein Brief von Schlosser mit Ansichten der Heidelberger Gegend. Um 12 Uhr Frau von Wolzogen. Mittags Felix und die Familie. Mit demselben einige Gespräche über Musik und bildende Kunst. Er hatte mir früh Symphonien von Haydn und Mozart vorgespielt, auch über die neusten Pianospieler gute Nachricht gegeben. Abends Theegesellschaft. Felix ließ sich auf dem Piano hören.

26. Einige Concepte dictirt. John schrieb No. I. des botanischen Anhangs zu Ende. Herr von Reutern Abschied nehmend. Schreiben von Herrn und Frau von Cotta. Felix Mendelssohn und die Familie zu Tische, wozu Herr Hofrath Soret kam. Felix producirte eine Ouvertüre von Weber und eine kleine heitre Composition. Abends großer Thee, Musik, große Symphonie von Beethoven. – Herrn Professor Göttling zwey Werke gesendet.

27. Nebenstehendes: Herrn von Quandt nach Dresden. An Mademoiselle Seidler, mit fünf Exemplaren der Dresdner Kupferwerke. – Verschiedene Concepte. Sendung von Herrn von Varnhagen. Ordnung gemacht. Halb 1 Uhr Frau Großherzogin. Ich besorgte noch einiges in den letzten Zimmern. Mittags Felix Mendelssohn und die Familie. Auch Fräulein Jenny. Nach Tische besahen wir das eine Portefeuille[247] der Porträte. Abends Herr Oberbaudirector Coudray und Geh. Rath von Müller. Felix spielte einiges. Wir hatten vorher das Portefeuille Poussin und Claude angesehen, woran erstgenannter besondere Zufriedenheit bewies.

28. Nebenstehendes: Herrn Dr. Schlosser nach Frankfurt am Mayn. – Denkwürdigkeiten Benjamin Erhards von Varnhagen von Ense. Wunderlicher Blick in die achtziger und neunziger Jahre. Einiges Botanische. Hofrath Vogel über verschiedene Fälle der polizeylichen Medicin. Mittag Felix Mendelssohn und die Familie, außer Walthern, der in Berka war. Blieb für mich in botanischen Betrachtungen. Abends Professor Riemer. Wir gingen die hierauf bezüglichen Confessionen durch. Von 7 Uhr an spielte Felix manche interessante Sachen, welche ihre Meister bezeichneten. Ich las das französische Werklein La Confession mit Bedacht und ward an Diderot und seine Verdienste erinnert. 29. Schuchardt catalogirte die Poussins und Glaubers. Dictirte Concepte verschiedensten Inhalts. Fertigte Nebenstehendes aus: An Herrn Hofrath Meyer nach Belvedere, mit einem Exemplar von Erhards Hinterlassenschaft. An Cammercontroleur Hoffmann, die Erinnerungen gegen die Hauptkasserechnung. – Einiges vorbereitet. Schuchardt hatte auch die aufgezogenen Holzschnitte[248] eingeliefert. Mittag der Engländer Herr ...... Felix, interessante Unterhaltung. Gegen Abend Herr Geh. Rath von Müller, einen Franzosen Namens ...... auf morgen ankündigend. Abends für mich.

30. Einige Concepte. Erhards Verlassenschaft. Herr Kanzler von Müller mit dem Angemeldeten. Herr Geh. Rath Beuth. Unterhaltung mit demselben über manches Technische, besonders die Erzgießerey. Speiste derselbe mit uns. Ging einige Stunden spazieren und kehrte dann zurück. Herr Oberbaudirector Coudray kam dazu. Die große neuanzulegende Chaussée ward durchgesprochen; Obrist von Pfeil, merkwürdiger Mann, erwähnt, dessen Talent die Menschen zu solchen Arbeiten zu versammeln und zu beherrschen ruhmvoll detaillirt wurde. Blieb zum Abendessen und nahm Abschied.

31. De l'histoire de la Poésie par Ampère, treffliche Arbeit. Er hatte diesen Diskurs in Marseille vorgelesen zu Eröffnung des Cursus über die Geschichte der Poesie überhaupt. Nebenstehendes: Herrn Dr. S. Boisseree nach München. – Concept Berichts wegen Preller. Dr. Stickel, das Bildniß von Sylvestre de Sacy verehrend. Herr Professor Göttling. Derselbe speiste Mittags mit. Ingleichen Felix. Nach Tische Herr Frommann der Ältere. Herr Soret. Beyde gingen bald. Felix trug bedeutende Stücke, ältere, neuere,[249] auch von ihm selbst componirte, vor. Madame Frommann und Alwine. Ottilie und Felix gingen später in die Oper. Oben benannten Gästen und Freunden hatte ich die französischen Medaillons vorgelegt. Erinnerung an einen biographischen Catalog. Abends Herr Soret. Ich ging mit ihm die Notata durch zu seiner Übersetzung.


Quelle:
Goethes Werke. Weimarer Ausgabe, III. Abteilung, Bd. 12, S. 235-250.
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