Dritter Auftritt.

[26] Truffaldino, nachher Beatrice.


TRUFFALDINO. Das war klug, daß er sagte, ich sollte mir zu essen geben lassen. Nun bin ich mit ihm einerlei Meinung. Wenn er nicht essen will, so mag er es bleiben lassen; meine Natur ist nicht ans Fasten gewöhnt. Ich will diese Sachen weglegen, und dann gleich zu Tische. – Er will in Florindos Zimmer rechterhand gehen.

BEATRICE aus der Mitte. He, Truffaldino!

TRUFFALDINO. Potz Wetter! –

BEATRICE. Hat dir Herr Pandolfo einen Beutel mit 200 Dukaten gegeben?

TRUFFALDINO. Ja, er hat mir einen gegeben.

BEATRICE. Warum bringst du mir ihn nicht?

TRUFFALDINO. Ja – gehört er denn Ihnen?

BEATRICE. Ob er mir gehört? Was sagte er dir, als er dir das Geld gab?

TRUFFALDINO. Er sagte, ich sollte es meinem Herrn geben.

BEATRICE. Nun, Narr! wer ist denn dein Herr?

TRUFFALDINO. Ja, Ihro Gnaden – es gibt manche Dinge, die man schwerlich beantworten kann, wenn man auch ein Gelehrter ist, und ich –

BEATRICE. Schweig, Erznarr! und gib mir den Beutel.

TRUFFALDINO. Aufzuwarten! Gibt den Beutel.

BEATRICE. Ist das Geld richtig?

TRUFFALDINO. Ich hab' es nicht angerührt.

BEATRICE für sich. Ich will es doch nachher zählen.

TRUFFALDINO für sich. Der Blitzbeutel hätte beinahe die ganze Karte verraten.[26]

BEATRICE. Sag' dem Wirt, daß diesen Mittag ein guter Freund bei mir speisen wird.

TRUFFALDINO. Wie wollen Sie bedient sein? Wieviel Gerichte befehlen Sie?

BEATRICE. Herr Pandolfo ist kein Mann von Umständen. Fünf oder sechs Gerichte, aber etwas Gutes.

TRUFFALDINO. Wollen Sie mir die Anordnung überlassen?

BEATRICE. Meinetwegen; aber mache, daß du Ehre einlegst. Ich hole den Freund ab; wenn ich wiederkomme, muß alles in Ordnung sein.

TRUFFALDINO. Ich will meine Sache schon machen.

BEATRICE. Da, leg' dies Papier in den Koffer. Nimm es ja in acht! es ist ein Wechsel von 5000 Dukaten.

TRUFFALDINO. Aufzuwarten!

BEATRICE. Die Dose trag' zu einem Goldschmied, sie ist etwas beschädigt. Gibt ihm eine Dose.

TRUFFALDINO. Aufzuwarten! Er steckt sie ein.

BEATRICE für sich, im Abgehen. Ich wollte, daß ich mein Geheimnis Rosaura hätte verbergen können.


Quelle:
Goldoni, Carlo: Der Diener zweier Herren. Halle a. d. S. [o. J.], S. 26-27.
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Der Diener zweier Herren
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Diener zweier Herren. Nach der Komödie von Carlo Goldoni