Siebenter Auftritt.

[28] Bärbchen. Suschen. Greif. In der Bude.


SUSCHEN ihr entgegen hüpfend. He, Bärbchen, Bärbchen! Trifft man dich hier an?

BÄRBCHEN. Warum? Hat Lukas nach mir gefragt?

SUSCHEN. Lukas? Lukas fragt heute viel nach dir. Er ist zum Weine. Ich habe dich gesucht, ich!

BÄRBCHEN. Nun, Naseweiß![28]

SUSCHEN ihr eine Puppe zeigend. Da! Sieh! Meinen Jahrmarkt! Freue dich doch mit mir!

BÄRBCHEN. Pfuy! So ein großes Mädchen, und noch mit Puppen zu spielen!

SUSCHEN. Soll ich denn nichts zu spielen haben, wenn du den ganzen Tag mit Lukas schäkerst? Wie neidisch!

BÄRBCHEN. Wie abgeschmackt?

SUSCHEN. Und weißt du, wie der Kerl heißt? – Lukas.

BÄRBCHEN. Ha! Der hat ihn dir geschenkt.

SUSCHEN. Ja, es hat sich. Selbst gekauft hab' ich ihn, aus meinem Beutel gekauft.

BÄRBCHEN. Du?

SUSCHEN. Und noch Geld übrig behalten. Da, sieh!

BÄRBCHEN. Mädchen, wie kömmst du zum Gelde?

SUSCHEN. Ich hab's verdient. Rath' einmal, wie?

BÄRBCHEN. Ich mag nicht.[29]

SUSCHEN. Es ist heute des Vaters Geburtstag.

BÄRBCHEN. Heute?

SUSCHEN. Und da schlich ich mich an sein Bette, als er noch im Morgenschlafe lag, und sang ihn mit einem Liedchen an, das mich meine Pathe, die Frau Pfarrerinn, gelehrt hat.

BÄRBCHEN. Laß doch hören!

SUSCHEN.

Schlaf immerhin am Abend deines Lebens!

Dir gab die gütige Natur

Den Hang zur Ruhe nicht vergebens;

Drum schlafe, Vater, schlafe nun.


Ganz hast du sie, des Tages Last getragen;

Genieße deines Lohnes nun!

Es ist so reizend, sich zu sagen:

Ach, endlich kann ich sorglos ruhn!


Das klingt anders, als des Herrn Kantors Stückchen. Nicht wahr?[30]

DORCHEN in Gedanken. Daß ich nicht an den Geburtstag gedacht habe!

SUSCHEN. Woran kannst denn du jetzt denken? Läufst, sobald du aus dem Bette bist, zu Lukas Mutter, und kömmst nicht eher wieder, bis du zu Bette gehst. Der arme Vater! Wenn er mich nicht hätte! Ich will auch bey ihm bleiben. Ich will unter den ersten zehn Jahren nicht freyen. Leb wohl, Schwester! Der Vater hat meinen Lukas noch nicht gesehen. Das ist ein Kerl! So einen Schnurrbart kriegt dir deiner sein Lebtag nicht. Itsch! Etsch! Geht ab.

BÄRBCHEN für sich. Wie ich's nun anfange, daß der Vater meine Vergessenheit nicht übel nimmt? Mit einem Glückwunsch nachgeschlichen kommen, läßt so dumm – ich will Mutter Even fragen. Will in Gedanken ab.[31]


Quelle:
Georg Anton Benda: Der Dorfjahrmarkt. Leipzig 1778, S. 28-32.
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