Achter Auftritt.

[32] Der Lieutenant. Bärbchen. Greif in der Bude.


DER LIEUTENANT ihr in den Weg tretend. Wohin, Mädchen?

BÄRBCHEN schmollend. Dorthin. Indem sie den Hut versteckt.

DER LIEUTENANT faßt sie bey der rechten Hand, und läßt sie die ganze Scene durch nicht los. Halt! so kömmst du nicht vorbey. Ich will nicht umsonst alles durchstänkert und umgerannt haben.

BÄRBCHEN will sich losreißen. Herr, ich muß fort.

DER LIEUTENANT. Erst mich angehört!

BÄRBCHEN. Was hätten denn Er und ich mit einander auszumachen?

DER LIEUTENANT. Sehr viel. Wenn du nur wolltest, wildes Ding!

BÄRBCHEN wie vorhin. Ich will fort.

DER LIEUTENANT. Und ich laß dich nicht fort.[32]

BÄRBCHEN drohend. Herr Lieutenant, es läuft nicht gut ab.

DER LIEUTENANT. Das ist meine Sorge. Ein seidnes Tuch und eine Perlenschnur zeigend. Sieh einmal, Bärbchen! siehst du?

BÄRBCHEN. Ich bin nicht blind.

DER LIEUTENANT. Es soll für meine Schöne. Ists nicht hübsch?

BÄRBCHEN. Wenn seine Schöne nicht hübscher ist!

DER LIEUTENANT. Wie verstehst du das?

BÄRBCHEN. Daß es für ein Fräulein ein verzweifelt kahles Geschenk ist.

DER LIEUTENANT. Wer denkt's denn einem Fräulein zu?

BÄRBCHEN. Er selbst.

DER LIEUTENANT. Für meine Schöne soll's. Da, nimm!

BÄRBCHEN. Vexir'er mich nicht, Herr!

DER LIEUTENANT. Was wird's?

BÄRBCHEN. Ich hätte den Gukuk von seiner Schönen und von seinen Geschenken. – Will[33] sich wieder losreißen. Auh! Er verrenkt mir die Hand.

DER LIEUTENANT. Mädchen! werde doch Einmal gescheut!

BÄRBCHEN. Hm! ich möchte wissen, wer von uns beiden der größte Narr wäre.

DER LIEUTENANT. Sachte! sachte! Ein bischen höflicher! Immer mit der Thür ins Haus.

BÄRBCHEN. Losgelassen, oder es kömmt noch toller!

DER LIEUTENANT. Laß mich erst sehen, was du vor mir versteckst!

BÄRBCHEN fährt ihm mit dem Hut unter die Nase. Da! Riech dran!

DER LIEUTENANT. Haha! Gewiß für Musche Lukas?

BÄRBCHEN. Es kann seyn.

DER LIEUTENANT. Wir wollen tauschen. Nimm du das, und gieb mir den Hut.

BÄRBCHEN. Immerhin.

DER LIEUTENANT. Aber einen Kuß in den[34] Tausch! Er küßt sie, sie schlägt ihn mit dem Hute, und lacht aus vollem Halse.

DER LIEUTENANT. Ah! noch Einen zur Strafe! Küßt sie wieder; sie schreyt, will sich wehren, läßt den Hut fallen, und wird doch geküßt.


Quelle:
Georg Anton Benda: Der Dorfjahrmarkt. Leipzig 1778, S. 32-35.
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