Neunter Auftritt.

[35] Lukas. Vom Wein erhitzt. Die Vorigen.


LUKAS der das letztere von weitem mit angesehen hat. Ein feines Spielchen! Habt ihr das mehr probirt?

BÄRBCHEN. Ih Lukas! Du hier? und stehst mir nicht bey?

DER LIEUTENANT. Wo führt dich denn der Henker her, Kerl?

LUKAS wild. Blitz! über den Herrn Lieutenant! Ich will ihn bekerlen. Ich will ihn die Bauermädchen küssen lehren. Will auf ihn los.

DER LIEUTENANT die Hand an den Degen. Untersteh dich![35]

BÄRBCHEN Lukas zurückhaltend. Laß ihn gehen, Lukas! Ich bitte dich.

LUKAS. Was? Du hilfst ihm über? Du bist mir die Rechte. Hatt' ich dir nicht verboten, dich mit ihm einzulassen?

BÄRBCHEN. Wenn er mich aber anpackt –

LUKAS nachsprechend. Anpackt! anpackt! und zerherzt und zerküßt! Und du dich halbtodt darüber lachst! Unverschämte!

BÄRBCHEN nach einer kleinen Pause sich ihm erschrocken nähernd. Lukas, ist das dein Ernst?

LUKAS. Drey Schritte vom Leibe!

BÄRBCHEN. Lukas!

LUKAS. Hab' ich den Spektakel nicht mit Augen gesehen? Und wär' ich nicht just dazu gekommen, wer weiß, was –

BÄRBCHEN schmeichelnd. Lieber Lukas, willst du mich wohl anhören?

LUKAS. Halt's Maul!

DER LIEUTENANT für sich. Vortreflich! Stellt sich seitwärts, um das Ende des Zanks abzuwarten.

BÄRBCHEN. Du bist betrunken –[36]

LUKAS. Den Teufel bin ich's! Ich habe gesehn, ich habe gehört.

BÄRBCHEN nimmt den Hut auf, stäubt ihn ab, und nähert sich wieder mit Vertraulichkeit. Sieh einmal, Alter, was ich dir für einen schönen Hut zur Hochzeit gekauft habe!

Lukas reißt ihr den Hut aus der Hand, wirft ihn hin, und tritt darauf.


BÄRBCHEN empfindlich. Deinen Bräutigamshut!

LUKAS knirschend. Bräutigamshut! Tritt noch einmal darauf.

BÄRBCHEN weinend. Nein, das ist zu arg! Schon gut! Ich will's dem Vater klagen, wie du mit mir und meinem Geschenk umgehst.

LUKAS. Schon gut! Heule nur! Stell dich an, wie du willst! Klag's dem Vater, klag's! Ich frage nicht so viel darnach – Ein Schnippchen schlagend. Es ist aus mit uns.

[37] Duett.


LUKAS.

Glaubest du mit Schmeicheleyen,

Süßen Blicken und Geschenken,

Falsche, mich zu hintergehn?

BÄRBCHEN.

Kannst du das von Bärbchen denken?

Kannst du mich so schmerzlich kränken?

Kannst du meine Thränen sehn?

LUKAS.

Mich, der dich so herzlich liebte,

Falsche, mich zu hintergehn!

BÄRBCHEN.

Mich, die dich noch nie betrübte,

Mich durch den Verdacht zu schmähn!

LUKAS.

Nie verdient' ich das an dir.

BÄRBCHEN.

Nie verfuhrst du so mit mir.

LUKAS.

Geh nur! Bald soll dich's gereuen.

Geh nur, geh! ich kenne dich.[38]

BÄRBCHEN.

Dennoch will ich dir verzeihen.

Lukas! ach, nur höre mich!


Lukas geht im Zorn ab, Bärbchen voll Verzweiflung nach; er kehrt sich um, stößt sie zurück, und nimmt einen andern Weg.


Quelle:
Georg Anton Benda: Der Dorfjahrmarkt. Leipzig 1778, S. 35-39.
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