564. Die Sage von der Steklenburg.659

[513] An der Mitternachtseite des Harzgebirges, zwei Stunden von Quedlinburg, liegen noch heute die Ruinen der alten Steklenburg, aus Mauerfragmenten und einem alten morschen Thurme bestehend. Die Besitzer derselben waren dem Stifte Quedlinburg zinspflichtig, allein im Jahre 1211 suchte sich einer derselben dieser Verpflichtung zu entziehen. Da er auf gütlichem Wege die Entrichtung des Zinses verweigerte, that ihn der Bischof von Halberstadt in den Bann, aber er ließ sich das wenig kümmern, zahlte ihn nicht und lebte nach seiner Weise fort, weil er sich hinter seinen starken Mauern sicher wußte. Alle Ermahnungen seiner frommen Gemahlin und[513] seines Burgkaplans fruchteten nichts. So saß er einst mit Letzterem beim Essen, spottete des Bannes und leerte sogar einen Becher Wein auf die Gesundheit des Halberstädter Bischofs, da strafte den wilden Mann die rächende Hand des Himmels: todt fiel er zur Erde. Nach einer alten Chronik ist die Begebenheit im Jahre 1204 geschehen, der Ritter von Steklenburg in einer wüsten Kirche begraben worden und seine Frau und Kinder ihm bald darauf von der Pest weggerafft gefolgt.660

659

S. Gottschalk, Ritterburgen Bd. V. S. 273 etc. Poetisch behandelt von Ziehnert Bd. III. S. 157.

660

S. Abel, Chronik S. 495.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 1, Glogau 1868/71, S. 513-514.
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