623. Das Denkmal zu Zorge.734

[581] An der Kirchmauer des Hospitals St. Cyriaci genannt, finden sich acht Kreuze von rothem Sandstein, so durch das Zeitalter nunmehr gelb geworden sind, welche vielleicht nicht Jeder so genau betrachtet hat. Oben in der Höhe unter dem Schieferdache knieet ein Priester in seinem Priesterrock, den Kelch in der rechten Hand gen Himmel haltend. Es bedeutet dieses Bild aber Folgendes. Es ist einst in vorigen Zeiten des Papstthums gleich als der Priester vor dem Altar stehend seinen Eingepfarrten, welche damals als Communicanten um den Altar herumgegangen, das heilige Nachtmahl gereichet, ein stark sausendes und brausendes Donnerwetter, darauf ein heftiger Wolkenbruch und daraus eine große und ungeheure Wasserfluth entstanden, welche den Priester sammt den Communicanten und Gebäuden mit sich hinweggeführt, deswegen zu stetem Andenken und Erinnerung allen Vorübergehenden die Kreuze an gemeldeter Kirche nach Anzahl der Personen, so viele ihrer ersoffen, eingemauert, jetzt noch zu sehen sind. Die Kirchenglocken hat man etliche Wochen hernach, nachdem die Wasserfluth vergangen, welche dieselben mit sich fortgetrieben, so durch eine Sau ausgewühlt und ausgegraben wurden, in dem Erdmoraste wieder gefunden, daher dieselbe Gegend die Saugrube genannt worden ist.

734

S. Behrens S. 119.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 1, Glogau 1868/71, S. 581.
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