111. Die hohen Bäume auf dem Brauhausberge.162

[107] Von welcher Seite man sich auch Potsdam nähert, so sind es zuerst die hohen, dunkeln Kiefern, welche sich auf dem Gipfel des Brauhausberges über die helleren Laubbäume und das Gebüsch an ihren Füßen erheben, die verkünden, daß man sich den freundlichen, blühenden Fluren an den Ufern der blauen Havel nähert. Mit diesen Bäumen soll es folgende Bewandniß haben.

Ein vornehmer, um's Jahr 1840 noch lebender Mann ist einmal in einer dunklen Neujahrsnacht Mitternacht von einer Reise über Nedlitz her nach Hause gekommen. Es war kalt und stürmisch, unter den Buchen im Schragen aber ist es ihm ganz still und unheimlich gewesen. Auf dem Kreuzwege in dem Wäldchen hat er dann sonderbare Stimmen gehört, aber Niemand sehen können, weil es so finster war, und verstehen konnte er sie auch nicht recht. Wie er nun näher hinzutrat, vernahm er, daß eine Stimme sagte: so lange noch dreizehn von den alten hohen Kiefern auf dem Brauhausberge stehen, wird die Stadt kein Unglück treffen, dann aber ... In dem Augenblicke hat es zwölf geschlagen, dann wunderlich um ihn her gerauscht und gehuscht, und der Ostwind hat die Zweige der alten Buchen geschüttelt, so daß der Reif hörbar auf die starren welken Blätter am Boden gefallen ist.

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Nach Reinhard S. 225.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 1, Glogau 1868/71, S. 107.
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